Dienstag, 9. Juni 2015

Standard-Lesen: Revolution statt "Freiheitliche"

Nein! Nicht alles, was der Schauer schaut, erschaut er in seiner U-Bahnzeitung Der Standard. Aber es lässt sich mit ihr so schön über Themen drüberfliegen.

Beispiel S/FPÖ im vaterländischen Abend- und Burgenland. Da kommentierte ein Bernhard Heinzlmeier, es wäre „höchste Zeit, dass sich die Sozialdemokraten aus der taktischen Geiselhaft durch die zunehmend neoliberale ÖVP befreien.“ Indem sie mit der FPÖ....?!
Ich muss nicht weiterlesen. Die Hypothese ist bereits falsch. Wenn man den braunen Dreck wegkratzt, hinter die rechtspopulistischen Plakate blickt, erkennt man: Die FPÖ ist DIE neoliberale Partei Österreichs (Nein, die Neos verweilen trotz ihres Namens auf Platz 2).

Heute argumentiert hingegen Hans Göttel, dass man vom Ende der Täuschung nicht zu sehr enttäuscht sein solle: Die SPÖ Burgenland hätte sowieso ein faschistoides Erbe und könne sich durch die FPÖ-Partnerschaft nicht mehr hinter dieser verstecken. Soll vermutlich ein Trost sein. Wenigstens ein zynischer. Erfischend.

Überhaupt wird sehr viel übers Rotblau der pannonischen Tiefeben und dessen Bedeutung für den Sitzkomofort Werner Faymanns gegrübelt. Dabei gibt es auch andere Themen.

Z.B: War da der etwas kostspielige Fototermin der G7-Regierungschefs mit der einen, die sich auch farblich ab- und so ins Szene setzte, als wäre sie die Chefin aller: "Sprechblasenautomat (Zitat: Urban Priol?)" Angela Merkel vor bayrischer Naturkulisse und den kollegialen Anzuträgern als Komparsen. Die Medien glauben es ihr. Nicht nur die Bild-Zeitung (deren Plakativität ja bereits im Namen steht), auch der Standard.

CO2-Reduktion? „Bekenntnis zum Zwei-Grad-Ziel.“? Für den Popo!
Erstens ändern sich diese unverbindlichen Bekenntnisse mit den Regierungschef_innen – und Obamas Zeit, als Präsident des zweitgrößten Emittenten, ist bald abgelaufen. Zweitens können keine globalen CO2-Ziele ohne China, Indien  und Russland erreicht werden. Japan ist sowieso gegen alles, was Meer, Luft und Lymphknoten nicht zerstört.

Weiß schon: Eine Tageszeitung muss über solche großen G'schichten dennoch schreiben, als handle es sich um etwas Seriöses. Kein Vorwurf. Außer: „The Sound of Music“ spielt(e) in (meinem) Salzburg! Das muss man dem Internet doch mal erklären.

Beim „Terrorprozess“ fand ich es bemerkenswert, dass man sich nicht nur schuldig, sondern sogar „völlig schuldig“ bekennen kann (zumindest in der Printausgabe). „Ich war nicht Mitglied des IS. Ich war völliges Mitglied!“

Darunter (ebenfalls nur offline) das Bild von verrückten Häusern in Tirol. Im Hintergrund gut zu erkennen: Fichtenmonokulturen in Hanglage. Da nützt auch das junge Schutzwäldchen davor nix mehr.

Zurück zu den Kommentaren. Paul Lendvai schätze ich, weil er noch Hauptsätze mit Nebensätzen geradeaus schreiben kann. Allerdings hat er – auf dem westlichen Auge blind wie er ist - übersehen: Die New-Deal-Bagage mit Blair und Schröder haben das Ende der Sozialdemokratie nicht hinausgezögert. Sie haben ihren Sarg zugenagelt. Mag es auch sein, dass sie darin noch eine Zeit lang am Leben ist... oder war.

Das führt eigentlich zurück zum anfänglichen Thema: Der Neoliberalismus, dessen Folge die Zinsknechtschaft „demokratischer“ Regierungen gegenüber internationalen Konzernen und Banken ist, ist schon lange Teil der europäischen Sozialdemokratie. Oder die sozialdemokratischen Parteien sind längst nicht mehr Teil der Sozialdemokratie. Es braucht daher keine „Freiheitilichen“, um die Sozialdemokratie zu retten. Es braucht Rebellion und Revolution!

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