Mittwoch, 30. September 2015

Luxus

Ich fühle fest, was Luxus ist:
In einen relativ gut gefüllten U-Bahn-Zug nicht einzusteigen, um auf den nächsten zu warten, weil es sich zeitlich auch und sowieso ausgeht.
Sitzen und blöd schauen - im weltentrückten Niemandsland der U-Bahnstation.
Ein gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Ein weniger gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Lärmende, lachende Kinder, die nicht ständig von zischenden Erwachsenen unterbrochen werden.
Wegelagernde Fundraiser_innen, die sich von selbst aus selbigem Weg schleichen.
Viel zu gutmütige Mit-Passant_innen die wegelagernde Fundraiser_innen von mir ablenken.
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber riechen können, dass ich kein netter Mensch bin, auch wenn ich so aussehe. Hinweis: Auf den Schwefelgeruch achten!
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber merken, dass ich ein netter Mensch bin, wenn man nicht versucht, mir ein bierbeflaggtes G'schichtel über verlorene Zug-Fahrkarten reinzudrücken, sondern sich aufs Wesentliche beschränken. "Hast du Geld? Für Bier?"
Beschmierte FPÖ-Plakate.
Nicht online zu bestellen, nur weil's billiger ist, sondern sich den Aufwand etwaiger Rücksendungen zu ersparen und gleich in einen gemauerten Shop mir fleischlichen Mitarbeiter_innen zu gehen, wo man in Echtzeit und realweltlich herumgrapschen kann, ehe man das Begehrte gleich nachhause nimmt. Die Ware, nicht die Mitarbeiter_innen.
Zeit für einen gemütlichen, ausgiebigen Stuhlgang mit Buch oder Zeitung.
Ein Kind, das einsieht, dass es sich morgen nicht ärgern muss, wenn man ihm heute schon die Haare wäscht.
Eine kräftige Umarmung, die man bekommt, auch wenn man manchmal ein ungeduldiger Vater ist.
Straßenmalkreiden. Mit denen kann man auch Rollstuhlparkplätze markieren und verschönern, für unaufmerksame Autoparker_innen.
Eine Edelstahlpfanne.
Wiener Leitungswasser, das nach Umbauarbeiten nicht nach Staub schmeckt.
Die Fähigkeit, etwas zu beenden.


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