Sonntag, 30. November 2008

WegSgedicht

Weg

Ist das Gedicht,
Geflohen dem Knochen;
Die Worte sich fehlend,
Aus dem Schädel gebrochen,
Dem Weg der Wortfolge entgehend,

Auf ihrem eigenen Weg

Und weg.

Freitag, 28. November 2008

Irakische Flüchtlinge spielen russisches Fekter-Roulette

Es ist erstaunlich: Sobald Maria Theresia Fekter, gebliebene Innenministerin der ÖVP (das V steht angeblich für „Volk“ – nur ob damit DAS Volk gemeint ist, bleibt ungewiss), von Migranten bzw. „Ausländern“ bzw. finanzschwachen Ausländern auf der Flucht zu sprechen kommt, verfällt sie in einen emotional geladenen, offenbar naturgegebenen, im politischen Rahmen ein wenig derb klingenden Dialekt. „De hama eh“, gab Frau Dr. bekannt, nachdem sich innerhalb der EU vor allem Deutschland und Schweden bereit erklärt hatten, Flüchtlinge aus dem zerbombten, verheerten Irak aufzunehmen, ihnen sogar eine neue Heimat zu geben.

Andere Länder sollten sich an Österreich deshalb ein Beispiel nehmen, da „wir“ bereits „welche amtsbehandeln“. Nicht nur phonetisch fühlte ich mich an eine Überdosis Klosterfrau-Melissengeist erinnert. Die Amtsbehandelten machten 2008 ca. 200 Personen aus dem Irak aus, die in Österreich Asyl erhielten, wobei sich sicherlich mehr als 100.000 Iraker auf der Flucht befinden und die fektersche amtssprachliche Umschreibung für „Asyl“ rührt möglicherweise daher, dass der Asylantenstatus in Österreich kein Vergnügen darstellt, sondern internationale wie nationale Menschenrechtsorganisationen chronisch ergrauen lässt.

Es stimmt zwar, dass viele Menschen illegal nach Österreich fliehen, dies aber wie ein Schwerverbrechen zu ahnden, ist selbst ein Verbrechen. Hilfe, Polizei! Man bittet uns um Obdach und will für uns arbeiten und das auch noch in einer Sprache, die ich nicht verstehe – wie fürchterlich, welch kriminelle Niedertracht! Wäre da nicht das neue Asylgesetz, könnte man das unbemerkte Einreisen in ein fremdes Land mit Schwarzfahren vergleichen – auch wenn die Asylsuchenden im Unterschied dazu auf eigene Kosten und bei weit höheren Ticketpreisen reisen. Stellen sie sich vor, sie werden wegen Schwarzfahrerei ins Gefängnis gesteckt, ihrer Grund- und Menschenrechte beraubt und mit einem Berufsverbot belegt, ehe man sie nach Monaten, vielleicht Jahren endlich aus der Straßenbahn wirft.

Die PolitikerInnen-typische, dezente Selbstbeweihräucherung hat Frau Fekter, vermutlich dereinst im Gymnasium der Kreuzschwestern so gut gelernt. Die verantwortlichen Politiker sind nicht nur Helden der Finanzkrise, weil sie 200 Milliarden unseres Geldes als Konjunkturhilfe vergeben; sie fühlen sich zudem fremdenrechtlich weißgewaschen, weil sie jeder Milliarde gegenüber einen Iraker aufnehmen – um den sich dann vermutlich Nichtregierungsorganisationen kümmern dürfen.

„De hama eh“ und in einigen Jahren beteiligen wir uns vielleicht auch an der EU-weiten Hilfe für irakische Flüchtlinge. Aber nur unter Berücksichtigung der „Integrationsfähigkeit“, beispielsweise „nur die Christen zu nehmen“. Beim Melissengeist und den Kreuzschwestern…Das ist es also, was einem in einer Nonnenschule an christlicher Nächstenliebe beigebracht wird. Wenn man hilft, dann zu spät und auch nur den eigenen Nächsten, aber sicher nicht den nächsten Nächsten. Aber so macht es schließlich auch Deutschland – soviel dazu, wer hier die Vorbildwirkung innehat. Wobei man nicht übersehen darf, dass in den letzten Jahren seltsamerweise viele Flüchtlinge erst wieder in den angeblich sicheren Irak abgeschoben wurden. Offenbar geht es also bei dieser EU-Aktion darum, die muslimischen Iraker in scheinbar kompatiblere christliche Iraker umzutauschen.

Dass gewisse Menschen in der österreichischen Politik Angst vor Muslimen haben uns schüren, ist ja bereits bekannt. Gerade dieser Tage wurde der Gerichtstermin zum Verfahren gegen Susanne Winter (FPÖ) wegen Verhetzung und Herabwürdigung einer Religionsgemeinschaft bekannt gegeben. Schade, dass diskriminierender Populismus auf Kosten von Minderheiten nicht in derselben Weise bestraft wird, wie in den meisten Fällen das Fliehen vor Krieg und Elend. Nicht von dieser Innenpolitik bestraft werden jene Flüchtlinge, die Geld, deutschsprachige Vorkenntnisse, die richtige Religion und Hautfarbe, Kenntnisse über österreichische Amtswege sowie die hiesige Bürokratie und keine Eile haben, was unter Todesgefahr vielleicht betrunkenen Klosterfrauen gelingen mag. Als Flüchtling muss man also sehr viel Glück haben. Ob da die Österreichischen Lotterien mit verdienen, weiß ich nicht.

Donnerstag, 27. November 2008

Dürre Wünschträume von der Werbewelt

Der US-amerikanische Psychologe Kevin Thompson ließ nun im (Ö1)Radio entdecken, dass es die Bilder in den Medien sind, die vor allem Frauen dem Schlankheits- bzw. Dürrheitswahn bzw. "Schönheitswahn" verfallen lassen. Doch gerade in den USA isst das Krümelmonster bereits Obst und dicke Kinder werden ins Bootcamp geschickt.

Ja, ja: Auf richtige Maß kommt es an. Zu dünn und – nach den ebenfalls thematisierten Schönheitsoperationen – voll gestopft mit Kunststoff zu sein, ist wohl ebenso wenig gesundheitsfördernd wie Fettleibigkeit. Aber sollte man deshalb eine EU-weite Einmischung in die mediale Bilderwelt durchsetzten, wie die Stadt-Wien-Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger sich wünscht? Sich in die Werbung einmischen? Das wäre so, als ob die Politik letztlich doch noch eine Kontrolle der Finanzmärkte mit Rücksicht auf das Wohl der Weltbevölkerung durchsetzten würde. Das wäre verantwortlich! Und gegen Verantwortung sind Politiker aus beruflichen und psychologischen Gründen allergisch.

Die Werbung – und das ist nichts Neues – verkauft Lug und Trug, um Bedürfnisse für Produkte zu erzeugen, die großteils kein Mensch braucht; und sie geht einem mit unappetitlicher Einfallslosigkeit auf den Geist, wenn man gezwungen ist, an den städtischen Werbeplakat-Alleen eines gewissen Werbestandort-Monopolisten, dem offensichtlich der gesamte öffentliche Raum gehört, entlang zu wandern.

Alle zwei Jahre kommt man im Rahmen irgendeiner Konferenz oder eines anderen Anlasses dahinter, dass Medienbilder ein falsches körperliches Idealbild meist bei jungen Frauen vermitteln würden - und dabei spricht noch niemand über das Frauen/Menschenbild in der Werbung an sich: Da paaren sich Sexismus und pervertierte Frauenfantasien in den Köpfen untalentierter, großteils männlicher Werbemacher mit der Photoshop-Hyperästhetik – nicht erst seit gestern. Aber deshalb mischt man sich doch nicht in die Werbung ein (wobei ein Frauen/Männermagazin ebenso ein 99%iges Werbeprodukt darstellt, für welches man sogar freiwillig bezahlt – soweit hat uns die Werbung im Griff).

Würde man auf politischer Ebene die Werbung manipulieren wollen, nur weil sie sich in weiterer Folge (wieder einmal) als gesundheitsschädigend entpuppt, könnte man ja gleich den Neoliberalismus – der eigentlich Geldliberalismus heißen müsste – abschaffen. Aber das wäre vernünftig und somit, aus heutiger Wirtschafter-Sicht, durchwegs unmenschlich.

Mittwoch, 26. November 2008

Wehret den Arschlöchern

Sie brachten den Traum vom ewigen Glück, vom Profit, Wettbewerb und der Effizienz, in Einerlei-Denker-Reih. Sie nahmen den Traum von der Menschlichkeit, hinweg das natürliche Gesetz, dass bedeutet, Perfektion ist die Möglichkeit auf selbige zu verzichten. Es gibt keine Perfektion, ihr Wesen, die des Meeres Regen in den Lungen schmecken.

Handel ist gut. Markt und Handel brachten Zivilisation und Kultur, ehe Kriege sie zerstören konnten.

Doch seid euch letztlich sicher, dass ihr ein Arschloch immer noch als eine Person erkennt, die nicht euer Freund ist, - sondern ein Anti-Freund und ein solcher will euch das Nichts, das Schlimmste, das Menschen einander empfinden können.

Dort wo sich eine Herr- und Frauschaft von Arschlöchern als notwendig erachten lässt, weil die Arschlöcher Zurückhaltung und Gehorsam (gegenüber irgend einem geringerem Übel) als gute Sitte verkaufen, dort wird der Handel zur Falle der Macht-Verspielten, wenn es nicht der Krieg selbst ist.

Montag, 24. November 2008

Ich gewinne immer öfter und stärker den Eindruck, dass extreme Linke und extreme Rechte sich deshalb so ähnlich – körperlich wie geistig – gebaren, weil sie sich zwar hinter unterschiedlichen ideologischen Hautfetzen verbergen, doch hinter diesen dasselbe wünschen: Irgendeine Rebellion, Beseitigung der jeweils feindlichen Eliten in den Machtpositionen, Manipulation des herrschenden Kapitalismus zugunsten des eigenen Kapitals (die Unterscheidbarkeit der Begriffe Kapital und Kapitalismus wird oft vernachlässigt).

Rechtsradikale posaunen gerne dieselben dümmlichen Parolen, die ihre Großeltern bereits, auf Grundlage der, von Verdenkern im Dunstkreis bzw. daselbst im Kothaufen des nationalsozialistischen Gedankenschlechts, einst ersoffenen Spinnerein, von sich grölten.

Linksradikale kommen ebenso mit reichlich wenig Quellenmaterial aus, für das hauptsächlich Marx herhalten muss, der meist nicht verstanden oder gelesen wird und jedenfalls nichts dafür kann, auf das sie ihre Schlachtgesänge inszenieren können, die sich in den letzten hundert Jahren nur wenig veränderten.

Und will man dann erfahren, worum es eigentlich geht, so erfährt man von beiderlei Gruppierungen, dass irgendjemand über ihnen irgendeine asoziale Politik diktiere und die jeweils andere Gruppierung nicht sein dürfe. Warum? Weil die jeweils andere Gruppierung an der Macht und gegenteiliger Meinung sei.

Dieser Tage haben wir Finanzkrise, die sich noch nicht Wirtschaftskrise nennen will.
Für Linksextreme sind die Amerikaner an der Krise schuld, weil das alles religiös-fanatische Faschisten seien.

Für Rechtsextreme sind die Amerikaner schuld, weil die religiös-fanatischen Juden dort die Weltbank kontrollierten würden.

Ich gewinne des Weiteren den Eindruck, dass politische Radikale aller Art nicht in dieser Dimension leben – sondern hier lediglich auf Urlaub machen.

Freitag, 21. November 2008

Find Joe Hill

Also vertagt man „die Probleme der Post AG“ (Der Standard). Ich wusste nicht, dass das so einfach möglich ist. Vor allem wenn von irgendwelchen Vereinbarungen – das Wort nützt sich ab – die Rede ist, die im nächsten Jahr auf die „Ins-Parlament-Bringung“ von entsprechenden Gesetzten rund um die „fairen Bedingungen“ für alle Marktteilnehmer abzielen; dann weiß ich: Das Problem ist immer noch da, wo es war – räumlich wie zeitlich.

Auch die Erwähnung von freiwilligen Abgängen, durch die man unter anderem Mitarbeiter loswerden will, klingt sehr vertraut nach Big Trouble! Natürlich nicht für die Marktteilnehmer, denen will man Fairness garantieren. Für die arbeitenden Menschen – in diesem Fall Postmitarbeiter – durchaus. Welche Fairness ihnen die Piratisierung...Privatisierung bringen wird? Abwarten?

Und gerade heute träumte mir von einer Autofahrt, bei der das Radio von den Aufständen und (erfolgreichen) Streiks der Arbeitnehmer aller Art erzählte und ein alter Song – in veränderter Form und Weise – klang mir durchs träumende Gehirn.

Where working men defend their rights
It's there you'll find Joe Hill. (Alfred Hayes)

Donnerstag, 20. November 2008

Platon fürs Aktuelle

Manchmal schaut der Schauer auch in Bücher und siehe da:

"Statt dessen habe ich mich darangemacht, an jeden einzelnen heranzutreten und ihm, wie ich behaupte, die größte Wohltat zu erweisen, indem ich mich bemühte, jeden von euch zu überreden, dass er nicht eher für sein Eigentum sorge, bevor er für sich selbst gesorgt habe, dass er so tüchtig und einsichtig wie möglich werde, und ebenso nicht für das Eigentum des Staates eher als für den Staat selbst und dass er so in der gleichen Art für alles andere sorge."

- Platon, Apologie. Zweite Rede (Sokrates' Antrag, nachdem er schuldig gesprochen ist)

Dienstag, 18. November 2008

Kopfs Schmerz

Kopf (Karl Heinz) der ÖVP sprach im gestrigen Ö1-Mittagsjournal über jene „10 Fragen“ der ÖVP an Faymann, für welche die ÖVP die Regierungsverhandlungen aussetzte und die der Kopf selbst zu beantworten nicht im Stande war; da schließlich die SPÖ den Regierungsbildungsauftrag hat – Herr Daser – den Regierungsauftrag hat – also noch einmal – den Regierungsauftrag hat. Ja, und überhaupt sind diese 10 Fragen Sache der Parteichefs und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sind diese bereits veröffentlichten Fragen im Interesse der Öffentlichkeit – Herr Daser (Sie Schlingel) – verstehen Sie das nicht, das ich Ihnen nichts sagen kann?

Der Journalist ist schließlich der Feind, der Journalist ist das Ohr der Öffentlichkeit. Darüber sollte man - die SPÖ meine ich - sich nicht hinweg schwindeln - deshalb auch diese Fragen - dass diese Fragen, die WIR im Interesse der braven, der lieben Öffentlichkeit an die SPÖ gestellt haben, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die Öffentlichkeit ist unser Freund. Nein, ich verweigere die Aussage. Die SPÖ muss Antwort stehen. Ich bin immerhin der Kopf und selbst ich kann mich an diese 10 Fragen überhaupt nicht mehr erinnern. Nein, die SPÖ hat den Regierungsauftrag, wir keine Antworten – auch jetzt nicht – schließlich hätten wir die Wahlen ansonsten gewonnen. Zudem ist es unfair, die Fragen, mit der wir die SPÖ bedrängen wollen, an uns selbst zu stellen: Schließlich würden wir nicht fragen, wenn wir wüssten, was Sie gerne hören würden.

Was Sie gerne hören würden, ist für die Öffentlichkeit nicht bestimmt, gar nix, es sei denn es bringt uns Stimmen - Aber woher denn? Sehen Sie? Aber woher denn sollen wir wissen, was die Öffentlichkeit will? Die ÖVP ist schließlich – nach Vereinbarungen mit Dritten – gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Im Interesse der Öffentlichkeit.

Sonntag, 16. November 2008

What does he pray

What does he pray?
Nothing! he say
He could be she
Said she before me
Doesn’t matter he declare
Yes! No! Beware
Cause after all
With his last call
Everything matters
For elders and betters
I don’t carry
I just parry
Your word in my ear
Sometimes I hear
It might be okay
But however I stay
However I stay

Samstag, 15. November 2008

Herr Molterer erklärt die Bankenhilfe

Immernoch-Finanzminister Willhelm „Jetzt reicht’s!“ Molterer, war (per Ton-Aufnahme) im heutigen „Journal zu Gast“ (auf Ö1) und hielt die Deutschen bei dieser Gelegenheit für nicht immer vorbildlich. In Deutschland sollen nämlich die Gehälter jener Bankmanager begrenzt werden, deren Häuser staatlich finanzierte Hilfsmaßnahmen beanspruchen. Aber Österreich ist eben anders, wo, laut Molterer, erwartet wird, dass die mit Steuergeldern bedachten Manager „ihren Beitrag selbst-verständlich leisten“ – freiwillig! Da man ohne Verpflichtungen immer noch „agieren“, also den Banken immer noch Gelder geben könnte, selbst wenn diese ihren Beitrag nicht leisten würden. So etwas versteht Molterer offenbar unter Flexibilität. Da könnte er gleich einen Koffer voller Milliarden zum Opernball mitbringen und ausrufen: Wer was braucht, greife zu! Man erkennt, was uns da an einem Bundeskanzler verhindert wurde.

Übrigens: Welche Beiträge dies sein sollen, die von den Banken geleistet werden könnten, sagte der Finanzminister nicht. Vielleicht stellen die min 3 Milliarden für Kredite an Privatkunden, die von den betroffenen Banken zur Verfügung gestellt werden müssten, diesen Beitrag dar - aber war das schon alles? Möglicherweise meinte er mit „Beitrag“ auch lediglich, dass die Notnagel-Banken das zur Verfügung gestellte Geld irgendwann und mit Zinsen, auch tatsächlich, wie vereinbart, zurückzahlen könnten/wollten/sollten. Und Vereinbarungen trifft der Molterer gerne und viele. Jede zweite Journalistenfrage kann aufgrund irgendeiner Vereinbarung mit Irgendwem nicht beantwortet werden, da unser Molterer ein so verlässlicher und ehrlicher Politiker ist, so dass er der gemeinen Öffentlichkeit nichts genaues mitzuteilen bereit ist. Nur die „Vereinbarungen“ mit den Wählern, für die er neben Anderen immer noch arbeitet (siehe Steuerreform/Gesundheitsreform), vergisst er offenbar ab und zu.

Andererseits ist das Vertrauen der Politik in die hiesigen Bankenmanager dermaßen groß – kein Wunder: man kennt sich persönlich und tauscht gelegentlich den Arbeitsplatz -, dass vermutlich auch diese Zurückzahlung unserer Steuergelder als „Kann-Bestimmung“ eingeführt wurde.

Sehr beruhigend war auch die Erklärung, dass man vereinbarte, das Hilfspaket „etwas“ erweitern zu können, wenn die 15 Milliarden nicht reichen sollten – aber nicht über den Rahmen von 100 Milliarden (Euro) und wenn, dann nur um die Liquidität zu gewährleisten. Das sagt sich für Molterer so leicht. Ich wusste gar nicht, dass unser kleines Land überhaupt so viel Geld hat. Die Charitas auch nicht. Ihr Wiener Direktor Michael Landau bemerkte jedoch, dass 1% der 100 Milliarden, die man den Banken insgesamt als „Schutzschild“ zur Verfügung stellt, ausreichen würde, um eine bedarfsorientierte Mindestsicherung der "Schwächsten" im Lande zu ermöglichen. Und was sind schon 1 Milliarde Euro? Dafür kann sich die ÖBB nicht einmal ihre jährliche Verschuldung leisten. Wir bräuchten nur die Hälfte unserer nützlichen Eurofighter verkaufen, dann wäre das Geld locker & leicht wieder in der Kassa.

Donnerstag, 13. November 2008

Diplomatisches Um-Ruanda-Herumreden

Im diplomatischen Streit zwischen der Regierung Ruandas und Deutschlands bzw. Frankreichs, nach der Verhaftung von Rose Kabuye, der ein Mitverschulden am Völkermord in Ruanda 1994 angelastet wird – und zwar durch Beteiligung am Mord des damaligen ruandischen Präsidenten, durch den der Genozid ausgelöst worden sein soll -, in diesem Hin & Her an Anschuldigungen und Maßnahmen, wird eine grundlegende, interessante Konfliktmasse deutlich erkennbar.

Vereinfacht ausgedrückt: Ruanda schaffte es nicht eine echte Demokratie zu werden, die auf einer liberalen Zivilbevölkerung gründet; Frankreich hat es bisher nicht fertig gebracht, ihre postkoloniale Politik in Afrika aufzuarbeiten bzw. zu überwinden. Zu dieser Politik gehört der irre Umstand, dass während des Völkermordens in Ruanda, auf der einen Seite europäische Blauhelme zum Schutze der „weißen“ Bevölkerung standen, auf der anderen Seite, die Mordenden Hutu-Extremisten mit Waffen aus Frankreich (ebenso aus China) beliefert wurden.

Niemand kann vermutlich sagen, wie weit die damalige französische Regierung in den Völkermord involviert war; doch zeigt dieses Beispiel, dass westliche Staaten wie Frankreich Machtungetüme sind, bei denen die eine Pranke nicht weiß, was die andere tut.

Die aktuellen Spannungen zwischen Ruanda und – im Grunde – der EU, sind ein Symptom für Missverständnis, Misstrauen und berechtigten Ärger über ungesühnten Gräuel der Vergangenheit. Waren Rose Kabuye und ihr Präsident Paul Kagame damals an jenem verhängnisvollen Anschlag beteiligt? Es wird angezweifelt, es ist auch nicht so wichtig. Wichtiger wäre es, über die eigentlichen Probleme, die herrschende Ungerechtigkeit zwischen Norden und Süden, zwischen Europa und Afrika zu sprechen. Diese gehen weit über Ruanda hinaus, sie stellen eine gewaltige Fülle dar, die der diplomatische Streit um die Festnahme Kabuyes spärlich verhüllend akzentuiert.
Vielleicht wird diese Krise, dieser Konflikt genützt, um endlich jene Dinge an- und auszusprechen, die hinter der Mauer des politischen Gezeters verborgen liegen.

Schöner Schein, du hässliches Gfries

Warum sich W. Faymann (SPÖ) und Joseph Pröll (ÖVP) stellvertretend uneinig über das politische Verhalten zum österreichischen Post-Supergau sind, aber dennoch einig, über die guten Chancen ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit in einer hoffentlich bald stehenden Regierungskoalition? Weil man zwar eine politische Meinung zur Post-Krise, ja, zur Finanzkrise im Allgemeinen, sowie ihren Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft hat, aber sich dennoch nicht zuständig fühlt. Zur Recht. Zuständig sind nämlich die in den unterschiedlichsten Lobbys zusammen hockenden UnternehmerInnen großer Unternehmen – die größte Lobby heißt Weltbank –, die der Politik ihren Wirtschaftsliberalismus diktieren.

Der Politik und dem Staat geht der Wirtschaftliberalismus im Grunde nichts an, Regierungen sollen sich nicht einmischen, wenn man von freien Märkten spricht – immerhin bedeutet Freiheit: Mein Geld kann machen was es will, es ist schon groß. Den Wirtschaftslobbyisten wiederum geht die Politik am Anus vorbei, solange sie ihre immer höheren Profite, auch mit ihr, machen können.

Nun hatte man den österreichischen Politikern und Regierenden – darunter entscheidungstragend auch Faymann – von Seiten der Wirtschafts-Freier nahe gelegt, sie mögen doch staatliche Unternehmen in die freie Wildbahn der Privat-Wirtschaft entlassen, da den Staat die ganze Wirtschafterei sowieso nichts mehr anginge, seit sie liberal gemacht wurde. Die Unternehmen sollten in ihrem natürlichen Umfeld wachsen und mit anderen Unternehmen spielen dürfen. Lassen Sie Ihr Unternehmen ruhig einmal raus, dem passiert schon nichts, wir passen auf – so hieß es.

Da den einst staatlichen Unternehmen aber doch einiges passiert ist, seit sie sich privat fleißig mitverspekulieren, will man nun bei der Post sicher gehen und vor der endgültigen Privatisierung des Unternehmens, das Schlimmste, das passieren könnte, im Vorhinein selbst erledigen. Im Namen der Effizienz und Gewinnmaximierung, was den entscheidungstragenden Politkern egal sein muss, weil ihnen die freiheitliche Wirtschafterei – wie gesagt – schließlich nichts angeht.

Die politischen Folgen, wie die Entlassung von ca. 9000 Mitarbeitern und die Schließung von Filialen, geht den Wirtschaftern – wie wir wissen – am Enddarm vorbei. Um solche Probleme müssen sich die Politiker kümmern, ist ja klar. Da das aber nur ginge, wenn, von Seiten der mittlerweile völlig bezüglich ihrer Kompetenzen verwirrten PolitikerInnen, aktiv in die Frei Marktwirtschaft eingegriffen werden würde, was sie ja nicht sollen, haben sowohl SPÖ als auch ÖVP das Nachsehen. Sie konnten schließlich nicht wissen, dass diese ganze Liberalisierungsidee der Wirtschaftslobbyisten eine dumme war und wenn sie es gewusst hätten, so hätten sie sich nichts dagegen zu sagen getraut, da ihre Nebeneinkommen und Pensionsaufbesserungen schließlich von eben jenen liberalen Wirtschaftern bezahlt werden.

Die Politiker können also gar nichts dafür. Die müssen schließlich, von zwei ArbeitgeberInnen, jenen folgen, die für sie persönlich wichtiger sind. Und das sind nicht die WählerInnen – die dürfen nur alle vier Jahre abstimmen, von wem sie sich verarschen lassen wollen. Die Wirtschaftslobbyisten können jeden Tag im Jahr ihre Macht geltend machen und ihre Stimmen in den unterschiedlichen „Räten“ erheben. Bei diesen wichtigeren ArbeitgeberInnen unserer PolitikerInnen liegt also die Macht und demnach auch die Verantwortung.

Das wissen auch Faymann und Pröll, weshalb sie zwar verstimmt über die Post-Problematik sein mögen, aber ohnehin nichts machen können. Und durch eine Problematik, die sie nichts angeht, müssen sie sich auch nicht zerstreiten. Das Politische Networking ist das einzige Gebiet, auf dem sie noch etwas zu sagen haben und das wollen sie gut machen.

Natürlich könnte man sich die Frage stellen: Sind die PolitikerInnen nicht doch verantwortlich? Immerhin sitzen sie im Parlament, worein sie von uns gewählt wurden. Die Unternehmen wurden hingegen nicht demokratisch gewählt, warum sollten sie also der Demokratie etwas zu befehligen haben. Und wenn man sich die Sache näher ansieht, könnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass diese PolitikerInnen sich von den Wirtschafts-Freischärlern einwickeln und manipulieren ließen, was gerade in der heutigen Situation, in der sich unsere gewählten Stellvertreter wie Würmer vor den Medien winden, äußerst erbärmlich wirken würde. Aber erbärmliche und feige PolitikerInnen, kann es in einer Demokratie, wie der unseren, doch gar nicht geben. Wir wählen wortwörtlich jedes Mal das geringere Übel, in unseren Augen. Wir sind keine Großkonzerne, wir können nicht nach Effizienz trachten, die für uns arbeitet – wir müssen das geringere Übel nehmen. Aber Feigheit und Erbärmlichkeit – das stand wirklich nicht auf meinem Wahlzettel und kann deshalb auch nicht sein.

Andererseits hatte ich auch nicht gewählt, um einen Rechtsradikalen als 3. Nationalratspräsidenten zu sehen und die Wahlsieger hatten dies ebenfalls nicht angekündigt. Da verliert man langsam das Vertrauen in den Staat. Nur leider kann ich aufgrund dessen meine Anteile am Staat nicht verkaufen. Soviel zum Liberalismus.

Dienstag, 11. November 2008

Staatsgewalt ist überall

Seltsam ist’s: Wenn die deutsche Polizei mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgeht, die verhindern wollen, dass man gegen ihren Willen radioaktiven Giftmüll in ihr Land einbettet, so spricht kein Medium von einem gewaltsamen Vorgehen gegen Zivilisten. Warum auch? Wir sind EU. Gewaltsames Vorgehen durch Polizei und Staat gibt es nur in Osteuropa - Solange sich nicht ein paar Blicke umlenken lassen.

Montag, 10. November 2008

Obama-Neid im Dunst des Faschistoiden

Die USA, die immer noch machtzentralisiert als „Amerika“ bezeichnet wird, war gerade unter Bush und geradlinig für die meisten Europäer, die sich für das Ausland interessieren – und zwar nicht nur der Frage nach, wie sie Asylwerber am besten dorthin deportieren können – das Land des sich steigernden religiösen „Fundamentalismus“*, des konservierten Rassismus und der sich absenkenden Wirtschaftsmächtigkeit. Wir Europäer aber, vor allem die EU-Bürger, sahen uns – in unseren Medien – so gerne als die Mitglieder eines Zukunftsprojektes für Demokratie, Humanismus und Europäische Werte (jenen begrifflichen Schild, den man gerne vorhält, wenn man versucht, gegen dieselben eigenen Werte zu argumentieren und Schmährede zu führen).

Nun gibt es – Gott sei dank – einen neuen Präsidenten der USA. Dieser hatte einen afrikanischen Vater und seine Hautfärbung zeigt dies auch völlig unbekümmert, was der Natur ziemlich egal ist, die menschliche Kultur aber, dank ihrer Unreife, ins Staunen versetzt. Die USA also, im selbstgefälligen Auge des Eurozentrismus ein Land voller Cowboys, die nichts mit Europa zu tun haben und gerne dunkelhäutige Sklaven hätten, die ebensowenig mit einer Europa-, jedoch mit einer gewissen Afrikastämmigkeit zu tun haben; dieses riesige Staatsgefüge, das, aus eben jener europäischen Sicht der selbstkritiklosen Kritisierverliebtheit aus, ausschließlich von südstaatlichen Rednecks bewohnt wird; dieses Burger verschlingende Rotnacken-Land hat nun einen liberalen, aufgeklärten, genetischen Halbafrikaner zu seinem neuen Präsidenten gewählt.
Und Europa ist neidisch. Europa bzw. seine einzelnen Staaten sind so was von neidisch – es ist eine Schadenfreude über alle Verschwörungstheorien dilettantisch zusammen klopfenden Anti(US)amerikaner, denen G.W. Bush und sein Primatenstab so sehr das Oberflächen-Linkssein schmeichelte.

Nun wird überall laut gefragt: Warum haben wir eigentlich keinen Barak Obama? Leiser, sehr viel leiser aber fragt man: Sind nicht wir die modernen Liberalen? Und in österreichischen Zeitungen spekuliert man, welche Chancen wohl das Mitglied einer Minderheit dieser „Republik“ in selbiger auf den BundeskanzlerInnen- oder BundespräsidentInnen-Posten hätte, ortet keine Chancen und hat damit vorerst recht.

Erst unlängst hatte das Parlament, jenes hohe Haus, dessen Höhe offensichtlich zu Sauerstoffmangel in den Gehirnen der Abgeordneten führt, auf dem Platz des 3. Nationalratspräsidenten eine Zweigstelle der deutschnationalen, rechtsextremen Burschenschaft „Olympia“ ** eingerichtet. Ein bestimmter Anteil der österreichischen Wähler findet zum Kotzen schlechte Schlagermusik in der Politik wichtiger, als wichtige Inhalte in diesem Bereich und setzt lieber auf unreflektierte Ausländerfeindlichkeit, als auf Investitionen in die Zukunft, während eine Frau Fekter aus dem Innenressort das Lied vom bösen Asylmissbraucher durch die Medien grölt; ein subtil-faschistoider Politiker eine Art Staats-Gedenk- und Trauertag, mit Gottesdiensten im ganzen Land, erhält, weil er sich im Rausch gegen einen Betonpfeiler und damit aus dem Leben raste; und eine pseudolinke Zeitung veröffentlicht seltsame Rassentheorien über „schwarze“ Leichtathleten in ihrem Sportteil.

Gleichzeitig gedenkt man der Novemberpogromnacht, in der die österreichische Volksblödheit, nach dem Dirigierstab der Nazis, jüdische Menschen zu attackieren, enteignen und deportieren begann. Es ist ein Gedenken, aus dem mehrheitlich immer noch kein Denken wurde. Nein, liebe EU-Menschen: Von einem Barak Obama sind wir noch weit entfernt. Um einen solchen zu bekommen, müssten wir lernen zu verstehen, wovon wir stolz und immerzu schwafeln: Aufklärung, Humanismus, Gerechtigkeit und den Glauben an all dieses guten, angeblich europäischen Werte.




* Der Begriff Fundamentalismus ist hier nur irrig zu verwenden, das es richtig Extremismus genannt werden müsste, wenn Menschen einen kleinen Bibelprediger anstelle eines eigenen Gehirns im Schädel tragen und darüber gar nicht verstehen können, was dieser aus der Bibel rezitiert. Ein solcher Extremismus hat weder konservative, noch fundamentale Eigenschaften, sondern läuft auf kurzfristige geistige wie kulturelle Selbstzerstörung hinaus.


** Ein Name der einem Hohn den sportlich fairen Olympioniken gleichkommt – ganz zu Schweigen allen Griechen, den Bewohnern des gleichnamigen Ortes und ihren einstigen Göttern – aber eher treffend bleibt, wenn man an das letzte Olympia-Veranstaltungsregime denkt.

Freitag, 7. November 2008

Aber fürchtet den Dialog

Mittlerweile, weil mir das frühe Aufstehen aus dem Bette so schwer fällt, fluche ich dabei nicht mehr, rufe ich keine Hasspredigten gegen die Erfinder des Weckers (oder der Arbeitstermine) mehr aus; ich motiviere mich mit den Worten: „Yes, we can! Yes we can!“ (manchmal auch „Yes I can!“ – wenn ich besonders selbstbewusst erwache).

Und beim Heraustorkeln aus meinem ins Wohnzimmer fällt mein Blick sogleich auf etwas, das mich an den Ursprung des mittlerweile so berühmten Wahlkampf-Ausrufes erinnert.
„Israel warnt Obama vor Iran-Dialog“, titelte der heutige Standard. Ja, das ist wieder einmal typisch. Warum kann das Erste, das ich nach dem Erwachen, in früher, mit Kaffeegeruch umwölkter Schlaftrunkenheit lese, nicht ein schönes Gedicht sein oder ein guter Witz? Warum muss es immer wieder die schwarz auf weiß gedruckte Dummheit des Menschentums sein, egal ob diese aus der eigenen Heimat oder aus einem „heiligen Land“ stammt, die mich als Erstes begrüßt?

Natürlich. Israel wird mit Waffen und Geld von den USA unterstützt und sie werden ein Kind, das sie mit Eiscreme voll stopfen, nicht dazu bringen, nach frischem Salat zu verlangen. Da ich aber weiß, dass ein Teil der mit "jüdischem Witz" ausgestatteten, geistigen Elite dieses Volkes, auch in Israel lebt(e), verdutzt es mich jedoch sehr…Aber wie sagte einer von ihnen, nämlich Freud, so richtig: „Die Stimme des Intellekts ist leise“ – und das gilt genauso oder gerade für ein Land, indem andauernd irgendetwas explodiert.

Dialog könne als Schwäche ausgelegt werden, meinte Zipi Livni – aber wundern Sie sich darüber nicht, die Frau ist nur Politikerin. Leider können wir uns auch nicht darüber wundern, dass ein Volk (eine Religion), welches unter dem deutschen Militarismus und Faschismus dermaßen zu leiden hatte, gerade den Militarismus vor die Vernunft setzt und dermaßen Angst davor hat, Gespräche zu führen, keine Angst aber kennt, Waffen stattdessen einzusetzen. Bei einer Intensivierung des Dialogs mit dem Iran könnte sich schließlich etwas verändern, ohnedem aber bleibt das vertraute Misstrauen das wir alle so lieben.
Da wäre eine Volks-Psychose zu orten, wenn es eine solche gäbe. Typisch für diesen Patienten ist jedenfalls, dass er sich nicht helfen lassen will. Endlich hat die USA einen Präsidenten mit Verstand, fällt den verstandeslosen Irren in Israel nichts Besseres ein, als Barak Obama vor dessen eigenen Vernunft zu warnen – aber weiterhin die Hand für Waffentechnologien aufzuhalten (die sie dann u.a. an China weiterverkaufen können).

Hör auf zu labern, gib uns etwas zum Töten. Yes, yes, we can! Believe us, we can! What? Why not? The other’s do it as well! Mom! The new President is boring.

Mittwoch, 5. November 2008

The World is not that bad (again)

Und dabei dachte ich heute, beim Erwachen, einen Tag vor mir zu haben, an dem ich mich bis zum Gallespeien über das Leben, die Welt und die Menschheit enttäuscht zeigen dürfe. Dann aber zerstörte mein Mitbewohner die düstre Illusion: Obama hat den Wahlkampf zum Präsidentschaftsamt der USA gewonnen – Es sei meinem Mitbewohner verziehen, denn es gibt wahrlich schlechtere Gründe, um mir die miese Laune zu vermiesen.

Leider kein wirklicher Grund, um mich aufzuregen – ich erwähne es dennoch: Als ich Brot vom Bäcker holte, stand eine Kundin mit dem Gesicht beinahe im Gesicht der Verkäuferin und man sprach offenbar über den frischgebackenen US-Präsidenten. Aber er sei eh charismatisch, hörte ich da. Floskelhafte Formulierung? Oder steckt hinter dem „aber“ und „eh“ die Feststellung, dass er zwar „schwarz“ sei, aber wenigstens charismatisch? Denn das ist ja gerade für uns Österreicher, die mit „eh“ so gerne „trotzdem“ kaschieren, die wichtigste Eigenschaft eines Politikers – auch nach dessen Wahl –, dass er nämlich Charisma hat und gut reden kann; und wenn er dann auch noch gut aussieht, ja, dann bekommen wir alle ein feuchtes Höschen - also jeder sein eigenes. (Darum ist der fesche Strache, mit seinem „blauen“, etwas wässrigen Blick auch über alle Maßen der Vernunft beliebt bei uns). Ja, ja, ja, ja! Ich hör schon auf! Ich hör schon auf!

Ich weiß eben nicht, wie mir ist. So selten bin ich von der Weltpolitik enttäuscht, dass ich mit dieser Situation, des Obama-Sieges, einfach nicht umzugehen weiß. Ein Glück, dass es noch die Innenpolitik gibt.

Montag, 3. November 2008

Ob Obama Aber

Ob morgen jene in den USA gewinnen werden, die dem emigrierten Ex-Österreicher Arnold Schwarzenegger glauben, dass er einst vor dem Sozialismus geflohen sei, weil dieser ihm keine Möglichkeiten bot – beispielsweise als „Conan der Barbar“ aufzutreten, in einem Film, den die Welt wahrlich nicht missen will.

Aber natürlich wissen die US-Amerikaner nicht, dass Österreicher das Wort „Sozialismus“ nicht einmal fehlerfrei auszusprechen vermögen, einerseits aufgrund des „Habsburger-Gens“, welches die Monarchie automatisch in jedem und jeder damaligen UntertanIn heranmutieren lies, andererseits, da die österreichische Zunge beim Aussprechen des besagten Wortes stets über irgendeinen alten Nazi in der Familiengeschichte stolpert.

Andererseits müssten die US-Amerikaner wissen, dass keinem „Hartarbeitenden“ etwas genommen wird, wenn man unter den Motto „Umverteilung“, jene Spitzenmanager und Spekulanten verstärkt zur Steuerkassa bittet/zwingt, die für das Kredit-Schlamassel mitverantwortlich sind und durch die Zersplitterung heimischer Unternehmen ihr Cocain-Kingdom finanzieren, sondern dass dies jene stärken soll, welche die wirklich arbeitende Mittelschicht ausmachen.
Ebenso, dass man auch einem ehemaligen Kriegsveteran, namens McCain, nicht glauben sollte, wenn er meint: „Ich will dafür sorgen, dass jeder gewinnt“(sprich reicher wird) - nicht einmal das Wollen ist hierbei glaubhaft. Das kollektive Heil, in einem System, in dem es um Konkurenz, Wettbewerb und Wetten, geht verspricht der American Dream schließlich seit langem und blieb dennoch nur ein paradoxer Traum.

Traumhaft wäre es natürlich, wenn stattdessen die Wahlkämpfer Obamas glaubhafter wirkten, als jene McCains, obwohl ich nicht weiß, ob Barak Obama (der böse "Sozialist") hält was er verspricht – Er sieht wenigstens ganzheitlich besser aus und es ist ein gutes Zeichen, dass er einen Tag vor den Wahlen immer noch nicht gemeuchelt wurde. Wenigstens das Security-System scheint in den USA noch zu funktionieren. Aber abwarten. Obama müsste den morgigen Wahltag, den Zeitraum der Stimmenauszählungen bis zur offiziellen Ernennung und letztlich die Anwälte der Lobbyisten überstehen, ehe er seine Versprechen wahr machen könnte.

Samstag, 1. November 2008

Banker must get stoned

Und ich lese den Standard trotzdem immer noch…

…Panik in der Inlandsrubrik und das Ende hört nicht auf zu sein, wenn es um die Kommentare rund die Finanzkrise geht. Vertrauen gehöre her, meint ein alter Herr.
Ich glaube er hat Recht. Hieß es nicht immer wieder, dass man in „Blasen“ investierte, da sei eine Immobilienblase geplatzt, dort eine andere Blase. Man handelt also scheinbar mit Blasen und diese stehen, wenn ich mich nicht irre, für eine gemeinschaftliche Imagination oder vielleicht auch eine kollektive Wahnvorstellung.

Die Lösung liegt auf der Hand, die zu handeln bereit ist: Man sperre die Spekulanten und Broker und Investoren und Manager in ihre Büros und Börsen, man zwangsfüttere sie mit allerlei Drogen – mit solchen die glücklich, euphorisch und optimistisch stimmen – und überlasse die Blasenbläsern ihrem Lauf. Im nu werden die Kurse steigen, die Kreditinstitute sich mit Geld überhäufen, das nur auf virtueller Ebene existiert; werden Produktionen sich bis in die Erschöpfung steigern, weil man glaubt, mehr zu haben, als zuvor; werden die Konsumenten wieder fleißig das Weihnachtsgeschäft füttern, da die Bank ihnen ohnedies alles Geld verleiht, das sie sich nur vorzustellen brauchen.

Wie singt Bob Dylan: „Everybody must get stoned”!