Montag, 24. Mai 2010

Facebuhmann!?

In der Tageszeitung Der Standard wurde es zum sonntäglichen „Thema“ erklärt: Verwunderung und Panik, über die moderne Öffentlichkeit im virtuellen Raum. Im Grunde wurde über Facebook geschrieben. Angeblich seien sich viele UserInnen nicht über die möglichen Konsequenzen einer Veröffentlichung bewusst und die Optionen zur Regulierung der virtuellen Privatsphäre seien „unerträglich“ kompliziert. Aber unerträglich ist, in Wahrheit, die voreilige Weise, mit der man den Facebuhmann an den Monitor zeichnen will.

Unter allen Online-Netzwerken, die ich kenne und erforscht habe, verfügt Facebook über eine der einfachsten und übersichtlichsten Benutzeroberflächen. Man kann sogar festlegen, welcher, von den Facebook-FreundInnen, welche Informationen von einsehen darf; und wenn man glaubt, dass Facebook, das erste Unternehmen sei, das mit Kundendaten, zu Werbezwecken, arbeitet, hat man, über die letzten 50 Jahre, offenbar nicht in den Industriestaaten gelebt. Der Unterschied zu anderen Unternehmen, die Kundendaten weitergeben, ist lediglich, dass Facebook es zugibt - sogar damit wirbt. Denn lästige Werbung gehört nun einmal zum Internet, wie Pornografie und illegale Torrent-Datenbanken; da gilt es als Feature, wenn man nur noch von Reklame behelligt wird, die man auf sich beziehen könnte (was mir egal ist, da ich immun gegen jegliche Werbewirkung bin – was man früher Wahrnehmungsschwierigkeit nannte, kommt mir heute zugute).

Es ist auch nicht so, als ob jeder Kommentar, den man auf Facebook (oder ähnlichen Seiten) tätigt, wie ein Aushang ist, den man auf die Kirchentür des Dorfplatzes nagelt. Ein Aushang, der für mich nicht bestimmt ist, und den man dadurch erreicht, indem man in einem Archiv nach den richtigen Schlüsselwortkombinationen fandet, um dann mehrere Seiten durch zu lesen, bis man auf die richtige Stelle kommt, ist mir noch nicht untergekommen. Und selbst wenn ich über ein Programm verfüge, dass mir diese Arbeit abnimmt, muss ich dennoch wissen, wonach ich suche – und vor allem: warum ich mich dafür interessieren sollte.
Die Fülle an Daten, ist wie ein Vogelschwarm: Ein „Angreifer“ muss sich in ihm zuerst orientieren können.

Aber abgesehen davon: Wer vor 50 „FreundInnen“ online verkündet, was nur ein paar „FreundInnen“ wissen sollten, ist selbst schuld. Sich der Macht von Netzwerken, bei gleichzeitigem Wissen um seinen Nutzen, nicht bewusst zu sein, ist so, als ob man irgendein Medikament konsumiert, ohne sich die Packungsbeilage durchzulesen oder sich wenigstens in der Apotheke zu informieren. So viel Mündigkeit muss man von den KonsumentInnen von Onlineprodukten schon verlangen können, und wenn jemand Spaß daran hat, öffentlich zu machen, was er gerade, um wie viel Geld, mit welchem Zahlungsmittel, wo gekauft und konsumiert hat, so darf man nicht die BetreiberInnen einer solchen Möglichkeit verurteilen.
Wenn jemand Banalitäten „twittern“ möchte, beispielsweise, wie groß der Haufen Stuhls war, den er eben in seine Toilette absonderte, so bleibt es eine Banalität, die sicherlich niemanden, in der großen, weiten Onlinewelt interessiert – wenn doch, so geht mich das nichts an.

Einzig die Warnung, dass bei Benutzung des Online-Netzwerkes, Daten unerwünscht an Dritte gelangen können, sollten solche Seiten, für alle sichtbar, veröffentlichen. Aber gerade beim Facebuhmann, wird man davor gewarnt und es ist diese Benützerfreundlichkeit, die dieses Netzwerk erfolgreich macht. Im Internet sind Gratisangebote allgegenwärtig und die Konkurrenz enorm, zudem verbreiten sich UserInnen-Erfahrungen und Kritiken, durch unabhängige Foren, unittelbar und ungehindert. Wer also seine KundInnen zu sehr verärgert, verliert sie im Internet schneller, als im "Reallife".

Wie man mit anderen Seiten umgehen sollte: Siehe den Blogeintrag „Sicherheit von Daten in Online-Netzwerken“, vom selben Tag.

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