Montag, 30. September 2013

Nationalratswahl: Es heißt nicht Rationationswahl

Nationalratschluss

Die Nationalratswahl 2013 ging also über die Bühne. Viele bedenkliche Auftritte bekamen wir während des gefühlt unendlichen Vorspiels dort zu sehen. Mich wundert das Ergebnis  daher ein wenig, allerdings immer wieder und daher eigentlich gar nicht.

Der Trend vom letzten Mal setzt sich bei Rot-Schwarz und Blau fort. Nur die Neos bringen das Prosphatos in den Wechselstrom der Parlamentarier_innen. Am Verschwinden des BZÖ ist nur schade, dass Spitzenkandidat Bucher einen gewissen Unterhaltungswert hatte. Vielleicht wird er Jury-Mitglied bei einer dieser (die Menschheit) erniedrigenden Casting-Shows.

Keine Rationalwahl

Wer "diese" Politik (welche genau?) satt hat – wie gerne formuliert wird – sollte auch wissen warum. Es macht keinen Unterschied ob man aus Protest oder aus anderen Gründen ausnahmsweise etwas Anderes wählt. Gleiches gilt für's Nichtwählen. Die Politik kann das diffuse Jammern über alles Mögliche vor den Urnen nicht hören. Wozu gibt es Internetforen und Blogs?

Der Stimmenzuwachs bei der FPÖ macht erneut nachdenklich. Lässt sich der Erfolg allein durch die Rhetorik Straches erklären? Glauben sie ihm wirklich (hören sie ihm richtig zu)? Ist ihnen alles andere egal, außer einer professionellen Ausländer_innenrepression? Oder halten sie ihn tatsächlich für wirtschaftskompetent, wenn er darlegt, dass der Euro nicht funktionieren könne, weil es ja so viele unterschiedliche Euroländer gebe (und Währungszonen üblicherweise so gleichförmig wirtschaften würden wie sich das ein aufrechter Deutschnationaler nur wünschen kann; überhaupt eine Gemeinschaft aus Gleichenförmigen, nicht aus Gleichberechtigten bestehen solle)???

Nationale Ratlosigkeit?

Schwarz-Blau wäre rechnerisch möglich und bleibt doch – aus mehreren Gründen – unmöglichen. Letzteres ist ausgerechnet Straches Ego zu verdanken, der – anders als einst Haider – keiner anderen Großpartei als Steigbügelhalter in den Kanzlersattel (auf einem nicht ganz reinrassigen „Republizzaner“) verhelfen wolle. Danke Herr Strache! Ob der Herr „Spindi“ nämlich einer solchen Kombi zugestimmt hätte... Wer weiß? Schwarz ist die Farbe der Ninja.

Was also kann kommen, außer einer erneuten, großen Koalition? Was im Kern daran liegt, dass sowohl die Blauen als auch Grünen nicht mit allen können. Ein Bündnis aus mehreren Kleinparteien mit einer der Größeren, z.B. SPÖ, GRÜNE, FRANK und NEOS? Dem Nochkanzler sind mehr als zwei zuviel. Außerdem schreibe ich über Österreich. Hierzulande entwickelt man sich... gemütlich.


Dienstag, 24. September 2013

Politische TV-Duelle: Un- und Sinn

Auf die dieser Tage weit verbreitete Frage, ob es – für den bürgerlichen Entscheidungsprozess zur Nationalratswahl 2013 – Sinn mache, sich TV-Deppaten oder auch TV-Debatten, rund um die Spitzenkandidaten und der einen spitzen Kandidatin, zu widmen, kann ich eine klare Antwort geben: Jein.

Ansehen kann zwar erträglicher werden, wenn man den Ton dabei ausschaltet, auch verpasst man dadurch keine beabsichtigen Information, aber die Körpersprache allein lässt uns nicht die Fülle an unbeabsichtigen Botschaften erkennen. Ich kann jedoch beruhigen: Es genügt, nur wenige Sekunden von der Redezeit des jeweiligen Kandidaten zu beobachten, um das Wesentliche zu verstehen. Die Persönlichkeit des jeweiligen Perfomers lässt sich rasch erfassen.

So war vorgestern, in aller Kürze, klar zu erkennen: Werner Faymann könnte eine rote Merkel sein. Er ist zurückhaltend, vorsichtig, bemüht sachlich (klingend). Obwohl viele sich gerne über den SPÖ-Häuptling lustig machen (in erster Linie über Äußerlichkeiten), zeigt sich, dass er politisch und rhethorisch nicht ungeschickt vorgeht. Gilt er auch als unscheinbar und farblos, hat er wieviele Chefs des Kollisionspartners ÖVP bereits überlebt? Diese Eigenschaft bei Poltiker_innen erinnert mich stets an den Star Wars Senator Palpatine AKA Darth Sidious, ohne dem Bundeskanzler eine Verbindung zur dunklen Seite der Macht unterstellen zu wollen.

Wäre die ÖVP demnach mit der FDP zu vergleichen? Leider triff das nur teilweise auf den ebenfalls vorgestrigen Aufrtitt von Mit-50%-Wahrscheinlichkeit-Kanzler Spindelegger zu (der uns indirekt erklärt, dass bundesweite Wahlen eigentlich überflüssig sind. Es wäre sowieso klar, dass entweder er oder Faymann Kanzler würden. Die beiden könnten demnach auch miteinander um den Posten würfeln – würde uns Geld sparen). Die aufgeputschte Emotionalität des ansonsten so katholischen Burschenschaftlers, das geplusterte Selbstbewusstsein (was schütten seine Berater ihm in den Kaffee? Und trinkt er zuviel davon?), das ihn bestenfalls – zumindest auf mich – etwas hilflos arrogant und künstlich überheblich wirken lässt... All das haben Westerwelle und Rösler allerdings besser drauf. Er hingegen kann auf weit mehr Traditions-Stimmen hoffen.

Dann gibt es noch die vielen Umfrageergebnisse, die den TV-Duell-Analysen eingefügt werden. Diese können sich recht interessant anhören, vorausgesetzt, man eliminiert ihren Ton nicht ebenso, vielleicht reflexartig. Letztlich verbleibt aber die Feststellung: „Genaueres“, das heißt das eigentlich Wesentliche, weiß man erst nach der Wahl. Wie wichtig der ORF und andere Sender dieses Reden übers Reden nehmen, erkennt man daran, dass auch hier wieder einmal die Gebärdendolmetscher_innen fehlen.

Das Reden übers Reden übers Reden, also über diverse Umfragestatistiken, nimmt ja angeblich einen zu starken Einfluss auf die Entscheidung der Wähler_innen. Aber was nicht? Und: Warum nicht? Man kann die Zeitungen schließlich nicht die ganze Manipulationsarbeit alleine machen lassen. Es gilt dabei aber immer die Qualiät einer Umfrage zu beachten. Wie viele Menschen wurden, wann und wo und wie befragt? Wie verständlich wurde formuliert? Beliebteste Fragestellung beim Wahlvolk ist übrigens: Halten Sie Politiker ... für A) deppert B) net ganz deppert oder C) gar net so deppert (wie die Anderen)?

Fazit: Kurz reinschauen. Ansonsten Parteiprogramme durchlesen!

Wiener Linien: Ein unheimliches Sittenbild


Mittlerweile frage ich mich, ob die neueste Kampagne der Ayatollah Sittenlinen Wiens (vormals Wiener Linien), die sich „Rücksicht hat Vorrang“ nennt, Schuld an den aktuellen Fahrt-Verzögerungen ist. Und ob die zunehmende Polizeipräsenz in gewissen Stationen, die offenbar darauf abzielt, einzelne, männliche Kapuzenpulliträger anzuhalten und um deren Papiere zu bitten, etwas damit zu tun hat?

Will man uns erpressen? Benimmregeln einhalten oder die Öffis fahren nicht pünktlich! Will man uns einschüchtern? Seht her! Überall Uniformierte mit Barett, die euch genau beobachten und das auf Kosten eurer Steuergelder! Und ihr könnt nichts dagegen machen! „Muahahahaha!“, so ein Mitarbeiter der Wiener Sittenwacht, der anonym bleiben möchte.

Wenigstens irgendeine Bildungsinitiative

Es kann natürlich auch sein, dass sowohl die verstärkten Polizeikontrollen, als auch die Fahrgäste-Erhziehungs-Initiative etwas mit der nahenden Eröffnung der Streckenverlängerung der U2 zu tun hat. Schließlich kennen die wilden Stämme des äußeren 22. Bezirks dieses Verkehrsmittel nur aus ihren Sagen und Legenden. Man möchte daher einer möglichen Panik unter den Einheimischen und ihrem Mangel an Etikette vorbeugen. Warum man aber die Kampagne wieder beenden will, sobald dieses Terra Incognita erschlossen wird, bleibt daher ein Rätsel.

Laute Musik gegen Vormundsbeschallung

Einzig erwiesen scheint: In den Augen der Betreiber_innen sind wir doch alle Kinder. Zuerst will man uns vorschreiben, wem wir unser Taschengeld herschnorren dürfen; dann gemahnt man pausenlos über Lautsprecher, was dem geistesgesunden Menschen selbstverständlich ist. Kein Wunder also, dass Fahrgäste laute Musik hören. Mir sind Handyklingeltöne eine Erholung, wenn ansonsten zum tausendsten Mal erklärt wird, dass ich beim Ausseigen aufpassen solle. Jedes Kind, das einmal mit der U-Bahn fuhr, weiß, dass es da einen Spalt gibt!

Auch die Türen tönen unangenehm und bedrohlich rot blinkend zum gräslichst zu installierenden Gepiepse, kurz bevor sie gnadenlos zuschnappen. Und wer es nicht schafft, rechtzeitig ins Innere zu eilen, verliert womöglich ein Körperteil. Ehe die U-Bahn ankommt, muss sie schon wieder weg sein. Alles für die Pünktlichkeit, alles für ihren Fahrkomfort!

Zu dieser Brave New Subwayworld – das sei noch beschrieben, bevor mich Schwarzkappler in Zivil aufgreifen und auf die Gleise werfen – gehören übrigens irreführende, weil nicht als Werbung deklarierte, Durchsagen. Sie fordern einen mir unbekannten Manfred Müller auf, seine liegengelassene Gratiszeitung abzuholen. Die Gratiszeitung!*

Und was bringts? Und...

...Überhaupt:
Die U-Bahnen fallen trotzdem immer wieder aus. In den Fahrstühlen riecht es nach Urin. Geraucht wird vorm Stationseingang, im Stationseingang, halb und manchmal auch gänzlich in den Stationen. Natürlich sind die allgegenwärtigen Ordnungshüter_innen in solchen Fällen nie gegenwärtig. Auch die Lautsprecherstimme der Stationsaufsicht schweigt dazu, die sich jedoch jederzeit melden kann, um spielenden Schulkindern mit den Sicherheitskräften zu drohen.

Überwachungskameras hängen überall. Dennoch im letzten Jahr, in der U6 eine junge Frau vergewaltigt. Wer darüber schockiert ist, sollte sich aber beruhigen: Als Hauptproblem wurde Hundespeichel erkannt, sowie Personen , denen der Salat aus dem Sandwich fällt. Auch gegen dümmliche Gesichtsausdrücke wollen die neuen Werbevideos offenbar Stimmung machen, obwohl Plakate gewisser Politker immer noch in den Stationen hängen.

Die Regeln werden meist von jenen gebrochen, denen die Regel auch dann egal wären, wenn sie diese kennen und begreifen würden. Die einzigen, die nicht von ihrem Sitzplatz aufstehen, wenn eine gebrechliche Person diesen brauchen könnte, sind vereinzelte Mitfahrer_innen, die so zugedröhnt sind, dass sie auch nicht mitbekommen, wann und ob sie überhaupt aussteigen müssten. Will man sämtliche Kund_innen nun mit diesen gleichsetzen?

Big Brother Linien Wien gründen Parallelgesellschaft
Seltene Kebabs oder Leberkassemmeln stören vermutlich nur Personen auf Diät; Musik aus fremden Kopfhörern gewiss nur jene, denen auch ansonsten fade im Schädel ist. Jetzt will man auch noch das Küssen verbieten und unter Geldstrafe stellen, und zwar ohne gesetzliche Grundlage oder Vermerk in der Hausordnung. Die mobilen Sittenwächter_innen wären geschult und wüssten was sie zu tun hätten, so die Warnung, die man mir als Beruhigung verkaufen möchte (wenigstens haben sie ein neues Beschäftigungsprogramm – frage mich, was das wieder kostet).

Die Wiener Sittenwacht scheint also machen zu können, was sie will, um mich, den zahlenden Fahrgast, vor Belästigung durch andere Fahrgäste zu schützen. Ich wurde zwar noch nie von Mitkund_innen in meinem Fahrgenuss gestört, aber Big Brothers neuer Sittenfahrspaß geht mir dafür professionell am Oarsch. Was allerdings im Fahrpreis inkludiert ist.

Öffentliche oder private Fragen

Warum wartet die U-Bahn immer so lange in einer gewissen Station, bis ich, aus dem verbindenden Bus rennend und die Stufen hinaufstürmend, sie beinahe erreicht habe, ehe sie mir vor der Nase davon fährt? Warum werden gesunde Menschen mit zwei tauglichen Beinen nicht systematisch zugetextet, bis sie aufhören, Kinderwagenlenker_innen und Rollstuhlfahrer_innen die Aufzüge zu blockieren (Auch die Rolltreppe unterstützt Unsportlichkeit und zu Fuß ist man fast immer schneller). Traut man den Kund_innen hierbei etwa Eigenverantwortung zu?

*Und das einzige, das im Zusammenhang mit Gratiszeitungen Sinn macht, ist das Second-Hand-Sharing unter den Fahrgästen. Warum will man es durch die neue Kampagne unterbinden? Ein Bild des Grauens bot sich mir, als ich sah, wie Exemplare dieser U-Bahn-Zeitschrift, kaum aus den Spendern entnommen, sich zehn Meter weiter und druckfrisch über dem Mistkübel auftürmten. Es graute mir nicht, weil's schade um die Lektüre wäre, aber aus ökologischer Sicht durchaus.

Warum unternehmen die Brave New Linien also nichts gegen ihre hausinterne Altpapierproduktion? Eine rhethorische Frage (Freunderlwirtschaft). Warum verkaufen die ehemaligen Linien Wiens ihre Infrastruktur an ein ausländisches Untenehmen (das überraschenderweise nicht im Iran sitzt), um sie von diesem wieder zurück zu leasen? Müssten die Linien sich nicht entscheiden, ob sie öffentlich oder privat sind? Und werde ich aufgrund dieses Artikels mit einem Fahrverbot belegt werden? Es würde mich bei diesem Verein jedenfalls nicht mehr wundern.

Nachspiel?!

Kaum hatte ich diese Schmähschrift verfasst, schien sich die akute Situation in den U-Bahnen wieder zu beruhigen. Keine Polizist_innen waren mehr zu sehen, nicht einmal die regulären Ordnungshüter_innen. Auch schien man die üblichen Durchsagen nur noch so sparsam einzusetzen, dass sie im allgemeinen, akkustischen Trubel untergingen.

Dabei hatte ich diesen Text noch nicht einmal angeleint. Die haben bereits Zugriff auf meine PC! Oder ich bin – auch in Bezug auf das übrige Obrige – völlig paranoid. Was kein Wunder wäre, bei solch unheimlichem Sittenbild, das die Wiener Öffis collagieren.

Dienstag, 17. September 2013

Wahlzuckerl 2013: Altes Zeug neu verpackt


Die Geschmacksrichtungen: Steuern, Jobs und Bildung 

Die Themen des aktuellen Wahlkampfs um das Recht Österreich, Österarm und die in diesen beiden Österländern enthaltenen Östereier zu regieren, lässt sich wie folgend zusammenfassen: Im Östen nix Neues. Kurz vor der Wahl werden Zuckerl an die diabetiserkrankte Bevölkerung, die man über Jahre zuvor auf Diät setzte... nicht verteilt. Vielmehr werden sie an Angelschnüre gehakt, um sie vor den Nase der Wähler_innen tanzen zu lassen. Auf dem Zuckerlpapier steht geschrieben: Dies ist kein Wahlzuckerl! 

Was nicht darauf steht, ist der nicht unwesentliche Warnhinweis, dass die Zuckerlfee nicht garantieren könne, dass gegebene Versprechen in der nächsten Legilsaturperiode auch eingehalten werden könnten (und natürlich nennt man diese Versprechen nicht Versprechen, denn sonst wären es ja Wahlzuckerl). Sowas sollte die EU einmal einführen. Denn einerseits kann die Wahl für die jeweilige Zuckerl-Partei schlecht ausgehen. Andererseits schaffte es die aktuelle Doppelregierung bisher nicht, ihre alten Ansagen (auf neuen Plakaten) umzusetzen. Warum sollte es ihr nach der Wahl gelingen? Ach ja! Weil nach der Wahl die Welt ganz anders aussehen wird.


Einkommenssteuerversenkung


Der älteste Wahlkampfschmäh der Menschheitsgeschichte wird von allen Parteien gewollt, aber von keiner wird erklärt, wie er zu verwirklichen wäre. Zuerst wird einem Jahrelang eingeredet, der Staat müsse sparen. Die Gürtel werden so eng geschnallt, dass sie nur noch als Schlinge für den Hals taugen. Der Sozialstaat wird gestutzt, Gebühren erhöht, gleichzeitig eine verottete Bank samt Schulden gekauft. Und dann plötzlich sollen alle, die noch einen Job haben, die es also noch können, bitte sehr etwas weniger Steuern zahlen.Mir wäre lieber, man würde mehr Geld für die wirklich Bedürftigen ausgeben und Armutsfallen entschärfen. Natürlich würde es auch mich freuen, wenn von meinem Bisserl auf dem Lohnzettel ein Bisserl mehr auf meinem Konto ankäme. Aber ich weiß, dass ich am Ende trotzdem draufzahlen würde.


Einerseits ist vorauszusehen, dass die nächste Regierung – aufgrund der staatlichen Budget und Schuldendauerkrise – den Eingangssteuersatz wenigstens schrittweise wieder anheben müsste. Bliebe dieser aber bei angestrebten 20-25 Prozent, so müssten andere Steuern und/oder Gebühren angehoben werden. Letztere Maßnahme wird ohenhin bevorzugt, weil sie sich wesentlich verschwiegener durchführen lässt. Auch kann man neue Belastungen auf mehrere, kleinere Gruppen (wie Menschen mit Behinderung, Immigrant_innen, Randberufsgruppen) verteilen, die sich schlechter wehren können, als die Gesamtheit aller Arbeitnehmer_innen. Und wen würde es ingesamt am stärksten treffen? Na, wen? Richtig: Die Haushalte mit den geringeren Einkommen wieder einmal. Dieses Wahlzuckerl ist ein verstecktes Abführmittel. 

Arbeitsplätze um jeden Preis?


Man braucht dieser Tage nur „Arbeitsplätze!“ ausrufen, schon erhält man einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit. Während unsere Gesellschaft am materiellen Überfluss erkrankt, mangelt es ihr an Arbeitsstellen. Und dieser Mangel wird nicht nur so bleiben, er wird mit technologischem Fortschritt und dem Aufstreben der modernen Leibeigenschaft in den „cheap states“ das Einzige sein, das konstante Hochkonjunktur hat. An diesen globalen Bedingungen wird auch die nächste Regierung nichts ändern (können?), egal, welche Parteien sie bilden werden. Auch teure Geschenke an die heimische Wirtschaft nützen nichts und sei hier erneut erklärt: Korruptheit ist keine Wirtschaftskompetenz.



Der Begriff „Realpolitik“ ist zwar ein lebensgefährlicher, weil er von den Masters of War so gerne missbraucht wird. Aber ein Bisserl Realität in der Politik wäre auch im Wahlkampf erlaubt. Ansonsten bleibt dieses Wahlzuckerl ein leeres Papierl.


Mehr Gesamtregierung = Mehr Schule ≠ Weniger Bildungsreform

Nichts ist gegen die Gesamtschule einzuwenden, allerdings sollte man sie ganz oder gar nicht machen. Ansonsten weiß ich nicht, was dieses zweifarbige Wahlzuckerl sein soll; es schmeckt jedenfalls schon ein wenig ranzig und geschmacksverwirrend
Der eine Kanzler wirbt mit Gesamtschule, der andere mit ihrer Verhinderung; und das, obwohl beide schon einen gemeinsamen (halb-freiwilligen) Modellversuch starten ließen. Zugleich verliert man leicht den Überblick darüber, wer in Sachen Bildungspolitik das Sagen hat: Die Parteiführung, das Ministerium, die Lehrer_innengewerkschaft, die Elternvereine, der Herrenchor der Schulwarte Österreichs? 
Warum durfte ich nicht die Vertreter_innen jeder dieser Mitregierungen wählen, schließlich wollen sie alle meinem Kind die Zukunft diktieren? Und warum sollte die Bildungs-Frage meine Wahl überhaupt beeinflussen, wenn nicht sicher ist, was nach ihr aus dem bestehenden Experiment und wer darüber entscheiden wird? 

Die Ideen zur neuen Mittelschule wären bemerkenswert. Wer wünscht sich nicht individuelle Förderung für alle Kinder (außer die ÖVP, faule Lehrer_innen und jene Eltern, die sich das nur für ihre eigenen Kinder wünschen – zwecks späterem Wettbewerbsvorteil – also alle, die im alten Schulsystem richtig gut geraten sind). Aber die Ausführung stammt leider aus dem Lehrbuch österreichischer Kompromisspolitik. 
Damit wird den engagierten Lehrer_innen der Job verkompliziert und die Kinderschrecken verbleiben dennoch in den Klassenzimmern. Will man die Selektion der Heranwachsenden, aus den Schulklassen in die Gesellschaftsklassen, hinauszögern, könnte man sich generell Gedanken machen über... Aber ich glaube, das würde zu weit führen. 

Ich schreibe nur (noch): Humanistische Bildung für alle! Denn Kinder sind unsere Zukunft. Damit wirbt rührselig mittlerweile jeder Supermarkt. Und eines Tages werden unsere Kinder Wahlkämpfe führen und Wahlzuckerl konsumieren. Vergesst das bloß nicht! Wir älteren Kinder müssen dann womöglich auch noch schlucken.

Freitag, 6. September 2013

Widerspruch und Widerhandlung

Reden über die Gesundheit
Dabei nicht nur die Eine rauchen
Sich das schönste Hündchen kaufen
Von da an nicht mehr selber laufen
Mit eigener Dreckgasschleuder abgeholt
Wird die biologisch reinste Kost
Für's gute, freie Staatswasser streiten
Und das private dann im Plastik kaufen

Und saufen

Die Schwingtür mit der Linken ziehen
Und mit der Rechten drücken

Fremde Völker massakrieren
Die will man demokratisieren
Ihren Tyrannen Waffen verhökern
Deren Einsatz man stets klagt
Und das Giftgas wird verteufelt
Dient es nicht dem Gottesstaat
Der sich von den Kirchen trennt
Aber gerne auf die Bibel schwört
Und bei aller Beschwerde über die bekannten Folgen
Bleiben die Geldhexer ohne Strafe
Und kein Scheiterhaufen brennt ihren Programmen

Die Arschbacken sind verteilt
Auf zwei verschiedenen Pferden
Eines reitet gen Norden
Eines gen Süden
Keines kommt an

Das Volk selten antworten
Jedoch niemals fragen lassen
Überall das Sparen fordern
Doch nicht wo es etwas zu sparen gäbe
Steuern senken
Gebühren erhöhen
Arbeitsplätze schaffen
Doch ihren Wert dabei vermindern
Die Wirtschaft fördern
Das Einkommen der Masse nicht
Denn die Wirschaftenden sind gemeint
Die Arbeitenden dabei vergessen
Das „Wir“ bemüht
Jedoch vom „Schaffen“ getrennt
Verbleibt das wirtliche „t“ bedeutungslos

Und aller Menschen Recht beschwören
Solange Fremde es nicht fordern

Gleichzeitig hält man beide Wangen hin
Gleichzeitig will man alle schlagen

Dienstag, 3. September 2013

Das Volk VS seine Repräsentant_innen



Es wird keine Vertretung des Volkes durch die gewählten Repräsentant_innen geben, solange sich Berfuspolitker_innen wie Beutetiere vor der Jagdgesellschaft in der Medienlandschaft verhalten, solange sie und der Rest von uns eine Feindschaft hegen. Selbst wenn es ein echtes Konkurenzverhältnis wäre, wäre nicht förderlich – außer im Sinne der beidseitigen (geistigen) Bewaffnung.

Es stinken die Instinkte nach Angst 

Durch Tricks und Tarnung haben sie sich an ihre Umgebung angepasst, immer täuschend, immer halb im Verborgenen, aus Angst, die Wahrheit, die Realität, die irgendjemand entdeckt, könnte als Waffe gegen sie eingesetzt werden. Wie kann das Volk seinen Vertreter_innen vertrauen, wenn diese wie ein Matador vor dem Stier umhertänzeln; und wer weiß, welche Klingen sie im Umhang verbergen?

Das gewählte Volk, die Repräsentant_innen, müssen zuerst Teil des Volkes bleiben. Nicht zuerst Teil irgendwelcher Parteien, Lobbys, Interessensgemeinschaften und Vereine sein, mit denen flankiert sie sich der Gemeinschaft ihres Staates gegenüberstellen. Wir müssen aufhören, (medial) eine Berufspolitik zu züchten, in der sich ihre Akteur_innen wir Mitglieder einer verfolgten Minderheit, einer Parallelgesellschaft verhalten.

Das Folgen, die Folgen... Wem folgen?

Bei wem werden die Gejagten Schutz suchen? Bei den Machtmenschen anderer Minderheiten, anderer Parallelgesellschaften. Es gilt dann stets, die Mehrheit des demokratischen Volkes zu überwinden, sich seiner Kontrolle zu entziehen, die Souveränität des Souveräns zu unterbinden.

Dass die Macht der Gewählten vom gefürchteten Volke ausgeht, ist bald vergessen. Zu weit von diesem entfernt beginnen die Karrieren, zu sehr exkludiert man sich. Man will es ja den Anderen gleich tun, die bereits am Zenit der Leiter stehen (die nirgendwo hin zu führen scheint).

Unsägliches

Darum wird sich auch keiner dieser scheuen Hirsche an die Seite der übrigen Bewohner_innen stellen und sagen: Seht genau zu was ich mache, wie ich es mache und hört mir auch zu, wenn euch sage, warum es mache. Denn ich will euch, meinem Volk dessen Vertrer_in ich bin, die Wahrheit erzählen.
Ich will in eurem Sinne entscheiden, als eine/r von euch und sollte ich Fehler machen, will ich sie eingestehen, um von ihnen zu lernen, und ich erwarte euer Urteil und werde es akzeptieren. Denn wir sind ein Volk, ein Staat und darüber hinaus noch mehr – gemeinsam, gemeinschaftlich. 


Surreales...

...In der Realität, die sie sich machen, heißt es jedoch: Maske bitte! Sprachtrainer her! Marketing und Werbung sei mein Schild und Schwert! Macht mich doch zum Übermenschen, Mensch zu sein genügt hier nicht! Rhethorik und Gauckelei jedoch genügen der Professionalität. Ich will den schönen Schein nun wahren, als wäre ich nicht mehr als scheinbar.

Wer dieser Tage Anzug und Krawatte trägt, will damit etwas verbergen.