Mittwoch, 16. Dezember 2009

Bankenkrise: Fragen eines Laien

Die Hypo-Alpe-Adria ist also Pleite gegangen. Die allgemeine Wirtschaftkrise sei schuld, sagen jene, die weniger zu den Experten zählen, als jene, die meinen: Die Spekulanten seien schuld. Zwar hängen beide, in letzter Zeit häufig gebräuchliche Begriffe, in diesem finanziellen Fiasko, zusammen, dennoch unterscheiden sie sich: In der Schuldzuweisung ist wichtig, ob nun ein abstraktes, weltweites Phänomen (mit weniger abstrakten Folgeerscheinungen) als Problem identifiziert wird, oder einzelne, strafbare Personen, eben so genannte Spekulanten, die falsch agierten und sich von falsch Agierenden falsch beraten ließen, allerdings im vollen Bewusstsein des Risikos, das die Bank eigentlich selbst nun gar nicht mehr trägt, sonder der verstaatlichende Staat – die armen Verlierer im verantwortlichen Management, verabschieden sich mit fetten Abfindungen. Die finanziell Überlebenden, beginnen das Risikospiel erneut – mit erhöhter Gier, um das Verlorenen wett zu machen. Freie Finanzwirtschaft, deren Risiko allerdings doch irgendjemand trägt, nämlich die unten Übrigbleibenden, die ArbeitnehmerInnen und andere SteuerzahlerInnen.

Erste Laienfrage: Ist die freie Finanz/Marktwirtschaft nicht demnach eine Farce? Selbst Christoph Leitl zürnte zu Recht, dass Unternehmen (die produzieren statt zu spekulieren), bei einer Pleite, das volle Risiko schließlich auch selbst tragen müssten. Aber die Ungerechtigkeit geht auch dahin, wo teilweise nicht nur sprichwörtlich der Pfeffer wächst. Die Industrieländer, mit ihren subventionierten Produkten und ihren, bei aller Blödheit, Immunität genießenden Banken, mit privatisierten Gewinnen und verstaatlichten Verlusten, loben permanent die globalisierte, freie Wirtschaft. Die Yuppies sprechen immer noch von einem gerechten Konkurrenzkampf auf den Märkten, einem wohl verdienten Lohn für das Management, aufgrund der hohen Verantwortung, die es trüge. Schmierig glatter Hohn: Das Management muss sich keinesfalls verantworten – zur Not übernehmen die Steuerzahler – und es trägt, bei den hohen Abfindungen für das eigene Versagen, auch keinerlei persönliches Risiko.

In Ländern, wo nicht nur Pfeffer, sondern auch unser Kaffee, unser Tee, unser Tabak, etc. wächst, sieht das anders aus: Dort leben die, die bei jeder Weltwirtschaftskrise letztlich den größten Scherben auf haben und die propagierte Freiheit auf dem Weltmarkt steht ihnen nicht zur Verfügung – auch nicht deren fetten Profite. Sie dürfen lediglich die Kosten der Freiheit der anderen tragen, für ein paar Almosen. Was den westlichen Industriestaaten einmal gut täte, für ihre Horizonterweiterung, wäre, wenn sie einmal von ihrer eigenen Medizin kosten müssten – von jenem Liberalismus, den sie nichtwestlichen Märkten, in den ärmeren Ländern zumuten. Wäre es da nicht so zusagen gesundheitsförderlich, die Hypo-A-A in ihre selbst verantwortete Pleite gehen zu lassen? Damit andere Banken wieder auf den Boden der Realität gebracht werden, beispielsweise. Wer oder was riskiert, sich verspekuliert und verliert, letztlich nicht mehr funktioniert, geht drauf: Das ist die „harte Wirklichkeit“, die diese Schlipsträger und (seltener) Kostümträgerinnen im „Top“-Mangement, gerne anderen obergescheit (Arbeitnehmer, Arbeitslosen, Entwicklungsländlern) unter die Nase reiben.


Wie sagte einer der Verantwortlichen unlängst: Das Bankgeschäft ist immer ein Risikogeschäft.

Die dritte Laienfrage: Ja? Wenn tatsächlich „Ja“, dann warum? Und vor allem: Für wen. Die Zeche im Fall der Hypo-A-A zahlt der Staat. Warum er dies tut, und die gesamte Bank übernimmt, – „Kaufen“ wäre der falsche Begriff, denn die Ex-Eigentümer gaben dem Staat insgesamt sehr viel Geld, damit die Regierung die volle Verantwortung übernimmt - wird mit der Systemrelevanz der Bank erklärt. Das soll bedeuten: Wenn die Steuerzahler nicht für die Schulden dieser Bank aufkommen, geht alles, aber auch alles in den Arsch – wie manche behaupten – oder – wie andere behaupten – käme die Causa für den Staat noch teurer, da er das, mit der Bank pleite gegangene, Land Kärnten teurer erretten müsste – und erretten muss er es auf alle Fälle.

Hier wieder das Unverständnis des Laien: Wäre es nicht billiger, das Land Kärnten zu retten, als dessen Schulden zahlen und zusätzlich eine Rottbank sanieren zu müssen? Und: Wie, zum über den Überresten Kärntens segelndem Pleitegeier, kann eine Pleite gegangene Bank, eine Pleitebank also, überhaupt systemrelevant sein. Und wieder die Frage: Für welches System? Für wen, wem nütz das? So viel wir wissen (auch wir Laien), gingen reichhaltige Investitionen in Pleiteimmobilien Kroatiens drauf – neben den Investitionen in die Kärntner Landespolitik des BZÖ. Ist die Bank also für das Spekulationssystem und die politische Freunderlwirtschaft systemrelevant? Und nicht alle Finanzexperten bestätigen, dass sie überhaupt systemrelevant ist – zumindest Experten außerhalb des bayrisch-österreichisch-osteuropäischen Einflussbereiches (den Investitionsgebieten der Bank).

Nun kam aber sehr viel Geld von den ehemaligen Eigentümern, und die Bayern LB schickte dankbar den Löwenanteil davon, damit die Verstaatlich geschmiert laufen kann. 1 Milliarde Euro (1 Milliarde Euro!) bekam der Staat Österreich dafür, damit sich die Regierung endlich zu hundertprozentigen Übernahme entschloss. Wer in der Regierung sich von den insgesamt, glaube ich, 1,5 Milliarden Euro ein wenig Taschengeld einbehalten kann und wird, ist eine andere, eine weitere Frage. Oder vermag jemand (der kein Regierungsmitglied ist) zu kontrollieren wohin und durch welche Hände diese enorme Summe geht? Ich kann es nicht und selbst der Rechnungshof hat in den letzten Jahren aufgezeigt, dass ihm schlicht Einblick und Überblick fehlt, und hat er beides doch und kritisiert die Regierung entsprechend, hört diese ohnehin nicht auf ihn, weil sie es offenbar nicht nötig hat. Österreich ist pro Pforz. Eine Stätte der Korruption, wie die vielen weiteren, ungelösten Fragen der Staatsanwalt in Kärnten erahnen lassen – die wie andere Rätsel, die im Argen zuhause sind, wahrscheinlich nie beantwortet werden. Nicht die (kärntnerische) Politik ist das Problem, sondern die Korruption, also die (kärntnerische) Politik. Die Ausreden gehen langsam zur Neige, Zeit für das gute, alte Köpferollenspiel. Zeit den Versprechen nach mehr Kontrolle der Finanzmärkte, Taten folgen zu lassen. Die anderen Länder wollen auch nicht? Na und? Irgendein Staat muss damit anfangen.

Sonntag, 29. November 2009

Im Zorn

Entstanden, im Cafe-Bar-Pub „Rupps“, in Gegenwart zweier wohlig-geschmackvollen Pint Guinness.

Dies hätte vermutlich ein privater Tagebucheintrag werden sollen, gekritzelkratzelschrieben auf heimliche, vertraute Seiten, und doch strebt das eigentümliche Wesen dieses Geschreibes, in die virtuelle Außenwelt des weiten Datenozeans. Hierbei geht es um mein Befinden, das zur Zeit gar arg getrübt ist von der Summe vieler Begebenheiten, in der Vergangenheit, weit, weit zurück liegender Zustände, und der verrückenden Gegenwart. Auch geht es in mir auf und ab, wenn ich an alte Erkenntnisse und Entdeckungen denke, die sich immer wieder erneuern wollen, weil sie offenbar müssen. Denn niemand kann all die Schlechtigkeit der Menschen auf einmal fassen und verkraften, ohne eine rasende Übelkeit zu erleiden, die ihn wohl seine Seele auskotzen ließe. Vieleher verteilen sich die Erfahrungen des Sinnenden, die er mit seinen Artgenossen machen muss, notwendigerweise, auf viele Zeitpunkte in seinem Leben; und je älter er wird, umso tiefer wird sein Wissen von der Menschen Schlechtigkeit, ergänzt und erweitert sich sein grauenvolles Archiv der Menschenkenntnis, in vielen bitteren Bissen. In einem solchen Archiv ergährt sich mein Kränkeln und mein Schmerz, und dort hängt auch ein Spiegel, dessen grauenvoll reflektierte Fratze schließlich nur die meine sein kann, bin ich doch der Einzige, dem ich Zugang zu diesen unheiligen Räumen gewähre.

Soviel zum Vorwort, und so weiter zum schmerzlich Wesentlichen: Natürlich könnte ich, als sinnender, denkender Mensch, dem all dies Erkennen von der Schlechtigkeit des Menschen zuviel zu werden scheint, auch aufhören zu sinnen und zu denken, wie vielleicht mancher Spitzfinderich stumpfsinnig bemerken wollte; doch würde ich in solchem Falle meine Natur verraten, und solcher Verrat der eigenen Natur ist es doch, was diese Menschheit zu einer satirischen Verzerrung ihrer selbst macht. Lange genug, im lichtlosen Schacht tiefer Vergangenheit, versuchte ich Maßnahmen der Anpassung und der Wegfindung, die mich diese meine Natur, ohne mir dessen in ausreichendem Maße bewusst zu sein, schlecht behandeln lies. Doch meine Natur blieb letztlich immer stärker. Weiß nicht warum, doch vermute ich allmählich, damals bereits verrückter gewesen zu sein, als ich mir zutraute, und weder die Anpassung an die Masse, noch das Entkommen vor der Faszination ihrer Stubenhockerwärme, konnten glücken. Seit eh und je stehe, sitze oder schwebe ich zwischen den Stühlen, tanze zehengespitzt auf den Lenen, wenn die „Reise nach Jerusalem“ die Offenbarung aller Witzlosigkeit und Grausamkeit repräsentiert, die durch die primitive Lockung der menschlichen Esel mit hohlen Möhren vorgeführt wird, an deren Wegesende nur sinnlose Einsamkeit seien kann. Warum sollte mich Jerusalem überhaupt interessieren? Gehöre ich doch keiner der massigen Weltreligionen an. Zudem kam mir noch nicht zu Ohren, dass man, ausgerechnet in dieser staubigen Stadt, ein gepflegtes Bier oder einen ordentlichen Whiskey trinken kann – wenigstens nicht eher als andernorts.

Vielerlei Menschen, im Bewussten, im Unbewussten, verlockten meine Natur in tausendfache Fallen, nötigten mein Gewissen, bedrängten meinen guten Willen, vergewaltigen meine Gutmütigkeit. Nachdem ich lange dachte ausreichend vorbereitet zu sein, – über all die Jahre in denen ich lernte, erstarb und mich neu gebar, mein Selbstvertrauen immer wieder neu aufrüstete, vom seinem ersten Verlust in frühesten Jahren, dessen Gewaltakt ich damals genauso wenig nachvollziehen konnte, wie ich es heute wollte, bis hin zu den letzten Schmähungen, durch heuchlerische Verräter der ihnen angetragenen Illusionen, – nachdem ich also glaubte alle Gefahren zu kennen, wurde ich doch aufs neue betrogen. Kann nicht alles wissen, kann nicht alles glauben, blieb naiv, wann und wo es notwendig ist, ein um seine Torheit wissender Tor, und Realitätsverweigerer, wo die Realität es nicht verdient akzeptiert zu werden. Und ausgerechnet in einem Musical über Don Quichotte, meint man, meiner törichten Meinung nach, völlig richtig, dass der eigentliche Wahnsinn sei, die Welt zu sehen, wie sie ist, anstatt sie zu sehen, wie sie sein sollte. Bei allem Göttlichen! Sokrates starb ermordet, aber glücklich: Im Wissen um die Gerechtigkeit.

Dies ist eine Kampfansage und darum auch so öffentlich wie privat. Ich bin nicht mehr zu haben! Nicht für euch, nicht für meine Dämonen. Im setze mich also in gewisser Weise zu Ruhe, aus der ich hoffe jene Kraft zu schöpfen, die ich benötigen werde, um euch immer wieder auf den hohlen Schädel zu klopfen, oder mir selbst, vor den Kopf so zusagen zu stoßen, auf das es erschallet: Dies ist ein freies Universum, in dem ihr eine Gefangenenstätte aus Angst errichtet habt! Ich hasse eure Furcht, die auch meine Furcht ist, die es werden musste, da ich ja bedauerlicherweise eines von euch bin. Diese Furcht führt zum Fürchterlichsten. Die Menschen sind dumm, aber gerissen und darum muss man, muss ich mich vor ihnen hüten, und damit ebenso, wenigstens teilweise, vor mir selbst.

Im Schatten, der durch eure allgemeine Ignoranz verschuldeten Weltwirtschaftskrise, tummeln sich die Hoheiten eurer Schlechtigkeit. Und selbst da wo noch Wohlstand herrscht, finden sich die Spuren meiner früheren Qual, die ich erst nach und nach, auf eigene Geistesfaust, analysieren konnte: Ich ertrage nicht mehr, das Gegacker mit Prossecco abgefüllter Stöckelschuhträgerinnen, das Gegröle der von Dosenbier und Fusel erfrechten volljährigen Buben. Ob Weiberl oder Mannderl, im Rausch zeigen sich die Hysterie der Pubertät, die im übergehenden Heranreifen schief lief, über die Jahre lediglich überdeckt wurde, mit zahllosen Masken und Betrügereien. Das Gekreische und Gejohle ertrage ich nicht mehr, den Gestank ihres Parfüms, des Makeups, des Deodorants, der von billigem Zigarettenmief erfüllten, Parolen der Verblödung grölenden Rachen. Unter der Woche die Langeweile der unüberschaubaren Leistungsträgerei, milde Befriedigung im, die gähnende Pflicht erfüllenden, Konsum, und am Wochenende der alkoholisierte Spaß am schwachsinnig sein – die letzte Freude im Leben.

Dies ist ein Testament. Sollte ich in meinem Widerstand, meinem Widerstreben und Ankämpfen gegen die Einflüsse meiner mitmenschlichen Umwelt scheitern, so wird mein Mind, mein Geist, mein Verstand, vielleicht auch meine Seele sterben, das heißt Abschied nehmen. In solchem Falle erbt ihr nichts, denn verbleiben würde nur mein rasender Körper, der nicht weniger nach Freiheit strebt, als der Rest von mir. Er wird türmen, aus den Schattenschluchten der Städte, in denen er nur durch den mentalen Schutzschild des Verstandes überleben konnte, und auch er wird euch nicht bleiben, wild und natürlich wie er zu atmen pflegt, wenn er über nass-kühle Felder läuft, durch Haine und Wälder, über windumströmte, windumwellte, windumtanzte Hügelkuppen, unter Sternen in schwarzer Nacht, den majestätischen Gebirgen zu. Stefan Antonik Seidler, der „Duke“ von manchen genannt, wird hiermit öffentlich, und die einzig gute Rache, die es geben kann, führe er im Wort, heißen Zorn im Herzen, Kraft der Schönheit im Handeln, wo Fehlhandeln der Allheit nicht schöner wäre. Ich habe die Knubbelnase voll und schnäuze den wütenden Rotz meiner natürlichen Wildheit.

Freitag, 27. November 2009

Mehr Moral!

Lauscht man den öffentlichen Auftritten und Diskussionsrunden Intellektueller, aller Spezialisierungen und politischer Orientierungen, so stellt man fest, dass viele dieser Experten und geistigen Eliten, den Begriff „Moral“ tunlichst vermeiden und sich sogar von „moralischen Bewertungen“ distanzieren. Mag es sein, dass mein Unverständnis daher rührt, da ich mich beinahe ausschließlich mit der Philosophie des Altertums befasse, mit den so stolzen Wurzeln, die das geistige Abendland allein für sich in Anspruch nehmen will. Wie dem auch sei: Moral ist für mich jene persönliche Gesetzmäßigkeit, basierend auf Erkenntnis und Vernunft, und daher auf alle Fälle wandelbar, mit der der Mensch sich selbst vorschreibt, was gut oder schlecht, schön oder hässlich, sowie – aufgrund seiner Herkunft – was vernünftig und unvernünftig ist.

Die Verbalhornung, Absurdführung, der Missbrauch und die Verklärung des Begriffes „Moral“, und damit der Moral an sich, sollten gerade für Gebildete kein Abschrecken sein, das was moralisch ist zum Leuchtfeuer ihres Handelns zu machen. Das dies notwendig ist, um eine „intellektuelle“ oder „sachliche“ Diskussion überhaupt zu führen, zeigte die letzte TV-Sendung des „Club 2“, vom 25.11.09, auf ORF2. Alte Hasen (und eine alte Häsin), mit ihren stark und fest gefügten intellektuellen Konstrukten (Ausnahme Bahman Nirumand und Karim El- Gawhary) redeten, wie man so schön sagt, an einander vorbei, als es um die Frage nach dem Hass auf den „Westen“ ging. Wie sollten sie auch auf eine kommunikative Ebene finden, gingen doch alle davon aus, dass ohnedies jeder wüsste, was moralisch sei, weshalb man gar nicht darüber zu sprechen brauchte, was der Mensch bzw. die Menschheit, mit sich anfangen müsse, um das Richtige zu tun. Alle waren sich einig, dass die unzähligen Male (durch Jean Ziegler) erwähnten, statistisch erhobenen Opfer der „kannibalischen“ Weltordnung, „etwas Fürchterliches" seien; warum dem so ist, hinterfragte jedoch niemand – und das nenne ich die Moral verklärend.

Wenn sich die Menschen nicht einig darüber werden, warum das Verhungern von Millionen, bei gleichzeitigem Vorhandensein der Möglichkeit sie zu ernähren (um ein Beispiel zu nennen), ungerecht sei, können sie sich auch auf keine Lösung, auf intellektueller Ebene, einigen, um das Problem zu überwinden (nicht zu vergessen, dass Handeln ebenfalls notwendig ist). Man redet aneinander vorbei. Selbst Gesprächsteilnehmerin Barbara Kolm, vom Hayek Institut, wurde möglicherweise missverstanden, weil die Rahmenbedingungen des Verstehens nicht abgesteckt waren; auch wenn ihr beharrliches Statement, die freie Marktwirtschaft sei die Lösung aller Probleme weltweit, glauben lässt, dass Madame die letzten 20 Jahre in einem Sektglas in der Wiener Innenstadt verbrachte.

Will sich die Menschheit auf Lösungen weltweiter Probleme einigen, muss sie herausfinden und verhandeln, was vernünftig und was gerecht sei – erst dann kann sie handeln. Das Wissen darum, was vernünftig und was gerecht ist, nenne ich Moral. Nicht ein religiöser Kult, nicht ein Modetrend irgendeiner Jugendkultur, keine politische Bewegung, kein Wirtschaftskonzept können uns sagen was moralisch ist, ausschließlich Erkenntnis und Vernunft jedes/jeder Einzelnen.
Zuwiderhandeln zu dieser Moralfindung ist die echte Blasphemie gegen das Göttliche; denn es hat dem Menschen seinen Geist gegeben, um Erkenntnis und Vernunft zu finden; Kultur und Politik sind Sammelsurien diverser Geschmäcker und Ideen, sie haben keinen eigenständigen Geist, der denken könnte; und ein Wirtschaftskonzept soll ein Werkzeug sein, dass sich nicht zum Zweck verkehren lässt.

Dienstag, 17. November 2009

Arigona, Sokrates und H.C.

Vor über 2300 Jahren schrieb Platon seinen „Gorgias“, in dessen Dialoge sein Lehrmeister Sokrates die Redekunst der Sophisten als „Schmeichelwerk“ entlarvt, das ohne das Geleit von Kenntnis und Vernunft nicht nur wertlos, sondern ebenfalls gefährlich ist. Nebenbei erstellte er seine höchsten moralischen Gesetze, die im Grunde jene der „Christlichkeit“ (nicht aber des Christentums) vorwegnehmen. Moral beruht hierbei nicht auf sittlichen Empfindungen (wie sie es heute meist tut), sondern auf den Erkenntnissen der Philosophie.

2399 Jahre - und ein paar Zerquetschte - später, sitzt eine Gruppe von Diskutanten in der Live-Sendung „Im Zentrum“ des ORF, redet über die erwartete Abschiebung Arigona Zogajs und das damit verbundene Fremdenrecht bzw. Asylgesetz. Die Fakten, die gegen die aktuelle Asylpolitik der Regierung angeführt wurden, stammten nicht nur von Caritas-Präsident Franz Küberl oder Josef Friedl, dem Pfarrer von Ungenach und „Betreuer“ Arigona Zogajs, oder Alev Korun von den Grünen; ebenso Georg Kapsch, der Präsident der Industriellenvereinigung, der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz, sowie der ÖGBler Rudolf Kaske fanden auf unterschiedlich Wegen und über verschiedene Aspekte zur Gewissheit, dass die gesamte Zuwanderungspolitik zugunsten von Einheimischen und Zuwanderern verbessert werden muss, und zwar per Kooperation, Partizipation und Gerechtigkeit im Sinne des Humanismus. Direkt oder indirekt wurde von beinahe allen Beteiligten die Abschiebung der Zogajs und ähnlicher Fälle abgelehnt und verurteilt.

Die heroisch-einsame Ausnahme stellte natürlich H.C Strache, Berufsrhetoriker und Chef der FPÖ, dar. Er bemühte sich über die ersten 10 Minuten um eine stoische, objektive Haltung, musste jedoch zunehmend in die bekannte Emotionalität verfallen, die er jedoch meisterhaft mit seiner Redekunst zu kanalisieren wusste. Doch auch seine Methode (neben dem üblichen Gekritzel ins Notizheft, das die KontrahentInnen verunsichern soll, während sie sprechen), Schlagwörter seiner Vorredner immer wieder aufzugreifen, um sie im Sinne seiner Meinung umzudeuten – in einem raschen Schwall skurriler Behauptungen – half nichts: Die logischen Argumente der übrigen, fach-kenntnisreichen Sprecher, die unwiderlegbaren Fakten, vernichteten den Sinn jeglicher Argumentation des Rechtspopulisten Strache – bis auf jene, dass das Bildungssystem zugunsten von Einheimischen und Migranten verbessert werden muss; was er allerdings thematisch und inhaltlich, vor allem von Alef Koruns kurz davor gehaltener Argumentation, letztlich kopierte. Zum Ende hin konnte der Stra-Che nur noch mit persönlichen Angriffen auf seine Gegenüber antworten, der Höhepunkt seiner Erbärmlichkeit, die sich vor der Kenntnis der ihm gegenübergestellten Expertise offenbarte. Das Licht der Vernunft vertrieb den Schatten des Volkshetzers.

Es zeigte sich, wie Platon bereits beschrieb, dass ein Rhetoriker wie Strache, der zwar Macht über die Kenntnislosen hat, weil er ihnen zu schmeicheln und sie zu verführen weiß, an den Kenntnisreichen scheitern muss. Da zeigt sich weiters die bisher zuwenig wahrgenommen Verantwortung der größeren Medien, sowie der Politik: denn die in der Diskussion angeführten Fakten sind bereits seit langem bekannt, doch werden sie dem Großteil der Bevölkerung, über dessen meist konsumierten Medien, nicht zugänglich gemacht. Kronen Zeitung und ORF schaffen es nicht zu bilden, lassen Informationen absichtlich oder aus Fahrlässigkeit unausgesprochen, die so wichtig wären, um die Verführungen der FPÖ- und andrer Demagogen einzudämmen.

Noch ein Effekt, der den in Sokrates wurzelnden Platonismus bestätigt, wird erkennbar: Es wurde in der Runde bestätigt, wie die Politik der Rechtspopulisten jenen schadet, die sie behauptet vor „denen da oben“ zu beschützen. In Wahrheit ist die Politik der FPÖ (und vergleichbarer Parteien) eine Interessenvertretung skrupelloser Pseudo-Eliten; die Mehrheit von den wesentlichen, politischen Themen ablenkend, das Lohnniveau der notwendigen Arbeitsimmigranten durch Kriminalisierung und Unterdrückung gering haltend, dem Staat und der Wirtschaft auf diese Weise schadend. Und im Grunde sagten alle Beteiligten damit aus, dass auch die Politik der aktuellen Regierung, die behauptet alles gegen die Wirtschaftskrise unternehmen zu wollen, vielmehr der Wirtschaft durch ihre Zuwanderungspolitik schadet! Und der Pfarrer Friedl weiß, dass eine Lösung für Arigona und die anderen Zogajs am tiroler Wahlkampf scheiterte. Der Gewinn an Macht wird alles Gute und jede Moral geopfert.

Die kenntnislose Redekunst, die nur darauf bedacht ist, Wählerstimmen zu erschmeicheln, ist dadurch genauso schädlich, wie Sokrates und Platon es vor so langer Zeit beschrieben. H.C Strache und seinesgleichen sind wie Zuckerbäcker, die sich als Zahnärzte ausgeben und dem Diabetiker Süßigkeiten verabreichen. Die Süßigkeiten des Rechtspopulismus schmeicheln dem Gaumen, aber schaden dem Kranken: Die Wahrheit kann den Kranken und den Rechtspopulisten heilen, doch meidet er ihre Schmerzhaftigkeit.

Hoffen wir nur, dass wir, die wir die von Sokrates entlarvte Gefahren der Schmeichelkunst erfahren, nicht, so wie er und sein Schüler Platon, den Niedergang unseres eigenen Staates miterleben müssen.

Zum Nachsehen der erwähnten Sendung gibt es diesen (hoffentlich aktuellen) Link!

Donnerstag, 12. November 2009

Per Fekter geht es nicht

Warum nicht? Weil ihr Gesicht das erstarrte Wesen dieser Republik Österreich passend symbolisiert. Politische Vernunft war seit Kaiserin Maria Theresia nicht mehr die Stärke des alten Österreich, und seit Dr. Karl Renner hat sich das neue Österreich redlich bemüht, den Ahnen in ihrer Größe an Dummheit nachzueifern. Der Fall Arigona Zogajs zeigt sowohl dies, als auch die heuchlerische Doppelmoral, die in einem Staate zur Hauptmaxime moralischen Handelns mutieren kann. „Selbstverständlich“ – auch wenn ich nicht weiß, ob sie es wirklich selbst versteht – gibt die Innenministerin und ihre KollegInnen Zugeständnisse an die Vernunft, wie beispielsweise „faire Asylverfahren“ garantieren zu wollen; wo aber Kinder in Schubhaft gesteckt, oder, wie Arigona und ihre Geschwister, damit bedroht werden, kann man nur von Fairness sprechen, wenn man am schizophrenen Selbstbild eines psychotischen Hollywood-Filmbösewichts leidet. Aber vielleicht ist das unter anderem der Grund, warum sich die österreichische Regierung so lange weigerte, Kindern offiziell die Menschenrechte zu zugestehen.

Neben mir liegt meine drei Monate alte Tochter und wenn ich mir vorstelle, dass sie, aufgrund welcher juristischen Floskeln auch immer, so wie Arigona, in ein für sie fremdes Land deportiert werden sollte, kann ich meine damit verbundenen Gefühle nur mit dem Wort Folter umschreiben. Wir müssen uns darauf einigen, dass menschliches Leid, sowie menschliche Freude, keine Nationalität kennt. Wenn eine Regierung mittels Gesetz, Menschen in ihrem Machbereich, wie auch immer geartetes Leid zufügt, und sich keine rationale Begründung dafür erkennen lässt, die dieses rechtfertigen könnte, dann sind sowohl Regierung als auch Gesetzt ungerecht in ihrem Handeln. Und wie man nach Cicero schließen kann, verliert ein ungerechter Staat seine Legitimität. Noch dazu ein Staat, der von positiver Zuwanderung abhängig ist.

Aber neben diesem philosophischen Detail zeigen die Untaten an Menschen wie Arigona auch, dass Österreich peinlich und beschämend ist. So toll wir uns auch selbst zeichnen mögen, in unserer bierbäuchigen Mitte Europas: Wäre unser Land zu personifizieren, so müsste man uns als lästernde, meckernde alte Schreckschraube bezeichnen, stets sich selbst erhöhend und über andere nur Schlechtes redend – am liebsten hinter deren Rücken, wenn man nicht gerade Geschäfte mit ihnen abzuschließen hat (siehe Osteuropa).

Eine alte Schlampe sind wir, die ihren staats-gesellschaftlichen Verfall nie verkraften konnte und dafür alle anderen verantwortlich macht; frustriert und lediglich vor zahlenden Gästen (also Touristen) unglaubhafte Heiterkeit mimend, hocken wir an unserer Wiener Mischung und sinnieren über die gute, alte Kaiserzeit, als wir wenigstens nur von einem einzelnen Idioten regiert wurden. Damals noch zur angesehenen Aristokratie und der dekadenten Gesellschaft Europas gehörend, hatte unsere eigene Ignoranz und Kriegslüsternheit (weil wir uns für die Stärkeren hielten) uns dem degenerierten Bruder in den Untergang namens Erster Weltkrieg folgen lassen. Seither sind wir den Adelsstand los, was einen Minderwertigkeitskomplex zur Folge hatte, an dem natürlich die Juden schuld waren und den wir, wieder mit dem degenerierten Bruder vereint, mit dem nächsten Weltkrieg kompensieren wollten. Das hatte uns entmachtete Fürstin zur Nazi-Schlampe werden lassen, und als die Nazis fort waren und wir den siegreichen Alliierten schöne Augen machten mussten, um nicht im Einflussbereich des Stalinismus zu verschwinden, waren wir nicht nur entmachtet, gedemütigt und besiegt, sondern auch völlig unsicher wem wir nun unserer Loyalität schenken sollten.

Neutralität hat den Vorteil, dass man sich dem loyal zeigen kann, der einem gerade das bessere Angebot macht – und diese Prostitution führen wir fort. Menschenrechte, Demokratie, Vernunft und Aufklärung, selbst Christlichkeit; auf all dies machen die durchschnittlichen, regierenden (und nicht-regierende) PolitikerInnen einen großen Haufen rot-weiß-roten Dungs, wenn es der persönliche Vorteil gebietet - und das, obwohl dieses Land, ohne das einstige Mitgefühl und das Verzeihen anderer Völker, heute wohl auch ein wirtschaftlicher und zivil-kultureller Zwerg wäre (und nicht nur ein geografischer und moralischer). Wir sind ein keifender, ex-aristokratischer, alter Ex-Nazi, der seinen Frust über den selbst verschuldeten, einstigen Niedergang nun nicht mehr an Juden, Homosexuellen, Zigeunern und Intellektuellen offen abreagieren kann, weshalb nun all die anderen Minderheiten das Ohr voller Hass bekommen – selbst wenn wir dabei riskieren, den zwergenhaften, wieder gewonnenen Wohlstand an Kultur und Moral, erneut in den braunen Dreck zu versenken.

Das dem so ist, spiegelt sich im klaren Fall Arigona Zogajs wieder, symbolisiert durch die hämisch grinsende Fratze der Innenministerin. Perfekter geht es nicht in den kulturellen Abgrund – Per Fekter durchaus.

Die Innenministerin und ihre KollegInnen können ihre Unvernunft und Unmenschlichkeit nicht mit Gesetzten entschuldigen, die sie selbst schufen. Und Österreich kann sich nur vom Wesen, des ex-kaiserlich, faschistoid-verkalkten wie auch senilen Opportunisten der nationalen Arroganz, nur dann lösen, wenn die zu seiner Fratze passenden Menschen aus den Machtebenen des Landes verschwinden.

(der Text wurde im Nachhinein ["...alter Ex-Nazi"] geändert, um die Nazi-Schlampen dieser Welt nicht allein als Sündenbild zu gebrauchen.)

Freitag, 30. Oktober 2009

ÖVP-Demagogie in den Tagen der Studentenproteste

Es ist zwar nicht recht, aber durchaus billig, wenn ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger die Studentenproteste, mit ihren Hörsaalbesetzungen, als “Partys” bezeichnet, die auf Kosten der hart arbeitenden Bevölkerungsschicht gefeiert werden. Seltsamerweise erwähnte ausgerechnet er von diesen fleißigen Steuerzahlern explizit Gruppen, die man üblicherweise als Klientel des Koalitionspartner betrachtet, wie beispielsweise die schweißgebadeten Stahlkocher der VÖST. Doch hat er nichts zu verlieren, denn mit seiner kleinkarierten Demagogie, die beim Großteil seiner Zuhörer trotz ihrer Kurzsichtigkeit wirken wird, spielt er Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus, um die sich seine Partei traditionell nie sonderlich gekümmert hatte - es sei denn sie saßen hier oder da in der Chefetage.

Die Kleinkariertheit seiner geschickten, aber ignoranten Ansprache, drückt sich auch in den tatsächlichen Relationen aus, die hinter seinen Anschuldigungen stecken. Es wird zum größten Teil im besetzten Audimax, in Wien, unentgeltlich gearbeitet; zu einem vergleichsweise geringen Teil wird das Erreichte wohlverdient gefeiert (meist feiern ohnehin nur die Besetzungstouristen, während die eigentlichen Besetzter die Schaulustigkeit zu organisieren versuchen). Und die Kosten, die der Protest verursacht, sind ebenso lächerlich, wie der Zuschuss, den Hahn plötzlich aus einer Seitentasche seines Ministeriums zu beuteln vermag. 100.000 Euro geschätzter Protestschaden? Dafür, dass die Arbeitsgruppen der StudentInnen die eigentliche Arbeit ihrer Übergeordneten leisten, indem sie an Problemlösungen arbeiten? 34 Millionen Euro zusätzlich für sämtliche österreichische Universitäten? Ich bitte sie: Soviel wie die Studierenden vergleichsweise in der kurzen Zeit organisiert und herausgearbeitet haben, ohne dafür bezahlt zu werden, schaffen die meisten PolitikerInnen dieses Landes im Laufe ihrer gesamten Karriere nicht, egal wie viel man ihnen bezahlt. Das gilt nicht weniger für die Banken- und Börse-Spekulanten, die mit ihren simplen Finanz-Computerspielchen andere ins Unglück stürzen.

Doch während das eigentliche Klientel der ÖVP, die Spekulanten des Banken-Wanken, die teilweise meinten, dass sie es gar nicht notwendig haben, 50 Milliarden Euro an Spendengeldern zur Verfügung gestellt bekommen, erhalten die Universitäten einen Bruchteil davon - woran der neueste hahnsche Zuschuss auch nichts ändert. 34 Millionen! 100.000! Für solche Beträge unterbrechen österreichische BankerInnen nicht einmal ihre Raucherpause.

Wer erkennt, dass angeschlagene Banken staatliche Unterstützung benötigen, weil die Stabilität des Finanzmarktes an ihnen hängt; müsste im Grunde auch die keinesfalls geringere Wichtigkeit funktionierender Universitäten verstehen; und wenn das der Fall ist - wie selbst der Bildungsminister einen glauben lässt -, so verstehe ich nicht, warum die Universitäten nicht die selbe Unterstützung erhalten, wie die Banken. Vielleicht will man weiterhin das akademische System Österreichs - ähnlich wie das Sozialsystem - von schlecht bezahlten oder freiwilligen, aber dafür motivierten, Angestellten und Studierenden tragen lassen? - Weil man glaubt nicht helfen zu müssen, solange die Unteren den Laden mit Tapferkeit, Verzweiflung und Ideenreichtum am Leben erhalten. Aber wenn dem so ist, sollten ÖVP-Demagogen nicht gegen jene jungen Menschen wettern, ohne die das in ihrer Verantwortung stehende Regierungs-Ressort noch erbärmlicher aussehen würde, als es jetzt der Fall ist. Warum Kaltenegger es dennoch tut, kann man nur mit seiner Ambition erklären, sogenanntes politisches Kleingeld zu machen, die er wiederum seinem Kanzler und Koalitionspartner unterschwellig vorwirft, indem er ihn seiner eigenen Methoden nachzugehen “verdächtigt”.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Das hahnsche Symptom als obentmannter Sündenhammel

Genug der Hahn-Wortwitze. Der Name ist so witzlos wie sein Besitzer. Und nun ist er weg vom Uni-Fenster, obwohl er dort nie war, weil er stets hinter seinem Briefbeschwerer hocken musste und sich beschweren lies. Weggeködert (die WortwitzlerInnen können das meinetwegen mit Hühnerfutter assoziieren, wenn sie wollen) - ins EU-Kommissariat! Eine alte politische Posse, zahlreich angewendet und anwendbar: Wir lösen das Problem, indem wir einen Sündenbock losschicken, mitdem wir es uns aber auch nicht verscherzen wollen, weshalb wir ihn nicht in die Wüste schicken, sondern ihm den Weg zum Hofe des Kalifen weisen. Dort kann er auf ein prestigträchtigeres, goldenes Sesselchen hoffen, anstatt sich im heimischen Oasenkaff das Gejammer seiner untergebenen Stammesgelehrten anhören zu müssen. Allerdings hatte Hahn übersehen, dass er des neuen EU-Postens wegen, leider sein Doppelamt in Wien aufgeben muss. Das Ministerium lässt er ja gerne hinter sich, bei all den frechen Studierenden, denen er da begegnen muss. Auch die zwei Bundeskanzler freuen sich, wenn er endlich weg ist, weil sie die Gründe für die Studierenden-Proteste genauso wenig verstanden haben, wie der Hahn selbst und deshalb ihn für das personifizierte Loch in Budget und Qualität der Universitäten halten. Aber leider muss er zu aller Ministerials-Erleichterung auch noch in der Wiener VP ob-entmannt werden. Das tut doch weh, und so wird aus dem (vielleicht freiwilligen) Sündenbock letzlich ein Sündenhammel.

Es ging – jenen die Ahnung hatten – schließlich bei den Protesten nicht um Hahn als politische Einzelperson, sondern vielmehr als politisches Symptom (Obwohl er es als Einzelperson besser machen hätte können, den als solche hatte er Potenzial). Denn: Zuerst lässt er die Studierenden im Stich, die nun, zeitgleich protestierend, für ihn gratis Problemlösungsansätze durcharbeiten – also seinen Job machen. Hernach, sobald er erkennen muss, dass er nicht versteht worum es geht, flieht er durch das politische Hinterzimmer geradewegs nach Brüssel.

Ein guter Minister für Bildung-und-alles-was-dazugehört hätte zuerst für ein besseres System und danach auf Seiten der protestierenden Studierenden gekämpft – niemals hätte er das sinkende Schiff verlassen, das er seit Jahren vermeintlich mitsteuert. Aber nein, der Herr muss es seinen Herren recht machen, um nur nicht seine Karriere zu gefährden, selbst wenn er sie dadurch in die Absurdität führt. Er flattert davon (als bewusste Anspielung auf seinen Namen) und muss dringend mit seinem zukünftigen Präsidenten Barroso plaudern. Vielleicht verbiegt der liebe Onkel von der Europäischen Volkspartei für ihn ja ein paar Regeln der Kommission, damit Hahn weiterhin Obmann der Wiener Volkspartei bleiben kann. Daheim in Österreich, bei seinen Kanzlern, würde so etwas gehen – da ist man provinziell genug. Weshalb die hiesigen Freunderl auch so ein Musterstück (wie Hahn es leider geworden ist) heimischer Politikkultur nach Brüssel schicken.

Sonntag, 25. Oktober 2009

100000 Euro: Materialismus gegen Idealismus.

Aus dampfenden Feuerhallen der Uni-Wien heraus getreten, und selbst immer noch dampfend: In dieser holden Zeit, und gewiss die Jahrhunderte vor dieser hindurch, sich stapelnd, funktionalisierend zu seinen Höhepunkten hin, wird der Materialismus als Ideal verstanden und als „das Finanzielle“ umschrieben. Die Anbeter des Finanziellen sagen nun, dass durch die jüngsten Proteste der StudentInnen an österreichischen Unis, vor allem im und um das Audimax in Wien, Schäden im Umrechnungswert von 100.000 Euros entstanden.

Doch zum Einen ist das ein lächerlich geringer Betrag: Jede österreichische Bank kann ihn im Bruchteil einer Sekunde verspekulieren, ehe sie vom Steuerzahler errettet werden muss. Zum Anderen handelt es sich nicht um einen „Schaden“, sondern um eine Investition in die studentische und demokratische Kultur, die in den letzten Jahrzehnten so stark beschädigt wurde. Man kann es als Refinanzierung betrachten, als Nutzungs- und Abnutztungskosten, die der Staat übernimmt und wofür die StudentInnen zusätlich und gratis an Problemlösungen für die Universitäten arbeiten. 100.000 Euro für eine solche, österreichweit wirksame Kulturförderung ist äußerst günstig (Die Salzburger Festspiele beispielsweise bekommen weit mehr und kultivieren weit weniger Menschen, und wenn, dann für eine Kultur der Bonzen und Bonzinnen – Kaviar und Sekt im Geländewagen). Minister Hahn und seine Kollegen sollten sich freuen.

Worin liegt nun die Diskrepanz, die bei manchen ein Missverständnis für solche Studentenproteste und Uni-Besetzungen auslösen könnte, und die manche Pseudozeitungen für Sensationsgeile und geistig Verarmte dazu veranlassen, sämtliche Protestierende automatisch als links-Linke zu verunglimpfen? Antwort: Die Politik ist schuld. Ja, wirklich. Die politische Kultur hat sich selbst verunmöglicht, weil Hahn & Co lediglich materialistisch denken und argumentieren können und es gerade deshalb nicht schaffen, den Erfordernissen des Materialismus gerecht zu werden. Gleichzeitig wurde der Begriff, der dem Idealismus zugrunde liegt, das Ideal, die Ideale, im Sprachverständnis zu einem Synonym für Aberglauben. Menschen mit Idealen seien nicht realistisch, heißt es. Doch sind Ideale die Produkte der auf Vernunft basierenden Philosophie – und was wäre der Bildungsminister ohne diese? Seiner Masken entledigt vermutlich. Das Finanzielle, das Minister aller Farben jedoch als ihr einziges Maß betrachten, entsteht in seiner Betrachtung aus einfachen Notwendigkeiten, deren Erfüllung den IdealistInnen – die das Audimax für ihre Ideale besetzten – dienen sollte. Es war nie dazu gedacht, und wahrlich meine ich gedacht, dass die Ideal-Produzenten eines schlimmen Tages dem Materiellen zu dienen hätten. Und doch: Dieser schlimme Tag liegt längst hinter uns und die Politik hat es nicht verstanden, hat nicht verstanden, dass es ohne Ideal keinen Sinn für das Material, das Materielle gibt. Ohne IdealistInnen – wie jene protestierenden „links-linken“ StudentInnen – gäbe es nicht einmal „das Finanzielle“ selbst und vor allem keine sinnvolle Finanzierung.

Das Materialisten ohne Ideale nur sich selbst oder zumindest anderen Schaden zufügen (der weit über 100.000 Euro liegt), beweist die Wirtschaftskrise, die ein Heer gedankenloser Ex-Akademiker-Affen mit billigsten Casino-Spielchen sich schaffte. In Österreich lautet die politische Devise: Zuerst wird gespart und dann schauen wir, welche Qualität übrig bleibt. Das ist Unsinn, denn wenn man in mehrern Schritten auf das hehre Ziel qualitativ hochwertiger Universitäten zugehen will, sollte der erste Schritt nicht den zweiten unmöglich machen.
Zuerst muss man sich fragen, wie man die Universitäten besser machen kann und danach, wie man diese Verbesserung finanzieren kann. An etwas anderes sollte man erst denken, wenn man keine andere Wahl hat. Österreich ist die Wahlfreiheit gegeben und es ist deshalb unnötig die letzte Wahl zur ersten zu machen. Wenn der Körper das Gehirn steuert, fällt der Körper auf die Schnauze und das Gehirn verhungert.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Fairtrade für EU-Bauern

Müssen europäische Milchbauern bald Fairtrade-Mitglieder werden? Als wäre die EU ein Entwicklungsland in den Fängen internationaler Konzerne, mit einem korrupten Regime anstelle einer Regierung, werden von der EU 280 Millionen an die Bauern geschenkt, anstatt für gerechte Preise zu sorgen. Vielleicht damit die Milchproduzenten endlich mit den Protesten aufhören? Als Bestechung sozusagen.

Aber woher kommen diese Millionen überhaupt. Leerte Agrar-Kommissarin Mariann Fischer Boel „ihre“ Taschen? Das ist eher zu bezweifeln. Es sind unser aller Taschen, durch die ausgeglichen werden soll, was der Lebensmittelhandel nicht an die Bauern zahlen, wohl aber an die Endverbraucher weitergeben will. Die europäischen Steuerzahler zahlen also doppelt drauf: Einmal für die Milchpreise im Supermarkt, und dann noch einmal für die EU-Subventionen, welche die Agrar-Kommissarin so freizügig aus „ihren“ Beuteln zahlt, um die Bauern, deren Milch wir alle über Zwischenhändler kaufen, am leben zu halten. Das ist Kapitalismus, wie er funktioniert; das ist der wunderbare Wirtschaftsliberalismus.
Die Zwischenhändler können sich freuen, denn im Grunde lebt das ganz System nur noch für ihren Gewinn – das die Bauern und die übrigen Steuerzahler finanzieren.

Eine weitere Frage bleibt also: Warum meldet sich hierzu nicht die Wettbewerbskommissarin? Ist ihr das Thema nicht wichtig, nicht lukrativ genug? Vielleicht ist sie immer noch zu sehr mit dem Opel-Magna-Deal beschäftigt, hatte der deutsche Finanzminister es immerhin gewagt, seine Empfehlungen für Magna auszusprechen – ganz schön dreist, und so richtig wettbewerbsverzerrend, wenn sich jemand aussuchen möchte, an wen er seine Firma verkaufen will. Aber LebensmittelhändlerInnen, die sowohl Produzenten als auch Endverbraucher abzocken, sind offenbar kein Problem, für den „Wettbewerb“. Eine Abzocke ist das, die man in früheren Zeiten „Wucher“ nannte und für die solche HändlerInnen, zu denselben alten Zeiten, an den Pranger gestellt und mit ihren eigenen Waren beworfen wurden. Ich vermisse diese Jahrhunderte manchmal. Vielleicht sollten wir diesen ganzen Wettbewerb also ebenso in Frage stellten, und die mächtigen Positionen, in denen sich die KommissarInnen der EU befinden, nicht weniger.

Diesen "Wucher" aber nennen sie einen Zug der Milch-Agrar-Reform. Eine Reform wäre meiner Ansicht nach, wenn man nicht Subventionen in ein dysfunktionales System stecken, sondern das System den herrschenden Bedürfnissen anpassen würde - und ich meine nicht die Bedürfnisse der Lebensmittelhandelsketten.

Bevor ich aber noch mehr fragen, in den Screen tippe, lasse ich eine Überlegungen folgen, die ausnahmsweise einer Antwort nahe kommen: Bauern-Kollektive! Aber nicht solche des „Realsozialismus“, dem realen Pseudosozialismus, sondern vielmehr Bündnisse von Milchproduzenten, die kollektive Molkereien betreiben. Denn wenn die Molkereien in Händen der Bauern lägen, hätten die Handelsketten einen schwächeren Stand bei den Preisverhandlungen.

Desweiteren sollten die europäischen Bauern, im Zuge der eigenen Molkereibetreibung, Mitglieder bei Fairtrade werden, damit auch die Konsumenten sicher sein können, dass die Arbeitskräfte der Bauern nicht weiter ausgebeutet werden und sie von ihren Produkten, und nicht von unseren Steuergeldern, leben können.

Montag, 19. Oktober 2009

Unsere Zeit im Bild - 14.10.09

Die Fernseh-Nachrichtensendung des ORF „Zeit im Bild“ zeigte, an diesem Abend, eine erschreckend zynische Collage unserer Zeit: Da kommentierte ein Bericht über die Gehaltshöhen von Bankern an der Wallstreet, den Mangel an Respekt gegenüber der Masse der SchlechtverdienerInnen, deren Steuergelder erst im letzten Jahr den Fortbestand jener Unternehmen sicherten, deren Manager sich durch Mammon zum neuen Adel der Welt krönen lassen. Daraufhin folgten neue Daten und Statistiken über den Hunger in der Menschenwelt. Ungefähr jeder sechste Erdenmensch hungert, meist als Bewohner der Erdteile Asien und Afrika. Der Hunger stieg demnach seit den 90ern des letzten Jahrhunderts nach Christus wieder stark an. Schuld sei die Wirtschaftskrise, das sinkende Einkommen vieler Menschen bei wachsenden Preisen auf Grundnahrungsmittel. Das betrifft die Mehrheit in den reichen Ländern ebenso, die Mehrheit der armen jedoch stärker.

Auf dem dürren Fuße eines unternährten Kindes im Fernsehbild, folgte der Beitrag über einen in Wien gastierenden „Star-Designers“ aus Frankreich, dessen Namen ich nicht kannte und auch wieder vergessen habe. Er stellte sein neuestes Küchenkonzept vor und meinte mit seinem Design an „der Demokratisierung“ teilgehabt zu haben: Höhere Qualität bei niedrigeren Preisen – was mich an IKEA denken lässt. Für die Mehrheit erschwingliches Mobiliar und Zeug für die Wohnung, wird größten teils billig in Asien produziert, wo Arbeitsrechte und Lohnniveau den Regimen beider oft genannten Himmelsrichtungen förderlich sind; und eben auf diesem Kontinent hungern statistisch mehr als 640 Millionen Personen. Natürlich hungern sie mehrheitlich in jenen Gebieten, in denen nicht kosteneffizient für den Westen geschuftet werden kann – dort wird nach anderem gehungert – jedoch an dessen Peripherien. Afrika aber, mit seinen großen Produktionsflächen, beispielsweise des billigen Tabaks, den sich die Völker Europas und Nordamerikas mittels chemisch aufbereiteter Zigaretten in die kränkelnden Lungen saugen, hat, bei allem Interesse der führenden Industrienationen an seinen Schätzen, für über bald 300 Millionen nichts zu essen.

Der Fernseh-Bericht über diesen Schrecken wird eingeklemmt, zwischen dem irrsinnigen Gehaltsniveau der TopmanagerInnen diverser Investment-Banken und dem Auftritt eines französischen Designers, dessen Werke angeblich (direkt oder indirekt) nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken sind und der nun in Fernsehen und Ausstellung eine Küche präsentiert. Bei solchem Themenwechsel kann einem wahrlich schwindelig werden. Aber frei von Schwindel lassen sich gewisse Zusammenhänge in den zusammengehängten Zeitbildern erkennen: (Geld-)Gier überall, Armut und Hunger dort, und die kulturelle Verehrung des Überflüssigen hier, schwemmen einher, als grauenvolle Bilderkonstellation, im Nachrichtenmedium unsere Zeit.

Freitag, 2. Oktober 2009

Platons Albtraum geht weiter

Das große Laster der Menschheit ist nicht der „Kapitalismus“ als Wirtschaftssystem, sondern seine Gleichsetzung mit einem Moralsystem, das er nicht sein kann. Wie in anderen Belangen auch, sind hierbei allein die Kinder unschuldig; die Erwachsenen aber, ob selbsternannte Kapitalisten oder deren vermeintliche Gegner, sind gemeinsame Förderer des Wahngedankens, das Geld „alles“ sei. Denn auch wenn man zwar die Meinung vertreten möchte, dass Geld allein nicht glücklich mache, so folgt darauf meist das Zugeständnis: „Geld ist Macht“ (und Macht sei Geld), die Welt drehe sich ums Geld und wenn man die Wahl hätte, wäre man lieber reich als arm – und zwar an Geld.

Dass Geld aber ein Transfermittel ist, ein Werkzeug des Kapitalismus, wird scheinbar vergessen und damit beginnen falsche Wertvorstellungen, die zwar debattiert, aber nicht gelöst werden, weil bei aller Kritik an den Topmanagern großer Spekulationsunternehmen, deren Geld – um das sich alles zu drehen scheint –, als falsch verstandenes Mittel, immer noch nicht hinterfragt wird. Gerade die Medien, mit ihrem regelmäßigen „Wort zum Sonntag“ (in mannigfaltiger Ausgabe), ihren zahlreichen moralischen Floskeln, tragen zwei unterschiedliche Masken: Einerseits spricht man sinngemäß davon, dass die alten moralischen Werte wichtiger seien, als Geld und Macht, andererseits bemessen die Akteure der Medien, den Erfolg der Akteure der Finanzwirtschaft, nach deren Einkommen. Ein Mensch sei dann erfolgreich, wenn er viel Geld verdient.

Unhinterfragt bleibt, wie das vermeintlich erfolgreiche Menschenwesen zu seinem Geld kam und wie es das Geld verwendet. Man vergisst offenbar zu bedenken: Ein Handwerker wird nicht zum Meister, nur weil er viele Werkzeuge besitzt; er muss auch wissen sie richtig einzusetzen. Und niemand wird behaupten, dass ein Klempner, der durch Missgeschick ein komplettes Wohnhaus überflutet, erfolgreich sei, nur weil er vorweisen kann, dass er reich an Werkzeugen ist. Bei Menschen, deren primäre Tätigkeit lediglich darin besteht, Geld, also das Werkzeug unseres Kapitalismus, anzuhäufen, wird unsinnig gedacht: Man hinterfragt ihr Handeln erst dann, wenn man selbst darunter zu leiden beginnt. Doch selbst wenn man ihre Fehler erkennt und verurteilt, so gewährt man diesen Handwerker des Finanzsystems dennoch ihren Status als Erfolgsmenschen und bestätigt dadurch ein bestehendes Pseudo-Wertesystem. Man bewundert - meist heimlich - ihre Besitztümer, neidet ihre Luxusgüter, versucht ihren Lebensstil zu kopieren bzw. den Anschein des Vermögendseins aufzubauen. Man hat Respekt vor ihnen und dem was sie sagen, obwohl man ihre Geldverdienste oft als ungerecht und maßlos bezeichnen muss. Ein Manager mit großzügiger Abfindung und Prämie wird gar verdammt und gehasst; Millionen-Lottogewinner hingegen beglückwünscht und bewundert, obwohl beide Millionäre gleichsam große Mengen jenes Werkzeugs geschenkt bekommen. Sie mussten es weder durch erbrachte Gegenleistung erarbeiten, noch bekamen sie es für einen bestimmten Zweck zur Verfügung gestellt. Trotzdem wähnt man den einen moralisch im Unrecht, den anderen im Recht, und man neidet beiden ihr Vermögen, weil man meint, beide wären dadurch glücklich.
Auch die Kapitalismuskritiker geben jenen Menschen Macht, die für Geld nicht nur sprichwörtlich über Leichen gehen, weil sie die Frage nach Moral nicht ohne Geld in Kopf stellen können; weil sie die Fragen nach dem was richtiges oder falsches Handeln sei, von der Frage nach dem Geldvermögen der Menschen abhängig machen. Moral aber basiert nicht nur auf Mitgefühl, Mitleid und Nächstenliebe, sondern wird durch Philosophie lebendig; sie kann niemals durch Floskeln und Schuldzuweisungen erarbeitet werden, sondern allein durch Erkenntnis, beruhend auf Logik und Vernunft.

Wer die Frage nach der Gerechtigkeit beim Verteilen von Geld, dem Besitzen von Geld an sich, stellt, sowie Urteile über jene spricht, die maßlos Geld verdienen, muss über das Geldsystem hinausblicken können und es wagen die Frage zu stellen, wozu Geld überhaupt gut sei und warum das Menschenwesen es sich erarbeitet. Die Antworten auf die moralische Krise unserer Zeit finden wir nicht, wenn wir lediglich die Begriffe der Problemanalyse unserer Schwierigkeit mit dem Kapitalismus gebrauchen. Das Geld selbst ist keine Fehlerquelle, deshalb finden wir die Lösungen auch nicht in seiner Materie. Nur allumfassendes Denken bringt uns weiter und sicherlich auch dahin, aufzuhören, den Besitz von Geld als Erfolg zu bezeichnen und seine Besitzer als (unbeliebten oder beliebten) Adel unserer Zeit anzusehen. Manche Extremisten bezeichnen Europa als „Christliches Abendland“, dessen moralische Wurzeln und Wertesystem in den Errungenschaften der antiken Philosophie und den christlichen Lehren lägen. Jedoch entsprach wohl kein/e Herrscher/in oder religiöser Führer mit politischer Macht jemals dem Glauben oder der Philosophie, die er oder sie für sich in Anspruch nahm. Diese Unzulänglichkeit hatte sich vererbt und auch selbst die Yuppie-Generation der 80er hat ihren Einfluss auf die heutige Jugend. Als Tugendhaft gilt, in der Lage zu sein, sich mit dem Schein der Tugendhaftigkeit umgeben zu können, diese Macht zu besitzen; so als würde eine Krawatte einen Menschen in ein edleres Geschöpf verwandeln können. Die Elterngeneration aus dem Zeitalter der Weltkriege, hatte ihren Nachkommen Angst und geistige Zermürbung weitergegeben; die Elterngeneration des wirtschaftlichen Aufschwungs eine verzerrte, absurde Moralvorstellung. Das Wort „Moral“ selbst wurde ad absurdum gefloskelt. Es wundert mich daher nicht, dass Demagogen und Aufhetzer, wie jene der FPÖ, mit ihrem stupiden und a- bzw. pseudomoralischen Wahlkämpfen Stimmen junger WählerInnen erschmeicheln können. Es gilt akzeptabel sich der Angst hinzugeben, diese zugleich durch Selbstüberhöhung zu betäuben und dabei den negativen Egoismus glauben legitimieren zu können. Nur die Hüllen werden behandelt; wenn „die da oben“ mehr verdienen als wir, wenn Ausländer uns Arbeitsplätze und damit Geld wegnehmen. Nur darum geht es; aber Moral und entsprechende Werte finden sich nicht bei der Debatte, wie Güter und Geld verschoben werden sollen. Zuerst gehören wichtigere Fragen geklärt. Was ist es, dass wir verschieben und welchem Zweck dient es oder sollte es dienen: Dem Besitz(en) – von der Prestigevilla bis zum Goldkettchen – oder dem Bessern – vom Krankenhausbau bis zur Stromleitung?

Freitag, 25. September 2009

Ein Er wird Sie aber keine Herrin (über Irgendwas)

Sobald ich das de facto Väterliche in meinen - auf der Straße sichtbaren - Habitus aufzusaugen begann, wurde ich offenbar endgültig dem Rang der Jugend enthoben: Von da an war ich ein dauerhaft Gesiezter; ein Sie-Typ, und das, obwohl ich eigentlich ein Er bin. Immerhin geht mit dem Sie-Status automatisch auch eine gewisse Herr-schaft einher, deren Ausmaße mir aber bisher noch nicht mit- oder zugeteilt wurden. Ich bin also lediglich dem Titel nach zum „Sie“ geworden, der gleichzeitig ein „Herr“ ist.

Ob da etwas verwechselt wurde, nach einer der Lautverschiebungen im deutschen Sprachraum? Als Mann ist man genauso „Sie“ wie Sie. Mann ist also nach der Jugend und trotz immer noch vorhandener Potenz ein „Er“ gewesen, aber trotzdem ein „Herr“, während Frau im selben Alter unverständlicherweise deshalb aber noch keine „Herrin“ wird, wiewohl sie nicht minder „Sie“ ist. Sie ist als „Sie“ einfach nur „Frau“; ganz so, als ob das ohne diesen Titel nicht erkennbar wäre.

Vielleicht ist der Titel „Herr“ bei uns Herren aber auch nur eine Erweiterung der während der Jugend für uns oft verwendeten Titulierung „He!“. Da zeigt sich die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern unserer deutschsprachigen Gesellschaft. Frauen werden nicht nur bei gleicher Leistung schlechter bezahlt als Männer, sondern bekommen auch bei gleicher Reifestufe weniger Titel: Denn auch ex-jugendliche Frauen gelten auf der Straße oft noch als „He's!“, wenn auch mit drei E's und einem provokanten Pfeifton versehen.

Montag, 14. September 2009

Unheimliche Freundlichkeiten

Weitere Veränderungen, oder Verwandlungen gar, scheinen sich mit Liobas Kommen und Dasein, auch in meiner äußeren Gestalt vollzogen zu haben. Vielleicht hat sich auch bloß mein Auftreten gegenüber meinen Mitmenschen gewandelt, weil ich beispielsweise buchstäblich keinen Kopf mehr für Umgangsformen habe. Worauf ich mich früher stark konzentrieren musste, damit mir keine Unsinnigkeiten, vor allem Fremden gegenüber, ausrutschen, hatte gerade um Liobas Geburt herum, keinen Platz in meinen Gedanken und so sprach aus mir, was aus mir sprechen wollte. Auch musste mich auf den Autopilot meiner Gestik verlassen.

Kein Wunder also, dass ich nicht mehr weiß, was ich zu den alles zu den Straßenzeitungsverkäufern, Pizzabudenbetreiber, Schalterbeamten, Kellnern, Krankenschwestern und Ärzten sprach oder wie ich mich ansonsten verhielt. Ich rauschte von totaler Zerstreuung umnebelt durch die Welt.

Das Erstaunliche dabei war: Noch nie erlebte ich die DienstleisterInnen, VerkäuferInnen und sonstige urbane, humanoide Erscheinungen so freundlich, höflich und/oder nachsichtig (wegen der Zerstreutheit) mir gegenüber, wie in dieser Zeit. An nur einem Tag erlebte ich in zwei verschiedenen Städten, an der Bahnhofinformation, dem Ticketschalter, beim Zeitungskauf in der Buchhandlung und in Person des Busfahrers (in Salzburg!) Freundlichkeit durch Mitbürger. Eine Mischung aus schöner Überraschtheit und unheimlichen Beklemmungen begleitete mich die Reise über. Beinahe überkam mich Paranoia und ich spekulierte auf eine Verschwörung, oder darauf, dass es mit der Urlaubszeit zu tun hatte: Allesamt Vertretungen, und wenn die üblichen Angestellten von ihren Club-Saufwochen an irgendwelchen Stränden zurückkehrten, wäre alles wieder beim Alten. Eine andere Theorie: Offensichtlich zahlt es sich aus, nicht darüber nachzudenken was man tut oder sagt, sondern es einfach laufen zu lassen. Gegenthese: Vielleicht hatte man auch nur Mitleid mit meiner zerstreuten Erscheinung. Die beginnt sich übrigens wieder zu legen, schließlich gewöhnt man sich bekanntlich an beinahe alles; mal sehen wie es mir dann mit der gewohnten, zerstreungsfreien Wahrnehmung der Mitmenschen in dieser Stadt geht. Vermutlich werde ich feststellen, dass die Zerstreutheit etwas allgemein Übliches ist und ich nur deshalb in den letzten Wochen so gut mit den Leuten konnte, weil ich mich den Gepflogenheiten anpasste. In solchem Fall werde ich auf Alkohol zurückgreifen müssen.

Sonntag, 13. September 2009

Vaterschaft ist mehr als sie ist.

Veränderungen meines Lebens, meiner selbst, die durch das Baby ausgelöst werden würden, waren zu erwarten. Diese fingen eigentlich schon Monate vor Liobas Geburt an; Monate bevor ich einzuschätzen vermochte, was ich glaubte einschätzen zu können. Es stellte sich nämlich heraus, dass die väterlichen Aufgaben nicht mit dem Ver- und Umsorgen der kleinen Neuankömmling getan sind - unabhängig von den überraschenden Pfaden, auf denen man zu dieser Rolle gelangt. Vielmehr löste sich die Sorge von ihren Vorsilben und suchte sich eine dauerhafte Wohngemeinschaft in meinem Kopf, gemeinsam mit Wachsamkeit, Nervosität und Zuneigung.

Erst kürzlich kam Routine hinzu und begann mit Nervosität zu flirten, vielleicht weil sie auf ihr größeres Zimmer aus war, immerhin hatte Routine zunächst lediglich Platz im begehbaren Kleiderschrank finden können. Wie auch immer: Routine hatte Erfolg. Mittlerweile kommen die beiden kaum noch aus Nervositäts Zimmer; das scheint Nervosität gut zu tun, senkt ihren Blutdruck. Vor dieser Beziehung war sie immer sehr aufgeregt und zappelig.

Na, jedenfalls ist es nicht damit getan einfach nur da zu sein, selbst wenn man wollte und selbst wenn man gerade nicht da ist: Immer geht es einem im Kopf umher, dieses Kind, als inneres Kind sozusagen, und man muss schon sehr darauf achten, wo es hintritt. Es bedarf eines ständigen Bedenkens, Befühlens, Abwägens, Taktierens. Warum weiß ich auch nicht, aber mit einem Male verwandelt man (und frau) sich in einen Verwaltungsapparat, in das Topmanagement eines Kinderzirkus. Ich war nur wenige Schritte davon entfernt, vorsorglich den nächsten Kindergarten für die einmonatige Kleine zu inspizieren; im wahrsten Sinne, denn dieser liegt nur wenige Meter von unserer Wohnung – der Kommandozentrale „Windelburg“ – entfernt. Um den Hort zu infiltrieren müsste ich nur aus der Hintertür hinaus schleichen und den benachbarten Zaun überwinden. Aber mann sollte es nicht übertreiben, denn bis es soweit ist, haben die vielleicht schon das Personal gewechselt.

Jedenfalls ist das manische Bedenken aller möglichen Dinge, welche für die Kleine getan oder gebraucht werden könnten, erstaunlich absurd: So ein Baby muss genau genommen nur essen, schlafen und scheißen, dazu muss es sehr lieb gehabt und gelegentlich herumgetragen werden. Das kann so schwer doch gar nicht sein, könnte man glauben; aber das eigene Gehirn - vielleicht liegt's am Instink - richtet sich ganz und gar darauf ein, aus dieser kleinen, einfachen Sache einen hochkomplexen Fall von Fürsorge zu konstruieren, dem ein hyperaktives, permanentes Krisenmanagement ohne eigentliche Krisen hinzugezogen wird. Nur für den Fall eines Falles von Werweißwas werden da mehrere Größen von Windeln, unterschiedliche Fläschchen und Sauger, diverse Tragetuchmodelle und Transportvehikel für alle Umstände in Bereitschaft gebracht (die zum Glück von nicht weniger sorgenden Verwandten und Bekannten finanziert werden). Bedienungsanleitungen und Packungsbeilagen werden studiert und auswendig gelernt, vorbei sind die experimentierfreudigen Zeiten, zu denen man sich so manches Instantfutter aus dem Bauch heraus zubereitet hatte und ungeprüft in den Bauch hinein wandern lies – aber nun geht es auch um ein sehr kleines, unerfahrenes Bäuchlein. Tage werden nun im Voraus geplant! – Eine Denkanstrengung, die ich in meinem bisherigen/vorhergehenden Leben weitgehend meiden konnte.

Doch über all dem liegt der, wenn alles klappt, friedliche Schlummer Liobas, der dieser ganze Wirbel um ihr Persönchen völlig an der Windel vorbei geht. Die Körperpflege, mit der sie sich selbst guterdings, und im Gegensatz zu uns, noch nicht bewusst auseinandersetzten muss, geschieht ihr wie von selbst – ob sie will oder nicht. Ansonsten begnügt sie sich derweilen mit dem Grundlegenden im Leben: Mit warmer Milch, Kuscheleinheiten und jemanden der sie auf den Arm nimmt.

Dienstag, 25. August 2009

Energiesparlampen und Energiesparleuchten (der Nation)

Düstere Zeiten stehen den Wohlstandsgesellschaftswohnzimmern entgegen; zu allem Überfluss, der trotz Wirtschaftskrise und Finanzblasenplatzen immer noch vorhanden ist, bei allem Klimawandeln und den ständigen Energieversorgungssorgen, will man uns nun auch noch Energiesparlampen aufzwingen.

Natürlich, sie sind umweltfreundlicher als die alten Glühbirnen, sparen Energie und Haushaltsgeld, bei ausreichender Leuchtkraft; doch wie ein Kritiker dieses erneuten EU-Streiches, in der ORF ZIB, überzeugt schilderte: Sie bringen die Ästhetik protziger Glasluster durcheinander – und „das“ sei deshalb Unsinn. Wobei nicht klar ist, ob der „Unsinn“ sich auf die EU-Verordnung bezieht, seine eigene Aussage, lediglich das Hinschrauben von Energiesparlampen in Glasluster oder alles zusammen.

Aber möglicherweise war auch der gesamte ZIB-Beitrag gemeint, durch den der Meinung von jemanden öffentliche Sendezeit – und damit öffentliches Geld – geschenkt wurde, der glaubt, dass das Aussehen dieses überladenen, klirrenden Glasgehänges, als Prestigeobjekt reicher Haushalte, wichtiger sei, als die ökologische Zukunft Europas.

Und sagt mir jetzt nicht, man könne ja bei snobistischen Leuchtaufhängungen Ausnahmen von der Regel machen. Das würde wieder einmal bedeuten, dass die geringeren Einkommensschichten, mit ihren Billig-Möbelhauslampen die Umwelt schonen müssten, während die so genannte Elite der Gesellschaft mit den Ressourcen weiterhin prassen dürfte. Das wäre so, als ob man Sprit für prestigeträchtige Stadt-Geländewagen und Limousinen von der Steuer befreien würde, weil die armen Besitzer der Nobelschlitten weit mehr Sprit benötigen als sparsamere Zweisitzer-Besitzer.

Die Energiesparlampe mag (noch) nicht dem ästhetischen Geschmack der Mehrheit entsprechen (als ließe sich das nicht ändern – macht Designerfirmen auf, schafft Arbeitsplätze), aber wegen der Sandsäcke, die von Feuerwehrleuten und Wehrdienern vor das eigene Haus gelegt werden, um dieses vor Hochwasser zu schützen, ruft man den Schuftenden auch nicht zu: „Räumt die hässlichen Dinger gefälligst weg! Wie sieht denn das aus, in meiner Einfahrt! Schrecklich!“ – Wohl kaum. Und selten habe ich jemanden den ästhetischen Wert eines Sicherheitsgurtes bemängeln hören.

Mittwoch, 12. August 2009

Dieser Tage Wandelbarkeiten

Dieser Tage den Bierbauch zu nähren,
Heißt es in den näheren Sphären,
Meiner Zukunftsfantasie – Musik,
Drängt meine Gedanken zur Eklektik.

Und der Chor singt:
Yes, Yes, Yes, Yes,
Yes, Yes, Yes, Yes!

Was vor mir liegt, muss auch so kommen;
Kaum hab ich seinen Ruf vernommen,
Weiß ich schon nicht mehr, was gewesen,
Seelenlöcher sind meine Spesen.
Bin drauf und dran, zu werden Daddy!
Yes! Vater und die Freud ist groß,
Doch vor wenigen Monaten Laddie,
War der Papa (in mir) noch nicht los.
Zwar hing er da, in meinem Gewebe,
Ging in sich selbst seiner Wege,
Aus Warterei und Ungeduld,
Aus Ungewissen und Vergessenschuld.
Im Rad der Zeit, mit seinen Speichen,
War er ganz in Sehnsucht vergessen,
Konnte von ihrer Schönheit nicht weichen,
Und war doch aufs Weitergehen versessen.
Und darum sitzend und nicht gehend,
Wiewohl der Körper pausenlos schritt,
Wartete er, gehen wollend, darum flehend,
Auf den richtigen, zufälligen Tritt,
Der ihn Stolpern ließe, in sein Schicksal,
Fallen ließe in ein Leben,
Das ohne Mühsal mit manch Mühsal,
Ihn ließe eben, lebendig Leben mitweben.

Und der Chor singt:
Yes, Yes, Yes, Yes,
Yes, Yes, Yes, Yes!

Dass dies Leben, so einfach und schwer,
Ein Leben in eines anderen Leben wär’,
Wer hätt’ dies ahnen können? - Ihr vielleicht?
Geahnt hab ich’s wohl heimlich, das wäre leicht:
Getan, gesagt, gesagt, getan;
Anfang und ein vorhergehendes Ende,
Ein Abschied wartet von Anfang an,
Gesagt und getan ist, wenn ich wende.

Und ich wende, bis ich wende,
Und ich blicke,
Blicke von einem ans andere Ende,
Liebesbrillendicke,
Zornerfüllt,
Abgekühlt,
Frohgemut,
Mit Arbeitswut,
Belustigt,
Gekrängt,
Verlustig,
Beschränkt,
Euch alle an.
Euch und eure Vergangenheit,
In mir und ich in euch,
Ihr in meiner Vergangenheit,
Aus mir heraus und mit mir vor euch.

Vor mir liegt Warten,
Bleibt abzuwarten,
Wird Erwartetes,
Unerwartetes,
Unerwartbares,
Bleibt werdend Zuseiendes.

Die Zeit wandelt sich zurzeit,
In einem großen Wellenbogen, über dichte Wellenbögen,
Und zu Zeit,
Die wir zu fühlen vermögen.

Elisabeth – Name zu dir,
Lioba – Name zu dir,
Und ich – Namenlos vor mir selbst,
Doch reich an Namen vor meinen Nächsten.
Danke und Dank an euch.

Donnerstag, 6. August 2009

Kremser Todeschüsse Fragerei

Der in Krems durch die Polizei getötete Jugendliche wurde von hinten erschossen, was die vielen offenen Fragen nicht verringert. Beispielsweise, warum AI-Generalsekretär Heinz Patzelt ein verbessertes Training für PolizeibeamtInnen empfiehlt, während es von offiziellen Seiten der Polizei heißt, dass in das Schusswaffentraining der Exekutive ausreichend investiert wird. Da werden wohl Kompetenzen vertauscht. Wenn aber selbst der Sprecher der Polizei nicht die Gelegenheit nutzt, mehr Geld für die Ausbildung seiner KollegInnen zu fordern, wird die Regierung sie weiterhin bequem inkompetent-sparen – wenigstens das wundert nicht. Vielleicht beabsichtigt man ja auch, gewisse Sicherheitsbereiche in unserer Mostschädel-Republik eines Tages zu privatisieren; laut Patzelt sind private Bodyguards ohnehin besser ausgebildet, als Exekutivbeamte.

Was auch immer: An einem mangelhaften Schusswaffentraining wird der Tod des vierzehnjährigen Einbrechers vielleicht doch nicht gelegen haben; offenbar lag der Supermarkt im Dunkeln. Die Erfahrungen des Lebens legen vielmehr nahe, dass es sich um einen individuellen Fehler jener Polizeibeamten handelte, denn wenn wir uns, bei aller Tragik dieses Falles, ehrlich sein wollen: Es gibt schon recht ungute Beamte in diesem Land (um aus Rücksicht nicht „dämliche“ zu schreiben).

Mittwoch, 22. Juli 2009

Bundesverspekulation - Ein Fehler bleibt ein Fehler

Nun stecken ca. 458 Millionen Euro des Bundes, durch Investitionen der Bundesfinanzierungsagentur, in ungesunden Papieren, welche die Steuerzahler wahrscheinlich nicht mehr wieder sehen werden. Ex-Finanzminister Molterer verteidigt die Geschäfte; dessen Nachfolger Pröll verteidigt dessen Amtshandeln und generell alles was volksparteilich hinter ihm liegt (ob Sintflut oder Sonnenschein/ meiner Partei red ich nicht drein), auch wenn er zugleich solch riskante Anlagen unter seiner Führung nicht mehr entdecken müssen will – Guad is gangen, nix is g’schen (zumindest noch nicht gewiss).

Willhelm Molterer hat schon recht: Die Geschäfte brachten dem Bund (und damit angeblich auch dem Steuerzahler) hohe Gewinne ein; und als man, natürlich erst im Zuge der Wirtschaftskrise und dem keinesfalls (mein Auge zwinkert schneller als ich tippen kann) abzusehenden Platzen diverser Finanzierungsblasen, die Giftigkeit gewisser Investitionen erkannte, stellte man diese auch sofort ein. Da Molterer, wie beinahe alle PolitikerInnen, unter einer sprachlichen Behinderung (PSST – "Politisches Schein und Sein Trauma") leidet, die sich in Zwangsschönrederei äußert, kann er selbstverständlich keine Eingeständnisse machen. So ist der arme Kerl gezwungen bei der Erwähnung der hohen (unter seiner Amtszeit erzielten) Gewinne, das hohe Spekulationsrisiko, das mit diesen einhergeht, klein zu reden bzw. den diesbezüglichen Zusammenhang zu verschweigen (weil er vielleicht glaubt, dass ihn dann niemand bemerkt?)
Genau dieses hohe Risiko aber war es, dass 458 Millionen Euro Steuergelder ins Bermudadreieck der Finanzwirtschaft verschwinden lies. Das war der Fehler – dieses Risiko einzugehen. Zu behaupten, man hätte alles richtig gemacht, ist daher nicht nur Schönrederei, sondern auch eine Lüge.

Wir wissen mittlerweile vermeintlich von allen ExpertInnen, dass die Finanzkrise der Hochrisiko-Spekulations-Geschäfte nicht vorauszusehen war – zumindest nicht von den ExpertInnen und ihrer wunderbaren Expertise. Besser gesagt: Das Erwachen aus dem Yuppie-Traumland war durchaus voraus zusehen, es war nur nicht klar, wann genau der Wecker läuten würde. Auch die beiden ÖVP-Finanzminister vor Pröll wussten das nicht; aber Unwissendheit schützt vor Strafe… oder wenigstens vor Schaden nicht. Man hoffte, die Konsequenzen des hohen Risikos würden erst später – am besten erst beim Nachfolger – eintreten. Von einem Fehler nichts gewusst zu haben oder sich seiner nicht bewusst gewesen zu sein, bedeutet aber nicht, dass dieser Fehler nicht existierte – ehe man ihn entdeckte.

Die risikoreichen Spekulationen mit Steuergeldern waren ein Fehler und die Verantwortlichen sollten wenigstens die Courage innehaben, dies zuzugeben, wenn ihnen damals schon der Weitblick fehlte. Wenigstens dies bisschen Menschlichkeit sollten sie uns zeigen, eingestehen, das man sich irrte, jammern, dass sich dieser Unfall nicht vermeiden lies, wenn sie uns schon nicht mehr unsere gemeinsamen Wertpapiere zeigen können. Aber neben dem Weitblick und dem Wissen – dessen gelegentlicher Mangel menschlich ist – fehlt den Verantwortlichen auch noch jegliche Ehre oder Ehrlichkeit. „Aber wir taten doch unser Bestes…!“, werden sie auch noch heulen, wenn die gesamte Bundesfinanzierung in den schwarzen Budgetlöchern der ExpertInnen-Brieftaschen verschwindet.

Freitag, 10. Juli 2009

Nachträglich alles Gute Charles Darwin

Solange es Mitmenschen gibt, die Darwin nicht verstehen oder begreifen wollen, ist auch Platz für Faschismus; denn kein Herrenmensch hält vor der Evolution stand. Nachträglich alles Gute zum zweihundertsten Geburtstag Charles Darwin.

Dienstag, 7. Juli 2009

Die Ideologie hinter dem Detailmangel (Familienpolitik)

Die BürgerInnen, als probiotische Partikel für die Steueroase, müssen nicht immer alles ganz genau wissen. Warum beispielsweise Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von den selbsternannten Sozis das Kindergeld für Alleinerziehende auf zwei Monatsbezüge erhöhen will, und warum Christine Marek - eine Staatssekretärin der angeblichen Partei des Volkes - das ablehnt, wird niemanden vorgerechnet. Stattdessen wird moralisch argumentiert: So findet Marek es ungerecht, wenn Alleinerziehende etwas mehr Unterstützung für ihren und unseren Nachwuchs bekämen, als Paare. Das ist aufgrund der Erfahrung der ledigen Mutter eines Sohnes durchaus logisch. Immerhin ist die psychosoziale Arbeit, und der damit verbundene Stress, in einer Beziehung wesentlich höher, als bei Singles. Außerdem ist es aus völkischer Parteientradition prinzipiell falsch, wenn das „normale“ Kernfamilienbild – Vater, Mutter, Kind(er) – nicht besser gesponsert wird, als irgendeine „fehlerhafte“ Familienkonstellation, die in der Tat meist unfreiwillig passiert.

Aber genauer dürfen wir Mareks Nicht-Beweggründe nicht wissen. Deshalb werden wir auch niemals erfahren, ob sie bloß übersehen hat, dass der Plan der Frauenministerin Paare mit Kindern nicht schlechter stellt, sondern lediglich den schlechteren Stand Alleinerziehender gegenüber den Paaren verbessern will. So etwas nennt man nämlich ausgleichende Gerechtigkeit in einem Sozialstaat, der darauf abzielt, dass die Gemeinschaft ihre schwächeren Mitglieder stärkt und fördert. Vielleicht hat Frau Marek allerdings auch nicht begriffen, dass Paare meist über ein höheres Einkommen verfügen und sich anfällige Arbeiten und Betreuungszeiten besser teilen können, als jemand, der niemanden zum teilen hat. Möglicherweise ist Frau Marek zwar ledig, aber nicht allein erziehend, wenn aber doch, so ist es denkbar, dass sie sich das ganze mit ihrem Politikergehalt locker leisten kann und deshalb nicht weiß, dass vor allem viele Alleinerziehende kaum über die Runden kommen. Möglich ist natürlich auch, dass über das traditionelle Familienmodell nichts drüber stehen darf, selbst wenn es von traditionalistischen PolitikerInnen selbst nicht aufgestellt wird, selbst wenn niemand etwas dafür kann, wenn er/sie einen Lebenspartner verliert. Da darf nicht einmal die Logik, der Verstand und Solidarität im Sozialstaat drüber stehen. Völkischparteiliche Hauptsache sind heterosexuelle Paare mit 2 ½ Kindern.

Warum Heinisch-Hosek, als Frauenministerin, sich den Unsinn einer Staatssekretärin überhaupt gefallen lässt, werden wir vermutlich auch nie genau erfahren; zumindest werden wir niemals den Sinn und Zweck der ganzen Streiterei erfahren. Die BürgerInnen dürfen nur eines wissen: Ihrer StellvertreterInnen haben den Verstand verloren, verfügen dafür aber stets über ein seriöses Erscheinungsbild (mit Ausnahme von Peter Westenthaler), hinter dessen Detailmangel sich all die Ideologien verbergen, die sie sich nicht lauthals zu äußern und schon gar nicht beim Namen zu nennen getrauen.

Montag, 29. Juni 2009

Nationalismus ist Gift für Volksmusik

Man muss kein Ire sein, um irische Musik zu lieben und ausgerechnet der Song „(Dublin In) The Rare Auld Times“ geht bei mir gut rein und raus, auch wenn darin lediglich darüber gejammert wird, dass früher alles besser gewesen wäre – dies jedoch als Empfindung einer Einzelperson und zudem auf höchsten Jammer-Niveau.

Wer die Lyrics kennt wird verstehen, dass es mich nicht sehr verwunderte, als ich auf „YouTube“ dieses Lied (in der Flogging Molly Version - ich bevorzuge hierbei die Dubliners, mit der wunderbaren Stimme von Luke Kelly) in Zusammenhang mit rassistisch-nationalistischer Propaganda entdeckte. Rassistisch, weil zur Musik Menschen gezeigt wurden, die äußerlich nicht unbedingt dem irischen Stereotyp entsprachen, also nicht „alteuropäisch“ aussahen. Auf diese Weise wurde unterstellt, dass die guten alten Zeiten vorbei seien, weil im heutigen Dublin so viele „Fremde“ leben würden, und damit wieder, dass asiatisch oder afrikanisch aussehende Menschen nicht irisch sein könnten: Eine Nation, eine Ethnie – so die realitätsfremde Ideologie.

Das ausgerechnet in einem multikulturellen Eintopf wie Irland: Einer Insel, die seit seiner frühesten Siedlungsgeschichte von den unterschiedlichsten Völkern angesteuert wurde – wie die meisten europäischen Regionen. Und das ausgerechnet unter Missbrauch eines herrlichen Folk-Songs. Da kann einem die ganze Folk-Nostalgie vergehen und in Übelkeit umschwenken.

Gerade deshalb ist es wichtig, dass kulturelle Traditionen eines Landes, einer Region nicht in den schmutzigen Händen wahnsinniger Nationalisten verbleiben – Bereits zu lange ist dies das ungesunde Verhalten von Gesellschaften, die Nationalismus mit Patriotismus mit Traditionsbewusstsein verwechseln. Volksmusik, Folk ist nicht die Musik des Staatsvolkes und ist auch keine Nationalmusik, sondern die Musik der Völker, die sich aus ihren jeweils lokalen musikalischen und erzählerischen Traditionen heraus weiterentwickelt. Volksmusik steht meist auch als Gegensatz zur bevorzugten (prestigeträchtigen) Musik der etablierten Eliten und Herrscherklassen, also gegenüber den eigentlichen Initiatoren nationalistischer Staatsideen.

Ein Volk kann sich nicht ohne andere Völker bilden und ohne die natürliche, kulturelle Vermengung und Wechselwirkung dieser Völker gebe es keine reichhaltige Volksmusik, die wir heute schätzen könnten, wenn sie nicht, vielfach und gerade in unseren Landen, durch verblödete Nationalisten und deren kranke Interpretationen besudelt wären. Der einschränkende, ausgrenzende Nationalismus ist letztlich das tödliche Gift jeder Kunstrichtung, aber gerade in der Volksmusik so wirksam, weil wir diese zu oft in den Krallen jener falschen Patrioten vergessen. Gerade wenn das Jungvolk mehrheitlich dem Nationalismus skeptisch gegenüber steht, darf es mit diesem nicht auch das ablehnen, was die Nationalisten einst propagandistisch und gewaltsam an sich rissen. Folk und Volksmusik gehören dem Volk, vielleicht sogar allen Völkern, und nicht den einzelnen politischen, ideologischen Gruppen von Rassisten, Nationalisten oder gar Faschisten. Jodelt für die Freiheit!

Mittwoch, 17. Juni 2009

Terrorattacke auf Rumänen und ein folgender fälliger Satz

In Belfast, Nordirland mussten 20 Einwandererfamilien aus Rumänien, unter Polizeischutz, in einer Kirche Unterschlupf suchen, nachdem sie eine Woche lang Opfer rassistischen und offenbar faschistischen Terrors wurden. Wie in Österreichs Nachbarschaft – Italien und Ungarn – finden nun also auch im äußeren Westen Europas massive physische und psychische Übergriffe auf Migranten aus Rumänien bzw. ärmeren, osteuropäischen Staaten statt; dass in den Drohbriefen an die Opfer Passagen aus Hitlers „Mein Kampf“ zitiert wurden, ist hierbei die braune Drecksspur, die eine Verbindung zum offenbar faschistischen Pseudo-Gedankengut anderer rassistischer Zusammenrottungen in der EU herstellt.

Eines ist in Nordirland jedoch völlig anders: Minister Martin McGuinness von der Sinn Féin, bezeichnet die rumänischen Opfer als „die schwächsten Gruppen der Gesellschaft“, gegen die feige Verbrechen verübt wurden. Diese Formulierung ist erstaunlich und würde gerade in Österreich, wo Jugendliche es nicht minder amüsant finden, sich während Shoa-Gedenkveranstaltungen in ehemaligen KZ’s, als provinzielle „Douchebags“ zu outen (ganz so, als ob sie Karrieren in der Politik anstrebten), in einer Republik, in der das Asylgesetz unlängst wieder einmal verschärft werden sollte, weil die Regierung nichts anderes zu tun hat, in einem Land, in dem der Erste Weltkriegskaiser Franz Josef als Held eines Musicals auftritt, indem „Humanismus“ und „Antifaschismus“ hier und da als Schimpfworte gelten, sicher nicht über die blassen Lippen eines amtierenden Regierungsmitgliedes kommen.

McGuinness macht als europäischer Politiker zwei längst notwendige Feststellung – Erstens: Neue Immigranten aus armen Ländern sind die Schwächsten in reichen Staaten, die eigentliche Unterschicht. Zweitens – als logische Konsequenz daraus: Auch Einwanderer aus armen Ländern sind Teil der Gesellschaft in welche sie immigrierten.
Diese simple Erkenntnis würde schon deshalb nicht von amtierenden Spitzenpolitikern eingestanden, weil allesamt, in ihrer Buhlschaft um die rassistischen, faschistoiden, geistig degenerierten Wählergruppen und deren Zeitungskraterlandschaft, allen voran die „Kronen Zeitung“, um die Stimmen der Schwachköpfe bangen würden.

Das ist der Unterschied, zwischen dem klein karierten Europa, mit seinem gestörten Verhältnis zur eigenen Geschichte, das es mit Realitätsverweigerung (das es zugleich seinen Gegner anlastet) und dem sturen Wiederholen vergangener Fehler zu kurieren sucht, und dem noch immer zivilisierten Europa, das mit seinen Fehlern in angemessener Weise umzugehen versucht. Ein nordirischer Minister solidarisiert sich mit den Opfern faschistischer Übergriffe, eine österreichische Ministerin (namens Fekter) versucht in solchen Fällen zu relativieren und mit neu erfundenen Provokationen der „Gegenseite“ (siehe „Antifaschistischer-Terrorismus“, als Wortkreation von FPÖ-Parlaments-Fehlplazierung Dr. Martin Graf) abzulenken.

So sieht’s aus: Weshalb selbst Erhard Busek Österreich zu Recht als provinziell bezeichnet. Eine Provinz mit provinziellem Vorhof. Weil Österreich – offenbar geprägt von einem Jahrhundert des destruktiven Opportunismus, des brav lächelnden Einverständnisses mit den schlechtesten Ideen dieser Zeit – über keine Politiker und Politikerinnen mit Eiern bzw. Eierstöcken verfügt, wenn aber doch, sind sie hormonell überproduktiv gestört oder haben als Ausgleich kein Hirn. Und entgegen aller Weichspüler-Binsenweisheiten unserer Kompromissgesellschaft: Doch, Vergleiche mit anderen Ländern machen Sinn.

Freitag, 5. Juni 2009

Ein altes (politisches) Lied in Prosa (Ein ärgerliches Geschwätz)

Wie es Generationen vor uns, in unterschiedlichen Staatsformen, bereits widerfuhr, kann auch der EU und ihren Demokratien ein allmählich nahendes und dann plötzliches Ende eintreten. Wir begingen und begehen dieselben Fehler, die auch bereits vergangene Gesellschaften in den Abgrund rennen ließen, und wie sie werden wir die Saat des Unterganges durch Nichtstun gedeihen lassen und zum Schluss hin verschlafen.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Wohlstand genährt und sein Anwachsen verdrängte stetig das Interesse an seinem Erhalt. Die freie, demokratische Wohlstandsgesellschaft wurde als selbstverständlich empfunden; die gewohnten Freiheiten machten die Frage und Antwort ihrer Herkunft zur Fleißaufgabe, das Streben nach Freiheit wurde in Abenteuergeschichten verbannt. Da genug Mitglieder der offenen Gesellschaft ausreichend über Freiheiten verfügten, begann man die Frage nach der Befreiung von Randgruppen und Minderheiten zu vernachlässigen. Der erste Stolperschritt hin zum Abgrund: Die Mehrheit der Gesellschaft hörte auf, sich die Frage nach Sinn, Zweck und Legitimation der eigenen Freiheit zu stellen; sie wurde als geerbter Luxus thematisch ins Regal gestellt, wo sie verstaubt, wenn wir sie nicht gerade benützen, um vor anderen Gesellschaften anzugeben.

Die Demokratie wurde allmählich in einem Maße als selbstverständlich empfunden, dass man völlig darauf zu vergessen begann, wodurch sie zum Laufen gebracht wird. Die Wahlbeteiligungen dieser Tage zeichnen das Bild grober Vernachlässigung eines alt gewordenen Apparates. Unsere Großeltern hatten ihn re-installiert und uns gezeigt wie er funktioniert. Die Enkelkinder hörten auf, sich um ihn zu kümmern und deren Eltern hatten keine Zeit es ihnen nahe zu legen – man war zu sehr mit dem Nähren des Wohlstandes beschäftigt, mit dem Konsum seiner Früchte.
Vielleicht ist die Zeit zu lange her, da man auf Demokratie verzichten musste. Nun glauben die meisten, es gebe nichts anderes, wiewohl sie allabendlich das Andere in der Glotze betrachten können und wie sehr uns jene Unterdrückten des Anderen darum beneiden können, um unsere freien Wahlen, zu denen wir nicht gehen, weil wir die feisten Hintern nicht von eben jener, uns über die Bedeutung der Wahlen informierenden Glotze wegbewegen können, in der wir den elenden Mangel der Wahllosigkeit und seine Folgen sehen.

So wie wir das angebissene Brot tonnenweise in den Müll kippen und der Müll unserer Schwerindustrie, die unserem Wohlstand und Luxus dient, die ganze Welt verpestet, so schleudern wir auch die unberührten, bereits verfaulten Brocken unserer politischen Kultur von uns, und all jenen, die gleich neben uns unter dem politischen Grauen der Tyrannei leiden, mitten ins Gesicht. Wir wurden gesellschaftlich dermaßen dekadent, dass unser Verhältnis zu Demokratie und Freiheit unserem gestörten Verhältnis zum Essen gleicht – wir verschlingen sie massenweise, wenn sie uns schnell und billig die Kehle hinab rutscht und süße Versprechungen und die Aromastoffe des Populismus dabei den Geschmack seiner Fäule verbirgt. Danach sind wir politisch nicht gesättigt, fühlen uns aber dennoch übel und voll. Manche entwickeln daraufhin eine Essstörung, wenden sich der Junk-Politik der Extremisten zu oder hören auf sich überhaupt mit Politik zu beschäftigen. Junge Menschen, die eine wahre Paranoia vor politischen Diskussionen entwickelten, sind keine Seltenheit, und bekommen sie doch ein wenig ab, kotzen sie es am falschen Ort halbverdaut wieder aus.

In einem Jahrhundert wird man wissen wollen, warum aus uns solch ein verwöhnter, degenerierter Haufen politischer, intellektueller und emotionaler Weicheier geworden ist. Die Antwort: Aus den selben Gründen, warum die zukünftigen Fragesteller oder deren Nachfahren den Untergang ihres Staatssystems erleben werden. Wir schwammen zu lange im heißen, fetten Wohlstandsleben und wurden doch keine ausgegarte Gesellschaft mehr werden. So wie es die alten Römer taten, etwas später die Chinesen, die Deutschen und Österreicher zweimal im letzten Jahrhundert, unlängst auch die Russen und die Italiener. Dabei jemanden als Pöbel zu beschimpfen hatte jedoch noch nie genutzt. Vielleicht muss das Ende kommen, damit ein Neuanfang möglich ist und wir werden die finstere Zeit überstehen, damit wir auf den Ruinen des alten etwas Neues, vielleicht Besseres, errichten können - und wieder wird etwas aus der finsteren Zeit zurückbleiben und alles wird von vorne losgehen...Verdammt! Wird das nicht irgendwann langweilig?

Der Schauer ärgert sich (Teil I) - ÖH-Wahl

25 % Wahlbeteiligung bei der ÖH-Wahl. Für alle (StudentInnen) die es noch nicht wissen: Die Österreichische Hochschülerschaft vertritt die Interessen der Studierenden auf politischer Ebene. Kommt zum Ärger gleich die Frage mit hoch: Was lernen die Jungakademiker heutzutage? Dass politische Inaktivität, Trägheit und Blödheit zur akademischen Karriere gehören? Fraglich: Ich war selbst vor kurzem noch Student und zu dieser Zeit lernte ich viele intelligente, junge Menschen kennen. Kann sich der Schwachsinn, aus dem Parlament, in zwei Jahren bereits dermaßen ausgebreitet haben?

„Auch eine Stimmenthaltung ist ein Statement“, poltert es da über die Zunge. Nein ist sie nicht! Nicht in einer Demokratie: Ein Statement ist nur ein Statement, wenn es von irgendjemanden inhaltlich wahrgenommen werden kann. „Ich war zu Faul zur Wahl zu gehen“, ist zwar eine Aussage, aber weder politisch noch demokratisch wahrnehmbar.

Wenn ich beispielsweise bei den kommenden EU-Wahlen die Grünen wähle (was ich machen werde), erfährt man: Aha! Eine Stimme mehr für die „Kampflesbe“ Ulrike Lunacek und ihr politischen Programm. Das ist ein Statement, eine politische Aussage von Anonym. Wenn du nicht zur Wahl gehst, schlägt sich dies nur in der Nichtwählerstatistik nieder. Dann wissen wir nur, dass unsere Erwartung, eine bestimmte Anzahl von Wählern als Wähler zu registrieren, sich nicht erfüllte. Mehr wissen wir nicht. Der Regen, der das Feuer auf dem Dach der Demokratie hätte löschen sollen, viel nicht so stark wie erwartet: Was für eine politische Aussage steckt dahinter? Dass das Wetter sich nicht politisch äußern will? Meine Meinung ist das ich keine Meinung habe?
Soll das die akademische Zukunft sein? Der Ärger wühlt viele Fragen auf…

Mittwoch, 3. Juni 2009

Staatsverzweifler

Der Staat als Kontrahent,
Die Politik als fremder Körper,
Das Bürgertum als Anständigkeit,
Und ohne jede Verständigkeit.

Das Christenkreuz in Händen,
Die blind ins Dunkel greifen,
Der Christus aber unberührt,
Glauben nur geglaubt gespürt.

Sprachblähungen und Geschrei,
Und keine echten Stimmen,
Weit und breit nur Jammerei:
Ein mundlos mutlos Furzen.

Kein Interesse hat es am hellen Tage,
Doch lautes Geraunze in dunkler Nacht,
Oder leise im heimlichen Kreise,
Den eigenen Verstand umgebracht.

Gratiszeigungen für Zeittötungen,
Magazine immer nachgeladen,
Kopfschussreiche Begegnungen,
Massenselbstmord sei rasch begangen.

Menschen die sich für Affen halten,
Und Eingesperrte Menschenaffen,
Und einst befreite Affenmenschen,
Als Affen die wie Menschen gaffen.

Zur Schau das Wilde im Zoo,
Ins Parlament das Primitive,
Zur Machtkontrolle der Kontrolle,
O bemächtigte Bürgerinitiative.

Souveräne Parteiklüngel
Knebeln den Souverän,
Und dieser wird im Nachhinein,
Wieder nichts verstehen.

Niemand war an nichts schuld,
Wenn üble dunkle Kreuzgreifer,
Mit gierig gehässigem Eifer,
Demokratie und Menschlichkeit verdrehen.

Die Klüngel werden gaffen,
Auf die menschlichen Wähleraffen.
Die einen verraten nur die andern,
Die anderen verraten nur sich selbst.

Und ihre Kinder dann im Dosenland,
Werden selbst nicht begreifen,
Warum sie im ganzen Elend,
Sich an andere Elende vergreifen.

Ich bin umgeben von Verfall
Und muss ärgerlich verweilen.
Doch werden wir uns die Scheiße teilen,
Die Affenmenschen und die letzten Menschen
- Die Verzweifelten.

Sonntag, 31. Mai 2009

Eine Heimat

Müdigkeit,
O Dämmerung in meinem Kopf,
Es legt Röte sich an,
Die Hänge meines Versinns,
Zum Nachtblütenwuchern.

Ob du gehst,
Ob du bleibst,
Ob du kommst,
Hier bin ich nun -
Denkend, versend,
Sinnend, reisend,
mit mir in Gedanken.

In Wien,
In dieser Stadt,
Mit Freundlichkeit,
Mit Gehässigkeit,
Zu allem bereit bin ich.

Furchtlosigkeit,
Doch zittert mir das Herz,
Käferfühlergleich,
Euren Schritten zugegen.

Ob ihr kommt,
Ob ihr bleibt,
Ob ihr geht,
Hier begegne ich euch,
Furchtlos, zitternd,
Fühlend, schreitend.
Mit euch in Gedanken.

Einigkeit,
O Kreis meiner Sinne,
Meines Nabels,
Meines Sonnengeflechts,
Meiner Genitalien,
Meines Gehirns,
Füße, Beine,
Hände, Arme,
Ich atme,
Ich ströme,
Ich recke mich dem Licht entgegen.

O Sonne, Bruder Wind,
Erde Liebe, Regen Freund,
Auf städtischem Gemäuer errichtet ihr mir eine Halle des Lebens,
Heim und heimwärts,
Kosmos im Kosmos.
Wohin ich auch gehe,
Wo ich auch bleibe,
Woher ich auch komme.
Also Heimat nun.

Freitag, 29. Mai 2009

Der Griff ins Klo

Jede Stimme für die FPÖ ist ein politischer Griff ins Klo. Das wusstet ihr nicht? Dass es sich um Verschwendung des demokratischen Mittels eigener Wahl handelt, wenn man dem inhaltsleeren Palavermentsklüngel sein Kreuzerl schenkt? Zwar gibt es Kommentatoren, die den Blaumännern und wenigen Blaufrauen rechtsextreme Gesinnung und Ideologie zuschreiben, also ein gewisses politisches Profil, selbiges füllt aber keineswegs die Inhaltsleere der Politik dieser Partei. Wer so weit rechts, links oder überhaupt außen – vom Kreise demokratischer Ideen aus betrachtet – sich bewegt, wie beispielsweise H.C Strache, bleibt ein Heißluftgeist (und kein heißer Luftgeist).

Manche beschreiben gewisse Parallelen einzelner FPÖ-Akteure zur frühen Propaganda des Nationalsozialismus, aber auch durch diesen wäre deren Politik nicht inhaltsvoller – Schließlich bestand die Politik der Nazis im primitiven Anwenden unterschiedlichster Gewaltmittel, zur Stillung ihrer grauenvollen Machtgier. Ein solches Handeln ist nicht politisch, sondern räuberisch. Denn ein Politiker agiert inmitten einer Gesellschaft, als Teil einer Gesellschaft; ein Räuber hingegen agiert außerhalb der Gesellschaft, als ein sich gewaltsam über sie Erhebender. Man kann den Nazis nicht einmal intelligente Verbrechen zuschreiben, nur weil ihr bisschen Verstand sie dazu befähigte, die Werkzeuge der Logistik und des Militarismus einzusetzen. Dies schaffen auch minderjährige Stubenhocker in entsprechenden Computerspielen.

Also: Selbst wenn ihr die Ansichten und Meinungen der FPÖ-Strolche teilen solltet, ist das noch kein Grund sie zu wählen. Selbst wenn ihr gerne Untergrund-Faschisten spielen möchtet, wird euch die Wahl der FPÖ nichts nützen. Sprayt Hakenkreuze an Werbeflächen, bestellt euch drei Bier auf einmal (wobei man auch schon Junge Volksparteiler in Vorarlberg erwischte), rülpst einem Asylwerber ins Gesicht, denn damit macht ihr das, was man rechtsextreme „Politik“ nennt. Aber die FPÖ zu wählen ist als würdet ihr eure chauvinistischen, hetzerischen Parolen zuhause in die Bettmatratze brüllen – möglicherweise emotional befreiend, aber ansonsten sinnlos.

Alternativen? Ihr könnt euch dafür einsetzten, dass Maria Fekter Bundeskanzlerin wird. Dann habt ihr eine Rechte, die auch zu handeln, meist misslich, also zu miss-handeln versteht.

Übrigens! Wenn ihr nicht wusstet, dass euer Griff ins Klo ein politischer ist, sei hier gesagt: Eine Wahl ist tatsächlich immer noch eine politische Handlung. Sollte Strache eines Tages in der Lage sein, seinem russischen Vorbild Putin realpolitisch nachzueifern, würde sich das freilich ändern und ihr könnt getrost Hirn und Verantwortung, also eure Mündigkeit, an die neue Oligarchie abgeben – die machen dann Erdgas daraus. Bis dahin trägt jeder Wähler und jede Wählerin, als EntscheidungsträgerInnen, auch politische Verantwortung. Wie dumm!

Sonntag, 24. Mai 2009

Lebenswasser der Demokratie

Neofaschistoide Jugend in Ebensee; eine „Ungarische Garde“, die sich für eine gelungene Mutation aus Katholizismus und Faschismus hält; eine „Nationale Partei“ in Tschechien, welche die „Endlösung der Zigeunerfrage“ fordert: In den mitteleuropäischen Wohlstandsdemokratien gären die faulen Säfte der ruhmlosen Vergangenheit.
Wie kann das passieren, fragen sich BürgerInnen, PädagogInnen, LehrerInnen, PolitikerInnen und Erziehungsberechtigte in der gesamten EU. Indessen halten die Büsten einstiger Vordenker und Vordenkerinnen, aus den Fenstern österreichischer Bildungsanstalten, Ausschau nach besserem Wetter.

In ihren Räumen quält sich ein Großteil der Schülerinnen und Schüler damit, Lesen und Schreiben, ein wenig Kopfrechnen, sowie die ungefähre Position ihres Heimatlandes im Wirrwarr der Staatsgrenzen zu lernen; im weiteren Verlauf wird auf ihre bestmögliche Produktivität am Arbeitsmarkt hingearbeitet, während die Medien die Erziehung zu braven Konsumentinnen und Konsumenten vornimmt. Der Mensch als politisches Wesen verwahrlost zwischen Berufseignungstests und Süßigkeiten.

Offenbar genügt es einer Demokratie nicht, wenn ihr Humus sich aus Konsum, Wohlstand und Unterhaltung zusammensetzt – Politische Bildung im Geiste von Demokratie und Republik wäre das nötige Wasser für den welkenden, inneren Korpus des demokratischen Staates. Wohlstand allein garantiert Demokratie nicht; Fastfood, schnelle Autos, Stöckelschuhe und die Freiheit sich jeden Dreck ins Gehirn zu ziehen, bewahren die Republik nicht.

Es sollte zu den Pflichten der Verantwortlichen gehören, an den Schulen im Geiste der Demokratie und der Menschenwürde unterrichten zu lassen, im erneuerten und sich stets erneuerndem Sinn der Aufklärung. Das aktuelle demokratische System, wenn nicht Demokratie im Allgemeinen, ist ein politisches System der Gebildeten. Seine Wurzeln liegen in der Philosophie und der Aufklärung.

Ohne aufgeklärte und gebildete politische Akteure kann eine Demokratie nicht dauerhaft bestehen. Politische Akteure sind in einer wahren Demokratie alle Menschenwesen, die dem demokratischen Staat angehören (oder von seinem Einfluss direkt betroffen sind). Jeder Bürger und jede Bürgerin muss daher ausreichend politisch gebildet und aufgeklärt sein. Eine solche Bildung zu erhalten ist in einer Demokratie das Recht jeder Staatsbürgerin und jedes Staatsbürgers, sie anzustreben und zu pflegen deren Pflicht, ansonsten verkennen sie die Demokratie und sind ihrer weder befähigt sie auszuführen noch ihrer würdig.

Mündigkeit wird in einer wahren Demokratie nicht vom Gesetzt gegeben, sondern allein durch Bildung und Denken erlangt. Eine demokratische Gesellschaft, die auf politische Bildung und Aufklärung nicht ausreichend Bedacht hält, wird zugrunde gehen – früher oder später. Niveaulose Gratis-"Zeitungen" (und manche Blätter für die Leute freiwillig bezahlen) oder Wahlkampfplakate so genannter "Freiheitlicher" (das heißt Frei-von-Verstand-und-Anstand-Seiende), sowie deren Erfolge, sind Vor- und Warnzeichen dafür.

Freitag, 15. Mai 2009

Reden um Kopf und Anstand

Was soll Maria Theresia Fekters Äußerung über den Vormarsch gegenseitiger Provokationen bedeuten, die bei ihrer „Analyse“ zum Überfall jugendlicher Neonazis auf Teilnehmer der Gedenkfeier, zur Befreiung des KZ Ebensee, aus ihr heraus plumpste? Nichts vermutlich, das uns demokratischen BürgerInnen etwas anginge. Es handelt sich nämlich um eine Art subtiler Botschaft, die sie – typisch ÖVP – potentiellen WählerInnen des rechten Abgrundes zuwispern möchte: Macht euch keine Sorgen, ihr ganzheitlich gestörten, selbst-misstrauenden, intellekt-phobischen Trottel und Trottelinnen des Landes: Wir werden die Situation schon relativieren, sodass auch die Gegenseite – der bisher unbeteiligte linke Urgrund – in die peinliche Causa involviert wird.

Wo kämen wir hin, wenn im Staate der Rechtsextremismus diskutiert und man dabei nicht auch die gewaltige Gefahr des Linksextremismus, wenigstens zwischen den Zeilen, anschneiden würde. Diese Linken - mit ihrer intellektuellen Potenz, ihrer Kapitalismuskritik und ihren ständigen antifaschistischen Aktionen, bei denen sie unter anderem unschuldige Rechtsextreme, bei ihren Propaganda-Aufmärschen in der Innenstadt Wiens, stören – die sind eine wirkliche Bedrohung. So wie sexuelle Aufklärung eine Gefahr für ungewollte Schwangerschaft darstellt oder ein Verbot von Massentierhaltung für die natürlichen Brutstätten lebensbedrohlicher Viren.

Es geschieht schließlich nicht zum ersten Mal in der irren Geschichte der Menschheit, da das Einrosten eines etablierten Systems, zu einer dermaßen schwerwiegenden Trägheit in der Politik von Staaten führt, sodass eindeutig deutbare Aussagen von politischen AkteurInnen eine Wundergeburt benötigten: Schließlich braucht man für eine solche Aussage, mit der sich etwas anfangen ließe, die Reife, zu wissen was man will; außerdem die Standhaftigkeit sie furcht- und kompromisslos aus sich heraus zu bringen. Aber nachdem das österreichische Schulsystem zu Platons Alptraum verfiel und weiters an seiner Qualität gespart werden soll, fragt man sich ohnehin, wann wir Kritias endlich zu unserem Bundeskanzler wählen werden.

Derweil nicht so bald, denn zur Auswahl stehen nur Hohlköpfe, die zwar ein gewisses demagogisches Talent beweisen, aber dann doch als König Hanswurst benannt sein müssten. Doch vielleicht ist auch eine solche Absurd-Regentschaft bald möglich, in einem Demokratiegebilde, in dem der Sohn eines FPÖ-Kandidaten für die EU-Abgeordnetenwahl, die grüne Konkurrentin seines Vaters öffentlich als „Kampflesbe“ bezeichnet. Man erkennt: Auch politischer Anstand ist eine Frage der ethischen Bildung.

Kühl blieb jedoch die Antwort der angesprochenen Grünen Ulrike Lunacek, die, infolgedessen und nicht zu unrecht, die FPÖ als „Partei der ängstlichen Männer“ bezeichnete; ein Kontern, das einen anständigen Stil beweist und damit Hoffnung übrig lässt. Vielleicht ist die Zukunft des Landes doch nicht nur von sprachlichen Würsteln und Dreckspatzen geprägt, wiewohl wir wissen (müssen), dass es solche niederträchtigen Menschenbeispiele immer wieder geben wird.