Sonntag, 25. April 2010

Burkaverbot?

Es ist schön, wenn sich Ministerinnen unterschiedlicher Parteien so einig sind, wie Frauenstaatssekretärin Christine Marek und Frauenministerin Heinisch-Hosek
- noch dazu, wenn beide in einer Regierungskoalition sitzen.
Auch schön, dass man wieder ein völlig überflüssiges Thema fand, mit dem man alle anderen anstehenden politischen Probleme, übertünchen kann. Was interessiert mich das Burka-Tragen anderer Leute? Ich weiß nicht einmal, warum sie sich diese Ganzkörperverschleierung antun: Ur-patriachale Paranoia um die Frau als Besitztum, pervertiertes Körperempfinden, krankhafte Scham, Fetisch, gemeingefährliche Hässlichkeit? Es ist mir im Grunde egal, was man da mit Traditionspflege oder Über-Religiosität entschuldigen will. In einem Staat, wie unserem, müssen sich die Religionsgemeinschaften und (Sub-)Kulturen an Gesetze halten (auch wenn die größte Religionsgemeinschaft des Landes sich diesbezüglich nicht gerade vorbildlich verhält).

Das österreichische Versammlungsgesetz beinhaltet bereits ein Vermummungsverbot (§9), und ich kann mir nicht vorstellen, dass man Personen gestattet, das Finanzministerium, eine Bank oder ein Flugzeug, mit einer Sturmhaube oder einem Strumpf vorm Gesicht zu betreten. Wäre ich ein Bankräuber, wäre die Burka meine Wahl. Damit hat sich die Sache erledigt, es sei denn, man hat a) das sexistische Vorurteil, dass Frauen keine Verbrechen begehen könnten, oder b) zu wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass auch Männer unter Burkas oder Burken stecken können. Wäre ich ein Bankräuber, wäre die Burka meine Wahl.

Muss man darüber weiter diskutieren? Vielleicht sich die Stil-Frage stellen. Ich meine, burkalose Frauen bekleiden sich ebenfalls mit seltsamen Dingen - mit Stöckelschuhen beispielsweise oder diesen überdimensionalen Handtaschen mit den zu kurz geratenen Trägern, mit denen sie durch die Gegend torkeln, wie angeschossene Vögel. Und auch Männer ohne ganzkörperlich verhüllte Ehe-Gattinnen können sich wie, in patriarchalen Macht- und Kontrollneurosen verhaften, wie sexistische Steinzeitaffen benehmen.

Also was? Benötigt jede dämliche Traditionalistengruppierung, jede Religion, jede Subkultur und jeder Verein seine eigens zugeschneiderten Gesetzte? Nein! Wenn es kein umfassendes Vermummungsgesetzt für der öffentliche Gebäude und Ämter gibt, sowie es bei Versammlungen griffig werden kann, so muss man eines machen, allgemein, das dann für jeden gilt. Problem gelöst. Anschließend kann man Burkafetischistinnen anbieten, eine Sondergenehmigung, für das tragen ihrer Lieblingskleidung in besagten Fällen zu erhalten, wenn sie sich einen Sondergehehmigungs-Ausweis an das Tuchgehänge heften. Natürlich muss es ein Lichtbildausweis sein und wie man den, bei Frauen ohne Aussehen, realisieren will, weiß ich auch nicht.

Ist das vielleicht intolerant und unsensibel gegenüber den Traditionen und Spinnerein anderer Leute? Sicherlich. Aber das ist (m)ein echtes Recht in unserer Gesellschaft. Immerhin halte ich mich auch an die Regeln und verzichte, aus Rücksicht auf andere, meine Traditionen voll auszuleben, und spliternackt durch Wiens Straßen zu rennen.

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