Mittwoch, 30. September 2015

Luxus

Ich fühle fest, was Luxus ist:
In einen relativ gut gefüllten U-Bahn-Zug nicht einzusteigen, um auf den nächsten zu warten, weil es sich zeitlich auch und sowieso ausgeht.
Sitzen und blöd schauen - im weltentrückten Niemandsland der U-Bahnstation.
Ein gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Ein weniger gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Lärmende, lachende Kinder, die nicht ständig von zischenden Erwachsenen unterbrochen werden.
Wegelagernde Fundraiser_innen, die sich von selbst aus selbigem Weg schleichen.
Viel zu gutmütige Mit-Passant_innen die wegelagernde Fundraiser_innen von mir ablenken.
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber riechen können, dass ich kein netter Mensch bin, auch wenn ich so aussehe. Hinweis: Auf den Schwefelgeruch achten!
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber merken, dass ich ein netter Mensch bin, wenn man nicht versucht, mir ein bierbeflaggtes G'schichtel über verlorene Zug-Fahrkarten reinzudrücken, sondern sich aufs Wesentliche beschränken. "Hast du Geld? Für Bier?"
Beschmierte FPÖ-Plakate.
Nicht online zu bestellen, nur weil's billiger ist, sondern sich den Aufwand etwaiger Rücksendungen zu ersparen und gleich in einen gemauerten Shop mir fleischlichen Mitarbeiter_innen zu gehen, wo man in Echtzeit und realweltlich herumgrapschen kann, ehe man das Begehrte gleich nachhause nimmt. Die Ware, nicht die Mitarbeiter_innen.
Zeit für einen gemütlichen, ausgiebigen Stuhlgang mit Buch oder Zeitung.
Ein Kind, das einsieht, dass es sich morgen nicht ärgern muss, wenn man ihm heute schon die Haare wäscht.
Eine kräftige Umarmung, die man bekommt, auch wenn man manchmal ein ungeduldiger Vater ist.
Straßenmalkreiden. Mit denen kann man auch Rollstuhlparkplätze markieren und verschönern, für unaufmerksame Autoparker_innen.
Eine Edelstahlpfanne.
Wiener Leitungswasser, das nach Umbauarbeiten nicht nach Staub schmeckt.
Die Fähigkeit, etwas zu beenden.


Montag, 28. September 2015

Krise Flucht Wahlen OÖ: Kluger Dünnschiss bleibt Dünnschiss

Oberösterreich-Wahlen. Das Boulevard-Reklameheftchen greift auf Sportbericht-Sprache zurück. Flüchtlinge hätten LHM Pühringer "zerstört". Überhaupt ist ganz Österreich schockiert wegen dem vorausgesagten Wahlerfolg der FPÖ. Andererseits ungeniert: Wiedermal gibt man Ausländern an allem die Schuld.

Bad Boy

Böse freiheitliche Propaganda-Partei, heißt es überall. Die wird dennoch gewählt. Wie kann das nur sein? Ansteckende Denkschwäche? Religionwerdung? Lesen so viele Menschen keine echte Zeitung? Sehen oder hören keine seriöse Nachrichten?
Vielleicht erfährt man in diesen Medien zu wenig oder zu schlecht verständlich für "unsere Leut": HC "Des Bildungssystems Rache" Strache ist ein Heuchler! Vielleicht leidet aber auch die gebildetere Volksschicht unter ihrer Einbildung?

Der Standard veröffentlichte bald Umfrageergebnisse: FPÖ-Wähler_innen wünschten sich  "Kompetenzen Flüchtlingssituation". Spotten erlaubt: Strache ist so kompetent im Umgang mit Flüchtlingen wie VW beim Bau umweltfreundlicher Dieselmotoren. Denn ein Problem auszusperren ist Schummeln. Doch genau das tun wir mit unseren gebläuten Dorftrotteln.

FPÖ-Wähler_in, das fremde Wesen

Blau-Wähler_innen als so dumm zu beschimpfen wie sie es selbstverständlich sind, macht den klugscheißenden Rest auch nicht gescheiter. Manche von diesen Strache-Fans sind möglicherweise recht intelligente Soziopathen, die einfach nur die Menschheit hassen.

Wir wissen es nicht. Wir kennen diese Deppen nicht. Und wir lernen sie durch unsere aufgelegten Anti-Strache-Witze auch nicht kennen. Die Ächtung der freiheitlichen Wählerschaft treibt diese umso mehr ins Trotzverhalten oder in die Radikalisierung; jedenfalls aus dem Erfahrungsbereich der Anderen hinaus.

Das vergessene Elend

Wollen wir diese Menschen überhaupt kennenlernen? Dieses vergessene Elend, dass nicht von außen anklopft, sondern seit Jahrzehnten unter uns anwächst (auch aufgrund der jahrzehntelangen Wirtschaftsfreiheitlichkeit)? Ein Elend, dass nicht so jung und unübersehbar erscheint wie Flüchtlinge aus dem exotischen Osten?
Schimpfen und Verhöhnen ist einfacher. Genaus das werfen wir aber FPÖ-Wähler_innen vor: Ihre Unzufriedenheit mache sie ignorant.

Klugdünnschiss

Oder sie wären halt einfach dumm. Unbegründed. Klugdünnschiss: Hat den Nachteil, dass er genauso unkontrolliert austritt wie die Hetze der Dummscheißer_innen, die er kritisieren will.
Rassismus sei eben Rassismus. Diese Vergeudung eines Satzes erhält Beifall. Allerdings geht es nicht um "Rassismus", auch nicht um "Kompetenz Flüchtlingssituation". Menschen haben Angst vor einem "Flüchtlingsstrom", den sie nicht bemerken würden, wenn sich die Medien nicht auf jede Prognose alarmierender Zahlen stürtzte als wären es Börsenkurse.

Es war der grünlich-schwarze Pühringer, der den Flüchtlingen die Schuld für seine Wahlniederlage gab. Das ist verdammt rechts, aber keiner merkt's. Denn alle denken nur noch in Polit-Floskeln, in Straches Floskeln. Er bzw. sein Team geben die Flüchtlingsdebatte, die Aktualität vor. Die anderen Parteien gehen, angesichts der Umfrage-Panik, freiwillig in Opposition zu ihm, definieren sich über ihn (mit Ausnahme der Wiener Grünen: Die definieren sich über Häupls SPÖ).

Wissen ist Macht

Wenn die Floskel-Partei Österreich nur von verblödeten, leicht manipulierbaren "Rassisten" gewählt würde, warum wählten diese dann beim letzten Mal zu großem Teil andere Parteien - vor allem die ÖVP?
Das gelte es zu erforschen. Ich akzeptiere mittlerweile, dass Zynimus gut für MEIN Seelenheil ist, Satire MIR Spaß macht. Aber nur wer meinen Schmäh versteht, hat etwas davon.

Wenn wir die Probleme, die durch die Naivität und Unkenntnis der demokratischen Bevölkerung entsteht, beheben oder vermeiden wollen, müssen wir auch im Ernst nach der Ursache suchen. Und das bedeutet, die betroffenen und betreffenden Menschen ernst zu nehmen, ihnen zu zuhören, sie zu sehen, mit ihnen zu sprechen. Dixi.

Dienstag, 22. September 2015

Orbans Geiseln: Von "Dublin" in den Lagerzug

Nachdem dieser Blogeintrag vom 3.September.2015 unlängst auf mysteriöse Weise verschwand, folgt er hier noch einmal:

Ausgerchnet das Orban-Regime beruft sich auf EU-Regeln, das unverantwortliche Dublin-Abkommen, um Flüchtlinge wie Kriminelle zu behandeln. Nun rollt erneut ein Lagerzug in Europa: Flüchtlinge als Spielfiguren und Geiseln der Politik.  

Wer klopfet an?

Vor ein paar Jahren sagte Reinhold Messner in einem Interview, er habe, beim Klettern in der Wüste, afrikanische Migranten durch selbige laufen sehen. Da kündigte er an: Diese Menschen würden kommen, egal wie, egal über welche Hindernisse. Nun erscheint der Yeti gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Flüchtlinge aus Kriegsgebieten und Tyranneien, deren Heimat zwischen globaler Unverantwortlichkeit und Machtinteressen zermalmt wurde, fliehen – egal wie. Sie joggen durch die verdammte Sahara! Drängen sich mitsamt ihren Kleinkindern – ganz ohne Schwimmflügerl, Bademeister und Sonnencreme – auf altersswache Fischerboote! Sie lassen sich in LKW-Containern einschweißen, weil sie mehr Angst vor Grenzbeamten haben als vor einem lichtlosen Erstickungstod! Mittlerweile gibt es eine Route über das Festland nach Norwegen – über den nördlichsten Norden!

Im Osten nichts Neues

Zwischen Griechenland, Mazedonien und Serbien ist man unsicher, was man tun soll: Polizisten halten die Flüchtlingsmassen gewaltsam zurück, dann doch nicht, dann teilweise, weil man entweder nichts machen kann oder doch nicht auf Familien schießen will –  zumindest nicht scharf und solange Kameras dabei sind.
Das Chaos entsteht zwar DURCH die Anzahl an Fliehenden, aber WEGEN der mangelnden Koordinierung in und zwischen diesen Staaten. Und die EU schaut auch blöd zu.

Ungern

Ungarn sollte „Ungern“ heißen. Nicht einmal traumatisierte Kriegsentflohene wollen dort bleiben. Dennoch baut die Semidikatur einen peinlichen Zaun, der höchstens irgendwelchen Baufirmen-Freunderln von Viktor „Verfassungsfeind“ Orban etwas bringt.
Die ungarischen Steuerzahler_innen sollten einmal nach Melilla oder Ceuta schauen, wo dreimal so hohe, dopellt- bis dreifache Zaun-ANLAGEN stehen, die auf Dauer auch nix bringen. Orban wusste das natürlich.

Deshalb denkt sein Regierungsverein daran, das Beschädigen des schön-teuren Grenzzauns zu Serbien mit 5 Jahren Knast zu bedrohen. Und in der osteuropäischen Provinz namens Österreich glauben die Fans von HC „Rache“ Strache, dass Ungern – das auch bereit ist, österreichische Pacht-Bauern zu enteignen – die EU verteidige.

Berlin's calling

Jetzt lädt die deutsche Regierung Flüchtlinge zu sich ein (vermutlich aus Rache, weil ihre Mutti in Heidenau vom Verein für Vollpfosten ausgebuht wurde). Deutschland kann sich erneut als europäische Führungskraft darstellen und tut ausnahmsweise etwas Gutes dabei.

Nur Orban will seine Flüchtlinge plötzlich nicht mehr gehen lassen. Nachdem er sich zuvor extra mit seinem Zäunchen lächerlich gemacht hatte, um sie nicht rein zu lassen. Angeblich wegen EU-Regularien. Die er ansonsten gerne zu ignorieren sucht, wenn sie ihm nicht passen.

Was macht der Kanzler eigentlich beruflich?
 
Man könnte natürlich spekulieren, der schimpfende Werner Faymann (das ist unser österreichischer Bundeskanzler) wäre schuld. Unsinn! Orban hat soviel Sinn für Diplomatie wie Faymann für PR.

Vor allem am Wiener Westbahnhof demonstrierte die Zivilbevölkerung – ÖBB und Polizei inklusive – rebellische Solidarität mit den Flüchtlingen. Aber unser Bundeswerner beklagte zu allererst, dass Ungarn die Asylsuchenden überhaupt soweit kommen ließ. Vermutlich wegen dem Dublin-Abkommen, das von Anfang an eine bewusste Fehlkonstruktion verantwortungsloser EU-Bonzen war (wer Mitgliedstaat am südöstlichen Rand sein will, ist selber schuld). So ein Sozialdemokrat!

Neidgesellschaft

Vielleicht neiden es die „Schauer“ in der Ösi-Regierung auch den Deutschen, dass diese zuerst auf die PR-Idee mit der Menschlichkeit kamen. Selfies mit Flüchtlingen liegen im Trend.
Vielleicht sind sie auch auf die Zivilgesellschaft, auf NGOs, andere private Initiativen neidisch. Die erledigen zum Teil jene Aufgaben, an denen die Ministeranten Mikl-Leitner und Kurz scheitern.

Und Vielleicht ist auch Orban neidisch. Er steht in der EU wieder einmal da wie das allerletzte Arschloch. Deshalb überlegt er vermutlich, wie er die Flüchtlinge, die sich vor dem Ostbahnhof in Budapest anstauen, politisch für sich benützen könnte. Also erstmal dabehalten!

Die Lagerzüge fahren wieder

Dann doch kurz Bahnhof öffnen, rein in den Sonderzug, der das angestrebte, das tatsächliche Asylziel Deutschland nie erreichen soll. Wieder einmal fährt ein „Sonderzug“ gegen den Willen seiner nicht informierten Insassen in ein Lager.
Sollte man allein wegen seiner Symbolwirkung in Europa für unmöglich halten. Flüchtlinge wie Kriminelle; Flüchtlinge als Geiseln der Berufspolitik (nennen wir diese kurz Polishit): EU-Abkommen werden dafür als Vorwand missbraucht.

Masters Of The Refugees

Schon BMEIA Sebastian Kurz sprach davon, dass man Asylgestze verschärfen wolle, wenn die EU nicht auf Forderung zur gemeinsamen Lösung der „Flüchtlingsproblematik“ eingehe. Sprich: Wenn nicht alle helfen, helfen wir auch nicht mehr. Egal wer verreckt.

Aber da steckt durchaus Hirn zwischen den Segelohren. Es ist eine offene Drohung, die Lage eskalieren zu lassen, mit Folgen für ganz Europa, wenn nicht österreichische Erwartungen erfüllt würden. Die Erwartungen einer Berufspolitik, die ansonten keinen Plan hat.

Vordergründig geht es um Asylpolitik. Aber wer weiß, was man sonst noch holen kann, wenn man Flüchtlingsströme kontrolliert. So scheint auch Viktor Orban zu denken.

Flüchtlinge werden politisch instrumentalisiert. Auch für die Ablenkung von anderen Problemen. Und auch deshalb pfuscht die Polishit herum. Sie will die Hilfe- und Aslysuchenden in der Spielhand ballen.



Montag, 21. September 2015

Westliche Werte: 3 Prinzipien gegen die Floskel-Partei Österreich

Konfusion: Westwert

Steven Erlanger, in der New York Times, hinterfragt die universale Gültigkeit „westlicher Werte“. HC „Rache“ Strache schwimmt auf der Flüchtlingswelle zur Nummer Eins.
Nachrichten und ihre Headlines: Es geht um „westliche“ Politik. Ihren Begriff, ihre Funktionsweise, ihre (befremdende) Wirkung. Doch unterhalb der Oberfläche der Berichterstattung offenbart sich weitverbreitetes Missverständnis in einer Zeit genereller Konfusion – wie mir scheint.

„Westliche Werte“

Gibt es nicht. Das, was man als solche betrachtet, variiert je nach politischer Einstellung „westlicher“ Menschen: Freie Marktwirtschaft oder Sozialwirtschaft, Kirchenideologie oder Säkularität, freies Geld oder freie Menschen.

Alle diese unterschiedlichen Ansätze haben gewiss einen gemeinsamen Nenner und Ursprung: Aufklärung (egal welchem Ziel ihre Denkinstrumente letztendlich dienen), Humanismus (egal welchen Weg zur Besserung von Mensch und Menschheit man bevorzugt), Demokratie (egal ob monarchistisch oder republikanisch tradiert, egal ob mit starken Repräsentant_innen oder starkem Volk).

Sprechen wir also nicht von unpräzisen Westwerten, sondern lieber von Aufklärung, Humanismus und Demokratie. Diese „Werte“ sind universal, ansonsten würde die ihnen zugrunde liegende Philosophie keinen Sinn ergeben. Dass sie aber Sinn ergiebt, zeigt sich in Fortschritt und Wohlstand der „westlichen Welt“.

Straches Welle

Österreichs hauseigener Ober-Rechtspopulist profitiere von der Flüchtlingswelle, die durch sein Land geht. Teilweise wird Medien und „linker“ (obwohl diese von einer Koalition aus Sozialdemokratie und Rechtskonservativismus regiert wird) Politik daran Schuld gegeben. Würden die Einen nicht berichten, die Anderen sich nicht – unabhängig von der tatsächlichen Leistung – für eine Solidarität mit den Flüchtlingen aussprechen, hätte Strache nicht so tolle Umfrageergebnise.

Hier ist genauer hinzusehen: Die mitregierende ÖVP und ihre erfolglose Innenministerin distanziert sich seit je her von einem „#FluechtlingeWillkommen“-Image – gerade weil sie im rechten Abgrund der Gesellschaft mit der FPÖ um Stimmen streitet. In der Steiermark und im Burgenland tat dies sogar die SPÖ – vergeblich.

Es ist auch leicht zu erkennen: Wenn Medien ihre Berichte zu typischen „FPÖ-Themen“ zensieren würden; wenn Satiriker_innen aufhören würden, sich über die FPÖ und ihre Entgleisungen lustig zu machen; wenn die wenigen Linken in der Regierung aufhören würden, linke Politik (siehe: Aufklärung, Humanismus, Demokratie) zu machen, wäre HC „Dandlerschmäh“ Strache dennoch erfolgreich bzw. wir hätten auch ohne ihn jene Zustände erreicht, von denen wir annehmen, dass er sie brächte.

FPÖ: Mehr Werbung als Politik

In der österreichischen Innenpolitik lässt sich schnell ein exemplarisches Beispiel finden: Der FPÖ-Spitzenkandidat für Oberösterreich behauptet, Flüchtlinge wären ins Land gekommen, um zu bleiben. Das ist falsch, wie vor allem seine berufspolitischen Mitbewerber wissen müssten. Dennoch blieb es quasi unwidersprochen.

Warum ist die FPÖ erfolgreich? Weil ihre politischen Gegner keine Rhethorik kennen. Sich artikulieren zu können, bedeutet noch nicht Redekunst zu beherrschen. Redekunst darf sich auf Inhalte stützen.

Die FPÖ-Kandidat_innen beherrschen wiederum nichts Anderes. Oft enden auch kritisch eingestellte Journalist_innen als thematische Zulieferer für die Polemik dieser Profi-Demagogen, während sie deren Schwachstellen (und davon gibt es abseits der Hetze eine Menge) unangetastet lassen.

Den freiheitlichen Redner_innen steht eine professionelle Propagandamaschine zu Seite. Die FPÖ macht wesentlich mehr Werbung als Politik. Es handelt sich um eine Marketing-Partei. Deshalb funktionieren ihre Konzepte bei den mental Benachteiligten und Bildungsfernen sehr gut, während die übrige Bevölkerung sie nicht ernst nimmt und gerade deshalb oft ihre Gefährlichkeit verkennt.

Universale Werte

Prinzip Aufklärung: Ihr genügt es nicht, über etwas zu berichten („Der Himmel ist blau.“). Sie muss Menschen dazu einladen, sowohl den Bericht zu hinterfragen als auch darüber nachzudenken, warum etwas so ist wie es ist – bestenfalls gemeinsam ("Stimmt es, dass der Himmel blau ist? Wenn ja/ wenn nein, warum?"). Das gilt auch für die Gesprächspartner_innen der FPÖ. Wer politische Debatten mit Floskeln führt, wird gegen die Floskel-Partei Österreichs verlieren.

Prinzip Humanismus: Dass Menschen einander zu Wohl verhelfen könnten ist zu allererst der Natur eingefallen. Nur wenn auch das gegenwärtig schwächste Mitglied einer Sippe von dieser versorgt wird, kann das gegenseitige Vertrauen innerhalb der Sippe bestehen. Nur durch dieses Vertrauen „investieren“ Individuen in die Gemeinschaft. Jeder und jede kann zum schwächsten Mitglied werden.
Übertragen auf den modernen Staat bedeutet das: Der Sozialstaat ist natürlich. Seine Schwäche resultiert nicht aus seinem Prinzip, sondern aus der Korruption, die sein System missbraucht.

Auch die Gemeinschaft der Staaten muss begreifen, dass früher oder später die Schwäche des einen Volkes zum Problem des anderen werden kann. Flüchtlinge zu ignorieren, auszusperren oder gar zu beseitigen führt unweigerlich zu einer Kette negativer Reaktionen, die das Problem vergrößert und ausweitet. Dieses Problem gemeinsam anzugehen, wäre nicht nur der intelligentere Weg, sondern auch der „natürlichen Menschlichkeit“ entsprechend.

Prinzip Demokratie: Die Demokratie lebt von einem aufgeklärten, kritischen, denkenden, das heißt wahrlich „mündigen“ Volk. Je unaufgeklärter, unkritischer (vor allem sich selbst gegenüber) und denkfauler ein Volk ist, umso bessere Chancen haben Volksverführer wie HC „Ich-Rap-So-Schä“ Strache.

Neoliberalismus, zahnlos-gesparter Journnalismus und schlechte Bildungspolitik sind in Wahrheit die Wellen, auf denen das Umfragehoch Straches surft. Flüchtlinge sind – wie beinahe zu jeder Zeit – nur eine willkommene Ablenkung von diesen Problemen.
„Ja, wenn die Flüchtlinge nicht wären...“, heißt es mittlerweile auch bei Anti-Rechtspopulist_innen. Die Gesellschaft muss jedoch zu jeder Zeit in der Lage sein, Wahrheit, Lüge und Zusammenhänge zu erkennen.

Man kann über die akademische Korrektheit meiner Auflistung streiten. Es wäre wünschenswert.

Montag, 14. September 2015

Flüchtlings-Fasching! Europa führt sich Grenzen ein

Kurze Nacht, kurzer Artikel

Eine kurze Nacht. Fragte die Zimmerdecke warum. Die Antwort kam aus den Medien: Es ist wieder Fasching! Etwas früh vielleicht, aber im Fasching ist mir alles egal.

Deutscher Karneval!

Jeckisch erklärt der deutsche Peuschelminister Thomas die Misere, wie man sich eine Grenzkontrolle einführt, um Karnevalsgäste aus Syrien ein wengerl zu necken. Die Grenzen selbst sind auch schon ganz dicht. Helau!
Dabei dachte ich gleich an Dresden (Kenne dort wen. Schöne Stadt). Schad drum. Aber gut! Bei den ganzen Neonazibanden - aus dem Hartz-4-Zuchtprogramm für wütende Mobs aller Art und Verwendung - wundert es nicht, dass der Osten wieder zugemauert wird.

Illegale Wirtschafts-Flüchtlinge endlich bekämpfen

Nicht gleich verständlich: Warum das österreichische Bundesheer auch mit an die Grenze muss. Wir sind jetzt schließlich auch wer im Fußball und dürfen schon selber, ganz ohne Mutti, Staat sein!
Nach dem ersten Kaffee sodbrannte es mir allerdings doch hoch: Bewaffneter Grenzschutz in Österreich! Achso! Gute Sache! Es wird Zeit, dass diese ganzen Steuerflüchtlinge mitsamt den Geldkoffern ihrer Schwiegermamas nicht mehr ungehindert nach Liechtenstein oder in die Schweiz fliehen können.

Und falsch: Ein Zaun nützt da nichts. Die spanischen Exklaven in Nordafrika bauen bis zum heutigen Tag an ihrer Ausgrenzanlage.
Die haben natürlich nicht so viele Meilen abzudecken wie „Diktator“ (Zitat: JC Juncker) Orban von Ungern. Der glaubt, dass es genügt, Millionen an Steuergeldern für einen Lercherlschaß Richtung Serbien aufzustellen. Kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer sein flüchtiges oder irgendein anderes Geld noch in Ungarn anlegen will. Außer Grenzzaunfirmen.
Die grüne Grenze lässt sich jedenfalls nicht statisch abdichten. Da braucht es schon mobiles Militär.

Freies Kommen statt Freihandelsabkommen

Dass in dem gegenwärtigen Asylchaos ein Militärtransport der US-Armee auf der Zugstrecke geblieben ist, war daher ein kleiner und ironischer Rückschlag im Kampf gegen die hiesige Steuerflucht. Dabei ließe sich das Problem leichtestenst lösen.
Derzeit wird das TTIP verhandelt. Andere Abkommen für Steuernvermeider großer Konzerne und Banken gibt es schon. Für Kriegs- und Todesvermeider_innen gibt es hingegen Grenzkontrollen und schäbige Unterkünfte.

Lösung (beinahe ) all unserer Probleme (wenn ich Präsident der Erde bin): Wir verzichten auf TTIP (von dem sowieso niemand wissen DARF, was es bedeutet) und bestehende Freihandelsabkommen für Steuerflüchtlinge. Stattdessen öffnen wir die Grenzen für anerkannte Flüchtlinge. Letztere wären auch bereit Steuern zu zahlen. Und die großen Waffen der US-Army in Salzburg könnten endlich weiter Richtung Steueroase rollen.

Dienstag, 8. September 2015

EU-Politik: Pipette über dem brennenden Kothaufen

Muss Merkel auch mal loben. Stimmt schon, ihr moralischer Beistand und die tatsächliche Unterstützung für Fliehende aus Syrien, in und auf dem Weg nach Deutschland, kam spät, aber immerhin. Vorerst bleibt sie bei ihrer Ausnahmegenehmigung.
Es gibt ein paar Einschränkungen in anderen Bereichen, dafür aber insgesamt sechs mal mehr Geld für Flüchtlingshilfe im eigenen Land. Auch: 3000 neue Polizist_innen sollten gebaut werden! Flüchtlinge schaffen also Arbeitsplätze.

Frag den Faymann

Im Vergleich dazu weiß Bundeswerner Faymann (das ist dieser gut gekleidete Verwaltungschef von Österreich) nicht so recht, was er wollen soll. Schimpft Ungarn wegen Durchlassen, dann wegen Festhalten der Flüchtlinge. Dann würde er sich gerne für die schrittweise Reduktion der Grenzdurchlässigkeit entscheiden. Er sucht noch nach dem entsprechenden Dimmer, den er ans Burgenland montieren kann. Aber mal abwarten, was die große Schwester macht?

Briten verdeidigen sich vor sich selbst

Unsere großen EU-Helden, Frankreich und das Veruneinigte Königreich, wollen jetzt plötzlich auch cool sein und Flüchtlingen helfen. Cameron the Conserved will sogar ganze 20.000 aufnehmen! Nur Syrer_innen! Bis 2020! Aber keine Sorge, er verwendet dafür eh nur internationale Hilfsgelder.
Dafür beteiligt er sich umso schneller an der Bekämpfung der Fluchtursache. Ganze 3 IS-Schergen wurden durch das sauteure Drohnenprogramm der königlichen Armee getötet. Zwei davon waren sogar selbst Briten.

„Selbstverteidigung“ nennt das ihr Premier. Wenn Briten also Briten töten (sich vor ihnen selbst verteidigen), hellfe das gegen die Krise in Nah-Ost. Gut zu wissen.

Democracy is coming! Run for your life!

Frankreich hingegen hat sich durchgerungen, Aufklärungsflugzeuge für den Kampf gegen den Islamistischen Schmarn zu schicken. Na, dann wird der Krieg sicher bald vorbei sein und die Syrer_innen können vor den nächsten Wahlen wieder heim wandern. Denn Demokratie und Wohlstand herbei-bomben kann der Westen besonders gut.

Die Banalität des Blöden

Es kann natürlich auch sein, dass man hier völlig bewusst mit der Pipette auf den brennenden Kothaufen tröpfelt. Ich hatte zwar immer Hosenschiss und/oder völlige Blödheit im Verdacht. Aber was könnte sonst die Ursache sein, für das chaotische, uneinheitliche und von Egoismus dominierte Vorgehen der EU als „europäische Union“ ? Möglicherweise die banale Natur der Berufspolitik.

Gutes schlechtes Gewissen

Schema: Erstmal abwarten, ob die Anderen nicht ohnehin die Aufgaben für mich erledigen. In der Zwischenzeit Maßnahmen setzen, die mir persönlich nützen und zugleich den Eindruck erwecken, ich würde die Welt bewegen. Erstaunlich: Die politische Bühne der EU funktioniert wie eine WG. Und Deutschland präsentiert sich gerade als positive Ausnahme, um vom Oberstreber Schweden abzulenken. Wie gut, dass es doch noch ein Gewissen gibt, auch wenn's ein schlechtes ist.
 

Schule ab 7 Uhr? Morgens? Der Untergang der SPÖ

Zum ersten Schultag meiner Tochter

Erster Schultag. Ich bin hundemüde. Die Schultüte schwer. Selber schuld. Meine Tochter zählt ihr eigenes Gähnen. Freut sich aber schon, aufgeregt.
Die beiden Lehrerinnen wirken so nett wie beim ersten Elternabend. Schicken uns Eltern mit einem Schmäh aus der Klasse und mich damit in die Arbeit.
Meine U-Bahnzeitung heißt Der Standard. Was muss ich da lesen? „Für die SPÖ soll die Schule schon um sieben beginnen“. Ja leck mich doch am Arsch! !Was?

Normalerweise sehr geschätzte Frau BMBFinisterin: Wenn man im Dialekt daherredet, klingt man leiwander und bildet sich deshalb ein, sowieso Recht zu haben. Aber Einbildungsministerium und Rechthaberministerium werden immer noch von der ÖVP besetzt.

Das vielgelobte Schulsystem der skandinavischen Länder ruft seine Kids um 09:00 in die Klassen. Ein späterer Schulbeginn entspricht den Empfehlungen der Expert_innen. Ist besser fürs Kinder- und Jugend-Hirn. Ich kann's nachvollziehen.

Nicht nachvollziehen kann ich, dass sich Heinisch-Hosek offensichtlich an der Schweiz orientiert, wo die Schule so früh beginnt, weil alle Kinder mit den Bergziegen aufstehen. Die Folge: Die Schweizer_innen können keine ihrer drei Sprachen richtig sprechen und ihr Dialekt klingt eindeutig nach Koffein-Überdosis.

Diktatur der Frühaufsteher_innen

Wäre natürlich super, wenn Eltern, die sehr früh aus dem Haus müssen, ihre Kinder entsprechend früh irgendwo unterbringen können. Das bedeutet aber nicht, dass der Unterricht und damit das Aufstehen zu unchristlichster Zeit für alle Pflicht werden müsste.

Der Großteil der Menschheit – das wage ich zu behaupten – ist biorhythmisch auf den Sonnenaufgang programmiert. Jedenfalls sind Frühaufsteher_innen ganz sicher in der Minderheit. Es gibt keinen Grund, dass der große Rest sich der Chrono-Dikatur der Bauern und Bäckerinnen unterwirft.

Der frühe Vogel ist ein Depp

Auch evolutionär nicht: Der frühe Vogel fängt gar nix, weil's noch finster ist. Vögel sind keine Fledermäuse und in der Dämmerung lauert die Katze. Das sollten wir spätestens im Sachunterricht gelernt haben.
Wenn ich aber – trotz angekündigter Lockerheit, „viel Bewegung“ und „viel Spaß“ zwischendurch – die Kinder allerspätestens um 06:00 Uhr aus dem Bett zerren muss, damit ich ihnen noch ein Frühstück einwerfen kann, dann wissen die Schüler_innen am Ende des Tages nicht mehr, was sie in den ersten Stunden angeblich gelernt hätten. Oder wie sie überhaupt an diesen seltsamen Ort gekommen sind. Glauben Sie mir, in diesem Bereich bin ich Experte.

Weniger ist Mehr

Mein Kind kommt in eine Mehrstufenklasse. Das System macht Sinn. Auch werden – wie am Bundesparteitag der Sozis gewünscht – gerade die Schulanfänger_innen nicht überfordert. Auflockerung zwischendurch ist ein Muss. Abgesehen davon, dass die Lehrerinnen über zu wenig Unterrichtseinheiten klagen, mache ich mir wenig Sorgen.

Es kommt mir sogar entgegen, wenn die Schule keine Zeit für Schwerpunkte hat. Diese wähle ich lieber privat, je nach individuellen Neigungen meines Kindes, als sie dem Zufall des Schulstandortes zu überlassen. Ich möchte an der Bildung meiner Tochter schließlich teilhaben.
Lesen & Schreiben, Rechnen und Sachkunde sind für die Volksschule meines Erachtens ausreichend herausfordernde Ziele. Dann kommt auch noch Englisch dazu.

Und in der Kürze liegt die Würze

Besser wäre es, deren Verfolgung auf kürzere Zeiteinheiten zu fokusieren, als sie in „leicht verdaulichen Portionen“ über einen längeren, ermüdendend Zeitraum auszudehnen. Dann gibt's auch mehr Zeit zwischendurch zum Pausieren und Wissenverdauen. Wenn die Schule später beginnt, müssen die Kinder auch weniger Zeit im Hort verbringen.  

Untergang der SPÖ

So banal wie Mehr-Weniger- und Kürze-Würze-Floskeln ist der Hauptgrund meiner Ablehnung, die Schule schon um 07:00 beginnen zu lassen: Niemand will noch früher aufstehen. Außer sich selbst vom Aussterben bedrohende Vögel. Und Gabriele Heinisch-Hosek, aber die muss ja und will jetzt offenbar, dass wir alle mit ihr leiden.

Dadurch müssten auch Lehrer_innen noch früher in der Schule sein. 1. Würde deren Unausgeschlafenheit den Lernerfolg gefährden. 2. Haben die eine Gewekschaft. 3. Dürfte sich die SPÖ bei der nächsten Wahl  von den Stimmen des Schulpersonals und der Eltern verabschieden.