Samstag, 14. Februar 2015

Sterbehilfe: Sich dem Aufwand stellen

Die Sterbehilfe, Legalisierung oder Verbot, ist nur deshalb eine Debatte, weil die Gesellschaft mit dem Sterben ihrer Individuen immer weniger Aufwand betreiben will. Abgesehen von den religiösen und esoterischen Ansichten.

Ohne Religionsgemeinschaften gebe es überhaupt keinen gemeinschaftlichen rituell-therapeutischen Umgang mit dem Tod. Während die moderne Medizin sich lediglich um die (letztlich hoffnungslose) Vermeidung des Todes kümmern darf.
Gerade der assistierte Suizid würde eine umfassende individuelle Auseinandersetzung benötigen.

Manche können eine so wichtige Entscheidung nicht selbst treffen, anderen sollte dieses Recht nicht genommen werden. Bei manche besteht die Gefahr der Manipulation, des familiären Drucks ins Hilfssterben. Bei anderen wäre es nur grausam, ihr Leiden künstlich zu verlängern bzw. das Verbot dieses legal und mit nötiger Assistenz zu beenden.

Sterben ist vielfältig wie das Leben

Diese Vielfalt der Ansprüche Sterbender und Sterbenwollender bedeutet einen hohen administrativen und personellen Aufwand, würde man die Sterbehilfe richtig machen wollen. Das ist der einzige Grund, der gegen sie spricht.

Klar muss sein: Das Sterben ist eine wichtige Angelegenheit. Einmal gestorben, gibt es keinen zweiten Versuch. Und man kann es dabei nicht allen – Verwandten und Bekannten – Recht machen.

Aber die Gesetzgeber_innen dürfen sich vor diesem Konfliktpotenzial nicht fürchten. Sie dürfen sich auch nicht von Religionen und Sekten beraten lassen, die behaupten, dass das Leiden im Leben heilig und unantastbar wäre; die die nackte Existenz mit würdigem Leben gleichsetzen; die den Tod selbst verdammen.

Manipulation und Missbrauch gibt es immer

Die Feigheit, die verhindert, sich mit dem Tod gerecht auseinander zu setzen, passt zur Feigheit der Politik, die verhindert, eine Entscheidung zu treffen. Manipulation und Missbrauch kann es immer geben.
Dies kann es auch in einem System geben, indem assistiertes Sterben kriminalisiert wird. Beispiesweise wenn Sterbende möglichst lange, mit möglichst teuren Geräten und Medikamenten am Dahinvegetieren gehalten werden und sich in dieser ihrer schutzlosen Phase doch noch das eine oder andere Detail im Testament plötzlich ändert.
Fürchtet man bei der Sterbehilfe Manipulation mittels Leidensdruck. Existiert jetzt schon die Manipulation durch die Angst vor dem Sterben. Kein Mensch kümmert sich darum.

Die Umsetzung zählt

Wie weit Missbrauch geht hängt aber nicht vom Prinzip, sondern von der genauen Umsetzung ab, von der Mühe, die wir uns mit dem Sterben unserer Angehörigen machen wollen.

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