Freitag, 7. November 2008

Aber fürchtet den Dialog

Mittlerweile, weil mir das frühe Aufstehen aus dem Bette so schwer fällt, fluche ich dabei nicht mehr, rufe ich keine Hasspredigten gegen die Erfinder des Weckers (oder der Arbeitstermine) mehr aus; ich motiviere mich mit den Worten: „Yes, we can! Yes we can!“ (manchmal auch „Yes I can!“ – wenn ich besonders selbstbewusst erwache).

Und beim Heraustorkeln aus meinem ins Wohnzimmer fällt mein Blick sogleich auf etwas, das mich an den Ursprung des mittlerweile so berühmten Wahlkampf-Ausrufes erinnert.
„Israel warnt Obama vor Iran-Dialog“, titelte der heutige Standard. Ja, das ist wieder einmal typisch. Warum kann das Erste, das ich nach dem Erwachen, in früher, mit Kaffeegeruch umwölkter Schlaftrunkenheit lese, nicht ein schönes Gedicht sein oder ein guter Witz? Warum muss es immer wieder die schwarz auf weiß gedruckte Dummheit des Menschentums sein, egal ob diese aus der eigenen Heimat oder aus einem „heiligen Land“ stammt, die mich als Erstes begrüßt?

Natürlich. Israel wird mit Waffen und Geld von den USA unterstützt und sie werden ein Kind, das sie mit Eiscreme voll stopfen, nicht dazu bringen, nach frischem Salat zu verlangen. Da ich aber weiß, dass ein Teil der mit "jüdischem Witz" ausgestatteten, geistigen Elite dieses Volkes, auch in Israel lebt(e), verdutzt es mich jedoch sehr…Aber wie sagte einer von ihnen, nämlich Freud, so richtig: „Die Stimme des Intellekts ist leise“ – und das gilt genauso oder gerade für ein Land, indem andauernd irgendetwas explodiert.

Dialog könne als Schwäche ausgelegt werden, meinte Zipi Livni – aber wundern Sie sich darüber nicht, die Frau ist nur Politikerin. Leider können wir uns auch nicht darüber wundern, dass ein Volk (eine Religion), welches unter dem deutschen Militarismus und Faschismus dermaßen zu leiden hatte, gerade den Militarismus vor die Vernunft setzt und dermaßen Angst davor hat, Gespräche zu führen, keine Angst aber kennt, Waffen stattdessen einzusetzen. Bei einer Intensivierung des Dialogs mit dem Iran könnte sich schließlich etwas verändern, ohnedem aber bleibt das vertraute Misstrauen das wir alle so lieben.
Da wäre eine Volks-Psychose zu orten, wenn es eine solche gäbe. Typisch für diesen Patienten ist jedenfalls, dass er sich nicht helfen lassen will. Endlich hat die USA einen Präsidenten mit Verstand, fällt den verstandeslosen Irren in Israel nichts Besseres ein, als Barak Obama vor dessen eigenen Vernunft zu warnen – aber weiterhin die Hand für Waffentechnologien aufzuhalten (die sie dann u.a. an China weiterverkaufen können).

Hör auf zu labern, gib uns etwas zum Töten. Yes, yes, we can! Believe us, we can! What? Why not? The other’s do it as well! Mom! The new President is boring.