Mittwoch, 23. November 2011

Trotz

Es folgt den alten Pfaden das schlurfende Mensch.
Müde Beine setzten ab in den Fußspuren der Vorausgegangnen.
Sie setzten ab die Tatenkraft zu Füßen ihrer Ahnengötzen.
Wer kennt seine Ahnen?

Das Kind zeigt seinen unwissenden Trotz;
Wir treten unsere Fußspur drauf.
Das Kind zeigt einen unwissenden Trotz;
Das Wundern nimmt uns den Atem;
Das Wissen in unwissendem Trotze,
Es bleibt uns verlegen,
Unser unwissender Trotz.

Und alles wird was es nicht will
Trotzen, in Spuren der müden Gleichgeschrittenen:
Notwendigkeit, in Not für die Wende dahin
Wo das Mensch die frischen Spuren legt.
Vom Alten muss alles gehen,
Damit es bleibe was es ist und nicht werde, was es war.

Mit schmalen Augen grinsen die Trunkenen, wie einst
Die feisten Väter, die alles nicht anders taten –
Sie prügeln sich manchmal in ihren Kindern.
Manchmal prügeln sich ihre Kinder,
In Fußspuren, tief und kaum zu entgehen.
Die Zahlen bleiben unerheblich, die schmalen Augen.
Man vermutet alles besser, man kennt sich nicht,
Nur trunkenes Grinsen
Des andren Müdgestapften.

Die Politik braucht keine Argumente.
Herrinnen und Herren folgen sich selbst
In den Fußspuren der ihnen Vorausgegangenen,
Bedingungslos und brav wie Hunde
Auf dem Weg zur Schlachtbank ihrer Häutung.
Sie häuten sich selbst und wähnen sich gerüstet
Hinter ihren verschlossenen Türen.
Der Souverän der Demokratie darf nichts wissen,
Von den Entscheidungen seiner Hunde,
Ehe er gehäutet auf der Schlachtbank liegt.

Es folgten den alten Pfaden die schlurfenden Menschen.
Starke Beine setzten sich ab, wie sie wollen, sie sollten.

Freitag, 18. November 2011

Fallender Straßenschimmer

Folgende Straßen fallen ab von mir,
Noch höre ich die Trümmer hallen.
Ich reime auf ungetrunkenes Bier,
Muss niemanden gefallen.
Es herrscht großes Zerfallen.

Warten auf Elisabeth, die mich damit überraschte. In weichem Sessel, bei sanftem Schein über dunklen Vertäfelungen, Flächen voll von lichtverspieltem Glas, einer Kerze im Fenster, dahinter die freie Gasse am Kirchengemäuer, bei dürren Bäumen und schlanken Laternen – ich sitze umhüllt. Ich bin zerstreut. Mein Kriegerwesen hält sich an den Teilen, die Teile halten in ihm, an mir.
Ich lehne mich zurück, an die samtene Polsterung, in die Vergangenheit, die junge, frische. Habe Sorge, auch um die älteren Gesichter, die ich mir einvernehmlich fern gehalten habe.
Die Sorge ist, was mir bleibt. Tatenlos ist sie unerträglich.
Ich lehne mich zurück und erreiche nicht mehr die Tastatur. Nach vorne muss ich, ins weiße Scheinen des stromsparmodifizierten Schreibcomputers, der schwarz sich verschluckt im Tisch.
Ich muss nach vorne, mit dem Kopf ins Fenster, wo die Straße auf mich blickt. Kann nicht sesshaftenbleiben. Das Schreiben muss fliegen, nach vorne gelehnt, durch die Zerstreuung, im Atemwind des Kriegerwesens und dem brüderlichen Wind im Gesicht. Es ist ein einsamer Genuss, der mich verzerrt.

So scheint es/
Mit schmeichelnder Lauheit/
Im Übrigen droht Folgendes/
Der kriegerischen Wachsamkeit.
Es wird Zeit.


Erschöpfen

Erschöpfen
In all der Ängstlichkeit
Findet sich nicht mehr jenes Knüpfen
An die Ewigkeit

Des Webers Schuss verliert nicht sein Ziel
Die Kette bindet seine Wege
Was die Furcht auch halten will
Alles endet im Gewebe

Unter der sterbenden Hülle sah ich einen Schein
Wie Sonne im fallenden Laub
Und wo dies Fürchten fällt ins Leben ein
Verfällt es in diesem Licht zu Staub

Plötzlich ist der Tod
Und plötzlich ist die Liebe
So wie der Rausch tat Not
Irgendwann
Spür ich dann
Wem und was ich bald erliege

Dienstag, 15. November 2011

Nacht Nebel Kriegerwesen

Durch Nacht und Nebel gefahren
Mit dem schlafenden Kind
Wie die kalten Schwaden sich gebaren
Im pirschenden Wind
Ziehen die Nachrichten vorüber

Wie das in Luft erfasste Licht
Der warmen Scheinwerfer
Drängen sich Gedanken dicht
Gegen fremden Eifer
Der die Menschen entmutigen will

Mit dem schlafenden Kind
Reise ich durch die Nacht
Und Ehe die Nebelzeit verrinnt
Sei in frierender Stille erwacht
Das Kriegerwesen

Ans schlafende Kind gedacht
Wer als Kriegerwesen
Nicht über diese Zeiten wacht
Dessen Zukunft ist bereits gewesen
Die eines Verkrochenen
Ausgestorbenen

Menschlichkeit erwache
Flammend
Sterbend kriegerisch
Lieber aber liebend
Und besser lebend

Donnerstag, 10. November 2011

Der Kreis

Der Wind lässt uns ruhen im Kreis der Bäume.
Sie ragen tief in ihren Schatten
Der aufgeweckten Nacht, wie manche Träume
Die sich einmal in uns hatten,
Wach wie der Tag.

Nur diese Augen bergen Erkennen dessen was ist.
Sie verwirren für Sekunden
Vorm Erkennen, wie ihr Blicken man vermisst.
Dann geben sie Klarheit für so viele Stunden.
Ihr Fehlen ist ein großes Sein.

Schönheit ist und Ängstlichkeit
Und andre große Dinge des leer gefüllten Kosmos.
In ihrer Grelle beständiger Geblendetheit
Bleibt Liebe, gegen das Lebenslos
Gespiegelt, ein übergroßes Sein.

Meine Angst wird Abenteuer,
Trink dann ein Marchfelder Bier.
Das Flachland war mir nie geheuer,
Doch schmeckt es nach Zuhause hier
Im Augenblick, in meinem Gepäck.

Wo Angst zu Vorfreude wird
Ist ein tiefer Schatten der Erinnerung
An die Liebe, die passiert,
In beständig plötzlicher Verwandlung.
Hier ist Verantwortung wie das Licht den Sehenden.



Belgisches Bier

Belgisches Bier:
Das beste Auswalken von Geschmack,
Wenn ich im Dunkelholz hockend fantasier
Die restliche Nacht von Morgen.

Anorak!
Warum auch nicht.
Die Sätze sind mir klar genug
Und dicht,
Dort, woher ich sie trug.

Anorak! Und belgisch Bier.
Warm und gut verpackt
Ereichen die alten Lieder mir
Den marmornen Samt der Bar.

Es schreibt sprachloser Kontrakt
Mir nichts vor.
Weit ist meine Interpretation
Schier unendlich das torlose Tor.
Anorak(!) kommt mir davon.

Das Bier ist gar nicht belgisch,
Für den Anorak ist’s noch zu warm.
Ich wandre noch im ledernen Harnisch
In Wien
An Kindheitswintern arm.

Wer dies hier publiziert, ist verrückt
Und zu bewundern.
Eine Entscheidung, die mich dann entzückt,
Ist jene die auch enden kann
Vor dem eigentlichen Zundern.

Freitag, 4. November 2011

Wiederschein

Spätes Sonnenlicht fängt sich
In Baumkronen, im Wiederschein.
Mit wintertrocknen Augen ernte ich
Sein Vergehen
Meinem winterschattigen Sein.

Von der Hauswand fällt es glatt,
Vom Autoblech prallt es heftig;
Doch auf jedem sterbenden Blatt,
Ruht es schön, wieder-scheint es kräftig.

Deshalb trinkt der Mensch sein Bier
Gerne unter starken Bäumen.
Hier
Leuchtet ihm beides gelassen,
Was aus Erde und Licht ist geschaffen.