Freitag, 27. März 2015

Ukraine & Co: Sklaven der Kriegslogik

In der Ukraine passiert nichts Neues. Weltmächte streiten um diese Kornkammer Europas. Die Bevölkerung wird verraten, verkauft, geschunden, ermordet.
Die Konfliktparteien geben einander Schuld, leugnen die eigene – alles natürlich. Ihre internetzionalen Anhängsel bemühen sich in den den modernen Medien, die jeweilige Einäugikeit unter den Blinden zum wahren Sehertum zu verklären. Pseudosehertum muss man sagen, denn die Kunst liegt mittlerweile nicht mehr im Mehr-Wissen, sondern im Wissen-Weglassen.

Jede Informationsmücke wird zum Elefanten der Besserwisserei aufgeblasen. “Verschwörungstheorie“ nennt man es seltsamerweise nur dann, wenn es besonders fantasievoll oder wahnsinnig ausgeschmückt wird. Der Stilfehler wird erkannt, der inhaltliche selten.

Demoligarchie

Jedoch ist die Realität wahnsinniger als man zu fantasieren wagt. So hat der Oligarch Ihor Kolomoiskij Fabriksgelände in der von ihm kontrollierten Region durch seine Söldnerarmee besetzt, nachdem der zum Präsidenten gewählte Oligarch Petro Poroschenko ankündigte, den Einfluss der (anderen) Oligarchen zu brechen, indem er Schlüsselkonzerne unter staatliche Kontrolle bringe.

Nebenbei interessant: Die westlichen Wirtschaftberater_innen haben der Regierung in Kiev offenbar genau das vorgeschlagen, was in ihren Herkunftsstaaten als „kommunistischer“ Putsch (weil anti-neoliberal) verstanden würde.

Schlecht beraten, schwer umzusetzen: Der mittlerweile als Gouverneur abgesetzte Kolomoiskij beschützt mit seiner Privatarmee wichtige Regionen, im Osten und Süden des Landes, vor der Eroberung durch die Russischsprachigen (Russen und Nichtrussen).
Hier rächt sich das Oligarchensystem, wegen dem es erst zum Euromaidan-Umsturz gekommen war, doppelt oder dreifach. Während eines Krieges die Herrschaftsstruktur abzuschaffen, von der man abhängig ist, muss in weiterem Chaos enden. Aber einen Oligarchen freiwillig zu wählen, nachdem man dessen Vorgänger wegen Korruption aus dem Amt jagte, ist auch keine super Idee.

That's Congress: Waffen die auch töten können


Die andere ukrainische Regierung in Moskau hat unterdessen auch andere Probleme. Die Repräsentant_innen des US-amerikanischen Volkes fühlen sich verpflichtet, dem ukrainischen Volk Waffen zu liefern, die nicht nur deffensiv wirkten, sondern auch tötlich (Gigantische Mäuseschnappfallen? Aber womit ködert man russische Separatisten und Truppen? Schokostalins?).
Die Putindiktatur schwang davor bereits ihren nuklearen Penis übers Baltikum. Aufgewärmte kalte Kriege schmecken nicht besser (gerade im Osten sollte man wissen, dass das nur beim Gulasch funktioniert).

Logik des Krieges

Aber Krieg ist unvermeidlich (ja, unvermeidlich), solange sich die uns alle beherrschenden politischen Verhältnisse nicht ändern. Auch wenn Spannungen vorübergehend beruhigt werden können, führen die Missstände in Ost und West (und Süd und Nord) früher oder später erneut zu gewalttätigen Konflikten. Man kann den Pickel überschminken, aber irgendwann wird das hässliche Ding aufplatzen, wenn es von dem ihn tragenden Körper nicht absorbiert werden kann.

In Russland und der Ukraine haben sich die Völker, spätestens seit dem Zarenreich, nie von einer religiös anmutendenden Unterwüfigkeit oder Unterworfenheit gegenüber den jeweils „starken Männern“ befreien können. Auch deshalb – abgesehen von mangelnder wirtschaftlicher Unterstützung durch die ehemaligen Feinde – funktionierten dort weder „Realsozialismus“  noch Demokratie.

In der amerikanisierten Welt herrscht hingegen die Religion der globalen Großkonzerne und Banken – huldvoll auch „die Märkte“ genannt. Nicht der eine Mann zählt in seiner Stärke, sondern das Finanz-Kollektiv, das wie ein Schwarm funktioniert. „Unseren täglichen Kredit gib uns heute und vergib uns unsere Gewerkschaft, wie auch wir vergeben unseren geschmierten Volksvertreter_innen“! Ironisch, wenn man die pro-westlichen Argumente des ersten Kalten Krieges bedenkt. 

Ergebnis bleibt ein Haufen Müll


Es ist natürlich egal, in welcher Farbe Scheiße daherkommt. Machtmissbrauch regiert in allen Himmelsrichtungen.
In einer Menschenwelt, in der sich die Mächtigen um Förderung, Weiterentwicklung und Handel von Waffensystemen kümmern – obwohl sie längst in der Lage sind, das Leben auf dem gesamten Planeten auszulöschen – anstatt z.B. in Recyclingsysteme zu investieren, die den zunehmenden Müll der anwachsenden Weltbevölkerung verwerten, in so einer Menschenwelt wird es immer Kriege geben (und einen Haufen Müll).

Die „starken Männer“ sind nur Sklaven der Kriegslogik


Das hat nichts mit (hinter)listiger Politik, schlauen Machtspielen oder „starken Männern“ (oder Schwärmen) zu tun. Es ist die Folge der offensichtlichen Dummheit schwächlicher Menschen. Sie sind Sklaven der Logik der Missstände, der Logik des Krieges. Es ist die Folge einer jahrtausende alten Degeneration; einer zurückgebliebenen Teiles der Menschheitskultur, deren evolutionäre Experimentierphase bald abgelaufen sein wird.

Die Natur sorgt dafür, dass Wesen, deren zerstörerisches Wirken zu groß wird, sich irgendwann selbst zerstören. Ob mit diesem ihrem Wesenzug die gesamten Menschheit aussterben wird oder der humane Fortschritt eine Chance erhält, werden wir bereits in den kommenden Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) sehen. Dixi.

 



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