Freitag, 27. Februar 2009

Gen-Mais um keinen Preis

Jetzt will (ab 2.März offiziell) die Brüsseler Konzernvertretung ihren genmanipulierten Mais in Österreich zur Erlaubtheit zwingen. Bei all den vielen Argumenten gegen dieses Zeug, bleibt ein Argument übrig, das dafür stehen könnte, wenn es nicht mit einem Ablaufdatum beprägt wäre (auch durch die Gegenargumente): Die Wirtschaftlichkeit. Klingt gut und sehr vertraut. Die hochriskanten Spekulationen und Kreditgeschäfte auf dem Finanzmarkt waren ebenfalls sehr wirtschaftlich, allerdings nur bis zu jener Phase, in der man das Mehrfache des Erwirtschafteten zurück zu zahlen hatte bzw. nicht „man“ – also nicht die auf diese Weise Wirtschaftenden (weil die haben ja nix mehr) –, sondern die BürgerInnen. Dasselbe wird im Falle eines Falles des Verbotes vom Anbau genmanipulierter Agrarprodukte geschehen. Zuerst wird man sich über eine kleine Produktionssteigerung freuen und wenn das pervertierte Zeug dann irgendeiner Krankheit anheim fällt, zahlen den Schaden nicht die Unternehmen, auch nicht Brüssel, das die Ablehnung von Gen-Mais in der Bevölkerung nicht akzeptieren will (der Weltmarkt geht vor). Die BürgerInnen werden wieder die Konsequenzen zu tragen haben.

Genauso verhielt und verhaltet es sich bezüglich der Atomaren-Machtspielchen der jeweiligen Staaten. Was da verseucht und zerstört wurde, weil WissenschaftlerInnen und jene, die ihre Ergebnisse für ihre Spielchen benützen wollten, in ihrer Überheblichkeit glaubten, mehr zu wissen als sie wissen konnten, ist teilweise irreparabel – und zwar jedenfalls, wenn man die Folgeerscheinung anhand der menschlichen Opfer betrachtet.

Es würde dieser Menschenwelt gut tun, in ihrem technologischen Entwicklungsdrang, der fälschlicherweise von der Profitgier motiviert wird, sich um ein Vielfaches zu verlangsamen. Die Folgen der technologischen, wie politischen Hast werden auch durch ihre erreichten Ziele nicht immer gerechtfertigt; die übertriebene Geschwindigkeit mit der man erwartete Gewinne erzielen möchte, zerstört mehr als sie bringt und ist daher nichts wert.

DEMO:

„GENTECHNIK-VERBOT JETZT!“
(Und wenn ihr Euch nicht traut, so lasst das Volk abstimmen!)
Samstag, 28. Februar 2009
14.00 Uhr Ballhausplatz, Wien

Von der: Initiative Gentechnik-Verbot,; Erstunterstützer: Univ. Doz. Peter Weish, Univ. Prof. Alfred Haiger, Univ. Prof. Anton Moser, Josef Hoppichler, Werner Müller, Karl Schirnhofer (Schirnhofer GmbH), IG-Milch, Die Bioniere, Plattform "Ärzte, Bauern und Juristen gegen Gentechnnahrung"; Postfach 15, 1133 Wien, Organisator: Klaus Faißner

Innerpolizeiliche Aufklärung sieht Schwarz

Wozu hängen zahlreich Überwachungskameras an Stationen öffentlicher Verkehrsmittel? Jedenfalls nicht um im Fall Mike B, des, wegen einer „nicht rassistischen“, aber doch aufgrund der Hautfarbe geschehenen Verwechslung, unschuldig festgenommenen US-amerikanischen Lehrers; um beispielsweise herauszufinden, ob das Opfer beim Verlassen der U-Bahn tatsächlich von den Polizisten in Zivil gepackt und geschlagen wurde. Ob diese sich auch zu spät als solche auswiesen, denn in solchem Falle wäre es nicht bedenklich, wenn Zeugen aussagen, der Festgenommene hätte sich bei seiner Verhaftung gewährt. Wenn mich zwei Fremde aus heiterem Himmel überfielen, wer würde nicht Widerstand leisten?

Jedenfalls tauchen Bilder von Ü-Kameras immer wieder in privaten Medien auf, die dann irgendeinen Randalierer oder einfach nur harmlose Passanten zeigen (z.B. um die Allgegenwärtigkeit der Ü-Kameras zum Ausdruck zu bringen).

Wenn jedoch ein „Schwarzer“ mit irgendeinem Drogendealer verwechselt wird, weil die Zivilpolizei da nicht genau schaut, die nicht wissen konnte, dass dieser US-amerikanischer Staatsbürger und kein Illegaler ist, und der Gewohnheit nach gleich auf ihn einprügelte – dann wird das Überwachungsmaterial nicht angerührt. Dem Radio zufolge wurden die betroffenen Polizisten auch noch nicht zu diesem Fall befragt. Klar! Es ist ja nichts Schlimmeres passiert, also vermeidet man unnötige Aufregung und damit auch nötige Aufklärung. Wann wird diese Innenministerin eigentlich zurücktreten?

Mittwoch, 25. Februar 2009

Altes Spiel in Ungarn

Auf die Frage nach den Gründen der jüngsten so genannten „Ausschreitungen“ gegen Roma in Ungarn, beginnen die Antworten mit dem Stichwort „Integration“, gefolgt vom Begriff „Kriminalität“, was dann im Zitat „Zigeunerkriminalität“ endet. Erst im Nachhinein wird das Versagen der – in diesem Fall – ungarischen Regierung gezählt, die Kriminalität der rechtsextremen Szene zu unterbinden. Natürlich: Die Situation der Roma ist ein Problem, das faule Früchte trägt. Mir ist allerdings noch nicht bekannt geworden, dass man das Haus eines Wirtschaftsverbrechers, beispielsweise eines millionenschweren Steuerhinterziehers nieder brannte, um ihn und seinen fünfjährigen Sohn auf der Flucht aus selbigen zu erschießen. Hass wird also nicht nur durch soziale Missstände erzeugt, er wird auch meist an deren Stätten abreagiert. Allein die mangelnde Integration und dadurch gesteigerte Kriminalität unter Roma macht sie nicht zu Zielen dieses Hasses; sondern immer noch Vorurteile gegen sie, ebenso ihre verhältnismäßige Wehrlosigkeit, welche der Feigheit der Attentäter entgegenkam. Es ist ein altes Spiel, das bereits gespielt wurde, als der Begriff der Integration so noch nicht existierte. Darum sollte die Hierarchie der Beantwortung nach den Gründen des Mordes anders strukturiert werden. Punkt 1. der Antwort: Es gibt in diesem/unserem Land einen Haufen feiger Verbrecher, die im Gegensatz zu den Roma nicht verfolgt werden.

Montag, 23. Februar 2009

Obacht! Finanzmarksteine der Geschichte.

Aus Schrecken, erwarteten Niedergängen und Panik wird allmählich ein gesetztes, stirnrunzelndes Starren auf die modernen Chalkboards der ExperteInnen in Fragen des Wirtschaftskrisenmanagements. Aus den gelähmten Mundwinkeln tröpfeln nicht mehr, sondern strömen nun in die Ohrmuscheln des Journalisten: Maßnahmen, werden ergriffen von Worten, Steuergeld in die Löcher gestopft – da haben wir wenigstens irgendwelche Taten, das beruhigt. Kommt mehr Kontrolle über die Finanzmärkte, vielleicht auch über deren einzelne Akteure; oder bedeutet dies Gerede nur ein Mehr an Institutionen, ein neu bezogenes Bürogebäude in Manhattan, in Brüssel, in Sonstwo, von wo aus ein höherer Geldfluss in größere Löcher begafft werden kann?

Nun drängt man recht schnell in die Naturschutzgebiete Alaskas ein: Goldrausch! Mehr Kontrolle über die eine Hand lässt sich leicht versprechen, wenn die andere Hand zugleich hinter dem Rücken die Finger kreuzt, zwischen denen ein Papier zerknittert, auf dem alte Worte über Vernunft und Verantwortung, auch für zukünftige Generationen, gedruckt stehen. Wird es weggeworfen oder emporgehoben – Da geht’s lang! wird bestimmt gerufen, nur mit welchem Wink in welche Richtung? Obacht!

Samstag, 21. Februar 2009

Recht und Realität: Österreichische Justiz zum selber basteln

War unterwegs, mit Freund, in einer meiner Stammkneipen und hatte vielerlei Gerede da. Als das Gespräch auf die Gerechtigkeit kam, die, wie ich gelernt hatte, Grundlage einer auf Dauer gut lebenden Gemeinschaft sein müsse, glaube ich auf Bestätigung getroffen zu sein - auf Widerspruch jedenfalls nicht. Weshalb ich auch jetzt noch davon überzeugt bin, dass der Staat gerecht sein müsse, was bedeutet, dass im Bereich rechtlicher Verhandlungen zwischen den Betroffenen eines Falles, für alle Betroffenen eine gleichwertige, kommunikative Teilnahme am Prozess der Entscheidungsfindung gegeben sein muss. Simpel geschrieben: Jeder sei vor dem Gesetz gleich(wertig) zu behandeln, wenn auch nicht gleich zu be- oder verurteilen.

Jetzt gibt es in Kärnten einen Landeshauptmann, der – als einer von Haiders ehemaligen Speichelleckern – nicht nur beste Chancen hat, bei den nächsten Wahlen im Amt bestätigt zu werden und dem gerne mal ein rassistischer Witz in der Öffentlichkeit ausrutscht; dieser Amtsträger ist ebenso der Meinung, dass Asylwerber gegen die es offenbar nicht einmal Anzeigen, geschweige denn von der Staatsanwaltschaft bestätigte Verdachtsmomente gibt, durchaus gut auf einer „Saualm“ verstaut sind. Nach Meinung des kärntnerischen LH Dörfler gibt es nämlich doch irgendwie so ein gewisses, ganz persönliches Verdachtsdingsbums und es sei im Interesse der Sicherheit (im Bereich der Asylpolitik), wenn diese 6 von 12 völlig unschuldigen Menschen weit weg von der wehrlosen Kärntnerbevölkerung hockten.

Dem ist entgegen zu halten: Menschen wie Dörfler sollten auf der Saualm hocken, abseits der Gesellschaft, deren Spielregeln sie nicht verstanden haben. Ob so eine Saualm aber auch genug Platz für all jene nationalistischen Emotionalstörungs-Wähler bietet, die ebenfalls nicht wissen, dass Gerechtigkeit eine vernünftige Sache ist, ist leider nicht vorstellbar. Wäre auch nicht demokratisch und ebenso wenig gerecht, die Deppen und Deppinnen für ihre Deppertheit alleine verantwortlich zu machen. Schließlich wird auch an den Schulen anderer Bundesländer nicht unterrichtet, was eine gerechte Gesellschaft ausmacht. Dabei hätte auch schon Cicero, als pragmatischer Philosoph und Staatsmann (siehe auch hier), aus der Wiege unserer großartigen europäischen Kultur heraus, ein paar einfache Grundsätze formuliert, die sich sogar ein BZÖ-Politiker merken kann oder sich zumindest von seiner Sekretärin notieren. Beispielsweise: Nur ein gerechter Staat ist ein Staat (per Definition).

Ob antike Denker deshalb so selten im österreichischen Unterricht erscheinen, weil sie keine Katholiken waren oder ob österreichische Geschichte tatsächlich mit dem Ersten Weltkrieg beginnt und mit dem Zweiten endet, würde ich gerne von den Verantwortlichen erfahren. Warum kennt jeder das Lieblingsnaschzeug von „Sissi“ und ihren Erstenweltkriegskaiser, warum wird Sekt nach einem frühen, fürstlichen „Big Brother“ namens Metternich benannt, dessen System vorbildlich für alle Diktaturen wurde, während keine Sau weiß, wer Dr. Karl Renner war, dessen Ring nicht zufällig am österreichischen Parlament vorbeiführt. Und da beklagt man sich über weniger als 25% islamischer Religionslehrer, die ihre Demokratieskepsis zugeben und die in den Medien teilweise auf ein verfassungsfeindliches Drittel aufgeblasen werden. Da merkt man, dass nicht nur Kinder von MigrantInnen schulischen Förderbedarf bräuchten: Den Großteil der Politiker und Medienmacher müsste man in Nachhilfeunterricht schicken – da könnten sie nicht nur lernen, wie man (weniger) als 25% in Brüche umrechnet, sonder auch die Grundlagen des Rechtstaates erörtern. Verfassungsfeindlich sind nicht die islamischen Religionslehrer, die ihre Meinung zu Demokratie und Islam äußern; verfassungsfeindlich sind Landeshauptleute die ihre eingeschränkte Meinung vom Rechtstaat zur politischen Realität werden lassen.

Während dies also in Österreich Kopfschmerzen bereitet, richtet sich der Jugendheld Chavez, in Venezuela Schritt für Schritt seine links-romantisierte Diktatur ein. Nach dem wievielten Anlauf hatte er sein Referendum zur uneingeschränkten Wiederwählbarkeit seiner Person durchsetzen können? Konnte gar nicht mehr mitzählen.
Warum der Ruf nach Veränderung immer in extremistischen Chaos enden muss? In den USA hat der Wandel bisher ganz gut geklappt. Vielleicht weil sich Obama an die Spielregeln seiner Staats-Gemeinschaft hält. Offiziell sei auch Österreich eine Republik, habe ich gehört. Das würde ich gerne wieder einmal wahrnehmen können.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Lasst die Spalter spalten - Zur angeblichen Krise in der Kath. Kirche

"Nach den gestrigen Äußerungen des Feldkircher Bischofs Elmar Fischer, der Homosexualität mit Alkoholismus gleichgesetzt und als psychische Krankheit bezeichnet hat [...]" - Newsletter der HOSI Wien vom 12.2.09 - wissen wir wieder ein wenig mehr über Brandstifter bescheid, die nicht davon zurückschrecken, ihre eigene Kirche zu spalten - diese Spalter! Diesem Prozess nachzugeben, wie das Blatt im Winde, wäre meiner Ansicht nach so schlecht nicht. Ich bin nicht mehr im Verein und kann, aus der Distanz, dem ohnehin in den einigermaßen wohlhabenden Ländern voranschreitenden Mitgliederschwund gelassen zusehen. Doch auch ihr lieben Katholiken, die ihr euren Glauben höher schätzen als Vereinsstatuten und aus vermutlicher Langeweile betriebene Demagogie, solltet darüber nachdenken, ob ihr ohne die angeblich "konservativen" Halbstarken (die dabei gar nichts "konservieren"), nicht besser dran wärt. Nur die Mitgliedschaft in einer großen Gemeinschaft von liberalen Katholiken gibt diesen populistischen Brandstiftern Stellung und Einfluss - wären sie auf sich gestellt, sie wären wenige, kaum beachtet und als Sektendeppen verschrien. Lasst sie gehen. Betrachtet die Krise als Chance, um endlich bis Unangesprochenes auszusprechen, um die Raudis ihre Wege ins Abseits gehen zu lassen.

Samstag, 7. Februar 2009

Brandstifter wissen was sie tun

Der katholische Oberpfaff aus Bayern hat sich in den letzten Tagen wieder elegant ins mediale Echo der Welt getätigt. Die Berichterstattungen illusionieren dabei mit präziser journalistischer Objektivität das Bild eines Papstes, der, aufgrund seiner Weltfremdheit, einfach nicht wisse was er tut – Und ich dachte immer, ich sei naiv.
Auch zu glauben Pius-X-Bruder Richard Williamson, die antisemitische Birne aus GB, oder der hobbymäßige Jugendbuchkritiker mit zweifelhaftem Realitätssinn und neue Weihbischof Gerhard Maria Wagner, wären unbeabsichtigt, aus reiner Dummheit, so wie sie sind, ist zwar süß aber unglaubwürdig. Diese Herren, und mit größter Wahrscheinlichkeit auch ihr Chef im Vatikan, wissen was sie tun, auch wenn sie sich der Schlechtigkeit ihres Handels nicht bewusst sein dürften. Sie gehören zu jener Gattung von Öffentlichkeitsarbeitern, die stets am Limit der Eindeutigkeit provozieren, gelernte Demagogen und Brandstifter, deren Aufgabe sie darin sehen, Konflikte im Unterholz zu schüren. Sie gleichen halbstarken Unruhestiftern ohne Vernunft, allerdings mit genug Verstand, um hinterhältig Schläge auszuteilen, ohne dabei ihre etwas dümmliche Unschuldsmiene fallen zu lassen, die den Aufpasser zur Äußerung bringt, es wären doch nur dumme Jungs (oder Mädels) – und dann ist alles vergessen.

Es wird Zeit all diese Brandstifter, in der Kirche, nicht weniger als in anderen politischen Bereichen z.B. rechtsextremer Parteien in Österreich, zur Verantwortung zu ziehen und damit aus dem Geschäft. Gerade in den Medien sollten solche Subjekte nicht lediglich wiedergegeben, kopiert, transferiert werden. Medienmacher sollten ihnen nicht Sprachrohr sein, sondern diese Halbstarken ordentlich übers Knie legen. Nehme man diese populistischen Brandstifter beim Wort, so müsste man sie gleichsam dort packen, wo es weh tut, nirgendwo sonst kommt es her. Und würde man die eifrigen Nachplapperer und Nachplapperinnen beim Wort nehmen, so diese bei den Ohren, die man daraufhin kräftig schütteln müsste, auf das der ganze Dreck heraus fiele und sie wieder Klarheit hören könnten.

Freitag, 6. Februar 2009

Gerechtigkeit im Rechtstaat

Wenn ein österreichischer Christ sagt, er würde an Demokratie und Rechtstaat zweifeln, meint man, er wäre demokratiemüde oder republikskeptisch. Wenn ein österreichischer Moslem dasselbe aussagt, hält man ihn für einen potenziellen Terroristen, einen Feind der Verfassung. So funktioniert angeblich die Wahrung von Demokratie und Rechtstaat.

Klugheit die verwundert

Warum der moderne westliche Mensch geistig immer noch (bestenfalls) in der frühen Steinzeit lebt, beweist der mediale Umgang mit Barak Obamas bisherigen politischen Erfolgen: Da braucht einer nur intelligenter sein als G.W. Bush, schon betrachtet man ihn als übernatürliches Wunder. In Anbetracht dessen ist es hingegen kein Wunder, dass die Amis den Deppen aus Texas zweimal hintereinander gewählt hatten; dachten wohl, der müsse doch gescheiter sein als er wirkt, wenn er immerhin im Weißen Haus sitzt.

Jetzt kommt Obama, verspricht Vernünftiges, hält seine Versprechen – wenn ihm andere Mächte keinen Strich durch die sozialpolitische Rechnung machen – und die Leute können es kaum glauben. Ein Politiker der seine Wahlversprechen hält, das ist beinahe pervers – aber dagegen gibt es kein Gesetzt (das hatte Bush nicht mehr durchsetzten können, die Regierung in Österreich arbeitet daran). Der Mann geht sogar soweit, die Tabaksteuer zu erhöhen, damit die Raucher, die das Gesundheitswesen stark belasten, jenen Kindern eine Gesundheitsversorgung finanzieren, die bisher keine hatten. Unglaublich – kluge Entscheidungen in der Politik, die sogar sozial wirksam sind und kein Zurückschrecken vor den Tabakkonzernen. Daran hätte keiner mehr geglaubt, vor allem nicht in Österreich, wo keiner sich traut, etwas gegen dumme Äußerungen von Kollegen zu sagen, weil man nie wissen kann, wann einem selbst der innere Schwachsinn aus dem Grinsen pupst.

Da braucht nur ein mächtiger Mann, wie der neue US-Präsident beweisen, dass er genug Grips hat, um nicht jede mögliche Friedensverhandlung mit Wortbomben der Marke Eigenbau zu torpedieren; schon glaubt man an das direkte Eingreifen Gottes, an einen Gottgesandten. Anders können sie sich das Obamaphänomen nicht erklären, die Massen. So viel Vertrauen hat der Homo sapiens in seine eigene Intelligenz – ob die nun gottgegeben ist oder nicht -, und die Überraschung über die Entdeckung dieser Intelligenz in der Politik, ausgerechnet in den USA (jetzt steht Europa wieder saublöd da), ist so gewaltig, dass ganze Bücher darüber geschrieben werden. Dabei macht dieser erste „schwarze“ US-Präsident nichts anderes, als seinen Job, indem er u.a. seinen Kopf einsetzt. Sind die modernen Menschen bereits dermaßen über sich selbst frustriert, dass sie, sobald ein Kandidat gerade klug genug ist, ein Buch wie die Bibel beim Lesen richtig herum in den Händen zu halten, ihn zweimal hintereinander zum Präsidenten wählen; wenn aber ein anderer kommt, der gescheit genug ist sinnvolle Pläne zu verfassen und seriös genug, sie auch umzusetzen, sie ihn für einen Messias halten.

Das ganze erinnert an eine Realität gewordene Parodie über die Entwicklungsschritte in der Menschheitsgeschichte: Da „erfindet“ bzw. findet eine/r das Feuer und die StammeskollegInnen halten ihn deshalb für eine Art Gott, den großen Feuermacher, der möglicherweise nur vom Blitz getroffen wurde. Oder dieser Vorfahre verwendete vielleicht "nur" sein allen Menschen gegebenes Gehirn, aber das konnten jene nicht erkennen, die genau das bleiben ließen. Möglicherweise waren die frühen Steinzeitmenschen aber auch gar nicht dermaßen abergläubisch, wie der spätere Zivilisierte. Man sollte Obama nicht als Wunder, sondern als Vorbild eines möglichen neuen PolitikerInnen-Typus betrachten, anstatt die großmäuligen Phrasen-VertreterInnen und politischen Scharlatane unserer Parlamente als die leider zu ertragende Norm hinzunehmen. Das muss nicht sein, wie wir nun wissen: Und auf ein Wunderzeichen brauchen wir nicht zu warten.

Dienstag, 3. Februar 2009

Distanzierte Karten

Klebt man eine waagrechte Reihe Spielkarten an die Wand, sie von deren Mitte aus, der gesehenen Linie entsprechend, ordnend, muss man bei distanzierter Betrachtung feststellen, dass man einen Bogen klebte, der, von der Mitte ausgehend, links und rechts sich nach unten neigt. Das muss wohl an der Krümmung der Augenlinsen liegen.
Die Frage stellt sich nun, warum ich Spielkarten an eine Wand klebe, jedoch auch, ob Mitglieder politischer Parteien eine ähnliche Sicht auf die Reihe parlamentarischer KollegInnen haben. Genauer: Stehen Mitglieder beispielsweise österreichischer Parteiklüngel zu nahe ihrem zentristischen Parteienweltbild, deren zweifelslose Mitte die eigene Freunderlpartie darstellt? Von dieser Mitte aus betrachtet müssen Politiker zur Linken und Rechten sich in ihrer Positionierung – inklusive ihrer Meinungen – abwärts krümmen, selbst wenn der Zentralist glaubt, er betrachte sie gleichwertig.

Nur eine Ansicht der Gesamtreihung aus der Distanz kann demnach Erkenntnis über eigene schiefe Blicke geben. Natürlich gilt dies auch für andere Bereiche des Lebens, aber in keinem ist diese Fragestellung so aufschlussreich, wichtig und zugleich ärgerlich, wie in jenem des Proporzes – ich meine Freunderlwirtschaft – ich meine Korruption – ich meine Parteinpolitik – ich meine die Illusion auf der Hochzeit der Financiers und jener des vertretenen Volkes gleichzeitig Tanzen zu können.

Montag, 2. Februar 2009

Elitegolfer suchen Onlineliebe

Da mich eine meiner E-Mail-Dienstleistungsseiten ausgiebig mit Werbung überfordert, bin ich stets bestens über die aktuelle Produktpalette im Onlinebereich informiert. Online-Single-Treff-Date-Kennenlerndienste gibt es beinahe so vielzählig, wie Angebote für Antirauchersucht-Drogen oder Schlankheitswahn-Stimulatoren. Meiner Recherchen nach gibt es für diesen Bereich sogar bereits einen europäischen Monopolisten, der sich alle kleineren Anbieter einverleibt. Da ich keine Werbung machen will, sei nur verraten, dass es sich um ein französisches Unternehmen handelt (das Klischee bestätigt sich also erneut).

Das Highlight diesbezüglicher Werbebanner entzündete eine Seite, die für Elite-Singles gedacht sein möchte; Akademiker will das heißen und schon allein das ist wahnwitzig, wenn nicht gerade beängstigend – immerhin habe auch ich einst studiert. Darauf sieht man jedenfalls die Portraits von zwei Frauen und einem Mann, die dieser Reihenfolge nach als Juristin, Ärztin und „Golfer“ untertituliert wurden. Der Umstand, dass dies seriös gemeint sein soll, macht die Sache umso humorvoller.

Ich Schlage eine Gegenkampagne vor, z.B. für einen Anbieter der sich "Proletarier-Treff" (oder so ähnlich) nennt. Die entsprechende Nachahmung würde lauten: Kassiererin, Klempner und Minigolfer.

Sehnsuchtsfelsenbruch Du Mein!

Es ist das Geheimnis des Ausweges aus sich ewig kreisender Gedanken, die im Wirbel aller Sehnsüchte strömen, welche der stetig anwachsenden Vergangenheit anheim fallen, sich die Frage nach dem Wesentlichen zu stellen; dies Wesentliche im Gedankenkreis zu finden, ist sein Gegenstück, wirkend wie ein kleiner Schlüssel im Schlosswerk eines riesigen Tores. Betrachten wir das Wesen des Meeres von der Mitte des Pazifiks her, so sehen wir ringsum dieselbe Weite in uns erscheinender Unendlichkeit und scheitern daran sie zu fassen, uns zu orientieren in ihrem Ringsum-Sein. Taucht ein Felsen auf, ob groß oder klein, bricht Wellen und den Kontrast in unserem Auge, zu dem was Meer ist und was Land, dann erst erkennen wir das Meer selbst und die Wege die es bietet.
Die menschliche Gedankenwelt ist ein Ozean steten Zustroms, und wollen wir uns in ihm zurecht finden müssen wir das sehen, was ihn durchbricht.

Es durchbricht mein Gedankenströmen ein Felsen der dem Zweck geweiht ist. Welchem Zweck, frage ich mich selbst, als wäre ich Ankläger und Angeklagter, in einem Prozess um das sittliche Benehmen. Egoismus und Ignoranz sitzen auf der Anklagebank, ich jedoch weiß immer noch nicht: welcher Zweck. Ein guter, ein schlechter, heuchlerischer, ein gerechter?
Es richtig zu machen, das ist der Zweck, euer Ehren. Nun erst?, seine harsche Antwort. Haben wir hier nicht ein wahrlich langes Register mit Verfehlungen und Versäumnissen, die einem aufrichtig lebenden Menschen nicht widerfahren hätten dürfen, wenn er Mensch des Lebens und nicht Mensch des Dahinleidens sein wollte?
Euer Ehren, vergesst nicht euch auf diese zutreffende Causa zu konzentrieren, die zur Verhandlung in unsrer Schädeldecke dröhnt. Welche Präzedenzfälle wir uns auch geschaffen haben mögen, die, wie ihr wisst meist aus Unwissenheit, wenn nicht aus Unerfahrenheit entstanden, sie sind allesamt Werkzeug eurer heutigen Anklage. Sowie auch dieser Fall und seine Verhandlung, sich dem Wuchse der Erdschichten gleich, sich über eine andere legen wird, die zuvor ihrerseits wieder eine frühere bedeckte, sodass all diese Fälle von Nachdenklichkeit sich aufeinander türmen bis sie so unermesslich hoch sind, dass nicht einmal der Urheber noch weiß, wo er mit seiner Probe beginnen soll, um herauszufinden was die Wahrheit hinter der Suche nach der Wahrheit ist, die im Grunde – das weiß doch jeder – die Suche nach einem Ausweg genannt sein will.
Euer Ehren! Die Probleme sind ersichtlich, der Fall ist gelöst und das Urteil liegt bereits geschrieben in eurer schreibenden Hand, in eurem sinnenden Auge, in eurer verurteilenden Stimme; warum handelt ihr nicht?

Ein verrücktes Geschäft: Die Angst vor einer Zukunft, in der ich auf die Vergangenheit mit dem Schauder der Versäumnisse blicken werde, lähmt mein Handlungsvermögen; dies auch in Hinblick auf das bisherige Schaudern vor der Vergangenheit, deren Eintreffen ich in der Vergangenheit zukunftsweisend vorausgesehen hatte. Hätte es für Kassandra einen Denk-Ausweg gegeben?

Klein beginnt es, so klein, dass Größe keine Bedeutung haben kann. Und alles was ich jedoch will ist richtig zu handeln, und doch handelte ich in keiner Weise. Klein beginnt Verfall und Aufbau, da liegt auch die Hoffnung. Hallo Hoffnung…Ich mag sie irgendwie, will ihr aber nicht recht glauben. Ich bin ein Skeptiker, oder? Bin ich ein Skeptiker?
Aber da ist doch ein Felsen. Siehst du ihn nicht? Ich seh’ ihn schon lange, aber ich habe keine Zeit mich ihm zu widmen, ich bin noch mit der Trauerarbeit beschäftigt, über die Versäumnisse, über die unerfüllten Träume. Welche Träume, meine Liebling? Ich träumte von einem herrlichen Felsen, beschienen vom Mond, umschwemmt von Baches sanften Wellen; von dunklen Bäumen umstanden und da war ich nicht allein, da warst auch du, du Gedanke an die Sehnsucht.
Sprich den Namen deiner Sehnsucht, benenne es, lass es nicht im Nebel. Ist es der Name jener jungen Frau, die doch mit dir älter wird, wächst, sich entfaltet, ohne dir, weshalb du dir erneut die Vorwürfe der Versäumnisse in den alles speisenden Brunnen wirfst? Du schüttelst den Kopf?
Ihr Name ist Sehnsucht, diese aber die Vielgestaltige und ihr Kind ist das Abenteuer, mit dem ich sie hätte schwängern müssen.
Also so alt bist du auch wieder nicht. Los denn! Schwing dich auf die Säue und reite los in erdenkliche Reiberein. Spring auf diesen dummen Felsen, ohne einen weiteren Gedanken im Strudel zu verlieren. Heute kann jedes Kind der Sehnsucht Abenteuer heißen, das du in heißer Liebe zu ihr zeugst. Zahlreich sind sie und niemals allein.
Musst du dafür wirklich wissen, wie Sehnsucht im Nachnamen heißt, welche Konfektionsgröße sie besitzt, welche Hobbys sie betreibt? Genug Mann! Rann Mann! Geh dahin, wo die Felsen gurgeln, im Strömen der Sinnlichkeit und Versinnlichtkeit.

Sonntag, 1. Februar 2009

Die Murmeltiermutanten kommen

Heute stand lichter Dunst über den körnigkristallenen Schneewäldern der nahen Hügel. Immer noch sitze ich hier und harre dem Ende meiner Erkältung entgegen. Derweilen schlüpfen aufgedunsene Murmeltiermutanten aus ihren Löchern in die kalte Winterluft.
Das BZÖ-Tierchen Scheibner scheint einen Kälteschock erlitten zu haben. Will er doch den Rechtsstaat vor den muslimischen Religionslehrern behüten, scheint aber vergessen zu haben, dass er nichts von Recht noch von Staat etwas versteht – oder dies zumindest vorgibt (was ungewiss bleibt, denn was aus akademischen Karrieren wird, muss nicht immer mit Wissen und Intelligenz zutun haben).

Dem Muslimen, der Muslima die was Falsches sagen, will er des Landes deportieren; kann sich auch vorstellen, jenen die sie schon haben, die Staatsbürgerschaft zu entreißen. Wie soll das funktionieren, fragt sich der denkende Mensch? Indem er per Gesetzt beschließt, jeden und jede aus Österreich zu verbannen, welche die Demokratie und diesen Rechtsstaat kritisieren? Will er vielleicht eine Zweiklassen-Staatsbürgerschaft installieren, deren zweite Klasse vielleicht ausschließlich auf neue Mitglieder und/oder Muslime zutrifft, eine Klasse die bei Störung sofortige Kündigung nach sich ziehen kann? Das wäre aber gar nicht demokratisch-rechtsstaatlich-österreichisch-wertbehaftet o Verteidiger des Abendlandes, du alte Pausbacke.

(Vergessen wir nicht, woher der Begriff des christlichen Abendlandes herstammt. Wenn es nach mir geht, braucht Österreich keine Könige und Kaiser mehr – die hatten bereits ihre historischen Gelegenheiten auf Unheilsstiftung. Derzeit ist dies Land eine Republik und so sollte es auch bleiben, beispielsweise indem man auf die Denker und Denkerinnen setzt und nicht auf die Verteidiger des eben jenes imaginären Abendlandes vor einer imaginären Gefahr – Eine krankhafte oder bewusst eingesetzte Imagination, die zur eigentlichen Gefahr wird.)

Wenn Scheibner seine Vorstellungen von einem „rechtlichen“ Umgang mit von der Demokratie unbeeindruckten Andersgläubigen, per „Integrationsvertrag“ umsetzten will, muss er voraussetzten, dass entweder jeder Mensch in Österreich gleichermaßen fürs Andersdenken (nämlich kritisch gegenüber gewissen unverstandenen Werten unserer Gesellschaft) bestraft wird; oder dass die Staatsbürger in zwei Klassen aufgeteilt werden – in jene Klasse die freie Meinungsäußerung besitzen darf und jene die beim Regelverstoß „Andersdenken“ all ihre staatsbürgerlichen Rechte verliert. Scheibner erwägt also tatsächlich die freie politische Meinung(säußerung) rechtlich unfrei zu machen.

Die Argumentation, man würde sich hierbei lediglich auf („so etwas wie“) Religionslehrer (angeblich auch katholische) beziehen, welche falsches Gedankengut weitergeben, ändert nichts an dieser notwendigen Voraussetzung für den scheibnerschen Missgedanken. Zumal man nicht bei ReligionslehrerInnen stehen bleiben dürfte, deren private politischen Meinungen, wie jene anderer Lehrer, bisher kein Kriterium für die Berufsbefähigung darstellt – ansonsten müsste man, auch bei christlichen Lehrern, kräftig ausmissten (und nicht aufhören bis man auch das Parlament gereinigt hat) – und wer will sich hierzulande schon diese Mühe machen.

Neben der scheibnerschen Ideenäußerung, die aufgrund der Voraussetzung ihrer Umsetzung bereits den Tatbestand der geistigen Wiederbetätigung aufzeigt, hatte auch der Ratzinger im fernen Rom eine tolle Idee: Sein ganz besonders feistes Tierchen aus dem Loch zu locken. Der Pfaffentier heißt Gerhard Maria Wagner und scheint ein wenig altmodisch im Geiste zu sein. Gut, gut! Ich weiß, Harry Potter kämpft in seinen Abenteuern tatsächlich gegen etwas Böses, dass sich unter umständen als „Satanismus“ bezeichnen lässt – jedenfalls aus kirchlich-mythologischer Sicht. Ich befürchte allerdings, der neue Erzbischof von Linz hatte das anders gemeint, in einer eher irren, abergläubischen Weise und sieht im Potter tatsächlich das Werk des Teufels – eines Teufels mit britischer Adresse – was dem konservative Wagner demnach eine sympathische Seiten verleiht.

Immer noch erkältet! Und noch brennen keine (Moscheen oder Autoren)

Die Nacht ist immer noch da draußen. Ob sie bereits eine Moschee angezündet haben? Schließlich gab es da diese Studie. Ein Drittel der muslimischen Religionslehrer kann offenbar mit Demokratie und Rechtstaat nichts anfangen. Na und?
Schaut euch einmal den Rest der Lehrer genauer an, vielleicht klärt sich dann die Frage, warum ein nicht geringer Teil junger und ältere Österreicher, einem politischen Hütchenspiel-Moderator wie H.C. Strache seine Stimme gibt.
Ich war lange genug in Schulen, um zu wissen, dass kaum LehrerInnen lehren , welcher verrückten Religionstradition sie auch immer angehören mögen, die ihre eigene Republik wirklich wertschätzen – vielleicht weil sie ihr Boss ist? Anderenfalls würden die Schulen nicht auf eine positive, politische Erziehung ihrer Sprösslinge, die Demokratie und Rechtsstaat fördern könnte, leichtfertig verzichten, um ihnen stattdessen zu erklären, warum sie beim AMS bessere Chancen auf eine Beförderung vom Antragsteller zum Küchengehilfen hätten, wenn sie brav die Ahnenreihe der Habsburger lernten.

Ich glaube, sie haben die Moscheen bisher nur nicht gefunden. Immerhin ist diese Glaubensgemeinschaft bis auf wenige Ausnahmen gezwungen, in Wohnhaushallen und –Kellern ihre heiligen Riten zu vollziehen. Der Bau von Minaretten und Islam-Kulturzentren wird gerne verhindert, weil das der Volksseele gut täte. Das hat der Volks-Mob nun davon. Diese Gebetsräume sind beinahe unsichtbar, vor lauter optischer Integration.

Erkältung! Karl Schnells Coming-Out zum Trotze

Winterliche Verkühlung, Tradition einer Jahreszeit. Selbst der Whiskey konnte es diesmal nicht verhindern, nach mehrmaligen Versuchen schafften es diese kleinen Virchen auf das Schlachtfeld meiner oto-rhino-laryngologischen Gebiete. Aussitzen heißt es jetzt, in die Nacht hinaus blicken, vom Schreibtisch aus betrachten was Weltwälzen dem Internet heißt, und das Radio informiert über die neuesten Höhen politkulturellen Schaffens. Landeshauptmensch Burgstaller, von den sozialdemokratischen Führern meines nasskühlen Herkunftslandes, bekommt ihre kapitalismuskritischen Reden noch irgendwo hin. Auch der Kanzler gibt sich Mühe. Die Sozialdemokratie sei für die Menschen da.

Aber auch die Finnen sind Menschen, selbst wenn ihre Unternehmenshäuptlinge von M-real, ihre Papierfabrik, die wir nach Jahrzehnten doch noch zur Stubenreinheit umerzogen, nun schließen wollen. Immerhin bekommen die für den Preis von 500 Halleinern in China oder Sonst-Wo eine ganze Armee abhängiger Arbeitstiere. Gerade in Krisenzeiten eine rücksichtlose Betriebs-Umsiedlung durchaus menschlich, wenigstens aus unternehmerischer Sicht. Zwar werden von Unternehmern auch juristische Personen geschaffen, damit diese, mit Ausnahme der Rechte frei von allem Menschlichen, die Verantwortung für solche Menschlichkeiten übernehmen können, doch zumindest sind die Überbringer schlechter Nachrichten stets Menschen. Ebenso menschlich und taktisch nachvollziehbar ist es, den Standortwechsel für den SPÖ-Wahlkampf zu verwenden (ist schließlich kein SPD-Wahlkampf). Ob das gelingen wird?

Menschlichkeit hat ein großzügiges Spektrum an Deutungsmöglichkeiten. Der Mensch ist schließlich ein Schwein, wenn man davon absieht, dass Schweine menschliche Schweinerein eigentlich nicht verschulden. Es zwingt die westlichen Menschen auch niemand, fett und herzinfarktgefährdet zu werden. Auf die Schmähführung der Fleischindustrie reinzufallen ist nicht weniger menschlich, weil ziemlich bescheuert.
Ob Schweine andere Schweine gelegentlich als Menschen beschimpfen? Das wäre nur fair und im Vergleich zu seiner Umkehrung wahrlich zutreffend.

Da verleiht die Natur ihnen ein solch massives Verstandeswerkzeug und was machen diese menschlichen Menschen damit? Sie lärmen unartikuliert einem freiheitlichen Halsabschneider zu, der sie mit den billigsten Handelsvertretersprüchen zu einer Mitgliedschaft im Pöbelklub für Gedankenlose überzeugt. Ich stelle mir vor, wie in einem Weinkeller unter dem Mönchsberg gegrölt wird, wann immer der StraChe seine dezenten Wahrheitsverdrehungen über die Rolle der Zuwanderung zum Ausdruck bringt. Da fühlen sich die Neonazis und jene die sich auf deren intellektuellen Niveau aufhalten, wiewohl ohne wissentlich deren politischen Tieffall zu teilen, glücklich angesprochen.

Der – keinesfalls im positiven Sinne - blaue Karl Schnell meinte gar 15 Jahre lang verfolgt worden zu sein; erschießen, hängen, auspeitschen und was sonst noch aus seinem triefenden Schlund an Gewaltbegriffen floss, wollte man ihm antun. Nun aber, nach dieser langen Zeit seiner Paranoia und Panikattacken, glaubt der Blondling, der SPÖ eine Braut zu sein und will sich rar machen. Frage mich ernsthaft, wie die Parteispitze der Blauen mit diesem Coming-Out fertig wird, das zudem an einer Wahlkampfauftaktveranstaltung geschah. Welch politische Inhalte die FPÖ uns da wieder einmal serviert. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut - der aufgeputschten Demagogen-Party.

Gut, das besoffene, jugendliche Publikum wird’s nicht bemerkt haben und für die junge Generation muss es selbst in einer rechtsextremen Partei Transgenderlinge oder zumindest Transvestiten geben. Das kennt man von der Quotenregelung aus Hollywood – Hollywood ist cool für extreme Nationalisten oder solche, die nur keine Ablenkung von der Ablenkung erleben wollen.

Doch selbst wenn das ganze nur eine verbale, schnellsche Travestie-Show war, so wird das den Neonazis und Hardlinern in der Partei sicher nicht gut bekommen. Für die ist jegliche Gender-Abweichung von der heterosexuellen Illusion eine arge Krankheit, und da die meisten FPÖ-Anhänger, aus verständlichen Gründen, unter Hypochondrie leiden, können wir uns auf einen spannenden Wahlkampf freuen. Welcher Politclown wird für Schnell einspringen? Ich weiß es nicht. Es ist mir auch – zum Wolken dampfen – egal.