Montag, 28. April 2014

Gleichzeitig mein Kind

In zwei Lokalen gleichzeitig
Blödsinn reden
Wonne
Unter geht die Sonne
Es singt Philip Lynott
Ich enttauche dem Trott

Ein Trottel ist der Alltag
Er kann nichts dafür
Aber
Dieses Wörtchen kauft frei
Abrakadabrer
Schon bin ich dabei

Schon war ich dabei
Ein falscher Blick
Ein falsches Wort
Am falschen Ort
Die Gedanken ein Gemetzel
Die Erinnerung
An Mamas Geschnetzel

Dabei esse ich schon lange nicht mehr
Das Fleisch des industriealisierten Sterbens
Und doch
Ich atme es noch

Billigtabak an allen Ecken
Konzerne die das Gift verchecken
Die Subtropen verwüsten und verdrecken
Die Menschen
Die darum überall verrecken

Die Symbole der Freiheit verrecken
Zur Unfreiheit
Ist das Torkeln nicht weit

Ich torkle und stolpere in dein Leben
Deines plärrt sich in meins
Ein Schnitt durch die Nabelschnur
Ein später Blick auf die Uhr
Diese Zeit
Und jene Zeit
Kommt zusammen in der Gegenwärtigkeit
In der vollen Gegenwärtigkeit deines Seins
In unserem gemeinsamen Sein
Und wie einfach ist das
Schon bin ich wieder gut drauf
Auch wenn Welt und Rücken schmerzen

In zwei Lokalen gleichzeitig
Blödsinn redend

Beide irgendwo
An der großen vielfarbigen Donau
Im Grünen
Im Grauen
Diese Kunst ist wie ein guter Atemzug
Ein Lachen im Lachen
Mit meinem Kind

Donnerstag, 24. April 2014

Nicht ganz pc: Trottelismus im Zeitalter des Webgewirrs

Immer wieder quillt sie aus den Ritzen der Kommunikationsnetzwerke der modernen Medien: Das Kommentarleisten-Hick-Hack über „Rassismus“ und darüber, was gesagt werden dürfe, was nicht, sowie wie, wann und warum überhaupt... oder so... meist eine depperte Debatte. Dies ist ein Ordnungsversuch im Chaos des zeitgenössischen Sprachgewirrs. 

Selbst „Der Falter“ widmet in seiner neuesten Ausgabe nicht nur die Titelseite einer „Rassismus-Debatte“. Sie wird vor allem im Internet wahrgenommen. Dürfte ihren erneuten Österreich-Auslöser im Schwachsinn Andreas Mölzers und manch seiner FPÖ-Kolleg_innen gefunden haben. Müsste daher eigentlich „Neger-Debatte“ heißen, was man, wie ich gelegentlich vernehme, aber wegen dem ersten Bestandteil nicht schreiben könne.

Man kann es. Man solle es nicht. Wozu auch? Eben weil dieses Wort verwendet wird? Ob man es dürfe, hängt allerdings vom Verwendungs-Zusammenhang ab. Das wird von nur scheinbaren Vertreter_innen der Politischen Korrektheit gelegentlich vergessen.

Schwerer Fall von Trottelismus...

Wer (öffentlich) behauptet, dass die bloße Darstellung eines diskriminierenden Schimpfwortes, gewisse Vorurteile oder eine untherapierte Xenophie jemanden automatisch zu einem „Rassisten*“ macht, ist ein/e Trottel. Und ich gebe zu, ein Trottelist zu sein.
Das bedeutet erstens: Ich gehe von der Existenz vertrottelter Menschen aus.
Zweitens: Ich bin überzeugt, dass Trottel eine negative Auswirkung auf die Gesellschaft haben. Wer nicht weiß, was und warum er/sie kritisiert, bleibt unmündig. Und es ist die freiwillige Unmündigkeit, die der demokratischen Zivilgesellschaft dieser Tage am heftigsten zusetzt.

...Und Rassismus

Im Vergleich zur/zum Trottelist_in glaubt ein/e Rassist_in an etwas, das es nicht gibt. Es gibt keine menschlichen „Rassen“. Die menschliche Spezies ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig.
Aber gerade deshalb ist ein beleidigender Begriff wie „Neger“ in der Beschreibung eines Mitmenschen „rassistisch“ bzw. (öffentlich) diskriminierend (was nicht nur in Österreich einen Straftatbestand erfüllen sollte); denn es gibt keine anderen Verwendungszweck für diesen (oder einen vergleichbaren) Begriff. Für die Beschreibung von Personen(eigenschaften) ist er unbrauchbar.

Darstellen, nicht anwenden

Darum darf man „Neger“ als Wort darstellen, man soll es nur nicht seinem Zweck gemäß anwenden. „Trottel“ hingegen ist geeignet und erlaubt: Gerade der rassistische Aberglaube bewahrheitet die Lehre des Trottelismus.

Zugegeben – Kein Grund für Steine

Genauso unbrauchbar wie die Rassenlehre vom Menschen ist übrigens jene „Farbenlehre“ vom Menschen. „Schwarz“ ist kein einziger Mensch auf diesem Planeten. Als Ausgebildeter in Grafik und Design kann ich das versichern.
„Weiß“ bin ich ganz gewiss nicht und die Zuschreibung „gelb“ hat sich zum Glück in den letzten Jahrzehnten – zufälligerweise mit dem Aufstreben asiatischer Wirtschaftsmächte – verdünnisiert.
Zwar spreche ich auch noch gelegentlich das Schwarz-Weiß-Sicht aus, aber nur aus gelegentlicher Eile und/oder Mangel an Alternativen.

Dass solche disqualifizierten Beschreibungskonzepte immer wieder entstehen, liegt am menschlichen Hang zur Schubladisierung. Der Mensch braucht Vorurteile, um sich in der Welt orientieren zu können. Das ist nichts Böses, solange Vorurteil nicht mit Wissen verwechselt wird und/oder zum Urteil wird.

Gutmenschentum? Warum nicht!?

Ich halte mich selbst – trotz meines diskriminierenden Trottelismus – für politisch korrekt. Wie anders?
Genauer: Ich halte mich für einen „Gutmenschen“ (= ein Mensch der gut sein will). Aus diesem Grund schreibe ich beispieisweise möglichst genderneutral von „Rassist_innen“ (auch wenn Rassimus in anderen Medien allein der Männlichkeit zugeschrieben wird, was äußerst sexistisch ist, *weshalb ich es zuvor zu Anschauungszwecken ebenso darstellte).
Die „Genderneutralisierung“, besser gesagt Genderharmonisierung hat den konkreten Zweck, die Benachteiligung von Frauen wenigstens in der Sprache zu beseitigen. Ich bemühe mich also um politische Korrektur.

Ismus ist nicht gleich Ismus

Warum? Ich gehöre einem bestimmten Zweig des "Sexismus" an. Bin davon überzeugt, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt (was nun einmal bedeutet, dass sie sich unterscheiden); aber auch, dass sie dennoch gleichwertig und gleich zu berechtigen sind. Ich handle entsprechend.
Politisch Korrigierende_r zu sein ist also wichtiger, als politisch Korrekte_r zu sein. Ersteres ist ein Prozess, Zweiteres nur eine Einstellung, die ohne Prozess bedeutungslos bleibt.

Zum Beispiel


Und by the way: Die Körperbedeckung für Muslimas – vom Hidschab bis zur Burka – ist sexistisch: Die Bestimmung, wer es tragen solle, orientiert sich nach geschlechtlichen Merkmalen. Das heißt aber nicht, dass es automatisch diskriminierend sei. Allerdings ist unsere Alltagssprache zu geschädigt, um dies zu unterscheiden.

Ich hätte hierfür auch „behindert“ schreiben können. Dadurch hätten sich allerdings Menschen mit Behinderung vielleicht angegriffen gefühlt. Denn als „behindert“ werden in der Regel Personen beschrieben, die dadurch die gemeinte Unzulänglichkeit der Alltagssprache auf sich bezogen hätten; und Behinderung mit Unzulänglichkeit gleichgesetzt worden wäre, was Personen mit Behinderung im Allegmeinen herabgesetzt hätte.

Ich verzichtete also. Es gibt ja andere, bessere Wörter.

Trottel korrigieren nichts

Einfach nur ein/e Trottel – oder ein „Troll“ – zu sein, korrigiert politisch überhaupt nichts: Egal, ob man glaubt, dass „Neger“ eine legitime Personenbeschreibung ist; oder ob man sich einbildet, dass jedes Theaterstück mit schwarzer Schminke oder die reine Darstellung von Wörtern wie „Neger“, „Tschusch“ oder „Piefke“, selbst im anti-diskriminierenden Zusammenhang, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wäre.
Solcherart vermeinende politisch Pseudokorrekten dürfte ebenso verfeindet mit Geschichtsbüchern (oder anderen Wissenschaftsbereichen) sein, wie Rassist_innen und andere Abergläubische es gewiss sind.

Mehr zur politischen Pseudokorrektur, vor allem von „Links“ gegen „Rechts“ (ein weiteres disqualifiziertes Schubladensystem) in Teil 2.



Donnerstag, 17. April 2014

So einfach so

Wolkenlöcher schieben Sonnenscheiben
Über das helle Grün des jungen Waldes
Der sich einen Baugrund kauft

Im TV singen schlechte Schauspielerinnen
Hysterisch Kinderlieder
Über ihren ewigen Rausch der Pubertät

Der neue Kunststoffgriff erinnert an die Zeit
Als die Kindheit noch das Gute nahm

Wie die Mutter bei der Hand

In Hintergedanken an die Hinterzimmer
Ergreifen die Verlorenen die Menschenmacht
Im Krawatten-Glauben an ihren Gewinn

Im Nichts findest du Alles
Im All findest du Nichts

Alles und Nichts

Wer den Weg hat
Kennt nicht die Namen all seiner Geschwister

Dienstag, 8. April 2014

"Ungarns Jugend" - Menschheitsproblem in der Nussschale

Über einen Artikel wie die sprichwörtliche Nussschale

Andreas Pigl, junger Gedenkdienender in Budapest, beschreibt in seinem Artikel (Ungarns Jugend: Bildung schützt vor Torheit nicht. Der Standard, 7.4.2014) in Kürze, welche Ungar_innen die rechtsradikale Jobbik vermehrt wählen: Wohlhabendere Student_innen. 
Mit deren Gegner, einem ebenfalls jungen Aktivisten der „Stimme gegen die Jobbik“, bildet er einen schönen Rahmen, der wieder einmal eines deutlich macht: Der Schein trügt.

Gegenüberstellung

Auf der einen Seite: Ein junger Buchhändler, der die Menschen vor der Wahl auffordert, nur nicht die Jobbik zu wählen.
Auf der anderen Seite: Ein junger Student, der deshalb die Jobbik wählt, weil er meint, man müsse egal mit welchen Mitteln Aufmerksamkeit erzeugen, um die Probleme zu lösen, die die Rechtsradikalen als einzige ernst zu nehmen „scheinen (wenn die Übersetzung korrekt ist)“.

Ein Vertreter des praktischen Bildungsbürgertums steht einem Vertreter des theroetischen Bildungsbürgertums gegenüber. Ein, aufgrund seiner Kenntnis, politisch Aktiver, der die Gründe für den rechtsradikalen Trend versteht. Und dem Gegenüber einer, der andere politisch aktiv werden lässt, die für ihn anscheinend des wirkungsvollsten Anschein haben.

Nussknacken

Abgesehen vom Alter der so Beschriebenen – der eine lässt uns auf neue Generationen hoffen, der andere... Naja, Deppen wird es immer geben – hier wird eine Nussschale geknackt, die gleich mehrere Probleme zusammenfasst:
Bildung ist keine Garantie für Moral (war es allerdings auch nie). Und viele Menschen wissen über die Funktion von Marketing, Werbung, Propaganda und Heuchelei bescheid, sind sich ihrer aber dennoch nicht bewusst.
Außerdem: Die politisch Trägen sind die Schwäche jeder Demokratie. Sie lassen sich lieber vom „starken Mann“ verführen, anstatt als Volk (S)ouverän zu sein – zu viel Eigenverantwortung, zu viel Hirnschmalz notwendig.

Bildung schützt vor Egoismus nicht

Der Politologe spricht von „Unzufriedenheit mit der Elite“ und mangelndem Demokratieverständnis. Das allerdings kann ich kaum glauben. Wohlhabende Student_innen wollen selbst Mitglieder dieser Elite bleiben, andere wollen es werden. Dafür ist eine „neonazistische“ Partei gut, sie beseitigt die Konkurrenz.
Dabei haben sie die Demokratie sehr wohl verstanden und festgestellt, dass sie einerseits zu faul für ihren Erhalt sind; sie andererseits ihren egoistischen Zielen hinderlich ist. Diktatur ist besser für Gauner mit Beziehungen.



Sonntag, 6. April 2014

Leben und Tod und Freiheit

Würde man sich täglich bewusst machen, welche Gefahren aus den tiefen des Kosmos der fragilen Erde drohen (könnten), würde man sich irgendwann das Fürchten abgewöhnen, weil's sowieso keinen Sinn mehr hätte - und dabei drohen der fragilen Menschheit die größten Gefahren durch die fragile Menschheit. Lasst uns leben, wir sind ja schon tot!
Und der Tod ist nicht nur die Befreiung vom Leben, sondern auch die Befreiung des Lebens, des Lebendigen: Wenn man sich nicht zu sehr davor fürchtet, kann man (beinahe) jederzeit aussteigen. Mit einer solchen Möglichkeit des Gehens, lassen sich neue Möglichkeiten des Bleibens entdecken.
Es lebe der Tod! Es lebt der Tod. Denn man stirbt nur, so lange man lebt. Danach ist sowieso alles möglich...

Mittwoch, 2. April 2014

Mein Roman: Ein Mann von Almería

Es wird Zeit, hier meinen ersten (vollendeten - und doch nie vollendeten) Roman vorzustellen, an dem ich in den letzten Jahren arbeitete. Nach dem Arbeitstitel "La Mancha", der mich in dieser Zeit begleitete, in der sich mein Leben so vielfach wandelte, und dem kurzlebigen Titel "Don Carmesi", einigte sich alles in mir auf "Ein Mann von Almería".

Zwei Elemente inspirieren die Erzählung: Die fiktive Figur Don Quijote und die realen Bedingungen von Flüchtlingen in Europa. Sie beginnt in Spanien, Andalusien. Zwischen den Plastikfeldern Almerías sitzt ein Geflohener fest und verliert den Verstand. Er verwandelt sich in Don Carmesi De la Peña-Infernal, eine Ritterfigur aus den Quellen Cervantes, mittelalterlicher Sagenwelten und des zeitgenössischen Fantasy-Genres. Sein Weg führt ihn an seine inneren Dämonen und Schatten der Vergangenheit, aber auch an die Probleme anderer Bewohner und Bewohnerinnen des modernen Europas heran.

In diesem Roman behandle ich die aktuelle Flüchtlingsproblematik des modernen Europas mit seiner Arbeitslosigkeit und kriminalisierten Sexarbeit, verpackt in einer teils surrealen Geschichte, von einem, der den Verstand verlor, um sich selbst wieder zu finden; einem, der zum fahrenden Ritter wird, um die miese Realität mit dem Schwert der Fantasie zu bekämpfen. 

Der Held, dessen offizieller Name genauso verschollen bleibt wie seine offiziellen Papiere, begegnet auf seiner Reise durch Wahn- und "Wahrsinn" einer Reihe von Menschen, die ihn entweder versuchen zu hindern oder ihn unterstützen - wohin auch immer es ihn treibt.
Ungerührt und verschont von seiner fantastischen Verrücktheit bleibt beinahe niemand. Er macht Außenseiter zu seinen Freunden: Den ihm Leben verzweifelten Arbeitslosen Sancho, die im Leben an allem zweifelnde Sexarbeiterin Anja.
Seine Sicht auf sie - seinen treuen Knappen, den der Don auf den Weg zurück ins Licht führen will; seine "Estelamar", in der er die Personifizierung seines Leitsterns erkennt - verändert wiederum ihren Blick auf die Welt und sich selbst.
Ein verlorener Säugling wird zur Königstochter und führt die Queste des fahrenden Ritters aus der Verfahrenheit Almerías nach der Mancha. Don Carmesi wird auf diesem Wege öffentlich; als publikumswirksames Spielzeug gewisser Machtinteressen und medialer Aufdeckerei gerät er in ernsthafte Gefahren.
Weniger drohen die irdischen Mächte in Form von Behörden oder Verbrechergruppen. Vielmehr geht es letztlich - wie von Anfang an und alle Zeit - um sein Selbstbild und um seine Seele.
Und vielleicht darf ich schließen: Wie von Anfang an und alle Zeit rettet die Liebe, was zu retten ist.

Liebe Verlage: Er ist noch zu haben!