Sonntag, 1. November 2015

Menschheit auf der Flucht: Der Kreis schließt sich



Langweilige Menschheit. Zu vorausschaubar ist ihr Verhalten, gerade in Osteuropa (wozu ich den Großteil Österreichs und Teile Deutschlands zähle, aber natürlich nicht nur dort). Egal in welcher Region der politischen 2D-Landschaft sich dortige Regierungschefs auch beheimatet geben, die meisten Verantwortungstragenden versuchen menschliche Verantwortung zu vermeiden, wenn es um Flüchtlinge in größeren Zahlen geht. Und die helfenden Ausnahmebürger_innen werden in der Geschichtsschreibung wenig Platz finden.

Links, rechts oder mittig: Alles wird durchs Geld verbunden, durch Ressourcen und Kosten. Flüchtlinge brächten ihnen nix, deshalb glauben sie, auf Solidarität verzichten zu können. So banal ist das. Wer mir kein Fleisch bringt, wird verspeißt! Wen ich nicht fressen kann, soll woanders vergammeln!
Zudem folgt man der aktuellen Gruppendynamik und verbreitet Unwahrheiten über die ungebetenen Gäste, schürt die Paranoia vor dem Fremden ansich. Mit den Wölfen heulen, mit den Reklamemedien und Auftragszeitungen lügen, mit den Brandstiftern sympathisieren – wenn auch oft unterschwellig!

Evolutionärer Kreislauf

Da schließt sich wieder einer dieser Keise in der Menschheitsgeschichte. Die Natur testet uns als Ganzes. Werden wir unsere eigene Evolution überleben?
Die Werkzeuge – Intellekt, der Kultur hervorbringt – die sie uns entwickeln ließ, haben uns weit gebracht. Man gewinnt jedoch den Eindruck: Immer wenn wir durch sie etwas gewinnen, müssen wir etwas anderes dafür opfern. Ein ewiges Nehmen und Geben, als wär's ein Naturgesetz.

Im Falle der Globalisierung

Die Globalisierung könnte die Menschheit im Guten zusammenbringen. Leider war und ist das vielfach korrupte Geld schneller und die alteingesessenen Fürsten missverstehen die Chance eher als wirtschaftlichen Kolonialismus: Eroberungsfeldzüge mit Krawatte und freundlichen Gesten.
Die Menschheit zerteilt sich dort, wo sie schon zusammenwuchs. Die Einen nehmen, die Anderen geben immerzu. Das Naturgesetz wird pervertiert. Das Recycling funktioniert nicht. Während die Einen hungern, schmeißen die Anderen ihren Überschuss auf den Müll. Und der Müll schwimmt als achter Erdteil im Meer.

Kulturell überlegene Frühmenschheit

Der aktuelle Syrienkonflikt z.B. ist – wie andere Kriege – eine Folge dieser Perversion, ein Anzeichen evolutionären Versagens (ohne zu sozialdarwinistisch erscheinen zu wollen). Es setzt sich fort im Unvermögen des vereinten Europas, gemeinsame Lösungen für die vielen Kriegsflüchtlinge aus zu finden.
Von Problemen sollte Europa nicht sprechen. Die Flüchtlinge haben das Problem. Die EU-Mitglieder hätten die Lösung. Sie machen sich ihre Probleme jedoch selbst, indem sie auf eine evolutionäre Errungenschaft verzichten, die unsere frühesten Vorfahr_innen bereits kannten, ehe sie Steinwerkzeuge bauten: Zusammenarbeit! Kooperation! Ohne die würde es uns heute nicht geben.

Untote nackte Affen


Natürlich reiten die Volksvertretenden auf einer Welle gesellschaftlicher Angst. Es gibt so viele (selbstgemachte und echte) Probleme und Krisen in dieser Welt und jetzt tauchen die menschlichen Antlitze dessen tausendfach vor unseren Grenzen auf.
Aber wovor fürchten? Die Flüchtlinge werden uns nicht die Haare vom Kopf fressen. Sie werden uns auch nicht „überfremden“ – es sei denn, wir sind uns bereits selbst fremd geworden.

Wollen wir auf unserem relativen Wohlstand hocken bleiben, bewegungsunfähig, aus Angst ihn zu verlieren, bis dem Planeten endgültig die Luft ausgeht? Oder uns? Wir sind sterblich. In den nächsten Jahrzehnten sind viele von uns tot.

Gutmenschlichkeit

Sollten wir nicht Menschlichkeit als höchstes Gut erachten, solange wir noch Menschen sind? „Menschlichkeit“ will allerdings nur den positiven Aspekt des Menschseins meinen, also das gute Menschsein, das Gutmenschsein.
Das ist doch etwas Schönes. Besser als Fastfood, Fernsehen und Fantasiezeitungen; besser als Rauchen, im SUV Parkplätze zu jagen, sich am freitäglichen Feierabend den Stress der Woche mit reichlich Ethanol aus dem Hirn zu spülen, mit Kollegen, die einem wurscht sind, von einem Job, der vermutlich sowieso keine Zukunft hat, weil die überbevölkerte Menschenwelt unter einem Pro-Forma-Arbeitsmarkt und einer Casino-Finanzwirtschaft ächzt.

Dennoch halten wir lieber an diesen unseren mickrigen Existenzen fest, verkampft, weil wir doch wissen, dass sie uns weder glücklich noch unsterblich machen. Menschen, die ihren Tod trotzdem nicht bedenken, sich für irgendwie unsterblich halten und für diese eingebildete Unsterblichkeit die Zukunft ihrer eigenen Nachkommen opfern, durch falsche Umwelt- und korrupte Wirtschaftspolitik; die auch nicht in der Lage sind, mit dem eigenen Überfluss in den Mülltonnen vor Augen, ihren Reichtum mit den Bedürftigen zu teilen, solche „Menschen“ sind vielmehr untote, nackte Affen. Sie werden bald von intelligenteren Exemplaren verdrängt werden und aussterben (bis sich neue Arten aus den Umständen entwickeln).

Der letzte Überlebenskampf


Darum kreischen diese haarlosen Affen auch an allen Orten auf und werfen mit ihren Fekalien um sich. Ein gewisser Anteil unseres weltweiten Genmaterials ist immer dabei, zu hetzen statt zu helfen, die Massenbewegung der blinden Wut auszunützen, um sich zu einäugigen König_innen krönen zu lassen.
Eine Analogie zu Odin ist trotz naheliegendem Deutschnationalismus nicht geeignet. Der Gott opferte sein Auge, um Weisheit zu erlangen. Die Rechtspopulist_innen opfern lieber Steuergeld, um andere von der Weisheit fernzuhalten. Und Rechtspopulist_innen sind dieser Tage nicht immer nur „Rechte“, was zeigt, dass der Prozentsatz untoter Trockennasenprimaten recht gleichmäßig in allen Ländern, Gesellschaftsschichten und Berufen verteilt ist.

Dieser Prozentsatz ist jedenfalls dem Untergang geweiht. Die Menschheit, ja, der ganze lebendige Planet kann sie sich nicht mehr leisten. Denn nur wenn wir uns geistig und kulturell als globale Gemeinschaft weiterentwickeln, haben wir eine lebenswerte Zukunft.
Das wissen die Evolutionsverlierer_innen, deshalb machen sie so viel Lärm. Noch. Irgendwann werden sie (Neonazis, Salafisten, Boulevard-Journaille und wie sie alle heißen) verstummen, entweder alleine oder weil wir alle mit ihnen untergegangen sein werden.

Unabhängig von der Sterblichkeit

Das Schöne an geistigem, kulturellem und auch emotionalem Fortschritt ist allerdings, dass er nicht an unsere sterblichen Hüllen und deren genetischen Voraussetzungen gebunden ist. Wir können alle dazulernen und uns somit vor der Natur als würdig erweisen, Menschen zu sein.

Man sollte z.B. aufhören, die Ausgaben für Flüchtlingshilfe durch Gelder einzelner Sozialstaaten zu bezahlen; also aus dem selben Topf, der für einheimische Versicherte und Hilfsbedürftige gedacht ist. Es sei denn, man will die Beitragszahlenden gegen die neuankommenden Hilfsbedürftigen aufhetzten. Das macht weder rechtlich noch finanziell Sinn. Die globale bzw. europäische Herausforderung der Kriegsflucht sollte nicht über lokal beschränkte Förder- und Versicherungsmittel finanziert werden.
Staaten brauchen ein eigenes Budget für Asylwerber, das nationale Sozialleistungen nicht belastet. Ein EU-Fond für Flüchtlinge muss her! Jene Geldmächte sollten einzahlen, die mitverantwortlich für Fluchtgründe sind. Ja, du bist auch gemeint, Waffenindustrie!

Mensch könnte auch aufhören, die quantitative, so genannte Flüchtlingsproblematik nur punktuell an einzelnen Grenzübergängen fest zu machen. Mensch könnte die Zahlen aus europäischem Blickwinkel betrachten. Dann würde wir feststellen, dass wir uns zur Zeit zum Affen machen.
Die Menschheit muss sich neu denken und organisieren. Und ich muss lernen, mich kürzer zu fassen.


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