Montag, 31. Januar 2011

Ehe du bist

Ich atme unter einem Wasserfall,
Aus Worten vieler Gläubiger;
Ein rechtloser tosend Hall –
Wie der Eckzahn dem Tiger.

Geschichtslose Geschichten malen,
Selbstverherrlichende Fremdverherrlichungen;
Gesichtsloser Gesichter Zahlen,
Regieren reaktionslose Regierungen.

Mit dem Eckzahn des Tigers,
Kann man über Recht nicht streiten;
Ehe er Beute wird, des falschen Siegers,
Dem Wahrheit wird Niederlage bereiten.

Ich höre Gläubiger Worte, doch
Ich verstehe ihre Sprache nicht;
Nicht fass ich ihren Sinn, noch
Erleuchtet mich ihr Licht.

Der Mensch, der verrückt ist,
Kann nicht der Wahrheit trauen,
Die Unverrückter ermisst,
Auf sein Gewahrtes muss er bauen.

Höre nicht,
Sieh nicht,
Sprich nicht,
Taste nicht,
Denke nicht,
Fühle nicht,
Erkenne nicht,
Ehe du bist.

Das Fremde

Ich höre den Gesang einer Frau, die ich nicht kenne, ganz vertraut;
Wie Heimat ist sie mir deshalb.
Ich sehe das gute Gesicht eines Welschen, der meiner Tochter lacht;
Wie ein Freund ist er mir deshalb.
Ich schreie, mit einem Unbekannten, gemeinsam gegen die Ungerechtigkeit;
Wie ein Bruder ist er mir deshalb.
Ich entdecke das Lächeln einer Fremden, und verliebe mich in sie;
Geliebte ist sie mir deshalb.

Deshalb, weil ich so wenig erkenne und weiß,
Deshalb, erkenne und weiß ich,
Weit, um Welten, mehr als jene,
Die mir raten, das Fremde sollt ich fürchten.

Jeder Fremde ist Unwissendheit,
Und Unwissendheit ist die breite Straße,
Die dem Lernenden begegnet,
Wenn er lernt und lebt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

Aufgeregt

Du lässt mich aufgeregt,
Zappelnd wie ein Kind,
Springen über den Halm,
Deines grünenden Lebens.

Selbstzerstörung,
Das ist zu rauchen,
Selbstzerstörung,
Will ich manchmal.

Ich bin längst 40,
Weil mit 30,
Ich einen alten fand,
Dessen Verrücktheit ich bewundere,
Ob sie ist oder nicht.

Zerstörerisches Bier fließt mir,
In den Magen all dieser Wärme,
Die im Grunde dir zusteht,
Auch wenn ich dich manchmal hasse,
Mit all deiner Schönheit,
Du Arsch.

Nein, es ist die Popmusik,
Die mich im Schreiben befiel,
Mit ihrer Grausamkeit,
Verdunkelte.

Du bleibst schön,
So wie ist die Vernunft,
So wie ist die Gerechtigkeit,
So wie ist die Liebe.

Leck mich doch am Arsch.

Welch ein Glück

Welch ein Glück,
Dass ich weiß,
Ich sterbe.

Hinter dem Berg halten,
Das ist gewusster Spruch,
Die Taktik des Militärs.

Ich aber bin nackt,
Geboren in diese Welt,
Und nackt – so sagt man,
Sei die Wahrheit.

Das Unwesentliche ist
Verführerisch –
Es scheint bloß.

Das Wesentliche ist
Übergroß –
Es schmerzt auch.

Über den Weg meines Versagens,
Führt eine Spur,
Hin zum Gewinn,
Der nicht gestohlen werden kann,
Denn keiner kann ihn ermessen.

Stärke und Schwäche
Haben oft im Menschen,
Den selben Quell.

Es heißt auch,
Wer den Weg hat,
Verweilt nicht bei seinen Taten:
Darum bin ich ein Vagabund.

Freitag, 14. Januar 2011

Sei! Sagt man

Sei! Sagt man mir,
Und doch zittert man,
Vor der Entscheidung, hier
Und Jetzt – Wer auch immer
Sich entscheiden kann.

Über Konkurrenz nun leises Klagen,
Im Lande ihres kapitalen Geists,
Wenn sie die Würstelbuden,
Die Heimischen plagen,
Was Kebab oder Asia- heißt.

Die alte Kirche verlassen Scharen,
Die keiner kennt,
Man sieht es fern.
Der Kardinal aber, im Wahren,
Selbst es neue Freiheit nennt.

Worüber Klagen,
Ich bin es leid;
Die Ketten,
Die wir an uns tragen,
Kennen keine Lebenszeit.

Was Anklagen,
Wo kein Gericht ist?
Gleich ist unser aller Betragen,
Im Leben,
Das der Mensch alleine frist.

Geist und Exekution,
Trägt Menschensorge bald
Ins Wohlsein davon;
Wenn Menschheit nur könnte
Ehe ihre Liebe, im Panikraum, verhallt.

Vor Ausländern, die keine sind,
Fürchten sich,
Die das Ausland stets billig genießen.
Zuhause sind sie jedoch blind,
Übersehen die Gemeinschaft geflissentlich.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Nachtschmerz ohne dich - An einen Mitmenschen

Die Nacht schmerzt mich, ohne dich.
Mandarinen sind keine Nektarinen, auch keine Clementinen;
Aber ich will es nicht wissen – tröstendes Lernen
Eines lateinischen Wortes, das mich erinnert,
An ein Licht, in dem die Schule einst Sinn machte;
Hätte ich den Sinn doch wählen können,
Wäre ich doch Herr meiner Zeit gewesen,
Und Steuermann meiner Schmiede.

Ich möchte jetzt nichts lernen,
Aber leiden, trauern, vielleicht auch weinen,
Wenn ich könnte – Eine Sintflut den Dämonen,
Oder was auch immer,
Eine Hilfe, von der ich offenbar nicht weiß,
Dass ich sie brauche, gerade dann,
Wenn es zu spät für alles ist.

Bereute Ohnmacht – liegt in der Nacht,
Im Dunklen, ohne dich.
Wie kann ich dich in mir behalten? -
Im Dunkeln -
Warum verliert sich alles,
Ohne dein Gesicht?
Deine Stärke und Schwäche,
Bin ich schwach,
Bin ich stark,
Welch Helligkeit!

Montag, 10. Januar 2011

Allgemeines Gefahrengut für (echte) Demokratien

Als Platoniker bin ich (einstweilen noch) überzeugt, dass die Demokratie nicht die beste, sondern die sicherste Staatsform ist, um den Willen und den Vorteil möglichst vieler Mitglieder zu organisieren. Anfälliger, für Tyrannei und Machtmissbrauch, sind die Staatsformen des Führertums und der Oligarchie. Aber anfällig ist auch die Demokratie, beispielsweise wenn kommerzielle Unternehmen, große Konzerne, vor allem jene der Finanzwirtschaft, mit Hilfe der von ihnen kontrollierten Medien (siehe insbesondere FOX in den USA), die demokratische Politik unterminieren, manipulieren und nach ihren Wünschen formen; wenn die Reihen der gewählten VolksvertreterInnen allmählich durch Marionetten ersetzt werden.

Ausgangspunkt der Schwächung der modernen Demokratie – die hierbei natürlich nicht mit der athenischen Sokrates und Platons zu vergleichen ist –, ist, meines Erachtens, die ungleiche Verteilung der Verantwortung für den Staat, die seine einzelnen Mitglieder tragen. In Österreich wird einem volljährigen Mann, der sich, nach positiver Überprüfung seiner Tauglichkeit, weigert den Wehr- oder Zivildienst zu absolvieren, mit schwerer Strafe gedroht. Seine Verantwortung gegenüber dem Staat ist vergleichsweise gering. Theoretisch werden auch Staatsangestellte, bei Amtsmissbrauch, mit Strafe bedroht (§302 StGB [Österreich]: mit „einem bis zu zehn Jahren“ Freiheitsstrafe), in der Praxis wird der Beamte lediglich vom Dienst „suspendiert“ oder es wird sein freiwilliger Rücktritt erbeten – dies vor allem in Fällen von Parlamentsabgeordneten, noch bevor deren Immunität, vor strafrechtlicher Verfolgung, aufgehoben wird. Diese Maßnahmen werden, zumindest in meiner Heimat, offenbar nicht von Judikative oder Exekutive, sondern von den jeweiligen Parteien gesteuert, denen die betroffenen PolitikerInnen angehören. Im Fall des Wahlbetrugs im Burgenland, trat der Täter, der ehemalige Bürgermeister von Unterrabnitz, zurück. Weitere Konsequenzen sind mir nicht bekannt.

Natürlich kann man dies als juristische Detail-Problematik, als das Untersuchen von System-Einzelteilen, betrachten, aber - abseits ihrer juristischen Komplexität - zeigen sich dadurch, selbst in stolzen Rechtsstaaten wie Österreich, die Unterschiede in der Rechtssprechung und Exekution, zwischen jenen Individuen mit wenig und jenen mit viel Macht im Staat. Dabei scheinen jene mit viel Macht, die durch diese naturgemäß auch viel Verantwortung tragen, bei Machtmissbrauch geringer und seltener bestraft zu werden, als jene mit weniger Macht und daher weniger Verantwortung (gegenüber den Belangen der Gemeinschaft des Staates).

Nun fügt sich zu diesem Ungleichgewicht unter den StaatsbürgerInnen, dass private Unternehmen in der Lage sind, sich über staatliches Recht hinweg zusetzten und, indem sie international agieren, auch die Verantwortung, gegenüber ihren Gründungsstaaten und deren Gesellschaften, umgehen können. Eine internationale Organisation, die es schafft, private, kommerzielle Unternehmen, gleichsam unter ein Rechtssystem zu stellen, gibt es nicht. Unternehmen, die als juristische Personen gelten, werden – wo sie registriert sind – wie StaatsbürgerInnen bestraft. Sie zahlen, im Falle von Verurteilungen, hohe Geldstrafen – die sie sich in der Praxis leisten können – und können mit ihren Geschäften fortfahren, egal wie viel Macht, und damit Verantwortung, sie durch diese erlangen; eine juristische Person trägt auch kein Amt, durch das es, im Falle von Missbrauch der ihm eigenen Macht, insbesondere bestraft und seiner Tätigkeit und Macht enthoben werden könnte. Dennoch ist der Einfluss auf das Wohl einzelner Staaten, den bestimmte Unternehmen haben, enorm, sodass es ungenügend ist, etwa manche starke Aktiengesellschaft juristisch als private Einzelperson zu betrachten.

Ich bin überzeugt, dass die größte Gefahr für die verbliebenen, echten Demokratien dieser Menschenwelt darin besteht, dass AkteurInnen privater Unternehmungen vielerlei Form, im Freiraum der internationalen Geschäftemacherei, eine Parallelgesellschaft bilden, die weitgehend ungebunden, gegenüber den Gesetzen und der Verantwortung einzelner demokratischer Staaten, handelt. Gruppierungen, wie jene extremistischer Religionen, die lediglich versuchen, innerhalb eines Staates als Parallelgemeinschaft zu existieren, sind eine geringe Gefahr; sie müssen innerhalb des jeweiligen Staates agieren und deshalb muss ihre Isolierung scheitern. Große Unternehmen können über den Staat hinaus agieren, sie können, in ihren Netzwerken, tatsächlich parallel zu Staat und Demokratie existieren. Das ist ein Ungleichgewicht von Macht und Verantwortung, das sich der „klassischen“ Ungleichheit von mächtigen und ohnmächtigen BürgerInnen hinzugesellt. Eine Dreiheit entsteht, in der schwache BürgerInnen, starke BürgerInnen und mächtige, aber ungebundene Unternehmen, ein neues Gesamtsystem ohne funktionierendes Regelwerk, bei ungeregelten, uneinsichtigen, aber dennoch vorhandenen Abhängigkeiten, erzeugen; dies ist Ungerechtigkeit zu nennen und auf solcher kann kein (demokratischer) Staat bauen.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Scheiß auf die Klassen

Die Menschen tragen Sorge,
Vor sich her wie Waffen,
Die ich mir gern ausborge,
Wenn sie so blöde gaffen.

Vielerlei Menschen geben sich große Mühe, sich alte Klassen neu zu verleihen;
Den anderen bleibt von all der Mühe nichts, denn sie wollen klassenlos gedeihen.

Menschenklasse ist ein Mittelchen,
Sich vom menschlich Gemeinen abzuheben;
Ein Traumflug zum Unmenschlichen,
Ist dies kenntnislose Klassenstreben.

Und Klasse heißt auch Menschenrasse,
Und Rasse wird dieser informativen Tage,
Per Genetik zum medialen Geprasse;
Die Natur machen sie uns zur Plage.

Die reichen Medien, Instrumente der Reichen, suchen Sensationen und selten Wahres;
Wie der Boulevard, auf dem Kinder und Alte schlafen; heut las ich:
Sarrazin sei Mensch des Jahres.

Wer hat das Recht, eine Zeitung nach meinem Staat zu taufen?
Wer bestimmt die Schönste im ganzen Land?
Ich rasierte mich, wie einen Mönch, vor dem Haareraufen;
Doch des Kriegers Zorn legt sich in meine Hand.

Ein Märchen bestimmt die Schönste,
Ein Märchen ist die Perfektion;
In der Realität gilt als bald Verhöhnte,
Die mit der gewaltigsten Nasenoperation.

Die Operateure aber stammeln von der Menschennatur,
Während sie uns in ihre Klassen einteilen;
Und sie verkaufen uns als Wunderkur,
Alten Faschismus, bei dem Feiglinge so gerne verweilen.

Sie wissen nicht, was sie tun, sprach Jesus,
Weil sie Trottel sind, dreist ergänze ich;
Und zu jedem verständnisvollen Liebesgruß,
Mengt sich mein Rachewunsch geflissentlich.

Es gärt im Untergrund,
Die Oberen stecken ihre Fühler hinein,
So kalt die sind und wund,
Flößen sie nur das primitivste Denken ein.

Denn ein schlechter Brauer ist der Staat,
Wenn ihn nur Gierhälse beraten;
In die Volksmaische kommt dann die Saat,
Der Gänsestopfkultur, vor dem großen Braten.

So viel Hässliches, neben Schönem, brachte die deutschsprachige Kultur bereits hervor;
Ich werd in ihren, meinen, Landen bleiben, steigt ihre Hässlichkeit auch erneut empor.