Dienstag, 30. September 2008

Erste Sichtung

Zufall oder nicht, zwei Tage nach der Nationalistenratswahl, einige Tage nach meinem Traum von verfolgenden Neonazi-Massen, lies sich bereit einer blicken. Torkelte aus der Apotheke, mit einem seltsamen Grinser, einer etwas ungesunden Körperhaltung und hatte ein Hakenkreuz auf der Rückseite seiner Jacke – dem Design nach, nicht als tibetisch-indisch-hinduistisches Symbol gemeint. Fette Linien, kantig und schwarz prangte es da am Torkelnden. Ein Zeichen? Vielleicht trauen sie sich nun allmählich wieder aus ihren Löchern? Ich hol schon einmal den Besen.

Hier kommt Pröll

Endlich ein Lichtblick! Pröll der Jüngere, der moderater, moderner Wirkende wurde gekrönt. Die ÖVP hat eine neue Spitze und es heißt, sie würde mit neuen SPÖ-Spitze gut können – was auch immer – hoffentlich regieren.
Der Schüsselkurs jedenfalls, sei vorbei. Jener also, von dem es hieß, er hätte mit seiner schwarz-blauen Regierungs-Zusammenarbeit der FPÖ geschadet, hat diese mit seinem Molterer nun gestärkt und sich selbst über die FPÖ ins Out geschickt. Wenn dieser Satz nicht so lange wäre und so viel mehr beinhalten würde, würde ich knapp sagen: Wie ironisch. So aber sage ich nur:
Was sich vor ein paar Jahren noch einige gedacht, aber nicht erträumen ließen ist eingetreten. Der Traum hat zwar seinen Bruder, den Alptraum, überraschend mitgebracht, letzterer vergeht aber doch irgendwann – wie man sieht. Oder besser: Wir werden sehen…Man soll ja nie den Politiker vor den Neuwahlen loben.

Montag, 29. September 2008

Nationalratswahl 2008: Nun heißt es Nasen nehmen!

H.C Strache, der Enrico des politischen Am dam des in Österreich, braucht nicht viel machen – er muss nur besonders laut brüllen: Ich sage nichts aus, ich singe lieber! Schon hat er die so genannten Politikverdrossenen eingesackt. Weil er manchen aber doch ein wenig zu burschen(sc)haft lautstark war, entschieden sich vor allem die gemütlichen Kärntner, für ihren gemütlichen Star des Rechtsextremismus: Jörg „Ich habe meine eigene Verfassung“ Haider.

Die Wahlbeteiligung war jedoch nicht sehr hoch - sagt man - und für über 96 000 WählerInnen war der Stimmzettel ein Kreuzworträtsel.

Mit dem Versprechen, dafür zu sorgen, dass es den „Anderen“ schlechter geht, als den „Unseren“ - wenn man schon keine Verbesserung der „Unseren“ anbieten kann (wer auch immer wer sein mag) - fährt man quasi gratis. Den „Anderen“ geht es nähmlich bereits schlechter. Abgesehen davon bieten die Deutschnationalen und Pseudonationalisten des erstarkten BZFPÖ-Blockes, den WählerInnen etwas Entscheidendes: Den Sturm auf die Bastille, die Rache am Staat (meint Republik, meint Demokratie, meint Rechtstaat, meint Humanismus - Humanisten meint in den Augen jener "Realitätsverweigerer". Ja wenn man sich das Wahlergebnis so ansiehtm könnten sie recht haben).

Diese Rachlust hängt vom Aufklappen einer gewissen Schere ab. Die Reichen raffen zusammen, was von den internationalen, selbst verschuldeten Krisen der Finanzwirtschaft übrig geblieben ist; die Armen verlieren immer mehr Perspektiven an ein schwarzes Loch, das mit CERN jedoch nichts zutun hat; die Mittelschicht wird ausgedünnt. Der Großteil der Österreicher wird ärmer, am Horizont der Globalisierung brauen sich Gewitterwolken zusammen. Irgendjemand hat in den letzten 400 Jahren nicht brav aufgegessen, während andere hungerten.

Schuld sind die Eliten, die man zugleich beneidet – weshalb man mit der Schuldfrage ans andere Ende der Gesellschaft geht, zur Unter-Unterschicht, zu jenen, die angeblich nicht einmal Teil der Gesellschaft sind.
Der Minderwertigkeitskomplex macht wütend und schüchtert zugleich ein. Was macht ein Mensch, der wütend vor Angst ist? Er beginnt nach aggressiven Lösungen zu suchen. Da Österreich aber nicht zu jenen Ländern gehört, in denen die internationale Waffenlobby bluttriefende Geschäfte mit solchen wütenden Ängsten machen kann, sucht man sich eine verbale Waffe. Genau, den Affen der am lautesten brüllt und mit Ästen um sich wirft, ein Verhalten, für das sich andere Affen zu fein sind.

Man wächst in einer Gesellschaft auf, in der einem beigebracht wird, dass Geld den Wert des Menschen definiert. Nun kommen viele drauf, dass sie kein Geld haben. Was nun? Andere haben's ja auch.
In der Innenstadt shoppt sich die Anhängerschaft der Spitzenmanager zu blöde – welche selbst dann geldverwöhnt sind, wenn sie nicht erfolgsverwöhnt sind – fährt in Zeiten der höchsten Spritpreise riesige Geländewaagen und erwartet den Friedensnobelpreis, wenn sie einmal im Jahr ans Rote Kreuz spendet.
Die Künstlerelite feiert sich selbst beim Sektbrunch und dealt dort mit Kunst, deren Ziel die größtmögliche Auffälligkeit ist und die nur jene Menschen verstehen können, die mit ihr sehr viel Geld verdienen; auch wenn das bedeutet, Hubschrauber aufs Kreuz zu werfen, einen gigantischen Penis ins Stadtzentrum zu stellen oder ein Haus verkehrt auf ein anderes zu platzieren. Der Entertainment-Adel feiert und verwirklicht das Abbild seiner Gelangweiltheit.
Die Intellektuellen hingegen sind von Natur aus sehr leise und sie verstehen viel von Vielem, allerdings nicht, dass andere ihr kluges Geschwätz manchmal nicht verstehen – was ebenfalls ein Gefühl der Minderwertigkeit (oder Einsamkeit) hervorrufen kann, deren nachfolgende Überheblichkeit allerdings Hornbrille statt Springerstiefel trägt.

Das ist alles nicht neu? Stimmt. Genau das ist das Problem unseres Zeitgeistes, der stagniert so zusagen, im Einklang mit dem Wirtschaftswachstum. Wachsen kann heutzutage nur noch eine Wirtschaft, die – bitte um Verzeihung – auf alles scheißt; mit 180 Millionen entrechteter Wanderarbeiter beispielsweise. So etwas hätten Strache & Co auch gerne; nicht die entrechteten Wanderarbeiter aus China, aber die entrechteten Immigranten aus Europa durchaus – die kosten den Lobbyfreunden von Strache & Co. nähmlich weniger Lohn. „Wanderarbeiter“ haben die Republik II auch bisher sehr schön mit aufgebaut.

Dass der „kleine Mann“ – der mit dieser Bezeichnung seltsamerweise einverstanden ist (siehe Minderwertigkeitskomplex) – nicht begreifen kann, dass er mit BZFPÖ gegen sich selbst und seine eigenen Arbeitsplätze wählt, wundert mich nicht. Das ich begreife ich selbst nicht.
Wie viele blicken lieber in H.C’s graublaue Augen und lassen sich mitreissend von Heugabeln und Fackeln erzählen, als auch nur einmal einen Blick in sein Parteiprogramm zu werfen – Und mit Parteiprogramm meine ich nicht den blauen Wahlkampf-Flyer.

Die Wütenden und Ängstlichen wollen sich nicht mit Inhalten auseinandersetzten – weshalb auch niemand die Grünen protest-gewählt hat. Man lebt von einer mickrigen Pension, von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe oder arbeitetet in prekären Jobsituationen.
Es ist auch völlig egal, ob viele „Studierte“ sich in einer ähnlichen Situation befinden. Die Akademiker seien etwas Besseres, würden in einer anderen Welt leben und wären „Realitätsverweigerer“, raunt es unter jenen, die durch die Geldwertgesellschaft beigebracht bekamen, dass sie der Abschaum wären.
Der Abschaum, das Prekariat, Les Misérables: Sie werden sich nicht mit Inhalten auseinandersetzen, auch nicht mit vernünftigen Argumenten. Sie wollen endlich einmal zu den Gewinnern gehören, selbst sie wenn eine Partei wählen müssen, von der es heißt, das sie rechtsextrem, subtil faschistoid (manchmal auch weniger subtil faschistoid) sei. Was bedeutet rechtsextrem? Ich will die Bastille stürmen. Die Bastille ist bereits unser? Davon habe ich noch nichts gemerkt.
Wenn man Menschen zum Abschaum erklärt, darf man sich nicht wundern, wenn dieser Abschaum eine Tages überschäumt.

Wir dachten, dass der verhältnismäßige Wohlstand ausreichend wäre, um die Menschen ausreichend zufrieden mit unseren demokratischen, humanistischen Wertvorstellungen zu machen. Aber selbst wenn man sich hierzulande nicht mit Waffengewalt den Schädel einschlägt, gibt es dennoch Konflikte, die sich nicht dadurch lösen lassen, indem man säuselt: Aus! Die FPÖ ist pfui, die dürft ihr nicht wählen.
Die Protestwähler nehmen es in kauf, sich in die rechtsextreme Ecke zu stellen, es ist ihnen bereits egal, ob sie zu den „bösen“ Rechten gehören. Hauptsache ist, nicht zu den Schwachen zu gehören, das Gefühl zu haben, dass die Wut einen irgendwie vorwärts bringt, egal wohin - nur woanders hin.

Und auf die Intellektuellen hat man noch nie gehört und das ist das eigentliche Dilllemma. Die Elenden verstehen nicht, dass nicht alle Menschen nur studieren, um sie später abzuzocken.
Die Intellektuellen sprechen von Umweltschutz und Gleichberechtigung und werden belächelt; manche Christen sprechen von Nächstenliebe und Geschwisterlichkeit und werden belächelt; Andere warnen vor Maßlosigkeit und Kapitalismus und werden ignoriert oder beschimpft. Heute sehen wir einen Teil der Folgen.

Die überschnelle Klimaveränderung lässt sich nicht mehr ignorieren, der Feinstaub steckt uns in den Schleimhäuten, die Börsen-Casinos stürzen die Weltwirtschaft ins Chaos und die Mittelschicht wird nach und nach in superreich und superarm zersplittert - Die Rechten werden gewählt.
Aber hört man wenigsten jetzt auf Menschen, die von Gerechtigkeit, Umweltschutz, Maßhaltung oder Ressourcenteilung sprechen? Was haben wir falsch gemacht? Sprechen wir letztlich doch eine andere Sprache? Müssen wir uns nicht auch als Minderheit integrieren? - Oder sollen wir von der Masse verlangen, sich doch bitte etwas besser zu bilden und ein Fremdwörterlexikon zurhand zu nehmen, wenn sie nicht alles versteht?

Sonntag, 28. September 2008

Kann man verstehen, muss man aber nicht

Vor kurzem träumte mir eine Verfolgungsjagd, auf den Dächern irgendeines Fabrikgeländes. Verfolgt wurde ich und zwar von einer Masse kurzhaariger Neonazis.
Heute haben geraden die Rechtspopulisten bei den österreichischen Nationalratswahlen ordentlich zugelegt, die rotschwarze Festung wurde an-geschliffen – was nicht wundert – und die Grünen finden sich auf Platz 5 in den Parlamentsrängen wieder.

Das Ergebnis verwundert mich in Bezug auf die Letzteren. Die Grünen wurden von mir gewählt, da sie nicht nur zur Wahlkampfzeit sichtbares und spürbares Engagement im Bereich des Sozialen, Humanistischen, Umweltpolitischen, Demokratischen und Rechtsstaatlichen beweisen. Dies wird allerdings nur für all jene Staatsbürger sichtbar, die – wenn überhaupt – abseits der Massenmedien hinsehen…So gesehen, sollte mich das Ergebnis wiederum nicht verwundern. Aber besser ist’s sich zu (ver)wundern, als zu ärgern und wenn, dann wundere ich mich gewaltig.

Die so genannten „Protestwähler“ haben sich also dazu entschlossen, mittels inhaltsleerer, gehässig-heißer Luft zu protestieren, die, trotz „sozialistischem“ Make-Ups, aus den rechten Plärrern qualmt.
Muss man verstehen: Denn die Welt wird immer komplizierter, es gibt und gilt immer mehr zu wissen, wenn man den Überblick über das Weltbild behalten will und die Errungenschaften der Informationstechnologie bringen auch nur Klugscheißer hervor, die einem alles Mögliche einreden können. Was ist Wahrheit und was ist Werbung?
Natürlich macht diese Entwicklung vor dem Inland nicht halt und so ist es verständlich, wenn viele Noch-Bürger resignieren und „es reicht!“ rufen, ehe sie sich dazu entschließen die unangenehm mühsame Reflektion, Selbstüberwachung und Analyse der Welt sein zu lassen und sich wieder auf „alte Werte“ zurücklehnen – „Werte“ wie den so genannten Fremdenhass. Selbiger ist aber gar nicht so gemeint.

Natürlich hassen die braven Deutsch-Österreicher, Exjugoslawisch-Österreicher oder Türkisch-Österreicher (die nicht kapiert haben, dass der Nationalismus diesmal nicht ihren eigenen Totalitarismus unterstützt, sondern ausschließlich jenen der ersten Gruppe) nicht die Fremden. Einer der alten Haupt-„Werte“ der Menschheit schlechthin – das hat nicht erst der Hitler erfunden – kann viel mehr auf eine Regel reduziert werden: Schuld sind immer die Anderen, vor allem, wenn sie sich möglichst wenig wehren können. Mit Hass hat das nichts zu tun, dass ist der Pragmatismus einer Mafia-Gesellschaft. Ist nix persönliches, aber Geschäft ist Geschäft.

Eine gewisse Tendenz hin zur Barbarei spürt man ja schon lange. Der Staat verabsäumte, den Kindern aus ärmeren Verhältnissen Bildung beizubringen, die über die Quintessenz hinausgeht, dass man entweder viel Geld verdient und dann ganz toll ist oder wenig verdient – so wie ihre Eltern – und dann auch wenig wert ist. (Die reicheren Kinder haben dagegen keine Ahnung von Armut, sehr wohl aber von ihrem Prestige.)
Das beinhaltet bereits die Wurzel des Faschismus: Zum Status eines materiell geil ausgestatteten Menschen hin, gehen wir über Leichen. (Die einen laufen bereits drüber, die anderen müssen den Leichenhaufen erst machen). Und da die christlichen Kirchen, mit ihrem Schwerpunkt auf Enthaltsamkeit, ebenfalls bei der Bildung versagten; der Islam auch kein besseres Beispiel liefern konnte und das Judentum froh ist, wenn man es in Ruhe lässt, stelle ich auch eine markante Respektlosigkeit gegenüber Schwächeren fest, vor Opfern im Allgemeinen, die im Zuge neuerer Formen der Täter-Verherrlichung zutage tritt.

Cool ist, wer andere bescheißt und Stärke beweisen die, die am lautesten Brüllen – Und würden die nicht mit Statistiken und Aktenordnern werfen, sondern mit Stöckchen, dann könnte man schön sehen, warum der genetische Code des Schimpansen dem unseren so ähnlich ist.

Zufällig kann man auch erlauschen und ersehen, dass es in der breiten Bevölkerung, eine gewisse Skepsis gegenüber Intellektualität gibt. Alte Frauen plärren mit ihren wohl schwerhörigen Freundinnen, dass „die“ zwar so jung, gescheit, studiert seien, aber dennoch wie die Viecher, weil angeblich nur junge „Studierte“ – was in manchen Kreisen beinahe einem Schmähwort gleich kommt – Kebab in der Straßenbahn essen.

Und das (mehr oder weniger) linksintellektuelle Denken haftet einem offenbar wie Stigmata an. Da ging ich heute also mit meiner Mitbewohnerin wählen, als einer der noch jüngeren Männer, die vor der Schule herumstanden, uns beiden „van der Bellen“ nachsagten – in einem beinahe überheblichen, jedenfalls etwas spöttelten Tonfall.

Als ob jeder, der ein Nadelstreifgilet über dem schwarz-silbergrau gestreiften, türkischen Fischerhemd, dazu auf dem rasierten Schädel das verbliebene Oberhaar zu einem Zopf zusammengebunden trägt und jede Frau, die weder Stöckelschuhe noch Make-Up, dafür aber buntes, bequemes Gewand an sich hat, selbstredend die Grünen wählen würde.

Ich habe sie jedenfalls gewählt, wen aber meine Mitbewohnerin ankreuzte, bleibt hier ein Geheimnis.

Samstag, 27. September 2008

Wann kommt die Flut?

Da hallt die Rede des Molterers, aufklärend über die Aufgaben der Politikk (richtig, mit Doppel-KK) bei Endzeitstimmungs-Veranstaltung der ÖVP, wobei er sich eingesteht: „Dass wir die wirtschaftliche Kraft, die in Österreich steckt, ein wunderbares Land. nützen dafür. Und dass wir uns nicht auf den Vater Staat verlassen. Wer sich auf den Staat verlässt, meine Damen und Herren, ist früher oder später verlassen!“
Das ist ein Eingeständnis, dass ich bisher von keinem amtierenden Regierungsmitglied vernommen habe. Wie zynisch, wie überaus selbstkritisch. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Aufgabe der Politik – nach Molterers heroischem Geplärre – darin besteht, dass man sich einen Arbeitsplatz nicht erlächelt (siehe Wahlkampf), sondern erarbeitet.
Will die ÖVP, nach ihrer erneuten Machtteilung mit der FPÖ, nach dem kommenden Wahlsonntag, etwa das komplette Parlament abschieben? So, wie das der, am Viktor Adler-Platz, brüllende H.C, in bester Burschenschaftsmarketing-Manier indirekt ankündigte, als er meinte, dass Schluss gemacht werde, „mit Asylmissbrauch und Kriminellen in diesem Land“, wenn er nur Bundeskanzler oder Innenminister werden würde. Da plärrte er, dass er „schwarze Schafe“ nicht bräuchte, in diesem Land. Köstlich.
Ein einheitliches Credo: So lange wir nicht ganz so schlimm sind wie unsere NAZI-Vorfahren, sind wir besser. Stimmt und stimmt nicht.

Was ist die billigste Form des Populismus? Man konstruiert ein Feindbild, projiziert es in eine unbedeutende Minderheit, bis die massenhaft vorhandenen Republik-TrottelInnen sich darauf eingeschossen haben und verspricht dann, selbiges, banales Problem, wahlversprechend zu lösen.

Ein Problem, das nicht existiert lässt sich kostenfrei lösen. Ein Versprechen, dessen Erfüllung darauf beruht, es auf die Schwächsten, Rechtlosesten dieser Gesellschaft, mittels Restriktionen und Verfolgung, abzuwälzen, ist wohl das billigste, boshafteste, dass man sich in einem gesellschaftspolitischen System vorstellen kann – oder will, weil man beispielsweise dereinst von seinen Eltern geliebt wurde und eine humanistische Erziehung genoss. Die Rechtspopulisten müssen, um ihre Wahlversprechen zu halten, nichts tun. Der Faschismus, der Extremismus in seinen unterschiedlichen Formen, vermehrt sich von selbst, wird nachgezüchtet. Bravo!

Auch wenn es sich kaum jemand auszusprechen getraut: Die alten Faschisten argumentierten nach demselben Schema. Diese Partei – dieser H.C. - ist nicht mehr subtil, sondern offensichtlich faschistoid. Ob ich in ein paar Jahren, aufgrund dieser Zeilen, aus Österreich geflohen sein werde?

Privatunternehmer, die schlecht wirtschaften oder wie Spielsüchtige all ihr Kapital auf risikoreiche, falsche Pferde setzten und dabei verloren, werden durch Steuergelder für ihr Versagen entlohnt. So viel zum „gerechten“ Wirtschaftsliberalismus, so viel zu „gleiches Recht für Alle“. Aber gerade gesellschaftlich schlechter Gestellte, auch wenn es sich nicht gerade um Asylwerber handelt, die jahrelang auf ihren Antrag warten, keine Arbeitsgenehmigung erhalten und dadurch in die Kriminalität gedrängt werden, werden mit aller Härte bestraft, wenn die Börsenspekulationen der Großkonzerne die Struktur ihres Lebens auslöschen.

In der pervertierten Verstandeswelt eines Sozialdarwinisten mag dies Fairness heißen, nicht aber unter Menschen, die es verdienen Menschen zu sein (in diesen heiligen Mauern).

Am Höherpunkt dieser neuen Ausformung des Kapitalismus zerstört sich dieser selbst. Das ist nichts Neues. Das kam schon mehrmals vor. Es wird etwas Neues geben.
Altvertraut ist auch die Reaktion der Masse auf dieses Phänomen, ihre Panik, bei der sie ihr kollektives Gehirn an einen vermeintlich starken Führer oder – wie in Zeiten der Massenmedien – gleich an mehrere abgibt. Ein alter Hut. Führer tauchen auf und behaupten sich als Messiase, obschon sie ihr Arschlochtum wenig unterschwellig bewiesen, die Masse jubelt, kennt sich nicht aus, krankt.
Schuld sind die Schwächsten, auf die sich die Orkbanden sogleich mit gefletschten Zähnen stürzen - selbst betrunkene Schimpansen verhalten sich unter ihresgleichen zivilisierter, als diese Menschheit in dieser glorreichen Zivilisation der Freien, der Denkenden.

Mein Desaster ist, dass ich zur Mitte meines Lebens hin, den langsamen Anfang dieses erneuten Zerfalls und nicht dessen rasches Ende erleben darf. Ich vergönne es der Menschheit allerdings. Nicht den Kindern, um die ich manchmal heimlich weinen werde, nicht den Unschuldigen.
Aber den trägen, stinkenden Orks, die sich Menschen zu nennen wagen und behaupten, durch ihre Größe das Recht zu erhalten, einen Staat zu regieren, andere Orks gegen die Juden, die Roma, die Homosexuellen, die Muslime, die Türken, die Arbeitslosen, die “Studierten“, Freidenker und Aufklärer letztlich führen zu dürfen, vergönne ich ihre selbst auferlegte, baldige Selbstzerstörung. Wann kommt die Flut?

Donnerstag, 25. September 2008

Parlamentssitzerei

Mit nur sehr, sehr wenigen Ausnahmen – meist nicht an den Parteispitzen vertreten – muss man sich dringlich fragen, ob das die Elite, die Begabtesten, Vernünftigsten, Weisesten, Intelligentesten sind, die unser Land…Nein, verdient haben wir es durchaus. Bei einem solchen Wahlverhalten.
Aber hier entsteht eine Abwärtsspirale – Die Politik züchtet sich über Generationen ihre entsprechende Wählerschicht heran und diese hat noch nicht begriffen: Jene Primaten die am lautesten Brüllen, sind nicht unbedingt die stärksten - vor allem bezüglich der oben erwähnten Eigenschaften.

Mittwoch, 24. September 2008

Aufgewärmte G'schicht

Wieder einmal wird über den Eurofighterdeal im Parlament gestritten. ÖVP/BZÖ/FPÖ führen heftige Kritik gegen Noch-Verteidigungsminister Darabos, was einer keifenden Wirtin gleich kommt, die einem anderen eine ranzige Suppe einbrockt und sich danach beklagt, dass dieser wenig enthusiastisch löffelt.

Doch wer ist der Koch dieser Korruptionsverdachtssupppe? Die ÖVP mit FPÖ/BZÖ hatten in ihrer gemeinsamen Koalition den Brei schon einmal zurechtgemacht und ordentlich verdorben, die SPÖ musste in ihrer Koalition mit der ÖVP dann das ganze abrunden, es köchelte immerhin schon längste Zeit und drohte den Eurofighter-Deal, mitsamt der neu gegründeten Regierung anzubrennen. Einfach den Herd abzudrehen und aus dem Vertrag auszusteigen, hatten die Grünen vorgeschlagen, aber dann wären die Schwarzen aus der Koalition ausgestiegen und der Gusi hätte seinen Bundeskanzler-Sandkistentraum nicht mehr erfüllt gehabt. Ein diesbezüglicher Untersuchungsausschuss auf Antreiben der Grünen, zum umstrittenen Eurofightervertrag wurde von allen verantwortlichen Parteien ins Lächerliche gezogen und letztlich abgewürgt.

Und nun? Gusenbauer wird vorzeitig den Kanzlerposten verlieren und sämtliche der Eurofighter-Parteien diskutieren in der Live-Übertragung der heutigen Parlamentssitzung, ein paar Tage vor den Wahlen, was sie während des U-Ausschusses verweigerten.
Jene Parteien, die den Eurofighterkauf ermöglicht hatten, werfen sich selbigen (+ Folgeerscheinungen) nun gegenseitig vor und beweisen vor laufender Kamera, dass sie die Steuergelder nicht wert sind, die wir ihnen zahlen, damit sie sich mit den wichtigen Angelegenheiten des Staates befassen und sich nicht, die gesamte Legislaturperiode – bis zum Schluss – mit ihrem selbst verpatzten Brei bewerfen.

Echt Zach?

…Ist jedenfalls, dass der Alexander Zach zurückgetreten ist, obwohl seine Lobby-Arbeit für EADS, dem Hersteller des Eurofighter, jenem Abfangjäger einer zivilisierten Bildungsfinanzierung, rein rechtlich gar nicht stattgefunden hatte – politisch aber schon.
Also was nun? Wird Herr Zach letztlich deshalb aus der Politik abgetaucht sein, weil es die angeblichen Hetzkampagnenführer anderer Parteien so wollten? Wenn dies kein Schuldeingeständnis sein soll, wenn dies „…eine Frage des Mutes und es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit…“ wäre, wie Heide Schmidt meinte, so wäre die Antwort hierauf: Nicht sehr glaubwürdig und auch nicht sonderlich mutig, eine Kandidatur wenige Tage vor der Wahl fallen zu lassen, nur weil die Medien ein paar knifflige Fragen stellten (über eine nur indirekte Mitwirkung bei EADS und über eine direkte Verneinung selbiger). Obwohl natürlich nichts gewesen ist – rein juristisch.

Auf diesen halben Rotschopf hatte ich viel Vertrauen gesetzt – jetzt kann ich ihn nicht einmal mehr kritisieren, denn er ist gar nicht mehr vorhanden. So kann’s kommen, typisch Mann: Beim geringsten Anzeichen von Problemen lässt er seine potenziellen Wähler sitzen. Ein Glück, dass ich ohnedies nie völlig mit den Grünen Schluss gemacht hatte. Denen verzeihe ich Detailfehler, wie ihre Analyse zur Sendung österreichischer Friedenstruppen in den Tschad, wie auch die Ankündigung von Eva Glawischnig Frauen den Vorrang geben zu wollen – das sind Formfehler, die meinen das weder verschwörungstheoretisch noch sexistisch. Da bauen andere Parteien bei weitem größeren Mist.

Eines hat mich der kurze Flirt mit dem LIF, bar jeglicher politischen Inhaltsanalyse (die glauben tatsächlich noch an die „Privatisierung“) gelehrt: Vertraue niemals einem äußerlich fehlerfreien Halbglatzenträger mit Brille, der muss ein innerlicher Buchhalter sein.

Eines überschattet natürlich die Aktivitäten Zachs - was auch immer an seiner indirekten EADS- Tätigkeit schlimm ist, worüber ich mir keine Gedanken machen muss, da der Zache immerhin zurückgetreten und somit außerhalb des politischen Konsens ist: Die ÖVP nimmt die SPÖ ins Visier, unter deren Fittichen der LIF-Mann ja im Parlament saß und fragt, was diese wohl über Zachs EADS-Aktivitäten wusste!!! ???
Da müssen die nur nach Tirol telefonieren. Welche Partei hatte denn den Staat zugunsten des Eurofighters von EADS geschröpft? Das LIF oder die SPÖ war es jedenfalls nicht.

Wenigstens weiß Zach, wer diese Verleumdungskampagne gegen ihn startete, will es aber nicht sagen, obwohl es Klagen geben wird. "Datenschutz" nennt man das. Wie, was? Ja sicher, das ist zach (Schon gut, das war der letzte miese "zache" Wortwitz).


Zach (Österreichisch) = zäh (Quelle: http://www.oesterreichisch.net/ ),aus meiner Sicht auch lahm, müde, träge usw., was man allerdings auch als "zaach" beschreiben könnte. (Quelle: http://www.ostarrichi.org/) - Aber ich verwende den Dialekt nicht, um mich an Leute zu halten, die glauben, sich hierbei als neue Duden-Diktatoren aufspielen zu können.

Montag, 15. September 2008

Umgang mit der Abhängigkeit

Politiker sind in unserem System von Parteien abhängig; vom aufwendigen Wahlkampf, mitsamt Plakatgegrinse und mobiler Händeschütteltour, bis zum Aktenordner und dem Wandkalender mit Abbildern von Bildern von Schiele, im Büro ihrer Frau/ihres Mannes an der Macht, finanziert die Partei was ihr dient. Eine Partei ist eine Firma, jede mit ihren charakteristischen Merkmalen: FPÖ/BZÖ - eine geschniegelte, äußerlich trendige, innerlich bereits verwesende PR-Agentur; ÖVP/SPÖ - altehrunwürdige, steife, teilweise sogar äußerlich bereits schimmelnde Häuser mit Geschichte und Tradition, die sie auch noch der entferntesten Zukunft aufzwingen möchten; Die Grünen, ein von Alt-68ern begründetes Öko-Unternehmen, mit natürlichen Schwierigkeiten im Kapitalismus, aber wenigstens mit gutem Musikgeschmack.
In einer Firma, hier eine Art AG für Sitzfleisch, herrscht Abhängigkeit von einander; zwar bestimmen Inhaber und Vorsitz wer hinausfliegen kann, was aber die obere Etage bestimmt, wird von jenen abhängig gemacht, welche die größte Goschen und die meisten Freunderl haben. Aus diesen inneren Machtspielchen werden dann die äußeren Machtzockereien zusammengewirkt.

Mit den der Abhängigkeit der Politiker von ihren Parteien, werden aber auch die Wähler, das gesamte Geschick ihres Landes, von diesen unternehmerischen Zusammenwürfen abhängig gemacht – jede/r StaatsbürgerIn ist von Parteien abhängig und nicht einmal unbedingt von der, die er/sie gewählt hat.
Also: Jeder Staatsbürger sollte das Recht haben, mit seiner Wahlstimme Stimmanteile innerhalb der Partei zu erwerben. Je mehr Stimmen er im Laufe seines Staatsbürgerdaseins einer Partei gegeben hat, umso mehr Stimmrecht sammelt er sich an.

Natürlich kann der Wähler auch jeweils verschiedene Parteien wählen, um überall mitreden zu dürfen – das ist eine rein strategische Frage. Ein solches System also, abgeschaut - jedoch erweitert - von Aktienunternehmen, wäre nur fair, wenn sich Parteien wie Finanzunternehmen verhalten, Geld und Macht aber durch uns WählerInnen lukrieren - ohne das die KundInnen ein Rückgabe-/Umtauschrecht bei mangelhafter Ware hätten.

Sonntag, 14. September 2008

Willi zeigt mit nacktem Finger

Herr Molterer fürchtet und warnt und warnt und warnt, vor einer Koalition zwischen Rot und Blau. Es erscheint ihm und seinem Schüssel natürlich schwer zu fallen, gewisse Vereinbarkeiten zwischen Sozis und Rechtsaußenspielern zu akzeptieren – ohne Eifersüchtig werden. Aber jetzt zu plärren „Rot-Blau ist in Reichweite“ ist kein guter Witz – ausgerechnet jener der, im Gegensatz zum roten Faymann, NICHT ausschließt mit Strache ins Bett zu hüpfen, wenn dieser nämlich nur von seinem Antieuropageschwätz abrücken würde; ausgerechnet der Kanzlerkandidat jener Partei, die, im Gegensatz zur SPÖ, mit den Rechtspopulisten bereits eine Regierung gebildet hatte - jetzt zu plärren, es gebe da eine Gefahr, die Roten könnten den gleichen Fehler machen wie die Schwarzen, im verhängnisvollen Jahr 2000, weshalb man doch die Schwarzen wählen solle, drückt die übrig gebliebenen Sympathiewerte dieses Wahlkämpfers dorthin, wo bereits Strache und Haider sitzen, mit denen er aber ohnehin koalieren würde, wenn sie zum Thema EU nur die Bapm hallten täten. Er konnte sich nicht eindeutig von Schwarz-Blau distanzieren, aber er kann gegenüber all jenen, die sich dies bereits getan haben, die diesbezüglich weiter sind als er selbst, behaupten, man könne ihnen keinen Glauben schenken, wenn sie Nein zu Stra-Che sagen.

Der Molterer ist wie ein Kind, das ein (Wahl)Zuckerl klaute und daraufhin lauthals vorgibt ein anderes Kind zu verdächtigen, um von seiner eigenen Tat abzulenken und sich derweilen sicher aus dem Staub machen zu können – Und während alle den Werner ausfragen, steht der Willi bereits mit dem HC beim WC und teilt seine Beute. So ein Lauser! Soll man den wählen? Gut, meist werden die lautesten, auffälligsten Pausenclowns und Markenklamottenträger zu Klassensprecher gemacht, aber das muss klassengemeinschaftlich nicht immer das Beste sein.

Nein, lieber Willi, so tief ist die SPÖ noch nicht gesunken, um mit den Blaumännern (und selten Blaufrauen) zusammen zu lutschen. Bei aller Kritik an den Roten: In den braunen Morast, in den die Schwarzen 2000 hinabtauchten, um es den Sozis zu zeigen und endlich den Schüssel zum Kanzler machen zu können, sind sie noch nicht getaucht – und werden es auch nicht.

Freitag, 12. September 2008

Späte Einigung mit voller Härte

Was wohl mit dieser österreichischen Noch-Regierung geschehen wäre, wenn sich die Verantwortlichen der Koalition zu in einem früheren Zeitraum – als den letzten Wochen des Neuwahlkampfes – mit Strafregelungen für Sexualstraftätern auseinander- und zusammengesetzt hätten? Vielleicht hätte es weniger Krach und jedenfalls hätte es bereits eine sichtbare Leistung der Noch-Regierungskoalition zu verzeichnen gegeben. Natürlich gab es die Innenministerin Fekter noch nicht, bevor sich ihr heftig kritisierter Vorgänger hinter die Tirolerberge verzogen hatte - sie konnte also auch noch nicht dem Gewaltschutzpaket von Justizministerin Berger zustimmen, das der vormalige Innenminister vermutlich für ein Paket zum Gewaltschutz all jener hielt, die durch seine eigenen Aufträge zu Schaden kamen. Die neue Dame für Inneres wusste aber scheinbar, worum es geht: Verschärfungen bei den Strafmaßnahmen für Sexualstraftäter, ja, das ist auch etwas für die ÖVP. Immerhin hat sie die großformatigen Wahlkampfplakate bereits an die öffentliche Luft gesetzt und fordert nun dasselbe, wie die SPÖ, die ihre strafrechtlichen Vorhaben allerdings weniger plakativ kommuniziert – und deshalb auch die auf den ÖVP-Wahlplakaten abgebildeten RichterInnen nicht NICHT um Erlaubnis hierfür fragen muss (laut RichterInnen).

Aber immerhin herrscht Aufregung unter den Schwarzen. Einzelne ÖVP-Mitglieder kamen in den letzten Tagen und Wochen auf viele neue Erkenntnisse: Abgeordneter Missethon beispielsweise erkannte: „Hier wird bestellt, die Rechnung bezahlt der Steuerzahler“ – Richtig: Der Staat funktioniert halt ein wenig anders, als ihre politische Partei Herr Dipl.-Ing.; seine Einnahmen erhält er selten durch die persönliche Zuwendungen zuwendungsbedürftiger und vor allem reicher Interessensvertreter aus Wirtschaft und Industrie. Der Steuerzahler muss darauf achten, dass die Verwalter SEINES Staates und Geldes die richtigen Rechnungen bezahlen – und dafür erhält er selten Investoren-Sponsoring, sondern meistens nur leere Wahlversprechen.

Eine weitere Erkenntnis – neben den zahlreichen Augenöffnern im Sozialbereich (auch dort findet sich auf einmal eine Wählergruppe) – ist also das große Thema der unliebsamen Sexualstraftäter. Da lässt sich schon einiges herausholen. Mit unglücklichen, jedoch dramatisch aufgeladenen Slogans, wie „Volle Härte bei Kindesmissbrauch“, bei dessen Abbildung lediglich die bereits erwähnten, ernst dreinschauenden RichterInnen dafür sorgen, dass das Sprüchlein nicht falsch verstanden werden könnte. Auch in die richtige Richtung führt die kleinere Überschrift: „Wir schützen Opfer, nicht Täter“. Für dieses Bekenntnis haben die Verantwortlichen zwar noch keine Auszeichnung verdient, aber es zerstreut – sofern man es lesen kann – die letzten Zweifel: Denn was für ein Opferschutz wäre es, wenn man die „Volle Härte“ beispielsweise nach Richtlinien des Jugendslangs auffassen würde – Und die Jugend darf nun ebenso wählen, was allerdings keinen Unterschied macht, weil die Beeinflussbarkeit durch Verblödung ohnehin mit dem Alter nicht ab- sondern zunimmt. Wurscht!

Wahlkampfzeit ist Feindbildzeit und wenn die bösen Ausländer schon nicht unterschwellig für die Probleme im Land verantwortlich gemacht werden, weil einem sonst nix einfällt, dann kann man wenigstens die Grauslichen unter den Innländern zur Zielscheibe von Irgendwas machen. In diesem Fall meint „Irgendwas“ a) eine Einigung mit der SPÖ, die man vielleicht sogar noch im Palaverment durchsetzten kann, was sich sogar auf schwarze Fahnen schreiben lässt; b) eine gute gerührte Melange des Hasses und Zornes, aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft, aus deren nach Rache strebenden Pöbelmasse sich einige Stimmen holen lassen können, sofern man verspricht, all die perversen Schänder, die kranken Kellermeister so hart wie möglich bestraft.

Da verstehe ich nur nicht, worauf man all die Jahre gewartet hat. Immerhin wurde die erste Frau in Österreich nicht erst heuer vergewaltigt. Den Opferschutz weiterhin zu erhöhen, ist sicherlich wichtig, aber kein lobenswerter Fortschritt, sondern eine Verpflichtung des Staates, die er spät, aber doch, endlich einhält.

Wer bedenkt jedoch die Opfer der Zukunft, die teilweise ihrerseits zu Tätern werden, um wiederum Opfer einer rächenden Staatsgewalt zu werden? Vielleicht wird es funktionieren, wenn man Straftäter zwangskastriert, lebenslänglich wegsperrt, mit Aufnahme in eine öffentlich ersichtliche droht – auch wenn dadurch die eben etwas gestiegene Fertilitätsrate (der Papst jubelt) dadurch wieder sinken würde (Warum hat Afghanistan – Machohausen der bärtigen Frauenmissversteher - wohl eine so hohe Fruchtbarkeitsrate? Na, wer kommt drauf?). Vielleicht wird die Frau, die ihrem triebtätlichen Vergewaltiger zu schreit, dass er aufhören solle, wenn er nicht mit einem Berufsverbot belegt werden möchte, von all den schönen Neuerungen aber auch gar nichts haben.

Also wieder nur Geplärre um Symptombekämpfung. Auch Überwachungskameras finden erst Verwendung, wenn das Verbrechen bereits geschehen ist. Was aber vor dem Verbrechen geschieht, die Ursache und der Kreislauf von Gewalt – vor allem, jedoch nicht nur, gegen Frauen und Kinder – im Wirkungsbereich der Sexualität, sind offenbar nicht wahlkampfgeeignet. Wahlkampf ist offenbar nur etwas für Hohlköpfe. Hohlköpfe, die bereits jubeln, wenn ihnen andere Hohlköpfe versprechen, dass sie Verbrecher auf eine Weise bestrafen werden, die bisher nicht viel nutzte – nur noch mehr davon und vor allem härter. Hohlköpfe, die sich darüber wundern, dass ein kranker Mensch, der 15 Jahre im Gefängnis saß, nicht gesund wurde.

Mittwoch, 10. September 2008

Unprofessionalität: Das höchste Gut der Christenheit

Nun wurde Ute Bock Unprofessionalität vorgeworfen. Wie seltsam beängstigend mich das berührt, immerhin hatte sie ihre Unprofessionalität insoweit zugegeben, als dass sie einen Hilfe suchenden Menschen, vor allem mit Kind, nicht einfach auf der Straße stehen lassen könne. Unprofessionalität? Das bedeutet für geschniegelte Büromenschen im Grunde seiner zusammenhängenden Bedeutung nichts anderes als Menschlichkeit. Nächstenliebe nannte dies einst unser aller Lieblingsbibel-Friedensaktivist Jesus. Mutter Theresa hatte man sicherlich nie "Unprofessionalität" vorgeworfen - Oder gar Jesus Christus.

Das Verbrechen dieser Menschheit - ich will keine Namen nennen - liegt darin, sich soweit gebracht zu haben, dass mensch sich trotz allen Wohlstandes, die viel gerühmte Menschlichkeit nicht mehr leisten kann.

Wohlstand meint hier - ähnlich wie Unprofessionalität - nicht unbedingt das, was es sugeriert. Wohlstand meint Bequemlichkeit. Z.B. die Bequemlichkeit, in den eigenen Ängsten still zu stehen.

Donnerstag, 4. September 2008

Wenn sich Zwei streiten, freut sich kein Dritter

Dort Russland, da die USA und dazwischen Länder, Staaten, Regionen und Provinzen, in denen – wie in Südossetien und Abchasien – gut bezahlte, lokale Populisten die Bevölkerung für die hehren Ziele des ökonomischen Selbstmords begeistern. Dann ist der Ball im Spiel, jeder will zu irgendeiner Mannschaft gehören und all jenen, denen das Spiel der Macht, dieses korrupte Völkerball, gleichgültig sein sollte, werden die Kinder geschlachtet.

Wie lange wird den großen Imperien des letzten Jahrhunderts noch gestattet ihr Arges zu Treiben, auf dem Rücken der Weltbevölkerung, der Dritten, die von den gewaltsam ausgetragenen Konflikten weder etwas Gutes zu erwarten haben, noch an einer bezüglichen Entscheidungsfindung partizipiert werden?

Neoliberalismus und Demokratie rauschen als Geschwister von Desasters und Zerstörung, mit Raketen-, Flammen- und Geldwerfern unterm Arm, in Geschichte dieser Menschheit ein – Schlechtigkeit nennt man Interesse, Ermordete heißt man Kollateralschaden; Kollateralermordete auf dem Handydisplay, vernetzt, around the fucking Clobe. Such dein Heil in der Bibel, Jesus ist Leben, Allah ist der Beste, der Staat ist für dich da, trink Cola; aber Ehrlichkeit macht wahnsinnig, Anstand ist etwas für Loser.

"Teile und herrsche" ist immer noch der angesagte Spruch unter den Alten und dazwischen liegen die Länder, deren Bevölkerung nicht bemerkt, wie sehr sie verarscht wird, wie man subtil-diplomatisch die Leichen ihrer Kinder verhöhnt. Und Schuld haben immer die Anderen, die Unpopulären, die mit der schwächeren Markpositionierung im Wirrwarr der Medienindustrien – nicht die mit den Waffen, die mit den „Interessen“, am Blut von Land und Menschen.

Die Großen müssen sich schützen, mit Diktatur und Raketenschild. Doch wer schützt den Rest der Welt vor den alten Säcken, der einer Vereinigung der Menschheit im Weg stehen, gerade weil sie dafür Institutionen schaffen, die das Versagen bereits im Namen führen.

Danksagung an die männlichen Pfeifen

Vielen Danke möchte ich auch all jenen gestörten, vorlauten – wenn in Gruppen befindlich oder völlig besoffen -, ahnungslosen, geistig-impotenten männlichen Menschen aussprechen, die durch ihr tägliches Engagement, über Generationen hinweg, Frauen dazu gebracht haben, dass sie sich nicht einmal mehr trauen, uns gesunde, liebevolle, attraktive, kultivierte, heiratsfähige, alkoholverträgliche, gebildete, hinreisende Männer auch nur eines Blickes zu würdigen, aus Angst deppert, respektlos, unfreundlich, anfeindend, kränkend, sprachlich unschön und ungenau, sowie sexistisch angepöbelt zu werden – und hierbei verwende ich das Wort „angepöbelt“ durchaus sehr bewusst. Vielen Dank ihr mutierten Paviane mit psychotischem Sozialleben, vielen Dank Barbie und Micky Maus, vielen Dank ihr Aufklärungsgegner und sexuell frustrierte Eltern, Lehrer, Beamte und Politiker, die unsere Gesellschaft so weit gebracht haben, dass sich Frauen beinahe täglich so befremdlich fühlen müssen, wie ich in meiner Lieblingsschwulenbar, in der plötzlich nur noch sabbernde, geifernde, sturzbetrunkene, lallende und labernde, bierbäuchige, männliche Säcke mit Unterhemd oder Krawatte sitzen, die einem bei jeder Gelegenheit auf den Schrittbereich schielen. Wenn man sich an diesen Missstand gewöhnt hat, dann sieht man die Säcke überall und immer – Und genau diese Neurosen, die so vielen Frauen angetan wurden, schaden uns wundervollen Adonisen und Woddy Allens dieser Welt. Vielen Dank ihr Pfeifen.

Mittwoch, 3. September 2008

Gefährliche erste Steine

Der Günter Grass präsentierte „Die Box“ und wurde bei dieser Gelegenheit, von politisierenden Hobby-Demonstranten, wieder einmal an seine Jugend erinnert. In den Augen mancher ewigen Rechtschaffender, hatte Grass seine Stellung als moralische Deutungsinstanz der deutsch-österreichischen Vergangenheit verspielt, nachdem er in seiner Autobiografie erstmals veröffentlichte, dass er selbst als Siebzehnjähriger in der SS war. Ein raum-zeitliches Chaos war also die Folge, denn alles, was in der langen Zwischenzeit von diesem gefeierten Schriftsteller geschrieben wurde, hatte sich rückwirkend, durch des Autors eigene, jugendliche Ich in lauter Unsinn verwandelt – so meinen es zumindest die gekränkten, desillusionierten Blumenkinder-Kinder, die mit einem Male darauf gestoßen wurden, dass die Welt sich nicht in ein Disney-Gut-Böse einteilen lässt.

Alles was Günter Grass einmal war, macht ihn zu dem Autor, der er ist – und der ist großartig. Aber all jene, die einem Siebzehnjährigen nicht verzeihen können, dass er von der politischen Diktatur seiner Zeit mitgerissen wurde und einem älteren Menschen, dass er nicht alle Details seines Lebens - vor Erscheinen seiner Autobiografie - preisgab, sind genauso kränklich, wie die so genannten ewig-gestrigen Nazi-Idealisten. Extremisten – egal welcher Art – sind immer gefährlich oder gefährdet.