Montag, 1. Juni 2015

Blau-Wählen in Österreich: Luftanhalten gegen Blähungen


Meine U-Bahnzeitung heißt Der Standard. Die Chefredakteurin versucht zu trösten. Relativierung: Wer in Österreich protestwählen wolle, der und die wähle eben FPÖ.
Ich weiß den Versuch zu schätzen Frau Föderl-Schmid, aber es hilft nix. Wer aus Protest die FPÖ wählt, ruft auch seine Ex-Freundin um Mitternacht und völlig besoffen an, weil er sich gerade so einsam fühlt. Aber die guten, alten Zeiten kommen nicht wieder. Und peinlich ist es am nächsten Katermorgen auch.

Das parteipolitische Bordell


Tatsächlich geben Menschen ungerne zu, die FPÖ zu wählen oder ihr nahe zu stehen. Als wären die Freiheitlichen das parteipolitische Bordell Österreichs. Dort darf man sich gehen lassen, seinen primitiveren Trieben fröhnen und endlich einmal so richtig Ausländer_innen ficken. Vor denen hat man im Alltag, draußen am Boulevard angeblich eher Angst.

Fremdenhass macht vergesslich


Auch vergessen blaue Wähler_innen in ihrem politischen Alleingelassensein, warum sie einst mit der Ex Schluss machten. Die FPÖ gehört in Sachen Freunderlwirtschaft längst zu den traditionellen Großparteien dieser Wurscht-Republik. Wählt man also die FPÖ aus Protest, dreht man nur das verdammte Rad der Korruption weiter, da sie keine echte Opposition zu den Machenschaften von ÖVP und SPÖ darstellt. Schwarz-Blau unter Schüssel lässt immer noch die U-Ausschüße grüßen – per Mittelfinger.

Der ewige Reigen der dreckigen Drei

So schließt sich der Reigen dieser Drei mit quasi immer denselben Machtkonstellationen. Man patzt sich gegenseitig an, aber deckt einander auch, wo versehentlich der eigene Dreck sichtbar werden könnte. Rot vorne, Blau hinten und Schwarz treibt's mit beiden in der Mitte die keine ist. Und wo kein frischer Wind wehen kann, fängt es an zu modern. Das ist schlecht für Demokratie und „Freiheitlichkeit“.

Die steirische „Reformparnerschaft“ ist ein Bündnis der Augenauswischer, die Zusammenlegung der Gemeinden zumindest teilweise ein Schildbürgerstreich mit proporz-ioneller Machtverteilung. Jener zu erwartende Rechnungshofbericht, wegen dem die Wahl in der nun blauen Mark extra vorverschoben wurde und ein Rechnungprüfer plötzlich einen lukrativen Posten im Ländle bekam, wird dies offenbaren.

Verstanden?

Man könnte annehmen, die blauen Protestwähler_innen hätten das verstanden. Vielleicht haben sie es auch. Wenn man aber statt Pest und Cholera die Syphilis wählt, spricht das nicht für sehr viel Verstand.
Ich kann mich also nicht damit begnügen, dass die Protestpartei in Österreich FPÖ heißt. Aber vermutlich geht es uns noch zu gut für ein Bündnis radikaler Linker.

Im Burgenland zeigt sich lediglich, dass Hans Niessel in der falschen Partei sitzt. Sein Rechtspopulismus hätte in Blau besser funktioniert. Die 6 Prozent, die sich davon angesprochen fühlten, wechselten zum Original dieser Billig-Hetze - denn nicht einmal die nimmt man den Sozis noch ab. Peinlich!

Was kostet Menschlichkeit?

Zu all dem kommentiert Sieglinde Rosenberger eine Standard-Seite davor, was die Gründe für Ablehnung oder Zustimmung von Flüchtlingslagern in einzelnen Gemeinden sind. Während die politische Regung der FPÖ-Wähler_innen vom Unverstand herkommt, entstünde Zustimmung für Asyl, wenn es den Einheimischen als Geschäftsmodell angedreht werden könne. Profitiert die Gemeinde von zweifelsfrei dadurch besser genützte Wohnräumen, durch – wie man das in der Kulturlandschaft gewöhnt ist – staatliche Förderungen, wären die Menschen gerne bereit zur (was kostet?) Menschlichkeit. Grauslich! Ich lern schon mal Schwedisch.

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