Immer wieder quillt
sie aus den Ritzen der Kommunikationsnetzwerke der modernen Medien:
Das Kommentarleisten-Hick-Hack über „Rassismus“
und darüber, was gesagt werden dürfe, was nicht, sowie wie, wann
und warum überhaupt... oder so... meist eine depperte
Debatte. Dies ist ein Ordnungsversuch im Chaos des
zeitgenössischen Sprachgewirrs.
Selbst
„Der Falter“ widmet in seiner neuesten Ausgabe nicht nur die
Titelseite einer „Rassismus-Debatte“. Sie wird vor allem im
Internet wahrgenommen. Dürfte ihren erneuten Österreich-Auslöser
im Schwachsinn
Andreas Mölzers und manch seiner
FPÖ-Kolleg_innen
gefunden haben. Müsste daher eigentlich „Neger-Debatte“ heißen,
was man, wie ich gelegentlich vernehme, aber wegen dem ersten
Bestandteil nicht schreiben könne.
Man kann es. Man solle es
nicht. Wozu auch? Eben weil
dieses Wort verwendet wird? Ob man es
dürfe, hängt allerdings vom Verwendungs-Zusammenhang ab. Das wird
von nur scheinbaren Vertreter_innen der Politischen Korrektheit
gelegentlich vergessen.
Schwerer Fall von
Trottelismus...
Wer (öffentlich)
behauptet, dass die bloße Darstellung eines diskriminierenden
Schimpfwortes, gewisse Vorurteile oder eine untherapierte
Xenophie jemanden automatisch zu einem „Rassisten*“ macht, ist ein/e
Trottel. Und ich gebe zu, ein Trottelist zu sein.
Das bedeutet
erstens: Ich gehe von der Existenz vertrottelter Menschen aus.
Zweitens: Ich bin überzeugt, dass Trottel eine negative
Auswirkung auf die Gesellschaft haben. Wer nicht weiß, was und warum
er/sie kritisiert, bleibt unmündig. Und es ist die freiwillige
Unmündigkeit, die der demokratischen Zivilgesellschaft dieser Tage
am heftigsten zusetzt.
...Und Rassismus
Im
Vergleich zur/zum Trottelist_in glaubt ein/e Rassist_in an etwas, das
es nicht gibt. Es gibt keine menschlichen „Rassen“. Die
menschliche Spezies ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig.
Aber gerade deshalb ist ein beleidigender Begriff wie „Neger“
in der Beschreibung eines Mitmenschen „rassistisch“ bzw.
(öffentlich) diskriminierend (was nicht nur in Österreich einen
Straftatbestand erfüllen
sollte); denn es gibt keine anderen Verwendungszweck für diesen
(oder einen vergleichbaren) Begriff. Für die Beschreibung von
Personen(eigenschaften) ist er unbrauchbar.
Darstellen,
nicht anwenden
Darum darf man „Neger“ als Wort
darstellen, man soll es nur nicht seinem Zweck gemäß anwenden.
„Trottel“ hingegen ist geeignet und erlaubt: Gerade der
rassistische Aberglaube bewahrheitet die Lehre des Trottelismus.
Zugegeben – Kein Grund für Steine
Genauso
unbrauchbar wie die
Rassenlehre vom Menschen ist übrigens jene
„Farbenlehre“ vom Menschen. „Schwarz“ ist kein einziger
Mensch auf diesem Planeten. Als Ausgebildeter in Grafik und Design
kann ich das versichern.
„Weiß“ bin ich ganz gewiss nicht
und die Zuschreibung „gelb“ hat sich zum Glück in den letzten
Jahrzehnten – zufälligerweise mit dem Aufstreben asiatischer
Wirtschaftsmächte – verdünnisiert.
Zwar spreche ich auch noch
gelegentlich das Schwarz-Weiß-Sicht aus, aber nur aus gelegentlicher
Eile und/oder Mangel an Alternativen.
Dass solche
disqualifizierten Beschreibungskonzepte immer wieder entstehen, liegt
am menschlichen Hang zur Schubladisierung. Der Mensch braucht
Vorurteile, um sich in der Welt orientieren zu können. Das ist
nichts Böses, solange Vorurteil nicht mit Wissen verwechselt wird
und/oder zum Urteil wird.
Gutmenschentum? Warum
nicht!?
Ich halte mich selbst – trotz meines
diskriminierenden Trottelismus – für
politisch korrekt. Wie
anders?
Genauer: Ich halte mich für einen „Gutmenschen“ (=
ein Mensch der gut sein will). Aus diesem Grund schreibe ich
beispieisweise möglichst genderneutral von „Rassist_innen“ (auch
wenn Rassimus in anderen Medien allein der Männlichkeit
zugeschrieben wird, was äußerst sexistisch ist, *weshalb ich es
zuvor zu Anschauungszwecken ebenso
darstellte).
Die
„Genderneutralisierung“, besser gesagt
Genderharmonisierung
hat den konkreten Zweck, die Benachteiligung von Frauen wenigstens in
der Sprache zu beseitigen. Ich bemühe mich also um politische
Korrektur.
Ismus ist nicht gleich Ismus
Warum?
Ich gehöre einem bestimmten
Zweig des
"Sexismus" an. Bin davon
überzeugt, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt (was nun
einmal bedeutet, dass sie sich unterscheiden); aber auch, dass sie
dennoch gleichwertig und gleich zu berechtigen sind. Ich handle
entsprechend.
Politisch Korrigierende_r zu sein ist also
wichtiger, als politisch Korrekte_r zu sein. Ersteres ist ein
Prozess, Zweiteres nur eine Einstellung, die ohne Prozess
bedeutungslos bleibt.
Zum Beispiel
Und by the way: Die Körperbedeckung für Muslimas –
vom Hidschab bis zur Burka – ist sexistisch: Die Bestimmung, wer es tragen solle,
orientiert sich nach geschlechtlichen Merkmalen. Das heißt aber
nicht, dass es automatisch diskriminierend sei.
Allerdings ist unsere Alltagssprache zu geschädigt, um dies zu
unterscheiden.
Ich hätte hierfür auch „behindert“
schreiben können. Dadurch hätten sich allerdings Menschen mit
Behinderung vielleicht angegriffen gefühlt. Denn als „behindert“
werden in der Regel Personen beschrieben, die dadurch die gemeinte
Unzulänglichkeit der Alltagssprache auf sich bezogen hätten; und Behinderung mit Unzulänglichkeit gleichgesetzt
worden wäre, was Personen mit Behinderung im Allegmeinen herabgesetzt hätte.
Ich
verzichtete also. Es gibt ja andere, bessere Wörter.
Trottel
korrigieren nichts
Einfach nur ein/e Trottel – oder ein
„Troll“ – zu sein, korrigiert politisch überhaupt nichts:
Egal, ob man glaubt, dass „Neger“ eine legitime
Personenbeschreibung ist; oder ob man sich einbildet, dass jedes
Theaterstück mit schwarzer Schminke oder die reine Darstellung von
Wörtern wie „Neger“, „Tschusch“ oder „Piefke“, selbst im
anti-diskriminierenden Zusammenhang, ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit wäre.
Solcherart vermeinende politisch
Pseudokorrekten dürfte ebenso verfeindet mit Geschichtsbüchern
(oder anderen Wissenschaftsbereichen) sein, wie Rassist_innen und
andere Abergläubische es gewiss sind.
Mehr zur politischen
Pseudokorrektur, vor allem von „Links“ gegen „Rechts“ (ein
weiteres disqualifiziertes Schubladensystem) in Teil 2.