Mittwoch, 17. Juni 2009

Terrorattacke auf Rumänen und ein folgender fälliger Satz

In Belfast, Nordirland mussten 20 Einwandererfamilien aus Rumänien, unter Polizeischutz, in einer Kirche Unterschlupf suchen, nachdem sie eine Woche lang Opfer rassistischen und offenbar faschistischen Terrors wurden. Wie in Österreichs Nachbarschaft – Italien und Ungarn – finden nun also auch im äußeren Westen Europas massive physische und psychische Übergriffe auf Migranten aus Rumänien bzw. ärmeren, osteuropäischen Staaten statt; dass in den Drohbriefen an die Opfer Passagen aus Hitlers „Mein Kampf“ zitiert wurden, ist hierbei die braune Drecksspur, die eine Verbindung zum offenbar faschistischen Pseudo-Gedankengut anderer rassistischer Zusammenrottungen in der EU herstellt.

Eines ist in Nordirland jedoch völlig anders: Minister Martin McGuinness von der Sinn Féin, bezeichnet die rumänischen Opfer als „die schwächsten Gruppen der Gesellschaft“, gegen die feige Verbrechen verübt wurden. Diese Formulierung ist erstaunlich und würde gerade in Österreich, wo Jugendliche es nicht minder amüsant finden, sich während Shoa-Gedenkveranstaltungen in ehemaligen KZ’s, als provinzielle „Douchebags“ zu outen (ganz so, als ob sie Karrieren in der Politik anstrebten), in einer Republik, in der das Asylgesetz unlängst wieder einmal verschärft werden sollte, weil die Regierung nichts anderes zu tun hat, in einem Land, in dem der Erste Weltkriegskaiser Franz Josef als Held eines Musicals auftritt, indem „Humanismus“ und „Antifaschismus“ hier und da als Schimpfworte gelten, sicher nicht über die blassen Lippen eines amtierenden Regierungsmitgliedes kommen.

McGuinness macht als europäischer Politiker zwei längst notwendige Feststellung – Erstens: Neue Immigranten aus armen Ländern sind die Schwächsten in reichen Staaten, die eigentliche Unterschicht. Zweitens – als logische Konsequenz daraus: Auch Einwanderer aus armen Ländern sind Teil der Gesellschaft in welche sie immigrierten.
Diese simple Erkenntnis würde schon deshalb nicht von amtierenden Spitzenpolitikern eingestanden, weil allesamt, in ihrer Buhlschaft um die rassistischen, faschistoiden, geistig degenerierten Wählergruppen und deren Zeitungskraterlandschaft, allen voran die „Kronen Zeitung“, um die Stimmen der Schwachköpfe bangen würden.

Das ist der Unterschied, zwischen dem klein karierten Europa, mit seinem gestörten Verhältnis zur eigenen Geschichte, das es mit Realitätsverweigerung (das es zugleich seinen Gegner anlastet) und dem sturen Wiederholen vergangener Fehler zu kurieren sucht, und dem noch immer zivilisierten Europa, das mit seinen Fehlern in angemessener Weise umzugehen versucht. Ein nordirischer Minister solidarisiert sich mit den Opfern faschistischer Übergriffe, eine österreichische Ministerin (namens Fekter) versucht in solchen Fällen zu relativieren und mit neu erfundenen Provokationen der „Gegenseite“ (siehe „Antifaschistischer-Terrorismus“, als Wortkreation von FPÖ-Parlaments-Fehlplazierung Dr. Martin Graf) abzulenken.

So sieht’s aus: Weshalb selbst Erhard Busek Österreich zu Recht als provinziell bezeichnet. Eine Provinz mit provinziellem Vorhof. Weil Österreich – offenbar geprägt von einem Jahrhundert des destruktiven Opportunismus, des brav lächelnden Einverständnisses mit den schlechtesten Ideen dieser Zeit – über keine Politiker und Politikerinnen mit Eiern bzw. Eierstöcken verfügt, wenn aber doch, sind sie hormonell überproduktiv gestört oder haben als Ausgleich kein Hirn. Und entgegen aller Weichspüler-Binsenweisheiten unserer Kompromissgesellschaft: Doch, Vergleiche mit anderen Ländern machen Sinn.

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