Mittwoch, 29. Mai 2013

ADHS - Angebliche Dachschäden haben System

ADHS: Ein seltsames Kürzel
Und gewiss bald nicht mehr ganz PC;
Früher versohlte man Kindchen den Bürzel,
Heut wird’s gestopft mit Pharmazie.

(Zu wenig erforscht ist das Gehirn,
Dennoch sich wenige dafür genieren,
Es mit Medikamenten zu therapieren,
Um es rechtzeitig zu ruinieren.)

Kann's Kürzel nichtmal übersetzen,
Seh ich ab vom Internet;
Wollt' mich als Kind schon nicht sehr hetzen,
Mit all zu langatmigen Sätzen,
Weshalb ich Wahrnehmungsschwierigkeiten hätt',
So der Therapeut, sehr adrett.

Was ich aber heut' so für Wahr nehm',
Bringt auch gleich den Zweifel mit.
So ein unruhiges Kind ist nicht bequem,
Tut manchmal weh, wenn's um sich tritt;
Doch würd' sich auch zu meiner Störung balde
Gesellen lebendige Aggression,
Wenn immer wieder widerhallte,
Ich wäre gestört. Was hätt' ich davon?

Drum lasst die Träumer träumen,
Zappeln die zappeligen Wilden,
Die Unbeugsamen sich aufbäumen,
Die Unkonzentrierten den Schulbus versäumen;
Es kommte der nächste, sie werden sich bilden.

Ich kann leicht schreiben, ja, ich weiß
Und tu's wohl deshalb, mit folgendem Belehren
Aus dem Leben, das ich auf Zeilen sch(m)eiß:
Was du loswerden willst, solltest du nicht einsperren.

Energie muss dorthin, wohin sie gehört
Und auch stete Ablenkung hat ein Ziel;
Wer drängt, wohin er strebt, ist noch nicht gestört,
Nur weil er was Andres, als die Andren, will.

Lauter als Andere schreit das Kind?
So lasst es tüchtig weiter üben,
Weil lautstark auch gute Sänger sind;
Kann eine Opernkarriere auch manche betrüben.
Und geht mit den Zappelnden zum heiteren Tanze,
Und lasst sie rennen mit wilden Pferden;
Für meine Mitgestörten brech ich eine Lanze,
Aus ihren Schwächen können Stärken werden.

Montag, 20. Mai 2013

Frau Jolies Busen

Es rufzeichnet an allen Punkten!
Und Fingerzeige der allerbesten Zeitungen,
Die mit Routine funkten,
Die sinnigsten aller Meinungen;
Im Schlagwortauflauf,
Unter der Fachwelt Stirn,
Geben sich nicht auf,
Im müden Gehirn.

Finanzen stoßen an ihre Grenzenlosigkeit,
Es mangelt der Regierung an Expertise.
Doch stehen sie bereit,
Schnüffelnd in der kotigen Brise
Ihrer prallen Hosen;
Über die langatmigen Leere
Leeren sie reichhaltige Soßen
(Dennoch knarrt jene rostige Schere
Unter atemloser Perspektive)
Fremd angeheurt und ferngesteuert,
Die Experten dieser Krise.
Alle müssen draufzahlen und das wird verteuert.

Ein Tyrann beschießt,
Es brüllen Menschen im Straßenverkehr;
Opposition beschließt,
Das Leben ist schwer!
Menschen beschließen weitere Beschlüsse,
Auch ohne Straßenverkehr wird geflohen;
Hier will man uns mit Werbung bedrohen,
Dort fallen tödlichere Schüsse.

Kinder verhungern und weinen,
Es klagen auch anders aufgeblähte Bäuche;
Parteigroßmäuler knurren und greinen,
Wegen fremder Farben und eigener Bräuche.

Man muss scheitern, will man es wagen,
Will man verkaufen die holden Musen.
Und was soll man irgend noch sagen?
Frau Jolies Busen!

Dienstag, 14. Mai 2013

Dazwischen Freunde

Ich sitze zwischen Wolken
Und Erde, wo sich alles dreht
Um mich her, überall hin
Alles atmet, entsteht, vergeht.

Die Zeit kam mir abhanden,
Sie reisst sich haltlos fort;
Nimm alles mit sich in die Ferne,
Und hält doch mich an diesem Ort.

So scheine ich gefangen,
Doch rettet mich die Natur;
Mein Vergehen ist mein Wandeln,
Folge des ewigen Wandels Spur.

Zwei besondere Freunde sind mir treu
Und teuer: Kind und Tod.
Das Kind lässt mich noch aufrecht schreiten,
Der Tod hoffen, auf's Ende aller Not.

Linkerhand spaziert das Kind,
Das Herz hauset auf seiner Seite.
Der Tod flankieret meine Rechte.
Ob ich sie gerecht durchs Leben leite?

Fremdhassen

Gewisse Gruppen
Manche Generationen
Jeweils für sich, die tragen
Den selben Klang
Den selben Gesang
In allem was sie sagen

Und klingt es andren scheuslich auch
Man bleibt sich treu
Hält manchen Weizen für die Spreu
So bleibt es Sitte, bleibt es Brauch

So ist's normal
So ist es der Fall
Bei uns sowie bei denen
Ich müsste es nicht erwähnen
Fremdenhasser jedoch können nicht verstehen
Weil Hassende nicht gut genug sehen

Eben wie jene alle
Welche die Fremdenhasser hassen
Weil sie deren fremden Hass nicht können fassen
Er ist ihnen fremd, das riecht nach Falle

Hör doch gänzlich auf zu hassen
Du kindliche Menschenheit
Bist doch sonst schon so weit und gescheit
Und kannst das fremdhassen doch nicht lassen


Mittwoch, 8. Mai 2013

Menschheit: Es ist und bleibt fade

Das meiste blieb doch, wie es war. Die Hunde bellen vor den Häusern, die Menschen warten auf die Sonne, manche bloßfüßig aus Vergnügen, andere, weil sie ihres Bettlerstandes wegen müssen. Verhungern muss bei uns zwar niemand mehr, woanders aber schon und das in großer Anzahl und auch ganz ohne den alten Vorwand Krieg; und gibt es bei uns auch zu viel zum Fressen und Hinterschlucken, mangelt es uns doch oft an anderern Lebensmitteln.

So gibt es heute unglaubliche Möglichkeiten in Technik und Medizin, von denen die Meisten das meiste noch gar nicht kennen; Möglichkeiten die den Einzelnen das Leben oder Leiden noch leichter machten; und diese Wunderdinge gebären noch mehr ihresgleichen. Sie schweben uns vor den Nasen, mal zu unserem ersichtlichen Erstaunen, mal völlig unsichtbar. Leider fehlt uns oft das Geld, jene Tauschsymbolig für das bereits Vorhandene, um all das Gut, die Möglichkeiten uns und den Unseren zu verwirklichen.


Früher starb man
an Krieg, Hunger, Pestilenz oder dem falschen Glauben. Dieser Tage stirbt man am rohmateriellen Überfluss, dem Mangel an Hemmung und Disziplin, den daraus entstehenden Krankheiten und dem falschen Wissen – in unseren zivilisierten Ländern jedenfalls. Wir sterben immer noch gerne unerwartet.

Früher hatte man meist keine Wahl. Dieser Tage hat man viele Wahlen, aber meist keine Auswahl. Also können sich – wie es kaum jemals anders war – viele ihre Herrscher und Herrscherinnen nicht aussuchen, sie werden ihnen präsentiert und repräsentiert. Man wählt, was man will oder wählt eben nichts; es bleibt dennoch immer eine große Koallition; und wäre es eine Alleinregierung, wäre sie entweder ohnmächtig oder zu mächtig. Wie in früheren Zeiten schenkt man den unbekannten Regenten und Regentinnen kein Vertrauen.

Früher enthoben und entfremdeten sich Herrscher und Herrscherinnen vom Volke, dieser Tage entfernt sich das Volk freiwillig von seinen Erwählten. Früher wurde man geknechtet, dieser Tage knechtet man sich selbst oder man lässt sich knechten, schließlich nennen wir uns modern eine Dienstleistungsgesellschaft.

Die Zeitungen liegen gratis auf den Straßen, doch steht nichts drinnen, außer die eigene Angst oder der Selbstbetrug. Dieser Tage hat beinahe jeder zu lesen gelernt, die wenigsten aber selbstständig zu denken. Früher gab es Demagogen und Agitatorinnen, dieser Tage gibt es Populisten und Marketingexpertinnen. Früher gab es Gerüchte, Tratsch, Aberglaube und Sonntagskirche. Dieser Tage gibt es Internetforen, Blogs, Facebook und Twitter.

Früher gab es den Pöbel
, dieser Tage gibt es die Proleten und Proletinnen. Zwischendurch gab es ein Proletariat und ein Bürgertum. Die Arbeiterbewegung der Ersteren wird nunmehr auf Grundlage der Arbeitslosigkeit der Zweiteren fortgesetzt, von denen die noch Jobs in geschlossenen Räumen und Anstalten haben.

Statt Kirche gegen Staat heißt es Staat gegen Privat; statt Katholiken gegen Protestanten heißt es Rechte gegen Linke; statt Abendland gegen Morgenland heißt es West gegen Ost oder nunmehr Nord gegen Süd; statt Christen gegen Heiden kämpfen Muslime gegen Kuffär oder auch Ungläubige gegen Ungläubige, aber vor allem Unwissende gegen Unwissende.

Immer noch beurteilen Menschen einander, danach was sie sein sollen oder zu sein scheinen, kaum aber danach, was sie tatsächlich sind, noch weniger danach, was sie tun oder lassen.

Wir verfügen über so viele Maschinen, die uns Kraft und Zeit ersparen sollen und hocken doch die meiste ersparte Zeit so kraftlos in und vor diesen. Wir erfinden umso mehr Wege Energie zu sparen, je mehr Energie wir verbrauchen. Früher lief man zu Fuß, weil man nichts anderes hatte. Dieser Tage hat man viele Möglichkeiten tötlich schnell zu reisen, dafür sind die Wege umso weiter.

Früher liebte man seine Kinder. Währenddessen gelehrte Geisteskranke ohne eigene Kinder erklärten, wie man seine Kinder misshandeln solle. Dieser Tage liebt man seine Kinder. Währendessen psychotische Studierte ohne eigene Kinder lediglich erwarten, dass man an seinen Kindern ein paar Experimente nach ihrer Anleitung durchführe; oder wenigstens sollte man sein Geld für ihre Ratgeberbücher spenden.

Früher gab es Weltkriege. Dieser Tage gibt es lokale Konflikte mit weltweiter Beteiligung; zwischendurch gab es internationale Konflikte, in denen nicht Mensch gegen Mensch, sondern System gegen System konkurrierte, die beide nicht existierten. Dieser systematische Konflikt wird von jenen Polit-Esoterikerinnen und Verschwörungsdichtern fortgesetzt, die sich von den mächtigen Erfindern des Image-Krieges spalten lassen, anstatt sich gegen ihren gemeinsamen Feind zu verbünden. Immer noch gibt es einen kalten Krieg, in den Köpfen all jener, die sonst nichts Besseres zu tun haben. Denn es scheint ihnen einfacher zu sein, das Bisschen Verschwörungstheorie und Bildmanipulation, das ihnen das Internet gewährt, in Kürze zur absolutistischen Wahrheit zu erheben; anstatt sich selbstständig die tatsächliche Wahrheit – egal wie lange dies dauern sollte – zu erarbeiten.

Früher kritisierten Philosophen die jeweiligen Staatsmodelle und Herrschaftsformen. Die Mathematiker betrieben Wissenschaft. Dieser Tage befassen sich Philosophen und Philosophinnen mit Mathematik und Wissenschaft, während die Mathematiker und Wissenschaftlerinnen die Politik bemängeln. Platon als Sokrates meinte, dass die Herrschaft des Volkes erneut in Tyrannei enden könne, dass die Phlosophie uns vor dem ewigen Kreislauf der jeweils nächsten Schreckensherrschaft bewahren könne. Dieser Tage besteht die alte Gefahr immer noch, doch die Bildung, die das Volk vor sich selbst bewahren könnte, wird weiterhin eingespart; und wird sie gefördert, so dient sie der Rekrutierung jener Schreibtischsoldaten und Schreibtischsoldatinnen, die hauptsächlich lernen, wie man die Anderen abzockt.

Immernoch entstehen die Wohlgefühle in unserem Leben im Vergleich zu den Schmerzen, an die wir uns bereits gewöhnen mussten. So bleibt alles, wie es ist; oder alles wird wieder, wie es war – das meiste jedenfalls – in seinen Urgründen. Manchmal ist oder wird es fade.


Donnerstag, 2. Mai 2013

Schubladen

Ich nenne ein paar Schubladen mein
Die sind mir gar so lieb
Da steck ich all mein Denken rein
Das mir zum Bedenken verblieb 


Die Fatalen sind immer der Andern
Früh gelernt hab ich das so
Mein Vorurteil muss nicht weit wandern
Es fällt mein Urteil bereits am Klo


Meine Schubladen sind tolle Ideen
Sind Marken und auch Etiketten
Die Bösen sind alle, die mich nicht verstehen
Meiner Meinung sind nur all die Netten
 

So denkt es sich leicht
Leidet es sich gekonnt
Damit hab ich zwar noch nichts erreicht
Doch hat mich das Leben dafür verschont

Mittwoch, 1. Mai 2013

Senf zur Tirolwahl: Ein Nachtrag, nix Neues

Überraschung? oder Überraschung!

Das einzige, das bei der Tirolwahl nicht überraschte, ist, dass die ÖVP und damit Günther Platter an der Regierungsspitze bleibt. In Tirol verbleibt und sitzt sie dort, seit Beginn der zweiten Republik. Die Tiroler und Tirolerinnen sind Traditionsmenschen (Menschen, weil Tiroler, aus Tradition), zumindest jene, die nicht nach Wien auswanderten. Doch selbst ExiltirolerInnen bleiben sprachlich jedenfalls immer solche und tragen ihren Dialekt stolz und treu ins Zeitalter der SMS und Online-Kurznachrichtentexte.

Die Vielzahl der angetretenen, oppositionellen Listen bei diesem Wahlkampf verhinderte den, bis dahin zum ersten Mal gewählten und dennoch amtierenden, Landeshauptmann nicht trotzdem nicht, sondern gerade deshalb nicht. Divide et impere (= Latein für Angeber = „Teile und herrsche“)! In diesem Fall die politische Kraft des Wandels in Tirol, hinter der sich die Menschen, die etwas anderes als das Bisherige wollten, eben nicht versammelten, sondern zerstreuten.

Taktische Zerstreuung oder Zerstreutheit

Offenbar hatten die Unzufriedenen den machiavellischen Spruch missverstanden. Ich möchte also aufklären: Es geht darum, die Anderen zu teilen. Wenn man sich selbst teilt, kommt man deshalb nicht automatisch zum Herrschen.

Die Protestierenden und Alternativensuchenden oder ohnedies Kontrahierenden nahmen sich die sowieso schon spärlich verfügbaren, wenig beteiligten Wählerinnen und Wähler also gegenseitig weg. Der Rest wählte, in brav österreichischer Weise, was er oder sie schon immer gewählt hatte. Darauf war und ist der große Rest konditioniert, wie jemand, der wegen seiner Gewohnheit abends vor dem Fernseher sitzt, ehe ihm oder ihr bewusst wird, dass er oder sie das eigentlich gar nicht will (vor allem, wenn Wahlanalysen laufen).

Und warum hätte man alternativ die SPÖ stärken sollen? Das hätte kalkuliert nur die bisherige Koalition bedeutet, lediglich von der anderen Seite und mit einer Signalfarbe aufgemalt. Gegen Rot sind Bauernbünde – auch wieder traditionell – allergisch. 

Antiplatters oder Gegenplatters


Die Lehre aus der Tirolwahl, vor allem angesichts der Wandelwahl in Kärnten, ist: Wo sich die Opposition von Anfang an einig ist, über den Willen zur Rebellion, und darin auch vereint, nur dort kann es auch zum Wandel kommen. Auf Einzelkämpfer kann keine Rebellion bauen.

Mit einer Zerstreuung von Wahlprogrammen, die alle Rebellengruppen einzelnd und für sich gegen den Sündenbock des Landes (auf den man sich wenigstens einigen konnte) ansetzen; mit dem Hauptziel der Beseitigung einer Person, bei gleichzeitigem Offenlassen, wie ernst man diese nach der Wahl nehmen würde; mit all den Vielleichts und Najas einsamer, grantiger Glockenblümchen macht man noch keinen politischen Frühling.

Abgesehen davon braucht es schon ein Kärnten, wie das Kärnten das wir kennen, um unter gelernten ÖsterreicherInnen eine Überraschungswahl wie dort zu stimulieren. Gerade im Vergleich zu Kärnten, ist Tirol eine immer noch heile Welt – zumindest scheinbar.