Dienstag, 21. Februar 2017

Crow Flight Danube

Subway  Station Donaumarina, looking at Donaustadtbrücke and Donauinsel

Freitag, 17. Februar 2017

Drei mal Drei in der U-Bahn

Drei Frauen sitzen in der U-Bahn beisammen. Sie tragen verschiedenfarbige Kopftücher, die auch Hals und Schultern bedecken. Muslimas wahrscheinlich. Sie unterhalten sich miteinander. Über irgendwas. Klingt wie Türkisch, vielleicht die einzige Sprache neben dem Deutschen, die's gerne Ü-bertreibt.

Zwei Männer und eine Frau sitzen beisammen in der Ü-Bahn (die in Wien auch Ü-berirdisch, sogar über Donau fährt). Die Männer tragen sehr viel Gel im Haar. Die Frau nicht. Die kreuzförmigen Ohrstecker sehen christlich aus. Die Drei unterhalten sich. Ich verstehe kein Wort. Klingt wie Niederösterreichisch. Oft werden die exotischen Endungungen "-dner" oder "-dna" verwendet.

Drei Männer sitzen beisammen in der U-Bahn. Sie tragen Nudelsiebe auf dem Kopf. Pastafaris. Sie unterhalten sich. Ich verstehe zwar die Sprache, nicht aber den Sinn ihres Inhalts. Sie sprechen nicht nur über ihre Smartphones, sondern auch über ihren Smartphones.

Die österreichische Bundesregierung beschloss unlängst, einer dieser drei Gruppen eine gesetzliche Sonderbehandlung zukommen zu lassen. Ihre Vertreter und Vertreterinnen behaupten, dass dem nicht so wäre. Sie behaupten, es ginge lediglich um die symbolische Neutralität der Kleiderordnung im öffentlichen Dienst. Das betrifft vor allem Richter*innen und Polizist*innen. Diese müssen sich an eine Kleiderordnung halten. Diese Ordnung schreibt gewisse Uniformen vor. Sie schließt nicht unbedingt gewisse Zusätze aus. Daher wurde im Interesse der öffentlichen Wahrnehmung und des Abschneidens der Regierung im nationalen „Wos woar mei Leistung-Index“, ein Zusatz in den Kleidervorschriften für öffentlich Beamtete eingebaut. Er betrifft ausschließlich einen Teil der Anhängerschaft einer einzelnen Religion. Hätte aber angeblich trotzdem nix damit zu tun. Auch wenn gerade diese Religion ständig in den Medien vorkommt. Dort wird sie hauptsächlich mit Angst, Gewalt, Terror in Verbindung gebracht. Diese Medien befinden sich zwar auch ständig in der Wiener U-Bahn, ihre Macher*innen aber offenbar nie.

Eine dieser U-Bahn-Gruppen wird indirekt oder direkt mit islamistischen Terror-Organisationen und Menschenschlächtern in Verbindung gebracht. Auch ihre Mitglieder halten Alkohol für etwas Schädliches. Sie trinken ihn trotzdem heimlich. Sie praktizieren auch nicht das Ritual des Kopfabschneidens. Sie führen und brauchen keinen Krieg, auch nicht gegen Andersgläubige. Sie tragen keine Waffen. Ihre Frauen dürfen Autofahren. Sie erlauben Musik nicht nur, sie drehen sie gerne sehr laut auf (am liebsten beim Autofahren). Sie verstehen Humor, ich sehe sie lachen. Sie lieben sowieso. Manche von ihnen sind auch homosexuell – heimlich. Sie werden also zu Unrecht mit islamistischen Terror-Organisationen und Menschenschlächtern in Verbindung gebracht, q.e.d.

Und was für die Niederösterreicher*innen gilt, gilt auch für die Muslimas.

Samstag, 11. Februar 2017

Schreiben ist Widerstand

Schreiben ist Widerstand/
Gegen die Zuschreibungen des Schicksals/
Den beschleunigenden Stillstand/
Die Gottlosigkeit des finsteren Tals/

Schreiben ist Widerstand/
Gegen die Sprachlosigkeit/
Im verwundeten Verstand/
Gegen die Einsamkeit/
Die das Schreiben verlangt/

Schreiben ist Widerstand/
Und wie das Atmen im Gift der Stadt/
Nottat. Du gibst mit einer Hand/
Mit der anderen frisst du dich satt/

Schreiben ist Widerstand/
Gegen Vernunft oder Unvernunft/
Schreibe beides an die Wand/
Die Vergänglichkeit/
Einer möglichen Zukunft/


Fortyfive This Is The World

Fortyfive looks over the edge/
Of his human world/
His believes start slipping/
His mind starts tripping/
Anger fills the pain/
That escorts his every skim/
On what he has to learn/
What a strain/
The things nobody ever taught him/

Old man in front of a mirror/
One that you can't break/
Too many like you before/
Found their assets to be fake/

And that is all there's left/
Everything is left/
That is not just right/
For those in need for more of nothing/
For that they fight/
Against the unborn and the living/
Who just struggle for something/

Now Fortyfive stares upon that all/
Never wanted this/
Thought it was his call/
Other peoples nightmare it is/
That he can't escape anymore/
Nothing will be like before/

O Fortyfive/
You are the avatar of what went wrong/
That's not for what you strive/
But it's your nature/
So be strong/
Truth is the torture/
You wished for others in your rage/
And it reached the legal age/
Of driving you insane. 

Mittwoch, 8. Februar 2017

Die Sophisten

Die Sophisten, allein gelassen mit ihrer Kunst im Reden/
Reden sich in die Inaltsleere/
In ihren Feden/
Gegen jeden Wortsinn, den der ausgemachte Feind begehre/

Der will an ihre Macht/
Sich wenden wie die schlimmen Dinge/
Sie aber wittern Dolche in der Nacht/
In Furcht, dass dem Frühling gelinge/
Wofür er gemacht/

Also verführen sie die Jugend früh/
Solange sich diese führen lässt/
Mit manchen haben sie ihre Müh/
Halten dann stärker an ihren Mühen fest/
Und sprechen sie eilig heilig/

Die Schuld daran gibt man/
Sokrates, nennt ihn Jugendverführer/
Einen Unruhestifter und Konflikteschürer/
Weil er, was der Sophist nicht mehr kann/
Mit dem Wortsinn jede Kunst hinterfragt/
Und die Jugend befreit/
Nicht vom Gedanken, sondern im Gedanken/
Der sie plagt/
Davor ist keine Kunst gefeit/

Darum müssen Sokratiker sterben/
Weil sie, wo Redekünstler nur die eigene Ewigkeit sehen/
Die Sterblichkeit der eigenen Sätze erben/
Deren Punkte ewige Sophisten nicht verstehen/

Sophisten überleben jede Zeit/
Mal leiser, mal frecher/
Zuhause in der menschlichen Eitelkeit/
Sokrates aber nimmt den Schierlingsbecher/

Heute sprechen sie wieder eilig/
Die alten Mühen/
Eitelkeit, Gier, Selbstsucht heilig/
In denen alte Gifte brühen/

Sie werden das nützliche Schlechte Menschlichkeit nennen/
Lassen Gegenbeweise in den Schubladen des Augenblicks verstauben/
Widerstand bedeutet, die Kunst zu kennen/
Aber ihr nicht zu glauben/

Donnerstag, 2. Februar 2017

Integrationsstudie: Widersprüche und Frauenmangel

Ein Jahr nach Einführung der "Orientierungs- und Wertekurse" (ein "verpflichtendes Angebot") für "anerkannte Asylwerber" (und Asylwerberinnen, Anm): Das Intergrationsministerium veröffentlichte vorläufige Zahlen einer Befragung unter 900 volljährigen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie bieten Raum für einige Interpretationen. Dennoch lässt sich eine positive Tendenz feststellen. 90% seien für Demokratie, 82% für die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Das große Aber-Kadabra

Allerdings wünschten sich 81% die Einhaltung religiöser Bekleidungsvorschriften - also in der Öffentlichkeit "ordnungsgemäß" verpackte Frauen. Wobei die Mehrheit vermutlich nur Frauen der eigenen Religion und/oder Ethnie meint. Schließlich akzeptieren 88% die Lebensgewohnheiten in Österreich im Allgemeinen. Das ist schon eine seltsame Frage. Würde gerne wissen, wie die übrigen 12% sie beantworteten bzw. was ihnen nicht gefällt. Der Rechtsverkehr? Oder doch die liberale Grundhaltung? Dass ungefähr die Hälfte die eigene Religion für die beste hält, ist eher wenig bemerkenswert. Dass 40% jedoch ihre privaten Regeln – in den meisten Fällen ihre jeweilige Sharia – über staatliche Gesetze stellen würden, ist schon nicht mehr wurscht. Immerhin haben wir bereits genug alteingesessene Nichtreligiöse, denen allgemeine Regeln völlig wurscht sind.

Ja, ich spreche von Dir! Der Blinker ist zum Setzen da, vor allem, wenn man mit 60 durch die 30-Zone dröhnt. Wo war ich?

Widersprüchliche Menschlichkeit

Es liegt vielleicht in der Natur einer solchen Befragung, dass sie gewisse Widersprüche aufzeigt. Nicht nur, weil manche davon menschlich sind. Würde man andere, beliebige Personen fragen, würden vermutlich ähnlich viele Demokratie super finden, die eigene Meinung (den eigenen Gott), gegenüber der Meinung anderer, aber noch superer. Und wie viele Österreicher jammern über den Staat? "Zuerst nehmen's uns alles weg und dann bleibt nix mehr für die eigenen Leut." Niemand zahlt gerne Steuern.

Aber ich will jetzt nicht mit Relationen kommen. Will nicht nachdenken, wie sich ein Erzkatholik entscheiden würde, wenn er die Wahl zwischen Bundesverfassung und päpstlicher Bulle hätte. Will auch nicht überlegen, ob Menschen, die sich gerade in einem Asylverfahren befinden, das über Leben und Tod entscheiden kann, nicht vielleicht etwas zu lange nachdenken, ehe sie eine Antwort abgeben. Der Mensch ist von Natur her ein G'schichtldrucker - unabhänig von der Intensität der religiösen Prägung oder dem Bildungsniveau.

Nicht repräsentativ

Was ich allerdings kritisieren muss: Nur 20% der Befragten sind Frauen. Ich kenne die Gründe nicht und lösche daher meine zynischen Bemerkungen wieder (was mir echt schwer fällt). Aber gerade wenn es um Fragen zum Verständnis von Geschlechterrollen in der Gesellschaft geht, sollten die weiblichen Mitglieder der befragten Gruppe nicht unterrepräsentiert sein. So wie es wenig Sinn machen würde, sich in erster Linie auf die Erziehung der zu integrierenden Männern zu konzentrieren. Alle seien gleichberechtigt in Österreich, erklären sie diesen erwachsenen Flüchtlingen, die teilweise nicht wissen, ob sie das Recht haben, hier zu bleiben. Oder wie lange. Der Kurs-Inhalt scheidet sich teilweise von der Realität. Auch in Österreich verdienen Frauen nach vor weniger für gleiche Arbeit als Männer. Hofer und Strache halten Heim und Herd angeblich für das natürliche Habitat der Frau. Was sollen unsere Werte-Schüler davon halten? Die Deutschen kamen unlängst auf die Idee, Teile Afghanistans für sicher zu erklären, aber Ungarn nicht. Andere Geschichte.

Fortschritt kann Jahrhunderte dauern

Wir sollten es besser wissen. Unsere Frauenrechte fielen auch nicht vom Pimmel. Noch bis 1975 mussten österreichische Frauen, beim Bewerbungsgespräch, die schriftliche Erlaubnis ihres männlichen Halters mitnehmen. Der feministische Fortschritt - also die Integration von Mann und Frau in ein gerechte, menschenwürdige Gesellschaft - entstand nicht in Orientierungs- und Wertekursen (für Männer). Er wurde mühsam erstritten - und zwar von kämpferischen, mutigen, sturen Frauen selbst. Von Frauen, die nicht nur den Willen, sondern auch die Möglichkeit dazu hatten und nutzten. Über die "Kampflesbe" Johanna Dohnal schimpfen manche heute noch. Im Bruno-Kreisky-Park sollte eine Birke zu ihren Ehren stehen. Die wurde von (mir) Unbekannten immer wieder niedergehackt (Jetzt steht sie woanders. Ich verrate nicht wo).

Emanzipieren für die Emanzipation

Männliche Helfer sind natürlich willkommen. Aber letztlich muss unsere Gesellschaft betroffene zentralasiatische und arabische Frauen ausbilden, ausrüsten und unterstützen, mitgebrachten wie alt-ansässigen Sexismus selbsttätig zu überwinden. Das kann auch ihren Vätern, Gatten und Brüdern helfen, sich in unsere immer noch nicht ganz gleichberechtigte Gesellschaft zu integrieren. Das kann uns allen helfen. Je mehr emanzipierte Frauen, umso mehr Emanzipation insgesamt. Ähnlich ist es mit Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten (unseren "Werten"). Für diese Errungenschaften wurde über Jahrhunderte gestritten, gestorben, getötet. Den Anfang machten stets Außenseiter*innen, Rebell*innen, irre Typen. Aber gute Ideen fallen auf fruchtbaren Boden und gedeihen, wenn man sie lässt.

Wir müssen Menschen, die mehr oder weniger freiwillig ein neues Leben in einem völlig anderem Land beginnen, ebenso Zeit geben, zu lernen. Und wir müssen unsere Hoffnung und Unterstützung vor allem auf ihre Kinder setzen.