Donnerstag, 15. April 2010

Sprachförderung nur für Migrantenkinder?

Die Grünen fordern verpflichtenden Unterricht für Migrantenkinder, von einer Stunde täglich, in ihrer Muttersprache, um zu verhindern, dass sie weder „die eigene“ Sprache noch Deutsch ausreichend beherrschen. Keine schlechte Idee, denn es gilt als bewiesen, dass die Stärke in der Muttersprache, auch die erlernten Fremdsprachen stärkt.

Dabei sollte aber die individuellen Fähigkeiten, Vorkenntnisse, Familiensituationen der Migrantenkinder und letztlich der Nutzen für sie berücksichtigt werden. Letzterer wird sich so unterschiedlich erweisen, wie die Herkünfte dieser Kinder selbst. Und warum sollte das Migrantenkind, gegenüber dem Nichtmigrantenkind, zusätzlichen Aufwand erfahren, nur weil die Mutter möglicherweise zuhause Türkisch spricht – und was wenn dem gar nicht so ist?
Statt einer verpflichtenden Unterrichtsstunde in der Muttersprache, die daheim gesprochen wird, sollte es eine verpflichtende Nachhilfestunde sein, die im Fall der Notwendigkeit verordnet wird – nicht nur für Migrantenkinder, sondern ebenso für Kinder alteingesessener DeutschsprecherInnen, sofern deren Sprösslinge ihre Muttersprache ebenfalls unbefriedigend sprechen und schreiben. Private Flexibilität also, in staatlichem Fundament, anstelle des bisherigen schulsystematischen Drüberbügelns.

Auch eine Stunde pro Tag - was viel ist - garantiert nicht unbedingt den Lernerfolg, wenn sie als Zwang, nicht aber ihr Zweck, verstanden wird. Die beste Sprachförderung ist - und das gilt für alle Unterrichtsfächer - die Liebe zur Anwendung zu fördern. Kinder sind, meist bis zu Beginn der Schulzeit, sehr lernbegierig, man könnte Stunden ersparen, indem man auf ihre Neugierde baut und die Nachhilfe dem entsprechend gestaltet. Zudem könnte es Nichtmigrantenkindern keinesfalls schaden, wenn sie ebenfalls etwas über Kultur und Sprache ihrer Migranten-Kameradinnen lernten. Die Muttersprache, ihr Fremden,(mit)teilen zu können, kann Spaß und Verständnis machen.

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