Dienstag, 31. März 2015

Neues Kabarettprogramm der ÖVP: Fast witzig

In Österreichs Berufspolitik dauert alles immer etwas länger (zumindest das Verarbeiten äußerer Impulse). Beim Sich-Selbst-Widersprechen (als innerer Impuls) hingegen geht alles so schnell, dass sich sogar die beschlossene Steuerreform selbst überholt.

Steuerreform-Gegenfinanzierung als Witz

Die ÖVP stellte nämlich ihr neues Kabarett-Programm vor. Einleitende Frage: Wissen Sie noch, als wir über die „offene“ (zu Deutsch: fehlende) Gegenfinanzierung für die Steuerreform diskutierten?
Das kritischere Publikum (darunter dieser Autor) raunt sogleich, dass man die beabsichtigte Entlastung sicherlich durch neue Abgabenbelastungen ausgleichen würde. Den Steuerzahler_innen über den fiskalen Umweg das eigene Geld zu „schenken“ ist schließlich kein neuer Schmäh – gut erzählt bereits im deutschen Sozialsystem. Und Österreich will ja nicht Griechenland werden.
Die Pointe überrascht deshalb nicht: Die sozialversicherten Patient_innen sollen „Selbstbehalt“ (zu Deutsch: Zusatzgebühren) zahlen. Schlechter Witz. Mieses Programm.

Reizende Anreize: Statt Reich gegen Arm gibt's Gesund gegen Krank

Aber natürlich sollen nur Patient_innen mehr zahlen, die auch mehr krank sind. Klingt doch gerecht – wenn man von der Sinnhaftigkeit eines Sozialsystems absieht.
Für die gesünderen gebe es eine Belohnung: Gebühren, aber geringere als für die Kränkeren. Quasi ein „Geschenk“, das soll „Anreize“ zum Gesundbleiben schaffen. Ich jedenfalls bin schon sehr gereizt – auch weil es immer noch keinen wirklichen Schutz vor Giftgas in der Gastronomie gibt.

Die neoliberale-dystopische Gesund-Nötigung würde auch hauptsächlich Übergewicht, Tabak- und Alkohol, also die häufigsten Krankheitsverursacher der westlichen Welt betreffen. Klingt auch vernünftig. Wer will sich schon mit internationalen Konzernen anlegen. Die Endverbraucher_innen hätten die wahre (End-)Macht (oder End-Verantwortung).

Das hochintelleligente Gesundheitssystem wird gewiss feststellen, warum Herr A. und Frau Z. sich zuletzt so wenig an der frischen Luft bewegten. Wofür gibt's die NSA? Und wofür die Versprechen der Politik, dass es sich beim Bonus-Malus-System um ein kleines Fitnessprogramm im Kabarettprogramm handelt?

Natürlich würde man auch Rücksicht auf die Einkommensschwachen nehmen, das verspricht man genauso wie man keine neuen Gebühren (z.B. als Gegenfinanzierung der Steuerreform) versprach. Sozialleistungen sind schließlich kein Recht, sondern Almosen – oder wie ging dieser Witz nochmal?

Unfreiwillig komisch


Was schon irgendwie witzig ist: Dass der Erfinder dieses Systems McDonald heißt. Man muss ihn sich einfach als Clown-Maskottchen eines globalen Junk-Food-Konzerns vorstellen.
Der humoristische Höhepunkt des Prorgamms aber lautet: Wir sind so neutral, die neue EU-Armee muss uns einfach nehmen.


Freitag, 27. März 2015

Ukraine & Co: Sklaven der Kriegslogik

In der Ukraine passiert nichts Neues. Weltmächte streiten um diese Kornkammer Europas. Die Bevölkerung wird verraten, verkauft, geschunden, ermordet.
Die Konfliktparteien geben einander Schuld, leugnen die eigene – alles natürlich. Ihre internetzionalen Anhängsel bemühen sich in den den modernen Medien, die jeweilige Einäugikeit unter den Blinden zum wahren Sehertum zu verklären. Pseudosehertum muss man sagen, denn die Kunst liegt mittlerweile nicht mehr im Mehr-Wissen, sondern im Wissen-Weglassen.

Jede Informationsmücke wird zum Elefanten der Besserwisserei aufgeblasen. “Verschwörungstheorie“ nennt man es seltsamerweise nur dann, wenn es besonders fantasievoll oder wahnsinnig ausgeschmückt wird. Der Stilfehler wird erkannt, der inhaltliche selten.

Demoligarchie

Jedoch ist die Realität wahnsinniger als man zu fantasieren wagt. So hat der Oligarch Ihor Kolomoiskij Fabriksgelände in der von ihm kontrollierten Region durch seine Söldnerarmee besetzt, nachdem der zum Präsidenten gewählte Oligarch Petro Poroschenko ankündigte, den Einfluss der (anderen) Oligarchen zu brechen, indem er Schlüsselkonzerne unter staatliche Kontrolle bringe.

Nebenbei interessant: Die westlichen Wirtschaftberater_innen haben der Regierung in Kiev offenbar genau das vorgeschlagen, was in ihren Herkunftsstaaten als „kommunistischer“ Putsch (weil anti-neoliberal) verstanden würde.

Schlecht beraten, schwer umzusetzen: Der mittlerweile als Gouverneur abgesetzte Kolomoiskij beschützt mit seiner Privatarmee wichtige Regionen, im Osten und Süden des Landes, vor der Eroberung durch die Russischsprachigen (Russen und Nichtrussen).
Hier rächt sich das Oligarchensystem, wegen dem es erst zum Euromaidan-Umsturz gekommen war, doppelt oder dreifach. Während eines Krieges die Herrschaftsstruktur abzuschaffen, von der man abhängig ist, muss in weiterem Chaos enden. Aber einen Oligarchen freiwillig zu wählen, nachdem man dessen Vorgänger wegen Korruption aus dem Amt jagte, ist auch keine super Idee.

That's Congress: Waffen die auch töten können


Die andere ukrainische Regierung in Moskau hat unterdessen auch andere Probleme. Die Repräsentant_innen des US-amerikanischen Volkes fühlen sich verpflichtet, dem ukrainischen Volk Waffen zu liefern, die nicht nur deffensiv wirkten, sondern auch tötlich (Gigantische Mäuseschnappfallen? Aber womit ködert man russische Separatisten und Truppen? Schokostalins?).
Die Putindiktatur schwang davor bereits ihren nuklearen Penis übers Baltikum. Aufgewärmte kalte Kriege schmecken nicht besser (gerade im Osten sollte man wissen, dass das nur beim Gulasch funktioniert).

Logik des Krieges

Aber Krieg ist unvermeidlich (ja, unvermeidlich), solange sich die uns alle beherrschenden politischen Verhältnisse nicht ändern. Auch wenn Spannungen vorübergehend beruhigt werden können, führen die Missstände in Ost und West (und Süd und Nord) früher oder später erneut zu gewalttätigen Konflikten. Man kann den Pickel überschminken, aber irgendwann wird das hässliche Ding aufplatzen, wenn es von dem ihn tragenden Körper nicht absorbiert werden kann.

In Russland und der Ukraine haben sich die Völker, spätestens seit dem Zarenreich, nie von einer religiös anmutendenden Unterwüfigkeit oder Unterworfenheit gegenüber den jeweils „starken Männern“ befreien können. Auch deshalb – abgesehen von mangelnder wirtschaftlicher Unterstützung durch die ehemaligen Feinde – funktionierten dort weder „Realsozialismus“  noch Demokratie.

In der amerikanisierten Welt herrscht hingegen die Religion der globalen Großkonzerne und Banken – huldvoll auch „die Märkte“ genannt. Nicht der eine Mann zählt in seiner Stärke, sondern das Finanz-Kollektiv, das wie ein Schwarm funktioniert. „Unseren täglichen Kredit gib uns heute und vergib uns unsere Gewerkschaft, wie auch wir vergeben unseren geschmierten Volksvertreter_innen“! Ironisch, wenn man die pro-westlichen Argumente des ersten Kalten Krieges bedenkt. 

Ergebnis bleibt ein Haufen Müll


Es ist natürlich egal, in welcher Farbe Scheiße daherkommt. Machtmissbrauch regiert in allen Himmelsrichtungen.
In einer Menschenwelt, in der sich die Mächtigen um Förderung, Weiterentwicklung und Handel von Waffensystemen kümmern – obwohl sie längst in der Lage sind, das Leben auf dem gesamten Planeten auszulöschen – anstatt z.B. in Recyclingsysteme zu investieren, die den zunehmenden Müll der anwachsenden Weltbevölkerung verwerten, in so einer Menschenwelt wird es immer Kriege geben (und einen Haufen Müll).

Die „starken Männer“ sind nur Sklaven der Kriegslogik


Das hat nichts mit (hinter)listiger Politik, schlauen Machtspielen oder „starken Männern“ (oder Schwärmen) zu tun. Es ist die Folge der offensichtlichen Dummheit schwächlicher Menschen. Sie sind Sklaven der Logik der Missstände, der Logik des Krieges. Es ist die Folge einer jahrtausende alten Degeneration; einer zurückgebliebenen Teiles der Menschheitskultur, deren evolutionäre Experimentierphase bald abgelaufen sein wird.

Die Natur sorgt dafür, dass Wesen, deren zerstörerisches Wirken zu groß wird, sich irgendwann selbst zerstören. Ob mit diesem ihrem Wesenzug die gesamten Menschheit aussterben wird oder der humane Fortschritt eine Chance erhält, werden wir bereits in den kommenden Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) sehen. Dixi.

 



Montag, 23. März 2015

Feministische Leserbriefe

Der Standard, 20. 3. 2015. Georg Schildhammer schreibt diesen Topfen. Wenn der Standard unbedingt eine antifeministische Kritik veröffentlichen will, hätte unter dem Titel "Feminismus ist wurscht" die halbe Seite auch frei lassen können - wäre aussagekräftiger gewesen.

Heute, am 23.3.2015, antwortete unter "Kommentar der Anderen" nicht nur Eva Germann mit diesem hier: "Wenn Verantwortung am eigenen Tellerrand endet".
Auch zwei "Leserstimmen" wurden veröffentlicht. Beide kritisch gegenüber dem Schilhammer-Kommentar, beide Frauen.

Auch ich schrieb vergangenen Freitag sofort einen Leserbrief. Er wurde nicht veröffentlicht. Ich bin jedoch der Meinung, dass man durchaus hätte zeigen sollen, dass es auch feministische Männer gibt, die mit Schildhammer nicht einverstanden sind. Deshalb veröffentliche ich meinen Kommentar eben hier:

"Was vom Schilhammer übrig blieb? Schon der Titel ist abgelutscht. „Traum vom warmen Eislutscher?“, suggeriert, Feminismus wäre ein unerfüllbarer Wunsch. Schlecht gewählt?
Dann folgt jedenfalls eine Auflistung der Probleme, mit denen sich Frauen heute nicht mehr befassen müssten. Feminismus ohne Geschichte?
Dem folgt quasi die These, dass strukturelle Diskriminierung, jeglicher sozialer Einfluss, nicht existiere. Frauen hätten es selbst in der Hand. Sie würden allerdings Karrieren wählen, die sie, aufgrund schmeichelnd angenommener Klugheit, frühzeitig für die klassische Mutterrolle vorbereite (und nicht z.B. wegen Vätern, die auf Karrenz verzichten, weil sie im selben Beruf, mit der selben Tätigkeit mehr verdienen als ihre Partnerinnen). Aber letztlich wären sie eh besser gestellt als die Männer – wegen Pensionsantrittsalter und Wehrpflicht.
Fazit: Es ist wieder ein Mann, der im pseuodointellektuellen Zick-Zack-Diskurs quer durch den feministischen Vorgarten, mit einem Postkartenspruch über Verantwortung endend, erklärt: Feminismus wäre ein warmer Eislutscher (meinte er also doch ernst). Ein selbiger bleibt von Schildmachers Kommentar übrig."

Sonntag, 22. März 2015

Medien spalten Europa

Den deutschsprachigen Nachrichtenmedien kann man nicht mehr in allem trauen. Das ist bei der lokalen Empörungserstattung des Boulevards schon länger bekannt. Doch auch auf intereuropäischer Bühne verspielten auch andere Meinungsmach-schinen mein Vertrauen, zuletzt mit dem Ukraine-Konflikt und der griechischen Krise; zu allerletzt im Fall der Frontex-Eigenwerbung über Flüchtlingsschiff Blue Sky M.


Zeitalter des Sparjournalismus

Unter der Dikatur des Sparfundamentalismus, bei gleichzeitiger Anarchie des Internets, müssen auch Zeitungen und Nachrichtensender an allem sparen, was letztlich ihre Qualität ausmacht.


Zu ihrem Glück verfügt die Menschheitmehrheit nur über verkümmerte Geschmacksnerven des Geistigen. Nicht einmal die Instinkte des berühmt-berüchtigten Hausverstandes schlagen Alarm, wenn Medien löchrige Geschichten dilettantisch mit Floskeln stopfen, um irgendein Konglomerat aus subtiler Propaganda und Agenturmeldungsübersicht zu verdichten.


Ein guter Teil der Journalist_innen schreibt von einander ab. Ein guter Teil der noch abenteuerlicheren Auslandsreporter wird von irgendwelchen Arschlöchern gehindert, entführt und/oder ermordet. Gleichzeitig muss alles kosteneffizienzter funktionieren, schnell und sensationell.


Manipulative Medienmaschine


Es gibt Ausnahmen, aber in schwacher Auflage. Der Billigjournalismus mit seiner Massenreichweite ist hingegen nicht nur handwerklich schlecht, sondern auch korrupt – im ursprünglichen Sinn von „seine Macht missbrauchend“ (also nicht erregen ihr Jurist_innen).
Methode und Anwendung offenbaren sich im Zusammenhang parallel veröffentlichter Themenbefassungen in unterschiedlichen Medien und in der Kontinuität einer gewissen “Rhetorik”.


Diskriminierende Polarisierung

Die als politisch unabhängig ausgehängte Gratiszeitung „Heute“ beispielsweise wiederholt in ihren Räubergeschichten stets die selbe diskriminierende Polarisierung: Der Taschendieb mit Migrationshintergrund ist stets Ausländer, egal ob er österreichischer Staatsbürger ist; sein Vergehen stets ein Schwerverbrechen. 
Die Staatsbürgerschaft des erzösterreichischen Familienvaters – einen Artikel weiter – der seine Familie bedroht, misshandelt oder auch mit der Axt ermordet, ist kein Thema; sondern ausschließlich, dass sich – kein Verbrechen sondern – eine Familientragödie ereignete.

Nach ein paar Wochen in der U-Bahn mit diesen Geschmack und Intellekt beleidigenden Junk-News bildet man sich ein: Migrantische sind üblicherweise Verbrecher_innen; Österreicher_innen sind üblicherweise Opfer. Bei anderen Themen fungieren diese Medien ähnlich.

Der einzige griechische Mittelfinger, der zählt, heißt Sithonia


Weniger, aber immer noch eindeutig ist die manipulative Absicht teilweise auch hochwertigerer Medienmacher_innen im Umgang mit der neuen griechischen Regierung. Die Fakten werden von den abstrusesten Interpretation deformiert.


Ich könnte über dieses Thema ein ganzes Buch schreiben. Aber in Kürze:

Die harte europäische Sparpolitik ist ein Fehler. Namhafte Ökonomen dürfen das sagen. Einer ihrer Mitverursacher, Jean-Claude Juncker, darf das angeblich sagen.
Nur der neue griechische Finanzminister, Yanis Varoufakis, den die Austeri-Tat nicht weniger betrifft, darf das nicht sagen. Sonst gelte er als frech – vor allem in den Augen jener vermutlich midlife-kriselnden Männer, die zwar genauso alt, aber bei Weitem nicht so cool sind wie er.


Janusgesichtige Medien

Ehemalige und gegenwärtige Finanzminister_innen bekommen vom Zorn der Kolumnist_innen hingegen kaum zu spüren, obwohl diese für die Eurokrise unmittelbar (mit-)verantwortlich sind.


Der österreichische Kollege, Hans Jörg Schelling, kann sogar kaum widersprochen die selben Maßnahmen in Griechenland bemängeln, die er in Österreich gerade umsetzen will.

Währenddessen hat der griechische Finanzminister diese Maßnahmen noch nicht einmal bei seinen Verhandlungspartner_innen durchgesetzt, hätte er mit ihnen bereits versagt.

Wenn die Troika heute noch kritisiert wird, dann nur noch über trockene Daten im Wirtschaftsteil und Captain Hindsight. Und auch wenn man's manchmal glauben will: Von der Umbenennung in “Die Institutionen” ließen sich die Medien nicht ablenken. Nicht einmal Eric Frey, der Quoten-Neoliberale beim Standard.


Die Banalität des Blöden

Der und seinesgleichen geben mittlerweile indirekt oder direkt zu, dass es ihnen, bezüglich Griechenland-Eurogruppen-Verhandlung, nicht um divergierende Ideen, sondern um nationalistische und/oder persönliche Gefühle geht.


Varoufakis ist – z.B. im Gegensatz zum am längsten dienenden deutschen Abgeordneten – kein gelernter Berufspolitker. Ihm fehlen die pawlowschen Reflexe dieser Zunft. Allein das provoziert.
Dazu kommt, dass er, wie die Syriza überhaupt, sich ungern zum Arschkuss auf die Knie begiebt.

Die Deutschen gefallen sich mittlerweile in ihrer wirtschaftlichen und daher politischen Vormachtstellung als Exportwunder – wenn auch nachweislich den Euroraum schädigend und EU-Abkommen verletztend – so sehr, dass dieser Wehrhaftigkeit des griechischen wiederum den deutschen Nationalstolz beleidigt.


Image statt Investigation


Der griechische Ökonom gibt seine Würde nicht auf, also versucht man sie medial zu schänden. Mit jedem zusammenhangslosen Dreck, den man finden kann. Dabei fungiert er noch als Sch(m)utzschild für Alexis Tsipras.  


Badboy-Image ist einer gewissen Journailie wichtiger, als hinter die Fassaden zu schauen. Damit funktioniert die Bildzeitung, die inzwischen ziemlich unverholen eine Lügenkampagne - natürlich nur mit bestem Gewissen "versehentlich" - gegen Griechenland, vor allem aber gegen Badboy Varoufakis startete. 

Warum aber anspruchsvollere Informationsmetzger_innen ebenso begonnen haben, subtilere Manipulation, leichtfertigere Fehlinterpretation und wenigstens doch noch, aber eine schlechtere Recherche zu betreiben? Sind sie dermaßen pleite? Es kann mehrere Gründe haben.

Spaltung nichts wert

Es kann diese Gründe aber nicht wert sein, dafür die europäische Gemeinschaft zu spalten, den internen Konflikt künstlich zu befeuern und sich selbst zu verraten. Dabei stellen gewisse Medien den Fußball in einem -außer Kontrolle geratenen, nicht mehr wirklich sportlich fairen Länderspiel dar: Sie sind immer dabei, ohne sie geht es gar nicht und egal wie's ausgeht, sind am Sieg beteiligt. Achtsam bleiben!

Montag, 16. März 2015

Griechenland: Zweierlei Maß der Altertümlichen

Journalisten und Kolumnistinnen genossen oft eine gute Bildung, die man verwirrend genug gerne als „humanistische“ bezeichnet. Man meint eigentlich konservativ... oder „klassisch“, was wiederum altertümlich heißen müsste.
Es verwundert daher nicht, dass manche Vertreter_innen dieser Zunft Schwierigkeiten haben, die Länder der antiken Hochkulturen heute zeitgemäß wahrzunehmen. So ist man beispielsweise höchst irritiert über das Erscheinungsbild des griechischen Finanzministers.

Die Gymnasiasten sind genauso verwirrt...

Früher war allen Gymnasiast_innen klar: Griechische Gelehrte sind alte Männer mit Bärten, in spärlicher Kleidung, die gerne Tonnen hausen und im Sand herumkritzeln. Yanis Varoufakis aber rasiert sich gerne, trägt einen Anzug und lebt (obwohl ein Linker!) in einer modern eingerichteten Wohnung – noch dazu mit einer Frau. Er benützt auch das Internet.

...wie die schwäbische Hausfrau

Das verwirrt sogar dessen altertümlich gebildeten Kollegen, allen voran den deutschen. Als studierter Jurist und schwäbische Hausfrau weiß Wolfgang Schäuble nichts mit dem hellenistischen Neuling anzufangen.
Schäuble selbst ist ungefähr seit den Perserkriegen in der Berufspolitik tätig. Daher schrecken ihn wehrhafte Griechen zutiefst. Er dürfte damals schon für die nicht-europäischen Seite gearbeitet haben.

Über-Sehend...

Aber das Wissen der altertümlichen Meinungsmacher_innen geht selbstverständlich über die Antike hinaus. Deshalb kann keine_r von ihnen die Verbindung zwischen griechisch-byzantinischer und russischer Kultur übersehen.
Ja sie über-sehen und über-interpretieren sie sogar. Deshalb dichten sie der neuen griechischen Regierung gerne enge Kontakte zur russischen Oligarchia an.

...aber blind

Während sie offensichtlich blind sein müssen, für die zahlreichen Besuche des Tyrannen Putin in anderen Kolonien bzw. EU-Staaten: Letztens beim sozialdemokratischen Häuptling der Italer, beim pannonischen Steppenfürsten oder in der Wirtschaftskammer der alpinen, keltischen Stammesgebiete. In diesem barbarischen Terra incognita fiel der Russe manchen Kommentator_innen natürlich nicht so sehr auf wie in Athen, wo er gar nicht war.

Klassisches Wissen: Tyrannei ist besser als Pöbelherrschaft

Die altertümlichen Denker_innen wissen auch: Das Königtum ist nicht die beste Herrschaftsform, beinhaltet allerdings das geringste Risiko. Sie kann höchstens in einer Tyrannis enden und das funktioniert doch auch in Russland, Ungarn und der Türkei so gut, dass man über diese Geschäftsbeziehungen... oder Staaten nicht zu sehr schimpfen muss.

Was unter dem chinesischen Einparteiklüngel, in den arabischen Ölreichen oder den ehemaligen Kolonien der "neuen Welt" geschieht, interessiert die Griechenlandexpert_innen genausowenig. Schließlich kann man sich – bei all dem Stress des Syriza-Stocherns – nicht auch noch mit exotischen Orchideenfächern befassen.

Klassische Regel: Schauen, manchmal ohne S

Man hat aus der Antike zwei Dinge gelernt:
1. Die gefährlichste Herrschaftsform ist die Demokratie... weil sie leicht in etwas umschlägt, was den jeweils Herrschenden nicht passt.
2. Philosophen sollte man zuhören, wenn sie unterhaltsam sind oder vermarktbares Wissen produzieren. Wenn sie aber politisch und moralisch werden, holt man am besten den Schierlingsbecher aus der intellektuellen Schublade (ist auch eine Hauptzutat der schwäbischer Hausfrauen-Gerüchteküche).

Anschließend hetzt man – damals wie heute – Demgagoginnen und Juristen auf sie. Schließlich verderben sie die Jugend – so wie der coole Varoufakis oder dessen gelehrten Kollegen, der junge Piketty oder der alte Marx.

Daher gilt die Grundregel, vom Altertum gelernt, immer noch: Dem Volk aufs Maul schauen, dem Philosophen aufs Maul hauen! Oder umgekehrt.
 


Mittwoch, 11. März 2015

Sabotierte Schulreform: Österreichs Sesselfurzer-Politik

Es gibt österreichische Eigenarten, die machen mich dankbar für die “Freizügigkeit” in der EU. Manchmal will ich einfach nur weg. Die notwendige, aber bisher vermurkste Bildungsreform und Debatte um sie sind symptomatisch für das Krankhafte in diesem Fleckerlteppich-Staat: Die Verwirrung einer willenschwachen Kompromiss-Politik mit den kleinlichen Ideologien sich einmischender Interessensgruppen – dazwischen Expertise mit widersprüchlichen Ergebnissen.

Die englische Schule

Ende Jänner dieses Jahres hatte ich Gelegenheit, eine Grundschule in Plymouth, in der südwestenglischen Grafschaft Devon zu besuchen. Meine Freundin und ich wurden von der Direktorin empfangen, wir unterhielten uns mit ihr, dann durften wir uns alle Klassenräume ansehen – während der Unterrichtszeit.
In jeder Klasse befasste sich ein_e Lehrer_in mit einem Teil der stets freundlichen, vielfach beschäftigten und verhältnismäßig ruhigen Schüler_innen. Ein_e Unterrichtsassistent_in arbeitete mit dem jeweils anderen Teil. Die Unterrichtsräume wirkten offen und dynamisch.

Auch der Umstand, dass die Pilgrim Primary School gerade modernisiert wurde (Der Bereich mit dem Rollstuhlift war zum Glück bereits fertig), ließ nicht erahnen, dass wir uns angeblich im Migranten- und Problembezirk der Stadt befanden.
Über 30 verschiedene Muttersprachen würden an ihrer Schule gesprochen, erklärte Head Teacher Mrs. Jones. Man habe Erfahrung und Erfolg im Umgang mit den “Bedürfnissen” dieser Kinder.

Der Erfolg hat sicher mit dem Engagement ihrer Lerher_innen und der möglichst ausgereizten Autonimie ihrer Schule zu tun. Gewiss aber auch, weil das englische Schulsystem und die grundsätzlich globalere Denkweise der Brit_innen dies zulässt. Es ist nicht perfekt, genießt jedoch Mindeststandards moderner Pädagogik und manchmal mehr.

Zurück in Österreich

In Österreich hingegen herrschen vor allem Debatten um Schulreformen. Sie hinterlassen öffentlich seit Jahren den selben Eindruck. Ein_e Expert_in widerspricht der/dem anderen bis wer weiß wann. Mit Ausnahme jener, die wirklich Ahnung haben, aber auf die wird anscheinend nicht gehört. Während die Parteiknechte unter ihnen um die Details von Floskeln streiten – nicht ohne Ahnung, aber auch mit politischem Egoismus.

Die involvierten Institutionen und ihre Entscheidungsträger_innen sind proporz-gefärbt. Es geht zunächst nicht um Bildung oder die Zukunft der Kinder, sondern um eine gewisse Sesselfurzer-Politik. Dabei gilt lediglich: Wie profitiert mein eigner Büro-Hintern von einer Reform oder könnte diese mich selbigen kosten?

Politische Grabenkämpfe


Manchmal geht es auch um Gehälter. Oder um Feindschaften, wie letztens der recht unsachliche Standard-Kommentar von Bifie-Direktor Günter Haider offenbarte – immer noch sauer wegen den Konsequenzen nach dem Zentralmatura-Fiasko? Oder seiner eigenen Versetzung? Jetzt fordert er seinerseits Köpfe.

Nach all den politischen Grabenkämpfen wurde jedenfalls ein wenig herumreformiert, schrittweise; genug um die Einen ausreichend zu befriedigen, die Anderen nicht zu sehr zu verärgern. Heraus kommt ein typisch österreichischer Kompromiss-Murks (siehe Giftqualmregelungen in Lokalen, siehe Steuerreform, siehe österreichische Reformen im Allgemeinen).

Die Neue Mittelschule...

...Hätte ein großer Schritt werden können, wurde aber noch vor Umsetzung und Evaluierung zu einem Stolpern. Man redete die NMS bereits schlecht, als es sie noch gar nicht gab.

Hierbei muss man zwischen gerechtfertigter Kritik und rein politisch-kalkulierten Attacken unterscheiden: Gerechtfertigte Kritik muss aufkommen, weil ausgerechnet jene Demagogen bei der Reform ihren Willen mit-durchsetzten konnten, die immer noch ungerechtfertigt jammern; die von Anfang an jegliche Bemühung um gerecht verteilte Bildungschancen in unserem Land sabotierten.

Vor allem Regierungskoalitionspartner ÖVP und seine ideologischen Fortsätze verkrüpelten so gut sie konnten das Modernisierungswesen der roten Bildungsministerinnen. Nicht überraschend, dass die Neue Mittelschule nie richtig Laufen lernte. Die Mittäter prahlen nun (mehr oder weniger scheinheilig): Wir haben's doch gewusst!

Unmögliche Evaluierung eines untoten Konzeptes


Die Entscheidungsfreiheit von Schulen, Lehrkörpern und Eltern bei den Schulversuchen bis Herbst 2012 sorgte dafür, dass die NMS nicht an allen Standorten vollständig umgesetzt wurde. Die bereits bestehende Schulautonomie gestattet, dass der Lehrplan (offiziell AHS-Unterstufe) in den NMS weit häufiger abgeändert wird, als im Gymnasium. An einigen NMS unterrichteten bis 2012 – den Plänen entgegen – ausschließlich Pflichtschullehrer_innen oder die Zusammenarbeit mit den AHS-Lehrer_innen funktioniert nicht. Das alles ergiebt ein typisch österreichisches Wirrwarr; ein hohes Maß an Willkür, wer oder was für welche Mutation der reformierten Schule letztlich verantwortlich ist.

Zu viele Fragen offen

Das lässt viele Fragen offen und ermöglicht keine Evaluierung der NMS als Gesamtkonzept. Denn dieses wurde real nicht angewandt, um zu einer vergleichbaren Qualität (und Quantität) zu führen.

Ein Evaluierungsbericht ist trotzdem oder gerade deshalb schnell erstellt. Da wundert auch nicht mehr, dass dieser Bericht von einem seiner eigenen Direktierenden (siehe Günter Haider) missinterpretiert wird.

Mehr Freiheit für was?


Auch ein Mehr an Schulautonomie, als Lösung der Probleme, erscheint in diesem Zuammenhang fragwürdig. Es sei denn, die angestrebte Kontrollinstanz für die Schulen würde effektiv realisiert werden. Man darf daran zweifeln.

Das ursprüngliche Konzept – zunächst als Vorbereitung, allmählich als Ersatz für die Gesamtschule gedacht – enthält vielversprechende Ideen. Das Problem sind nun zwei österreichische Schwächen vereint zu einer: Mangelnde Durchführung einer halben Sache. Oder einer viertel Sache.

Zeitgemäßer Unterricht als Freiwilligenarbeit?

Um einen modernen Unterricht zu gestalten, darf man dessen Grundformen nicht der Freiwilligkeit des Personals (oder der Eltern) unterwerfen. Das wäre ein falsches Verständnis von Schulautonomie.

Die Freiheit der Lehrenden muss darin bestehen, ihre Tätigkeit den Bedürfnissen der Kinder anpassen zu können. Die Entscheidung, ob diese Tätigkeit fortschrittlichen, pädagogischen Ansprüchen genügen soll oder ob manche Kinder mehr Chancen als andere verdienen, darf ihnen nicht überlassen werden.

Nostalgieprojekt Gymnasium

Das führt zum Gymnasium, dem Prestige- und Nostalgie-Projekt einiger “Konservativen”. In Österreich wird nicht verändert, das einigermaßen funktioniert. Warum man sich nicht erst mit etwas Besseren zufrieden gibt, ist rätselhaft. Beispielsweise könnte man fortschrittliche Aspekte der NMS auch in die AHS integrieren.

Dem anspruchsvolleren Lehrplan muss das nicht schaden. Dieser hätte eigentlich auch an der NMS eingeführt werden sollen, was aber durch die zusätzliche Entscheidungsfreiheit bei der Lehrplanung konterkariert wurde. Es zählt auch weniger die höhe des Anspruchs, den man an Kinder stellt, sondern vielmehr die Form der Vermittlung, die Kunst des Lehrens.

Zu viele unberechenbare Faktoren

Der Vorteil des Gymnasiums liegt nicht unbedingt an den “besser” ausgebildeten Lehrer_innen. Gute Lehrer_innen zu bekommen, ist an allen österreichischen
Schulen eine Frage des Glücks.
Vielmehr sorgt ein “gutes” Elternhaus, das genug Geld für private Nachhilfe hat, für den Ausgleich der Altersschwächen dieser Parallel-Schulform.

Abgesehen davon schützt die Kinder nichts vor all den anderen Faktoren, die sich negativ auf ihren Lernerfolg und vor allem ihre Lernfreude auswirken können. Soziales Umfeld, psychische Probleme, Erfolgsdruck, Mobbing... Die Schule selbst ist oft Katalysator, manchmal auch Auslöser dieser Probleme.

Schutz und Wappnung in der Schule


Dabei kann Schule ein Ort des Schutzes vor und der Wappnung für die Widrigkeiten des Lebens sein. Bei all der Willkür und den Zufällen, denen Kinder beim Lebensstart unterworfen sind, sollte wenigstens die Schule ein Stück Verlässlichkeit repräsentieren.

Schule sollte nicht nur möglichst hohe Bildungsstandards bietet, sondern als Institution einer realdemokratischen Republik auch dessen humanistische Werte vermitteln – darum auch egalitär.

“Verländerung” - Flucht nach Hinten

Dem steht das österreichische Bildungssystem als solches im Weg. Drei verschiedene Schultypen vor dem vierzehnten Lebensjahr: AHS, Hauptschule und Sonderschule, deren Qualitäten von Lokalpolitik, Standorten, einzelnen Leiter_innen und Mitarbeiter_innen abhängen, erzeugt nur noch mehr unnötige Willkür, der man die Kinder aussetzt.

Nun spricht der Schattenkanzler von der falschen Partei bereits von “Verländerung”, will also zu all den qualitätsbildenden- oder zerstörenden Faktoren auch noch die unterschiedlichen Vorstellungen aller neun Bundesländer in das Chaos mengen. Hauptsache Machtbereicherung (“Kompetenzerweiterung”).

Vielfalt als Standard gleicher Chancen

Die NMS in der heutigen Form wurde sabotiert und ist daher unzureichend. Wir brauchen eine gemeinsame Schule, eine “Gesamtschule” oder wenigstens eine neue Neue Mittelschule, die für alle Schüler_innen zugänglch ist; in denen alle Recht und Garantie auf die selben Mindeststandards haben. Das bedeutet auch: Sonderschulen müssen abgeschafft werden, Gymnasien benötigen ein “upgrade”.

Das müsste Schulautonomie und Vielfalt – wenn es richtig gemacht, nicht wieder sabotiert würde – nicht im Weg stehen. Beim fortschrittlichen Unterrichten geht es gerade darum, den Lehrer_innen und Schüler_innen mehr Möglichkeiten und Eigenverantwortung zu geben, das Lernen ihrem Bedarf anzupassen.

Fatale Verwechslung

Dieser Bedarf wird hierzulande oft mit den (vermuteten) Fähigkeiten verwechselt. Deshalb gibt es Sonderschulen, unterschiedliche Leistungsruppen und mittlerweile die Unterscheidung zwischen “grundlegender” und “vertiefter” allgemeiner Bildung.

Schulen benoten


Kinder sollen bereits eine Leistung erbringen, noch ehe sie für diese ausgebildet oder unterstützt wurden. Wenn sie versagen, werden die Ansprüche an sie gesenkt, wenn stattdessen die Ansprüche der Unterrichtsform gehoben und angepasst werden müssten. Vor den Schüler_innen sollten Schulen regelmäßig benotet werden. Die höhere Verantwortung liegt immer bei den Erwachsenen, den Ausgebildeten, den Wissenden – nicht bei den Kindern, egal aus welchem sozialen Umfeld sie stammen mögen. Ansonsten gibt es immer Ausreden für das Imstichlassen von Schüler_innen (oder Lehrer_innen).

Aufgabe der Schulsystems muss es sein, allen Schüler_innen die selben Bildungschancen, das heißt, das selbe Maß an Bildung zukommen zu lassen. Die Wege dorthin, die Methoden und Maßnahmen, die dafür gewählt werden, können variieren. Aber das Ziel muss unmissverständlich und ohne Ausfluchtmöglichkeiten vorgegeben sein. Das Recht unserer aller Kinder auf bestmögliche Bildung muss Standard sein bzw werden. Die manipulative Selektion in Elite und Restmasse mus wenigstens an den Schulen verhindert werden – herrscht ansonsten ohnehin überall.

Mein persönliches Beef mit dem Bifie

Vor vielen Jahren nahm ich an einem Berufs- und Eignungstest des Bifie Salzburg teil. Selbst damals noch bildungsferner Schüler, wusste ich damals noch nicht, dass die dortige Ermittlung des Intelligenz-Quotienten auf pseudowissenschaftlichem Humbug basierte – denn es wurde lediglich der Wissensstand der Kinder ermittelt.
Daraufhin wurden dann Berufsempfehlungen verteilt und Fähigkeiten zugeschrieben. Es kann natürlich auch sein, dass ich tatsächlich den IQ eines Hundes habe. Wuff!

Freitag, 6. März 2015

Herren des Krieges: Es gibt keine Guten

Es gibt zu viele Kommentator_innen, die nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen, dass es in der Auseinandersetzung des “Westen” mit Putin-Russland keine “Guten” gibt. Man neigt oder wird dazu gedrängt, sich für eine Seite zu entscheiden. Doch die Kriegshetzer auf beiden Seiten setzten dieses Un-Spiel des Kalten Krieges fort – offensichtlich (Putin) oder subtil (NATO).

Wir müssen auch endlich einsehen, dass sich letztlich die gesamte Weltbevölkerung in Geiselhaft der “Masters of War” befindet. Machtbesessene mit apokalyptischen Nuklearwaffen beherrschen dieses fragile, immer voller werdende Raumschiff Erde. Es kann an der politischen Spitze dieser wahnsinnigen Menschenwelt kein Guten geben.

Es sei denn, die Menschheit wird endlich erwachsen.

Mittwoch, 4. März 2015

Erwienix und Michidunix

Ähnlichkeiten mit lebenden Landeshaupmännern z.B Erwin Pröll oder Michael Häupl sind rein zufällig... Weil ich nicht so gut zeichnen kann.


Dienstag, 3. März 2015

Montag, 2. März 2015

Masernimpfung: Aufklärung statt Spott (über Placebos)

Endlich wieder ein Eregerthema, Kontroverse und die jeweils anderen Deppen; und es hat nichts mit Islamisten oder Kapitalisten zu tun: Die Masern sind wieder da! Das heißt: Sie waren eigentlich nie weg, aber nachdem es zu... die einen sagen Epidemie, die anderen beschränktes Auftreten... zu einem Ausbrüchlein in Berlin kam , bei dem ein Kleinkind starb, ist das mediale, öffentliche Bewusstsein infiziert.

In Kürze: Geht's impfen!

Masernimpfungen machen Sinn. Nebenwirkungen sind kaum bekannt. Masern sind humanpathogen. Die Menschen können bei dieser Krankheit weder Läuse noch Nagetiere als Träger verantwortlich machen: Sie ist zu 100% hausgemacht.

Möglicherweise nicht unebrechtigte Kritik an der Wirksamkeit der Influenza-Impfungen gilt hier nicht. Influenzaviren werden auch von (und nicht nur von Säuge-)Tieren beherbergt und wechseln ihren Style schneller als Lady Gaga - im Gegensatz zum recht konservativen Morbus Fleckerlteppich.
Auch ist der Zusammenhang zwischen Impflücken bzw. fehlenden Impfprogrammen und Masern-Ausbrüchen mit Todesfolgen gut dokumentiert. Die Impfung ist in Österreich gratis, wobei sich die Seiten keinemasern.at und gesundheit.gv.at widersprechen: Entweder es gibt keine Altersbeschränkung oder ab 45 muss man selber zahlen.

Aufklärung statt Spott

Ich muss zugeben, dass auch ich Impfstoffen gegenüber skeptisch bin, was aber nicht viel heißt. Skeptikus ist nicht umsonst mein zweiter Vorname. Und während ich die moderne Medizin mit Vorsicht genieße, genießen pseudowissenschaftliche Verschwörungstheorien, moderne Alternativheilkünste und rechtsdrehende Wasserschwingungslichtsteinesoteriker_innen  meinen ungeteilten Hohn.
Mit dem Spott sollte man aber vielleicht ebenfalls vorsichtig sein. Damit erreicht man selten aufklärende Wirkung.

Skepisis verstehen!

Und ich kann eine gewisse Scheu vor Medizin natürlich verstehen. Die Pharmaindustrie ist kein Wohltätigkeitsverein. Ärzt_innen und Apotheker_innen versuchen einem durchaus sehr viel Mist anzudrehen.
Egal mit welchem muskelbedingten Aua - vor allem Frauen - im Krankenhaus landen, Botox ist immer das empfohlene Tagesmenü. Bei jedem Schnupfen werden Einschlafhilfen auf Opiatbasis, mit oder ohne Ethanol, auch für Kinder vorgeschlagen. Es gibt keine Apotheke ohne Homöopathie, Hausärzt_innen verschreiben sie bei beinahe allem - so nebenbei, weil's nicht schaden könne.

Kein Alternativen-Bashing!

Deshalb kitzelt mich meine Skepsis wieder, wenn andere Impfbefürworter_innen die Masern zum Homoeheopatholigie-Bashing heranziehen. Für die Dealer der modernen Medizin scheint Impfung und Pseudoheilkunde auch kein Widerspruch zu sein.
Woher nimmt man also an, dass Homoparty-Gläubige automatisch Impfgegner_innen wären? Gibt es da Statistiken? Nein? Dann ist dieses anfeindende Zusammenhängen nicht weniger pseudointellektuell und antiaufklärerisch wie so manche Verschwörungstheorie.

Neuer Mythos: Hormonopathie und Waldorfschule Schuld an Masern? Unsinn! Es gibt Waldorfschüler_innen die geimpft werden (manche essen auch Fleisch und ärgern ihre Mitschüler_innen). Und im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften verbieten die Hornömönömopathist_innen die Impfung keineswegs. Warum zieht also niemand über die anderen, wirklich impfskeptischen Religionsgemeinschaften her? Über die... Ach, lest selber.

Für viele Menschen ist das Einwerfen dieser Placebos ohnedies so gewöhnlich und nebensächlich wie Kamillentee geworden. Abgesehen davon sind Pacebos ein Bestandteil der modernen Medizin. Ich würde zwar deshalb nichts Homosapipathisches kaufen, aber vor allem deshalb nicht, weil ich nicht daran glaube und es deshalb bei mir nicht wirkt. Wenn aber jemand daran glaubt, kann es höchstens dem Geldbörserl schaden.

Die wahren Gründe für Impf-Ablehnung ermitteln

Bevor wir also über alternative Baumknuddler_innen und üblicherweise bald darauf Vegane spotten, sollten wir herausfinden, aus welchen Gründen (zumal) Masern-Impfungen abgelehnt werden. Es können durchaus unterschiedliche, überraschende sein.
Als Kind der Achtziger bin ich beispielsweise mit dem Verständnis aufgewachsen, dass Masern eine typische, harmlose Kinderkrankheit wären. Man legt sich ins Bett, macht dunkel, trinkt viel. Danach ist man für den Rest seines Lebens immun und muss wieder in die Schule.

So ganz ist es wohl doch nicht. Das muss noch einmal klar vermittelt werden, auch schon den Kindern. Dann erspart man sich die ganze spätere Esoterik-Hysterik. Sozusagen eine intellektuelle Impfung.