Mittwoch, 8. Februar 2012

Senf zur Zeit! Links, Rechts, um Gefühle, über Gedanken

Avast! Alles dreht sich den Hals um die Gefühle. Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten beherrschen die Reiche, in denen die Denkenden auf der Durchreise bleiben müssen. Bürgerschaft verweigert! Und doch erbauen sich diese Reiche auf intellektuellem Fundament und der Mörtel ist lange noch nicht trocken.

Die Staatspolitik sei die Berufspolitik, und von ihr entfernt man das Leben, dass man den Alltag der Menschen nennt. Der Staat wirkt wie ein Ärgernis, das man aus Bequemlichkeit toleriert. Wer eine Glatze trägt sei vermutlich faschistoider Nationalist oder nationalistischer Faschist, ein Rassist – es sei denn, er sieht asiatisch oder afrikanisch aus. Die Begrifflichkeiten müssen nicht exakt sein, brauchen keine Substanz; sie ertragen sich im allgemeinen Glauben an ihre mystische Bedeutung.

Rechtsextreme dürften keine UmweltschützerInnen sein; selbsternannte KapitalistInnen das Gemeinwohl nicht ansinnen. Die Linken würden das Wirtschaften anfeinden, den internationalen Handel verteufeln. Von ihnen dürfe niemand religiös sich bekennen. So wie haarige AusländerInnen, mit Vorliebe für rote Fahnen, sich in befremdlichem Patriotismus nicht zu MordbeschwörerInnen wandeln sollten.

Die Panik lebt in den geistigen Konstrukten und der Weg der Seele wird zergrübelt, von schweren, traurigen Stirnen. Die Leut haben ihr Ziel verloren. Sie träumen vom sagenumwobenen Schlachtfeld zwischen Links und Rechts, und warten vergeblich auf die Action.

Morgen wird wieder jemand glauben, ihre/seine Trauer hätte etwas mit Essen zu tun – eine Weile fressen, eine Weile kotzen. Das Licht scheint über ihren schweren, traurigen Stirnen. Aber irgendwelche ihrerseits Verirrten hatten ihnen eingetrichtert, dass nur ein Hans-Guck-in-die-Luft zum Himmel blicke. Wer sich aber umblickt, gefährde ihre/seine Sicherheit. Trügerische Sicherheit!

Der Struwwelpeter ist eine Parodie auf versaute Pädagogik einer biederen Zeit. Oder ein verdammt schlechtes Buch für Kinder (Es ist in Wahrheit ersteres, also zweiteres nicht, würde man das Erstere wissen und/oder verstehen). Hans! Hansa! Guck in die Luft!
Es gibt keine Ausreden mehr! Nur noch die neue Romantik: Alles was alt ist, sei irgendwie gut. Alles? Natürlich nicht alles! Rechtsextreme dürften nicht romantisch sein. Das müsse man in einer Demokratie so sehen.

Worum geht es eigentlich? Es geht um nichts mehr. Man zelebriert die „Politikverdrossenheit“. Dabei ist die Politik gar nicht verdrossen – sie ist überall, wo Menschheit ist und bleibt ihr.

Nicht ärgern nur wundern? Wundere mich nicht mehr. Darf ich mich also wieder ärgern? Besser wäre es, zu verstehen und danach zu handeln. Auch das ist menschlich.

Blast! In der zweidimensionalen Welt der Rechten und Linken teilt man sich, was die Erstgenannten erträumen, die Zweitgenannten alpträumen: Kapitalismus und Korruption seien einerlei – So genannt die Wirtschaft, durch die Vielen gewisser Wohlstand zukam, der aber verteilt wurde durch den demokratischen Staat.

Wirklich einerlei sind bloß die zweidimensionalen Ansichten: Man sieht die Rebellion der Linken, die zur Tyrannei führt; man sieht die Tyrannei der Rechten, die zur Rebellion führt.
In Wahrheit ändert sich nur der Name der Machtmittel: Was den Einen das Geld ist, sind den Anderen die Ressourcen. Das unterwürfige Menschenmaterial haben sie gemein; die Machtmittel bleiben Kapital, bleiben Ware.


Und wir? Nennen wir uns selbst korrupt im Fortbestand unseres Wohlstands? Kaufen wir Fairtrade-Bananen und beklagen den Klimawandel durch die Industrie? Rauchen wir Zigaretten und bedauern das Schicksal enteigneter, vertriebener, hungernder Bauern und Bäuerinnen Afrikas, wo der Tabak so kostengünstig gedeiht? Protestieren wir gegen die Ungerechtigkeit, via Internet, auf Maschinen, deren Kleinstteile kongolesischen Warlords die Waffen.

Es gibt bessere Materialien, ohne Kriegslord-Verbindungen. Aber die kapitalistischen, also korrupten KonsumentInnen haben weder Zeit noch Mittel zur Aufklärung, zur Forderung. Sie müssen Bälle der Burschenschaftler verhindern; müssen Personen des politisch rechten Randes verbieten „Atomgegner“ zu sein, da nur die Zivilisiertesten wert zum Schützen seien; müssen linken Parteien, die ausnahmsweise linke Ideen haben, den Hausmüll durchstöbern; Grünen, mit grünen Vorschlägen, selbige vorwerfen, die sie bei den anderen Parteien vermissen; müssen sich gegen schöne Moscheen wehren, die keine sind, weil sie die unansehnlichen lieber haben, die ebenfalls keine sind.

Folgendes: Die Angst ist da, sie ist nicht unbedingt notwendig. Entschuldigen kann man sich zwar immer, es meinen muss man es deshalb nicht. Was die anderen damit anfangen, ist ihre Sache.

Das Leben hat vielleicht keine Bedeutung; aber darin kann die Freiheit des Menschen leben, ihm eine Bedeutung zu geben. Menschlichkeit hat schließlich auch mit Denken zu tun, das schließt das Fühlen aber nicht aus.

Achte auf die Religionsstifter, nicht auf deren AnhängerInnen. Wenn du dich verirrt hast, dann kehre zum Ursprung zurück, dessen was du wirklich willst oder ursprünglich wolltest. Und prüfe dein Wollen. Der freie Mensch ist Ich-bezogen, deshalb kann er die anderen lieben – er muss die anderen nicht fürchten. Ratschlagen ist wie Radschlagen: Ich mach’s gerne. Mach mich nicht an!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus