Dienstag, 24. September 2013

Politische TV-Duelle: Un- und Sinn

Auf die dieser Tage weit verbreitete Frage, ob es – für den bürgerlichen Entscheidungsprozess zur Nationalratswahl 2013 – Sinn mache, sich TV-Deppaten oder auch TV-Debatten, rund um die Spitzenkandidaten und der einen spitzen Kandidatin, zu widmen, kann ich eine klare Antwort geben: Jein.

Ansehen kann zwar erträglicher werden, wenn man den Ton dabei ausschaltet, auch verpasst man dadurch keine beabsichtigen Information, aber die Körpersprache allein lässt uns nicht die Fülle an unbeabsichtigen Botschaften erkennen. Ich kann jedoch beruhigen: Es genügt, nur wenige Sekunden von der Redezeit des jeweiligen Kandidaten zu beobachten, um das Wesentliche zu verstehen. Die Persönlichkeit des jeweiligen Perfomers lässt sich rasch erfassen.

So war vorgestern, in aller Kürze, klar zu erkennen: Werner Faymann könnte eine rote Merkel sein. Er ist zurückhaltend, vorsichtig, bemüht sachlich (klingend). Obwohl viele sich gerne über den SPÖ-Häuptling lustig machen (in erster Linie über Äußerlichkeiten), zeigt sich, dass er politisch und rhethorisch nicht ungeschickt vorgeht. Gilt er auch als unscheinbar und farblos, hat er wieviele Chefs des Kollisionspartners ÖVP bereits überlebt? Diese Eigenschaft bei Poltiker_innen erinnert mich stets an den Star Wars Senator Palpatine AKA Darth Sidious, ohne dem Bundeskanzler eine Verbindung zur dunklen Seite der Macht unterstellen zu wollen.

Wäre die ÖVP demnach mit der FDP zu vergleichen? Leider triff das nur teilweise auf den ebenfalls vorgestrigen Aufrtitt von Mit-50%-Wahrscheinlichkeit-Kanzler Spindelegger zu (der uns indirekt erklärt, dass bundesweite Wahlen eigentlich überflüssig sind. Es wäre sowieso klar, dass entweder er oder Faymann Kanzler würden. Die beiden könnten demnach auch miteinander um den Posten würfeln – würde uns Geld sparen). Die aufgeputschte Emotionalität des ansonsten so katholischen Burschenschaftlers, das geplusterte Selbstbewusstsein (was schütten seine Berater ihm in den Kaffee? Und trinkt er zuviel davon?), das ihn bestenfalls – zumindest auf mich – etwas hilflos arrogant und künstlich überheblich wirken lässt... All das haben Westerwelle und Rösler allerdings besser drauf. Er hingegen kann auf weit mehr Traditions-Stimmen hoffen.

Dann gibt es noch die vielen Umfrageergebnisse, die den TV-Duell-Analysen eingefügt werden. Diese können sich recht interessant anhören, vorausgesetzt, man eliminiert ihren Ton nicht ebenso, vielleicht reflexartig. Letztlich verbleibt aber die Feststellung: „Genaueres“, das heißt das eigentlich Wesentliche, weiß man erst nach der Wahl. Wie wichtig der ORF und andere Sender dieses Reden übers Reden nehmen, erkennt man daran, dass auch hier wieder einmal die Gebärdendolmetscher_innen fehlen.

Das Reden übers Reden übers Reden, also über diverse Umfragestatistiken, nimmt ja angeblich einen zu starken Einfluss auf die Entscheidung der Wähler_innen. Aber was nicht? Und: Warum nicht? Man kann die Zeitungen schließlich nicht die ganze Manipulationsarbeit alleine machen lassen. Es gilt dabei aber immer die Qualiät einer Umfrage zu beachten. Wie viele Menschen wurden, wann und wo und wie befragt? Wie verständlich wurde formuliert? Beliebteste Fragestellung beim Wahlvolk ist übrigens: Halten Sie Politiker ... für A) deppert B) net ganz deppert oder C) gar net so deppert (wie die Anderen)?

Fazit: Kurz reinschauen. Ansonsten Parteiprogramme durchlesen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus