Freitag, 31. Januar 2014

Links & Rechts: Ein Etikettenschwindel

(Versprochen) Letztes zu FPÖ-Ball und Krawall

Hätte ich es rechtzeitig zur Demo gegen den FPÖ-Ball geschafft, wäre ich als Bürger hingegangen, nicht als „Linker“. Ich hätte dieses Recht auf Meinungsäußerung gelebt: Rechtsradikale sollten nicht die Hofburg, als Symbol der Republik, entweihen – kurz vor dem Shoa-Gedenktag zudem.
Letztlich war es vielleicht gut, dass ich das Spielen mit meiner Tochter dem Treiben in der City vorzog: Bei uns ging es weniger „kindisch“ zu.

Worum geht’s?

Es geht mir also um die demokratische Republik, den Staat, meinen Staat, indem ich überhaupt nicht auf die Idee käme, mich zu vermummen oder vor der Polizei zu fürchten, wenn ich an einer legalen Protestaktion teilnehme; was von mehrheitlich friedlichen, musizierenden und humorvollen, bunten Demonstrant_innen offenbar auch so gesehen wurde.

Es geht nicht um radikalen Pseudoantifaschismus (dessen Anhänger ähnlich auftreten, wie damals die SA). Es geht nicht darum, Rechten aller Coleur das Feiern zu vermiesen. Es geht nicht um das jämmerliche Wohlstandgeheule gegen das kapitalistische Estabilsment und die Beamteten. Es geht nicht einmal um die Gedenker_innen der Shoa.

Und es geht hier keinesfalls gegen die „friedlichen“ Demonstrant_innen, die als einzige einen guten Grund hatten, um an diesem Abend vorort zu sein. Sollte dieser Grund „Linkssein“ meinen? Auch wenn sich viele von ihnen irgendwo „links“ verorten, ihre Ziele waren doch konkreter. Und der linke Topf ist, neben vielen anderen, auch mit den andersartigen Radikalen gefüllt, die dort nicht mehr rauskommen wollen.

Wo die Rechten Recht haben


Der Missbrauch der Behörden, für ein Ballgetanze auf dem symbolischen Grab- und Mahnmal dieser Demokratie, sollte alle Bürger_innen angehen; egal, ob sie sich nach links oder nach rechts verirren.
Das bedeutet andererseits: Der Angriff auf Staatseinrichtungen oder Privatbesitz von Mitbürger_innen durch „linksradikale“ Schwarzblöker macht diese genauso zu Gegnern aller Steuerzahler_innen und des Rechtstaates, wie die Rechtsextremisten auf dem Ball es bereits sind; vor allem, wenn mir zu Augen kommt, dass „linke“ Jagdkommandos auch nach der Demo Burschenschaftlern nachgestellt hätten (Falter 5/14), was eher an einen braunen Mob erinnert.

Ich muss also den FPÖ-Argumenten erstmals Recht geben – so weit ist es gekommen – wenn diese meinen, dass die anarcho-radikalen Demoteilnehmer_innen antidemokratisch wären und kein Recht hätten, Ballbesucher_innen zu verfolgen. Zu „neuen Juden“ macht das die Burschis trotzdem nicht. Sie bleiben die selben...
Legitimer Protest allein ist auch keine Diskriminierung. Dieser müsste sich in Zukunft auch gegen („links“)radikale Demo-Störer_innen richten. Nicht immer ist Gegengewalt unangebracht, egal gegen welche Gewalt.

Auf den rechten Fuß folgt meist der linke


Das Links-Rechts-Konzept des Kalten Krieges dient nur noch der Ablenkung vom Tatsächlichen (auch in anderen Fällen: Siehe Geschichte der letzten 60 Jahre). Klar: Meine Ansichten stimmen meist mit sozialistischen überein. Aber „Links“ ist alles, was nicht eindeutig „Rechts“ ist. Sogar die Grünen oder Obama und seine Democrats oder Frankreichs Ober-Antiziganist Hollande wären „Linke“.
Was sind sie aber in der Tat? Gegensätze zu allem was „Rechts“ ist? Nicht immer, nicht einheitlich, nicht genau – Eine unbrauchbare Begrifflichkeit.

Das politische Links-Rechts ist chaotisch, ganz im Gegensatz zur Realität. Dort bedeutet Links und Rechts (nach Abklärung des Ausgangspunktes) immer das selbe. Es ist eine Orientierungshilfe – nicht mehr – und in der politischen Landschaft hat diese ausgedient (oder muss erneuert werden).

Der Weg sind wir

Wir dürfen uns nicht in bedeutungslos überladenes „Links“ und „Rechts“ aufspalten lassen; entsprechende Partei-Etiketten wichtiger nehmen, als unseren eigenen Staat. Wir dürfen die entsprechende Berichterstattung des Pseudojournalismus in den impotenten Nachrichten-Medien nicht wichter nehmen, als die Wahrheit von Wirkung und Taten, die wir uns mittlerweile wieder selbst suchen müssen.

Wenn wir auf die Straße gehen, dann auch für den Staat jener Menschen, die in den Polizeiuniformen stecken. Die Polizei sollte das in Zukunft bedenken und sich nicht mehr von politisch Rechtsverirrten instrumentalisieren und Linksverirrten prügeln lassen. Ansonsten will ich beim nächsten Mal singen: „Schützen wir die Polizei...“

Montag, 27. Januar 2014

FPÖ-Ball & Proteste: Strategien sprechen

24.1.2014: Es wurde wieder einmal gegen den Ex-WKR-Ball, der mittlerweile Wiener Akademikerball heißt, ausgiebig demonstriert.  Zu bedenken gebe es vieles. Die meisten der Veranstalter scheinen gar keine Akademiker zu sein. Und wenn's dort keine Akademikerinnen gibt, warum sollte man dann dort mittanzen wollen? Ist ja kein Gay-Man-Only-Clubing.

Vor allem kritisiert: Enorme Sperrzone um Veranstaltungsort Hofburg, Quasi-Presseverbot, Ausgeweitetes Vermummungsverbot auf sämtliche Gürtel-Inneren Bezirke. Dennoch konnten 2000 Polizist_innen nicht die von ihnen erwarteten Krawalle, Ausschreitungen, Zerstörungen verhindern. Was – wenn man sich die Polizeistrategie ansieht – auch nicht wundert.

Sehenden Auges überrascht


Anonymisierte Veranstalter der NOWKR-Plattform (die Website wird von den Jungen Grünen unterhalten“) machten im Vorfeld mit dem Slogan „Unseren Hass könnt ihr haben!“  auf sich aufmerksam. Von Wien Mitte zum Stephansplatz aufbrechend (Umweg: Gewiss über 2 Km), formierte sich ein „Schwarzer Block“ aus Radikalen.
Der heißt nicht nur so, der sieht auch so aus; vor allem im Kontrast zu den friedlichen Demonstrant_innen, die sich teils bewusst, zur Abgrenzung von solchen erwarteten Unruhestifter_innen, farbenfroh kleideten.

Wollte die Polizei nicht? Durfte sie nicht? Konnte sie nicht? Das riesige Sperrgebiet wurde durch eine angemeldete (Gegen-)Gegenkundgebung der FPÖ erweitert (Maria-Theresien-Platz), die dann nicht aufgeführt wurde. 2000 Beamt_innen sind auf der gesamten, abzusperrenden Fläche schnell verstreut. Zudem wurden die beiden Demo-Züge ins Zentrum des verwinkelten ersten Bezirks, mit seinen vielen Gässchen und Plätzchen geleitet.

Der Pürstl ist kein Würstl

All das ist polizei-strategisch so unklug, dass es beabsichtigt sein musste. Wer glaubt an die Inkompetenz von Landespolizeipräsident Pürstl (der sich offiziell der SPÖ nahe meint und nicht zum ersten Mal bedenklich auffällt: siehe Juli und November 2013)? Er ignoriert und verneint Kritik wie ein Profi-Politiker. Gelegentlich entkommt ihm eine Beinahe-Taktlosigkeit („Wenn man sich mit Hunden ins Bett legt...“), die ebenfalls kalkuliert ist: Dadurch heuchelt man, dass man rhetorisch zu ungeschickt wäre, um Wahrheiten zu verschleiern (ein alter Schmäh). Es ist ein offenes Geheimnis, dass nicht nur viele Jungpolizist_innen den Freiheitlichen nahe stehen.

Aber auch die Protest-Absichten des „Schwarzen Blocks“ ist durchschaubar. Er verhält sich taktisch zu intelligent, um aus Trotteln bestehen zu können (als solche man geneigt ist, seine Mitglieder zu bezeichnen). Entweder er wurde (und wird) bezahlt, um sozialistische Demos zu unterwandern und kriminalisieren; oder er hat mit Politik nichts zu tun, sucht nur einen Kick im Kriegspielen mit anderen Uniformierten. Wurde heute drauf aufmerksam gemacht, dass Hooligans mehr Moral besitzen.

Fazit:
Offensichtliche Strategien erzählen einiges. Wenn man nicht von einem Fall massiver Banalität des Bösen ausgeht (von Seiten der Polizei-Führung und Krawallist_innen), wurden zunächst Linksradikale und andere durch überzogene Polizei-Verbote zusätzlich provoziert. Danach wurden die Polizist_innen auf den Straßen so verteilt, dass sie zwar den Ball beschützen, nicht aber genug gegen Ausschreitungen in der Inneren Stadt unternehmen konnten, in dessen Gassennetzwerk die Demonstrant_innen eingeführt wurden.

Cui bono: An diesem Abend konnten sich, durch die erwähnten Strategien, Polizeipräsident und Rechtspopulist_innen, in Konkurenz zu Sozialist_innen und Antifaschist_innen, profilieren, die bessere Show abliefern.

Zusätzlich wurde nachts, am selben „Tag der offenen Tür“ in der Akademie für bildende Künste, Student_innen und Gäste eingekesselt und festgenommen, weil sich unter ihnen angeblich gesuchte Demonstrant_innen aufhielten. Über den Toren der Akademie hing noch das  Transparent: Stop Deportation: Eine Solidaritätsbekundung mit polizeilich verfolgten Flüchtlingen.

Keine Ausreden mehr

Wer Protestierende unter Kontrolle bringen will, der führt sie auf ein großes, symetrisches, im besten Fall umzäuntes Areal (z.B. Heldenplatz), das sich leicht umschließen lässt. Abgesehen davon lässt niemand Rechtsradikale, mit ihren teils strafrechtlich verurteilten Stargästen, in den Prunkräumen der Republik tanzen. Die Ballveranstalter sind auch nicht direkt eine Parlamentspartei  (eine der Ausreden der Hofburg Betriebsgesellschaft), sondern der „Verein für Wissenschaft, Forschung, Kultur und Menschenrechte“.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Der Gläubige, der Religiöse, das Betteln

Der Gläubige und der Religiöse,
Begegnen sich,
Und keiner meint's böse,
Als sie bereden, gewissentlich:
Der Gläubige:
Du gibst also Bettlerbanden?
Der Religiöse:
Die „Banden“ hab ich nicht verstanden.

Der Gläubige:
Die rotten sich hier überall zusammen,
In unsrer noblen Innenstadt;
Und keiner weiß, woher sie stammen,
Ob aus Kiev oder Islamabad.

Der Religiöse:
Es tut mir leid, ich seh hier nur
Arme, die was brauchen;
Die knien in der Kälte, dauernd und stur
Für Kleingeld, tun dabei nicht einmal rauchen.

Der Gläubige:
Mein Guter, du bist doch recht naiv,
Wer weiß, wofür die's wirklich verwenden?
Das Sitzfleisch ist zäh, die Taschen sind tief,
Willst du dem Konsum seinen Schotter entwenden?

Der Religiöse:
Die paar Münzen geb ich gern,
Um einiges leichter macht mich das;
Meinem Wirten bleib ich darum nicht fern,
Erst im Geben macht Geld Spaß.

Der Gläubige:
Den Zigeunern aber doch umsonst
Ist die Kohle hier vergeben,
Wenn du auch dafür in den Himmel kommst;
Die bleiben Habenichtse in diesem Leben.

Der Religiöse:
Was aus ihnen wird, liegt weder in meiner Hand
Noch in meinem Wissen;
Ich befriedige mir bloß Karma und Anstand,
Warum geht’s dir dabei so beschissen?

Der Gläubige:
Weil ich nicht glaube, dass es was bringt,
Weder denen noch mir;
Und wer so mit dem Leben ringt,
Soll's woanders tun. Hier trinke ich mein Bier!

Der Religiöse:
Meinen Glauben übe ich hier aus und davon
Handelt er: Der Menschenliebe.
Woran du glaubst, das merke ich schon:
An Klatsch, Populismus und deine ängstlichen Triebe.

Dienstag, 21. Januar 2014

Der neue Freund: Freundsche Versprecher und die wahre Pein

Ein Näpfchen ist sowieo kein Napf

Wer weiß, wieviel „ein Arbeiter“ im Durchschnitt verdient? Mittlerweile alle, die das Fettnäpfchen des neuen SP-Spitzenkandiaten zur EU-Wahl, Eugen Freund, glucksen hörten. 3000? 2000? Die meisten Hackler fühlten sich ohnehin nicht angeprochen, weil der statistische Durchschnitt ihrer Realität an einer ganz anderen Mittellinie vorbeigeht.

Was Arbeiterinnen verdienen würden, wurde (wie so oft) gar nicht gefragt. Das ist vielleicht nicht peinlich, aber eine Pein im „Profil“. Dieser widmet man jedoch keine ganzen oder halben Seiten, keine Fernsehinterviews oder Forendiskussionen. Der Freund hat etwas nicht gewusst. Dabei war er doch Nachrichtensprecher und die wissen doch immer alles. Österreich ist schockiert.

Die wahren Näpfe sind zu schwer

Wenn jemand ganz genau weiß, wieviel Arbeitnehmer_innen nicht mehr verdienen, weil er/sie für sinkende Reallöhne, Gebührenerhöhungen und Einsparungen verantwortlich ist, fallen die Reaktionen vergleichsweise schwächlich aus (es sei denn, Beamt_innen sind betroffen). Und selbst wenn sich jemand mit unkonkreten Halbwahrheiten oder gar konkreten Lügen veröffentlicht, interessiert das offenbar weniger, als die freundsche Wunschvorstellung von den Hacklerlöhnen.

Unlängst schwindelte Vizekanzler Schwindelegger in der ZIB, seine letzte Mitregierung hätte Österreich ein Tripple-A-Rating zurück gebracht. Österreich schweigt dazu. Vermutlich, weil selbst Star-Interviewer Armin Wolf zunächst nichts zu dem Unsinn sagen konnte (laut Presse sorgte die Aussage lediglich für Verwirrung, im Standard war's ein Irrtum: Ende der Diskussion. Aber der Mann ist ja auch schon gewählt. Es ist also eh schon wurscht). Was? Es war keine Absicht? Na, dann vielleicht ein freundscher Versprecher?

Regel: Wenn man als Profi-Politker_in etwas nicht weiß, antwortet man auch nicht; wenn man zuviel weiß, auch nicht. Das müsse der Freund noch lernen, tätscheln ihn seine neuen Partei-Kolleg_innen.

Junk-Fettnäpfchen-Sucht

Kann auch sein, dass wir einfach nur ungern über wichtige, also ernste Aussagen sprechen, die mit tatsächlichen Auswirkungen auf unser aller Leben zu tun haben. Diese Themen gehen uns zu nahe, sind uns zu kompliziert, zu anspruchsvoll. Medien und Politik wollen uns davor bewahren. Da kommt ein Ausrutscher des neuen Freunds als willkommene Ablenkung daher. Endlich nicht mehr nachdenken müssen!

Angeblich machte Freund andere Meldungen durchschnittlichen Schmähs, womöglich zur falschen Zeit, am falschen Ort. Diese fettreduzierten Näpfchen werden allerdings nur am Rande erwähnt. Vielleicht waren sie doch nicht so erschütternd... Aber dann stünde das Einkommens-Näpfchen ziemlich alleine da und das wäre für seine Kritiker peinlich. Oder vielleicht darf er im Scherze durchaus angeberisch und uncharmant (zumindest gegenüber einer Frau (Karlich)) sein? Er will schließlich in die Politik. Ein solcher Ruf wirkte sich auch schon für andere nicht schlecht aus. Hauptsache er irrt sich nicht in der Statistik.

Fazit: Das mediale Aufbauschen ist und bleibt ein unbewusster, primitiver Reflex. Es ist alles so peinlich!




Montag, 20. Januar 2014

Freizügigkeit, Fahrende und problematische Probleme

Praxistest

So steht es in diesem Artikel des Standards in etwa geschrieben: Die EU wird geprüft, nicht von Staatschefitäten oder Komissionen, sondern vom fahrenden Volk, und zwar auf ihre „Freizügigkeit“. Das regt wieder die „Zigeuner“-Debatte an.

In der geht es nicht nur um jenes Wort, Diskriminierung, Armut, Ghettoisierung und wie dies alles mit den schönen, humanistischen, (ausgerechnet) freiheitlichen Rechten aller EU-Bürger_innen zu vereinbaren wäre. Es geht um Denkfehler in einem Gewirr unterschiedlicher, auf einander noch nicht abgestimmter Vorurteile (in Alltag, Politik, Staat und bürgerlicher Moral).

Manche EU-Bürger_innen, die das Recht auf Freizügigkeit genießen, interessieren sich nicht für's Meldeamt. Manche sind von Armut betroffen, können dem Sozialamt aber keine Bankdaten nennen.
Manche schicken ihre Kinder nicht regelmäßig in die Schule. Es gibt Analphabeten. Was tun?

Problematischere Probleme und blöde Fragen

Staaten haben oder hätten Möglichkeiten, auf diese Probleme zu reagieren. Problematischere Probleme werden diese aber plötzlich, wenn von Roma und Sinti die Rede ist. Warum? Keine Ahnung. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Taschendieb seine feste Wohnadresse hinterlässt oder nicht. Aber ob Roma anders nichts haben, als andere, die nichts haben?

Wenn eine Sintifamilie reich ist, hortet sie dann Gold in einer Holztruhe am Heck ihres Planwagens? Und würden die Fahrenden in Luxuswohnmobilen auf teuren Campingplätzen verweilen, anstatt in alten Wohnwägen auf öffentlichen Parkplätzen, würde Anrainer dann um ihre Töchter und Gartenmöbel fürchten?

Der Unterschied zwischen Mobiliät und "Herumzigeunern"

Zugleich sind wir beim nächsten Vorurteil. Diese beiden Volksgruppen sind womöglich die letzten, fahrenden Völker, welche die Modernisierungswellen zumindest so weit überdauerten, um als fahrende Völker zu gelten. Früher gab es auch andere. Die „Tinker“ (Pavee) auf Irland waren bis in die 1950er ein wichtiger Bestandteil der irischen Ökonomie. Fahrende Individuen oder Familien, die sich Staatbürgertümern zuordnen lassen, gibt es immer wieder.

Teilgeständnis:
Ich selbst habe in den letzten 8 Jahren 10 mal meinen Wohnsitz gewechselt und war beim Meldeamt nicht immer, sagen wir, pünktlich. Zahle ich Steuern? Ich lebe unter der Armutsgrenze. Bin ich ein Schmarotzer? Vor ungefähr 6 Jahren bezog ich Studienbeihilfe, hatte ich einen „Kredit“ bei der Bank, mir wurde auch schon Geld geschenkt. Tatbestand erfüllt? Nein, weil mir der „Zigeuner“-Stempel fehlt. Justitia ist ja nicht blind.

Aber eigentlich...

Bevor ich ausschweife, meine Botschaft ist einfach. Sie gilt für die Volksgruppen der Roma und Sinti genauso, wie für alle anderen Gruppierungen:
Rechtsstaatlichkeit (oft erwähnt, selten verstanden), Sozialstaatlichkeit, Bildungsgesellschaft! Macht sich eine Person strafbar, muss sie bestraft werden. Ist eine Person verarmt oder krank, muss ihr geholfen werden. Fehlt es ihr an Bildung, möge man sie bilden. Was hindert uns
Berührungsängste? Vorurteile? Die sind nicht zulässig. Das Fremde? So gut wie alle Menschen, die mir in der Großstadt tagtäglich begegnen, sind mir fremd. Das gehört zum Leben. Werdet erwachsen! Oder besser gesagt: „Werdet wie die Kinder“ (auch wie die, die „fremdeln“ - das ist zulässig)!

Was die Mobilität betrifft: Auf diese antworten Staaten mit Ghettoisierung (die nicht unabsichtlich passiert), um sich daraufhin über die Ghettoisierung zu beklagen. Wer gehen will, soll gehen; wer bleiben will, soll bleiben. Wer nicht kann, dem wird geholfen. Die Dauer spielt keine Rolle. Freie Marktwirtschaft!? Wer keinen Platz findet, zieht weiter. Das funktioniert, so lange das System nicht vorsätzlich zum Nachteil anderer manipuliert wird: Erst dann haben wir ein problematisches Problem.






Mittwoch, 15. Januar 2014

H.C. & Kritiker_innen: Politisches Spektrum der Idiotie

Werbung überall! Das Internet zugepopt, die Straßenfassaden plakatiert, auf jeder freien Fläche klebt ein Sticker. Manches davon ist legal, vieles nicht; aber man kann auch hier sagen: Der Inhalt zählt!

Natürlich gibt es solche, die aufgrund ihrer illegalen Verkehrszeichenverklebung nicht angeben, für wen oder was sie werben. Die Slogans bleiben übrig. Manche geben sich auch mit einem geschmierten Wort zufrieden, das man lediglich als Trollen der Straße betrachten kann. Viele wollen bedeutend sein, viele tun darum viel Bedeutungsloses.

Linkswende: Mut oder was?

Die Linkswende ist da mutiger. Sie bekennt sich zu zwei Dingen: Erstens zum illegalen Plakatieren, zweitens zum billigen Gegen-Populismus. Ihr neuester Auswurf könnte natürlich auch nur meinen, dass das Wort Hass immer das selbe bedeute; dass A.B. Breiviks und H.C. Straches menschlicher Hass als solcher das selbe Gefühl wäre.

In diesem Fall wäre aber der Hass jedes Menschen, mit jenem des norwegischen Massenmörders identisch (z.B. mein Hass auf Aufhetzungsversuche wie diese). Deshalb bewertet man die Emotion einer Person im besten Falle an den Taten, die sie hervorbringt. H.C. Strache also mit einem terroristischen Schlächter zu vergleichen... Das würde nicht einmal H.C. Strache wagen.

Kopie-Deppen

Hier geht es nicht nur um Scheinheiligkeit. Der Rechtspopulismus ist zu Recht zu kritisieren. Ihn aber anzugreifen, indem man seine schändlichen Methoden kopiert (und unprofessionell übertreibt), ist kontraproduktiv (meinetwegen auch kontrarevolutionär). Man legitimiert durch diese Idiotie nur die Idiotie des Gegners.

Denn Anstelle von Aufklärung betreibt die Linkswende Verklärung. Und wie viele Kritiker_innen Straches oder des Rechtspopulismus schießen sie am Ziel vorbei, weil sie sich nur einbilden, es vor sich zu haben. Sie haben einen Sehfehler.

Fürchtet man das Ziel?

H.C. Strache ist kein Nazi, so wenig, wie alle Afrikaner Drogendealer sind. Das muss er nicht einmal beweisen. Die Forderung „Nazis raus aus dem Parlament!“ betrifft ihn daher nicht.
Wenn man ihn politisch kritisieren oder gar diskreditieren wollte, bräuchte man nur seine Fachkompetenzen hinterfragen, seine wirren Äußerungen zu Europa und Euro, seine sozialpolitischen Visionen, seine Wirtschaftskompetenz, seine Rhethorik und Moral als solche... Es gebe genug Stoff.

Warum macht man es nicht? Weil die linken Kritiker_innen des Rechten genauso ungebildet, verkommen und schlecht sind wie der böse Rechtspopulist? Weil sie es einfach drauf haben? Weil man ihn in Wahrheit als bequemen Feind nicht loswerden will? Es könnte ja ein Schlimmerer nachommen. Oder stecken Linke und Rechte gar unter einer Decke und haben den Auftrag, das Volk zu verblöden?

So nebenbei: Glaubensfrage
Apropos Wirtschaftskompetenz: Selbige wird gerne der ÖVP umgehängt. Warum? Es gibt mehr Beweise, dass sie diese nicht besitzt. Dennoch übernehmen Medien dieses parteiliche Eigenlob, als vages Image, ganz unkritisch und geben es entsprechend ans Volk weiter.

Das Volk kann es gar nicht direkt glauben, dafür fehlt die Grundlage. Es scheint, als würde das Volk glauben, es glauben zu müssen. So weit sind wir also schon in unserer modernen Demokratie gekommen. Den Automatismus mittelalterlicher Glaubenswelten haben wir noch nicht überwunden.

Und gefallen uns die Einen nicht mehr, so glauben wir eben an die Wirtschaftskompetenz der FPÖ als unüberprüftem Heiligenschein; oder an die Parallel-Mitgliedschaften ihrer Mitglieder einer nationalsozialistischen Partei. Weil Prüfen und Selber-Denken uns nicht liegt?

Und noch einmal so nebenbei:
Der Kurier wirbt mit aufgeregten Fratzen für ein gewisses „Soootschi Feeling“, versucht offenbar ein entsprechendes Mitgefühl bei Betrachter_innen zu erzeugen. Man darf sich fragen, wozu.

Dienstag, 7. Januar 2014

Was ich suche

Was ich suche,
Will sich nicht finden.
Auf geraden Wegen
Muss ich mich winden.
Bin zu müde,
Um zu schlafen.
Zum Verweilen
Geh ich zum Hafen;
Und morgen dann
Denk ich an heute;
Niemand hört zu,
Ich sag's euch Leute.

Auf den Kopf gestellt,
Erscheint Unten wie Oben;
Auf den Kopf gefallen,
Erkennst du immer deinen Boden.

Gegensätzlich wirkt doch vieles,
Was wir zusammenhängend erleben;
Weil Dinge und Wesen, die da sind,
Stets zu ihrem Ausgleich streben.  

Freitag, 3. Januar 2014

Glaubenskrise

Die alte Regierung glaubt sich neu,
Schon sehen sich die Jungen alt.
Die Schule hält manchen Weizen für Spreu,
Im Winter ist's heiß, im Sommer ist's kalt.

An Aktienmärkte glaubt die Wirtschaft
Und manche Sportsmänner meinen,
Im Aufputsch liege ihre Kraft;
Doch Sport machen sie ohnehin keinen.

Viele glauben, sie tränken Bier,
Das in Wahrheit Pisse ist und die macht Gicht;
Und noch mehr Christen auf dem Papier
Sind es in der Tat leider nicht.

Die Einen glauben an den Weihnachtsmann,
Die Anderen lehren uns das Christkind;
Geschenke schaffen sie alle heran,
Weil sie alle gläubige Menschen sind.

Ans Horoskop glauben viele nicht mehr,
Doch an den Klatsch, den die selbe Zeitung druckt;
Man beachtet auch die Werbung nicht sehr,
Ehe man nach dem Beworbenen guckt.

Viele Frauen, von Natur aus schön,
Glauben sich bis zu den Füßen hässlich;
Die Künstlichen, nach Maske und Fön,
Halten sich für sexy – es ist grässlich.

Das Mensch glaubt, es wäre allein
Im großen, weiten Weltenall;
Das Nächstbeste fällt ihm nicht ein,
Lauscht es nächtens nach dem stummen Hall.

Viele glauben ans Rauchen als Rebellion,
Ans Kollaterale wohl aber kaum:
Die andren wird’s treffen, ich komme davon!
Manch Glaube nimmt dem Wissen Luftraum!

An Tabakanbauverwüstung glaubt doch niemand,
Solange niemand davon weiß;
Anderenfalls hätte man Nikotin gleich zur Hand,
Damit macht's einen nicht heiß.

Manche glauben,
Ihr Glaube wäre Wissen;
Andere wissen, nicht zu glauben,
Glauben sich allein deshalb gerissen.

Und alle glauben an die Krise der Finanzen,
An Wirtschafts-, Kredit-, Schulden- oder Währungskrise;
Nicht aber an die Lösung des Ganzen:
Wir leben in einer Glaubenskrise!