Dienstag, 20. Juli 2010

Mutter, Stahl und Zeit

Wir wandern äffischgekonnt,
Optimistisch bis zum Anschlag,
Unserer stahlkalten Waffengarnitur;
Letztlich trostlos und allein,
Verlassen von unseren Müttern.

Ihr natürliches Schicksal ist’s,
In Sterblichkeit zu verlassen,
Was ward schutzbefohlen vom Herzen;
Oder die Schutzbefohlenen sterben
Zu sehen – vor den stets genannten,
Unbekannten Zeiten – hinzustreben.

Ich sterbe und folge der Einsamkeit,
Und sterbe doch
Erneut
Bin ich einsam.
Von Mutter weiß ich viel,
Und nichts weiß ich in alledem.

Ich höre Gescheiter-Menschen,
Gescheites plauschen dummer Dinge;
Ich rieche die Verwesung ihrer,
Steingemeistelten Würdigkeit – man verzeiht,
Dem Philosophen aber nicht sein Drängen.

Du färbst dir deine grauen Haare,
Die dir sagen, dass du lebtest,
Hast du in Fotoalben verbannt.
Und dein Handeln ist die Würdigkeit,
Glanzpolierter Oberflächen – weicht das Leben.

Nicht mehr fürchte ich mich,
Rufe ich nach meiner Mutter,
Sie bleibt dar für alle Zeiten,
Solange – sie blieb in ihren Zeiten,
Zeitlich sind wir einander Teil.

Ich fürchte nicht mehr den Stahl,
Weder in Kälte
Noch in Waffe,
Mein Körper ist nicht sterblicher,
Als Löwenzahn – entschwebend.

Freitag, 16. Juli 2010

Müde und Nachtwach

Müde und nachtwach,
In der Hitze, im kühlen Luftzug,
Wollt ich stubenhocken bleiben,
Und wollte es nicht,
Unterhaltungsprogrammatik,
Am PC zu richten,
Ohne mich damit zu befassen;
Weshalb ich hinaus musste,
Ohne zu wissen wohin,
Bier zu trinken, ohne Verlangen,
Deshalb nicht ins Pub zu gehen,
Aber dort zu landend,
Zielsicher,
Unsicher,
Und unbeabsichtigt.
Vielleicht gewollt,
Vielleicht auch nicht.
Limonade und Cider,
Zugleich bestellt,
Abwechselnd getrunken.
Noch einmal mit der Welt zu flirten,
Ehe ich mich in die Stube hocke,
Um endlich wieder zu schlafen,
Um endlich wieder aufzuwachen.
Ich will Alles,
Ich will nichts,
Habe Angst vor allem,
Fürchte mich vor nichts.
Ich bin müde des neuen Harrens,
Nachtwach des Lebens(sorgen),
Nicht müde des Lebens(sorgen),
Nachtwach über meinem Harren,
Bald erneut bewegt;
Wie weit muss ich gehen? -
Wenn ich Eins von Beidem bin.
Wenn ich Eins in Beidem bin,
Eins mit Beiden, und dazwischen.
Und sprachen wir nicht von Zyklen?
Und ist das schlimm?
Bin der Müde,
Die Müdigkeit zu diskutieren;
Bin Kindwach,
In der zyklischen Welt.
Entdecke da plötzlich,
Bewunderung,
Für einen Augenblick,
An einem Menschen,
Der vorbeifährt, im Kreislauf,
In der Fremde der Straßenbahn,
An der ich entlang gehe,
Und sie alten Volkslyrik begleitet,
Meine erneuten Wege,
Zwischen Naturschutzgebiet und Hauptstraße,
Am Grad meines Menschenlebens,
In dieser kleinen Welt und der großen,
Und dem kleinen und großen Universum,
Die beides sind und keins von beidem,
Oder doch.

Sonntag, 11. Juli 2010

Kreislauf

Vom hellen Walde her - und von kühlen Bergen,
Zu deren Füßen ich im Bannkreis lief:
(Es) Wandelt mein Schatten, über die Felder der Nacht.
Und meine Zärtlichkeit, empfängst du im Fluge.

Meine Spuren liegen längst begraben – vom Laubfall meiner Tage,
Im hellen Wald, am Fuße kühler Berge. Doch der Beutehetzer,
Der Bannende ist gehetzt zu Tode, von meinem sturen Missverstehen.
Der Duft dunkler Bäume aber bleibt, von einem treuen Wind getragen.

Im Wind – Im Knien, singe ich zu deinem Fenster empor;
Doch wehe du hältst mich, wehe du fasst mich,
Wenn ich mit Respekt eintrete - wenn meine Füße zu laufen beginnen,
Zu den Hügeln hin - Im Wind.

Hatte ich doch gelernt zu rennen, Menschen nicht zu trauen;
Als aber der Widerstandsbrecher an meinem Widerstand zerbrach,
Da blieb ich rennend, enttrauend alle, mit meinem Weg nach Draußen.
Rasend bin ich, gelockt von Ruhestätten, bis zum Morgen neuer Reise.

Und wohin auch gehe, ins neue Verlassen, zu dir hin:
(Es) Führt, was von dir wegführt – Denn in allen Richtungen,
Bist du mir – im treuen Wind, der mich geleitet,
Zu Füßen kühler Berge vielleicht, zu hellen Wäldern hin, die im Duft dunkler Bäume stehen.

Montag, 5. Juli 2010

Zeitlos

Sitze ich also vor dem Bier,
Bald beginnt der neue Tag,
In Stunden gezählt,
Die ich an die Zeitlosigkeit verlor.

Mein Mobilfon vergaß ich daheim,
Eine tickende Uhr sah mein Arm,
Seit Jahren nicht mehr,
Die ich der Zeitlosigkeit überlies.

Mein schnell gezähltes Mobiliar,
Kosteten die letzten tausend Umzüge,
Der letzten Jahre in Wien,
Die ich mit seiner Zeitlosigkeit teilte.

Und versehentlich formatiert,
Sind die hunderttausend Fotos,
Spiegelsplitter meines jungen Lebens,
Das die Zeitlosigkeit herunter lud.

Viele kleine Arbeiten sind zerstört,
Die mir nie mehr einbrachten,
Als das Lernen in den Stunden,
Die mir die Zeitlosigkeit erklärten.

Kleine Schreiberein sind verloren,
Die ich lange nicht mehr las,
Und wer sonst, in ihrer Zeit,
Die das Los nach sich zieht.

Und Lieben sind vergangen,
Deren Fühlen mir verblieb,
Wenn ich all der Verluste gedenke,
Die zeitlos in mir wohnen.

Sowie der Ring, ach!
Den die Großmutter mir gab,
Als Talisman für dies Leben,
Das in Zeitlosigkeit enden muss.

Ein Zauberer bin ich jedoch:
Was ich fasse, verschwindet bald,
In und außer mir,
In die Zeitlosigkeit vielleicht.

Was ich aber sein und gehen lasse,
Hängt mir nach für…
Wie lange wohl?
Bis die Zeitlosigkeit beginnt?

Samstag, 3. Juli 2010

Trügerischer Nichtraucherschutz

Habt ihr es auch gehört? Nun wurde die „neue Raucherregelung“ für Gaststätten aller Art, in Österreich, umgesetzt – die Schonfrist sei vorüber. Schon wieder!?
Offenbar wird nun verfügt, dass sämtliche gastronomischen Lokale, die nicht klein genug sind, ihre Räumlichkeiten in einen Raucher und Nichtraucherbereich trennen müssen. Klingt zunächst vernünftig; Aber nicht nur ich, sondern auch Ärzte, kratzen sich angesichts dieser neuen Gesetzlichkeit (für mich hörbar im Ö1-Journal vom 28.6.10), am stirngefalteten Kopf.

Mein Haupt ist freilich nicht vergleichbar medizinisch gebildet, jedoch durchflossen es schon einige Biere, in den unterschiedlichsten Kneipen, Bars, Pubs, Cafes, Beisl und Wirtshäusern, weshalb ich vorwegnehmen konnte, was ein Großteil der hörbaren Ärzteschaft kritisierte: Diese, besonders österreichische, Kompromissraucherregelung bringt nichts.

Manche sagen vielleicht, dass es sich um einen ersten Schritt handle. Dem muss ich aber hiermit widersprechen. Denn in einem reinen Raucher-Raum, kann ich als Nichtraucher rasch feststellen, ob die „Feinstaubbelastung“ sich gesundheitsschädlich anspürt, oder nicht. Sobald ich Kopfschmerzen bekomme und sich unzählige Nadeln in meine Lunge bohren, geh ich woanders trinken. Wie ist es aber, in gekennzeichneten Nichtraucherbereichen?

Nun stellte die, das Rauchergesetz kritisierende, Medizin-Expertise fest, dass die Feinstaubbelastung in Lokalen, die lediglich über getrennte Bereiche verfügen, nicht aber über tatsächlich getrennte Räumlichkeiten, in den Raucherbereichen genauso hoch ist, wie in den angrenzenden Nichtraucherbereichen. Die Feinstaubbelastung, durch das Rauchen, erreichte, bei den diesbezüglichen Tests, übrigens ein Niveau, das im Straßenverkehr verboten wäre. Das Gesetz schreibt den GastronomInnen, eingeschränkter Lokalräumlichkeiten, aber nicht mehr vor, als für getrennte Bereiche zu sorgen – nicht aber für getrennte Räume.

Ob Nicht- und RaucherInnen dieselbe Luft atmen, ist den GesetzgeberInnen also immer noch egal. Sie wollen es allen Recht machen und das Resultat ist nicht nur ein Schwachsinns-Recht – es birgt auch zusätzliche Gefahren.

Wenn ich mich im Nichtraucherbereich sicher vor der Gesundheitsschädigung, durch die Raucher, fühle, es aber, den Messergebnissen zufolge, gar nicht bin, wird das Rauchen zur unsichtbaren Gefahr. Denn RaucherInnen sind sich des Risikos bewusst, das sie eingehen, wenn sie sich diesen Dreck in die Lunge saugen. Auch ich bin mir des Risikos bewusst, wenn ich mich in ein Raucherlokal begebe und schwebende Rauschwaden mir die Sicht zur Barkeeperin nehmen.

Wenn ich jedoch einen offiziell gekennzeichneten Nichtraucherbereich betrete und der Expertise der GesetzgeberInnen vertraue, so setze ich mich einem unbewussten bzw. unerkannten Risiko aus – da diese Bereiche, sofern an den Raucherbereichen grenzend, nicht weniger Schadstoffe enthalten, als die Raucherbereiche - wobei auch Türen nichts nützen, wenn diese regelmäßig frequentiert werden. Die Gefahr, ist im Nichtraucherbereich lediglich weniger stark spürbar, wahrnehmbar.

Ich persönlich gehe dieses getarnte Passiv-Rauch-Risiko immer wieder gerne und bewusst ein. Was aber ist mit Unwissenden, mit nicht rauchenden Eltern und ihren Kindern, die sich auf den Schutz durch Rauchverbots-Zeichen verlassen?
Die nicht rauchenden Bürger/innen werden zu Opfern einer feigen Kompromiss-Politik, deren Macher/innen, aus Angst vor Stimmenverlusten bei den nächstbesten Wahlen, sowohl Raucher/innen als auch Nichtraucher/innen umschmeicheln wollen, und letztlich beide betrügen.

Die Raucher glauben, ihre Selbstschädigung sei allein ihre Angelegenheit, da sie annehmen müssen, vom Raucherbereich ausgehend keinen Nichtraucher zu schädigen; und die Nichtraucher wähnen sich in trügerischer Sicherheit.

Diese Gesetzgebung ist auch fatal, da ich aus Erfahrung weiß, dass viele Raucher/innen, zum Thema Raucherregelung, kaum rationale Gedanken sprechen lassen – wie sehr sie sich auch rational, über die Folgen des Rauchens, bewusst sind. Aus ihnen spricht wahrlich die Sucht, und die Regierung lässt sich von dieser Stimme der Sucht beeinflussen.

Da verspüre ich nicht nur einen Stich in der Brust, weil sich Platons Albtraum wieder einmal bestätigt oder weil ich gerne mit meinem kleinen Kind ausgehe, was mir erschwert wird, wenn ich es keinem realen Gesundheitsrisiko aussetzten will (Ja! Das Risiko ist real!).

Der Gipfel des Unsinns zeigt sich, wenn man im Kindercafe „Dschungel“, zwar, längst und verständlicherweise, nicht im Lokal rauchen, dafür aber dessen „Gastgarten“, gewohnheitsrechtlich und mit Aschenbechern versorgt, benebeln darf – weil man dort sowieso an der frischen Luft sei.

In anderen Ländern, die seit längerem strikte Raucherregelungen haben, zeigt sich eine gesundheitsförderliche Entwicklung. In Österreich zeigt sich nur, das die Tabakindustrie und ihre – bewussten, aber dennoch abhängigen – Opfer, die Ignoranz regieren lassen.