Donnerstag, 31. Oktober 2013

Kamikaze

Das Göttliche
Es will nicht meine Unterwerfung
Doch frei mich sehn
Zutiefst in mir

Mein Wille ist ein Streichen
Mit dem Zweig über dem Wasser
Seinem stark gespannten Hauch

Und irre ich
Wir werden's wissen
Solange ging ich
Meinen Weg

Und kommt des Weges Zweigung
Lasse mir die Zeit
Hier gibt es nichts zu finden
Außer dem richtigen Atem

Wer den Weg hat
Kennt dessen starken Wind

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Zu Halloween geh ich als NSA

NSA, NSA, NSA... Das liest und hört man zur Zeit überall. Und mit jeder Erwähnung dieser gemheimdienstlichen Behörde, mit ihren nunmehrigen Halbgeheimnissen, verschwinden andere Themen aus den Schlagzeilen. Themen, über die man schreiben könnte, weil man Genaueres, Näheres, sogar Ferneres über sie weiß.

Hätte ich den mittlerweile mehrfach verfluchten Namen dreimal in einen Spiegel hinein gerufen, wäre vermutlich General Alexander persönlich erschienen (nicht der aus Makedonien, der aus New York), schließlich steht Halloween vor der Tür. Jawohl! Mir gefällt dieses amerikanische Spektakel, ich bin ein Freund von Multi-Kulti, ich bin Tolerant, ich bin Gutmensch: Daher auch ein Freund der Amerikaner, zumindest auf Facebook-Freundschafts-Niveau. Man kennt sich eben übers Internet.

Ernsthaft

Was mich freilich stören sollte, sind all die Abhörskandale, die von Edward Snowden veröffentlicht wurden. Zumindest muss man die Ami-Technologie, die hierbei zur Anwendung kam und kommt, ernst nehmen. Schließlich verfügen wir in Europa nicht über eine solche Abhör-Power und das ist gewiss peinlich, in einer globalisierten Welt. Zumal seit Gründung von Staaten ein jeder Staat die anderen ausspioniert, wie es in seinen Möglichkeiten liegt.

Die USA hat lediglich mehr und bessere Möglichkeiten. Und es ist auch kein Zufall, das ausgerechnet die Putin-Diktatur den freigeistigen Whistleblower Snowden bei sich Unterschlupf gewährte. Der diktatorische Ex-KGBler würde gerne so viel er kann über das neueste Know-How seines einstigen Feindes aus dem Kalten Krieg erfahren.

Ernst ist lange tot

Was man also nicht ernst nehmen kann, ist die allgegenwärtige, geheuchelte Empörung: Diese bösen, unartigen Amis! Ich bitt' Sie! Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs beinhaltet vor allem Deutschland diverse, wichtige Stützpunkte des US-Militärs. Manche nennen das Imperialismus, andere Pragmatismus – alle haben Recht.

Die USA stürzen, putschen, infiltrieren, schmieren, geheimagieren, sonderkommandieren, bomben und dronen wo, wann und wie sie wollen und die Welt, auch die UNO, muss „schmähstad (dt: sprachlos, in Ermangelung an Argumenten)“ zusehen. Warum sollte das mächtigste Militär der Welt nicht auch die deutsche Kanzlerin abhören (Ich muss gestehen, ich würde auch gerne manchmal wissen, was diese Frau laut am Telefon denkt.)? Und warum sollten wir glauben, sie hätte sich ihre Überwachung nicht denken können?

Wer zu viel weiß, kann nicht schlafen

Antwort: Ablenkung! Sprechen Sie das dreimal um Mitternacht zu Halloween in den Spiegel und es wird ein besonderes Schreckensgespenst erscheinen: Sie selbst – Der mündige Bürger, die mündige Bürgerin, der/die mittlerweile die Ohren und Augen voll von all den globalen Schwierigkeiten hat, die uns die neuen Informationsmedien non-stop eröffnen. An den USA gäbe es vieles zu kritisieren. In meisten Fällen aber müsste man dabei auch den Global-Player EU mitverantwortlich machen. Das dürfen wir nicht vergessen. Das will man uns vergessen machen.

In einem Interview sagt Ilija Trojanow, Deutschland hätte die verfassungsmäßige Verpflichtung, seine Bürger_innen vor dem Angriff auf ihre Privatsphere zu schützen. Recht hat er. Ich gebe aber zu bedenken, dass jeder Staat, der diese Pflicht ernst nimmt, seine Bürger_innen vor Gefahren zu bewahren, sogleich Brasilien militärisch besetzen müsste (beispielsweise – nicht ausschließlich), um den für alle Erdlinge lebenswichtigen Regenwald zu hüten, dessen Flächen gerodet werden, um Massentierhaltung und Monokulturen Platz zu machen, damit wir – in den USA und Europa – uns die Ateriosklerose anfressen und den Lungenkrebs anrauchen können.

Wir wollen lieber schlafen

Wer also ein Problem mit der NSA hat, der sollte noch viel mehr Probleme mit den anderen Schweinereien haben, die durch die Machtbesessenheit in aller Welt verursacht werden. Dies aber wären Probleme, über die wir zu gut bescheid wissen (könnten). Wir belegen die öffentliche Debatte jedoch lieber mit Dingen wie der NSA-Enthüllung, über die wir bei aller Enthüllung kaum Belegbares erfahren (können). Die ganze Geschichte mag für uns von einem unterhaltsamen Hauch Mystik und Empörungspotenzial umgeben sein.

Doch viel könnten wir, bei bisheriger Kenntnislage, nicht gegen den technologisch besten Geheimdienst unternehmen, ohne die eigenen Geheimdienste zu gefährden. Es brächte auch keinen Vorteil, wenn wir einseitig diese Quellen unserer Scheinheiligkeit abschaffen würden. Und viel Nützliches lernt das international anwachsende Heer der Arbeitslosen und Perspektivenlosen, der Working-Poor und Working-To-Much, der an Umweltgiften gegenwärtig und in Zukunft Leidenden und Sterbenden, der zu Tode Gedealten und Finanzverzockten durch diese Story auch nicht - Bleiben dennoch damit beschäftigt. Im Geheimen werden die Merkel und andere Machtmenschen dem Obama und der NSA dafür die Füße küssen.






Mittwoch, 23. Oktober 2013

Herbststaat

Der Staat steht wie der Nebel
Herbst hält uns den Atem an
Hier engt sich der tönende Knebel
Von all den Stimmen
Kommt jede und doch keine dran

Von all den Bäumen fallen
Des Weges mysthische Zeichen
Sie wollen uns gefallen
Wir schrecken
Und wollen der Erkenntnis weichen

Die beiden ewigen Großparteien
Welken doch mit ihrem Glauben
Bleiben liegen, werden klein
Fressen ihre eignen Trauben
Und haben nichts zu geben

Die Frauen stimmen der Parteien Ton
Zur Hymne einer neuen Zeit
Doch Männer sitzen auf dem Thron
Und verstimmen dort zu zweit
Was heut schon auf den Frühling wartet

Gegen den Frühling jedoch
Könnt ihr kein Gesetz begründen
Was also opfert ihr noch
Der Weihe des Winters
Seinen dahinschmelzenden Pfründen

Die Frauen bestimmen euren Ton
Sind zweierlei Art wie die Parteien
Die einen sind der sprechende Hohn
Die anderen ernst
Wollen nicht mehr dabei sein

So machte es diese Gesellschaft
Wie die alten schon
Und wie Mann so auch Frauschaft
Die laut Höhnenden bleiben
Die Anständigen müssen davon

Ein Staat im Nebel
Und im Herbst die ganze Welt
Gedrückt ist längst der Hebel
Ob ihr es bemerkt?
Ob es euch gefällt?

Dienstag, 15. Oktober 2013

98 Prozent Hochbegabte - keine Gratiszeitung für Vorschulkinder

Ich habe den Dokumentarfilm „Alphabet“ von Erwin Wagenhofer noch nich gesehen, dessen Plakat allerings. Muss bereits kritisieren: Wären 98% aller Menschen bei ihrer Geburt hochbegabt, wären sie nicht hochbegabt – es sei denn, man kehrte die Bedeutung des Begriffes der Hochbegabtheit in dessen Gegenteil um. Eine solche Absurdität wäre dieser Tage durchaus vorstellbar (siehe: Feminismus, Pazifismus, Bürgerlichkeit, Humanismus, Moral, Finanzmärkte, usw.).

Keine Zeit zum Genießen


Allerdings lässt sich erfahrungsgemäß feststellen: Vor Schuleintritt sind Kinder mit einer natürlichen Wissensbegierde ausgestattet, die bereits früh während der Schulzeit rapide abnimmt. Jedenfalls musste ich mir das genussvolle Denken und Lernen nach spätem Ende meiner Laufbahn wieder selbstständig aneignen (Platon sei Dank!).

Vor dem Vorbeispazieren am besagten Filmplakat, teilte ich mir den Wagen mit einem Haufen Schulkinder: Alle aufgeweckt, gut drauf. Soweit keine Sorge. Sie lasen auch schon fleißig, allerdings in den Gratiszeitungen.

Sorgen um Maddie

Muss ich mir darüber Sorgen machen? Die einen werden vielleicht umso früher erkennen, wieviel Blödsinn in diesen Blättern steht. Die anderen werden sich aber möglicherweise zu früh und geistig an die Auswürfe einer Medienkultur anpassen, die nur in seiner Produktionsmenge das neue „Informationszeitalter“ repräsentiert. Wie auch immer: Es wäre wünschenswert, gäbe es eine Gratiszeitung, die sich auf wesentliche und tatsächliche Informationen – im Sinne von Wissen und Aufklärung – beschränken würde.

Zwei neue Phantombilder regen derweil zu erneuten Fragen an. Ob dieser Mann Maddie entführt hätte, der an manchen Stellen – vielleicht unbewusst – bereits von Zeitungsmacher_innen schuldig gesprochen wurde? Das führt nur zu weiteren Fragen: Wer ist dieser Mann? Wo ist er? Gibt es ihn überhaupt wirklich? Da zwischentitelt eine, die Mutter hätte den Entführer um eine Minute verpasst. Nicht einmal die Betroffenen scheinen so viel über diesen Fall zu wissen, wie eine dieser Gratiszeitungen. Vielleicht sollte man die Ermittlungen in deren Büros fortsetzen.

Wundern ist wichtig

Der Erfolg dieser Medienkultur wundert mich jedenfalls nicht. In der Schule hört Lernen und Wissen auf, Spaß zu machen. Von da an, bis ins Erwachsenenalter, bis in die akademischen Karrieren hinein, wird uns Wissen als Werzeug präsentiert, dessen Umgang wir erlernen müssten, um in dieser harten Welt zu überleben, ergo um Geld zu verdienen, um das allein es im Leben ginge – sagt man es auch nicht direkt, so dennoch durch den Mangel an alternativen Philosophien.

Wer will sich in seiner Freizeit, auf dem Weg in die Arbeit noch mit wesentlichem Wissen und Denken belasten, das nicht unmittelbar seinem Gelderwerb dient? Wer will nur einen kleinen Teil dieses Geldes ausgeben, um sich qualitativ hochwertige Hirnnahrung zu kaufen – zumal für die Freizeit, fürs Vergnügen? Eine Minderheit vermutlich. Und so bleibt der Mehrheit das Trauma der Schulzeit und das Junkbrainfood der Gratiszeitungen.

Kein Raum für Fehler = Fehler überall

Aber auch manchen gebildeten Menschen widerfährt ein gelegentlicher Ausrutscher ins Pseudointellektuelle. Das ist menschlich. Ein Lernen aus diesen Fehlern sollte als Bereicherung wahrgenommen werden. Was schwer fällt in einer Kultur, in der Wissen außerdem als Waffe betrachtet wird, die man gegen andere einsetzt, um sich in dieser Menschenwelt zu behaupten.

Wir leben in einer Wissenswüste, also einer Wüste voller Wissen, das uns umgibt. Wir haben es meist so eilig die Unwirtlichkeit dieser Wüste zu durchkämpfen, dass wir ihre Schätze nicht zu nützen wissen. 

Dienstag, 8. Oktober 2013

Geraunze I

Das Geraunze schallet weit
Über frisch gestrichene Fußgängerzonen
Gegen all die böse Gutmenschlichkeit
Und die Bobos
Die im Altbau wohnen

Schuldig sind die Pazifisten
An den diktatorischen Kriegen
Außerdem die Humanisten
Haben sie doch nichts getan
Wollen sich in Unschuld wiegen

Und die politische Korrektheit
Und diese lästige Moral
Uns ist ihr Denken doch zu weit
Genauso ihr Ackern
Es bleibt uns egal

Dies Geraunze sei die Kunst
Als schlaue Meinung gut verpackt
Und unserer Mündigkeit hohe Gunst
Mit der wir erklären:
Die ewig Anderen haben's verkackt

Können wir's auch nicht wirklich erklären
Fällt es uns doch so leicht aus dem Mund
Was wir als Gegenstück dessen gebären
Was aus fremden Köpfen stammt
Sie antaten es uns kund

Wir wollen verneinen und verdrehen
Ihre Wörter, ganz so wie sie sind
Was zu uns kam, muss wieder gehen
So wie es kam
Wir bleiben blind

Denn was sollen wir schon neues schaffen
Nur mühsam errichtet man geistige Bauten
Wir machen's wie unsre Verwandten, die Affen
Und werfen mit Fekalien dessen
Was wir zuvor mühsam verdauten

Was gut war, sei nun schlecht
Wir wollen es so, frag' nicht warum
Mir bleibt die Ungerechtigkeit gerecht
Dient sie mir
Ich bin ja nicht dumm

Ja, was gut war, sei nun schlecht
Und was immer schon schlecht war
Ist zu teuer, darum nicht echt
Unsere Gespenster
Bringen wir als Opfer dar

Zu unsren Problemen erklären wir
Radfahren und Nichtraucherschutz
Echte Probleme wollen wir nicht hier
Sie sollen schweigen
Und ihre Boten in den Schmutz

Es raunzt sich gut
Weil die Anderen uns widersprechen
Das macht uns guten Mut
Wir widersprechen zurück
So wollen wir uns rächen

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Orbánsches Odachlosenverbot: Das Angesicht des Bösen (Teil I)

Europa 2013: Die europäische Union, die sich aus Gründen der Venunft bildete, dultet in ihrer Mitte einen Mitgliedsstaat, dessen Regierung gegen alle Vernunft arbeitet. Im teuflischen Detail ihrer Unvernunft bedient sie sich der Werkzeuge des Faschismus (ob neo oder altbacken ist hierfür unbedeutend). Die EU muss Ungarn und sein Kabinett Orbán II zwar dulden, doch bekämpft ihre Kommission die Auswüchse ihrer Gerechtslosigkeit, wo und wie sie kann. Erschwert, wenn der Vizepräsident der Europäischen Volkspartei Viktor Orbán heißt; wenn in allen anderen Mitgliedsstaaten die selbe EU, die einzig gegen das Unrecht vorzugehen weiß, durch vielgesichtige Heuchler_innen, Wahnsinnige und Unwissende verleumdet wird.


Erneut will die Regierungspartei Fidesz, mit ihrem christdemokratischen Blinddarm – die mit dem aktiven Rechtsradikalismus im eigenen Land und Parlament jongliert – die Schwächsten der eigenen Gesellschaft jagen. Obdachlosigkeit soll verboten und unter Strafe gestellt werden. Die Katze ist aus dem Sack! Eine solche Pseudogesetzlichkeit ist nicht nur beliebte Methode diverser Tyranneien, um die Zeugnisse des eigenen Versagens zu beseitigen. Sie ist ein Relikt aus düsteren Zeiten. Nicht im finsteren Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit wurde massiv gegen Obdachlose und Fahrende vorgegangen. In England (vor allem ab 16/17 Jhd.) wurde Arbeitslosigkeit unter Strafe gestellt. Der Absolutismus erfand sich Zuchthäuser, in denen Menschen lediglich aufgrund ihrer Armut zu Zwangsarbeiten verdammt werden konnten.

All diese Grausamkeiten entsprangen der zunehmenden Funktionalisierung der Gesellschaft zum Eigennutz der Herrschenden; wurden (im Fall der letzten Jahrhunderte) unterstützt durch pseudochristliche Ethik und pseudokonservativen Machtmissbrauch; und wurden endlich durch die modernen und erfolgreichen Sozialstaaten abgeschafft. Doch ihre Methoden und Begründungen gipfelten zuletzt im Holocaust. Im Namen eiskalter Funktionalität und Pseudomoral – Teil des alten, tyrannischen Machtspiels – wurden für die Diktatur entbehrliche Individuen allein aufgrund ihrer Existenz kriminalisiert und ermordet. Der Zweck war Propaganda (Einheitsbildung durch Feindbilder), Abschreckung und Eliminierung potenziellen Widerstands.

Nun wagt es die Fideszpartei, diesen Verstoß gegen jede wahre Moral, diesen Hohn gegen jede Menschlichkeit innerhalb von Demokratie und Europa zum eigenen Gesetz zu machen. Wie wäre dies möglich, wenn sich Orbán dabei nicht sicher fühlen würde: Entweder er hat endgültig den Verstand verloren oder er kann auf genug Unterstützung und Sympathien innerhalb und außerhalb Ungarns hoffen.

Rechtes unrechtes Europa

Dass der militante Rechtsextremismus, unterstützt duch die ungarische Parlamentsminderheit Jobbik, und Übergriffe gegen Roma und Juden in Ungarn zunehmen, ist bekannt. Aber auch in Italien wurden Häuser so genannter “Zigeuner” angezündet, während Ex-Regierungschef Berlusconi viel zu lange ungestraft blieb und für die meisten seiner Verbrechen auch bleibt. Auch in vielen anderen EU-Staaten gewinnen oder behalten rechtsextreme Parteien, mit billigem Populismus, die Gunst nicht weniger. Trügerisch so benannte “konservative” Parteien besitzen Macht oder gewinnen sie. 

Diese geben sich nach Außen hin bürgerlich, erweisen sich tatsächlich jedoch als wesentlich erfolgreicher in der Schädigung des Bürgertums, als alle rechtsextremen Haufen zusammen; oder sie entpuppen sich als deren Erfüllungsgehilfen, nicht zuletzt in Österreich. Kaum vorstellbar, dass sich ein Innenministerium unter der FPÖ schändlicher gegenüber Asylsuchende verhält, als bisher unter der ÖVP. 

Und wieder wird dies durch eine Partei geduldet, die behauptet dem Schändlichen entgegen zu stehen. Die Sozialdemokratie bekam durch die Stimme des Volkes formal und erneut mehr Macht zugesprochen und doch, aufgrund ihres verpflichtenden Bündnisses mit den Ungerechten, ist sie zum Dulden gezwungen. So ergeht es der SPÖ gegenüber der ÖVP, so ergeht es der EU gegenüber Ungarn.

Düstere Vorzeichen, wehrhafte Anfänge

Die letzten Nationalratswahlen in Österreich sind wie ein warnendes Abbild der europäischen Realität. Die Rechtsextremen rekrutieren überall aus den Reihen der Enttäuschten, Verarmten und Verlorenen. Die falschen Bürgerlichen, mit ihren falschen Eliten und ihrer falschen Ethik halten sich dort, wo sie nicht sein sollten. Sie dienen weiterhin als Erfüllungsgehilfen und heimliche Anwälte des Extremismus. In Österreich ist es bis jetzt ausgerechnet dem Ober-Populisten Strache zu verdanken – besser gesagt seinem Egoismus – dass jene ÖVP nicht den Bundekanzler stellen kann.

Die Stimmen der Vernunft bleiben dünn. Ihre Beauftragen erhalten sich mit knapper Not und damit uns alle über dem Abgrund der Dummheit. Ich weiß nicht, wohin diese Entwicklung führen wird. In den USA lässt sich mittlerweile wieder hoffen, dass die Agitation der korrupten Mehrheit der republikansichen Partei (deren Eigenname jede Republik verspottet), trotz ihrer Propaganda-Maschine FOX, allmählich von einer gewissen Bevölkerungsmehrheit durchschaut und zum Boomerang wird. Bleibt ein großer Anteil auch im Dunkeln, so übertreiben selbst die geschicktesten Demagogen hier und da ihr Bestreben, glauben sich der Dummheit des Volkes versichert zu haben, während ein letzter Funken Verstand das Übermaß an Heuchelei doch noch aufhält, abschwächt und bekämpft (als unterläge dies dem Minimumgesetz).

Der Sorge letzter Schluss

Letztlich weiß ich nur, dass mir die jüngste Frechheit der ungarischen Regierung das Antlitz des Bösen offenbart – so deutlich wie kaum etwas anderes in letzter Zeit innerhalb der EU. Das Böse aber ist die Unvernunft, die weiterhin gegen alles anstürmt, was Philosophie, Aufklärung und Menschlichkeit in den letzten, friedlichen Jahrzehnten Europas, zum Wohlstand der meisten von uns, erreichte. Weitere Ausführungen und Details zu diesem Thema sollen folgen.