Dienstag, 29. Juli 2008

What´he´ell is "(ORF) Report"! - Für Anfänger; An einem Beispiel

Und dann kam, auf ORF 2, dem österreichischen staatlichen TV-Sender für Medienexperimente und Zuschauer mit viel zu viel nutzloser Lebenszeit, die Sendung „Report“. Ich weiß immer noch nicht was ich da sah, aber ich glaube es handelte sich um ein Satire-Programm mit Mangel an Humor zugunsten von jeder Menge Subtilität. ORF 2 ist eben nicht nur ein Sender für Fans inhaltloser Billig-Schnulzen, sondern ebenso eine Plattform einsamer und suizidgefährdeter Politikwissenschaftler. What ever! Es kam ein Duell zwischen unserem liebsten Amateur-Gigolo für masochistische SS-Offiziers-Witwen und bisexuelle Kleinindustrielle mittleren Alters, sowie Van der Bellens liebsten Stellversprecherin. Ihre ungleiche inhaltslose Diskussion, bei der das grüne Mikrophon deutlich leiser gestellt war, als das jenes witzigen Populismus-Entertainers, wurde unterbrochen von volksnahen Interviews im ländlichen Raum Österreichs. Zwei Dörfer standen sich dabei, angeblich zwiespältig, gegenüber; nicht was die bevorzugte Likörsorte in 125ml-Form betrifft, sondern in der Ansicht über die EU – allgemein und nicht weiter spezifiziert. Sagen die Krawattenträger vom ORF „EU!“ macht die Kuh „Muh!“ und trifft dabei die intelligenteste Aussage, unter all den Antworten auf Seiten der EU-Gegner.

Es begann großartig. Die Einleitung machte ein Mann fortgeschrittenen Alters, der die EU als Nachfolgekonstrukt des Kommunismus betrachtete. Begründung: In der EU gäbe es Kommissare und dieses Wort lege den Kommunismus doch schließlich irgendwie ein bisschen sehr vielleicht nahe. Dann zitierte Einer die Kronen Zeitung und kam darauf, dass von der EU 4,4 Millionen Euro täglich ausgegeben werden; und da das in der Headline fett gedruckt stand, übte es offenbar einen großen Eindruck auf die Schädeldecke des Lesers aus. Ob die Krone-Redakteure auch vorrechneten, dass dies ca. 0,0088 Cent pro EU-Einwohner sind, die da täglich gebraucht werden, würde mich sehr interessieren; denn vielleicht meinte die Aussage „Des is ja a Wahnsinn!“ (oder so ähnlich), dass das EU-weit Ausgegebene dem Herren bei weitem zu wenig ist. Vielleicht weiß der Herr allerdings auch nicht, dass die EU aus mehr als nur Österreich, dem westliche Ungarn, Südtirol und Freilassing in Bayern besteht.
Ich bilde mir ein, ein anderer Herr hätte das alte Argument, Österreich finanziere beinahe die gesamte EU, benützt – der weiß das auf alle Fälle nicht. Apropos Herren: Ein einzige Frau aus diesem Dorfe wurde befragt, doch war sie offenbar völlig nüchtern und erzählte nur vernünftiges – also weniger unterhaltsames – Zeug. Was auch immer dieser „Report“ war, auf alle Fälle eine Freakshow.

Im Anschluss wurde auch noch Jörg Haider parodiert, also interviewt; das heißt er brachte sein Übliches, sein grinsendes Plappern angeblicher allseits gerne geglaubter Fakten, wobei die Definition „Fakten“ sich hierbei auf den Eintrag im Gratiskochbuch der Kronen Zeitung bezieht. Dabei beantwortete er die einzige Frage, die ihm der Moderator stellte, natürlich nicht. Gar nicht so schwer, dieser Rechtspopulismus, man darf nur nicht abseits davon Polizisten niederfahren und Meineide schwören, dann klappt es auch mit dem Wahlvieh. Offenbar hatte man das Nichtbeantworten des Landeshauptmannes erwartet, deshalb neben sich sogleich und im Anschluss auf den Gratis-Wahlkampfauftritt für Haider, auf Kosten öffentlicher Gelder, einen Experten sitzen, der ebenfalls nicht wusste, ob der BZÖ-Godfather nun auf Bundesebene kandidieren wird oder nicht. Er glaubt: Eher nicht. In Österreich ändert sich nämlich selten etwas, solange es für einzelne Doktoren immer noch gut läuft.

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