Mittwoch, 3. September 2008

Gefährliche erste Steine

Der Günter Grass präsentierte „Die Box“ und wurde bei dieser Gelegenheit, von politisierenden Hobby-Demonstranten, wieder einmal an seine Jugend erinnert. In den Augen mancher ewigen Rechtschaffender, hatte Grass seine Stellung als moralische Deutungsinstanz der deutsch-österreichischen Vergangenheit verspielt, nachdem er in seiner Autobiografie erstmals veröffentlichte, dass er selbst als Siebzehnjähriger in der SS war. Ein raum-zeitliches Chaos war also die Folge, denn alles, was in der langen Zwischenzeit von diesem gefeierten Schriftsteller geschrieben wurde, hatte sich rückwirkend, durch des Autors eigene, jugendliche Ich in lauter Unsinn verwandelt – so meinen es zumindest die gekränkten, desillusionierten Blumenkinder-Kinder, die mit einem Male darauf gestoßen wurden, dass die Welt sich nicht in ein Disney-Gut-Böse einteilen lässt.

Alles was Günter Grass einmal war, macht ihn zu dem Autor, der er ist – und der ist großartig. Aber all jene, die einem Siebzehnjährigen nicht verzeihen können, dass er von der politischen Diktatur seiner Zeit mitgerissen wurde und einem älteren Menschen, dass er nicht alle Details seines Lebens - vor Erscheinen seiner Autobiografie - preisgab, sind genauso kränklich, wie die so genannten ewig-gestrigen Nazi-Idealisten. Extremisten – egal welcher Art – sind immer gefährlich oder gefährdet.

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