Montag, 30. Mai 2016

Alter Schweiß

Alter Schweiß/
Flieht wie ich, um im Stillstand zu enden/
Endet auf meiner Haut, die fühlt/
Kann es nicht wenden/
Nur Wegwaschen mit dem Element, das kühlt/
Das wäscht hinfort die Sünden eines Sommers/
Des letzten Sommers vielleicht/
Wie er dem ersten gleicht/
Gleicht sie niemandem, mit ihrem Gesicht/
Doch allen, in ihrem einzigartigen Sinnen/
Und mein Fühlen gleicht dem schönen Licht/
Wer's sehen will, muss spinnen/

Ich bin verloren und gut darin.

Montag, 23. Mai 2016

Arbeitsplätze: Café Würfelzucker, Salzburg

Hat nicht nur eine schöne, schattige Terrasse mit Blick auf die Salzach. Ist auch drinnen gemütlich. Hier ist man übrigens Strudel-Experte.


Freitag, 13. Mai 2016

Tochter

Ich aber denke an meine Tochter/
Meinen Streit mit ihr und nach aller Vergebung und Versöhnung/
Bleibt dieses Universum dieses kurzen Seins/
Mit ihr, im Augenblick, mir eindrucksvoller als die übrigen/
Die unendlich viele sind/

Was wollen sie?/
Ich will/
Ich bin/
Am Anknüpfungspunkt dieses Schmerzes/
Knüpfe ich weiterhin an meinem Schicksal/
Und wer oder was sonst noch die Hände im Spiel hat/
Die unsichtbar werken und sichtbar wirken/
Bin ich?
Was will ich?
Was will sie?

Mensch macht Fehler/
Das weiß sie bereits/
Und glaubt, ich wüsste noch viel mehr/
Auch darin hat sie Recht/
Ich weiß so viel, dass ich nichts mehr weiß/

Mensch ist so vieles in einem Augenblick/
Alles und Nichts/
Aber diese eine Umarmung bedeutet, ist/
Darin verstanden zu werden, macht verstehend/
Und dann schläft sie doch noch ein/
Und mit ihr ruht meine ganze Welt/
Für einen Atemtzug.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Fremdartigkeit und Verbrechen: Trügerische Realität, trügerische Sicherheit

Die letzten Diskussionen im Kommentarbereich bieten genug Stoff für neue Artikel. Dabei ging es vor allem um den Begriff Realität. Gerade wenn man sich mit ihm befasst, erkennt man bald: Was von uns allen als selbstverständlich geglaubt wird, ist niemals von (sich, des Dinges/Begriffes, aus) selbst verständlich oder verstehbar.

Es handelt sich hierbei um die längere Version eines Artikels, der auch auf Fisch und Fleisch.

Wahrnehmung

Den neuen Falter hätte ich wegen eines Absatzes beinahe in die Traffik zurück gebracht. Erbehblicher Mangel! Hatte ihn allerdings bereits beschädigt. Laut Franz Kössler - einem intelligenten Menschen - würde die Economic Intelligence Unit eine überzeugende "Diagnose" zu Europas Krisen liefern. Zitat aus der Falter-Kolumne: "Sie sieht Europa im Würgegriff der Migrationskrise, des drohenden Brexit, der wiederkehrenden Eurokrise um Griechenland, sinkender Produktivitätsraten der europäischen Wirtschaft und der schwelenden Konfrontation mit Russland." Viel mehr “Diagnose” folgt nicht, abgesehen vom offensichtlichen Krisen-Wahlverhalten.

Angenommen ich gehe wegen Schnupfen zum Arzt und dieser erklärt mir nach eingehender Untersuchung: "Diagnose: Schnupfen." Erheblicher Mangel! Das, was hier als Diagnose, als Feststellung der Symptom-Ursache festgestellt wurde ist nur die Wahrnehmung einer Erscheinung. Nicht nur fehlt hier die Ursache, sondern auch die tatsächliche Wirkung. Schnupfen bzw. Brexit-"Drohung" (oder Versprechen) und Eurokrise sind nur die oberflächlichen Erscheinungsbilder mehrerer, gleichzeitiger Ursachen.

Auch in der Debatte um "Willkommens- oder Zaunkultur" taucht dieser Irrtum auf. Jede_r negativ erscheinende Fremdartige wird wie ein Beweis für die generelle Schlechtigkeit der Gegenwärtigkeit fremdartiger Menschen (wenn nicht fremdartiger Menschen ansich) betrachtet, selbst wenn sich diese in einem persönlich nicht erfahrbaren Raum – z.B. dem zweitgrößten österreichischen Asylheim mitten in Wien, das bisher niemanden auffiel – bewegen.
Umgekehrt neigen Gutmenschen (wie ich) dazu, alle freundlichen, höflichen, zuvorkommenden Fremden in der Straßenbahn wie einen Beweis anzuführen, dass das gesamte “Schlechtmenschen”-Lager mit jedem seiner Vorurteile unrecht hätte. Erheblicher Mangel!

Selbstkritik

Florian Klenk – von mir sehr geschätzter Chefredakteur des Falters – postet auf Facebook eine Warnung an die (Stadt-)Politik angesichts der Probleme bei Praterstern und Brunnenmarkt, nachdem letzterer nun Schauplatz eines Mordes wurde. Ich erkenne einerseits meinen gutmenschlichen Bobo-Reflex, diese Meldung als Angstmacherei abzutun. Schließlich würde ich täglich in besagten Gegenden verkehren und mir wäre noch nichts Schlimmes aufgefallen.

Allerdings bin ich ein ausgewachsener Mann (meist in Eile) und habe daher vermutlich nicht die selbe Wahrnehmung wie verängstigte Schulkinder oder belästigte Frauen. Zugleich stelle ich andererseits fest, dass ich, mit der Nachricht eines anscheinend grundlos mordenden Kenianers, einsame afrikanische Männer sofort mit anderen, skeptischeren, wachsameren Augen betrachte: Die Augen eines Mannes, der Familie in einer der betroffenen Gegenden hat. Eine notwendig fokusierte, aber daher beschränkte Wahrnehmung: Ein erheblicher Mangel!

Sehe ich über sie (über mich selbst) hinweg, erkenne ich, dass sich Klenk journalistisch-vorbildlich verhält. Er geht zunächst nicht auf die Fremdartigkeit gewisser Personen ein, sondern lediglich auf Taten - “erschlagen”, “bedrängt”, “vergewaltigt” - oder auch Zustand - “Drogenkranke”. Seine Begriffe sind eindeutig und selbst-verständlich. Während Begriffe wie Kultur, Herkunft oder Sprache, mit denen Fremdartigkeit ausstaffiert wird, mehrdeutig und nicht von sich selbst aus verständlich sind.

Dennoch erzeugt sein vorläufiger Bericht in mir die Angst, dass dieser den Fremdenhass verstärken könnte. Daher kommt mein zunächst heimlich ablehnender Reflex: Nicht aus böser Absicht, die mir rechte “Schlechtmenschen” unterstellen würden, sondern aus Angst vor den bösen Absichten, die ich ihnen unterstelle.

Realität


Dafür habe ich gute, aber schlechte Gründe, wie u.a. Debatten auf Fisch und Fleisch zeigen. Man stürzt sich auf die Probleme am Praterstern. Diese liefern eine zeitlich und räumlich eingeschränkte Wahrnehmung, einen Ausschnitt der “Realität”, der gewissen Personen zum Vorurteil passt. Ebenso beschränkt man sich auf die Kölner Silvesternacht, um alles, was abseits davon die eigene “Realität” stören würde, auszublenden. Das ist, als würde man sich auf sämtliche Kettenraucher_innen beschränken, die ein hohes Alter erreichten, um beweisen zu wollen, dass Rauchen gesund ist.

So verfahren “Schlechtmenschen” wie “Gutmenschen”. Es ist jetzt unwichtig, was die Absicht dahinter ist. Sie picken sich entweder die Vergewaltiger oder die Helden aus der Masse der Fremdartigen. Aber beide gibt es. Deshalb sollte sich Mensch nicht auf seine Selbstverständlichkeit – sein mit sich selbst alleine gelassenes Verstehenwollen – beschränken. Mensch ist auch im Denken nicht zum Alleinsein gemacht. “Wo der Egoismus beginnt, da gelten die Gesetze der Logik nicht mehr (Ludwig Feuerbach).”

Aber: “Ich denke, also bin ich”, sagt Descartes. Und wie das Denken unsere Selbsterkenntnis formt, so formt es auch unsere Wahrnehmung der “Realität”. Wenn wir isoliert von einander denken, schaffen wir jeweilige “Realitäten” und keine von ihnen ist echte Realität.

Zusammenhänge

Abgesehen davon sind alle noch so realistischen Einzelwahrnehmungen nutzlos, wenn man keine kausalen Zusammenhänge zwischen ihnen erkennen kann. Das gilt für Schnupfen wie für Kriminalität und Politik. Unser Denken begrenzt oder erweitert unser Verständnis von der Realität. Festzustellen, dass am Praterstern Verbrechen mehrheitlich durch Ausländer über einen gewissen Zeitraum begangen werden, lässt keinen Schluss für ganz Österreich zu. Auch nicht wenn man andere Hotspots in Wien hinzuaddiert. Noch weniger kann es die gesamte Asylpolitik betreffen.

Die teils beabsichtigte (Selbt-)Beschränktheit, mit der man schlussfolgert, dass man weniger (oder keinen) Flüchtlingen (im Speziellen) helfen müsse, um Kriminalität (im Allgemeinen) zu bekämpfen, ist eine Selbsttäuschung – und selbstschädigend. Wer die Gründe und das Wesen einer Gefahr, z.B. des Schnupfens, nicht kennt, wer nicht weiß, warum, wie und was, sondern nur, dass die Nase rinnt, kann sich nicht schützen. Erheblicher Mangel! Daher muss Sicherheitspolitik über Fremdartigkeit hinausgehen.

Diverse Ursachen für Gewalt sind bekannt und universal auf die gesamte Menschheit anwendbar (so die Kurzfassung). Diese Ursachen allein auf die einzelne Fremdartigkeit in Herkunft, Kultur, Religion oder Sprache zu projezieren, macht blind – auch für die “eigenen” Gewaltursachen, die auch der Vertrautheit des “christlichen Abendlandes” entspringen können. Deshalb sollte man auch keine fremdenpolizeilichen, asylverschärfenden, migrationspräventive Maßnahmen für mehr Sicherheit fordern, sondern lediglich polizeiliche, verschärfende, präventive. Der Gewalttäter im fremdartigen Menschen macht ihn gewalttätig, nicht der für uns Fremde in ihm.

Die bleibende Frage


Das können sicher alle (selbst) verstehen. Nicht alle wollen. Letztlich bleibt die Frage unserer Krisenzeit simpel und die selbe Frage wie zu allen Zeiten: Wollen wir menschlich denken und handeln?
Wollen wir helfen? Den Opfern und potenziellen Täter_innen, egal woher sie stammen? Oder nehmen wir sowohl Opfer als auch Täter_innen als Repräsentat_innen vielfältiger Armut wahr; und die Armut immer nur als Gegensatz und Gefährdung unseres Reichtums? Und versuchen wir deshalb einen Grenzzaun um unsere Wahrnehmung zu bauen, damit uns andere nicht beim Erdenken unserer Realität stören? Und beschränken wir unser menschliches Denken und Handeln gegenüber allen und allem Fremdartigen, weil wir es können? Bis diese Beschränktheit uns alle und alles, und uns selbst fremd werden lässt? Erheblicher Mangel!


SPÖ: Beim Barte der Krise

In unserer Marktgesellschaft wird alles kommerzialisiert. Auch Parteien. Deshalb fühlt man sich genötigt, festzustellen: Was PR und Marketing betrifft, hat die SPÖ ein Problem. Die ÖVP verhielt sich nach dem Tandem-Fiasko bei der bisherigen Bundespräsident_innenwahl völlig korrekt, nämlich schmähstad. Mehr inhaltlicher Dauerzustand als Kunst. Die Sozis hingegen zeigen, dass ihre Partei noch nicht völlig wie ein Privatunternehmen agiert - sie verfügt über rebellische, kritische, aktive und vor allem sozialistische Mitglieder. Leider nicht an der Parteispitze.





"Klima-Wandel" von Vor-Vorgestern
Das ist aber nicht neu. Das ist die Krise von Vor-Vorgestern in ihrer Fortsetzung. Nämlich, dass sich die europäische Sozialdemokratie kommerzialisierte, sich aus-verkaufte - zunächst an den so genannten "Neoliberalismus" und dessen inhärente, systematische, globalisierte Korruption; dann an die Medienmaschinerie der Idiotokratie und in Folge dessen an den Rechtspopulismus - das hat einen Bart. Der ist fast so lang wie die Zahlenreihen der Gehälter von Tony Blair, Gerhard Schröder oder Viktor Klima, die fast zeitgleich den Anfang vom Ende der Sozialdemokratie einleiteten, kurz bevor sie mit lukrativen Beratergeschäften in der Privatwirtschaft versorgt wurden.

Das Hauptproblem: Mangelnde Unterscheidbarkeit

Es folgten auch in Österreich Parteivorsitzende, die mit ihren konservativ-bürgerlichen Koalitionspartnern zur Unkenntlichkeit verschmolzen. Das ist das Hauptproblem der SPÖ: Mit ihrer (marketingtechnisch clever vermeinten) Anbiederung an den Rechtspopulismus, an die FPÖ selbst, steigert sie ihre Indifferenz in der öffentlichen Wahrnehmung gegenüber den rechten Parteien. Warum aber sollten rechtslastige Wähler_innen jemals rechte Sozis wählen, wenn sie das Original haben können? Zugleich schreckt der Rechtsruck linkslastige Wähler_innen ab. Und die Mitte? Die bietet mit Grünen und Neos modernere Alternativen. Die SPÖ droht, in die Bedeutungslosigkeit... Ja, ich weiß, auch dieser Satz ist bärtig wie der Kaiser im Untersberg. Vorhersehbares Scheitern hat nicht einmal mehr Unterhaltungswert.

Ein erloschener Vulkan


Man werfe einen Blick zu unseren Nachbarn. In Deutschland verkümmerte die SPD wie zuvor die FDP zu einer Zweigstelle der Union. In Ungarn: Die persönliche Korruption an der Spitze der ungarischen Sozialdemokratie führte zur verstaatlichten Korruption des Orbanismus.

Und ewig und überall bleiben die unteren Funktionäre und Mitglieder, bleibt die "Basis" unzufrieden, beklagt sich, bringt Hoffnungen hervor, an denen sie sich klammert; aus denen dann doch nicht mehr wird als freche Stimmen aus den hinteren Reihen, die irgendwann zum Schweigen gemobbt werden. Faymann wurde gewählt und wiedergewählt. Deshalb würde "seine" Politik nicht mit ihm verschwinden. Die treuen Parteisoldat_innen stehen bereit, die politisch-moralische Leere mit Leere zu füllen. Eine Partei wie ein erloschener Vulkan: In den unteren Schichten brodelt es, aber aus der Kraterspitze entsteigt bestenfalls heiße Luft. Auf diese Weise dient das Potenzial von unten auch noch der oberen Impotenz.

Faymann ist austauschbar

So lange die Partei-Mehrheit den Kuschelkurs mit der kompromissverfaulenden Bedeutungslosigkeit unterstützt, solange ein politischer Nihilist wie Cap - ein Cap der falschen Hoffnung - die Partei im Zentrum repräsentiert, wird es zu keiner Eruption kommmen. Und warum sollte sich plötzlich ändern, was seit bald 20 Jahren, mit den selben Typen im Hintergrund, gleich falsch läuft?

Es gibt nur zwei Auswege: Entweder die SPÖ bekommt einen enormen Zuwachs an sozialistisch-rebellischen Mitgliedern. Oder die vorhandenen Rebell_innen verlassen geschlossen die Partei und gründen eine neue Sozialdemokratie.

Ein dritter Weg wäre ein Neustart ohne Faymann, über den man nichts sagen kann, weil er die Indifferenz wie kein anderer repräsentiert (eine Merkel-Taktik). Aber 1) würde es das aktuell chaotische Medienbild der Partei verstärken, wenn man plötzlich den Bundesvorsitzende und damit den Kanzler austauschte. Mögliche Schlagzeile: "Hofer stürzt SPÖ ins Chaos".

2) Die Mehrheit, die jetzt Fayman unterstützt, würde den/die neue_n Chef_in lediglich als kosmetische Operation wählen. Welchen Grund hätte sie, ihre grundlegende Einstellung, die zur jetzten Austauschbarkeit der Bundes-SPÖ führte, von sich aus zu ändern?


Die Hoffnung ist eine miese Verräterin


Das erinnert an die katholische Kirche. Da jammern die Mitglieder über das selbe, was andere zum Austritt bringt. Trotzdem verbleiben sie in Mitgliedschaft wie im Irrglaube, es wäre ihre Kirche und in der Hoffnung, dass sich irgendwann alles von selbst verbessern würde. Die SPÖ ist nicht, was sie einmal war, sondern was sie jetzt ist. Lasst alle Hoffnung fahren! Sie nimmt euch nur gefangen. Ein paar Rebellen machen keinen Frühling. Zumal angesichts des verzweifelten Opportunismus gewisser Provinzchefs.