Donnerstag, 15. Mai 2014

EU-Wahlkampf-Plakatives: Es grünt so...

So... Ich will gar nicht schreiben, wie das grünt...

Ich bin nämlich selbst (üblicherweise) überzeugter Grün-Wähler. Zwischen den selbstvergessen-gestrigen Polen des „Rechts“ (Konservativismus bis [Markt-]Liberalismus) und des „Links“ (Sozialismus bis Anarchismus) wachse ich als gedankliches Unkraut aus den Ritzen des zerberstenden Meinungs-Betons. Grün muss inhaltlich meine Wahl sein.

Die Grünen bekennen sich zu ihren, den sozialistischen artverwandten Ideen mit kindlicher Ehrlichkeit. Das lässt sich von alten Polit-Profis vielleicht als taktische Eigentorpotenz deuten.
Möglicherweise ist es aber genau das, was diese Welt braucht: Offenheit und Transparenz, die unsere Volkvertreter_innen angreifbar für das Volk macht. Der zur Zeit vorherrschende „informative Schwarzmarkt“ macht sie nur erpressbar für die Eliten der Parallelgesellschaften (Konzerne, Banken, Religionsgemeinschaften, Organisiertes Verbrechen, usw).

So weit so gut, aber...

Diese Plakate? Auch wenn Plakate keine Wahlentscheidung bestimmen sollten; weder zugunsten noch gegen eine Partei.
Ich brauche dennoch eine Vertretung, die nicht nur zukunftsorientierte Ideen und sympathische Führungs-Frauen hat, sondern auch ein Marketing, das diese Ideen einem breiten Publikum zu kommunizieren weiß. Das gilt vor allem für's grüne Österreich. Denn wenn ich der einzige bin, der die Grünen wählt, habe ich auch nichts von meiner Erkenntnis, dass sie inhaltlich die beste Partei sind.

Ernst Strasser als hintergründiges Beispiel für Korruption in den Zusammenhang zu plakatieren, ist billig, funktioniert vielleicht als Internet-Scherz. Erstens verstehen einen solchen nur jene Wähler_innen, die ohnehin grün hinter den Ohren sind. Und ein paar Neos-Nerds oder Pro-Piraten, die man dadurch vielleicht zu locken erhofft, entschuldigen das öffentliche Verspotten eines Verurteilten nicht.
Zweitens kontakariert es den Geist des eigenen Spruchs: „Menschen sind wichtiger als Lobbys“. Drittens sollte man als allgemein-gültiges Beispiel von Bestechlichkeit in der Politik nicht ausgerechnet eines und dann jenes herauspicken, das von allen Fischen im Ozean der Korruption den kleinsten zeigt. Wäre Strasser ein ernstes Problem (und nicht nur eines namens Ernst), wäre er nicht verurteilt worden. Gerade die Antikorruptionspartei des Landes sollten das wissen.

Und was soll die Gurke schon wieder? Die so genannte „Gurkenverordnung“ ist lange vom Tisch. Jetzt ist es, wie zuvor und seit eh und je, der Handel, der nur begradigte Gurken von den Gärtnereien annimmt – mit oder ohne Brüssel.
Auch lange vor Österreichs EU-Beitritt wurde dieses langweiligste Gemüse der Welt entsprechend gezogen. Ausgerechnet jenes grüne Kürbisgewächs, das mir der ältere Herr im Hobby-Gärtner-Outfit vom Plakat herab ins Gesicht hält, ist der Beweis dafür. Auch Hobbygärtner hängen gelegentlich ihre Gurken und jene die es nicht tun, sind dennoch nicht betrofffen.
Ich kann zwar verstehen, dass krumme Gurken wortwitzig gut zu krummen Geschäften passen, aber de facto ist der Schmäh von Vorgestern.

Er erinnert mich an die Lüge von der Wasserprivatisierung, die von Mitgliedsstaaten teilweise längst realisiert wurde, als man zu lügen begann, um die Antikorruptionsmaßnahmen durch die EU (letztlich erfolgreich) zu torpedieren. Auch dank der Uninformiertheit der Bevölkerung.

Monsanto ist zwar ein Übel in Konzernform, allerdings nicht das und der einzige. Das Saatgut-Kartell also, ähnlich wie Strasser, als plakativen Höhepunkt des Bösen zu montieren, erscheint mir unprofessionell und irreführend. Zwar gefällt mir dieses Hasenplakat von allen am besten, aber warum reichte es nicht wenigstens für ein „& Co“ hinter dem „Monsanto“?

Vor einer Paradeiserillegalisierung muss man sich auch nicht fürchten. Fürchten sich die Grünen nun nicht nur vor den Neos? Müssen sie nun auch mit der FPÖ wetteifern, wer am besten Angst vor der EU-Administration schüre? Will man eine uninformierte Bevölkerung belügen, täuschen, torpedieren? Oder hat man einfach nur ein scheiß Marketing?

Mehr Selbst-Sein! Weniger Kabarett!

Egal welche witzigen Sprüchlein sich mit der Plakatwelle aufs öffentliche Auge drucken lassen, die Sujets der Grünen genauso billiger Populismus wie jene anderer Parteien. Dabei werden jene wichtigen Sätze, die eigentlich Schlagzeile sein sollten, ins Kleingedruckte verbannt. „Wirtschaft geht auch ohne Gier!“ würde auch ohne groß gedruckte EU-Klischee-Angstmache genügen. Er wäre Wahrheit, die man wirken lassen könnte, trotz der Naivität, die sie versprüht. Inhaltlich ist es richtig.

Raus aus dem eigenen Saft!

Und wegen den Inhalten wählte ich stets die Grünen. Nicht wegen einer Propaganda, die lediglich auf die eigene, übliche Wählerschicht zugeschnitten ist. Ihr fehlt aber offenbar der Mut oder die Intelligenz, um neue Wähler_innen zu gewinnen, es aus dem vertrauten, urbanen Bobo-Sumpf zu schaffen.
Die bisherigen Umfrage-Ergebnisse zeigen deshalb keine neuen Ergebnisse: Die Grünen bleiben in gewohntem Abstand hinter diesen Pseudo-Freiheitlichen – und das bei einer EU-Wahl! Es ist peinlich!
Zudem sollte man versuchen, sich propagandistisch als ernstzunehmende Partei zu etablieren, die man dem Parteipogramm und der Gesinnung nach ist. Von den „Grünen Chaoten“ zur „Österreichischen Faschingspartei“ zu werden, ist keinem grünen Ziel dienlich.

Und warum rege ich mich überhaupt so detailiert auf? Über Wahlkrampf-Plakate? Über die Grünen? Nicht über andere Partei-Propaganda, die auch nicht viel besser ist? Aber über die FPÖ-Reime, den ÖVP-Undercover-Karas oder den SPÖ-Miniminimalismus, wundere ich mich nicht mehr, über die Grünen schon. Weil sie mir wichtig sind und ich nuneinmal das, was mir wichtig ist, am detailiertesten kritisiere.

Die österreichischen Grünen sollten sich einfach ein Beispiel an der ebenfalls auf ihrer Website zu findenden Bildserie der European Greens nehmen. 

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