Mittwoch, 3. Juni 2015

Straches Mythifizierung: Schlagende Worte in allen Medien


Mythischer Strache

Ich will's wirklich wissen: Warum alle, auch „meine“ Medien den Parteichef der freilichen Freiheitlichen, H.C. Strache, den Mythos des Hunnenkönigs umhängen, ihn zum politischen Halbgott verklären.
Das ist nichts Neues. Bei jeder Wahl, bei der die FPÖ dazugewinnt, wird sie öffentlich, auch öffentlich-rechtlich zur Wahlsiegerin erklärt; selbst wenn sie nur auf Platz 3 liegt und im Nachhinein nicht an Regierungen beteiligt wird.

Da wird die Logik der Demokratie dem Dramatik-Effekt geopfert. Strache ist immer interessanter, positiv wie negativ betrachtet, deshalb bekommt er unverdiente Aufmerksamkeit. Die markt-dressierten Affen des Journalismus werfen vor Erregung mit ihren Fekalien um sich. Wagnersche Götterdämmerung! Der Aufstieg des Bösen! Ja, gib uns das, dämonischer Strache! Wir g'spüren uns sonst nicht mehr.

Wer gewann? Und wie?

Nun gewann er tatsächlich 26,76 % der Stimmen in der Steiermark. Wer? Der Mario Kunasek. Noch einmal: Wer? Der Mann, der aussieht wie eine Deix-Karikatur von einem FPÖ-Landeschef der Steiermark. Letzteres ist er tatsächlich.
Gut, den rechtspopulistischen Wahlkampf für ihn führte eigentlich Franz Voves. Dummerweise verwechselte ein vor allem ländlicher Teil der Xenophoben unter den Steirer_innen daraufhin ihren Landeshäuptling und gab seine Stimme gleich dem falschen Retter des Abendlandes. Die Rot-Blau-Schwäche in der Wahrnehmung ist in diesem Fall verständlich.

Dass der Boulevard sogleich das grinsende Antlitz Straches auf die Titelseiten heftete, obwohl der mit dem steirischen Wahlkampf nicht viel zu tun hatte, wundert mich aus genannten Gründen nicht. Strache geilt auf oder provoziert. In jedem Fall eine Win-Win-G'schicht für die pseudojournalistischen Reklameheftchen.

Aber auch in den kultivierteren Zeitungen sah man nicht viel von Kunasek, jedoch auch dort den H.C. persönlich auf dem Vormarsch. „Er“ hätte auch im Burgenland „gewonnen“. Und keine Sau weiß, wie der Freiheitlichen-Landesführer dort heißt. Selbst wenn er dem Niessl dort den verräterischen Kopf verdreht.

Ganz Österreich ist halb leer.

Steiermark und Burgenland würden somit für ganz Österreich sprechen. Fürchtet euch! Wir irren nie. Fast nie.
Dass die FPÖ recht ordentlich im Land des „heiligen“ Haiders verlor – ebenso aus verständlichen Gründen – scheint vergessen. Als dort Peter Kaiser neuer Landeshauptmann wurde, sah und hörte ich jedenfalls nichts vom triumphalen Sieger Werner Faymann. Eben!

Ungepflegte, selbstvergessene Medienwirkung

Die Medien, auch meine, müssen verstehen, dass sie mit dieser negativen wie positiven Umkränzung der poltischen Kunstfigur „Bumsti“/Strache einen enormen Einfluss auf dessen Popularität und die seiner Partei haben. Alle – Freunde wie Feinde – betreiben un/freiwillige PR-Arbeit für den FPÖ-Chef, indem sie ihn größer machen als er ist. Eine politische Blase, die uns irgendwann als antidemokratische Neuauflage von Österreich-Ungarn, die Doppel-Demagogie, im Gesicht zerplatzen wird.

Wie dieser Wahlkampf zeigt, kommt es auf die richtigen Schlagwörter an. Und wer immer wieder (schon im Titel) die Schlagwörter der Rechtpopulisten aussät, wird rechte Wähler_innen ernten. Die Leut können heutzutage schließlich gar nicht mehr mehr lesen, sondern nur noch Schlagworte filtern. Dixi.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus