Dienstag, 21. Januar 2014

Der neue Freund: Freundsche Versprecher und die wahre Pein

Ein Näpfchen ist sowieo kein Napf

Wer weiß, wieviel „ein Arbeiter“ im Durchschnitt verdient? Mittlerweile alle, die das Fettnäpfchen des neuen SP-Spitzenkandiaten zur EU-Wahl, Eugen Freund, glucksen hörten. 3000? 2000? Die meisten Hackler fühlten sich ohnehin nicht angeprochen, weil der statistische Durchschnitt ihrer Realität an einer ganz anderen Mittellinie vorbeigeht.

Was Arbeiterinnen verdienen würden, wurde (wie so oft) gar nicht gefragt. Das ist vielleicht nicht peinlich, aber eine Pein im „Profil“. Dieser widmet man jedoch keine ganzen oder halben Seiten, keine Fernsehinterviews oder Forendiskussionen. Der Freund hat etwas nicht gewusst. Dabei war er doch Nachrichtensprecher und die wissen doch immer alles. Österreich ist schockiert.

Die wahren Näpfe sind zu schwer

Wenn jemand ganz genau weiß, wieviel Arbeitnehmer_innen nicht mehr verdienen, weil er/sie für sinkende Reallöhne, Gebührenerhöhungen und Einsparungen verantwortlich ist, fallen die Reaktionen vergleichsweise schwächlich aus (es sei denn, Beamt_innen sind betroffen). Und selbst wenn sich jemand mit unkonkreten Halbwahrheiten oder gar konkreten Lügen veröffentlicht, interessiert das offenbar weniger, als die freundsche Wunschvorstellung von den Hacklerlöhnen.

Unlängst schwindelte Vizekanzler Schwindelegger in der ZIB, seine letzte Mitregierung hätte Österreich ein Tripple-A-Rating zurück gebracht. Österreich schweigt dazu. Vermutlich, weil selbst Star-Interviewer Armin Wolf zunächst nichts zu dem Unsinn sagen konnte (laut Presse sorgte die Aussage lediglich für Verwirrung, im Standard war's ein Irrtum: Ende der Diskussion. Aber der Mann ist ja auch schon gewählt. Es ist also eh schon wurscht). Was? Es war keine Absicht? Na, dann vielleicht ein freundscher Versprecher?

Regel: Wenn man als Profi-Politker_in etwas nicht weiß, antwortet man auch nicht; wenn man zuviel weiß, auch nicht. Das müsse der Freund noch lernen, tätscheln ihn seine neuen Partei-Kolleg_innen.

Junk-Fettnäpfchen-Sucht

Kann auch sein, dass wir einfach nur ungern über wichtige, also ernste Aussagen sprechen, die mit tatsächlichen Auswirkungen auf unser aller Leben zu tun haben. Diese Themen gehen uns zu nahe, sind uns zu kompliziert, zu anspruchsvoll. Medien und Politik wollen uns davor bewahren. Da kommt ein Ausrutscher des neuen Freunds als willkommene Ablenkung daher. Endlich nicht mehr nachdenken müssen!

Angeblich machte Freund andere Meldungen durchschnittlichen Schmähs, womöglich zur falschen Zeit, am falschen Ort. Diese fettreduzierten Näpfchen werden allerdings nur am Rande erwähnt. Vielleicht waren sie doch nicht so erschütternd... Aber dann stünde das Einkommens-Näpfchen ziemlich alleine da und das wäre für seine Kritiker peinlich. Oder vielleicht darf er im Scherze durchaus angeberisch und uncharmant (zumindest gegenüber einer Frau (Karlich)) sein? Er will schließlich in die Politik. Ein solcher Ruf wirkte sich auch schon für andere nicht schlecht aus. Hauptsache er irrt sich nicht in der Statistik.

Fazit: Das mediale Aufbauschen ist und bleibt ein unbewusster, primitiver Reflex. Es ist alles so peinlich!




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