Samstag, 28. Juni 2008

Das Gewöhnliche stößt auf

Die Möglichkeiten der Medien sind, der Vielfalt an Technologie und Gerätschaften, Quellen und Konsumenten entsprechend, überwältigend, gerade die Stimmen der politischen Persönlichkeiten, aus den Großraum-Büros aller Länder, in das Sammelsurium des globalen Informations-Äthers einzuspeisen. Und wie sich Vögel zu einem Schwarm zusammenschließen, um als Einzelvögel einen gewissen Schutz in der Menge ihrer selbst, vor Raubvögeln und Krawattenträgern mit Schießgewehren, zu finden, so ducken sich auch die Massen der erfolgreichen und weniger erfolgreichen PolitikerInnen in die Flutwellen des allgemeinen Blablas, des angeberischen Geplärres, der gezielten Spontaneität, der hohlen Floskeln und der geschönten Unwahrheiten, die medial über uns kommen. Lügen, Unwahrheiten oder das Vorenthalten der Wahrheit - wie man es auch nennen will – schwappen in einem Ausmaß daher, so dass der Medium Sapiens mittlerweile mit nichts anderem zu rechnen hat, als von den führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens stets im Dunkeln gelassen zu werden; und es scheint in den modernen Gesellschaften das Einverständnis zwischen PolitikerInnen und MedienmacherInnen zu herrschen, dass die einen irgendetwas sagen ohne etwas zu sagen, während es die Aufgabe der anderen ist, der Öffentlichkeit daraus die möglichen Absichten und Handlungen ihrer gewählten Vertreter zu interpretieren. An diesem Zustand haben wir uns bereits gewöhnt, so dass ein wesentlicher Teil der Politik gar nicht mehr Sache der PolitikerInnen ist, sondern jener Akteure der Medien, die als Schnittstelle zwischen dem Politiker-Geist und der öffentlichen Wahrnehmung seines Handelns und Denkens fungieren. Und wo die Medien versagen, da verschwimmt das Agieren der Politik im abstrakten Wabern der Informations-Menge zu einem bedeutungslosen Hintergrundgeräusch der raunenden, explodierenden, brüllenden Menschheitsgeschichte.

Hillary Clinton ist nun Barak Obamas beste Freundin, nachdem sie unlängst angedeutet hatte, dass man nie wissen könne, ob ein Präsidentschaftskandidat wie der „schwarze“ Senator, der überlegene Konkurrent, wie dereinst RFK, nicht doch noch einem Attentat zum Opfer fällt und wenn man sich an die Vorwahl-Schlammschlacht der beiden Demokraten erinnert, so kann man sich vorstellen, wie schwer getroffen Clinton von solch einem Schicksal des besseren Demokraten wäre. Nun werden aber mittlerweile Küsschen zwischen beiden ausgetauscht und die unmittelbare Vergangenheit ist, des Wahlkampfes gegen den Republikaner McCain wegen, ausgelöscht. Welche Bedeutung haben kritische Äußerungen von Politikern, die von heute auf morgen Händchen haltend mit den Kritisierten durch das Fernsehbild hoppeln – welche Bedeutung hat das strategisch bedeutsame Hoppeln, wenn man das Vorspiel zu dieser Liebelei bedenkt? Wie gesagt: Eine strategische Bedeutung, was an Bedeutung noch bleibt, ist stets zu erraten.

Die UNO äußerst sich besorgt und mahnend gegenüber der gewaltsamen Wahl-Imitation des Tyrannen Mugabe in Simbabwe; und wo ist nun Mr. Bush, um gegen den Diktator zu kämpfen, um Freiheit und Demokratie dem geschundenen Volk zu bringen, um gegen den Terror eines Einzelnen, eines Regimes vorzugehen, wie er es meinte beabsichtigt zu haben, als er dem Irak den Krieg erklärte? Kein Öl in Simbabwe? Und warum kuschen die Vereinten Nationen, als Antwort auf das politische Schweigegelübde des südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki? Warum benennen jene, die es wissen sollten, die Situation in Simbabwe nicht beim rechten Namen, warum dauert es Jahre, ehe man den wirklichen Status der Region Dafur definiert; oder die Völkermorde der Neunziger – heute kommen sie ins Kino. Erliegt hier die Wahrheit dem Versagen der Politiker oder der Medien? Das lässt sich kaum feststellen, die Bereiche kaum auseinander dividieren.

Warum plappert die designierte Innenministerin Maria Fekter, dass es wichtig sei, sich an Gesetze zu halten, von Spielräumen für humanitäre Entscheidungen, die es vielleicht gebe und vom Spaß an der Arbeit, wenn sie letztlich zugibt, nichts anderes, als ihr Vorgänger Günther Platter, machen zu wollen. Minutenlang saß der Finanzminister Molterer im „Journal zu Gast“, um im Grunde nichts zu sagen – nichts was man nicht auch ohne sein Dasein hätte wissen oder erraten können. Fazit: Der Koalitionspartner hat Mist gebaut, man müsse überlegen, ob die Zusammenarbeit weiterhin möglich ist, aber Neuwahlen will man dennoch nicht prophezeien (solange man nicht weiß, ob sie einem nützen - was man ebenfalls so nicht sagen würde). Natürlich ist Fekter eine voll vertraute Politikerin und man werde sehen, was mit Arigona Zogaj geschehen werde, im Augenblick wisse man noch nichts, aber wie gesagt: Vollstes - Vollstes Vertrauen, vollstes Vertrauen in die Eine, die auch noch nichts sagen kann, aber die Gnade gewährt, sich an die Auflage zu halten, keine kranken Menschen abzuschieben.

Und wie sie wissen bin ich…nein, nicht enttäuscht, wenn sie mich so fragen, aber doch… man wird noch abwarten müssen, was ich bin, nachdem die SPÖ-Doppelführung der Kronenzeitung jenen Liebesbrief geschickt hat. Doch ich frage mich derweil, was ich mich seit bestehen dieser Regierungskoalition frage: Man wird also sehen, ob die Basis für eine Zusammenarbeit mit der SPÖ noch gegeben ist. Nein! Fragen sie mich nicht, denn was sie mich fragen, werde ich sicherlich nicht direkt beantworten; denn, noch einmal (latente Aggression): Da geht es nicht um mich - ich bin nur der Chef der österreichischen Volkspartei, - zu mir will ich mich gar nicht äußern, denn wir müssen mit all unserer Kraft und Härte und Stärke und Potenz erst einmal bereden, um dann vielleicht zu entscheiden, was wir dann mit aller Klarheit sagen werden. Aber es steht fest: Die anderen haben Mist gebaut und ich weiß was ich will, so wahr ich Willi Molterer heiße, so wahr ich – Gusenbauer – immer noch Bundeskanzler (und selbstvertständlich der nächste Spitzenkandidat der SPÖ) bin, so wahr ich noch nicht Innenministerin bin und ihnen noch nicht sagen muss, was ich nicht weiß oder nicht wissen sollte, so wahr ich das Stimmengewirr des EU-Parlaments bin, Kandidat für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, neuer Topmanager eines staatlichen, halbprivatisierten Unternehmens mit vor-gesicherter Abfindung von € 1,5 Millionen – Ich werde ihnen nicht sagen, was sie wissen müssen, um mich, mein Denken, mein Streben, mein Handeln einschätzen zu können, denn ich bin ein Produkt öffentlichkeitsrelativer Strategien. Ich bin nur ein Produkt kollektiver Entscheidungen zur richtigen Handhabe der öffentlichen und privaten Meinungsbildungsprozesse. Ich bin eine Marke, ich bin gar nicht echt, ich bin gar nicht vorhanden, lassen Sie mich in Ruhe - aber geben Sie mir Ihre Stimme.

Aber wen - Herr Saubermann - wählen wir, wenn nicht Menschen mit Gesichtern und Stimmen, mit Sprache und einer Wahrheit, die uns mitzuteilen sie bereit sind. Am Ende einer Legislaturperiode stehen voll gepfropfte Litfasssäulen, im Wechselklang der Medienmaschinerien und des säuselnden Lobbyismus hin und her schwingend und der Wähler ist ein, selbst in im Strom stehender, Fliegenfischer, der nach wagen Eindrücken angelt; oder bereits am Uferrand liegend, dem Treiben zusehend und sich fragend, warum er in einer Welt leben muss, in die Fähigkeit zur Heuchelei, die wichtigste Referenz für Nachwuchs-Politiker darstellt, warum es die Geschäftemacher, die Dealer und Schmeichler, die Betrüger und Laienschausteller sind, die in Amt und Würde zu wählen wären. Gebe es PolitikerInnen, die einem selbst – für sie oder andere – schmerzliche, sogar schädliche Wahrheiten nicht vorenthielten und würden wir diese zu unseren Vertretern wählen, so würden wir das politische und mediale System von innen nach außen stülpen und ein neuer Kosmos wäre geboren.

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