Mittwoch, 13. August 2014

Israel VS Gaza: Die Medaille einschmelzen!


Die Kommentare im Standard, zuerst von Zvi Heifetz, nun von Salah Abdel Shafi, sind exemplarisch für den alt gewordenen Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser_innen. Der Erste vertritt Israel, der Zweite Gaza. Beide bringen sehr gut formulierte Argumente. Beide haben Recht. Allerdings nur für sich.
Beide denken, sehen und schreiben einseitig. Dadurch können ihre Ideen nicht zur Friedenstiftung beitragen. Ungewollt rechtfertigen sie das bestehende Blutvergießen.

Jeder auf seiner eigenen Seite bleibt blind für die des anderen und damit unfähig, den Konflikt als Ganzes, dessen Teil sie beide sind, zu erkennen. Stattdessen wollen sie die Illusion erzeugen, dieser Krieg wäre ohne das eigene Zutun, nur durch die Schuld des Anderen entstanden. Sie schreiben es indirekt. Sie verfügen über hervorragende Rhetorik. Sie haben sich dennoch disqualifiziert.

Das Leben findet zwischen den Polen statt

In den vielfältigen Medien wird klar polarisiert. Entweder man ist für das demokratische Israel und gegen die böse Hamas. Oder man ist für das tapfere Volk der Palästinenser_innen und gegen das böse Israel.
Wie Schimmelpilz wuchern diverse Weltverschwörungstheorien, die entweder mit der Warnung vor Zionismus oder Islamismus beginnen, aber gemeinsam meist beim billigen Nazi-Vergleich enden. Zugleich werden Fakten ignoriert, die tatsächlich als Inspiration für einen Thriller taugen würden.

Die USA sind die wichtigsten Verbündeten Israels. Sie machen allerdings auch milliardenschwere Waffengeschäfte mit Katar, das bekanntlich die Hamas unterstützt – um nur ein Beispiel zu nennen.
Auch Waffenhändler aus der EU beliefern fleißig beide Seiten des Konflikts, die einen direkt, die anderen indirekt. Nicht vergessen: Beinahe jeder arabische Staat in der Region sponsort die eine oder andere Gruppe islamistischer Extremisten und Terroristen – vorzugsweise auf dem Staatsgebiet der anderen.Konzerne verdienen, Politiker_innen profilieren sich, die Zivilbevölkerung zahlt und geht drauf
Der Konflikt auf israelischen und palästinensischen Gebieten kann nur verstanden und gelöst werden, wenn deren törichte, korrupte, habgierige Umgebung mitgedacht wird. Die geopolitische Beobachtung zeigt, dass die halbe Welt machtpolitisch und geschäftlich involviert ist – und zwar auf Kosten der israelischen und palästinensischen Zivilbevölkerung.

Schuld und Sühne gehören auf die Bühne

Dass intelligente Erwachsene stets sehr eloquent von Gerechtigkeit schreiben und sprechen, aber dabei meist die Vernunft eines Kleinkindes unterbieten, ist schlimm genug. Aber zu glauben, dass dieser Konflikt gelöst wird, indem man die Frage nach dem ersten Steinwurf klärt, ist eine Katastrophe.
Personen, die meinen, Konfliktlösung würde mit Schuldspruch und Sühne des Konfliktpartners beginnen, müssen unbedingt die Verhandlungs- und Führungskompetenzen in dieser Angelegenheit entzogen werden!

Es macht letztlich keinen Unterschied, ob die offiziellen Waffendealer oder die illegalen Waffenschieber die Bösen sind. Ob die Palästinenser_innen frei ihre Hamas- und Fatah-Führung wählen oder diese nur unter vorgezogenem Sturmgewehr unterstützen. Ob die Mehrheit der Wähler_innen Israels verhärtet und erblindet ist oder lediglich aus der berechtigten Angst vor dem Terror den kriegstreiberischen Hardlinern in der Knesset ihre Stimme geben.
Es macht keinen Unterschied für die Opfer des Konfliktes, wessen Fehler der schlimmere war. Von den Opfern sind beinahe alle unschuldig. Denn wo einst Soldaten gegen Soldat_innen kämpften, sterben heute mehrheitlich Zivilist_innen, also jene, die keine Beziehungen zur Waffenindustrie oder zur (internationalen) Politik haben.

Die eine Seite der Medaillie ist blind für die andere

Nur wer beide Seiten der Medaillie erkennt, kann sie begreifen. Nur wer verstehen will, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser_innen in erster Linie durch die jeweilige Führung beider Völker und in zweiter Linie von den sich einmischenden Dritten verschuldet wurde, kann auch eine Lösung finden. Ansonsten wird das Gemetzel weitergehen.

Die Medaille einschmelzen!

Eine Lösung kann damit beginnen, dass die Waffenlieferungen in die Konfliktregion gestoppt bzw. geahndet werden. Die Konfliktregion umfasst dabei den gesamten so genannten Nahen Osten.
Dieser ist letztlich nicht nur eine militärische Krisenregion, sondern ebenso eine politische. Die real-demokratischen Staaten müssen endlich aufhören, Dikaturen und Tyranneien in irgendeiner Weise zu unterstützen (ich weiß, darüber können globale Wirtschaftstreibende nur lachen).

Keine Waffenlieferungen gegen Verbrechen

Vergehen gegen Völker- und Menschenrecht (wobei letzteres auf der ganzen Welt, selbst innerhalb der EU, auch in Österreich, weitgehend ignoriert wird) können nicht durch Waffengeschäfte verhindert werden. Sie können nur gestoppt werden, wenn die sagenumwobene „Internationale Gemeinschaft“, beispielsweise die UNO ihre Truppen entsendet, um aktiv gegen Kriegsverbrecher vorzugehen, Zivilbevölkerung zu schützen.

Kein Krieg gegen Verbrecher

Statt Krieg gegen alle Palästinenser_innen zu führen, sollte Israel mit Unterstützung und unter Beobachtung internationaler Truppen die Hamas unschädlich machen, ihre Täter verhaften, einer polizeilichen, nicht einer militärischen Aktion entsprechend. Das ist legitim, schließlich verbrach diese Verbrecherorganisation gegen internationles Recht. Kooperierten die Palästinenser_innen nicht, wäre nur der Selbstschutz der eingesetzten Soldat_innen berechtigt. Aber auch Kriegsverbrecher_innen auf Seiten Israels sollten in Den Haag vor Gericht gestellt werden.

Gerechtigkeit kennt keine Kompromisse

Beide Seiten schmücken sich gerne mit dem Begriff der Gerechtigkeit. Sie verstehen anscheinend nicht, dass diese(r) keine Kompromisse kennt. Die Schuld im Krieg zwischen Israel und Gaza (und Westjordanland) liegt auf beiden Seiten. Das ist in kaum einem anderen Konflikt so deutlich wie in diesem.
Auch wenn die Schuld über beide Konflikparteien hinaus geht und auch Akteur_innen aus Drittstaaten betrifft, müssen die individuellen Verantwortlichen unter den Israelis und den Palästinenser_innen gemeinsam zu ihrer Verantwortung gezogen und bestraft werden. Sie müssen allesamt an ihrer Kriegshetze und an weiteren Verbrechen gehindert werden.

Individualschuld statt kollektiver Erbschuld
Nicht die Kollektivschuld oder „Erbsünde“ eines der beiden Völker ist zu untersuchen oder von Bedeutung, sondern die Aktionen ihrer jeweiligen Führer. Sie sind zwei Seite einer Medaille und diese muss eingeschmolzen werden – auch um der Welt ihre wahre Natur zu offenbaren. Während die übrigen, involvierten Staaten ihre Mitschuld sühnen können, indem sie dabei helfen.




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