Donnerstag, 31. Dezember 2015

Österreich: Das Jahr im Zug

Alter Anzugmann: Senkt sein Haupt über den papierenen Grabstein von Kultur und Anstand. Der Name der Republik draufgehämmert. "Österreich". Heimat. Seit hundert Jahren liegst du zwischen den Stühlen großer Treffen, großer Anzugträger. Recht hast du. Bleib ruhig liegen, halte still. Große Treffen, große Verhandlungen, große Worte: Kleine Klopfer auf die Schultern großer Anzugträger. Nichts verhallt auf Samt und Seide, nicht einmal Gerüchte. Alles auf später verschoben, wenn die Menschenmasse zu spät bemerkt, sie ist gefangen, versklavt, in Geiselhaft. Also still bleiben, Österreich, liegenbleiben! Das Elend durchwinken. Die Großen sollen sich darum kümmern.

Wir wissen wiedermal von nichts. Wir verschließen unsere Sinne, auf der Suche nach Identität. Kaiserin Sissi! Alles Singsang. Alles Bussi. Verherrlichte Sachertorte, du bist wie wir: Nicht ganz in allem, fader Querschnitt, geschmacklicher Durchschnitt. Nur nicht aufregen. Sedieren. Identitätssuche zwischen weltweit gleichgebauten Glasfassaden. Kaiser Franz-Josef. Erster Weltkrieg romantisiert. Der Zweite war doch eh viel schlimmer. Wann darf Eva Braun endlich im Musical singen? Nach dem nächsten Weltkrieg. Der Unterhaltungsindustrie bleibt nur die Vergangenheit. Für die Zukunft braucht's Verstand und Fantasie.

Deutsche Identität, ohne Deutschland zu mögen. Hassliebe. Passender Gefühlsschnitt. Enden verdrehen für den Dialekt. Aber Deutsch sprechna. Und wehe die Anderen können's nicht, das durchg'wunkna Elendna. Patriotisch.

Auch gegen den Feminismus. Gehört sich so. Nach wie vor: Die jungen Frauen hassen Augenbrauen und andere Haare, hyperventilieren beim Lachen, um nicht zu laut zu werden. Erlernen keine Höflichkeit, denn dafür sind die Männer zuständig, gefälligst. Den Mündigen wird das Sprechen überlassen, den Erwachsenen. Verniedlichung. Verkindlichung. Aussehen genügt. Prinzessinnen überall. Sissis. Keine Chancengleicheit. Akzeptiert. Dafür dürfen sie Plastikkrönchen tragen. Sei kein Spaßverderber, Stefan, ist doch alles nur Spaß! Party! Und jene Astrologin, bekannt im ganzen Land, erklärt anhand der Sterne, dass sie sich ihren Männern unterwerfen sollen. Quasi. Aber nicht ganz so, nicht in Kindersprache. Also akzeptiert. Gefälligst. Seltsames Wort.

Auch im neuen Jahr dann: Geldverdienen mit Sternleinfehldeuten. Geldverdienen mit Spekulation. Die Wiener Börse schlug andere Börsen mittels Kursgipfeln. Land der Berge. Tolles Jahr 2015. Für die Wiener Börse. Die Prinzessinnen verdienen immer noch weniger als ihre Prinzen. Auch im neuen Jahr dann.
Wenn alles barrierefrei sein wird. Laut Gesetz. Still blieben, liegen bleiben. Die Rollstühle werden vorüberrollen. Können eh nicht hinein.

Alte Heimat, ich fahre mit dem Zug und bringe dir was zum Saufna mit!

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Lyrischer Weihnachts-Mischmasch

Wer klopfet an?
Oh gar viele kriegsentflohene Leut.
Was wollt ihr dann?
Das ist die dümmste Frage heut.

So saget mir an, im lieben Advent,
Ob noch Deutschlands Asylheim brennt?
Saget mir an, die heilige Zeit;
Ist christliches Abendland für sie bereit?

Denn alle Momente wieder, kommt ein Flüchtlingskind.
Fassaden fallen hernieder. Weil wir Menschen sind?

Stille Nacht, eilige Nacht.
Im Karton schläft, während Europa seine Zäune bewacht,
Holder Knabe mit lockigem Haar;
Im Dreck seine Eltern, das gehetzten Flüchtlingspaar.

Kommet ihr Menschen, ihr Männer und Frauen,
Kommet, die Wahrheit vor euren Türen anzuschauen!
Diese macht hoch und die Tore macht weit,
Ihr braucht mehr Platz für eure Mitmenschlichkeit.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen;
Noch schöner wär' eine Unterkunft,
Eine beheizte vor allem.

Still, still, still,
Weil der Wohlstand seine Ruhe haben will.
Die Medien tun uns niedersingen,
Ihre ganze Reklame darbringen.
Still, still, still,
In Wien wie in Mittersill.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Hay Day in Neverland

S'nough love
The saints are sailing away
Me's walking around
N'not making hay
I be bound
To the black belly here and down there
This woman's like a ghost
At the sidewalk always and nowhere
It's the thing I long for the most
To touch this windy face
Might see another place
Might never come
Neverland
I be some
Lost boy with an empty hand
Left with child and play
Yes, I wanna stay
But I be tired on Hay Day

Montag, 14. Dezember 2015

Europa: Realitäten, Restln und Barrieren

In Europa kriselt's. Und wo nicht? Beim Flüchtlings-Test muss versagt werden. Denn der Restl-Humanismus in den Verfassungen Kerneuropas reicht auch nicht aus, um andere Probleme zu lösen. Und die Peripherie? Das British-Empire-Restl hat keine Verfassung im eigentlichen Sinn. Was die Ostblock-Restln haben, ist den dortigen Machtstrukturen sowieso wurscht. Internationale Abkommen werden von vielen ratifiziert, aber unterschiedlich interpretiert. Das Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ist auch eines unterschiedlicher Realitäten. Wien ist typisch europäisch.

Ignoranz ist die erste Barriere


Ab 2016 ist Österreich (für Menschen mit Behinderung) barrierefrei – offziell. Müsste es sein. Öffentliche Bedienstete wissen's eh. „Sorry! Sind noch nicht so weit. Gehen's halt woanders schei... oder rollen Sie!“
Die Ignoranz jeweiliger „Verantwortungsträger“ bzw. Verantwortungsbehindeter ist seit jeher politisches Werkzeug. Leitet sich diesbezüglich nicht von Unwissenheit ab, sondern vom bewussten Ignorieren sozialer Gruppen, die man sich zu ignorieren leisten kann.

Im hochgelobten Architekturmischmasch „Kabelwerk“ in Wien gibt es ein zentrales Lokal mit Rollstuhlklo im Keller. Ohne Aufzug.

Als dessen persönlicher Assistent begleitete ich Rollstuhlfahrer und b-Checker Martin Habacher zum Tag der offenen Tür des Menschenrechtsbüros der Stadt Wien. Keine Rollstuhltoilette. Die UN-Menschenrechtskonvention für Menschen mit Behinderung wurde 2008 von Österreich ratifiziert. Man weiß es eh. Sorry! Aber besser ein zu kleines Büro für die restlichen Menschenrechte als gar keines, oder?

Vor dem Büro protestierten Tibeter_innen, weil sich ihre Landsleute selbstverbrennen und niemand darüber berichte. Das klingt so zynisch wie es ist.

In Sichtweite liegt das Tyrann-Abdullah-Zentrum, in dem islamistische Fundis auf religiöse Weltoffenheit machen. Frauen dürfen in Saudi-Arabien jetzt wählen, immerhin, in einer absolutistischen Monarchie. Gratuliere!

Am Heimweg, U-Bahnsteig, Infoscreen: Jener Mitarbeiter des EU-Agenturbüros für Grundrechte in Wien, der angeblich gefeuert wurde, weil er sich gegen Mobbing und Rassismus gewehrt hätte, hat geklagt. Das Gericht gab ihm Recht. Rassistische Grundrechtsexpert_innen? Was ist bloß los in den Wiener Büros?

Realitäten

So viele unterschiedliche Realitäten, die nicht ganz zusammenpassen: Offizielle Agenda und tatsächliches Handeln. So viel Schein in Wien allein. Aber wo bleibt das Sein? Wie werden Grundrechte zu Realität? Hier und überhaupt? Und gibt es eine Relität, auf die man sich einigen könnte?

Es gibt die Realität der Reichen. Die chice Elite bzw. Eh-lite stakst durch die Nobelbezirke zum Wohltätigkeits-Bio-Punsch. Die Redekunst ist ihre Berufung. Und über umgesetzte Rechte redet man wenig. Traum der Sophisten. Albtraum der Platoniker_innen.
Sie wissen, dass allgemeine Menschenrechte niemals Realität werden können, solange sich ihnen nicht auch die globale Finanz- und Wirtschaftsmacht unterwirft. Es bleibt beim diplomatischen Antrinken gegen all die heißen Steine im Bewusstsein, die man nur betröpfeln kann.

Es gibt die Realität der Armen. Sie wählen Frankreichs falsche Blondinen. Die profitierten von den Anschlägen in Paris. Terrorprofiteurinnen. Auch woanders wird  „Politik“ gewählt, die aus Angstmache, also verbalem Terrorismus besteht.
Diese gaukelt den „kleinen Leuten“ vor, all deren Probleme zu lösen, wenn nur nicht so viele Flüchtlinge das Mittelmeer überleben würden. Und die Probleme, die man nicht durch weniger „Fremdes“ lösen könnte, die gebe es gar nicht.

Es gibt auch die Realität dazwischen. Das globalisierte Wirtschaftssystem teilt immer mehr Menschen in Gruppen ein, die man sich zu ignorieren leisten kann. Menschen-Restln. Sind schon ein paar Milliarden.
Private infiltrieren Gesetzgebung und Verträge der EU. Privatbanken verdienen allein damit ein Vermögen: Ihre Lobbyist_innen verboten der EZB den Mitgliedsstaaten deren eigene Euros auszuzahlen. Alles rennt deshalb über Private. Wo-woar-mei-Leistung-Grinsen über die Zinsen. Weniger für den Staat, mehr fürs Privat-Primat.

Wenn blinde Wut nach hinten losgeht

Andere Menschen hackeln wirklich, 60 Wochenstunden und mehr. Müssen zum Teil dennoch um Sozialhilfe ansuchen. Dann auch noch jenen Banken Gebühren für computergesteuerte „Dienstleistungen“ zahlen oder einfach nur, weil sie der Bank ihr real schrumpfendes Gehalt borgen dürfen. Macht wütend.
Die Wütenden haben offenbar keine Zeit sich richtig zu informieren. Dann geht ihre Empörung in die falsche Richtung, verhindert z.B ein EU-Gesetz gegen Korruption bei Privatisierungen.
Nationale Schwindler_innen bläuten den Wütenden vor einiger Zeit ein, dass es sich dabei um einen Plan zur (Wasser-)Privatisierung handle. In manchen Gegenden (auch Österreichs) verteidigte man selbst dort „unser“ Leitungswasser, wo deren Versorgung längst privatisiert war. War offenbar nicht aufgefallen. Die EU-skeptischen Regionalpolitiker_innen spielten dennoch die heroischen Landesverteidiger_innen.  In der realen Realität verhinderte man jedoch Korruptions-Bekämpfung. Deshalb wurde der Protest auch so schnell und dankbar erhört.

Grundlegende und vereinigende Wahrheitsfindung

Es ist ein Europa unterschiedlicher Realitäten. Die Eh-lite weiß, handelt aber nicht. Reden ist Silber, Gold oder Gefälligkeiten, Schweigen auch, wenn man's richtig macht. Handeln hingegen ist riskant. Auch das zeigt die Flüchtlingsprüfung auf.
Die Masse will handeln, weiß aber nicht wie und fällt deshalb auf die dümmsten Scharlatane mit den billigsten „Lösungen“ herrein. Die Mittelschicht schrumpft und zerstreut sich in alle Richtungen. Bei allem Internetzbetreiben: Wer will schon Zeitung lesen, wenn Katzenbilder einem die Welt erklären und die Pseudozeitung in der U-Bahn gratis ist?

Europa bräuchte eine Realität, auf die wir uns alle einigen, durch die wir uns wieder vereinigen könnten. Früher bot der Humanismus, auf dem auch die Menschenrechte beruhen, eine solche menschenwürdige Wirklichkeit. Zumindest dessen Rahmenkonzept: Was ist der Mensch? Was will er? Was braucht er? Vielleicht wäre das ein Ansatz?
Möglicherweise sollten jene mit dem Handlungsunfähigen mit dem Wissen, jenen unwissenden Handlungswütenden erklären was Sache ist? All die Realitäten transparent machen? Denn die positive Veränderung wird nicht bei den Reichen beginnen. Die Masse bringt's.

Vielleicht wäre auch die Umsetzung unserer bereits bestehenden „Werte“, die wir angeblich alle gerade verteidigen müssten, ein positiver Anfang? Dabei sollten wir zunächst das Naheliegende und Grundlegende fordern: Ein rollstuhlgerechtes Häusl in allen öffentlichen Einrichtungen. Pinkeln ist auch ein Menschenrecht. Auf diese Wahrheit können wir uns gewiss alle einigen.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Nothing

In the end
Everthing is nothing
But the end is endless
And here is something
Since the beginning
That will has been
Forever

Nothing is everything
Where we are going to
Be
Between all and none
Existence
It's a paradox
That moves it

We believe to know
We know our believes
Outdoors you come home

Watched Dogs Walking

Wicked ways
And watched dogs on the leash
Give them yeas and nays
To sip from the ocean
Yesh!
They bark to the World Wide Whatever

And then silently
The hope grows old
And wise
It spots it's own footprints in the cold
Snow
They say it's just water

On which the one once walked

Dienstag, 1. Dezember 2015

"Hidschab!" - "Gesundheit!": Die Kopftuchdebatte lebt noch

Es rauschert im Blätterwald. Die Kopftuchthematisierung wäre zwar „Pseudopolitik“, dennoch kann Hans Rauscher nicht unerwähnt lassen, dass diese Tracht in „vielen Fällen ein Zeichen für Rückständigkeit“ wäre – wenn muslimisch (oder großmütterlich).
Die Kopftuchdebatte! Ja, sie lebt noch. Angeblich ist der Wiener VP-Obmann Gernot Blümel schuld.
Als wären es die Kleidungsstücke, die religiös wären/machten. Ihre Eigenschaften verändern sich zwar mit unseren Ansichten über sie – allerdings nur subjektiv. Wie kann man aber jene Fälle von Rückständigkeit augenscheinlich von anderen unterscheiden, ergo ihre Anzahl feststellen/beweisen?

Das ist das Problem mit politischen/religiösen Symbolen: Sie sind unbeständig und lassen sich für alles instrumentalisieren. Deshalb sollte der Fokus nicht auf ihnen, sondern auf tatsächlichen Handlungen liegen. Eigentlich eh klar.
Aber: Ein Habenichts, der ein Hakenkreuz an die Wand schmiert, wird schneller bestraft, als ein Parlamentarier, der faschistisches Gedankengut medial verbreitet. Warum? Weil der Habenichts ein bekanntes Symbol benützt. Der Parlamentarier hingegen die faschistische Symbolig meidet, auch wenn beide Propaganda für den selben braunen Dreck machen. Symbole dienen immer nur dem Anschein. Wer sie bekämpft, bekämpft nicht mehr.

Sexismus und andere Menschlichkeiten

Natürlich bedeutet die Teil- und Ganzkörperverhüllung von Muslimas eine sexistische Kennzeichnung(spflicht). Für die einen ist sie Gruppenzwang, für die anderen auch politisches Statement.
Kann ich verstehen. Auch wenn ich aus der Kirche ausgetreten bin: Würden aufgeblähte Pseudointellektuelle in diversen Medien christliche Symbole verteufeln, würde ich mir das größte Kruzifix suchen, das ich mir um den Hals hängen kann. Als politisches Statement meines Widerstandes, meiner oder der Freiheit anderer (einige meiner besten Freunde_innen sind gläubige Christen).

Das ist genausowenig rückständig wie die Motivation, sich der Kleidung seiner sozialen Gruppe anzupassen. Bei den einen ist es die Hidschab, bei den anderen sind's hochhackige Schuhe, bei manchen Muslimas auch beides. Stöckelschuhe werden nicht getragen, weil sie bequem oder gesund für die Füße wären. Das sexistische Kennzeichnungspflichtgefühl herrscht überall: „Echte“ Frauen und „echte“ Männer tragen gewisse Frisuren. Auch die Queergemeinschaft, die das ablehnt, benützt teilweise eine ihren Genderliberalismus kennzeichnende Mode. Das ist menschlich.

Multikulti braucht keine Revolution

Das könnte man abstellen, indem man die Kulturrevolution ausruft und eine maoistische Diktatur installiert (obwohl auch unter deren Uniformierungszwang Männer selten geflochtene Zöpfe trugen). Will man das? Nein?! Wir müssten schließlich unsere „westlichen Werte“ verteidigen! Also die Religionsfreiheit, außer für die bösen Muslime vemutlich. Und den Pluralismus, solange der ja nicht zum bösen Multikulti führt. Denn wenn die Muslime unsere aufklärerischen Freiheiten genießen und wie wir beim Chinesen Sushi essen dürften, würden sie bestimmt radikalisiert... so wie in der kemalistischen Türkei... oder wie?

Moderne Wechselwirkung statt Rückständigkeit

Die muslimische Kopftuchtragerei wechselwirkt mit der „christlichen“ Debatte über sie. Die aktuellen muslimischen Moden sind genauso modern wie die christlichen Weihnachtstraditionen. Das Christkind, wegen dem sich Amerikaner_innen (teilweise auch schon Europäer_innen) um die billigsten Schnäppchen prügeln, war ursprünglich nicht vorgesehen. Genausowenig wie Burka, Prediger-Bart oder Musikächtung im Islamismus.

Die Symbolträchtigkeit der Kopftuchtrachtigkeit wurzelt nicht in der Vergangengheit, hat nichts mit Mohammed oder Rückstand zu tun. Sie ist genauso wie diese Debatte ein Produkt unserer Zeit, der Welt wie sie heute ist.
Und in dieser Welt haben wir viele Probleme. Was aber die Muslima von heute am Kopf trägt, gehört nicht dazu. Radikalisierung der weltweit wachsenden Zahl der Armen schon. Die demokratischen Wohlstandsgesellschaften wollen sich mitradikalisieren?

Säkular is Muss

Vielleicht liegt darin aber die (Los-)Lösung für den Säkularismus. Wenn Religionen – und zwar alle – ihren ursprünglichen Definitionen widersprechen, muss sie der Staat dann noch anerkennen? Das Grundrecht ihrer Mitglieder auf freie Ausübung könnte dadurch erlöschen. Wir könnten endlich alle kriminalisieren, die die Lehren ihrer Religionsstifter pervertieren; und zwar wegen gewerbsmäßigem Betrug. Ja, sicher! Und ich würde mich nicht mehr verblöden lassen, über Kopftücher zu schreiben.

Mittwoch, 18. November 2015

Grenzlinien

(vom 14.November.2015)

Grenzlinien begrenzen
Enger der Draht, das Nadelöhr der Reichen
Die glänzende Schlinge um den eigenen Hals
Nicht alles was glänzt ist Gold
Wert der Werte, die Werte sind Sprache
Die sich selbst nicht bezweckt
Bewirkt vom Verlust dessen
Was man bewahren will
Ehe es bedroht
Die Freiheit
Die sie uns rauben wollten
Doch sie zählen nur Tote
Ermordete
Und nichts hat es bewegt
Außer die Herzen in Trauer
Nichts gewonnen
Blut und Rauch und Trauer
Menschen sterben
Ermordet von Menschen
Die keine mehr sein wollen
Übermenschen, die Sprache vergewaltigend
Islamismus ohne Islam
Jihad ohne Heiligkeit und Mühe
Nicht einmal im Schein
Der Kamera zeigen sie offnene Feigheit
Keine Krieger, Selbstmörder
Mordend
Alles Menschliche
Kommt geflohen, wenn es noch kann
Soll vom Draht geleitet werden
Der uns die Hände bindet
Die Nachbarinnen sollten sie berühren
Hand auf Arm die Brücken bildend
Um Menschen zu retten
So lange sie noch Menschen sind
Noch sein können, wollen
Und nicht Untod vermehren
Zwischen den Linien unserer Grenzen
Einschneidend, scheidend
Wie das Mensch sich zum Vieh macht
Zum eigenen Vieh
Und im Namen des Unbekannten
Gutes und Schlechtes
Wie Mensch will
Ohne an seine eigene Existenz zu glauben
Nur wer lebt, kann leben lassen

Dienstag, 17. November 2015

Den Terror nicht fortschreiben

Die Wunden sind frisch, verständlich emotionale Reaktionen nach den Anschlägen in Paris. Doch es lebe die Republik! In ihr herrscht Säkularismus. Im bürgerlichen Islamismus-Diskurs nicht unbedingt. Gewisse Fehler sollten vermieden werden.

Im Islam daham?

Eric Frey (Der Standard) schreibt am Ende seiner berechtigten Warnung vor zu viel Säbelrasseln gegenüber den Terroristen: „Ein „Krieg“ gegen den Jihadismus aber droht viele europäische Muslime weiter zu entfremden.“ Eine unvorsichtige Formulierung. Man könnte verstehen, Muslime würden mit Befremden reagieren, wenn der „IS“ stärker als bisher bekämpft würde. Als wäre er mit ihrer Religion gleich zu setzen?
Reinhard Schulz (FAZ) glaubt, eine Annäherung an die Vorstellungswelt der Täter führe zunächst zwangsläufig zum Islam. Das ist nicht erst seit 9/11 eine vielbefahrene Sackgasse.

Es gibt nicht umsonst die klare Unterscheidung zwischen Islamismus/Dschihadismus und Islam/Dschihad. Wie kann der nicht unvernünftige Oliver Pink (Die Presse) also meinen, wir kämen mit dem „Das hat mit Islam nichts zu tun“-Mantra nicht weiter? Über das sich ein gewisser Deniz Yücel (Die Welt) in jugendlich anmutendem Frust genauso beklagt wie über andere Belanglosigkeiten? So wie Andere feststellen, die Gesten und Symbole der Solidarität mit den Opfern und der Nation würde Terrorismus nicht besiegen.

Da ist es wieder, dieses schnaufende Nichts.

Die mit Abstand meisten Opfer des weltweiten Dschihadismus sind selbst Muslime. Das macht ihn zum Feind der islamischen Welt. Er hat streng genommen auch nichts mit dem vielfältigen Begriff des „Dschihad“ zu tun, da er nicht den Islam verteidigt, ihn durch seine Anschläge – in Bagdad, Beirut oder Paris – nicht verbreiten und auch nichts erobern kann. Die allgemeine, naheliegende Deutung von Koran und Sunna verbietet den Kampf gegen Wehrunfähige, Frauen oder Kinder, ebenso das Töten von Geiseln oder das Verstümmeln von Leichen.
Nicht umsonst bezeichnet Islamwissenschaftler Thomas Volk die Terroristen deshalb als „religiöse Analphabeten“. Nicht umsonst verurteilen Imame weltweit deshalb die Anschläge.

Mit ihren (Selbst-)Morden haben die Terroristen auch nichts für sich erreicht. Wer anderes behauptet, ist vermutlich Dschihadist oder Rechtspopulist_in (oder anders verblendet). Selbst wenn sie unseren Lebensstil vernichten wollten, wie nach dem Standardinterview von Experte Volk auf der Titelseite prominent aber überflüssig plaziert wurde: Erschießen und Sprengen können sie diesen nicht. Die größte Gefahr und Wirkung durch den Terrorismus bleibt die Angst davor. Diese wird durch das Herauspicken solcher Zitate eventuell verstärkt und weitergetragen – im Sinne der Terroristen.

Die Angst verursacht ein Nichts in den Köpfen.

Überhaupt ist auffällig, wie oft Islamwissenschaftler als Terrorismussexperten befragt werden. Auch das suggeriert, dass die zweitgrößte Weltreligion (geschätzte 1,6 Milliarden Anhänger_innen) automatisch mit einer Pseudokultur des Terrors verbunden wäre. Wer den Islam kenne, kenne den Terrorismus? Wenn Volk als Terrorexperte spricht, klingt das jedenfalls wie ein alter EAV-Song: „Das Böse ist immer und überall.“

Der islamistische Terror wäre „immer auf der Suche nach neuen Superlativen, um Aufmerksamkeit zu erzielen (...).“ Diese Suche ist auch das Selbstverständnis der großen Medien. Während im nächsten Artikel Geheimdienste nach einem Zusammenhang fingern, um Edward Snwoden und digitale Privatsphäre für die Pariser Anschläge verantwortlich zu machen. Und Ungarns Möchtegern-Diktator Orban behauptet, Flüchtlingsquoten würden Attentäter in der EU verteilen. Von wem werden diese Massenmorde eigentlich nicht sofort ausgeschlachtet und dadurch zu Mehrzweck-Morden gemacht?

Daesh statt „IS“

Den deutschsprachige Zeitungen scheint ein Fehler egal zu sein, den ich bisher leider mitmachte. Bezeichnungen wie „IS“ oder „ISIS“ behaupten, dass es sich bei dieser Verbrecherorganisation erstens um Islam und zweitens um einen Staat handle. Dadurch helfen Medien (weltweit) sie zu legitmieren, sie zu bewerben. Das nützt nur den Dschihadisten. Und den Rechtspopulist_innen, die bekanntlich ebenso davon leben, Angst vor Muslimen zu schüren.

Wir müssen daher aufhören, Worte zu verwenden, die uns Terroristen (oder Rechtspopulist_innen) in den Mund legen. Die alternative Bezeichnung Daesh (vom arabischen Akronym DAIISH) statt „Islamischer Staat“ wird empfohlen.

Nur gemeinsam zu Sieg und Frieden

Der islamistische Terrorismus im Westen und seine mediale Behandlung „entfremden“ spätestens seit 9/11 die Muslime innerhalb der Zivilgesellschaft. Oder umgekehrt. Jedenfalls in den Köpfen. Auch weil nie etwas anderes erwünscht war. Das erleichtert das Rekrutieren neuer Irrer.

Diese suchen und verlieren im Extremismus ihre Religion, ihre Bedeutung, ihre Menschlichkeit. Sie werden zu Götzendienern des Nichts, in das sie auch andere stürzen, mit dem sie uns Anstecken wollen.
Multikultiviertheit und pluralistische Gesellschaft versalzen den Nährboden dieses (und jeden) Terrors. Die Zusammenarbeit mit Menschen im islamistischen/islamischen Umfeld ist zudem effektiver, als die Privatsphäre einzuschränken, Überwachung auszubauen und per Generalverdacht zu fahnden.

Den Krieg aber haben die mächtigsten Militärmaschinerien längst begonnen. Wozu ihn noch ausrufen? Das wichtigste ist dafür ebenso die Kooperation, vor allem jene Russlands und der USA (siehe hier).

Wir müssen den (sprachlichen) Spieß umdrehen. Der Daesh ist ein Feind aller zivilisierten Menschen, ebenso wie die globale Korruption, die ihm beim wachsen half. Nichtmuslime brauchen den Islam und der Islam braucht Nichtmuslime, um diesen unmenschlichen Extremismus zu besiegen. Wir müssen uns also auf jene Ideale stützen, die unsere unterschiedlichen Religionen und Philosophien verbinden: Vernunft, Solidarität, Menschlichkeit.
Das darf auch medial kommuniziert werden, das darf mit schönen Gesten und Symbolen bekräftigt werden. Der Terror aber darf die Zivilgesellschaft(en) nicht entzweien, darf durch Medien nicht fortgeschrieben werden. Sonst würden die Attentäter ihr Zerstörungswerk fortsetzen, damit doch noch etwas erreichen.

Montag, 9. November 2015

Donnerstag, 5. November 2015

Liebe Menschheit


Liebe Menschheit
Du allein
Sollst menschlich werden
Menschlich sein
Du bist so weit
Gekommen
Hast an Masse zugenommen
Und deine Erkenntnis bleibt
Egal
Dir einverleibt
Wanderst du auch durchs finstre Tal

Fortschritt mit jedem Propheten
Der etwas mehr am Überfluss verliert
Die kleinlichen Regeln und antrainierte Beten
Geschichten, die der Dichter darüber
Wie Gott dich gebiert

Alles ist die Göttlichkeit
Doch geht es im Menschsein darum eben
Nütze menschliche Fähigkeit
Herz und Hirn in deinem Streben
Das allein sei deine Religion
Menschlichkeit
Was willst du schon
Mit mehr oder weniger erreichen
Dem Tod läufst du nicht davon
Willst du auch dem Leben weichen

Alles ist in dir
Und die Göttlichkeit ist all
Die du suchst
Im Jetzt und Hier
Musst du nicht mehr erfassen
Nicht mehr handeln
Als zu sein und sein zu lassen
Und weiter zu wandeln

Die Gesetze des Universums kannst du nicht biegen
Die Verantwortung für Menschengesetze
Bleibt allein bei dir liegen
Gott gab dir die Gaben
Denke du die Sätze
Darin bist du allein
Vielleicht erhaben
In deinem vielfachen Menschensein

Sonntag, 1. November 2015

Menschheit auf der Flucht: Der Kreis schließt sich



Langweilige Menschheit. Zu vorausschaubar ist ihr Verhalten, gerade in Osteuropa (wozu ich den Großteil Österreichs und Teile Deutschlands zähle, aber natürlich nicht nur dort). Egal in welcher Region der politischen 2D-Landschaft sich dortige Regierungschefs auch beheimatet geben, die meisten Verantwortungstragenden versuchen menschliche Verantwortung zu vermeiden, wenn es um Flüchtlinge in größeren Zahlen geht. Und die helfenden Ausnahmebürger_innen werden in der Geschichtsschreibung wenig Platz finden.

Links, rechts oder mittig: Alles wird durchs Geld verbunden, durch Ressourcen und Kosten. Flüchtlinge brächten ihnen nix, deshalb glauben sie, auf Solidarität verzichten zu können. So banal ist das. Wer mir kein Fleisch bringt, wird verspeißt! Wen ich nicht fressen kann, soll woanders vergammeln!
Zudem folgt man der aktuellen Gruppendynamik und verbreitet Unwahrheiten über die ungebetenen Gäste, schürt die Paranoia vor dem Fremden ansich. Mit den Wölfen heulen, mit den Reklamemedien und Auftragszeitungen lügen, mit den Brandstiftern sympathisieren – wenn auch oft unterschwellig!

Evolutionärer Kreislauf

Da schließt sich wieder einer dieser Keise in der Menschheitsgeschichte. Die Natur testet uns als Ganzes. Werden wir unsere eigene Evolution überleben?
Die Werkzeuge – Intellekt, der Kultur hervorbringt – die sie uns entwickeln ließ, haben uns weit gebracht. Man gewinnt jedoch den Eindruck: Immer wenn wir durch sie etwas gewinnen, müssen wir etwas anderes dafür opfern. Ein ewiges Nehmen und Geben, als wär's ein Naturgesetz.

Im Falle der Globalisierung

Die Globalisierung könnte die Menschheit im Guten zusammenbringen. Leider war und ist das vielfach korrupte Geld schneller und die alteingesessenen Fürsten missverstehen die Chance eher als wirtschaftlichen Kolonialismus: Eroberungsfeldzüge mit Krawatte und freundlichen Gesten.
Die Menschheit zerteilt sich dort, wo sie schon zusammenwuchs. Die Einen nehmen, die Anderen geben immerzu. Das Naturgesetz wird pervertiert. Das Recycling funktioniert nicht. Während die Einen hungern, schmeißen die Anderen ihren Überschuss auf den Müll. Und der Müll schwimmt als achter Erdteil im Meer.

Kulturell überlegene Frühmenschheit

Der aktuelle Syrienkonflikt z.B. ist – wie andere Kriege – eine Folge dieser Perversion, ein Anzeichen evolutionären Versagens (ohne zu sozialdarwinistisch erscheinen zu wollen). Es setzt sich fort im Unvermögen des vereinten Europas, gemeinsame Lösungen für die vielen Kriegsflüchtlinge aus zu finden.
Von Problemen sollte Europa nicht sprechen. Die Flüchtlinge haben das Problem. Die EU-Mitglieder hätten die Lösung. Sie machen sich ihre Probleme jedoch selbst, indem sie auf eine evolutionäre Errungenschaft verzichten, die unsere frühesten Vorfahr_innen bereits kannten, ehe sie Steinwerkzeuge bauten: Zusammenarbeit! Kooperation! Ohne die würde es uns heute nicht geben.

Untote nackte Affen


Natürlich reiten die Volksvertretenden auf einer Welle gesellschaftlicher Angst. Es gibt so viele (selbstgemachte und echte) Probleme und Krisen in dieser Welt und jetzt tauchen die menschlichen Antlitze dessen tausendfach vor unseren Grenzen auf.
Aber wovor fürchten? Die Flüchtlinge werden uns nicht die Haare vom Kopf fressen. Sie werden uns auch nicht „überfremden“ – es sei denn, wir sind uns bereits selbst fremd geworden.

Wollen wir auf unserem relativen Wohlstand hocken bleiben, bewegungsunfähig, aus Angst ihn zu verlieren, bis dem Planeten endgültig die Luft ausgeht? Oder uns? Wir sind sterblich. In den nächsten Jahrzehnten sind viele von uns tot.

Gutmenschlichkeit

Sollten wir nicht Menschlichkeit als höchstes Gut erachten, solange wir noch Menschen sind? „Menschlichkeit“ will allerdings nur den positiven Aspekt des Menschseins meinen, also das gute Menschsein, das Gutmenschsein.
Das ist doch etwas Schönes. Besser als Fastfood, Fernsehen und Fantasiezeitungen; besser als Rauchen, im SUV Parkplätze zu jagen, sich am freitäglichen Feierabend den Stress der Woche mit reichlich Ethanol aus dem Hirn zu spülen, mit Kollegen, die einem wurscht sind, von einem Job, der vermutlich sowieso keine Zukunft hat, weil die überbevölkerte Menschenwelt unter einem Pro-Forma-Arbeitsmarkt und einer Casino-Finanzwirtschaft ächzt.

Dennoch halten wir lieber an diesen unseren mickrigen Existenzen fest, verkampft, weil wir doch wissen, dass sie uns weder glücklich noch unsterblich machen. Menschen, die ihren Tod trotzdem nicht bedenken, sich für irgendwie unsterblich halten und für diese eingebildete Unsterblichkeit die Zukunft ihrer eigenen Nachkommen opfern, durch falsche Umwelt- und korrupte Wirtschaftspolitik; die auch nicht in der Lage sind, mit dem eigenen Überfluss in den Mülltonnen vor Augen, ihren Reichtum mit den Bedürftigen zu teilen, solche „Menschen“ sind vielmehr untote, nackte Affen. Sie werden bald von intelligenteren Exemplaren verdrängt werden und aussterben (bis sich neue Arten aus den Umständen entwickeln).

Der letzte Überlebenskampf


Darum kreischen diese haarlosen Affen auch an allen Orten auf und werfen mit ihren Fekalien um sich. Ein gewisser Anteil unseres weltweiten Genmaterials ist immer dabei, zu hetzen statt zu helfen, die Massenbewegung der blinden Wut auszunützen, um sich zu einäugigen König_innen krönen zu lassen.
Eine Analogie zu Odin ist trotz naheliegendem Deutschnationalismus nicht geeignet. Der Gott opferte sein Auge, um Weisheit zu erlangen. Die Rechtspopulist_innen opfern lieber Steuergeld, um andere von der Weisheit fernzuhalten. Und Rechtspopulist_innen sind dieser Tage nicht immer nur „Rechte“, was zeigt, dass der Prozentsatz untoter Trockennasenprimaten recht gleichmäßig in allen Ländern, Gesellschaftsschichten und Berufen verteilt ist.

Dieser Prozentsatz ist jedenfalls dem Untergang geweiht. Die Menschheit, ja, der ganze lebendige Planet kann sie sich nicht mehr leisten. Denn nur wenn wir uns geistig und kulturell als globale Gemeinschaft weiterentwickeln, haben wir eine lebenswerte Zukunft.
Das wissen die Evolutionsverlierer_innen, deshalb machen sie so viel Lärm. Noch. Irgendwann werden sie (Neonazis, Salafisten, Boulevard-Journaille und wie sie alle heißen) verstummen, entweder alleine oder weil wir alle mit ihnen untergegangen sein werden.

Unabhängig von der Sterblichkeit

Das Schöne an geistigem, kulturellem und auch emotionalem Fortschritt ist allerdings, dass er nicht an unsere sterblichen Hüllen und deren genetischen Voraussetzungen gebunden ist. Wir können alle dazulernen und uns somit vor der Natur als würdig erweisen, Menschen zu sein.

Man sollte z.B. aufhören, die Ausgaben für Flüchtlingshilfe durch Gelder einzelner Sozialstaaten zu bezahlen; also aus dem selben Topf, der für einheimische Versicherte und Hilfsbedürftige gedacht ist. Es sei denn, man will die Beitragszahlenden gegen die neuankommenden Hilfsbedürftigen aufhetzten. Das macht weder rechtlich noch finanziell Sinn. Die globale bzw. europäische Herausforderung der Kriegsflucht sollte nicht über lokal beschränkte Förder- und Versicherungsmittel finanziert werden.
Staaten brauchen ein eigenes Budget für Asylwerber, das nationale Sozialleistungen nicht belastet. Ein EU-Fond für Flüchtlinge muss her! Jene Geldmächte sollten einzahlen, die mitverantwortlich für Fluchtgründe sind. Ja, du bist auch gemeint, Waffenindustrie!

Mensch könnte auch aufhören, die quantitative, so genannte Flüchtlingsproblematik nur punktuell an einzelnen Grenzübergängen fest zu machen. Mensch könnte die Zahlen aus europäischem Blickwinkel betrachten. Dann würde wir feststellen, dass wir uns zur Zeit zum Affen machen.
Die Menschheit muss sich neu denken und organisieren. Und ich muss lernen, mich kürzer zu fassen.


Sodom wieder

Sodom wieder
Dein Lot lässt die Fremden ein
Du brennst ihre Häuser nieder
Gottgefällig willst du sein
Doch der Gott deiner Stadt
Ist kein Menschengott
Vor dem Fleischtopf hockst du satt
In fleischlich besoffenem Trott
Und greinst wegen jedem Brosamen
Den du zu verlieren glaubst
An die Armen
Die du dafür der Hoffnung beraubst
In Ehrfurcht bebend vor dem Fernseher
Ehe blutiges Schauspiel dich schläfrig macht
Die Zauberzahlen der falschen Seher
Und über dir längst fremde Macht
Die du nicht zu erkennen scheinst
Jedoch Kindertränen bezichtigst der Lüge
Weil du mit keinem Menschen weinst
Dessen Ohnmacht dich trüge
Eingehüllt in deiner Wut
Gut geschützt vor dem Erkennen
Dass Ursache deiner Glut
Vor der auch all die Fremden rennen
Dasselbe ist 
Lot der Menschheit
Wegen der du verdammend ängstlich bist
Dem Untergang deiner Menschlichkeit
Mit oder ohne Gott geweiht
Einsame Menschen wie vergessene Städte

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Koi 1: Dahinter verborgen



Koi!
Streichelnder Fisch für Hände streichend durchs Wasser.
Ziertier, Nutztier, lebendiger Nutzen. Nütze Leben, will er sagen im Stillen.
Gegenüber der dänische Zoo:
Wo toter Nutzen entdeckt, fleischig vermarktet wird – bald mehr davon.
Das Biologiebuch hat ausgedient, so auch der ewig veraltete Computer in Händen.
Ödet die ständige Erreichbarkeit, ruft niemand mehr die Daten an.
Ihre Menge ist betäubend.
Darum liest sich nur noch leicht, was in Anführungszeichen lügt,
die einfachen Wahrheiten, in einfachen Sätzen, nicht mehr einfach dort:
Wo Text stünde, steht nun Bild, darauf ein Plakat, auf diesem der einfache Satz, dahinter das schreibende Mensch.
Einfachheit ist Schwerstarbeit, kein Luxus: Gefordert überall, bewahrt nirgends. Kein echtes Mensch, eine Maske im Spiegel, was schafft, um nicht zu schaffen; angewidert von sich selbst, darum anderen nur erwidernd.
Weltherrschaft: Ein Scheißverein – Klugschiss, verschissen.
Kein Klugdung, nichts düngend.
Überleben nur als Nutztier virtueller Kaugummiblasenwirtschaft, statistische Größen ohne Größe; Werte ohne Wert.
Nur virtuelle Werte überall im Brechsprech derer, die Gutes wünschten tun zu können, aber nicht können, weil sie anderes wollen.
Überleben in Geiselhaft, solange man gebraucht wird. Keine Systemrelevanz.
Sind ja genug da. Geld auch. Dort im Bankenbunker, dort zieht seine Masse alles an: Masse zu Masse, Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Kot zu Kot.
Und irgendwann ist der Klumpen groß genug, sind die alten Herrscher wieder da und mit ihnen das feudale Volk, weiß nicht genau warum.
War doch immer brav und immer gläubig beim Glücksspiel und dem Horoskop, immer brav und still im Wutsaft siedend, immer fleißig beim Fernsehen, den Abendnachrichten zuschauend, beim langsamen Fassadebröckeln.
Zur Not war's die Nachbarin. Ein Luder in ihrer Greifbarkeit.
Ansonsten sie kennen ihr Profil nicht, nimmermehr. Zur Unkenntlichkeit gedroschen. Ja, was heiratet sie denn auch? Den? Wusst ich doch gleich –
das ich schweigen würde. Weiß eh alles.
Schreib's auf einen Zettel, fotografier ich, poste ich ins Internetz hinein. Im Hintergrund was Schönes: Sonnenuntergang hinter Menschenleere und was Wachsendem, Gedeihendem. Was schönes halt. Ein Spruch und keine Menschen. Alle verborgen.
Hinterm Bild, hinterm Schirm. Davor der Regen:
„Was mir schlecht ist, ist vergleichbar mit vergleichbarem Schlechten.“
„Was mir gut ist, ist vergleichbar mit vergleichbarem Guten.“
Geteilt. Gefällt. Weltpolitik.
Und (ich) so.
Ins Meer geschwemmt. Wie war mein Passwort? Wie hieß ich noch gleich?
Zu spät, die Zeit ist um. Aber ich habe meine Sprüche getan. Jetzt lasst mich schlafen.
Koi!
Schuppenschön im stillen Wasser,
Gegenwärtigkeit,
wohin fließt Du?

Samstag, 17. Oktober 2015

Europa es reicht! Zu Malmströms Märchenstunde


Europa: Das politische System ist verraten und verkauft. Das Wirtschaftssystem ist korrumpiert und manipuliert. Es reicht! Ein Klartext:


Malmströms Märchenstunde

EU-Handelskommissarin Malmström bemüht sich, Kritik an den TTIP-Verhandlungen mit den USA zu entgegnen, Ängste der Europäer_innen zu besänftigen. Ihre ewiges Mantra von den europäischen “Werten”, die von der Kommission (ja eh) berücksichtigt würden, lesen sich hübsch an. Sie bleiben jedoch nicht mehr als ein märchenhaftes Predigen ihres Markt- und Marketingdogmas.
Das Veröffentlichen gewisser EU-Standpunkte ist noch lange keine Transparenz, die uns EU-Bürger_innen bemündigen würde. Dass das, was auch immer im TTIP als Modell für den gesamten EU-Außenhandel entwickelt wird, allen irgendwie Beteiligten – von den europäischen Arbeitnehmer_innen bis zu “ärmeren Ländern” – Wohlstand bringen würde, grenzt schon an bösartigem Sarkasmus.

Verzweifeln am ewigen Wachstum

Malmström will uns verkaufen, dass zukünftige Freihandelsabkommen – sprich die fortgesetzte binationale bzw. globale Marktliberalisierung – unser erkranktes Wirtschaftssystem heilen würde. In Wirklichkeit würden sich ein paar Regeln zum Wohle internationaler Big Player ändern. Vor allem würden Zölle abgeschafft, sprich erneut Einkommen der Staatshaushalte für den Profit der Privatunternehmen geopfert. Die bestehenden Probleme würden weiter einzementiert werden. Die Gewaltherrschaft der Religion vom ewigen Wachstum bliebe jedoch ungebrochen.

Keine Glaubwürdigkeit

Was die wunderbaren EU-“Werte” betrifft: Man muss sich nur in Griechenland umschauen, um sich vor diesen zu fürchten. Die selbe EU-Kommission, die uns jetzt TTIP schmackhaft machen will, hat die griechische Volkswirtschaft zugrunde gerichtet und setzt ihr Vernichtungswerk ohne Reue fort. Der Kommissionspräsident persönlich hatte einst dafür gesorgt, dass ausländische Konzerne mit Milliardengewinnen in der EU so gut wie keine Steuern zahlen. Selbst der Grundlagenvertrag von Lissabon zeigt, dass der ökonomische Schwerpunkt der EU auf Gratis- und Steuergeld für private Geldinstitute beruht.
Malmström spricht von bestehenden Abkommen, die dem Wunsch der europäischen Konsument_innen nach “ethischem” Handel entsprechen würde. Aber die EU bleibt einer der größten Waffenexporteuere der Welt; der Import von Waren aus Ausbeutungsbetrieben bleibt Standard. Aus all dem soll Glaubwürdigkeit entstehen?  

Neue Aufklärung und Revolution


Bevor die oben genannten Unstimmigkeiten und Gaunereien nicht aufgeklärt und behoben sind, werden die EU-Bürger_innen keine Freude mit diesem Freihandelsabkommen haben. Auch Reformen auf nationaler Eben – wie sie zur Zeit in Österreich stattfinden oder diskutiert werden – sind für den volkswirtschaftlichen Enddarm, wenn die offensichtliche wie verherrende Korruption in Politik und Wirtschaft nicht beseitigt wird.
Wenn die Kommission oder nationale Regierungen aber von Korruptionsbekämpfung sprechen, meinen sie in der Regel den Verstoß gegen geltende, aber unzureichende Gesetze. Korruptionsbekämpfung muss jedoch bedeuten, generellen Machtmissbrauch zu bekämpfen. Dies kann nur durch Aufklärung und Revolution der bisher Ohnmächtigen vollbracht werden. Von den Reichen und Mächtigen wird keine Rettung kommen – weder von irgendwelchen Handelspartner_innen noch von unseren Regierenden.
 

Montag, 12. Oktober 2015

#Wienwahl 2015: Warnschuss vor den Bug

Der Mittelfinger des blauen Eisbergs

Ja, ich weiß, Wien hat gewählt! War dabei und erlebte erstmals, dass sich eine Schlange vor den Wahlkabinen bildete.
Das war im rot-grün dominierten Mariahilf. Könnte man gleich interpretieren, dass die alle Angst vor der FPÖ hatten. Duellwahl!? Pro oder contra Flüchtlinge ist gleich Häupl gegen Strache?

Würden wir es uns so einfach mit der Wahl-Analyse machen, kämen wir bei der nächsten Wahl nicht nur mit einem fetten, blauen Auge davon. Die Angst vor Asyl und „Überfremdung“ ist nur der Mittelfinger des blauen Eisbergs, der aus dem Meer der Wähler_innenstimmen herauswackelt. Ein knapper Schuss vor dem Bug.

Das breite Grinsen aller

Trotzdem sind – wie das Klassenfoto zeigt – eh alle Spitzenkandidat_innen zufrieden. Meinl-Reisinger (die Neuen) grinst, weil sie dabei sein darf. Vassilakou grinst (FuZo- und Flüchtlingspartei), obwohl sie versprach, zurück zu treten. Häupl (Wien itself) sieht aus wie ein triumphierender Winston Churchill vor dem zerbombten London. Strache (Flunker-Partei Österreich) grinst sowieso und ganz genauso wie er es vor dem Spiegel jahrelang geübt hat. Außerdem hatte er erneut Glück: Er kann einen Zugewinn abfeiern und muss trotzdem nicht arbeiten gehen. Und Juraczka (Villenverein Penzing) schaut immer so drein. Das Reverse-Grienen liegt im ÖVP-Trend, aber er hat's erfunden. Endlich ist er diesen undankbaren Job los.

Warum nicht die ÖVP?

Wenn ich eine Reichenpartei wollte, die Flüchtlinge im Stich lässt, sobald es der aufgebrachte Pöbel fordert, würde ich die ÖVP wählen. Die hat wenigstens auch andere Kompetenzen. Vielleicht eben gerade nicht im Marketing, weshalb sie verlor. Die Wahl ist eben kein vernunftgesteuertes Ereignis, was in einer Demokratie ziemlich fekal ist.  

Warum die FPÖ?

Es genügt es nicht, zu sagen, die FPÖ-Wähler_innen wären halt deppert. Stimmt, die meisten sind es, aber nur weil's Menschen sind – eine grundsätzlich depperte Spezies. Das bleibt ein universales Problem.

Auch wenn HC „Ehsoterrisch“ Strache im Grunde ein neoliberaler Klimawandelleugner ist, sitzen seine Wähler_innen im Schatten klotziger Gemeindebauten, gegenüber feinverstaubter Straßen voller Wettcafés und statten auf die Probleme der Welt außerhalb ihrer Häuserschluchten. Die Welt ist korrupt. Wo sind meine Perspektiven für die Zukunft, wenn das Leid für alle zunimmt, die genauso am unteren Ende der Geldkette stehen wie ich? Krieg und Katastrophen überall und dann werden auch noch die Zigaretten teuerer.

Und dann kommen auch noch die Flüchtlings-“Massen“. Mit denen hat man zwar persönlich keinen Kontakt, aber genausowenig hat der Wiener Gemeinderat Einfluss auf die Flüchtlingspolitik Europas – die Angst, die allumfassende, nimmt dennoch zu und ihren erwarteten Einfluss auf die Wahlen.

Fehlende oder schlecht verkaufte Alternativen

Wenn die Grünen die Mahü begrünen, ist das recht hübsch, vor allem wenn man selbst einem der Öko-Bobo-Bezirken wohnt. Wenn die Sozialdemokratie Wiens sozialen Wohnbau in der Seestadt Aspern betreibt, hat das auch eine gewisse prestigeträchtige Exotik.
Aber den frustrierten Arbeitslosen, alleinerziehenden Vielzujungmüttern und marginalisierten Einwandererfamilien mit ihren stetig steigenen Lebenskosten  nützt das nichts.

Die FPÖ hat zwar die falsche Antwort, aber wenigstens hat sie eine, die sie verkaufen kann. Die anderen Parteien haben vor allem die FPÖ als Feindbild, ansonsten nicht ansprechende Floskeln und selbst die sind schlecht vermarktet. Entweder es fehlen „Inhalte“ (gerade bei denen, die von „Inhalten“ reden, aber selten über sie) oder es fehlt an Propaganda außerhalb der eigenen Komfortzone (ich sehe euch an, meine Grünen!). Das muss sich ändern!
 

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Antonik-Seidlers Wahlgeheimnisse: Keine Angst

Wer die Wahl hat, hat jedenfalls die Wahl

Oberösterreich kam blaugeprügelt davon. In zehn Tagen wird in Wien gewählt. Man mag ja gern oder weniger ein Duell hineininterpretieren, zwischen Titelverteidiger Michael "Kräftiger Roter" Häupl und Heinz-Christian "Mach Blau" Strache.

Jedoch: 1. Alle antretenden Listen, Parteien - per Vorzugsstimme auch alle antretenden Personen - sind wählbar.

Die Behauptung, man müsse SPÖ wählen, um FPÖ zu verhindern, widerspricht dem Sinn einer freien Demokratie. Die SPÖ ist für das Wiener Wahlrecht verantwortlich, dass den stimmenstärksten Parteien Mandate unverhältnismäßig, zu den ohnehin Gewonnenen, hinzurechnet, den schwächeren Parteien hingegen abzieht. Dagegen wollten die grüne Koalitionspartnerin vorgehen.

Wenn nun aufgrund dieses Wahlrechts für die SPÖ als Bollwerk gegen den Rache-Strache gestimmt wird, zementiert man es damit ein. Davon profitiert auch eine stärker werdende FPÖ.
Die antifaschistische bis liberale Wählerschaft würde sich dadurch auf Dauer von der SPÖ abhängig machen - so lange die Rechtspopulisten eine Gefahr bleiben. Es wäre dadurch keine freie Wahl mehr. Es wäre, wie für freiheitlichen Wähler_innen seit jeher, eine Angstwahl.

Daher: 2. Lasst euch keine Angst machen. Weder von Blau noch von Rot. Wobei ich zugestehen muss, dass die SPÖ plakativ keine Polemik gegen Strache führte, während dessen Propaganda schon an Verleumdung grenzte. Der auftretende Häupl beruhigte eher, als Ängste zu schüren - das zeugt durchaus von politischer Professionalität. Allerdings malen die Medien den blauen Teufel ohnedies groß genug an die Wand.

Und: 3. Man muss nur wählen, was man wählen will.

Im besten Fall informiert man sich vorher über Parteiprogramme. Denn, im Gegensatz zur Plakativen Meinung der Grünen, wählt man mit dem Hirn am besten. Würde ich mit dem Herzen wählen, würde ich in Anbetracht ihrer Plakate nicht die Grünen...
Und ich will hier natürlich keine Wahlempfehlung abgeben, aber zum Glück für die Grünen achte eher auf Inhalte und weniger auf Plakatives. Das sollte jeder so machen und darum erkennen, dass die Grünen die beste Wahl sind. Ist so! Auch wenn sie sich mittlerweile über Häupl definieren und von sich nur noch als Rot-Grün sprechen: Es braucht mehr Grün in dieser Kombination.

Das erinnert mich daran: 4. Vergesst Plakate, Flyer und Propaganda-Videos. Parteiprogramme sind das einzig "Wahre". Und wenn ihr Zeit habt, recherchiert die Karrieren einzelner Kandidat_innen (und erzählt mir dann, was ihr herausgefunden habt. Ich bin nämlich zu faul dafür.)

5. Wer eine Wahl haben will, muss wählen gehen.

Syrien: Teufel und Details

Medienberichte über die Syrienkrise und der letzte UN-Zipfel machen deutlich: Man sagt nix, man weiß nix, aber man wird schon irgendwas machen... oder sollte, oder wolle.

Doch nicht nur der Teufel liegt im Detail. Sollte man sich für ein umfassenderes militärisches Eingreifen (Truppen auf syrischem Boden) entscheiden, wären die Details der Aktion für die jeweiligen Öffentlichkeit der unterstützenden Staaten wichtig zu erfahren.

Ziviler Test der Kriegstauglichkeit

Das muss nicht der strategischen Geheimhaltung widersprechen. Interessant wären aber gewisse Informationen, z.B über den Feind. Wer ist es (vorläufig), wie sieht seine Situation aus, welche Mittel werden für den Kampf gegen ihn bereit gestellt (vorerst unabhängig davon wie diese eingesetzt würden).

Welche Verbündeten will man gewinnen. Wie sieht deren Situation aus? Wer hat den Oberbefehl? Welche Erfahrung bringt er/sie, sein/ihr Stab mit? Truppenarten, Truppenzahlen? Wie sieht das Terrain aus? Will man direkt in gewisse Gebiete vordringen oder sich ausnahmsweise taktisch klug verhalten? All diese Details sind wichtig für die Entscheidung einer Zivilbevölkerung, einem Einsatz ihres Militärs zu zustimmen.

Krieg für Skeptiker

Ich bin vermutlich zu sehr Zyniker für den Pazifismus. Wenn schon Krieg geführt wird, dann sollten man sicher gehen, dass ein konkretes Ziel mit Verstand verfolgt wird. Diverse Staaten bombardieren irgendwelche Ziele. Das ist zu wenig Information für (m)eine Zustimmung.

Die Schlamperein der letzten Kriege in Lybien, dem Irak und Afghanistan zeugen von brachialer Dummheit, auch im militärischen Sinne, wofür vielleicht auch politische Halbherzigkeit verantwortlich ist. Man muss auch wissen, was man nach einem Sieg mit den Besiegten, dem eingenommen Gebiet machen muss.

Allianzen a la "Greatest Generation"  

Will man Syrien kriegerisch befrieden braucht es zunächst eine gut organisierte, vertrauenswürdige Allianz (womit Erdogan eigentlich schon ausscheidet). Putin und Assad - und damit den Iran - einzubinden, ist nur bedingt verwerflich.
Die "Greatest Generation" hätte die Nazi-Tyrannei nicht besiegt, wenn vom Osten her nicht ein anderer Tyrann seine Rote Armee vorangepeitscht hätte. Man verfolgt das selbe Ziel, man verhandelt über die Beute. Deshalb muss man nicht gleich best friends forever werden.

Nützlich wäre es, die Störenfriede um Syrien bzw. in der gesamten Region auszuschalten, ehe man sich z.B. um den IS kümmert. Aber das ist kaum möglich. Wer hat in Nahost nicht seine blutigen Finger in diesem Scheiß-Spiel ("Ölolpoly")?

Pro Assad mit Galgenfrist

Es gibt vielleicht auch andere Wege, die Versorgungslinien etwaiger Rebellengruppen und des IS zu stören, sollte es gelingen, Russland, die Türkei, den Iran oder Saudi Arabien in die Pflicht zu nehmen. Dabei wird man nicht alle unter einen Helm bringen. Aber wenn nur ein Teil dieser Big Spender in seinen Aktivitäten gebündelt würde, wäre das ein Fortschritt. Es würde ihnen schwerer fallen, einzelne Mörderbanden zu versorgen, wenn sie mit teils konkurierenden Mächten gemeinsam auf Feldzug wären.

Saudi Arabien: Isoliert in der Herde

Ein Bündnis pro Assad hätte die besten Chancen: Russland und der Iran wären dabei, die Türkei vielleicht. Es könnte dadurch gelingen, auch eine politische Front gegen Saudia Arabien zu bilden, das islamistische Gruppen in der Region unterstützt. Die Saudis sind zudem aktuell mit den Rebellen im Jemen beschäftigt. Eine günstige Gelegenheit.

Sich aber mit Assad auf eine Zusammenarbeit zu einigen, bedeutet nicht, dass man ihm seine Verbrechen verzeihen muss. Vielmehr sollte man seinen Dienst an der Sache als eine teilweise Wiedergutmachung betrachten, durch die er eventuell ein milderes Urteil erwarten kann, wenn der Krieg vorbei ist. Weg muss er aber früher oder später, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Ob durch einen "Unfall" oder Exil, sei ihm überlassen.

Problemfall Erdogan und Hoffnung Kurdistan

Das Erdogan-Regime signalisierte, sich auf eine Assad-Allianz einigen zu können, um den IS zu bekämpfen. Allerdings könnte es die Zusammenarbeit mit den Kurden stören, sofern es zu keinem politischen Wandel in der Türkei kommt.

Die erfahrenen Kämpfer_innen der Kurd_innen sind meines Erachtens unverzichtbar, auch in Hinblick auf eine spätere (auch politische) Stabilisierung der Region. Sie sind verlässlichere Bündnispartner_innen als der Möchtegernsultan Erdogan, was in diesem Fall mehr wert ist als der mächtige, aber unberechenbare Militäraparat der Türkei.

Sollte Erdogan aus einem Bündnis gegen den IS (und untragbare Rebellen-Gruppen) ausscheiden, wäre es essentiell, dass er zur Nichteinmischung verpflichtet wird. Er darf nicht wieder den Kurd_innen in den Rücken fallen, die bis dahin erfolgreich gegen den IS kämpften.

Wohin führt man Kriege?


Kriege sind furchtbar. Aber Kriege ohne Ziel und Sieg sind furchtbar ohne Ende.
Wer Krieg will, muss ihn auch führen können. Allerdings fielen weder Russland noch die USA in den letzten Konflikten durch besonderes strategisches oder taktisches Genie auf. Beide Mächte - vor allem die US-Streitkräfte und ihre Verbündeten - sollten mittlerweile gelernt haben, dass man nicht allein durch Masse, High Tech, illegale Folter und hinterlistige Drohnen-Einzelaktionen nachhaltige Erfolge erzielt. (Der Erfolg heißt übrigens Kriegsende, nicht Konflikt-Verschleppung).

Erfolgschancen für Syrien


Erfolg und damit nachhaltigen Frieden kann es in Syrien nur geben, wenn vor dem Eingreifen eine stabile Militär-Allianz - bestenfalls auch mit europäischer Beteiligung - gebildet werden kann. Stützpunkte müssten in jedem angrenzenen Staat errichtet werden, die Grenzen möglichst strikt kontrolliert. Dabei sollten zumindest in den jeweiligen Landes-Hauptbasen, jeweils alle Bündnispartner vertreten sein, damit diese sich gegenseitig auf die Finger schauen können. Kontrolle ist eine vertrauensbildende Maßnahme.

Hält das Pro-Assad-Bündnis, müssten Rebellengruppen wo möglich entwaffnet und interniert, und die von ihnen kontrollierten Gebiete gesichert werden. Man sollte gegen gemäßigte Gruppen entsprechend maßvoll vorgehen, ihnen die Möglichkeit geben, sich nach dem Krieg zu rehabilitieren. Trotz eines Bündnisses darf man sie keinesfalls den Schergen Assads überlassen; auch dann nicht, wenn der Verdacht auf Kriegsverbrechen besteht.

Assads Truppen selbst müssten möglichst auf jene des IS konzentriert werden. Sobald sich ein Sieg abzeichnet, sollten die anderen Bündnispartner das von den "Regierungstruppen" kontrollierte Gebiet isolieren. Spätestens mit Ende des Krieges müsste es mitsamt den Truppen Assads unter Aufsicht und Verwaltung der Allianz gestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt hätte Assad seinen Zweck erfüllt, seine Schuldigkeit getan und müsste als Partner ausscheiden.

Schwierig bleibt es

Natürlich ist es politisch äußerst schwierig, mit Russland und dem Iran, im Nachhinein über Anklage und Prozess gegen das Assad Regime zu verhandeln. Einen dauerhaften Frieden könnte es aber nur geben, wenn die Kriegsverbrechen aller beteiltigen Konfliktparteien - möglicherweise auch jener des Irak - verfolgt und bestraft würden. Die gemeinschaftliche Kontrolle über das Land durch die Allianz könnte nur wieder übergeben werden, wenn Wiederaufbau und Sicherheit garantiert wären.

Man darf auch überlegen, unter den hundertausenden syrischen und irakischen Flüchtlingen nach geeignetem Personal zu suchen (EDIT: Ich denke an polnische Kampfeinheiten im 2 WK, die sich, ins Ausland geflohen, gegen die deutsche Wehrmacht formierten).

NACHTRAG: Natürlich wäre es schwer, Assad oder Personen um ihn für Kriegsverbrechen zu bestrafen. Unmöglich ist es aber, Untaten der USA, Russlands, des Iran, der Türkei und anderer Big Player der Region vor Gericht zu verhandeln. Darum sollte man zunächst das verfolgen, was man wirklich erreichen könnte. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Aber die Mittel entweihen auch nicht den Zweck.
Der einzige Sinn, den Krieg haben kann, ist seine möglichst rasche Beendigung. Sein Zweck ist im Falle Syriens zunächst nicht der Frieden, sondern die "Befriedung", also im Grunde die Eliminierung aller bis auf eine Konfliktpartei.
Selbst diese einfache Rechnung kann nur aufgehen, wenn die Kriegsführung konsequent, zweckmäßig und durchdacht ist - um sie zu beenden, nicht um sie in anderen Formen weitergehen zu lassen. Die größte Herausforderung wäre wohl, alle Bündnispartner auf diesen Zweck als gemeinsames Ziel einzuschwören.

Mittwoch, 30. September 2015

Luxus

Ich fühle fest, was Luxus ist:
In einen relativ gut gefüllten U-Bahn-Zug nicht einzusteigen, um auf den nächsten zu warten, weil es sich zeitlich auch und sowieso ausgeht.
Sitzen und blöd schauen - im weltentrückten Niemandsland der U-Bahnstation.
Ein gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Ein weniger gut aufgeräumtes Narrenkastl.
Lärmende, lachende Kinder, die nicht ständig von zischenden Erwachsenen unterbrochen werden.
Wegelagernde Fundraiser_innen, die sich von selbst aus selbigem Weg schleichen.
Viel zu gutmütige Mit-Passant_innen die wegelagernde Fundraiser_innen von mir ablenken.
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber riechen können, dass ich kein netter Mensch bin, auch wenn ich so aussehe. Hinweis: Auf den Schwefelgeruch achten!
Andere Personen, die Geld von einem wollen, aber merken, dass ich ein netter Mensch bin, wenn man nicht versucht, mir ein bierbeflaggtes G'schichtel über verlorene Zug-Fahrkarten reinzudrücken, sondern sich aufs Wesentliche beschränken. "Hast du Geld? Für Bier?"
Beschmierte FPÖ-Plakate.
Nicht online zu bestellen, nur weil's billiger ist, sondern sich den Aufwand etwaiger Rücksendungen zu ersparen und gleich in einen gemauerten Shop mir fleischlichen Mitarbeiter_innen zu gehen, wo man in Echtzeit und realweltlich herumgrapschen kann, ehe man das Begehrte gleich nachhause nimmt. Die Ware, nicht die Mitarbeiter_innen.
Zeit für einen gemütlichen, ausgiebigen Stuhlgang mit Buch oder Zeitung.
Ein Kind, das einsieht, dass es sich morgen nicht ärgern muss, wenn man ihm heute schon die Haare wäscht.
Eine kräftige Umarmung, die man bekommt, auch wenn man manchmal ein ungeduldiger Vater ist.
Straßenmalkreiden. Mit denen kann man auch Rollstuhlparkplätze markieren und verschönern, für unaufmerksame Autoparker_innen.
Eine Edelstahlpfanne.
Wiener Leitungswasser, das nach Umbauarbeiten nicht nach Staub schmeckt.
Die Fähigkeit, etwas zu beenden.


Montag, 28. September 2015

Krise Flucht Wahlen OÖ: Kluger Dünnschiss bleibt Dünnschiss

Oberösterreich-Wahlen. Das Boulevard-Reklameheftchen greift auf Sportbericht-Sprache zurück. Flüchtlinge hätten LHM Pühringer "zerstört". Überhaupt ist ganz Österreich schockiert wegen dem vorausgesagten Wahlerfolg der FPÖ. Andererseits ungeniert: Wiedermal gibt man Ausländern an allem die Schuld.

Bad Boy

Böse freiheitliche Propaganda-Partei, heißt es überall. Die wird dennoch gewählt. Wie kann das nur sein? Ansteckende Denkschwäche? Religionwerdung? Lesen so viele Menschen keine echte Zeitung? Sehen oder hören keine seriöse Nachrichten?
Vielleicht erfährt man in diesen Medien zu wenig oder zu schlecht verständlich für "unsere Leut": HC "Des Bildungssystems Rache" Strache ist ein Heuchler! Vielleicht leidet aber auch die gebildetere Volksschicht unter ihrer Einbildung?

Der Standard veröffentlichte bald Umfrageergebnisse: FPÖ-Wähler_innen wünschten sich  "Kompetenzen Flüchtlingssituation". Spotten erlaubt: Strache ist so kompetent im Umgang mit Flüchtlingen wie VW beim Bau umweltfreundlicher Dieselmotoren. Denn ein Problem auszusperren ist Schummeln. Doch genau das tun wir mit unseren gebläuten Dorftrotteln.

FPÖ-Wähler_in, das fremde Wesen

Blau-Wähler_innen als so dumm zu beschimpfen wie sie es selbstverständlich sind, macht den klugscheißenden Rest auch nicht gescheiter. Manche von diesen Strache-Fans sind möglicherweise recht intelligente Soziopathen, die einfach nur die Menschheit hassen.

Wir wissen es nicht. Wir kennen diese Deppen nicht. Und wir lernen sie durch unsere aufgelegten Anti-Strache-Witze auch nicht kennen. Die Ächtung der freiheitlichen Wählerschaft treibt diese umso mehr ins Trotzverhalten oder in die Radikalisierung; jedenfalls aus dem Erfahrungsbereich der Anderen hinaus.

Das vergessene Elend

Wollen wir diese Menschen überhaupt kennenlernen? Dieses vergessene Elend, dass nicht von außen anklopft, sondern seit Jahrzehnten unter uns anwächst (auch aufgrund der jahrzehntelangen Wirtschaftsfreiheitlichkeit)? Ein Elend, dass nicht so jung und unübersehbar erscheint wie Flüchtlinge aus dem exotischen Osten?
Schimpfen und Verhöhnen ist einfacher. Genaus das werfen wir aber FPÖ-Wähler_innen vor: Ihre Unzufriedenheit mache sie ignorant.

Klugdünnschiss

Oder sie wären halt einfach dumm. Unbegründed. Klugdünnschiss: Hat den Nachteil, dass er genauso unkontrolliert austritt wie die Hetze der Dummscheißer_innen, die er kritisieren will.
Rassismus sei eben Rassismus. Diese Vergeudung eines Satzes erhält Beifall. Allerdings geht es nicht um "Rassismus", auch nicht um "Kompetenz Flüchtlingssituation". Menschen haben Angst vor einem "Flüchtlingsstrom", den sie nicht bemerken würden, wenn sich die Medien nicht auf jede Prognose alarmierender Zahlen stürtzte als wären es Börsenkurse.

Es war der grünlich-schwarze Pühringer, der den Flüchtlingen die Schuld für seine Wahlniederlage gab. Das ist verdammt rechts, aber keiner merkt's. Denn alle denken nur noch in Polit-Floskeln, in Straches Floskeln. Er bzw. sein Team geben die Flüchtlingsdebatte, die Aktualität vor. Die anderen Parteien gehen, angesichts der Umfrage-Panik, freiwillig in Opposition zu ihm, definieren sich über ihn (mit Ausnahme der Wiener Grünen: Die definieren sich über Häupls SPÖ).

Wissen ist Macht

Wenn die Floskel-Partei Österreich nur von verblödeten, leicht manipulierbaren "Rassisten" gewählt würde, warum wählten diese dann beim letzten Mal zu großem Teil andere Parteien - vor allem die ÖVP?
Das gelte es zu erforschen. Ich akzeptiere mittlerweile, dass Zynimus gut für MEIN Seelenheil ist, Satire MIR Spaß macht. Aber nur wer meinen Schmäh versteht, hat etwas davon.

Wenn wir die Probleme, die durch die Naivität und Unkenntnis der demokratischen Bevölkerung entsteht, beheben oder vermeiden wollen, müssen wir auch im Ernst nach der Ursache suchen. Und das bedeutet, die betroffenen und betreffenden Menschen ernst zu nehmen, ihnen zu zuhören, sie zu sehen, mit ihnen zu sprechen. Dixi.

Dienstag, 22. September 2015

Orbans Geiseln: Von "Dublin" in den Lagerzug

Nachdem dieser Blogeintrag vom 3.September.2015 unlängst auf mysteriöse Weise verschwand, folgt er hier noch einmal:

Ausgerchnet das Orban-Regime beruft sich auf EU-Regeln, das unverantwortliche Dublin-Abkommen, um Flüchtlinge wie Kriminelle zu behandeln. Nun rollt erneut ein Lagerzug in Europa: Flüchtlinge als Spielfiguren und Geiseln der Politik.  

Wer klopfet an?

Vor ein paar Jahren sagte Reinhold Messner in einem Interview, er habe, beim Klettern in der Wüste, afrikanische Migranten durch selbige laufen sehen. Da kündigte er an: Diese Menschen würden kommen, egal wie, egal über welche Hindernisse. Nun erscheint der Yeti gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Flüchtlinge aus Kriegsgebieten und Tyranneien, deren Heimat zwischen globaler Unverantwortlichkeit und Machtinteressen zermalmt wurde, fliehen – egal wie. Sie joggen durch die verdammte Sahara! Drängen sich mitsamt ihren Kleinkindern – ganz ohne Schwimmflügerl, Bademeister und Sonnencreme – auf altersswache Fischerboote! Sie lassen sich in LKW-Containern einschweißen, weil sie mehr Angst vor Grenzbeamten haben als vor einem lichtlosen Erstickungstod! Mittlerweile gibt es eine Route über das Festland nach Norwegen – über den nördlichsten Norden!

Im Osten nichts Neues

Zwischen Griechenland, Mazedonien und Serbien ist man unsicher, was man tun soll: Polizisten halten die Flüchtlingsmassen gewaltsam zurück, dann doch nicht, dann teilweise, weil man entweder nichts machen kann oder doch nicht auf Familien schießen will –  zumindest nicht scharf und solange Kameras dabei sind.
Das Chaos entsteht zwar DURCH die Anzahl an Fliehenden, aber WEGEN der mangelnden Koordinierung in und zwischen diesen Staaten. Und die EU schaut auch blöd zu.

Ungern

Ungarn sollte „Ungern“ heißen. Nicht einmal traumatisierte Kriegsentflohene wollen dort bleiben. Dennoch baut die Semidikatur einen peinlichen Zaun, der höchstens irgendwelchen Baufirmen-Freunderln von Viktor „Verfassungsfeind“ Orban etwas bringt.
Die ungarischen Steuerzahler_innen sollten einmal nach Melilla oder Ceuta schauen, wo dreimal so hohe, dopellt- bis dreifache Zaun-ANLAGEN stehen, die auf Dauer auch nix bringen. Orban wusste das natürlich.

Deshalb denkt sein Regierungsverein daran, das Beschädigen des schön-teuren Grenzzauns zu Serbien mit 5 Jahren Knast zu bedrohen. Und in der osteuropäischen Provinz namens Österreich glauben die Fans von HC „Rache“ Strache, dass Ungern – das auch bereit ist, österreichische Pacht-Bauern zu enteignen – die EU verteidige.

Berlin's calling

Jetzt lädt die deutsche Regierung Flüchtlinge zu sich ein (vermutlich aus Rache, weil ihre Mutti in Heidenau vom Verein für Vollpfosten ausgebuht wurde). Deutschland kann sich erneut als europäische Führungskraft darstellen und tut ausnahmsweise etwas Gutes dabei.

Nur Orban will seine Flüchtlinge plötzlich nicht mehr gehen lassen. Nachdem er sich zuvor extra mit seinem Zäunchen lächerlich gemacht hatte, um sie nicht rein zu lassen. Angeblich wegen EU-Regularien. Die er ansonsten gerne zu ignorieren sucht, wenn sie ihm nicht passen.

Was macht der Kanzler eigentlich beruflich?
 
Man könnte natürlich spekulieren, der schimpfende Werner Faymann (das ist unser österreichischer Bundeskanzler) wäre schuld. Unsinn! Orban hat soviel Sinn für Diplomatie wie Faymann für PR.

Vor allem am Wiener Westbahnhof demonstrierte die Zivilbevölkerung – ÖBB und Polizei inklusive – rebellische Solidarität mit den Flüchtlingen. Aber unser Bundeswerner beklagte zu allererst, dass Ungarn die Asylsuchenden überhaupt soweit kommen ließ. Vermutlich wegen dem Dublin-Abkommen, das von Anfang an eine bewusste Fehlkonstruktion verantwortungsloser EU-Bonzen war (wer Mitgliedstaat am südöstlichen Rand sein will, ist selber schuld). So ein Sozialdemokrat!

Neidgesellschaft

Vielleicht neiden es die „Schauer“ in der Ösi-Regierung auch den Deutschen, dass diese zuerst auf die PR-Idee mit der Menschlichkeit kamen. Selfies mit Flüchtlingen liegen im Trend.
Vielleicht sind sie auch auf die Zivilgesellschaft, auf NGOs, andere private Initiativen neidisch. Die erledigen zum Teil jene Aufgaben, an denen die Ministeranten Mikl-Leitner und Kurz scheitern.

Und Vielleicht ist auch Orban neidisch. Er steht in der EU wieder einmal da wie das allerletzte Arschloch. Deshalb überlegt er vermutlich, wie er die Flüchtlinge, die sich vor dem Ostbahnhof in Budapest anstauen, politisch für sich benützen könnte. Also erstmal dabehalten!

Die Lagerzüge fahren wieder

Dann doch kurz Bahnhof öffnen, rein in den Sonderzug, der das angestrebte, das tatsächliche Asylziel Deutschland nie erreichen soll. Wieder einmal fährt ein „Sonderzug“ gegen den Willen seiner nicht informierten Insassen in ein Lager.
Sollte man allein wegen seiner Symbolwirkung in Europa für unmöglich halten. Flüchtlinge wie Kriminelle; Flüchtlinge als Geiseln der Berufspolitik (nennen wir diese kurz Polishit): EU-Abkommen werden dafür als Vorwand missbraucht.

Masters Of The Refugees

Schon BMEIA Sebastian Kurz sprach davon, dass man Asylgestze verschärfen wolle, wenn die EU nicht auf Forderung zur gemeinsamen Lösung der „Flüchtlingsproblematik“ eingehe. Sprich: Wenn nicht alle helfen, helfen wir auch nicht mehr. Egal wer verreckt.

Aber da steckt durchaus Hirn zwischen den Segelohren. Es ist eine offene Drohung, die Lage eskalieren zu lassen, mit Folgen für ganz Europa, wenn nicht österreichische Erwartungen erfüllt würden. Die Erwartungen einer Berufspolitik, die ansonten keinen Plan hat.

Vordergründig geht es um Asylpolitik. Aber wer weiß, was man sonst noch holen kann, wenn man Flüchtlingsströme kontrolliert. So scheint auch Viktor Orban zu denken.

Flüchtlinge werden politisch instrumentalisiert. Auch für die Ablenkung von anderen Problemen. Und auch deshalb pfuscht die Polishit herum. Sie will die Hilfe- und Aslysuchenden in der Spielhand ballen.



Montag, 21. September 2015

Westliche Werte: 3 Prinzipien gegen die Floskel-Partei Österreich

Konfusion: Westwert

Steven Erlanger, in der New York Times, hinterfragt die universale Gültigkeit „westlicher Werte“. HC „Rache“ Strache schwimmt auf der Flüchtlingswelle zur Nummer Eins.
Nachrichten und ihre Headlines: Es geht um „westliche“ Politik. Ihren Begriff, ihre Funktionsweise, ihre (befremdende) Wirkung. Doch unterhalb der Oberfläche der Berichterstattung offenbart sich weitverbreitetes Missverständnis in einer Zeit genereller Konfusion – wie mir scheint.

„Westliche Werte“

Gibt es nicht. Das, was man als solche betrachtet, variiert je nach politischer Einstellung „westlicher“ Menschen: Freie Marktwirtschaft oder Sozialwirtschaft, Kirchenideologie oder Säkularität, freies Geld oder freie Menschen.

Alle diese unterschiedlichen Ansätze haben gewiss einen gemeinsamen Nenner und Ursprung: Aufklärung (egal welchem Ziel ihre Denkinstrumente letztendlich dienen), Humanismus (egal welchen Weg zur Besserung von Mensch und Menschheit man bevorzugt), Demokratie (egal ob monarchistisch oder republikanisch tradiert, egal ob mit starken Repräsentant_innen oder starkem Volk).

Sprechen wir also nicht von unpräzisen Westwerten, sondern lieber von Aufklärung, Humanismus und Demokratie. Diese „Werte“ sind universal, ansonsten würde die ihnen zugrunde liegende Philosophie keinen Sinn ergeben. Dass sie aber Sinn ergiebt, zeigt sich in Fortschritt und Wohlstand der „westlichen Welt“.

Straches Welle

Österreichs hauseigener Ober-Rechtspopulist profitiere von der Flüchtlingswelle, die durch sein Land geht. Teilweise wird Medien und „linker“ (obwohl diese von einer Koalition aus Sozialdemokratie und Rechtskonservativismus regiert wird) Politik daran Schuld gegeben. Würden die Einen nicht berichten, die Anderen sich nicht – unabhängig von der tatsächlichen Leistung – für eine Solidarität mit den Flüchtlingen aussprechen, hätte Strache nicht so tolle Umfrageergebnise.

Hier ist genauer hinzusehen: Die mitregierende ÖVP und ihre erfolglose Innenministerin distanziert sich seit je her von einem „#FluechtlingeWillkommen“-Image – gerade weil sie im rechten Abgrund der Gesellschaft mit der FPÖ um Stimmen streitet. In der Steiermark und im Burgenland tat dies sogar die SPÖ – vergeblich.

Es ist auch leicht zu erkennen: Wenn Medien ihre Berichte zu typischen „FPÖ-Themen“ zensieren würden; wenn Satiriker_innen aufhören würden, sich über die FPÖ und ihre Entgleisungen lustig zu machen; wenn die wenigen Linken in der Regierung aufhören würden, linke Politik (siehe: Aufklärung, Humanismus, Demokratie) zu machen, wäre HC „Dandlerschmäh“ Strache dennoch erfolgreich bzw. wir hätten auch ohne ihn jene Zustände erreicht, von denen wir annehmen, dass er sie brächte.

FPÖ: Mehr Werbung als Politik

In der österreichischen Innenpolitik lässt sich schnell ein exemplarisches Beispiel finden: Der FPÖ-Spitzenkandidat für Oberösterreich behauptet, Flüchtlinge wären ins Land gekommen, um zu bleiben. Das ist falsch, wie vor allem seine berufspolitischen Mitbewerber wissen müssten. Dennoch blieb es quasi unwidersprochen.

Warum ist die FPÖ erfolgreich? Weil ihre politischen Gegner keine Rhethorik kennen. Sich artikulieren zu können, bedeutet noch nicht Redekunst zu beherrschen. Redekunst darf sich auf Inhalte stützen.

Die FPÖ-Kandidat_innen beherrschen wiederum nichts Anderes. Oft enden auch kritisch eingestellte Journalist_innen als thematische Zulieferer für die Polemik dieser Profi-Demagogen, während sie deren Schwachstellen (und davon gibt es abseits der Hetze eine Menge) unangetastet lassen.

Den freiheitlichen Redner_innen steht eine professionelle Propagandamaschine zu Seite. Die FPÖ macht wesentlich mehr Werbung als Politik. Es handelt sich um eine Marketing-Partei. Deshalb funktionieren ihre Konzepte bei den mental Benachteiligten und Bildungsfernen sehr gut, während die übrige Bevölkerung sie nicht ernst nimmt und gerade deshalb oft ihre Gefährlichkeit verkennt.

Universale Werte

Prinzip Aufklärung: Ihr genügt es nicht, über etwas zu berichten („Der Himmel ist blau.“). Sie muss Menschen dazu einladen, sowohl den Bericht zu hinterfragen als auch darüber nachzudenken, warum etwas so ist wie es ist – bestenfalls gemeinsam ("Stimmt es, dass der Himmel blau ist? Wenn ja/ wenn nein, warum?"). Das gilt auch für die Gesprächspartner_innen der FPÖ. Wer politische Debatten mit Floskeln führt, wird gegen die Floskel-Partei Österreichs verlieren.

Prinzip Humanismus: Dass Menschen einander zu Wohl verhelfen könnten ist zu allererst der Natur eingefallen. Nur wenn auch das gegenwärtig schwächste Mitglied einer Sippe von dieser versorgt wird, kann das gegenseitige Vertrauen innerhalb der Sippe bestehen. Nur durch dieses Vertrauen „investieren“ Individuen in die Gemeinschaft. Jeder und jede kann zum schwächsten Mitglied werden.
Übertragen auf den modernen Staat bedeutet das: Der Sozialstaat ist natürlich. Seine Schwäche resultiert nicht aus seinem Prinzip, sondern aus der Korruption, die sein System missbraucht.

Auch die Gemeinschaft der Staaten muss begreifen, dass früher oder später die Schwäche des einen Volkes zum Problem des anderen werden kann. Flüchtlinge zu ignorieren, auszusperren oder gar zu beseitigen führt unweigerlich zu einer Kette negativer Reaktionen, die das Problem vergrößert und ausweitet. Dieses Problem gemeinsam anzugehen, wäre nicht nur der intelligentere Weg, sondern auch der „natürlichen Menschlichkeit“ entsprechend.

Prinzip Demokratie: Die Demokratie lebt von einem aufgeklärten, kritischen, denkenden, das heißt wahrlich „mündigen“ Volk. Je unaufgeklärter, unkritischer (vor allem sich selbst gegenüber) und denkfauler ein Volk ist, umso bessere Chancen haben Volksverführer wie HC „Ich-Rap-So-Schä“ Strache.

Neoliberalismus, zahnlos-gesparter Journnalismus und schlechte Bildungspolitik sind in Wahrheit die Wellen, auf denen das Umfragehoch Straches surft. Flüchtlinge sind – wie beinahe zu jeder Zeit – nur eine willkommene Ablenkung von diesen Problemen.
„Ja, wenn die Flüchtlinge nicht wären...“, heißt es mittlerweile auch bei Anti-Rechtspopulist_innen. Die Gesellschaft muss jedoch zu jeder Zeit in der Lage sein, Wahrheit, Lüge und Zusammenhänge zu erkennen.

Man kann über die akademische Korrektheit meiner Auflistung streiten. Es wäre wünschenswert.

Montag, 14. September 2015

Flüchtlings-Fasching! Europa führt sich Grenzen ein

Kurze Nacht, kurzer Artikel

Eine kurze Nacht. Fragte die Zimmerdecke warum. Die Antwort kam aus den Medien: Es ist wieder Fasching! Etwas früh vielleicht, aber im Fasching ist mir alles egal.

Deutscher Karneval!

Jeckisch erklärt der deutsche Peuschelminister Thomas die Misere, wie man sich eine Grenzkontrolle einführt, um Karnevalsgäste aus Syrien ein wengerl zu necken. Die Grenzen selbst sind auch schon ganz dicht. Helau!
Dabei dachte ich gleich an Dresden (Kenne dort wen. Schöne Stadt). Schad drum. Aber gut! Bei den ganzen Neonazibanden - aus dem Hartz-4-Zuchtprogramm für wütende Mobs aller Art und Verwendung - wundert es nicht, dass der Osten wieder zugemauert wird.

Illegale Wirtschafts-Flüchtlinge endlich bekämpfen

Nicht gleich verständlich: Warum das österreichische Bundesheer auch mit an die Grenze muss. Wir sind jetzt schließlich auch wer im Fußball und dürfen schon selber, ganz ohne Mutti, Staat sein!
Nach dem ersten Kaffee sodbrannte es mir allerdings doch hoch: Bewaffneter Grenzschutz in Österreich! Achso! Gute Sache! Es wird Zeit, dass diese ganzen Steuerflüchtlinge mitsamt den Geldkoffern ihrer Schwiegermamas nicht mehr ungehindert nach Liechtenstein oder in die Schweiz fliehen können.

Und falsch: Ein Zaun nützt da nichts. Die spanischen Exklaven in Nordafrika bauen bis zum heutigen Tag an ihrer Ausgrenzanlage.
Die haben natürlich nicht so viele Meilen abzudecken wie „Diktator“ (Zitat: JC Juncker) Orban von Ungern. Der glaubt, dass es genügt, Millionen an Steuergeldern für einen Lercherlschaß Richtung Serbien aufzustellen. Kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer sein flüchtiges oder irgendein anderes Geld noch in Ungarn anlegen will. Außer Grenzzaunfirmen.
Die grüne Grenze lässt sich jedenfalls nicht statisch abdichten. Da braucht es schon mobiles Militär.

Freies Kommen statt Freihandelsabkommen

Dass in dem gegenwärtigen Asylchaos ein Militärtransport der US-Armee auf der Zugstrecke geblieben ist, war daher ein kleiner und ironischer Rückschlag im Kampf gegen die hiesige Steuerflucht. Dabei ließe sich das Problem leichtestenst lösen.
Derzeit wird das TTIP verhandelt. Andere Abkommen für Steuernvermeider großer Konzerne und Banken gibt es schon. Für Kriegs- und Todesvermeider_innen gibt es hingegen Grenzkontrollen und schäbige Unterkünfte.

Lösung (beinahe ) all unserer Probleme (wenn ich Präsident der Erde bin): Wir verzichten auf TTIP (von dem sowieso niemand wissen DARF, was es bedeutet) und bestehende Freihandelsabkommen für Steuerflüchtlinge. Stattdessen öffnen wir die Grenzen für anerkannte Flüchtlinge. Letztere wären auch bereit Steuern zu zahlen. Und die großen Waffen der US-Army in Salzburg könnten endlich weiter Richtung Steueroase rollen.

Dienstag, 8. September 2015

EU-Politik: Pipette über dem brennenden Kothaufen

Muss Merkel auch mal loben. Stimmt schon, ihr moralischer Beistand und die tatsächliche Unterstützung für Fliehende aus Syrien, in und auf dem Weg nach Deutschland, kam spät, aber immerhin. Vorerst bleibt sie bei ihrer Ausnahmegenehmigung.
Es gibt ein paar Einschränkungen in anderen Bereichen, dafür aber insgesamt sechs mal mehr Geld für Flüchtlingshilfe im eigenen Land. Auch: 3000 neue Polizist_innen sollten gebaut werden! Flüchtlinge schaffen also Arbeitsplätze.

Frag den Faymann

Im Vergleich dazu weiß Bundeswerner Faymann (das ist dieser gut gekleidete Verwaltungschef von Österreich) nicht so recht, was er wollen soll. Schimpft Ungarn wegen Durchlassen, dann wegen Festhalten der Flüchtlinge. Dann würde er sich gerne für die schrittweise Reduktion der Grenzdurchlässigkeit entscheiden. Er sucht noch nach dem entsprechenden Dimmer, den er ans Burgenland montieren kann. Aber mal abwarten, was die große Schwester macht?

Briten verdeidigen sich vor sich selbst

Unsere großen EU-Helden, Frankreich und das Veruneinigte Königreich, wollen jetzt plötzlich auch cool sein und Flüchtlingen helfen. Cameron the Conserved will sogar ganze 20.000 aufnehmen! Nur Syrer_innen! Bis 2020! Aber keine Sorge, er verwendet dafür eh nur internationale Hilfsgelder.
Dafür beteiligt er sich umso schneller an der Bekämpfung der Fluchtursache. Ganze 3 IS-Schergen wurden durch das sauteure Drohnenprogramm der königlichen Armee getötet. Zwei davon waren sogar selbst Briten.

„Selbstverteidigung“ nennt das ihr Premier. Wenn Briten also Briten töten (sich vor ihnen selbst verteidigen), hellfe das gegen die Krise in Nah-Ost. Gut zu wissen.

Democracy is coming! Run for your life!

Frankreich hingegen hat sich durchgerungen, Aufklärungsflugzeuge für den Kampf gegen den Islamistischen Schmarn zu schicken. Na, dann wird der Krieg sicher bald vorbei sein und die Syrer_innen können vor den nächsten Wahlen wieder heim wandern. Denn Demokratie und Wohlstand herbei-bomben kann der Westen besonders gut.

Die Banalität des Blöden

Es kann natürlich auch sein, dass man hier völlig bewusst mit der Pipette auf den brennenden Kothaufen tröpfelt. Ich hatte zwar immer Hosenschiss und/oder völlige Blödheit im Verdacht. Aber was könnte sonst die Ursache sein, für das chaotische, uneinheitliche und von Egoismus dominierte Vorgehen der EU als „europäische Union“ ? Möglicherweise die banale Natur der Berufspolitik.

Gutes schlechtes Gewissen

Schema: Erstmal abwarten, ob die Anderen nicht ohnehin die Aufgaben für mich erledigen. In der Zwischenzeit Maßnahmen setzen, die mir persönlich nützen und zugleich den Eindruck erwecken, ich würde die Welt bewegen. Erstaunlich: Die politische Bühne der EU funktioniert wie eine WG. Und Deutschland präsentiert sich gerade als positive Ausnahme, um vom Oberstreber Schweden abzulenken. Wie gut, dass es doch noch ein Gewissen gibt, auch wenn's ein schlechtes ist.
 

Schule ab 7 Uhr? Morgens? Der Untergang der SPÖ

Zum ersten Schultag meiner Tochter

Erster Schultag. Ich bin hundemüde. Die Schultüte schwer. Selber schuld. Meine Tochter zählt ihr eigenes Gähnen. Freut sich aber schon, aufgeregt.
Die beiden Lehrerinnen wirken so nett wie beim ersten Elternabend. Schicken uns Eltern mit einem Schmäh aus der Klasse und mich damit in die Arbeit.
Meine U-Bahnzeitung heißt Der Standard. Was muss ich da lesen? „Für die SPÖ soll die Schule schon um sieben beginnen“. Ja leck mich doch am Arsch! !Was?

Normalerweise sehr geschätzte Frau BMBFinisterin: Wenn man im Dialekt daherredet, klingt man leiwander und bildet sich deshalb ein, sowieso Recht zu haben. Aber Einbildungsministerium und Rechthaberministerium werden immer noch von der ÖVP besetzt.

Das vielgelobte Schulsystem der skandinavischen Länder ruft seine Kids um 09:00 in die Klassen. Ein späterer Schulbeginn entspricht den Empfehlungen der Expert_innen. Ist besser fürs Kinder- und Jugend-Hirn. Ich kann's nachvollziehen.

Nicht nachvollziehen kann ich, dass sich Heinisch-Hosek offensichtlich an der Schweiz orientiert, wo die Schule so früh beginnt, weil alle Kinder mit den Bergziegen aufstehen. Die Folge: Die Schweizer_innen können keine ihrer drei Sprachen richtig sprechen und ihr Dialekt klingt eindeutig nach Koffein-Überdosis.

Diktatur der Frühaufsteher_innen

Wäre natürlich super, wenn Eltern, die sehr früh aus dem Haus müssen, ihre Kinder entsprechend früh irgendwo unterbringen können. Das bedeutet aber nicht, dass der Unterricht und damit das Aufstehen zu unchristlichster Zeit für alle Pflicht werden müsste.

Der Großteil der Menschheit – das wage ich zu behaupten – ist biorhythmisch auf den Sonnenaufgang programmiert. Jedenfalls sind Frühaufsteher_innen ganz sicher in der Minderheit. Es gibt keinen Grund, dass der große Rest sich der Chrono-Dikatur der Bauern und Bäckerinnen unterwirft.

Der frühe Vogel ist ein Depp

Auch evolutionär nicht: Der frühe Vogel fängt gar nix, weil's noch finster ist. Vögel sind keine Fledermäuse und in der Dämmerung lauert die Katze. Das sollten wir spätestens im Sachunterricht gelernt haben.
Wenn ich aber – trotz angekündigter Lockerheit, „viel Bewegung“ und „viel Spaß“ zwischendurch – die Kinder allerspätestens um 06:00 Uhr aus dem Bett zerren muss, damit ich ihnen noch ein Frühstück einwerfen kann, dann wissen die Schüler_innen am Ende des Tages nicht mehr, was sie in den ersten Stunden angeblich gelernt hätten. Oder wie sie überhaupt an diesen seltsamen Ort gekommen sind. Glauben Sie mir, in diesem Bereich bin ich Experte.

Weniger ist Mehr

Mein Kind kommt in eine Mehrstufenklasse. Das System macht Sinn. Auch werden – wie am Bundesparteitag der Sozis gewünscht – gerade die Schulanfänger_innen nicht überfordert. Auflockerung zwischendurch ist ein Muss. Abgesehen davon, dass die Lehrerinnen über zu wenig Unterrichtseinheiten klagen, mache ich mir wenig Sorgen.

Es kommt mir sogar entgegen, wenn die Schule keine Zeit für Schwerpunkte hat. Diese wähle ich lieber privat, je nach individuellen Neigungen meines Kindes, als sie dem Zufall des Schulstandortes zu überlassen. Ich möchte an der Bildung meiner Tochter schließlich teilhaben.
Lesen & Schreiben, Rechnen und Sachkunde sind für die Volksschule meines Erachtens ausreichend herausfordernde Ziele. Dann kommt auch noch Englisch dazu.

Und in der Kürze liegt die Würze

Besser wäre es, deren Verfolgung auf kürzere Zeiteinheiten zu fokusieren, als sie in „leicht verdaulichen Portionen“ über einen längeren, ermüdendend Zeitraum auszudehnen. Dann gibt's auch mehr Zeit zwischendurch zum Pausieren und Wissenverdauen. Wenn die Schule später beginnt, müssen die Kinder auch weniger Zeit im Hort verbringen.  

Untergang der SPÖ

So banal wie Mehr-Weniger- und Kürze-Würze-Floskeln ist der Hauptgrund meiner Ablehnung, die Schule schon um 07:00 beginnen zu lassen: Niemand will noch früher aufstehen. Außer sich selbst vom Aussterben bedrohende Vögel. Und Gabriele Heinisch-Hosek, aber die muss ja und will jetzt offenbar, dass wir alle mit ihr leiden.

Dadurch müssten auch Lehrer_innen noch früher in der Schule sein. 1. Würde deren Unausgeschlafenheit den Lernerfolg gefährden. 2. Haben die eine Gewekschaft. 3. Dürfte sich die SPÖ bei der nächsten Wahl  von den Stimmen des Schulpersonals und der Eltern verabschieden.

Montag, 31. August 2015

Flüchtlingskrise: Promigrinsen, Protestbewegung und Pessimismus

Mediale Gefühlsfabrikate: Kanzlerin Mutti (des postmodernen Europas) spricht „klare“ Floskeln nach reichlichem Zögern. Promis nennen Idioten Idioten. Nach dem erneuten Höhepunkt der Schockiertheit – weil die letzte „Flüchtlings-Katastrophe“ auf einer österreichischen Autobahn entdeckt wurde oder weil in Heidenau die polizeiliche Beißhemmung gegen Faschist_innen zu lange andauerte – grinsen weitere Produkte der Unterhaltungsindustrie vom Cover, betroffen, gegen den „Flüchtlings-Hass“.
Fliehende sterben nämlich auch an Land (die Toten im Meer bemerkt man schon gar nicht mehr). Ganz was Neues! Und alle, die medial vermarktbar sind, ernten ihre Aufmerksamkeit.

Spiegel einer Krisengesellschaft

Vielleicht kann man nicht mehr erwarten von der Medien-Prominenz. Die  Unterhaltungsbranche ist ein Spiegel unserer Krisen-Epoche. Es braucht saftige Leichenbilder, um Empörung auszulösen.
Da kann die Intelligenzija noch so viele Jahre lang und ganz ohne Leichen erklären, dass Flüchtlinge kommen, dass viele sterben werden... auch warum. Erst wenn die Prominenzija (oder die Mutti) betroffen grinst, wird das Thema emotional realisiert.

Man schaffte es, angetan zu sein, weil man weinende und sterbende Kinder sah. Aplaus, Aplaus! Das Maximum empathischer Leistung unserer europäischen Gesellschaft? Doch die Welle der Empörung hat meist einen sehr kleinen Gipfel. Auf den folgt ein gähnendes Tal der Gewöhnung.  

Kein Ratio ex nihilis

Ohne rationaler Erkenntnis bleibt diese Empörung auch nur Entertainment für die Masse. Nicht alle Aufgerüttelten gehören zur wachsenden Menge der Flüchtlings-Helfer_innen oder zu den Protestierenden heute in Wien. Die übrige Menge empört sich nicht unbedingt über tatsächliche Ursachen des Leides, z.B. die Flüchtlingspolitik, sondern über das Gefühl, das man als mediale_r Endverbraucher_in dabei empfindet.
Diese ausschließliche Emotionalisierung des Themas ist so sinnlos wie das ausschließliche Liken einer Protestkundgebung. Sogar kontraproduktiv: Denn wer nur das Gefühl hat, dass sich etwas bewegt, prüft selten, ob es tatsächlich so ist. 

Aufreger sind kurzlebig.
Solange sie nicht geistig verinnerlicht, zum ideologischen Nährboden einer Gesellschaft werden, verlieren sie auch für die Berufspolitik rasch an Bedeutung. Die agiert bzw. reagiert längst im Einklang mit der schnellverlebigen Medienwelt.    

Pessimsmus unbegründet?

Daher wird die Berufspolitik bestenfalls mit billigen Maßnahmen ein wenig Symptombekämpfung betreiben. Das genügt, um die Emotionen der Wähler_innen wieder auf die Fernsehcouch zu legen.
Wer weiß, wie lange die deutschen und österreichischen Züge aus Ungarn fahren werden – von den Rasierklingendraht-Fetischisten zu den brennenden Asylheimen oder in chaotische Zeltlager. Mein Geschreibe ist vom Sonntag. Schon am nächsten Tag wurde es – bestimmt mit gehässiger Absicht von Deutschland, daraufhin von Österreich – konterkariert. Wäre wünschenswert, wenn meine pessimistische Annahme enttäuscht würde

Schließlich gibt es auch noch Menschen

Menschen, die bisher von und für Flüchtlinge berührt und helfend waren, benötigten dafür Informationen, dass, wo und wie andere Menschen Hilfe brauchen. Empathie und Intellekt genügten.
Während sich die Massenmedien damit begnügen, das Schreckliche schrecklich zu finden. Man stellt (beinahe erstaunt) fest, dass Neonazis Trottel sind und unter uns. Und das Scheiße stinkt. Gratuliere!

Was die Medienanstalten für Massen-Belustigung und Wähler_innen-Beruhigung mit ihrer Gesichtsporminz nicht schaffen: Über Ursachen und Wirkung unserer Probleme zu informieren (oder wenigstens zu diskutieren), Politik qualifiziert zu kritisieren, mündige Bürger_innen wach zu rütteln.

Wo die Promi-Empörung fehlt


Europa wird nicht von Flüchtlingsströmen überflutet, sondern von einer korrupten Finanzpolitik. TTIP, über das die europäische Bevölkerung nichts wissen darf, außer das immer mehr Regierungsvertreter_innen aus ebenso geheimen Gründen dafür sind, ist dessen vorübergehender Höhepunkt.

Die Demokratie wird ausverkauft! Finanz-mächtigen Konzernen und Banken werden Steuergelder indirekt oder auch direkt in den Hintern geschoben. Derweil gründet man mit voller Absicht einen „Niedriglohn-Sektor" für Arbeitnehmer_innen und ist auch noch stolz darauf. Man will es als Erfolg verkaufen, schafft es teilweise auch.

Flüchtlinge SIND kein Problem (sie HABEN eines)


Die Griechenlandkrise zeigt, dass selbst die gebildetere Journaille die Fortsetzung des Troika-Theaters begrüßt, obwohl sie weiß, dass es falsch ist. Die globale Korruption ist auch in der EU dermaßen verflechtet, dass deshalb die europäische Flüchtlingspolitik scheitern muss.

In einer politischen Unkultur, in der alle nur auf ihren eigenen Fressnäpfe schauen, wird niemand Verantwortung für Menschen übernehmen, die weder wählen noch investieren noch schmieren können. Und vielleicht hat die große Kanzlerin kapiert, dass Flüchtlinge in jedem Fall von anderen Problemen ablenken; auch und gerade dann, wenn man sich als ihre Retterin profiliert (nachdem man möglicherweise ausrechnete, dass die meisten Stimmen doch nicht im rechtsextremen Unmenschenlager zu machen sind).


Dienstag, 25. August 2015

Gscheidler: Flüchtlingshilfe ist Landesverrat

Gscheidler fördert
Unattraktivtät
Anti-Unattraktiver Linkspopulismus

Wie Robert Misik eindrucksvoll auflistet, kommt es in ganz Österreich zu privaten Aktionen der Hilfe und Solidarität mit Flüchltingen... Und das ist furchtbar.


Denn wie unsere strenge, aber gerechte Ministerin für Inseldasein, Johanna Mikl-Leitner, seit einiger Zeit fordert: Österreich muss für Füchtlinge unattraktiver werden! Dann kommen weniger. Die Regierung arbeitet seit langem mit größtem Aufwand daran bzw. überhaupt nicht, um dieses Ziel zu erreichen.

Quelle: Die Presse 

Austria: Sexiest State 2015

Der internationale Attraktivitäts-Index unserer Heimat unter Krisengebietsbewohnern ist immer noch zu hoch. Das weltweit erscheinende „Refugee Daily“ wählte Österreich sogar zum „Sexiest State 2015“! „Zielland Nummer 1“ übersetzt das Mikl-Leitner in ihrer Panik.

Wir hatten bisher nur Glück, dass die Fliehenden zu 80% ungebildete Wirtschaftsflüchtlinge sind, wie ich von einer verlässlichen anonymen Quelle aus dem Internet, die lediglich von den "Fakten" angezweifelt wird, weiß. Weshalb die meisten Asylwerber versehentlich in Deutschland, Schweden und Frankreich oder diversen anderen Ländern landen, ehe bei uns.

Sabotage mit Klopapier und Internetpornos

Jetzt aber beginnen immer mehr Menschen Flüchtlingen Nahrung, Kleider, Hygiene-Artikel und mehr zu spenden. Schaffen es auf eigene Kosten herbei. Organisieren Growd-Funding. „Der Wandel“ installiert dadurch sogar W-Lan für Traiskirchen.

Wirklich? Genug zu Essen, Klopapier für die fehlenden Toiletten und jetzt auch noch Internetpornos? Bald wollen auch Österreicher im Erstaufnahmezentrum wohnen! Ich kenne da ein paar Kommentatoren, die sind schon ganz neidisch. Außerdem: Dieses Gutmenschentum sabotiert unsere staatliche Flüchtlingspolitik! Das ist Landesverrat!

Gutmenschliche Realitätsverweigerung

Wie kann man sich so der Realität (der Ungutmenschen) verweigern!? In einer dümmlichen Weise. Nicht so wie HC „Rache“ Strache. Der verweigert Wahrheiten und nützt Unwahrheiten lediglich für den Wahlkampf. Das ist wenigstens pragmatisch und überhaupt nicht persönlich gemeint!

Aber diese Gutmenschen-Menschlichkeit? Wohin soll die führen? Zu Asylwerbern, die allesamt bei Österreichern unterkommen? Deren Kinder mit unseren in die Schule gehen? Zu menschenwürdigen Umständen? Tür an Tür mit der Gesellschaft, die dann ihre Angst vor ihnen verliert?

Gefahr für Ungutmenschen

Wer denkt an die Ungutmenschen Österreichs? Die müssen auch von etwas leben. Im verwaisten Traiskirchen-Lager würden die braven ORS-Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Und Rache-Strache sein einziges Wahlkampfthema!

Menschliche Solidarität ist quasi Wahlkampf-Manipulation gegen die FPÖ. Und da deren radikal-gestörten Anhänger laut Misik einer Minderheit angehören, braucht es da einen Minderheitenschutz vor verstörrender Aufklärung, Vernunftsdikatur und jeglicher Attraktivität!