Dienstag, 31. März 2015

Neues Kabarettprogramm der ÖVP: Fast witzig

In Österreichs Berufspolitik dauert alles immer etwas länger (zumindest das Verarbeiten äußerer Impulse). Beim Sich-Selbst-Widersprechen (als innerer Impuls) hingegen geht alles so schnell, dass sich sogar die beschlossene Steuerreform selbst überholt.

Steuerreform-Gegenfinanzierung als Witz

Die ÖVP stellte nämlich ihr neues Kabarett-Programm vor. Einleitende Frage: Wissen Sie noch, als wir über die „offene“ (zu Deutsch: fehlende) Gegenfinanzierung für die Steuerreform diskutierten?
Das kritischere Publikum (darunter dieser Autor) raunt sogleich, dass man die beabsichtigte Entlastung sicherlich durch neue Abgabenbelastungen ausgleichen würde. Den Steuerzahler_innen über den fiskalen Umweg das eigene Geld zu „schenken“ ist schließlich kein neuer Schmäh – gut erzählt bereits im deutschen Sozialsystem. Und Österreich will ja nicht Griechenland werden.
Die Pointe überrascht deshalb nicht: Die sozialversicherten Patient_innen sollen „Selbstbehalt“ (zu Deutsch: Zusatzgebühren) zahlen. Schlechter Witz. Mieses Programm.

Reizende Anreize: Statt Reich gegen Arm gibt's Gesund gegen Krank

Aber natürlich sollen nur Patient_innen mehr zahlen, die auch mehr krank sind. Klingt doch gerecht – wenn man von der Sinnhaftigkeit eines Sozialsystems absieht.
Für die gesünderen gebe es eine Belohnung: Gebühren, aber geringere als für die Kränkeren. Quasi ein „Geschenk“, das soll „Anreize“ zum Gesundbleiben schaffen. Ich jedenfalls bin schon sehr gereizt – auch weil es immer noch keinen wirklichen Schutz vor Giftgas in der Gastronomie gibt.

Die neoliberale-dystopische Gesund-Nötigung würde auch hauptsächlich Übergewicht, Tabak- und Alkohol, also die häufigsten Krankheitsverursacher der westlichen Welt betreffen. Klingt auch vernünftig. Wer will sich schon mit internationalen Konzernen anlegen. Die Endverbraucher_innen hätten die wahre (End-)Macht (oder End-Verantwortung).

Das hochintelleligente Gesundheitssystem wird gewiss feststellen, warum Herr A. und Frau Z. sich zuletzt so wenig an der frischen Luft bewegten. Wofür gibt's die NSA? Und wofür die Versprechen der Politik, dass es sich beim Bonus-Malus-System um ein kleines Fitnessprogramm im Kabarettprogramm handelt?

Natürlich würde man auch Rücksicht auf die Einkommensschwachen nehmen, das verspricht man genauso wie man keine neuen Gebühren (z.B. als Gegenfinanzierung der Steuerreform) versprach. Sozialleistungen sind schließlich kein Recht, sondern Almosen – oder wie ging dieser Witz nochmal?

Unfreiwillig komisch


Was schon irgendwie witzig ist: Dass der Erfinder dieses Systems McDonald heißt. Man muss ihn sich einfach als Clown-Maskottchen eines globalen Junk-Food-Konzerns vorstellen.
Der humoristische Höhepunkt des Prorgamms aber lautet: Wir sind so neutral, die neue EU-Armee muss uns einfach nehmen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus