Dienstag, 31. Juli 2012

Bewegte Meinung

Bald gebaute Trassen
Und rasantes Datentreiben
Ständig schnelles Einverleiben
Und das Speien auf die Straßen
Darin überhöht sich die Eile
Über die eigenen Füße stolpernder Urteile
Die viel versprechen, wenig sagen
Sich nicht auf die Straße wagen
Nicht als Meinung
Als Brechbrei nur
In der Gratis-, in der Billigzeitung
Von kurzlebiger Unnatur

Die Märkte schaffen mir kein Vertrauen
Die Reklame nicht
Ihre Sprache ist Lautstärke im Rauen, im Klauen
Ihr fehlt die Masse, das Gewicht
Wenn sie auf den beseelten Körper trifft
Kein Vertrauen zur Funktionalität
Die Moral wird verpackt, verschifft
Über dieses Meer kommt alles zu spät

Ehe ich kann
Mich einer bewegten Meinung anschließen
Ist sie schon wieder dahin

Sex!...Neuer Schauer über Sankt Onlein

In diesem heißen Sommerthema beim Onleiner geht's ganz um die Berufsgruppe der Sexarbeiter_innen.

Und zwar hier: http://sanktonlein.at/onleiner/blog/2012/07/31/lets-talk-about-sexarbeit-baby/

Freitag, 13. Juli 2012

Nicht mein Bier

Sie sind immer die Deppen,
Die Anderen sind's,
Immerzu jammern sie;
Sie sind immer die Dummen,
Die Anderen sind's;
Ewig schimpfen sie,
Immer die Anderen,
Die Trotteln,
Sie,
Die Bier trinken.

Nichts können sie,
Nichts wissen sie,
Außer jammern und schimpfen,
Die Deppen, die Dummen, die Trotteln,
Außer Biersaufen,
Die Anderen,
Nicht mein Bier.

Der Mensch ist so schlecht,
Lass uns schlecht sein.
Oder?

Man kann klagen,
Man kann morgen Bäume pflanzen,
Selbst in der Sprache des Bieres.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Schein und Sein


Nichts scheint zu sein
Wie es scheint.
Sie mischen Farbstoff in den Schankwein,
Den man nicht zu trinken meint

Jener Bürgerfrauen schöne Silhouetten
Verhüllen ihren tiefen Abgrund;
Der reißt entzwei die Fiesen wie die Netten,
Verschluckt bei Tage
Und spuckt in nächtlicher Stund – undund.

Die spröde Hülle des Älters hält ihn nicht mehr zurück.

Die Straßenfrauen singen ihre Lieder
Und enthüllen ihre tiefe Schönheit;
Ihr Glanz kehrt mit der Sonne wieder,
Unterm Mond ihres Duftes lockende Flüchtigkeit.

Manche tragen Kostüme, die Schönsten tragen nichts.

Über Kriegserklärungen,
Über die sie nicht berichten,
Schreiben doch, in ihren Entleerungen,
Die Zeitungen, zwischen ihren anderen Geschichten,
Als unbeabsichtigte Belehrungen.

Wie es glaubt,
Scheint nichts mehr zu sein;
Den Räubern wurden die Masken geraubt,
Ihr falsches Grinsen fällt auf sich selbst herein.

Bald werden die Ertappten die Zeugen um sich schlagen.

Du hast da etwas an der Nase,
Ein Piercing ist's, kein Nasenmann.
Unter diesem entkommt uns die Phrase,
Denn mein Denken hängt daneben,
An deinen schönen Lippen dran.

Wir lesen Nachrichten anstatt zu ficken,
Wie fremde Mächte uns heimlich verleiten,
Die ihre Sünden in die Wüste schicken,
Die sie uns weniger heimlich bereiten.

Ficken ist ohnehin ein schlechtes Wort; will körperlich lieben wie ich tanze.

Und ich will mich rächen, eine andere Geschichte.

Alles ist,
Wie es scheint oder nicht;
Alles was ihr im Glauben ermisst,
Alles was ihr tatsächlich wisst,
Alles was man ehrlich verspricht,
Alles wobei man sich verspricht.

Er tut's,
Der Zeitgeist leckt Taten wie Fakten am Arsch.

Ich schreibe mich

Ich schreibe mich
Im brennenden Sand
Hier stehen die feuchten Bäume des durchschnittenen Waldes
Dort das Bier zwischen Holz und Stein
Voller Tabakqualm
Die benommenen Stunden in die endlich gefundene Stille gekotzt
Nach dem verzogenen Rauch
Die Einsamkeit und die Folgen und die Wiederholungen
Aufs Papier gedrückt
In die Tasten gehämmert
Die Jugend und die Eifersucht auf ihre Gunst
Sie kam mir zuteil
Als sie gestand
Sie wollte niemals bleiben
Wie das Ältern und die Folgen und die Wiederholungen

Im Schmerzen finde ich eine Erfüllung
Meines nach Atem suchenden Herzens
Meiner Seele im Leeren

Ich habe es geschafft
Noch nicht fertig

Montag, 2. Juli 2012

Weisheitsschluss und Parteienförderung: Wenigstens irgendwo Meister


Ursprünglich hätte dieser Artikel auf dem Onleiner erscheinen sollen, da ich aber die Aktualität nicht so frisch halten konnte, wie ich wollte, obwohl er immer noch aktuell ist, stelle ich ihn hier vor (möglicherweise wäre er ohnedies zu wenig moderat, für den "Sankt Schauer").

Der Weisheit letzter Schluss kommt gleich vorweg: Für moralisch empfindsame (österreichische) Büger_innen lassen sich letztlich nur noch jene Parteien wählen, die noch nie eine Regierung stellten. Aber da bleiben nur noch die Grünen, die KPÖ, die Piraten und meinetwegen die sich selbst so bezeichneten „Christen“ (falls es die noch gibt). Und richtig: Das BZÖ zählt nicht (die hatten sich die ganze Zeit über in der FPÖ versteckt). Doch eins nach dem anderem: Eigentlich wollte ich über die ägyptischen Wahlen schreiben (Wer fürchtet sich vorm Islammann?).

Dann kam mir die österreichische Innenpolitik unter. Die Selbsterhöhung der Parteienförderung durch die Regierung wird auf effektive 60% gerechnet. Österreich verteidigt insgesamt angeblich den Viceweltmeistertitel souverän. Ja, ja – sie verzichten auf die Wahlkampfkosten-Rückerstattung, die bei Nationalratswahlen und fürs Verbannungsverfahren nach Brüssel einzufordern sind; auf Landesebene soll weniger Geld in die Pateienkassen fließen. Aber Wahlen gibt es zum Glück oder leider nicht jedes Jahr. Und wer mir auch immer eine strikte Trennung zwischen Landespartei und Bundespartei erdichten kann, verdient den Nobelpreis für Schmähdandlerei.

Faktum: Die Parteien nehmen sich mehr Geld aus der Gemeinschaftskasse der Republik. Als hier im Beisl zufällig die ZIB zitierte, dass unsere Berufspolitiker_innen dies beschlossen, um die Qualität der politischen Arbeit aufrecht zu erhalten, brach der aufmerksame Teil des Lokals in schallendes Gelächter aus. Ich weise schon länger darauf hin, dass man die Intelligenz von Stammtischen nicht unterschätzen sollte. Dort wird schließlich aus geselliger Freude getrunken, während Berufspolitiker_innen populistischer Nötigung wegen saufen. Man darf den Stolz auf die hiesige Alkoholismus-Kultur nicht verärgern und die lädt gerne ein. Übrigens war unlängst das „Kanzlerfest“, vielleicht erklärt das Einiges.

Ja, das war ein Seitenhieb auf die SPÖ; aber die Schwarzen brauchen gar nicht so blöd grinsen. Die erklären besser als jede andere Partei, dass man zunächst jene gesetzlichen Änderungen durchführen müsse, die man sich weigert durchzuführen, ehe man irgendwelche notwendigen Reformen durchsetzten kann (siehe Schulreform). Dabei reden – wie in allen Parteien – gerne die Ländler gegen die Bündigen und umgekehrt, um so zu tun, als hätte die einen überhaupt nichts mit den anderen zu tun.
Diese Methode ist gleich viel weniger blöd. Erinnert mich an
Star Wars. Der Kanzler Palpatine der (intergalaktischen) Republik, der zugleich dunkler Sith Lord war, steht als Rädelsführer parallel hinter mehreren, untereinander verfeindeten Gruppierungen, denn er hat erkannt: Man muss sich immer mindestens einen Bock aufbewahren, dem man alle Schuld aufladen kann. Im Falle Österreichs gibt es hierfür zwei Gehege desselben Bauern und egal welchem Nachbarn das Vieh den Garten verwüstet, es waren stets die Böcke des gegenüberliegenden Geheges. Seit verschlagen und vermehrt euch!

Die Frage die mich nun auch nicht wenig beschäftigt: Wer wird für diese massive Parteienförderungserhöhung in der Zeit der Sparkrise den Sündenbock spielen. Es wird sich wohl jemand auf der Bundesebene finden müssen, denn die Landesparteien verlieren schließlich ein wenig, pro Wähler_in, bei der Neuanlegung der Selbstbedienung – zumindest formal. Politologe Hubert Sickinger suggeriert sogar, dass die Regierungsparteien womöglich ihre eigenen Förderungen deshalb anheben müssten, weil sie so viele Sponsoren durch das kommende, neue Transparenz-Gesetz verlieren würden. Soll ich lachen oder weinen?

In welches Licht man es auch rückt, das Transparenteste an der Regierung ist, dass sie keine Ausrede für ihren geplanten Bonus hat. Ihre Mitglieder benehmen sich verfrüht wie die Aufsichtsräte, die sie nach Ausscheiden aus der Politik hoffen zu werden. Sicher, auch andere Parteien profitieren, aber die wollen das gar nicht; die Opposition lehnt das eigene Plus bei ihren Förderungen klar ab – klar, denn am meisten gewinnen jene Klüngel, die bei der letzten Wahl am meisten gewannen und sich ausrechnen, auch 2013 wieder gemeinsam an der Einahmenspitze zu stehen. Falls es 2013 überhaupt geben wird.

Obacht! Die Regierung verhält sich ein wenig rattenhaft und das real renovierungsbedürftige Palaverment hat doch etwas Schiffbrüchiges an sich. Was geht hier vor? Weiß die Koalition nicht, dass sie mit solchen Maßnahmen, kurz vor dem nächsten Wahljahr (!), der FPÖ und vielleicht dem BZÖ zum Zugewinn verhilft? - Diesen selbst ernannten Wirschaftsweisen der Nation, die sich bei den Untersuchungsausschüssen um sämtliche Korruptionsprozesse medial und wurmgleich aus der Affäre windet, die nach den Skandalen plötzlich sauberer dastehen, als davor, unter anderem weil die ÖVP sich von den Opportunist_innen zwischen den Parteien nicht nur über den Tisch, sondern auch ins Licht der U-Ausschüsse ziehen ließ, als unfreiwilliger Ablenkungskörper? Weiß die Regierung das nicht?

Es bleibt die alte Frage: Ist sie korrupt oder verblödet – oder beides? Das kann man sich jetzt aussuchen. Es ist also der Weisheit letzter Schluss, nur der oder die verdient sich Demokratie wie das Leben, der oder die sich Parteien stets erneut erfinden und gründen muss (das soll kein Zuschuss an die „Piraten“ sein).