Freitag, 15. Mai 2009

Reden um Kopf und Anstand

Was soll Maria Theresia Fekters Äußerung über den Vormarsch gegenseitiger Provokationen bedeuten, die bei ihrer „Analyse“ zum Überfall jugendlicher Neonazis auf Teilnehmer der Gedenkfeier, zur Befreiung des KZ Ebensee, aus ihr heraus plumpste? Nichts vermutlich, das uns demokratischen BürgerInnen etwas anginge. Es handelt sich nämlich um eine Art subtiler Botschaft, die sie – typisch ÖVP – potentiellen WählerInnen des rechten Abgrundes zuwispern möchte: Macht euch keine Sorgen, ihr ganzheitlich gestörten, selbst-misstrauenden, intellekt-phobischen Trottel und Trottelinnen des Landes: Wir werden die Situation schon relativieren, sodass auch die Gegenseite – der bisher unbeteiligte linke Urgrund – in die peinliche Causa involviert wird.

Wo kämen wir hin, wenn im Staate der Rechtsextremismus diskutiert und man dabei nicht auch die gewaltige Gefahr des Linksextremismus, wenigstens zwischen den Zeilen, anschneiden würde. Diese Linken - mit ihrer intellektuellen Potenz, ihrer Kapitalismuskritik und ihren ständigen antifaschistischen Aktionen, bei denen sie unter anderem unschuldige Rechtsextreme, bei ihren Propaganda-Aufmärschen in der Innenstadt Wiens, stören – die sind eine wirkliche Bedrohung. So wie sexuelle Aufklärung eine Gefahr für ungewollte Schwangerschaft darstellt oder ein Verbot von Massentierhaltung für die natürlichen Brutstätten lebensbedrohlicher Viren.

Es geschieht schließlich nicht zum ersten Mal in der irren Geschichte der Menschheit, da das Einrosten eines etablierten Systems, zu einer dermaßen schwerwiegenden Trägheit in der Politik von Staaten führt, sodass eindeutig deutbare Aussagen von politischen AkteurInnen eine Wundergeburt benötigten: Schließlich braucht man für eine solche Aussage, mit der sich etwas anfangen ließe, die Reife, zu wissen was man will; außerdem die Standhaftigkeit sie furcht- und kompromisslos aus sich heraus zu bringen. Aber nachdem das österreichische Schulsystem zu Platons Alptraum verfiel und weiters an seiner Qualität gespart werden soll, fragt man sich ohnehin, wann wir Kritias endlich zu unserem Bundeskanzler wählen werden.

Derweil nicht so bald, denn zur Auswahl stehen nur Hohlköpfe, die zwar ein gewisses demagogisches Talent beweisen, aber dann doch als König Hanswurst benannt sein müssten. Doch vielleicht ist auch eine solche Absurd-Regentschaft bald möglich, in einem Demokratiegebilde, in dem der Sohn eines FPÖ-Kandidaten für die EU-Abgeordnetenwahl, die grüne Konkurrentin seines Vaters öffentlich als „Kampflesbe“ bezeichnet. Man erkennt: Auch politischer Anstand ist eine Frage der ethischen Bildung.

Kühl blieb jedoch die Antwort der angesprochenen Grünen Ulrike Lunacek, die, infolgedessen und nicht zu unrecht, die FPÖ als „Partei der ängstlichen Männer“ bezeichnete; ein Kontern, das einen anständigen Stil beweist und damit Hoffnung übrig lässt. Vielleicht ist die Zukunft des Landes doch nicht nur von sprachlichen Würsteln und Dreckspatzen geprägt, wiewohl wir wissen (müssen), dass es solche niederträchtigen Menschenbeispiele immer wieder geben wird.

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