Samstag, 28. Dezember 2013

Zwischenstillezeit

Inzwischen spricht der Nikolaus
Schon wieder mit dem Weihnachtsmann;
Die Keks erregen langsam Graus,
Weil Mensch so viel nicht fessen kann,
Als er bäckt wie einst bei Muttern,
Um sich den (schneelosen) Winter zu überzuckern.

Das Christkind heißt jetzt wieder Jesus,
Und die Verkäufe machen schluss,
Um sich erneut zu öffnen, breit und weit.
Die Raketen stehen schon bereit.
Mit ihnen zielt man auf Sylvester im Himmel,
Der kann aber auch nichts dafür,
Für das Neujahrsgewimmel.

Ich geh schön langsam Geschenke kaufen,
Während andere in der Umtauschphase
Noch einen letzten Glühwein saufen.
Die stille Zeit ist keine Phrase,
Sie kommt nur meist mit Verspätung
Und mit reichlich Kopfschmerz und trunkenem Schlummer,
Anstatt mit frommen Gesang und Anbetung.
Zum Ersten (und Zweiten) verschlafen wir den irdischen Kummer.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Felix austria hieme

Verlassen, verlassen!

Zug um Zug,
Jung und Alt,
Zum Glühwein gepilgert, noch nicht genug,
Weil es ist doch zu kalt,
Um nicht im Freien zu stehen,
In Jedermanns Wohnung;
Ich kann es verstehen.
Der feierliche Winter kennt keine Schonung.

Darum spielt Jedermann das Sterben im Sommer,
Darum gehen wir halt, darum gehe ich halt;
Werden wir trunken, werde ich frommer;
Und immer ist's kalt, überall ist's so kalt.

Zug um Zug und Alt und Jung,
Weiterhin frieren,
Ich denke an die Regierung;
Sie ist so alt wie neu, nichts kann sie schockieren.
So lügt der Vize uns ins Gesicht,
Was Kanzler und Staat wieder wollen schlucken;
Oder wissen beide es besser nicht?
Du darfst blöde gucken, aber ja nicht ausspucken!

In diesen winterlichen Tagen
Der Glühwein-Pilgerfahrten,
Wollen Österreichs Minister sich nicht nach Hause, nach Europa wagen,
Doch für des Tyrannen olympische Opferspiele reservierten sie bereits Karten.

Tu felix austria... nube?
Vielleicht einen feschen Musicalstar,
Der uns erwärmt die leere Oberstube,
Die Gage dafür, die machen wir klar.
Wir haben ja sonst nichts zu fördern,
Nos felix austria,
Wir sind so gut im ganzen Behördern,
Die größten Bürger-Proteste macht uns die Beamtenschar.

Verlassen, verlassen!
Ich muss jetzt gehen.
Vale tu felix austria,
Müde Mutter, kranke Tochter, auf Wiedersehen!
Mit der Sonne bin ich wieder da.



Donnerstag, 19. Dezember 2013

Das Herz Jesu hat mit meinem Arsch eigentlich nichts zu tun

Die Problematik des Herzen Jesu ist mir so fern, dass ich nicht einmal sagen kann, was ich davon halte; und das kommt, bei einem Klugscheißer wie mir, nur alle tausend Jahre vor. Da ist ein Christ ausnahmsweise einmal religiös, ein Konservativer ausnahmsweise einmal traditionell... Das geht gegen das Reinheitsgebot? Was wollt ihr sonst? Ausgeräumte, ideoligisch neutralisierte, geschmacksneutrale, austauschbare Püppchen a la Spindelegger und Faymann? Einen pseudokonservativen Scheinheiligen, einen pseudosozialistischen Halbkanzler? Die habt ihr schon? Es wird trotzdem nicht besser.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Limonaden-Nikolaus

Limonaden-Christ-Mess-Claus,
Weil du an mich glaubst,
Sollt' ich dein Gesprudel kaufen?
Doch mit dem selben Spruch– oh Graus –
Kam schon der H.C.,
Drum sollst du an deinem Zeug ersaufen.

Die Spülmitteldame verspricht gelassen,
Den Abwasch mache die Tablette von allein.
Ich kann's immer noch nicht fassen!
Doch auch Ein- und Ausräumen wäre fein –
Und eine Spülmaschine, wie ich erwäge;
Ansonsten sind die Tabs recht träge.

Überall steht geschrieben, wird gesprochen,
Die wahlsiegenden Wahlverlierer überdächten ihre Koalition;
Denn sie hätten ihre Versprechen gebrochen,
Nicht jene gegenüber einander – kein solcher Hohn –
Nur jene gegenüber der Nation.
Wollen sie vielleicht vergessen machen,
Während sie auf Fotos lachen:
Es sind die Alten,
Die uns verwalten!

Und der Haider killt jenen Weihnachtsmann,
Um das Christkind mit uns zu erretten!?
Ach! Nicht der tote,
Nur der Alfons vom Operball erinnert uns dran,
Auf protestantisch-schwule Toleranz soll man nicht wetten,
Geht es gegen einen doch katholischen Santa,
Es sei denn man singt Songs wie Sinatra.

Also muss ich den alten Limonaden-Nikolaus,
Doch irgendwie bewahren;
Lieber ist mir der adventlich-kommerzielle Scheiß –
Ich halte mich sowieso draus –
Als die pseudopatriotischen Narren.
Zum Fest der universalen Menschenliebe,
Verschenken sie nationalistische Hiebe.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Weihnachtsgeschichte: Überreligiöse Hoheit der Menschlichkeit

The same old story?

Die Weihnachtsgeschichte erzählt – die Details sind bekannt – von einem Kind, das in einem Stall zu Bethlehem geboren wird. Josef und Maria waren auf Reisen. Es hätte daher auch an einem anderen Ort geschehen können. Ein Komet (Weihnachtsstern) ist als Navi recht ungeeignet, als Lichteffekt jedoch gewiss wundervoll. Und ob das Paar aus Platz- oder Geldmangel keine Herberge fand, sei dahingestellt. Ich schreibe hier weder eine Religions- noch Sozialkritik.

Zuerst wird den einfachen Hirten auf dem Felde von den Engeln verkündet, dass der Erlöser geboren wurde. Aber auch die drei weisen Könige (in welchem „Morgenland“ auch immer) erfahren rechtzeitig von dem besonderen Ereignis. Hirten und Fürsten, Ehrfürchtige und Weise versammeln sich gemeinsam vor der Futterkrippe, in der sie den Säugling schauen, und neigen Häupter und Knie in tiefer Verehrung.

Der Tyrann Herodes (der Ältere, „der Große“) aber, der das Kommen des „Messias“ bereits fürchtete und darum die schrecklichsten Gräueltaten begangen hatte, konnte es nicht verhindern. Ihm wurde prophezeit, dieses Kind würde neuer König werden und seine Herrschaft beenden.

Worum es geht?

Um Symbole geht's. Herodes spielt die Rolle des bösen, tugendlosen Herrschers, der im Hintergrund droht. Ohne Weisheit lässt er sich von seiner Angst lenken und muss darin scheitern. Trotz seines grausamen Widerstands, bringt die gute, tugendhafte Maria (für viele Christ_innen gleichsam eine himmlische Königin) Jesus zur Welt.

Jesus repräsentiert die Göttlichkeit auf Erden. Christlich gesagt soll er die Menschheit von der „Erbsünde“ erlösen und sie ins ewige Leben (nach dem Tode) führen. In freieren Interpretationen lässt sich Jesus als Personifizierung der Liebe (Gottes gegenüber den Menschen) deuten. In meiner Freiheit füge ich dem hinzu, dass (der erwachsene) Jesus auch für die (göttliche) Weisheit stehen darf.

Außer dem Tyrannen verneigen sich also alle Redlichen, von nah und fern, von unten und oben, vor jenem Säugling. Sie beschenken ihn freiwillig, mit dem was sie haben. Allein darin triumphiert das machtlose Kind (das völlig von anderen abhängig ist) über den mächtigen Gewaltherrscher (der ebenso völlig von anderen abhängig ist, aber neben sich keine Gleichgestellten duldet). Die Zuneigung und Liebe zu dem Kind ist also mächtiger, als die Unterwerfung gegenüber der Macht des Tyrannen. Jesus siegt in und mit Liebe. Der lieblose Mächtige wird entmachtet.

Darf's noch mehr sein?

Ein neugeborenes Kind ist der nackte, reine Mensch an seinem Ursprung. Egal in welchem Land, in welcher Kultur, mit welcher Hautfarbe oder welchem Geschlecht es geboren wird, es zeigt das gleiche Verhalten, hat die gleichen Bedürfnisse, überall, weltweit, damals wie heute. Auch die Liebe zu ihren Kindern ist allen Völkern gemein; und über alle Grenzen und Unterschiede hinweg herrscht dafür ein gegenseitiges Verständnis.

Ein Säugling, also auch das „Christkind“ Jesus, symbolisiert daher nicht nur die Unschuld (im Gegensatz zur von Jesus aufgelösten Idee der „Erbsünde“), sondern auch die Gleichheit aller Menschen (die Jesus uns lehrt gesamt zu lieben). Jesus liegt zudem in einem Stall, einer Behausung für Tiere, was die Deutung offen lässt, aus welcher sozialen Klasse „Haus“ er stamme. Er könnte überall zuhause sein.

Und so huldigt also alles redliche Volk, auf Geheiß göttlicher Boten, der wahren Menschlichkeit in der Verkörperung eines ohnmächtigen Babys; sie huldigen der Liebe zum Menschen, zur Menschlichkeit und (ver)ehren damit zugleich die Menschenliebe, die sie in sich tragen.

Die Gegensätze (platonisch, taoistisch?)

Als Gegenspieler zum Gewaltpolitiker Herodes verkehrt das Jesuskind die gesamte Systematik der Tyrannei. Das Neugeborene strebt nicht nach einem Sieg, es triumphiert in seiner Bescheidenheit (ein taoistisches Prinzip?); nicht weil man ihm gehorcht, sondern weil es geliebt wird.

Jesus wird zum „König aller Könige“, weil er das Gegenteil eines Königs darstellt. Darum wird er später auch sagen, sein Reich wäre nicht von dieser Welt. Der irdische Herrscher bedarf vieler Gehilfen und Kräfte, um sich letztlich dennoch nicht auf dem Thron halten zu können.

Jesus hingegen versammelt ohne Zwang die Völker um sich. Er befiehlt ihnen nicht, er erleuchtet sie; er verbraucht nicht die ihnen eigene Kraft und Würde (für sich selbst), er lässt sie (für sich selbst) ihre eigene Kraft und Würde erkennen. Der irdische König adelt sich selbst, das Jesuskind – in der Symbolkraft der Weihnachtsgeschichte – adelt die Menschheit; es adelt die Menschen in ihrer Liebe, in der sie endlich, in Frieden, zu einander finden, zur Gemeinschaft werden, um die Geburt eines der ihren zu feiern.

Das Christkind als Herr? 

Der "Gottesohn" daher nicht „unser Herr“ als Ersatzherrscher des irdischen Tyrannen; als „Herr“ will er die Menschenliebe, als die er in uns regieren will. Diese Menschenliebe ist der Urgrund jeder humanistischen Idee, Philosophie und Errungenschaft (Über meine halb-gare These des Jesus Christus als Philosophen des hellenistischen Judentums – und daher natürlichen Feind der zu seiner Zeit machthabenden Pharisäer – schreibe ich ein anderes Mal).

Auch wenn man kein_e gläubige_r Christ_in ist, Religion im Allgemeinen ablehnt und auch noch keinen Schluck Glühwein vom Adventmarkt intus hat: Die Weihnachtsgeschichte geht in ihrer Bedeutung über die Religion und Konsumritual hinaus. Sie ist, wie es vielleicht den alten Schülern Jesu bedeutsam war, eine Sage voll überkonventioneller, unihumaner Sinnbildlichkeit und Weisheit. Also: Genießt den Advent und kauft nicht zu viel Klumpert!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Fürst Pröll und Strache

Den braven Schilling wieder einführen!
Und Rasch die Fluchtwege verrammeln!
Schließt nach Europa rasch die Türen,
Dann sitzen sie fest –
Mit uns blauen Hammeln.

Die Staatbetriebe privatisieren!
So befehl' ich – Fürst Pröll – mit leichter Hand;
Das ist nicht neu, muss funktionieren.
Geht's schief, was soll's,
Ich bleib am Land.

Der Fürst und der freie Strache,
Die sollten dringend koalieren.
So viel Expertise in eigener Sache –
Wird man nur in einer Koalition verlieren.  

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Sexarbeit: Die geliebte Illegalität

Pseudomoral

Ja, ich geb's zu: Ich war noch nie im Puff! Angeblich soll vor allem Mann das wenigstens einmal im Leben gemacht haben; und der Grund für mein Versäumnis ist gewiss auch nicht meine Keuschheit, eher meine Knausrigkeit. Ich anerkenne aber jedenfalls die seit Jahrtausenden anhaltende Nachfrage von Sexdienstleistungen.

Jetzt gibt es also etwas das stets beliebt und so alt ist wie die Menschheit ist, das seit jeher von gewissen Menschen angeboten wird. Diese befriedigen andere sexuell und erhalten dafür Geld. Niemand sollte dabei zu Schaden kommen. Warum wird die Sexarbeit also pseudomoralisch geächtet wie Diebstahl und Betrug, ist aber denoch damit nicht zu vergleichen?

Zwei Ansätze zur Loslösung von Lösung

Für die Pseudomoral gibt es zwei Ansätze. Der erste ist so alt wie die „Prostitution“ selbst und tritt meist als religiöser Anstand und/oder Sittsamkeit auf. Dabei geht es nicht darum, dass Sex sündhaft wäre. Zügelloser, das heißt unkontrollierter Sex gilt jedoch als Gefahr.
Nicht weniger gefährlich kann die Kontrolle und Einschränkung des sexuellen Lebenstils sein. Beides war immer schon ein Machtmittel der Tyranneien. Wer sich hingegen Sex einfach kaufen oder diesen als Beruf ausüben kann, wird der Aufsicht zur/zum Subversiven.

Der zweite Ansatz vermeint die Sexarbeiter_innen vor sich selbst zu beschützen. Dabei spicht man von den prekären sozialen Verhältnissen, in denen sich die meisten befänden, von den Zwangsverhältnissen und von der Sklaverei in diesem Geschäft. Dabei wird Ursache und Wirkung verdreht. Es erinnert ein wenig an das Bettelverbot: Um die Armut beseitigen, beseitigen wir die Armen?

Zwei Schaße im Märchenwald

Weil jemand, der Sexarbeit anbietet, dies nur deshalb täte, weil sie/er nicht anders Geld verdienen könnte und (deshalb?) automatisch ausgebeutet würde, nehmen wir ihr/ihm auch diese letzte Möglichkeit und machen aus den Ausgebeuteten Kriminelle. Gut durchdacht Frau Schwarzer! Irgendwelchen Frauen im Hosenanzug werden es ihnen danken, allerdings nicht die betroffenen.

Die „französische Lösung“ will die „Freier“, sprich die Kund_innen der Sexarbeit bestrafen, um die Sexarbeiter_innen zu schützen. Das ist so dumm, wie es sich anliest. Sexarbeiter_innen sind als solche von ihren Kund_innen abhängig. Wenn man die „Sexnehmer“ also tiefer in die Schattenwirtschaft und kriminellen Gefielde drängt, macht man das selbe mit ihren Dienstanbieter_innen. Beide sind notwendiger Teil dieser Branche. Man gewinnt den Eindruck, dass jene Politiker_innen, die sich mit dieser Thematik befassen, auch für Wirtschaftsfragen verantwortlich sind.

Recht ist ihnen, was eh nix bringt


Die einzige Lösung für Probleme, die in Verbindung mit Sexarbeit in Erscheinung treten, aber per se nicht durch diese verursacht werden, ist nicht neu. Sie ist nur schwerer umzusetzen, als die anderen erwähnten „Ansätze“. Was nur natürlich ist: Ein Gehirnfurz der nix bringt und nur einer Gesetzesänderung bedarf, ist leichtfertiger getan, als eine echte Auseinandersetzung.

Man muss von einer beabsichtigten Inkompetenz seitens der Politik ausgehen. Man will sich mit dem Thema nicht wirklich auseinandersetzen, verschiebt die Verantwortung von der einen Seite des Strichs, auf die andere – das soll die Wähler_innen erst einmal beruhigen. Öffentlich spricht jeder von Unmoral, heimlich gehen die braven Saubermänner ins Bordell oder ins Internet. Die G'schicht hat einen langen Bart.

Eine echte Lösung – wird nicht gewollt

Würde man tatsächlich Lösungen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution suchen, würde man diese Arbeit als Beruf ernst-, wahr-, und annehmen und entsprechend aufwerten. Es müsste die quasi-gesetzliche Ächtung der Sexarbeit beendet werden. Stattdessen müsste es Lizenzen und Überprüfungen (nicht durch die Polizei, sondern durch unabhängige, geschulte Kontrolleure_innen), Zertifikate und Gütesiegel, Sozialversicherung und Steuersystem geben. Die Sexarbeit dürfte sich nicht mehr im Schatten der (halben) Illegalität abpsielen.

Leider wird dies von der Politik nicht gewünscht. Denn so lange Sexarbeit dort bleibt, wo sie jetzt ist, verdienen die tatsächlich Unmoralischen, die wahren Verbrecher mit ihr ein Vermögen; und das freut auch ihre Freunderl bei Aufsehern und Politik.








Dienstag, 3. Dezember 2013

Ukraine all over again

Weil es so nicht weitergeht

„Orange Revolution“ in der Ukraine, „Arabischer Frühling“ in Libyen und Ägypten und Anderswo, und nun erneute Protestbewegung in Kiev, die mittlerweile das dortige Rathaus besetzte: Es geht drunter und drüber; es geht in eine eindeutige Richtung.

Die USA und ihre Verbündeten stellten in Afghanistan und dem Irak überzeugend zur Schau, dass man mit Kriegen und Folter keine Tyranneien ersetzen kann, und vor allem nicht Demokratie und Rechtsstaat nach humanistischen Standards erzwingen. Nun suchen die unterdrückten Völker ihre eigenen Wege, sich zu befreien.

Die EU?! Wirklich? Ja, die EU meinen die!

In der Ukraine fordert das lautstarke Volk sogar handfest einen Weg in die EU! So etwas sucht man in den etablierten EU-Staaten vergeblich, vor allem in den reichsten unter ihnen: Demokratisches Enagegment der Zivilbevölkerung, der Traum vom gemeinsamen Europa (nach humanistischen Standards).

Dies schmeichelt uns freilich, obwohl die meisten von uns vergessen haben dürften, weshalb. Zur Erinnerung: Die Putin-Diktatur ist die Antithese zur EU. Sie ist systematisch korrupt, antidemokratisch und ein zentralisierter, homogener Machtknödel, dessen regierenden Maden selbst in ihrem Opfer keine Zukunft mehr sehen. Einzelene Mitglieder der EU geben sich wenigstens Mühe, Korruption zu bekämpfen...

Warum scheiterte die Ukraine aber schon einmal in ihrer Bemühung um die „positive Europäisierung“? Warum endete der vielversprechende, zunächst friedliche arabische Frühling in einem Blutbad?

Herrsche und zerteile, dann versuche es erneut... Von Innen und Außen

Neben den alten „Machtstrukturen“, die nur schwer zu überwinden sind, spielt gewiss die ständige Einmischung von Außen eine negative Rolle. Diese wird zwar von den Aufständischen teilweise gefordert, bzw. ergibt sich aus ihren Forderungen, wird aber zugleich zur Bremse einer Entwicklung auf innerstaatlicher Ebene.

Ein Staatsbürger_innentum, das sich als solches bezeichnet, wird nicht nur durch eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Staatsgebiet gebildet. Es muss in der Lage sein, ein System der gemeinsamen Entscheidungsfindung, eine gemeinsame Politik, Gesetze, Verfassung entwickeln. Im Falle der jüngsten Aufstände – in der Ukraine wie in den Arabischen Ländern – bedeuten die Forderungen nach Abschaffung des Machtmissbrauchs und der Tyrannei eine Spaltung der Bevölkerung in unvereinbare Teile.

Mti diesen Bestandteilen ist kein Staat zu machen

Diese notwendige Zersetzung, die bisher nur durch Gewalt verhindert werden konnte, wird durch die Einmischung ausländischer Mächte verstärkt. Man positioniert sich auf der Seite einer Fremdmacht, um seinen innerstaatlichen Stand zu verbessern. Pro-EU oder Pro-Putin: Das sind ideologische, politische und moralische Gegensätze. Staaten wie die Ukraine oder jene des Arabischen Frühlings fehlt es daher an Souveränität, im Inneren wie im Äußeren.

Deshalb gibt es keinen (politischen) Prozess, der noch so mächtige und erfolgreiche Bestrebungen einer aufbegehrenden Bevölkerung zu einem dauerhaften Ziel führe. Sie kann sich auf keine gemeinsame Regierung einigen, Recht und Verfassung verloren längst ihre Legitimität.

Der Staat ist tot! Lang lebe der Staat!


Die Machthaber büßen ein oder werden gestürzt, dennoch bleiben sie irgendwie erhalten. Die Protestbewegung bemächtigt sich eigen, nur um (aus Mangel an Alternativen) die errungene Macht wieder an die alten Eliten des alten Systems abgeben zu müssen. Diese versprechen freilich nur „etwas“ zu ändern.

Anscheinend sind stets lediglich die (alten und neuen) Nachfolger an der Macht ausreichend radikal. Währenddessen sich die Protestierenden, nach einem guten Run, allzu bald zufrieden geben ( möchten – was auch verständlich ist). Mal sehen, wie weit die Ukraine diesmal geht.    

Samstag, 23. November 2013

Wiener Polizei: Amtsgeheimnis ohne Geheimnis

Im Oktober dieses Jahres wurde verpfiffen, in Floridsdorf müssten Verkehrspolizist_innen eine bestimmte Quote an Verkehrsstrafen austeilen. Innenministerin und Personalvertretung schimpfe, Polizeipräsident spricht von Falschmeldung. Es gebe keine Quoten. Von den Chefitäten der Wiener Polizei hörte und las ich keine Stellungsnahme.

Es dauerte etwas mehr als einen Monat, ehe man den Pfeiffenbläser, jenen Beamten, der den besagten Quoten-Hinweis an die Krone lieferte, ausforschen konnte. Er wurde suspendiert. In einer Begründung kündet der Polizeipräsident seinen Untergebenen in Wien von einem "(...) nicht mehr zu heilender Vertrauensbruch zwischen Dienstgeber und Dienstnehmer (...)". Außerdem betont er den Begriff "Amtsgeheimnis", vor allem als gerichtlich strafbares Delikt.

Amtsgeheimnis? Hatte Polizeipräsident Pürstl nicht selbst versichert, es hätte jene Anweisung, eine Mindestanzahl an Geldstrafen zu erreichen, nie gegeben? Demnach gab es gar kein Geheimnis, dass der Whistleblower hätte verraten können. Wird er also jetzt wegen einer diesbezüglichen Verletzung seiner Verschwiegenheitspflicht bestraft, wirkt dies wie ein Eingeständnis, dass mehr verraten wurde, als bloß die Forderung nach einem "Mindestmaß an Überwachungstätigkeit".

Abgesehen offenbart sich wieder einmal, dass der letzte Urwald Österreichs in dessen Gesetzesbüchern zu finden ist. Die Regelungen zum Schutz von Informanten, im Sinne der Korruptionsbekämpfung, scheinen das typische Wischi-Waschi zu sein. Über die Suspendierung wurde anscheinend bisher nur auf Ö1 und Wien.ORF.at  berichtet. 

Freitag, 15. November 2013

Bier und Schokolade

Bier zur Beruhigung
Schokolade in der Müdigkeit
Das Augenblicken einer schönen, jungen Frau
Ein Zufall im Vorübergehen
Um die Zeit zu vergessen
Um sie nicht vergessen zu können

Die schönen Jungen werden immer jünger
Und bald erscheinen sie wie Kinder
Rückwärts bewegt sich alles
Vorwärts
Gleichviel

Bier fürs Ritual
Ich denke an den Ausstieg
Ich bleibe ewiger Sünder
Ich denke an den Ausstieg
Er ist mir unerträglich
Im Gedanken allein

Die Regierung bescheißt nun
Öffentlich
Des Scherzes Kosten zahlen doch alle
Und Bier und Schokolade
Bausteine im All

Und bald muss ich verlassen
Die mächtigen Mauern der Zwerge
Das Meer muss ich queren
Durchkreuzen das Leben
Das hinter mir anwächst

Ich bin so stark
Es ist ein Fluch
Es mag ein Segen sein
Ich aber bleibe
Das trotzige Kind
Letztlich
Und immer wieder

Die Natur ist dein Kuss
Warum sollte ich es bestreiten
Ich bin wie sie, wie er, wie es
Kann nur gemeinsam streiten

Und morgen werde ich nicht schlafen
Was ist meine Angst
Jene des trotzigen Kindes
Gebt ihm Schokolade und Bier
Einen Kuss als Siegel
Ehe der Wilde erneut erwacht


I. Österreichischer Inklusionstag




Der Schauer, ein Adabei


Letzten Mittwoch, dem 13. November, hatte ich als PA Gelegenheit den ersten ÖsterreichischenInklusionstag mitzuerleben. Veranstaltet und gesponsert und durch eigene Mitarbeiter_innen unterstützt wurde er (offenbar) hauptsächlich durch Österreichischen Lotterien (in Kooperation mit ÖAR, ÖZIV, KoBV, Lebenshilfe). Nach mehreren Workshops zum Thema Barrieren bzw. Befreiung von diesen in mehreren Bereichen, gab es Interview, Podiumsdiskussion (Befragung und Moderation Barbara Stöckl), Musik und Tanz, gutes Essen (die letzten drei Dinge auch zwischendurch).

Ich weiß nicht, ob es einer Verletzung meiner Verschwiegenheitspflicht nahe kommt, wenn ich schreibe, dass natürlich „mein“ Kunde eine hochwertige Moderation (Workshop: Barrieren und Bildung) und einen herausragenden Auftritt (Interview) lieferte. Aber schließlich geschah es öffentlich. Bevor ich aber doch noch zuviel verschreibe, verweise ich auf Martin Habachers Blog. Bin sicher, dass es dort bald genauere Informationen (plus Video) zu allem geben wird. EDIT: Es gibt sie schon, allerdings hier, also per Youtube. Aber auch ohne dies lohnt sich ein Klick drauf. Weitere Infos zum Inklusionstag gibt es derweil auch hier: APA-OTS.

Es geht um Inklusion von Menschen mit Behinderung(en)...

Die Workshops waren selbstverständlich poltisch erregt. Die Expert_innen saßen auch zahlreich im Publikum. Die Versäumnisse der österreichischen Bundesregierung, des Staates als solcher, der sich selbst duch den eigenen Föderalismus verhindert; die Problematik einer verhinderten, ignorierten, kompromissfauligen, bisher nicht verwirklichten Umsetzung der 2008 krafteingesetzten Übereinkunft zuden Rechten von Menschen mit Behinderung, die in Österreich immerhin Verfassungsrang genießen würde... All das wurde im Detail, durch Erzählungen Betroffener, vielfach angeschnitten. Und gewiss lassen sich auf diversen Seiten zahlreiche Informationen darüber finden (siehe Linkliste unten).

 ...und um Grundsätzliches 

Ich möchte nun an Grundsätzliches erinnern. Ein Rechtsstaat bedeutet nicht, dass alle rechts fahren. Seine Urgrund besteht im gleichen Recht für alle (Mitglieder). Wird dieses Prinzip nicht durchgesetzt, ist es gleichbedeutend mit einem Gesetz, das nicht exekutiert wird: Es ist nicht existent.


Dabei ist es beinahe egal, dass es UN-Menschenrechtskonvention gibt, dass Barrierefreiheit von irgendwelchen freundlichen Damen und Herren in irgendeinem Konvent zum Menschenrecht erklärt wurde. Wenn einer Minderheit – aus welchen Gründen auch immer – die Rechte der Mehrheit vorbehalten werden, schadet dies dem gesamten Staat, der gesamten Gesellschaft. Das ist ein Naturgesetz.

Konkret (und daher sind die Papiere doch nicht ganz egal): Wenn eine Regierung es sich erlauben kann, einen (wie auch immer umschriebenen) Teil der eigenen Verfassung zu ignorieren, schwächt dies die Verfassung im Ganzen. Daher ist jedes Minderheitenthema, wie jenes der Rechte von Menschen mit Behinderung, auche in Mehrheitenthema. Es sollte auch in den Wahlkämpfen entsprechend behandelt werden.

Weitere Links:
HELP
BIZEPS

Dienstag, 5. November 2013

Popzeitalter-Depression! Mit all dem Nichts ist alles nichtig

„Pop“ war immer schon eine Zu-Plakatierung aller greifbaren Medien. Heute ist Pop völlig G/gaga und damit ehrlicher und aussagekräftiger als je zuvor. Pop geht den Weg aller Wesenheiten, die versuchen, ohne Ernsthaftigkeit ernst zu sein. Er wird zur Parodie seiner selbst (im Falle von Lady Gaga muss ich annehmen, sogar mit Absicht).

Blasen machen Pop

Das inhaltslose und qualitätslose Provozieren, wie sehr es auch versucht, in der Gegenwart aufzufallen und zu „wirken“, schafft nichts Bleibendes für die Zukunft. Die einzig nachhaltige Wirkung dieser Kulturform liegt in ihrer Vakuumbildung. Ihre Leere ist nicht raumlos, sie verdrängt Inhalt und Qualität. Sie passt in unsere Zeiten.

Blasen an den Finanzmärkten, die den höchsten Gewinn (für irgendwen) bringen – und damit einen Aufschwung simulieren, der die gleichsam steigende Arbeitslosigkeit vergessen machen soll; Eine Werbewirtschaft, die ihre Sprache auf unbeantwortbare Fragen und Imperativ-Sätze reduziert; Politiker_innen wie Angela Merkel, die deshalb gewählt werden, weil das Nichts, das man über sie weiß, besser ist, als alles, was man über die anderen weiß.

All und Nichts

Es geht um alles und nichts. Über so viele, so weitreichende Informations- und Kommunikationsnetzwerke wie nie zuvor verfügt diese Menschenwelt. Gleichzeitig steigt in den reichsten Staaten die Zahl jener Menschen, die nicht „sinnerfassend“ lesen können. Und während die letzte schwarz-gelbe Regierung Deutschlands „vernichtende“ Umfrageergebnisse einfuhr – die Vernichtung, für die nur geringfügig beteiligte FDP, bei den letzten Wahlen tatsächlich eintraf – blieb Immernoch-Kanzlerin Merkel für die meisten die beliebte „Mutti“. Dieser Widerspruch entseht durch seinen Mangel an der richtigen Stelle: Zu wenige hinterfragen die bunten Bilder, leben in surrealen Wahrnehmungsblasen. In diesen ist alles möglich und zugleich nichts – vor allem kein Widersprechen.

Pop macht depressiv

Mit so einem Wahlvolk – es lebt nicht nur in Deutschland – lässt sich (auf Dauer) keine Demokratie bewahren. Genausowenig lässt sich mit dem immer noch gegenwärtigen Zocker-Illusionen-Finanzmarkt (auf Dauer) keine Wirtschaft machen. Die Aussichten in die Zukunft sind mir daher so düster wie der Besuch eines beliebigen Supermarkts, bei dem ich die eigene Musik mitzubringen vergaß. Pop macht (auf Dauer) depressiv!

Das von aktuellen Berufs-Politiker_innen und Popkünstler_innen keine Bewegung zu erwarten ist, liegt an ihrer Natur, an ihrem Selbsterhaltungstrieb. Es sind untote und hohle Wesen, denen die Welt genauso ausgehöhlt passt, wie sie von ihnen ausgefressen wurde – in ihr können sie regungslos ausharren. If you are a maggot, never change a rotten system. Ich will daher, dass der lebendige Rest von uns die Blasen und Leerräume, die unser Leben umzingeln, mit Sinn und Zweck ausfüllt – sie damit auslöscht, uns dadurch erfüllt.

PS: Letzterem stehen auch politisch gut gemeinte Ikonografien im Wege (die mehrdeutig und daher nie wirklich zu verstehen sind), auch sie verzerren die Wahrheit. "...Und die Wahrheit wird euch frei machen."



Donnerstag, 31. Oktober 2013

Kamikaze

Das Göttliche
Es will nicht meine Unterwerfung
Doch frei mich sehn
Zutiefst in mir

Mein Wille ist ein Streichen
Mit dem Zweig über dem Wasser
Seinem stark gespannten Hauch

Und irre ich
Wir werden's wissen
Solange ging ich
Meinen Weg

Und kommt des Weges Zweigung
Lasse mir die Zeit
Hier gibt es nichts zu finden
Außer dem richtigen Atem

Wer den Weg hat
Kennt dessen starken Wind

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Zu Halloween geh ich als NSA

NSA, NSA, NSA... Das liest und hört man zur Zeit überall. Und mit jeder Erwähnung dieser gemheimdienstlichen Behörde, mit ihren nunmehrigen Halbgeheimnissen, verschwinden andere Themen aus den Schlagzeilen. Themen, über die man schreiben könnte, weil man Genaueres, Näheres, sogar Ferneres über sie weiß.

Hätte ich den mittlerweile mehrfach verfluchten Namen dreimal in einen Spiegel hinein gerufen, wäre vermutlich General Alexander persönlich erschienen (nicht der aus Makedonien, der aus New York), schließlich steht Halloween vor der Tür. Jawohl! Mir gefällt dieses amerikanische Spektakel, ich bin ein Freund von Multi-Kulti, ich bin Tolerant, ich bin Gutmensch: Daher auch ein Freund der Amerikaner, zumindest auf Facebook-Freundschafts-Niveau. Man kennt sich eben übers Internet.

Ernsthaft

Was mich freilich stören sollte, sind all die Abhörskandale, die von Edward Snowden veröffentlicht wurden. Zumindest muss man die Ami-Technologie, die hierbei zur Anwendung kam und kommt, ernst nehmen. Schließlich verfügen wir in Europa nicht über eine solche Abhör-Power und das ist gewiss peinlich, in einer globalisierten Welt. Zumal seit Gründung von Staaten ein jeder Staat die anderen ausspioniert, wie es in seinen Möglichkeiten liegt.

Die USA hat lediglich mehr und bessere Möglichkeiten. Und es ist auch kein Zufall, das ausgerechnet die Putin-Diktatur den freigeistigen Whistleblower Snowden bei sich Unterschlupf gewährte. Der diktatorische Ex-KGBler würde gerne so viel er kann über das neueste Know-How seines einstigen Feindes aus dem Kalten Krieg erfahren.

Ernst ist lange tot

Was man also nicht ernst nehmen kann, ist die allgegenwärtige, geheuchelte Empörung: Diese bösen, unartigen Amis! Ich bitt' Sie! Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs beinhaltet vor allem Deutschland diverse, wichtige Stützpunkte des US-Militärs. Manche nennen das Imperialismus, andere Pragmatismus – alle haben Recht.

Die USA stürzen, putschen, infiltrieren, schmieren, geheimagieren, sonderkommandieren, bomben und dronen wo, wann und wie sie wollen und die Welt, auch die UNO, muss „schmähstad (dt: sprachlos, in Ermangelung an Argumenten)“ zusehen. Warum sollte das mächtigste Militär der Welt nicht auch die deutsche Kanzlerin abhören (Ich muss gestehen, ich würde auch gerne manchmal wissen, was diese Frau laut am Telefon denkt.)? Und warum sollten wir glauben, sie hätte sich ihre Überwachung nicht denken können?

Wer zu viel weiß, kann nicht schlafen

Antwort: Ablenkung! Sprechen Sie das dreimal um Mitternacht zu Halloween in den Spiegel und es wird ein besonderes Schreckensgespenst erscheinen: Sie selbst – Der mündige Bürger, die mündige Bürgerin, der/die mittlerweile die Ohren und Augen voll von all den globalen Schwierigkeiten hat, die uns die neuen Informationsmedien non-stop eröffnen. An den USA gäbe es vieles zu kritisieren. In meisten Fällen aber müsste man dabei auch den Global-Player EU mitverantwortlich machen. Das dürfen wir nicht vergessen. Das will man uns vergessen machen.

In einem Interview sagt Ilija Trojanow, Deutschland hätte die verfassungsmäßige Verpflichtung, seine Bürger_innen vor dem Angriff auf ihre Privatsphere zu schützen. Recht hat er. Ich gebe aber zu bedenken, dass jeder Staat, der diese Pflicht ernst nimmt, seine Bürger_innen vor Gefahren zu bewahren, sogleich Brasilien militärisch besetzen müsste (beispielsweise – nicht ausschließlich), um den für alle Erdlinge lebenswichtigen Regenwald zu hüten, dessen Flächen gerodet werden, um Massentierhaltung und Monokulturen Platz zu machen, damit wir – in den USA und Europa – uns die Ateriosklerose anfressen und den Lungenkrebs anrauchen können.

Wir wollen lieber schlafen

Wer also ein Problem mit der NSA hat, der sollte noch viel mehr Probleme mit den anderen Schweinereien haben, die durch die Machtbesessenheit in aller Welt verursacht werden. Dies aber wären Probleme, über die wir zu gut bescheid wissen (könnten). Wir belegen die öffentliche Debatte jedoch lieber mit Dingen wie der NSA-Enthüllung, über die wir bei aller Enthüllung kaum Belegbares erfahren (können). Die ganze Geschichte mag für uns von einem unterhaltsamen Hauch Mystik und Empörungspotenzial umgeben sein.

Doch viel könnten wir, bei bisheriger Kenntnislage, nicht gegen den technologisch besten Geheimdienst unternehmen, ohne die eigenen Geheimdienste zu gefährden. Es brächte auch keinen Vorteil, wenn wir einseitig diese Quellen unserer Scheinheiligkeit abschaffen würden. Und viel Nützliches lernt das international anwachsende Heer der Arbeitslosen und Perspektivenlosen, der Working-Poor und Working-To-Much, der an Umweltgiften gegenwärtig und in Zukunft Leidenden und Sterbenden, der zu Tode Gedealten und Finanzverzockten durch diese Story auch nicht - Bleiben dennoch damit beschäftigt. Im Geheimen werden die Merkel und andere Machtmenschen dem Obama und der NSA dafür die Füße küssen.






Mittwoch, 23. Oktober 2013

Herbststaat

Der Staat steht wie der Nebel
Herbst hält uns den Atem an
Hier engt sich der tönende Knebel
Von all den Stimmen
Kommt jede und doch keine dran

Von all den Bäumen fallen
Des Weges mysthische Zeichen
Sie wollen uns gefallen
Wir schrecken
Und wollen der Erkenntnis weichen

Die beiden ewigen Großparteien
Welken doch mit ihrem Glauben
Bleiben liegen, werden klein
Fressen ihre eignen Trauben
Und haben nichts zu geben

Die Frauen stimmen der Parteien Ton
Zur Hymne einer neuen Zeit
Doch Männer sitzen auf dem Thron
Und verstimmen dort zu zweit
Was heut schon auf den Frühling wartet

Gegen den Frühling jedoch
Könnt ihr kein Gesetz begründen
Was also opfert ihr noch
Der Weihe des Winters
Seinen dahinschmelzenden Pfründen

Die Frauen bestimmen euren Ton
Sind zweierlei Art wie die Parteien
Die einen sind der sprechende Hohn
Die anderen ernst
Wollen nicht mehr dabei sein

So machte es diese Gesellschaft
Wie die alten schon
Und wie Mann so auch Frauschaft
Die laut Höhnenden bleiben
Die Anständigen müssen davon

Ein Staat im Nebel
Und im Herbst die ganze Welt
Gedrückt ist längst der Hebel
Ob ihr es bemerkt?
Ob es euch gefällt?

Dienstag, 15. Oktober 2013

98 Prozent Hochbegabte - keine Gratiszeitung für Vorschulkinder

Ich habe den Dokumentarfilm „Alphabet“ von Erwin Wagenhofer noch nich gesehen, dessen Plakat allerings. Muss bereits kritisieren: Wären 98% aller Menschen bei ihrer Geburt hochbegabt, wären sie nicht hochbegabt – es sei denn, man kehrte die Bedeutung des Begriffes der Hochbegabtheit in dessen Gegenteil um. Eine solche Absurdität wäre dieser Tage durchaus vorstellbar (siehe: Feminismus, Pazifismus, Bürgerlichkeit, Humanismus, Moral, Finanzmärkte, usw.).

Keine Zeit zum Genießen


Allerdings lässt sich erfahrungsgemäß feststellen: Vor Schuleintritt sind Kinder mit einer natürlichen Wissensbegierde ausgestattet, die bereits früh während der Schulzeit rapide abnimmt. Jedenfalls musste ich mir das genussvolle Denken und Lernen nach spätem Ende meiner Laufbahn wieder selbstständig aneignen (Platon sei Dank!).

Vor dem Vorbeispazieren am besagten Filmplakat, teilte ich mir den Wagen mit einem Haufen Schulkinder: Alle aufgeweckt, gut drauf. Soweit keine Sorge. Sie lasen auch schon fleißig, allerdings in den Gratiszeitungen.

Sorgen um Maddie

Muss ich mir darüber Sorgen machen? Die einen werden vielleicht umso früher erkennen, wieviel Blödsinn in diesen Blättern steht. Die anderen werden sich aber möglicherweise zu früh und geistig an die Auswürfe einer Medienkultur anpassen, die nur in seiner Produktionsmenge das neue „Informationszeitalter“ repräsentiert. Wie auch immer: Es wäre wünschenswert, gäbe es eine Gratiszeitung, die sich auf wesentliche und tatsächliche Informationen – im Sinne von Wissen und Aufklärung – beschränken würde.

Zwei neue Phantombilder regen derweil zu erneuten Fragen an. Ob dieser Mann Maddie entführt hätte, der an manchen Stellen – vielleicht unbewusst – bereits von Zeitungsmacher_innen schuldig gesprochen wurde? Das führt nur zu weiteren Fragen: Wer ist dieser Mann? Wo ist er? Gibt es ihn überhaupt wirklich? Da zwischentitelt eine, die Mutter hätte den Entführer um eine Minute verpasst. Nicht einmal die Betroffenen scheinen so viel über diesen Fall zu wissen, wie eine dieser Gratiszeitungen. Vielleicht sollte man die Ermittlungen in deren Büros fortsetzen.

Wundern ist wichtig

Der Erfolg dieser Medienkultur wundert mich jedenfalls nicht. In der Schule hört Lernen und Wissen auf, Spaß zu machen. Von da an, bis ins Erwachsenenalter, bis in die akademischen Karrieren hinein, wird uns Wissen als Werzeug präsentiert, dessen Umgang wir erlernen müssten, um in dieser harten Welt zu überleben, ergo um Geld zu verdienen, um das allein es im Leben ginge – sagt man es auch nicht direkt, so dennoch durch den Mangel an alternativen Philosophien.

Wer will sich in seiner Freizeit, auf dem Weg in die Arbeit noch mit wesentlichem Wissen und Denken belasten, das nicht unmittelbar seinem Gelderwerb dient? Wer will nur einen kleinen Teil dieses Geldes ausgeben, um sich qualitativ hochwertige Hirnnahrung zu kaufen – zumal für die Freizeit, fürs Vergnügen? Eine Minderheit vermutlich. Und so bleibt der Mehrheit das Trauma der Schulzeit und das Junkbrainfood der Gratiszeitungen.

Kein Raum für Fehler = Fehler überall

Aber auch manchen gebildeten Menschen widerfährt ein gelegentlicher Ausrutscher ins Pseudointellektuelle. Das ist menschlich. Ein Lernen aus diesen Fehlern sollte als Bereicherung wahrgenommen werden. Was schwer fällt in einer Kultur, in der Wissen außerdem als Waffe betrachtet wird, die man gegen andere einsetzt, um sich in dieser Menschenwelt zu behaupten.

Wir leben in einer Wissenswüste, also einer Wüste voller Wissen, das uns umgibt. Wir haben es meist so eilig die Unwirtlichkeit dieser Wüste zu durchkämpfen, dass wir ihre Schätze nicht zu nützen wissen. 

Dienstag, 8. Oktober 2013

Geraunze I

Das Geraunze schallet weit
Über frisch gestrichene Fußgängerzonen
Gegen all die böse Gutmenschlichkeit
Und die Bobos
Die im Altbau wohnen

Schuldig sind die Pazifisten
An den diktatorischen Kriegen
Außerdem die Humanisten
Haben sie doch nichts getan
Wollen sich in Unschuld wiegen

Und die politische Korrektheit
Und diese lästige Moral
Uns ist ihr Denken doch zu weit
Genauso ihr Ackern
Es bleibt uns egal

Dies Geraunze sei die Kunst
Als schlaue Meinung gut verpackt
Und unserer Mündigkeit hohe Gunst
Mit der wir erklären:
Die ewig Anderen haben's verkackt

Können wir's auch nicht wirklich erklären
Fällt es uns doch so leicht aus dem Mund
Was wir als Gegenstück dessen gebären
Was aus fremden Köpfen stammt
Sie antaten es uns kund

Wir wollen verneinen und verdrehen
Ihre Wörter, ganz so wie sie sind
Was zu uns kam, muss wieder gehen
So wie es kam
Wir bleiben blind

Denn was sollen wir schon neues schaffen
Nur mühsam errichtet man geistige Bauten
Wir machen's wie unsre Verwandten, die Affen
Und werfen mit Fekalien dessen
Was wir zuvor mühsam verdauten

Was gut war, sei nun schlecht
Wir wollen es so, frag' nicht warum
Mir bleibt die Ungerechtigkeit gerecht
Dient sie mir
Ich bin ja nicht dumm

Ja, was gut war, sei nun schlecht
Und was immer schon schlecht war
Ist zu teuer, darum nicht echt
Unsere Gespenster
Bringen wir als Opfer dar

Zu unsren Problemen erklären wir
Radfahren und Nichtraucherschutz
Echte Probleme wollen wir nicht hier
Sie sollen schweigen
Und ihre Boten in den Schmutz

Es raunzt sich gut
Weil die Anderen uns widersprechen
Das macht uns guten Mut
Wir widersprechen zurück
So wollen wir uns rächen

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Orbánsches Odachlosenverbot: Das Angesicht des Bösen (Teil I)

Europa 2013: Die europäische Union, die sich aus Gründen der Venunft bildete, dultet in ihrer Mitte einen Mitgliedsstaat, dessen Regierung gegen alle Vernunft arbeitet. Im teuflischen Detail ihrer Unvernunft bedient sie sich der Werkzeuge des Faschismus (ob neo oder altbacken ist hierfür unbedeutend). Die EU muss Ungarn und sein Kabinett Orbán II zwar dulden, doch bekämpft ihre Kommission die Auswüchse ihrer Gerechtslosigkeit, wo und wie sie kann. Erschwert, wenn der Vizepräsident der Europäischen Volkspartei Viktor Orbán heißt; wenn in allen anderen Mitgliedsstaaten die selbe EU, die einzig gegen das Unrecht vorzugehen weiß, durch vielgesichtige Heuchler_innen, Wahnsinnige und Unwissende verleumdet wird.


Erneut will die Regierungspartei Fidesz, mit ihrem christdemokratischen Blinddarm – die mit dem aktiven Rechtsradikalismus im eigenen Land und Parlament jongliert – die Schwächsten der eigenen Gesellschaft jagen. Obdachlosigkeit soll verboten und unter Strafe gestellt werden. Die Katze ist aus dem Sack! Eine solche Pseudogesetzlichkeit ist nicht nur beliebte Methode diverser Tyranneien, um die Zeugnisse des eigenen Versagens zu beseitigen. Sie ist ein Relikt aus düsteren Zeiten. Nicht im finsteren Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit wurde massiv gegen Obdachlose und Fahrende vorgegangen. In England (vor allem ab 16/17 Jhd.) wurde Arbeitslosigkeit unter Strafe gestellt. Der Absolutismus erfand sich Zuchthäuser, in denen Menschen lediglich aufgrund ihrer Armut zu Zwangsarbeiten verdammt werden konnten.

All diese Grausamkeiten entsprangen der zunehmenden Funktionalisierung der Gesellschaft zum Eigennutz der Herrschenden; wurden (im Fall der letzten Jahrhunderte) unterstützt durch pseudochristliche Ethik und pseudokonservativen Machtmissbrauch; und wurden endlich durch die modernen und erfolgreichen Sozialstaaten abgeschafft. Doch ihre Methoden und Begründungen gipfelten zuletzt im Holocaust. Im Namen eiskalter Funktionalität und Pseudomoral – Teil des alten, tyrannischen Machtspiels – wurden für die Diktatur entbehrliche Individuen allein aufgrund ihrer Existenz kriminalisiert und ermordet. Der Zweck war Propaganda (Einheitsbildung durch Feindbilder), Abschreckung und Eliminierung potenziellen Widerstands.

Nun wagt es die Fideszpartei, diesen Verstoß gegen jede wahre Moral, diesen Hohn gegen jede Menschlichkeit innerhalb von Demokratie und Europa zum eigenen Gesetz zu machen. Wie wäre dies möglich, wenn sich Orbán dabei nicht sicher fühlen würde: Entweder er hat endgültig den Verstand verloren oder er kann auf genug Unterstützung und Sympathien innerhalb und außerhalb Ungarns hoffen.

Rechtes unrechtes Europa

Dass der militante Rechtsextremismus, unterstützt duch die ungarische Parlamentsminderheit Jobbik, und Übergriffe gegen Roma und Juden in Ungarn zunehmen, ist bekannt. Aber auch in Italien wurden Häuser so genannter “Zigeuner” angezündet, während Ex-Regierungschef Berlusconi viel zu lange ungestraft blieb und für die meisten seiner Verbrechen auch bleibt. Auch in vielen anderen EU-Staaten gewinnen oder behalten rechtsextreme Parteien, mit billigem Populismus, die Gunst nicht weniger. Trügerisch so benannte “konservative” Parteien besitzen Macht oder gewinnen sie. 

Diese geben sich nach Außen hin bürgerlich, erweisen sich tatsächlich jedoch als wesentlich erfolgreicher in der Schädigung des Bürgertums, als alle rechtsextremen Haufen zusammen; oder sie entpuppen sich als deren Erfüllungsgehilfen, nicht zuletzt in Österreich. Kaum vorstellbar, dass sich ein Innenministerium unter der FPÖ schändlicher gegenüber Asylsuchende verhält, als bisher unter der ÖVP. 

Und wieder wird dies durch eine Partei geduldet, die behauptet dem Schändlichen entgegen zu stehen. Die Sozialdemokratie bekam durch die Stimme des Volkes formal und erneut mehr Macht zugesprochen und doch, aufgrund ihres verpflichtenden Bündnisses mit den Ungerechten, ist sie zum Dulden gezwungen. So ergeht es der SPÖ gegenüber der ÖVP, so ergeht es der EU gegenüber Ungarn.

Düstere Vorzeichen, wehrhafte Anfänge

Die letzten Nationalratswahlen in Österreich sind wie ein warnendes Abbild der europäischen Realität. Die Rechtsextremen rekrutieren überall aus den Reihen der Enttäuschten, Verarmten und Verlorenen. Die falschen Bürgerlichen, mit ihren falschen Eliten und ihrer falschen Ethik halten sich dort, wo sie nicht sein sollten. Sie dienen weiterhin als Erfüllungsgehilfen und heimliche Anwälte des Extremismus. In Österreich ist es bis jetzt ausgerechnet dem Ober-Populisten Strache zu verdanken – besser gesagt seinem Egoismus – dass jene ÖVP nicht den Bundekanzler stellen kann.

Die Stimmen der Vernunft bleiben dünn. Ihre Beauftragen erhalten sich mit knapper Not und damit uns alle über dem Abgrund der Dummheit. Ich weiß nicht, wohin diese Entwicklung führen wird. In den USA lässt sich mittlerweile wieder hoffen, dass die Agitation der korrupten Mehrheit der republikansichen Partei (deren Eigenname jede Republik verspottet), trotz ihrer Propaganda-Maschine FOX, allmählich von einer gewissen Bevölkerungsmehrheit durchschaut und zum Boomerang wird. Bleibt ein großer Anteil auch im Dunkeln, so übertreiben selbst die geschicktesten Demagogen hier und da ihr Bestreben, glauben sich der Dummheit des Volkes versichert zu haben, während ein letzter Funken Verstand das Übermaß an Heuchelei doch noch aufhält, abschwächt und bekämpft (als unterläge dies dem Minimumgesetz).

Der Sorge letzter Schluss

Letztlich weiß ich nur, dass mir die jüngste Frechheit der ungarischen Regierung das Antlitz des Bösen offenbart – so deutlich wie kaum etwas anderes in letzter Zeit innerhalb der EU. Das Böse aber ist die Unvernunft, die weiterhin gegen alles anstürmt, was Philosophie, Aufklärung und Menschlichkeit in den letzten, friedlichen Jahrzehnten Europas, zum Wohlstand der meisten von uns, erreichte. Weitere Ausführungen und Details zu diesem Thema sollen folgen.




Montag, 30. September 2013

Nationalratswahl: Es heißt nicht Rationationswahl

Nationalratschluss

Die Nationalratswahl 2013 ging also über die Bühne. Viele bedenkliche Auftritte bekamen wir während des gefühlt unendlichen Vorspiels dort zu sehen. Mich wundert das Ergebnis  daher ein wenig, allerdings immer wieder und daher eigentlich gar nicht.

Der Trend vom letzten Mal setzt sich bei Rot-Schwarz und Blau fort. Nur die Neos bringen das Prosphatos in den Wechselstrom der Parlamentarier_innen. Am Verschwinden des BZÖ ist nur schade, dass Spitzenkandidat Bucher einen gewissen Unterhaltungswert hatte. Vielleicht wird er Jury-Mitglied bei einer dieser (die Menschheit) erniedrigenden Casting-Shows.

Keine Rationalwahl

Wer "diese" Politik (welche genau?) satt hat – wie gerne formuliert wird – sollte auch wissen warum. Es macht keinen Unterschied ob man aus Protest oder aus anderen Gründen ausnahmsweise etwas Anderes wählt. Gleiches gilt für's Nichtwählen. Die Politik kann das diffuse Jammern über alles Mögliche vor den Urnen nicht hören. Wozu gibt es Internetforen und Blogs?

Der Stimmenzuwachs bei der FPÖ macht erneut nachdenklich. Lässt sich der Erfolg allein durch die Rhetorik Straches erklären? Glauben sie ihm wirklich (hören sie ihm richtig zu)? Ist ihnen alles andere egal, außer einer professionellen Ausländer_innenrepression? Oder halten sie ihn tatsächlich für wirtschaftskompetent, wenn er darlegt, dass der Euro nicht funktionieren könne, weil es ja so viele unterschiedliche Euroländer gebe (und Währungszonen üblicherweise so gleichförmig wirtschaften würden wie sich das ein aufrechter Deutschnationaler nur wünschen kann; überhaupt eine Gemeinschaft aus Gleichenförmigen, nicht aus Gleichberechtigten bestehen solle)???

Nationale Ratlosigkeit?

Schwarz-Blau wäre rechnerisch möglich und bleibt doch – aus mehreren Gründen – unmöglichen. Letzteres ist ausgerechnet Straches Ego zu verdanken, der – anders als einst Haider – keiner anderen Großpartei als Steigbügelhalter in den Kanzlersattel (auf einem nicht ganz reinrassigen „Republizzaner“) verhelfen wolle. Danke Herr Strache! Ob der Herr „Spindi“ nämlich einer solchen Kombi zugestimmt hätte... Wer weiß? Schwarz ist die Farbe der Ninja.

Was also kann kommen, außer einer erneuten, großen Koalition? Was im Kern daran liegt, dass sowohl die Blauen als auch Grünen nicht mit allen können. Ein Bündnis aus mehreren Kleinparteien mit einer der Größeren, z.B. SPÖ, GRÜNE, FRANK und NEOS? Dem Nochkanzler sind mehr als zwei zuviel. Außerdem schreibe ich über Österreich. Hierzulande entwickelt man sich... gemütlich.


Dienstag, 24. September 2013

Politische TV-Duelle: Un- und Sinn

Auf die dieser Tage weit verbreitete Frage, ob es – für den bürgerlichen Entscheidungsprozess zur Nationalratswahl 2013 – Sinn mache, sich TV-Deppaten oder auch TV-Debatten, rund um die Spitzenkandidaten und der einen spitzen Kandidatin, zu widmen, kann ich eine klare Antwort geben: Jein.

Ansehen kann zwar erträglicher werden, wenn man den Ton dabei ausschaltet, auch verpasst man dadurch keine beabsichtigen Information, aber die Körpersprache allein lässt uns nicht die Fülle an unbeabsichtigen Botschaften erkennen. Ich kann jedoch beruhigen: Es genügt, nur wenige Sekunden von der Redezeit des jeweiligen Kandidaten zu beobachten, um das Wesentliche zu verstehen. Die Persönlichkeit des jeweiligen Perfomers lässt sich rasch erfassen.

So war vorgestern, in aller Kürze, klar zu erkennen: Werner Faymann könnte eine rote Merkel sein. Er ist zurückhaltend, vorsichtig, bemüht sachlich (klingend). Obwohl viele sich gerne über den SPÖ-Häuptling lustig machen (in erster Linie über Äußerlichkeiten), zeigt sich, dass er politisch und rhethorisch nicht ungeschickt vorgeht. Gilt er auch als unscheinbar und farblos, hat er wieviele Chefs des Kollisionspartners ÖVP bereits überlebt? Diese Eigenschaft bei Poltiker_innen erinnert mich stets an den Star Wars Senator Palpatine AKA Darth Sidious, ohne dem Bundeskanzler eine Verbindung zur dunklen Seite der Macht unterstellen zu wollen.

Wäre die ÖVP demnach mit der FDP zu vergleichen? Leider triff das nur teilweise auf den ebenfalls vorgestrigen Aufrtitt von Mit-50%-Wahrscheinlichkeit-Kanzler Spindelegger zu (der uns indirekt erklärt, dass bundesweite Wahlen eigentlich überflüssig sind. Es wäre sowieso klar, dass entweder er oder Faymann Kanzler würden. Die beiden könnten demnach auch miteinander um den Posten würfeln – würde uns Geld sparen). Die aufgeputschte Emotionalität des ansonsten so katholischen Burschenschaftlers, das geplusterte Selbstbewusstsein (was schütten seine Berater ihm in den Kaffee? Und trinkt er zuviel davon?), das ihn bestenfalls – zumindest auf mich – etwas hilflos arrogant und künstlich überheblich wirken lässt... All das haben Westerwelle und Rösler allerdings besser drauf. Er hingegen kann auf weit mehr Traditions-Stimmen hoffen.

Dann gibt es noch die vielen Umfrageergebnisse, die den TV-Duell-Analysen eingefügt werden. Diese können sich recht interessant anhören, vorausgesetzt, man eliminiert ihren Ton nicht ebenso, vielleicht reflexartig. Letztlich verbleibt aber die Feststellung: „Genaueres“, das heißt das eigentlich Wesentliche, weiß man erst nach der Wahl. Wie wichtig der ORF und andere Sender dieses Reden übers Reden nehmen, erkennt man daran, dass auch hier wieder einmal die Gebärdendolmetscher_innen fehlen.

Das Reden übers Reden übers Reden, also über diverse Umfragestatistiken, nimmt ja angeblich einen zu starken Einfluss auf die Entscheidung der Wähler_innen. Aber was nicht? Und: Warum nicht? Man kann die Zeitungen schließlich nicht die ganze Manipulationsarbeit alleine machen lassen. Es gilt dabei aber immer die Qualiät einer Umfrage zu beachten. Wie viele Menschen wurden, wann und wo und wie befragt? Wie verständlich wurde formuliert? Beliebteste Fragestellung beim Wahlvolk ist übrigens: Halten Sie Politiker ... für A) deppert B) net ganz deppert oder C) gar net so deppert (wie die Anderen)?

Fazit: Kurz reinschauen. Ansonsten Parteiprogramme durchlesen!

Wiener Linien: Ein unheimliches Sittenbild


Mittlerweile frage ich mich, ob die neueste Kampagne der Ayatollah Sittenlinen Wiens (vormals Wiener Linien), die sich „Rücksicht hat Vorrang“ nennt, Schuld an den aktuellen Fahrt-Verzögerungen ist. Und ob die zunehmende Polizeipräsenz in gewissen Stationen, die offenbar darauf abzielt, einzelne, männliche Kapuzenpulliträger anzuhalten und um deren Papiere zu bitten, etwas damit zu tun hat?

Will man uns erpressen? Benimmregeln einhalten oder die Öffis fahren nicht pünktlich! Will man uns einschüchtern? Seht her! Überall Uniformierte mit Barett, die euch genau beobachten und das auf Kosten eurer Steuergelder! Und ihr könnt nichts dagegen machen! „Muahahahaha!“, so ein Mitarbeiter der Wiener Sittenwacht, der anonym bleiben möchte.

Wenigstens irgendeine Bildungsinitiative

Es kann natürlich auch sein, dass sowohl die verstärkten Polizeikontrollen, als auch die Fahrgäste-Erhziehungs-Initiative etwas mit der nahenden Eröffnung der Streckenverlängerung der U2 zu tun hat. Schließlich kennen die wilden Stämme des äußeren 22. Bezirks dieses Verkehrsmittel nur aus ihren Sagen und Legenden. Man möchte daher einer möglichen Panik unter den Einheimischen und ihrem Mangel an Etikette vorbeugen. Warum man aber die Kampagne wieder beenden will, sobald dieses Terra Incognita erschlossen wird, bleibt daher ein Rätsel.

Laute Musik gegen Vormundsbeschallung

Einzig erwiesen scheint: In den Augen der Betreiber_innen sind wir doch alle Kinder. Zuerst will man uns vorschreiben, wem wir unser Taschengeld herschnorren dürfen; dann gemahnt man pausenlos über Lautsprecher, was dem geistesgesunden Menschen selbstverständlich ist. Kein Wunder also, dass Fahrgäste laute Musik hören. Mir sind Handyklingeltöne eine Erholung, wenn ansonsten zum tausendsten Mal erklärt wird, dass ich beim Ausseigen aufpassen solle. Jedes Kind, das einmal mit der U-Bahn fuhr, weiß, dass es da einen Spalt gibt!

Auch die Türen tönen unangenehm und bedrohlich rot blinkend zum gräslichst zu installierenden Gepiepse, kurz bevor sie gnadenlos zuschnappen. Und wer es nicht schafft, rechtzeitig ins Innere zu eilen, verliert womöglich ein Körperteil. Ehe die U-Bahn ankommt, muss sie schon wieder weg sein. Alles für die Pünktlichkeit, alles für ihren Fahrkomfort!

Zu dieser Brave New Subwayworld – das sei noch beschrieben, bevor mich Schwarzkappler in Zivil aufgreifen und auf die Gleise werfen – gehören übrigens irreführende, weil nicht als Werbung deklarierte, Durchsagen. Sie fordern einen mir unbekannten Manfred Müller auf, seine liegengelassene Gratiszeitung abzuholen. Die Gratiszeitung!*

Und was bringts? Und...

...Überhaupt:
Die U-Bahnen fallen trotzdem immer wieder aus. In den Fahrstühlen riecht es nach Urin. Geraucht wird vorm Stationseingang, im Stationseingang, halb und manchmal auch gänzlich in den Stationen. Natürlich sind die allgegenwärtigen Ordnungshüter_innen in solchen Fällen nie gegenwärtig. Auch die Lautsprecherstimme der Stationsaufsicht schweigt dazu, die sich jedoch jederzeit melden kann, um spielenden Schulkindern mit den Sicherheitskräften zu drohen.

Überwachungskameras hängen überall. Dennoch im letzten Jahr, in der U6 eine junge Frau vergewaltigt. Wer darüber schockiert ist, sollte sich aber beruhigen: Als Hauptproblem wurde Hundespeichel erkannt, sowie Personen , denen der Salat aus dem Sandwich fällt. Auch gegen dümmliche Gesichtsausdrücke wollen die neuen Werbevideos offenbar Stimmung machen, obwohl Plakate gewisser Politker immer noch in den Stationen hängen.

Die Regeln werden meist von jenen gebrochen, denen die Regel auch dann egal wären, wenn sie diese kennen und begreifen würden. Die einzigen, die nicht von ihrem Sitzplatz aufstehen, wenn eine gebrechliche Person diesen brauchen könnte, sind vereinzelte Mitfahrer_innen, die so zugedröhnt sind, dass sie auch nicht mitbekommen, wann und ob sie überhaupt aussteigen müssten. Will man sämtliche Kund_innen nun mit diesen gleichsetzen?

Big Brother Linien Wien gründen Parallelgesellschaft
Seltene Kebabs oder Leberkassemmeln stören vermutlich nur Personen auf Diät; Musik aus fremden Kopfhörern gewiss nur jene, denen auch ansonsten fade im Schädel ist. Jetzt will man auch noch das Küssen verbieten und unter Geldstrafe stellen, und zwar ohne gesetzliche Grundlage oder Vermerk in der Hausordnung. Die mobilen Sittenwächter_innen wären geschult und wüssten was sie zu tun hätten, so die Warnung, die man mir als Beruhigung verkaufen möchte (wenigstens haben sie ein neues Beschäftigungsprogramm – frage mich, was das wieder kostet).

Die Wiener Sittenwacht scheint also machen zu können, was sie will, um mich, den zahlenden Fahrgast, vor Belästigung durch andere Fahrgäste zu schützen. Ich wurde zwar noch nie von Mitkund_innen in meinem Fahrgenuss gestört, aber Big Brothers neuer Sittenfahrspaß geht mir dafür professionell am Oarsch. Was allerdings im Fahrpreis inkludiert ist.

Öffentliche oder private Fragen

Warum wartet die U-Bahn immer so lange in einer gewissen Station, bis ich, aus dem verbindenden Bus rennend und die Stufen hinaufstürmend, sie beinahe erreicht habe, ehe sie mir vor der Nase davon fährt? Warum werden gesunde Menschen mit zwei tauglichen Beinen nicht systematisch zugetextet, bis sie aufhören, Kinderwagenlenker_innen und Rollstuhlfahrer_innen die Aufzüge zu blockieren (Auch die Rolltreppe unterstützt Unsportlichkeit und zu Fuß ist man fast immer schneller). Traut man den Kund_innen hierbei etwa Eigenverantwortung zu?

*Und das einzige, das im Zusammenhang mit Gratiszeitungen Sinn macht, ist das Second-Hand-Sharing unter den Fahrgästen. Warum will man es durch die neue Kampagne unterbinden? Ein Bild des Grauens bot sich mir, als ich sah, wie Exemplare dieser U-Bahn-Zeitschrift, kaum aus den Spendern entnommen, sich zehn Meter weiter und druckfrisch über dem Mistkübel auftürmten. Es graute mir nicht, weil's schade um die Lektüre wäre, aber aus ökologischer Sicht durchaus.

Warum unternehmen die Brave New Linien also nichts gegen ihre hausinterne Altpapierproduktion? Eine rhethorische Frage (Freunderlwirtschaft). Warum verkaufen die ehemaligen Linien Wiens ihre Infrastruktur an ein ausländisches Untenehmen (das überraschenderweise nicht im Iran sitzt), um sie von diesem wieder zurück zu leasen? Müssten die Linien sich nicht entscheiden, ob sie öffentlich oder privat sind? Und werde ich aufgrund dieses Artikels mit einem Fahrverbot belegt werden? Es würde mich bei diesem Verein jedenfalls nicht mehr wundern.

Nachspiel?!

Kaum hatte ich diese Schmähschrift verfasst, schien sich die akute Situation in den U-Bahnen wieder zu beruhigen. Keine Polizist_innen waren mehr zu sehen, nicht einmal die regulären Ordnungshüter_innen. Auch schien man die üblichen Durchsagen nur noch so sparsam einzusetzen, dass sie im allgemeinen, akkustischen Trubel untergingen.

Dabei hatte ich diesen Text noch nicht einmal angeleint. Die haben bereits Zugriff auf meine PC! Oder ich bin – auch in Bezug auf das übrige Obrige – völlig paranoid. Was kein Wunder wäre, bei solch unheimlichem Sittenbild, das die Wiener Öffis collagieren.

Dienstag, 17. September 2013

Wahlzuckerl 2013: Altes Zeug neu verpackt


Die Geschmacksrichtungen: Steuern, Jobs und Bildung 

Die Themen des aktuellen Wahlkampfs um das Recht Österreich, Österarm und die in diesen beiden Österländern enthaltenen Östereier zu regieren, lässt sich wie folgend zusammenfassen: Im Östen nix Neues. Kurz vor der Wahl werden Zuckerl an die diabetiserkrankte Bevölkerung, die man über Jahre zuvor auf Diät setzte... nicht verteilt. Vielmehr werden sie an Angelschnüre gehakt, um sie vor den Nase der Wähler_innen tanzen zu lassen. Auf dem Zuckerlpapier steht geschrieben: Dies ist kein Wahlzuckerl! 

Was nicht darauf steht, ist der nicht unwesentliche Warnhinweis, dass die Zuckerlfee nicht garantieren könne, dass gegebene Versprechen in der nächsten Legilsaturperiode auch eingehalten werden könnten (und natürlich nennt man diese Versprechen nicht Versprechen, denn sonst wären es ja Wahlzuckerl). Sowas sollte die EU einmal einführen. Denn einerseits kann die Wahl für die jeweilige Zuckerl-Partei schlecht ausgehen. Andererseits schaffte es die aktuelle Doppelregierung bisher nicht, ihre alten Ansagen (auf neuen Plakaten) umzusetzen. Warum sollte es ihr nach der Wahl gelingen? Ach ja! Weil nach der Wahl die Welt ganz anders aussehen wird.


Einkommenssteuerversenkung


Der älteste Wahlkampfschmäh der Menschheitsgeschichte wird von allen Parteien gewollt, aber von keiner wird erklärt, wie er zu verwirklichen wäre. Zuerst wird einem Jahrelang eingeredet, der Staat müsse sparen. Die Gürtel werden so eng geschnallt, dass sie nur noch als Schlinge für den Hals taugen. Der Sozialstaat wird gestutzt, Gebühren erhöht, gleichzeitig eine verottete Bank samt Schulden gekauft. Und dann plötzlich sollen alle, die noch einen Job haben, die es also noch können, bitte sehr etwas weniger Steuern zahlen.Mir wäre lieber, man würde mehr Geld für die wirklich Bedürftigen ausgeben und Armutsfallen entschärfen. Natürlich würde es auch mich freuen, wenn von meinem Bisserl auf dem Lohnzettel ein Bisserl mehr auf meinem Konto ankäme. Aber ich weiß, dass ich am Ende trotzdem draufzahlen würde.


Einerseits ist vorauszusehen, dass die nächste Regierung – aufgrund der staatlichen Budget und Schuldendauerkrise – den Eingangssteuersatz wenigstens schrittweise wieder anheben müsste. Bliebe dieser aber bei angestrebten 20-25 Prozent, so müssten andere Steuern und/oder Gebühren angehoben werden. Letztere Maßnahme wird ohenhin bevorzugt, weil sie sich wesentlich verschwiegener durchführen lässt. Auch kann man neue Belastungen auf mehrere, kleinere Gruppen (wie Menschen mit Behinderung, Immigrant_innen, Randberufsgruppen) verteilen, die sich schlechter wehren können, als die Gesamtheit aller Arbeitnehmer_innen. Und wen würde es ingesamt am stärksten treffen? Na, wen? Richtig: Die Haushalte mit den geringeren Einkommen wieder einmal. Dieses Wahlzuckerl ist ein verstecktes Abführmittel. 

Arbeitsplätze um jeden Preis?


Man braucht dieser Tage nur „Arbeitsplätze!“ ausrufen, schon erhält man einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit. Während unsere Gesellschaft am materiellen Überfluss erkrankt, mangelt es ihr an Arbeitsstellen. Und dieser Mangel wird nicht nur so bleiben, er wird mit technologischem Fortschritt und dem Aufstreben der modernen Leibeigenschaft in den „cheap states“ das Einzige sein, das konstante Hochkonjunktur hat. An diesen globalen Bedingungen wird auch die nächste Regierung nichts ändern (können?), egal, welche Parteien sie bilden werden. Auch teure Geschenke an die heimische Wirtschaft nützen nichts und sei hier erneut erklärt: Korruptheit ist keine Wirtschaftskompetenz.



Der Begriff „Realpolitik“ ist zwar ein lebensgefährlicher, weil er von den Masters of War so gerne missbraucht wird. Aber ein Bisserl Realität in der Politik wäre auch im Wahlkampf erlaubt. Ansonsten bleibt dieses Wahlzuckerl ein leeres Papierl.


Mehr Gesamtregierung = Mehr Schule ≠ Weniger Bildungsreform

Nichts ist gegen die Gesamtschule einzuwenden, allerdings sollte man sie ganz oder gar nicht machen. Ansonsten weiß ich nicht, was dieses zweifarbige Wahlzuckerl sein soll; es schmeckt jedenfalls schon ein wenig ranzig und geschmacksverwirrend
Der eine Kanzler wirbt mit Gesamtschule, der andere mit ihrer Verhinderung; und das, obwohl beide schon einen gemeinsamen (halb-freiwilligen) Modellversuch starten ließen. Zugleich verliert man leicht den Überblick darüber, wer in Sachen Bildungspolitik das Sagen hat: Die Parteiführung, das Ministerium, die Lehrer_innengewerkschaft, die Elternvereine, der Herrenchor der Schulwarte Österreichs? 
Warum durfte ich nicht die Vertreter_innen jeder dieser Mitregierungen wählen, schließlich wollen sie alle meinem Kind die Zukunft diktieren? Und warum sollte die Bildungs-Frage meine Wahl überhaupt beeinflussen, wenn nicht sicher ist, was nach ihr aus dem bestehenden Experiment und wer darüber entscheiden wird? 

Die Ideen zur neuen Mittelschule wären bemerkenswert. Wer wünscht sich nicht individuelle Förderung für alle Kinder (außer die ÖVP, faule Lehrer_innen und jene Eltern, die sich das nur für ihre eigenen Kinder wünschen – zwecks späterem Wettbewerbsvorteil – also alle, die im alten Schulsystem richtig gut geraten sind). Aber die Ausführung stammt leider aus dem Lehrbuch österreichischer Kompromisspolitik. 
Damit wird den engagierten Lehrer_innen der Job verkompliziert und die Kinderschrecken verbleiben dennoch in den Klassenzimmern. Will man die Selektion der Heranwachsenden, aus den Schulklassen in die Gesellschaftsklassen, hinauszögern, könnte man sich generell Gedanken machen über... Aber ich glaube, das würde zu weit führen. 

Ich schreibe nur (noch): Humanistische Bildung für alle! Denn Kinder sind unsere Zukunft. Damit wirbt rührselig mittlerweile jeder Supermarkt. Und eines Tages werden unsere Kinder Wahlkämpfe führen und Wahlzuckerl konsumieren. Vergesst das bloß nicht! Wir älteren Kinder müssen dann womöglich auch noch schlucken.

Freitag, 6. September 2013

Widerspruch und Widerhandlung

Reden über die Gesundheit
Dabei nicht nur die Eine rauchen
Sich das schönste Hündchen kaufen
Von da an nicht mehr selber laufen
Mit eigener Dreckgasschleuder abgeholt
Wird die biologisch reinste Kost
Für's gute, freie Staatswasser streiten
Und das private dann im Plastik kaufen

Und saufen

Die Schwingtür mit der Linken ziehen
Und mit der Rechten drücken

Fremde Völker massakrieren
Die will man demokratisieren
Ihren Tyrannen Waffen verhökern
Deren Einsatz man stets klagt
Und das Giftgas wird verteufelt
Dient es nicht dem Gottesstaat
Der sich von den Kirchen trennt
Aber gerne auf die Bibel schwört
Und bei aller Beschwerde über die bekannten Folgen
Bleiben die Geldhexer ohne Strafe
Und kein Scheiterhaufen brennt ihren Programmen

Die Arschbacken sind verteilt
Auf zwei verschiedenen Pferden
Eines reitet gen Norden
Eines gen Süden
Keines kommt an

Das Volk selten antworten
Jedoch niemals fragen lassen
Überall das Sparen fordern
Doch nicht wo es etwas zu sparen gäbe
Steuern senken
Gebühren erhöhen
Arbeitsplätze schaffen
Doch ihren Wert dabei vermindern
Die Wirtschaft fördern
Das Einkommen der Masse nicht
Denn die Wirschaftenden sind gemeint
Die Arbeitenden dabei vergessen
Das „Wir“ bemüht
Jedoch vom „Schaffen“ getrennt
Verbleibt das wirtliche „t“ bedeutungslos

Und aller Menschen Recht beschwören
Solange Fremde es nicht fordern

Gleichzeitig hält man beide Wangen hin
Gleichzeitig will man alle schlagen

Dienstag, 3. September 2013

Das Volk VS seine Repräsentant_innen



Es wird keine Vertretung des Volkes durch die gewählten Repräsentant_innen geben, solange sich Berfuspolitker_innen wie Beutetiere vor der Jagdgesellschaft in der Medienlandschaft verhalten, solange sie und der Rest von uns eine Feindschaft hegen. Selbst wenn es ein echtes Konkurenzverhältnis wäre, wäre nicht förderlich – außer im Sinne der beidseitigen (geistigen) Bewaffnung.

Es stinken die Instinkte nach Angst 

Durch Tricks und Tarnung haben sie sich an ihre Umgebung angepasst, immer täuschend, immer halb im Verborgenen, aus Angst, die Wahrheit, die Realität, die irgendjemand entdeckt, könnte als Waffe gegen sie eingesetzt werden. Wie kann das Volk seinen Vertreter_innen vertrauen, wenn diese wie ein Matador vor dem Stier umhertänzeln; und wer weiß, welche Klingen sie im Umhang verbergen?

Das gewählte Volk, die Repräsentant_innen, müssen zuerst Teil des Volkes bleiben. Nicht zuerst Teil irgendwelcher Parteien, Lobbys, Interessensgemeinschaften und Vereine sein, mit denen flankiert sie sich der Gemeinschaft ihres Staates gegenüberstellen. Wir müssen aufhören, (medial) eine Berufspolitik zu züchten, in der sich ihre Akteur_innen wir Mitglieder einer verfolgten Minderheit, einer Parallelgesellschaft verhalten.

Das Folgen, die Folgen... Wem folgen?

Bei wem werden die Gejagten Schutz suchen? Bei den Machtmenschen anderer Minderheiten, anderer Parallelgesellschaften. Es gilt dann stets, die Mehrheit des demokratischen Volkes zu überwinden, sich seiner Kontrolle zu entziehen, die Souveränität des Souveräns zu unterbinden.

Dass die Macht der Gewählten vom gefürchteten Volke ausgeht, ist bald vergessen. Zu weit von diesem entfernt beginnen die Karrieren, zu sehr exkludiert man sich. Man will es ja den Anderen gleich tun, die bereits am Zenit der Leiter stehen (die nirgendwo hin zu führen scheint).

Unsägliches

Darum wird sich auch keiner dieser scheuen Hirsche an die Seite der übrigen Bewohner_innen stellen und sagen: Seht genau zu was ich mache, wie ich es mache und hört mir auch zu, wenn euch sage, warum es mache. Denn ich will euch, meinem Volk dessen Vertrer_in ich bin, die Wahrheit erzählen.
Ich will in eurem Sinne entscheiden, als eine/r von euch und sollte ich Fehler machen, will ich sie eingestehen, um von ihnen zu lernen, und ich erwarte euer Urteil und werde es akzeptieren. Denn wir sind ein Volk, ein Staat und darüber hinaus noch mehr – gemeinsam, gemeinschaftlich. 


Surreales...

...In der Realität, die sie sich machen, heißt es jedoch: Maske bitte! Sprachtrainer her! Marketing und Werbung sei mein Schild und Schwert! Macht mich doch zum Übermenschen, Mensch zu sein genügt hier nicht! Rhethorik und Gauckelei jedoch genügen der Professionalität. Ich will den schönen Schein nun wahren, als wäre ich nicht mehr als scheinbar.

Wer dieser Tage Anzug und Krawatte trägt, will damit etwas verbergen.

Freitag, 23. August 2013

Arabische Demokratie: Halten was man fordert

Nicht mindern, was dazugehört

Klingt selbstverständlich: Wenn die Rebellion gegen diverse dikatorische Regierungen arabischer Staaten gelinge will, müssen sich die Rebell_innen dem gegenüber verpflichten, was sie demonstrativ fordern. Demokratie erfordert das Akzeptieren einer Mehrheit, welche die Regierung stellt. Andererseits muss diese Mehrheit den Schutz und die Rechte der Minderheiten garantieren, da diese sich ansonsten nicht auf den gemeinsamen Prozess demokratischer Entscheidungsfindung einlassen können.

Die Ausrede, dass solche Minderheiten (dadurch sie Minderheiten sind) ohnehin keine gleichberechtigten Mitglieder eines Staates seien, funktioniert auch in modernen, europäischen Ländern nicht (siehe auch "Demokratisierungsversuche" der USA). In den arabischen, in denen der Demokratisierungsprozess an seinem gewaltsamen Anfang steht, sind die Gründe hierfür umso ersichtlicher.

Würde man Minderheiten aussondern, die sich durch Wahlen und Abstimmungen, in Meinung und Kategorie, als solche herausstellen, bliebe lediglich eine Gruppe übrig, die sich durch den fortgesetzten Prozess, früher oder später, ihrerseits teilen müsste. Käme man dadurch jedoch bei einer Mehrheit an, die in sich stets der selben Meinung wäre, darum stets einhellige Entscheidungen träfe, so wäre dies keine Demokratie und man bräuchte sie auch nicht. 

Unio et impera 

Die unterschiedlichen Rebellengruppen, sowohl in Syrien als auch in Tunesien oder Ägypten (oder sonst wo), können sich nur dann erfolgreich gegen die Tyrannen organisieren, wenn sie ihre jeweiligen Unterschiede akzeptieren, tolerieren und sich gegenseitig die Wahrung ihrer Rechte zusichern, welche Mehrheit unter ihnen letztlich auch die Regierung bemächtigen würde. Diese Idee der angeblich angestrebten Demokratie konnte in jenen Ländern aber noch nicht wurzeln, darum hat beispielsweise die ägyptische Militärjunta leichtes Spiel, die Hauptoppositionsgruppen gegeneinander auszuspielen.

Man muss feststellen, auch wenn man religiöse Fundamentalisten verabscheut, dass es sich um einen illegitimen Putsch gegen den gewählten Präsidenten Mursi handelte. Allerdings ermöglichten die närrischen Muslimbrüder diesen selbst, in dem sie die legitimen Wahlen nicht als solche, sondern als Machtergreifung verstanden und nach dieser bald begannen, die demokratische Verfassung zu untergraben und ihre einstigen Mit-Rebellen zu verraten.

Wer den Verrat nicht beherrscht, sollte Friedenstiften lernen

Durch ihr antidemokratisches Verhalten erst führten sie den anderen Antidemokraten jene Macht zu, mittels derer das Militär sie stürzen konnte – zum Leidtragen des gesamten Volkes. Sie wandten ihre Macht also gegen sich selbst, weil sie den demokratischen Prinzipien, auf denen sie ihre Macht ursprünglich gründeten, untreu wurden.

Wer versteht also anhand dieses Beispiels nicht, dass eine demokratische Zivilgesellschaft nur durch gleiche Rechte für alle (Staats- oder Staatenbundangehörige) bestehen kann? Die Islamisten müssten die Freiheit der Ungläubigen respektieren, diese wiederum die Kultur der Gläubigen; die urbanen Geschäftsleute müssten ihren Wohlstand mit den ländlichen Ethnien teilen, deren Warlords im Gegenzug die Leben aller anderen wie ihre eigenen zu achten hätten. Der arabische Sommer ist eine Lektion, die auch moderne, europäische Staaten immer wieder erlernen und bedenken müss(t)en.





Ergänzung: Auch für den Israel-Palästina-Konflikt gilt, dass dieser nicht enden wird, solange man sich dort im Kreise um den Punkt dreht, wessen Volk legitimeren Anspruch auf das Land hätte (was gerade dann, wenn man für eigennützige Argumente die Geschichtsschreibung bemüht, eine lächerliche Angelegenheit ist).

Ob in einem oder zwei Staaten, beide Völker müssen sich gegenseitg das Bleiberecht aussprechen und diese durch Verträge festigen. Nur dadurch lässt sich dauerhafter Frieden schaffen, demnach nicht nur innerhalb von Staaten(bünden), sondern auch innerhalb von Regionen, gerade dort, wo das enge Zusammenleben unterschiedlicher Volkgruppen kaum zu vermeiden ist.

Man kann also viel über Schuldfragen, Rechtsansprüche jener gegenüber den Anderen, Strafmaßnahmen und Wirtschaftssanktionen diskutieren. So lange Menschen ihre gegenseitige Abhängigkeit bei der Erreichung eines friedlichen, wohlständischen Lebens nicht erkennen, akzeptieren und danach handeln, wird die Dummheit siegen und damit der Krieg, mit all seinen schrecklichen Kindern.   

Mittwoch, 21. August 2013

Zur lieben Dame

Der Staub verliert sich
In noch mehr Staub
Und vom Sabinerinnen Raub
Bleiben nur die bunten Bilder

Die weisen Frauen als Ideal
Von Schönheit plaktiver Größen
Dürfen sich immer noch entblößen
Doch sprechen nicht

Sie flüstern hinter den Schutzhänden
Dickbäuchiger, großköpfiger Machista
Manch weniger weise Frau ist da
Gepfercht in deren schutzgeldige Reihen

Es ist nicht neu
Es ist nicht alt
Kennt keinen Halt
Kennt keine Treu

Geschändet wird die Sprache
Im langen Schatten des Boulevard
Der einst Heim dem Pöbel war
Und den Sklaven Karriere bleibt

Arena eingebildeter Eliten
Zu sein, ist des Staates unbewusstes Bestreben
Und was hat er nun vom Leben
Einbildung, Eliten und Blut in der Arena

Nicht neu
Nicht alt
Kein Halt
Keine Treu

Der mächtigste Mann der Welt
Als Heuchler unter Heuchlern alleine
Hängt seine Macht an die Hundeleine
Wer will ihn umarmen

Wer will weise sein
Selbst wenn er schmerzen muss
Der Weg, vom Schaudern zum Kuss
Der lieben Dame Philosophie

Neu
Alt
Halt
Treu








Freitag, 16. August 2013

Dieser Tage neue Prosa

Herbstlichkeit im frühen Spätsommer, die saure Luft knospet schon auf braungetrockneten Blättern in jener wohnhaften Straße. Bier unter grauem Himmel. Zwischen Sturm und Stille, Regen und Ruhe, Kühle und Schweiß will sich vieles regen in den tausenden Ecken des endlichen Kreises, an den Gründen der Unendlichkeit, jenem Nichts aus aller Unkenntnis.

Augen werden verdreht, getorkelt in untergründigen Zügen. Seufzen, Ächzen, Gähnen. Dazwischen Gespräche über Kinder, Kinder, Kinder... Verzogen seien schon die Babys, sagen die Erwachsenen, die stets Scheiße in den Mündern tragen.

Sie rauchen martialische Monokultur, die Umweltschützerinnen und die Industriellen, die Pazifistinnen und die Waffenschieber, die Ärztinnen und die Esoteriker. Sie rauchen gegen den Appetit und für die Gleichgültigkeit. Sie meinen sich dabei aufs Leben zu beziehen. Also reg dich nicht auf. Das Ende nahte sowieso. Den Karikaturisten nehmen sie sich als Anwalt. Sie nennen es Realismus.

Und sie schelten die Kinder ihrer Kindlichkeit wegen, denn das Smartphone raubt all den Fragen die Zeit. Wann wären die Kleinen endlich reif genug, für das eigene Spiel mit dem Telefon, so wie es ihre Großen vervorbildlichen den ganzen Tag, auf allen Wegen, über allen Stegen, selbst wenn der Damm bereits gebrochen ist und das Gehirn längst überschwemmt.

Nicht aufregen? Jede und jeder regt sich auf, über jeden Scheiß in allen Mündern und Mündungen. Alles regt sich in den tausenden Ecken der mystischen Spirale. Ich lasse mich erregen, ich muss gar nicht viel tun. Der Herbst ist mein verträumter Frühling. Da kommen die Stimmen aus der Vergangenheit hervorgekrochen und besingen mir den Hintergrund donnernden Zukunft.

Break

Kaffee wärmt kühl mir die Nacht. Nun ist sie schon so lange fort. Ich mag langsam sein, irgendwann bemerke es allerdings auch ich. Und bald muss ich die Anderen vermissen. Und etwas später werde ich ganz woanders sein und die letzten Spuren dieser unfassbaren Vergangenheit werden sich in ihrem Dickicht, in ihrem weiten Walde verlaufen mitsamt Mensch und Tier, die diese in meinen Weltengrund prägten. Ich kann's schon spüren.

Meine Wut braut Töne wie Gewitter, Müdigkeit dazu: Erneute Veränderung, erneute Prüfung. Hier komme ich und mit mir was will, was treibt, was drängt. Was? Ich will's gar nicht wissen oder doch?

Break und Brüche

Müdigkeit, ich bin nicht müde. Mein Gehirn will nur nicht so richtig – Ja, was? Tagträumen jedoch? Ich sehe einen Feldweg vor mir, jenen zweispurigen Wagenpfad, der so dicht bestanden ist mit den vielfachen Gartenpflanzen der Heimat wie im guten Garten meiner Kindheitserinnerung, die der Nebel meines Geistes mir bringt. Ich sehe Sonnenschein, ohne Grelligkeit und Blende; und Wolken mögen sich über mir formen wie sie wollen, im sanften Wind einer unbestimmten Sommerzeit.

Es stehen die Lieben und Freunde und Verwandten zu beiden Seiten des Weges, aus kindlicher Vergangenheit, aus gegenwärtiger Zukunft kamen sie herbei. Wer von ihnen repräsentiert wen oder was? So genau kann ich es nicht erschielen.

Sie grüßen mich. Verabschieden sie mich? Wohin gehen sie? Wohin gehe ich? Ich scheine zu schweben, ich werde getragen, starke Menschlichkeit wandelt unerkannt in meinem Rücken und berührt und hält und trägt mich vielleicht; oder ist's mehr als Menschlichkeit?

Diese Reise passt mir in die Stimmung. Körperlich träge gleite ich dahin. Doch mein Herz und Kopf bleibt wunscherfüllt und wach, forschend und fragend, dies dennoch ohne Ziel und fliehender Absicht, dem Kinde in mir gleich.

Ich sterbe. Erneut. Endgültig? Die Physik glaubt – was unmöglich ist – ich wäre gesund. Ich bin stark, ich bin schwach und alles ist unermesslich. Ich bin stark für meine Tochter, ich bin schwach für mich selbst. Göttlich scheint mir diese Wahrheit.

Die Liebe ist wie Schwimmen inmitten des Ozeans. Eine sanfte Berührung lässt erahnen und doch nicht erahnen, welche Tiefen unter ihrer Oberfläche warten. Es braucht Wissen und Fantasie und Glauben und Ignoranz, um zu finden. Dies bleibt die Kunst des Lebens, das gute Maß zu finden in allem, in all dem Unvereinbarlichen.

Danke

Wundermaus, erster Entwurf

Der erste offizielle Entwurf (von mir, Anse) der "Wundermaus(TM)"... Wer nicht allabendlich am Bette meines Kindes mitlauscht, kann natürlich nicht wissen, wer das ist. Aber ich arbeite daran, diese Erfindung meiner lieben Oma, Stefanie Antonik, über die Gutenachtgeschichtlichkeit hinaus bekannt zu machen.

Mittwoch, 7. August 2013

Demo gegen Deportationen in Wien



Demo gegen jüngste Deportationen pakistanischer Aktivisten

In Wien. 6. 8. 2013. Ich kam doch nicht zu spät zur Versammlung der Demonstrant_innen an der Rosauerlände, die der Einladung des „Refugee Camp Vienna“ folgten. Die im Vergleich zum Polizeiaufgebot kleine Menschenansammlung wurde bald und im Laufe des Umzugs, über die Votivkirche, dem Wiener Landesgericht bis zum Servitenkloster, immer größer. Und das trotz Hitze und erhöhter Ozon-Belastung in der Stadt.

Piraten Ahoy! Die gleichnamige Partei war vertreten.
Andreas Czak (re. und rot) vom Wiener Landesvorstand
brachte später gute Argumente weshalb


Ich leide besonders unter dem Reizgas. Vielleicht trocknete deshalb meine Stimme recht bald aus. Begann mich gewisser Gesangstechniken zu erinnern (mehr "durch den Bauch" atmen, weniger "Kopfstimme" benützen), um dennoch mitrufen zu können: "Refugees are welcome here!"

Unter anderem dieser Slogan war keine Übertreibung. Ich heiße sie jedenfalls willkommen, die Verfassung nicht weniger und die Vernunft ohnedies. Darüber sollte weder streiten, noch dafür demonstrieren müssen. Man muss es aber doch.

Tiere und Kinder stehlen dir immer die Show
Den fürwahr als besten wahrgenommenen Spruch hatte das Kind eines Mitdemonstranten präsentiert: "Abschiebungen sind für den Popo! (kam mir bekannt oder inszeniert vor... legal... egal)"
Die genannten und abgebildeten Behauptungen in Sloganform, will ich in Kürze verteidigen. Davor nur noch eines...

Die zwiespältige Rolle der Polizei

Die Polizei verhielt sich, wie es in einer rechtsstaatlichen Zivilgesellschaft sein sollte: Sie regelte den Straßenverkehr. Allerdings wurde von einem der Veranstalter darauf hingewiesen, dass sie vor Demo-Beginn, Protestteilnehmer ohne Dokumente weggeschafft hätte. Ich konnte (noch) nicht mehr dazu erfahren.

Ansonsten nicht viel zu tun
Demobegründung – Es gilt die Amtsmissbrauchsvermutung

Jeden Dienstag wolle man sich von nun an treffen, um erneut den Protestzug, möglicherweise auch einen längeren, zu veranstalten, in der Hoffnung, es würden immer mehr Menschen daran teilnehmen. Und warum sollten die Staatsbürger_innen dies tun (abgesehen vom Lohndumping-Effekt einer asozialen Politik, auf den von einer Sprecherin hingewiesen wurde)?

Was nicht mehr anzuzweifeln ist
Viele gute Gründe, sich gegen die „Abschiebungen“ und in Folge dessen gegen die gesamte Regierung zu empören, wurden auf der Demo selbst und im Vorfeld genannt (siehe auch Linkliste). Der Herausragenste ist ironischerweise die Rechtsstaatlichkeit, die von Mikl-Leitner & Co als Begründung für die Deportationen genannt wurde. Denn wenn ich vermuten muss, dass die Behörden meines (Rechts)Staates von Berufspolitiker_innen für Wahlkampfzwecke missbraucht wurden, so begründet dies ein berechtigtes Misstrauen gegenüber betroffene Institutionen und Rechtsstaat im Allgemeinen, das diesen irgendwann zersetzen muss – selbst wenn ich nichts weiter unternehmen würde, als zu misstrauen und immer mehr es mir gleich täten.

"Wenn Unrecht zu Recht wird,
wird Widerstand zur Pflicht!"
Einfaches Staatsprinzip

Ein Beispiel: Cicero war kein verträumter Hippie, sondern Pragmatiker und politisch bedeutsamer, als alle heutigen österreichischen Politiker_innen zusammen, immerhin Konsul des mächtigsten europäischen Reiches seiner Zeit. Später patriotischer Philosoph in der Phase des Niederganges der römischen Republik.

Dieser Cicero aber erkannte bereits vor Christus: Ein Staat muss gerecht sein (oder ist kein Staat). Ich hoffe, an dieser Stelle nicht erklären zu müssen, dass Gesetzesschreibung und Rechtssprechung nicht automatisch Gerechtigkeit sind.

Auch die Space Invaders setzten sich erneut
für die Rechte der Erdlinge ein
(Unser einstiger Konflikt scheint vergessen)

Und auch wenn Cicero sicher nicht für die Sklav_innen seines Imperiums sprach, so mit-begründete dieser Gedanke doch jenen Teil der so genannten (und namentlich oft missbrauchten) "abendländischen", politischen Philosophie, die über den Humanismus zu unserer modernen, (zweiten) österreichischen Republik führte.

Ich könnte jetzt mit Rousseau oder Kant oder Arendt weitermachen... Doch nur so viel: Wenn ich nicht darauf vertrauen kann, dass meine Freund_innen und Kolleg_innen, wo auch immer sie geboren wurden, durch die Behörden mit Würde, Respekt und Gerechtigkeit behandelt werden – wie es ihnen letztlich die Menschenrechte zusprechen – so kann ich auch nicht darauf der vertrauen, dass mir Würde, Respekt und Gerechtigkeit durch die selben Behören zukommen. Und warum sollte ich mich in solchem Falle ihrer Staatsgewalt fügen und weiters die Gesetzen befolgen?

Was Kant dazu sagt, lässt sich in seinem
"Zum ewigen Frieden" nachlesen
Blinder Gehorsam gegenüber den Gesetzen und ihren Instutionen ist Gift für die republikanische (demokratische) Verfassung. Ihre Staatsbürger_innen haben die freie Pflicht kritisch gegenüber sich selbst, also gegenüber ihrem eigenen Staat zu sein. Bei Vernachlässigung dieser Pflicht bestrafen sie sich selbst mit Diktatur. Diese Pflichtvernachlässigung ist daher eine echte Sünde (die ihrer wahren Natur nach die Sündigenden aus sich selbst heraus bestraft). Darin zeigt sich die freie Natur all dessen.

Nun werden Menschen, durch die Staatsgewalt, unter Behauptung eines unbewiesenen und unbeweisbaren und (gerichtlich) unverhandelten Verbrechens in ein Krisenland deportiert. Der Zeitpunkt spricht für einen Propagandatrick. Es gilt die Amtsmissbrauchsvermutung (danke Robert Misik) gegen Innenministerin Mikl-Leitner und Justizministerin Karl.

Rechts: So viel zum sicheren Pakistan
http://www.hrw.org/world-report/2013/country-chapters/pakistan
Desweiteren ist die Niedertracht gewisser „Zeitungen“ – der vierten Säule der Staatsmacht – und ihrer unrechtsstaatlichen Boulevard-Justiz bewiesen. Der Wiener Landtagsabgeordnete der Grünen Senol Akkilic kündigte Klagen an.

Lgb. Senol Akkilic (Grüne) zeigt sich,
neben Vertreter_innen anderer Gruppen,
kämpferisch
Wenn also die Regierenden die Institutionen meines Staates missbrauchen, um Menschen, ihren Rechten zuwider, zu Propagandazwecken ihrer Parteien und mittels rassistischer und politischer Selektion in eine mögleicherweise lebensgefährliche Situation befördern, so ist das Misstrauen gegen diese Regierenden berechtigt. Und damit ist die Bedeutung dieser Demonstration (mehrfach) begründet.

Randnotizen

Unterstützer_innen der Demonstration und Redner_innen am offenen Mikrofon kamen unter anderem auch von der: Gewerkschaft der Privatangestellten, Achse kritischer schüler_innen (aks) Wien, Gewerkschaftliche LinksBlock (GLB), Kid Pex (der zum Schluss einen kleinen Auftritt gab).

 Selma Schacht (am offenen Mikro)
u.a. von der Wiener Arbeiterkammer
Zum Schluss wurde übrigens von den betroffenen Aktivisten des Servitenklosters dort zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen (ist der Ramadan immer noch nicht vorbei?). Ich konnte leider nicht mehr teilnehmen.

In den Startlöchern
Weiters sei nicht unerwähnt, dass die Mitarbeiterin des in der Nähe befindlichen Pizzaservices „Hollywood“ mir nicht nur freundlich die Wasserflasche auffülllte, sondern zudem darauf achtete, dass das Wasser möglichst kalt war

 Wir wurden mehr.
Hier: Zwischenstation vorm Wiener Landesgericht
(für Strafsachen)
Ich gönnte mir zum Abschluss und im Zuge dieses Schreibens ein fastenbrecherisches Bier in meinem Stammbeisl, denn das steht kurz vor der Sommerpause (Restlsaufen). Erfüllte also auch hier gewisse Bürger_innenpflichten.

Des Schauers liebster Arbeitsplatz