Donnerstag, 23. März 2017

Mehr noch

Das ist mehr/
Hinter der Schattenwand/
Dem Echo des Universums/
Zwischen Gefühl und Verstand/

Prinzipien in unzähligen Formen/
Und körperlose Normen/

Jemand ruft meinen Namen zwischen Wachen und Traum/
Den Kindheitsnamen, über Wasserpfützen in jenem Zwielicht/
Das malerisch und natürlich zugleich durchbricht/
Einen unfassbaren Raum/

Und da ist immer mehr noch/
Ja, dort, dahinter.


Mittwoch, 22. März 2017

Alles fließt

Alles fließt zusammen/
Der erste Kuss, der nicht der erste ist, aber wieder/
Besser noch ohne Tischplatte in den Rippen/
Der Geruch des Dojos der Shotokan Karate Kunst/
Über dem Paket des töchterlichen Tanzes/
Die Jazz-Elektronik-Musik in der Bobohütte/
Wie hieß diese italienische Jugendserie aus Kindertagen?
Und im Bewusstwerden des Alls ein Gefühl/
Vom guten, alten Monkey Island/
Und noch ein Bier/
So macht Sterblichkeit Spaß.

Politik von hinten

Also wollen sie, die selbst hohe Gehälter genießen/
Beschließen, das nächste Grüppchen auszuschließen/

Bist du neu in diesem Land/
Bestimmt den Notstand nicht die Not/
Sondern dein letztes Hemd in ihrer Hand/
Für ein bisschen täglich Brot/

„He, du armes Schwein!
Willst du Hilfe, zahl was ein.“/
So spottet der „Realpolitiker“ dann noch/
Das einzig reale an ihm/
Ist das Arschloch/

Für die Gesellschaft gibt es kaum Gewinn/
In den gemeinschaftlichen Finanzen/
Dennoch behauptet man, es wäre der Sinn des Ganzen/

Der wahre Sinn ist der Ausschluss der Einen/
Damit sich die Anderen besser fühlen/
Die sich nimmer g'spüren und vermeinen/
Es würde ihren Zorn schon kühlen/
Wenn des Volkes Rache nicht dem Arschloch/
Das den Mann des Volkes spielt/
Sondern irgendwelchen Unbekannten gilt/

Ein Asozialer, sozial den Asozialen/
Das wäre gerecht/
Nur eigene Nöte seien die wahren/
Die sie nicht kennen, wären nicht echt/
Überhaupt müsse man einfach nur sparen/

„Sparen wo man sparen kann!“/
Sagt der reiche/
Zu dem armen Mann/

„Nur nicht am Keller für die Leiche.“/
Flüstern die sauteuren Berater/
„Und für unsre Bühne gilt das gleiche.“/
Es braucht einen Ort/
Für das letzte, große Theater/

Also haben wir wieder etwas eingespart/
Und das Wahlvolk wird's schon fressen/
Fühlt sich im Sparschwein gut aufbewahrt/
Die Billigpresse ist da, es zu stressen/
Mit Bildgeschichten, die glauben lassen/
Man müsse die kleinen Schmarotzer hassen/
Damit die großen Schmarotzer neue Versprechungen/
Machen können, ihren Freunderln/
Ihren Beziehungen/
Mit dem Geld, das dann denen fehlt, die es brauchen/
Damit jene, die es nicht brauchen/
Es in der Zigarre rauchen/

Notstandshilfe/
Familienbeihilfe/
Oder Mindestsicherung/
Ihre Kürzungen sind die Versicherung/
Für das nächste Blasenplatzen/
Wir sparen uns deppert, dann zahlen wir drauf/
Mit einem noch größeren Batzen/

Das war das ganze Elend wert/
Das die Arschloch-Politik/
Wahllosen Armen beschert. 




Mittwoch, 15. März 2017

Frühling 2017

Völle den ersten Blüten im Wind!
Und niemals satt/
Unter den Tüchern lacht ein Kind/
Da trudelt ein schönes Blütenblatt/
Das der Augenblick getragen hat/
Durch die Stille der Unendlichkeit/

Alle Leere ewig füllend/
Ist der Hauch dessen was gewesen/
Nichts droht, jeden Sinn verhüllend/
Doch immer noch lässt die Spur sich lesen/
Die jedes Sein hinterlässt dem All/
Hier ist etwas, gewesen für immer/
Und dieses Lachen ist der Fall/

Und dieser Frühling ist wie immer/
So neu wie die erste Erinnerung/
An den ersten Frühling.

Dort endet die Gleichung/
Das Paradoxon des Seins ist seine Quelle/
Des Zweifels zumindest/
Meins.


Dienstag, 14. März 2017

Kopftuch und AKP-Auftrittsverbote: Recht, aber Unsinn

Zwei Fälle beschäftigen derzeit den Europäischen Gerichtshof. Die amerikanische Mitarbeiterin eines in Irland ansässigen Unternehmens ist gläubige Christin und liebt kitschige Jesus-Darstellungen. Als sie mit Jesus T-Shirt und Jesus-Kaffeetasse in die europäische Zentrale wechselte, wurde ihr bald klar gemacht, dass hier das Zurschaustellen religiöser Symbole am Arbeitsplatz verboten wäre: Eine ungeschriebene Regel des Unternehmens. Der EuGH erklärte nun, dass dieses Verbot zulässig sei, wenn es für alle Religionen gälte.

Der zweite Fall betrifft eine Japanerin, die ebenfalls ihren Arbeitsplatz nach Europa verlegte. In Japan gilt die Schambehaarung als besondere Scham, wozu auch die Achselhaare gezählt werden. Deshalb verdeckt die IT-Beraterin ihre traditionell unrasierten Achseln stets unter der Kleidung. Darüber beschwerte sich einer ihrer Kunden bei der Unternehmensführung. Er fühle sich von der befremdenden, kulturell bedingten Achselverhüllung beleidigt. Die japanische Mitarbeiterin wurde daraufhin entlassen, weil sie sich weigerte, ärmellose Tops zu tragen. Ja, das klingt irgendwie komisch...

Freiheit unseren Vögeln

Es kann auch sein, dass ich da etwas verwechselt habe und es sich bei den beiden Damen um Muslimas und ihre Kopftücher handelte. Also ging es jedenfalls um ein religiöses Symbol, außerdem um einen Fetish, der den weiblichen Kopf, diesen Charmebereich, zum Schambereich erklärt.
Was gehen mich die sexuellen Vorlieben gewisser Muslime an? Oder deren Trachten? Genausowenig wie die Ansammlungen von Engerl- oder Feen-Kitsch in gewissen Büros. Oder der Sikh-Turban eines Handy-Verkäufers. Oder die Darstellung eines toten Halbnackten am Kreuz hier und da. Oder die satanistischen Symbole eines gepiercten, tätowierten Metal-Fans, der im Kundenservice arbeitet? Oder der aufflammende Führerkult um den türkischen Möchtegern-Diktator Erdogan. Jeder soll nach seiner Fasson unglücklich werden.

Des Erdowahns Ansteckungsgefahr

Obwohl gerade der letztgenannte Erdowahn stört mich natürlich. Nur was will man machen? Sich und die europäischen Institutionen auf das Niveau der Zensur und Antidemokratie herablassen? Sich von Paranoia ("Deniz Yücel ist ein deutscher Spion") und Hysterie ("Die Niederlande sind die Hauptstadt des Faschismus") mitreissen lassen? Dann sieht man in Euro-Türkinnen irgendwann vielleicht auch nur noch türkische Spione und Umstürzler.

Die Entscheidung des EuGH, dass religiöse Symbole in Privatunternehmen verboten werden können, wenn dieses Verbot eben für alle Religionen gilt, ist fair. Der Gerichtshof konnte, angesichts der Fragestellung, gar nicht anders entscheiden.
Allerdings hätte er sich mit dem Thema niemals beschäftigt, wenn sich Europa nicht nahezu in einem Dauerzustand der Islamophobie befände. In der Praxis geht es nicht um irgendwelchen religiösen Symbole, sondern immer nur um jene des Islams. Niemand spricht mehr über den Vorhautdiebstahl an männlichen Babys, weil das auch das Judentum betreffen würde; oder die Verweigerung moderner Medizin von Seiten der Impfgegnerinnen bzw. Zeugen Jehowas.

Wenn man dieser Tage in einem überfüllten Gasthaus Allahu Akbar ruft, erhält man daraufhin freie Platzwahl - und Selbstbedienung. Dabei kann es die selbe Bedeutung haben wie Hell-yeah oder Masel-tov (Masseltoff). Sprächen Al Kaida & Co hebräisch, hätte man mich bei der Geburt meiner Tochter vielleicht aus dem Krankenhaus geschmissen.
Bei politischen Angsthandlungen können sowohl Islamisten als auch reine Erdowahnsinnige nur gewinnen. Wenn wir nichts tun, sowieso. Wenn wir mit Zensur reagieren, noch mehr. Dann müssen sie nicht einmal lügen, wenn sie den Demokratien Scheinheiligkeit vorwerfen. Und Erdogan erspart sich einen Flug.

Ein Arsch für alle Fälle

Natürlich bin auch ich für ein Einreiseverbot der AKP-Funktionäre. Ich kann diesen Haufen korrupter Antidemokraten nicht ausstehen. Die sind allerdings nicht die einzigen auf meiner Liste. Wenn man hier anfängt, wo müsste man aufhören? Und wozu küsste die EU in der "Flüchtlingskrise" den Arsch vom Bosporus, wenn sie ihn jetzt treten möchte? Irgendwann muss man sich entscheiden, in welche Richtung man weiter kriecht.

Ein Kriechen in die falsche Richtung ist es jedenfalls, Dinge zu verbieten, die niemandem schaden, nur weil man seinerseits bestimmten Gruppen schaden möchte. Egal, ob es von privaten Unternehmen oder staatliche Institutionen ausgeht. Der Zweck heiligt NICHT automatisch die Mittel.

Wenn ich die Ministerin eines anderen Staates wie eine illegale Einwanderin behandle? Okay, rechtlich was sie es. Und in Deutschland gab es anscheinend sicherheitstechnische Bedenken, weil die AKP ihre Veranstaltungen teils verschleierte, für die gewisse Gebäude angeblich nicht ausgelegt waren. Man hätte dennoch taktvoller... Oder vielleicht auch nicht?

Vielleicht braucht Europa es auch einmal, einem Möchtegern-Diktator wie Viktor Orbán... ich meine Recep Erdoğan (vereint) den Mittelfinger zu zeigen. Emotional zumindest. Manchmal muss man einen Konflikt austragen, um ihn zu lösen. Andererseits ist zu bezweifeln, dass man ihn irgendwo hintragen oder überhaupt beginnen wollte.

Unsinns-Politik

Eher ließ man sich in eine Zwickmühle zwängen. Win-Win für Erdogan. So funktioniert Populismus. Und noch ein Gewinn: Auch die antiislamische Kopftuch-Jagd liefert ihm gutes Propaganda-Material. Hier treffen AKP-Auftrittsverbot und Kopftuchverbot aufeinander. Ersteres bewirkt wahrscheinlich, letzteres mit Sicherheit nichts (positives). Diese Verbote sind zwar rechtlich möglich, aber dennoch sinnlos. Vor allem Hidschab-Verbote.

Was hätte ich davon, wenn man Sikh vorschreiben würde, sich das heiligen Haar zu schneiden? Oder - je nach Perspektive - Christinnen oder Satanistinnen tätowierte Kreuze entfernen lassen müssten? Oder wenn Frauen gezwungen würden, mir ihr Haupthaar zu zeigen, obwohl sie das nicht wollen? Nix.

Maßnahmen die keinen Sinn machen, ergeben eine Politik des Unsinns. Der Fasching ist allerdings vorbei! Das freie, demokratische Europa sollte sich seines Sinns entsinnen.

 
         

Montag, 13. März 2017

Lügenpresse erkennen

Wer ein allgemein bekanntes Faktum/
Für ein Argument sich nimmt/
Und sich denkt: "Sei's drum/
Ich ergänze es mit etwas, das nicht stimmt/
Oder etwas, das damit nichts zu tun hat/
Oder einfach nur meinem feindseligen Gefühl/
Oder einem Gerücht anstatt/
Und vermenge alles in ein aufregendes/
Kaum zu trennendes Wort-Gewühl/
Um andere, die mich stören, ganz persönlich zu treffen"/

Der oder die betreibt in Wirklichkeit/
So genannte "Lügenpressen"/

Es ist eine Kleinigkeit/
Das zu erkennen/
Wie sie es auch nennen/
Wenn Wahrheit wird durch Lüge gepresst/
Bis beides passt in ein Format/
Neben einem verschütteten Rest/
Wird alles zur Unwahrheit/
Als Konzentrat.


 

Dienstag, 7. März 2017

Samstag, 4. März 2017

Waldwege

Solche Wege kennt der Wald/
Die engen Wände stehen offen/
Wenn man nur will/
Hoffen bis es widerhallt/
Im künstlichen Bestand/
Wo Kunst zur Natur wird/
Abgeholzt, niedergebrannt/
Wir sie wieder Kunst/
Und hier ist es passiert/

Über dem alten Bunker saß ich/
Zwischen Felsen und Bäumen sah ich/
Hinab auf das Land von Sonne und Schatten/
Schwarze Säulen kreuzten das Gold des Feldes/
Dahinter lag die Klarheit, die wir einmal gekannt hatten/
Ohne Welt und ohne Geld, unbedarft des Geldes/
Die Welt war nur ein Seelenbild/
So ein Narr, alles war klar/

Und die Erkenntnis der Wissenschaft verschmolz/
Mit dem Glauben zur Vernunft/
Dieser Ort bleibt, gut verborgen im Unterholz/
Hier ruht die Zukunft/
Die Hoffnung, sie ist Wahnsinn/
Oder alles Andere/
Bin ich schon draußen oder bin ich noch mittendrin?
Der Waldweg teilt was ich bewandere/
Alles noch offen und unentschieden/
Irgendwo müssen meine Schlüssel liegen.

Freitag, 3. März 2017

Was ist der Sinn der Menschlichkeit?

Wird Zeit. Ich nehme den Kopf mal wieder aus den Internetzwerken. "Too many people making too many problems", sang Genesis in den Achtzigern. Das Bedrohungszenario ist seither nicht kleiner geworden.


Jacques-Louis David - Der Tod des Sokrates (bearbeitet), Quelle: Wikicommons: United States Public Domain

Die nächste Hungerkatastrophe droht im Südsudan, im Jemen, in Somalia. Kindersterben! Kinder sterben mit aufgeblähten Bäuchen und unterm Bomben-Schutt in Syrien. Für die Satten erfindet man eine fliegende Pizza-Drohne. Zu den Hungrigen kommt sie bewaffnet. 

Bad News überall. Wieder ein Anschlag. Wieder ein Krankenhaus beim blinden Gegenschlag getroffen. Wieder ein Fall von Korruption. Wieder Proteste und Ausschreitungen. Wieder starb ein Promi. Und wieder hat US-Präsident Fünfundvierzig irgendwas gezwitschert.

Liegen sie in der Natur des Menschen, die Ursachen seiner Katastrophen, seiner Flucht? Ein überbevölkerter Planet führt zu wachsenden Städten, mehr Produktion, mehr Müll, mehr Gift. Führt zu verschmutzem Wasser und Land, Landflucht, Landraub - für die wachsenden Städte, für den wachsenden Bedarf schwindender Rohstoffe, für die wachsende Produktion, für eine zu ewigem Wachstum gezwungene Wirtschaft, die zum Selbstzweck wurde, die ihre Schöpfer und Schöpferinnen  auffrisst, damit diese genug zum Fressen haben, zumindest einige von ihnen - führt zu Konflikten und Kriegen. Es fürchten sich manche vor dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz.

Die Fluchtursachen werden vermutlich genauso zunehmen wie die Massenproduktion; so viel Verlust, neben so viel Gewinn. Massen an Waren. Für dein ganz persönliches Glück. Das ganze Glück für die Einzelnen, einzelne Menschen, einzelne ihrer Schubladen, einzelne Staaten. Alle wollen alles, aber nicht für alle. Wer teilt verliert, sagen die neuen Spielregeln der Menschen. Wer nicht teilt, verliert auch, sagt die Natur. Massen an Menschen. Den überalternden Gesellschaften stehen die Massen der Waisen dieser Welt gegenüber; und die Einen finden nicht zu den Anderen. Man müsse die Zahl der Flüchtlinge reduzieren. Das sagen sie, aber sie meinen die Zahl der Ankommenden. Massen an Waffen, die bleiben, die dürfen, die müssten, wegen den Waffen der Anderen. Aus einigen armen Würschteln werden "heilige" Krieger. Andere landen in der Sklaverei, der modernen, die man deshalb anders nennt. Wofür, für wen wirklich? Und wie lange noch?

Die Berufspolitik ergreift Maßnahmen. Verzweifelt nach Strohhalmen. Sie spricht über Flüchtlingslager in den Krisenregionen, vielleicht, irgendwann. Die Balkanroute wurde bereits geschlossen. Auch ohne Alternative. Der österreichische Außenminister ist so stolz drauf, man könnte glauben, er hätte es eigenhändig vollbracht, die ehemaligen Kronländer nach seinem Willen dirigiert. Man solle es ruhig glauben. Auch sei jetzt alles sicherer. Abschreckung sei gut für Flüchtlinge. Die ertrinken allerdings weiterhin im Meer, stranden auf überfüllten Inseln, und  bleiben dennoch auf dem Weg hierher, wenn Hatschi-Bratschi-Erdogan sie nicht fängt. War das jetzt politisch unkorrekt?

Aber wenigstens gibt's einen Burka-Bann und eine Kopftuchdebatte in Österreich. Für mehr Integration oder Sicherheit oder Umfagewerte. Weniger Familienbeihilfe für Kinder, die bei billigerern EU-Nachbarn leben. Es brauche nämlich mehr Europa - sagt die eine Hand. Von mehr Solidarität ist nicht zu reden. Weniger Mindestsicherung in den Bundesländern. Mehr Geld für unsere Leut - nur nicht für unsere ärmsten Leut, niemals für die, die's brauchen, immer nur für die, die sich's nehmen können. Gehen eh nimmer wählen. Hinter der Mittelschicht, die keine mehr ist, beginnt die Sintflut. Die andere Hand befriedigt sich selbst. Haben ja selber nix. Der Reichtum wird mehr, aber keinem will er gehören. Steuern sind der Feind, der Staatsfeind. Und auf die öffentlichen Wege scheißt der Hund. Die Besitzer*innen fühlen sich nicht betroffen.

Wenn Rechtspopulisten ihre asoziale Politik aussprechen, wird sie auch so geschimpft. Bei den anderen Parteien heißt sie "Komprommis". Man müsse realistisch bleiben. So sind alle kompromittiert: Die Einen setzen das Asoziale dort um, wo sie können, die Anderen, wo sie glauben zu müssen. Es wird nicht regiert, nur reagiert auf die ewige Krise. Die Berufspolitik hat die Hosen voll, sie könnte Wahlen verlieren und die veliert sie darum auch, weil das Volk es riechen kann.

In der Mythologie vom ewigen Wirtschaftswachstum spielt die ewige Krise den Teufel. Der ist an allem Schuld. Wirkung wird zur Ursache. Das hilft der Berufspolitik beim Maßnehmen.
Sie spricht nicht von den Flüchtlingslagern in den Krisenregionen, die es bereits gibt und denen sie das Geld für Lebensmittel halbiert hatte, ehe die "Flüchtlingskrise" begann. Wie nimmt man Maß für ein Menschenleben? Man maß-nimmt es als Maß der "Krise" gefallener Engel.

"Die Krise" und ihre Region ist überall, wo sie gebraucht wird. Sie ist  der Dauerbrenner. Gute Ausrede für jede Barbarei.
Die Barbarei wird verteidigt, indem man von ihr nicht als Kritik der Zivilisierten gegenüber den Unzivilisierten spricht (wäre das nicht ebenfalls politisch unkorrekt?), sondern sie als Handlung der neuen "edlen Wilden" vermeint. Barbarei, Machtmissbrauch, Gewalt und Grausamkeit wird wieder als "Naturrecht" gefeiert. Nennt sich heute gerne auch "Notstand": Genug Not für wendige Maßnahmen, für die Not nach Maß. Obergrenze für Flüchtlinge und Mindestsicherung, maßgenommene Menschen. Bis dahin darf die Not gehen. Ihre Ursachen gehen weiter. Denn Gier und Dummheit kennen kein Maß. Und das ewige Wachstum ist Maßlosigkeit. Auch der Tumor stirbt, wenn er den Körper tötet.

Keine Obergrenze gibt es für Immobilienspekulationen, zum Beispiel am Wiener Ring, wo der Kulturleistungsstolz für die historischen Bauten der Ziegel-Sklaven und Sklavinnen dort endet, wo ein G'schäft zu machen ist. Man könne auf die UNESCO genauso verzichten, wie auf die EU. Das muss nicht stimmen, es muss nur geglaubt werden. Dank sei dem politischen Gegner! Jetzt darf man wieder Arbeiter*innnenverräter*in sein - mit zwei Sternchen. Und die Banken sind so sicher wie die Atomkraftwerke.

Wer auf der falschen Seite des Mittelmeeres zur Welt kommt, wäre selber schuld. Die Ungläubigen müssten sterben. Die Papierlosen sollten abgeschoben, die Einkommensschwachen (durch die Einkommensstarken) entrechtet, die Fans vom anderen Fußballverein verprügelt werden. Du Opfer! Warum? Weil die Starken die Schwachen fressen? Wäre schon immer so gewesen. Wie in der Natur, wo der Wurm den Löwen frisst, nachdem dieser erlegt wurde vom Virus.

Aber den Selbsterhaltungstrieb kann man doch niemandem absprechen. Die "Weiße Rasse" will sich nur vor der Rassenvermischung schützen, um zu überleben; die Islamisten vor den Ungläubigen; die Nationalisten vor der Überfremdung; die selbsternannten Sprecher der "einfachen Leute" vor den Noch-Ärmeren; die Klimawandel-Leugner*innen vor den Wissenschaftler*innen, die Sexisten vor den Feministinnen; die Diktatoren vor öffentlicher Kritik und Fünfundvierzig vor allen, die seinen Tweets kein Herzerl schenken. Nur die Lebensgrundlage aller, der Lebenden und der noch Ungeborenen, Wasser, Luft und Erde, wer will sie schützen? Die unrealistischen, weltfremden, dekadenten, ungläubigen Hippie-Schwuchteln. Und vielleicht ein paar Gutmenschen-Bobos. Man müsse doch auf sich selbst schauen, gerade jetzt, da die Welt ständig untergeht. Da werfe man alle Hoffnung über Bord und die Menschlichkeit hinterher!

Also geht die Welt unter? Und das Letzte, das die Einzelnen tun sollten, sei das Allerletzte, das sie tun können? Sich in Angst, in Panik von einander abzuwenden, über die Sterbenden hinweg nach einer illusorischen Sicherheit zu fliehen, wartend auf den eigenen Tod, das Elend der Welt vor Augen, das wir auszusprerren versuchen? Sollen wir uns im Angesicht des jüngsten Gerichts vor die Teufel in den Staub werfen und sie zu unseren Führern wählen, weil sie die Einzigen sind, die uns versprechen, mit dem Elend der Sterbenden vor unseren Augen aufzuräumen? Sollen wir lernen uns selbst zu hassen, damit wir andere nicht lieben müssen, deren Leiden ansonsten zu unserem Mit-Leiden würde? Und wenn es das Letzte ist, das wir tun? Sollen wir so enden? Soll das der letztendliche Sinn des Ganzen sein?

Oder ist doch nicht alles so schlimm? Und vielleicht verzichten die Mächtigen noch ein Weilchen aufs nukleare Armageddon, mit dem sie die Menschheit in Geiselhaft halten.
Na! Dann finden wir vielleicht auch noch ein Plätzchen für eine Familie, die vor Krieg, Terror, Hunger und Elend floh? Genau, ausgerechnet für diese eine. Solange es keine bessere Lösung gibt - für die Notleidenden und für uns. Und auch wenn Ungarn oder Polen etwas dagegen haben. Deren Reagierungen haben auch etwas gegen Rechtsstaat und Meinungsfreiheit. Passt alles zusammen. Sie diskutieren über Hitlers Geburtshaus, was damit geschehen solle, jetzt da es der Republik, also uns allen gehört. Sie diskutieren, was die Neonazis darin sehen könnten. Sie fragen sich nicht, was sie selbst darin sehen.

Wer wählte den Brexit? Oder US-Präsident Troll? Menschen, die sich nicht betroffen fühlten. Die aber andere treffen wollten. Wenn alle nur auf sich selbst und nicht aufeinander schauen, werden wir uns alle noch anschauen - und zwar ziemlich deppert. Auch Solidarität ist Mitglied der menschlichen Natur. Wird Zeit, sie einmal wieder anzurufen. Keine Sorge, mit der Menschlichkeit ist man nicht allein.

Donnerstag, 2. März 2017

Menschwerdung

Menschwerdung/
Absätze in den Momenten meiner Stille/
Absprünge ins unbeantwortete Nichts/
Helles Bier trinkt der verantwortete Wille/
Vergänglich wie der helle Schein des Nachtlichts/
Übergroß erscheint dessen Schatten/
Und bleibt doch ein Nichts/
Wie alles/
Was wir geglaubt hatten/

Auch diesen Roman will ich noch schreiben/
Vom Menschen, der erkennt/
Will er sich Leben sterblich einverleiben/
Das sich ohne Lüge Leben nennt/
Muss er andere Menschen suchen/

Ich schreibe sicherlich/
Den Todgeweihten kannst du buchen/
Aber er wartet nicht auf dich/
Denn ich will nicht mehr sein/
Was mir fehlt/
Nicht danach schreien/
Was mich quält/
Ist letztlich/
Und Jedermanns Erkenntnis/
Zu spät ist immer und endlich/
Alles, Nichts, das Verständnis/
Zwischen mir und dir ist nur ein Wort/

Mittwoch, 1. März 2017

Unermesslichkeit

Die Sorge ist so unermesslich/
Wie die Liebe/
Da ist Blut/
Nicht von mir/
Das Weh aber/
Für sie getragen/
So weit ich kann/

Ab ins Badezimmer/
Ich frage, ich soll, ich bleibe/
Unausgesprochener Sinn/
Erschaffend eine Gute-Nacht-Geschichte/
Zwischen uns allen/
Da entsteht Zeit/
Sie heißt Leben/
Oder so ähnlich/
Wie ein Versprechen/
Das nicht gegeben werden muss/
Erfüllt in einer Umarmung/

Nicht mehr warten zu müssen/
Und doch muss es weitergehen/
Wo Blut ist/
Da ist Leben/
Wie die Sorge/
Die Liebe ist so unermesslich/

Sie wäre gar nicht krank/
Beinahe genervt aber/
Dennoch geduldig und froh/
Über und Mit-Gefühl/
Die warme Hand auf der Wange/
Das Winseln von Papa-Hund/
Genugtuung in einer Geste/
Unausgesprochen ist das Weitere/

Ich bin es/
Hier für Dich/
Für mich/
Bitte! Danke! Gerne!
Wir bleiben/
Und gehen weiter/
Eine Zeit/
Ein Leben/
Diese echten Augenblicke/
Größte Sorge über Kleinigkeiten/
Aber was weiß ich?

Alles ist so unermesslich/
Ich liebe Dich.