Donnerstag, 29. Mai 2008

Nachbesprechung

Im letzten Postulat ging ich eingehend auf mein Gräuel-Gefühl ein, das von wiederentdeckten Bildern einer mir bestens bekannten Vorgehensweise der Fleischindustrie hervorgerufen wurde.

Onkel Duke: Du hattest wohl deine Tage.

Ein wenig aufgebracht war ich sicher, zu recht. Allerdings braucht es zu diesem Thema nur wenig Informationszufließen und schon bin ich erzürnt. Aber meine Tage waren es ganz bestimmt nicht.

Onkel Duke: Schlafentzug - Kombiniert mit Koffein-Mangel? Du hast bestimmt wieder deine Kaffee-Beutel verlegt. Ich kann mir kaum vorstellen, was einen gesunden Kopf sonst dazu bewegt, eine solche Hasspredigt auf die Menschheit – vor allem auf die Fleisch-essende Menschheit – auch nur in die Nähe der Lettern seiner Tastatur zu lassen. Oder bist du verliebt? Du hast was mit einer Öko...

Verliebt bin ich recht oft...unabhängig von einer wie auch immer gearteten Lebensgesinnung. Diesmal aber nicht unbedingt in eine "Öko-Was?" - Das hat also nichts mit irgendeiner Gunsthascherei zu tun. Ich war mein eigenes Sprachrohr des spät nächtlichen Zorns, nach einem langen Arbeitstag. Im Übrigen ging es mir gar nicht darum Hass zu predigen, sondern lediglich meinem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Onkel Duke: Wäre dein Unmut ein Abschussprogramm für Nuklearwaffen, hätten wir heute irgendwo einen Haufen strahlender Menschen, die in einer brachial umgestalteten Welt-Metropole die Bürgersteine belegen.

Klingt nach einer Punk-Utopie. Aber ich bin nicht gar nicht prinzipiell gegen den Verzerr von Fleisch. Es ist jener Wahnsinn, den wir so nüchtern als Massen-Tierhaltung bezeichnen, dieser unnötige Überfluss, der auf Kosten fühlender, leidensfähiger Wesen geht und der dabei eine Katastrophe für das globale Ökosystem bedeutet, wenn Millionen an Rindsviechern über den Boden ehemaligen Regenwaldes trampeln. Aber ebenso sorgt diese Fleischindustrie für teure Lebensmittelpreise, wenn die Anbauflächen für Tierfutter das Maß überschreiten. Da braucht es nur einen zusätzlichen Verlust, in gewisser Höhe, bei Flächen für den Anbau von pflanzlicher Menschen-Nahrung und schon hungern jene, die sich keinen Hotdog auf der anderen Straßenseite besorgen können.

Onkel Duke: Hmmm! Hot Dog!

Was?

Onkel Duke: Du darfst das ganze nicht zu sehr an dich heranlassen, mein Junge. Mit verbalen Herabwürdigungen von Menschen, die ein wenig zu viel vom falschen Fleisch essen, erreichst du gar nichts – die beginnen sich aus Trotz eine "Kuh am Stock©" in den Schlund zu schieben, wenn du ihnen vorhältst wie abartig und ungesund gerade das ist.

Soll ich mir ebenfalls eine "Kuh am Stock©" einverleiben, um als abschreckendes Beispiel zu dienen, um ihnen einen Spiegel vorzuhalten?

Onkel Duke: Beim heiligen Hirsch auf der Stossstange eines Allrad-Straßenkreuzers aus Berlin-Mitte! Du bist doch kein Avantgarde-Künstler mit notorischem Stress-Syndrom. Aufklärung Junge! Aufklärung! Wenn sich die Menschen dessen bewusst wären, was die meisten Vegan-Esser zu ihrem abartigen…

He!

Onkel Duke: Ich meine wenn sie wüssten, was die meisten Öko-Freaks wüssten, würden sie sich den einen oder anderen Leberkäse verkneifen…Junge, gerade wenn sie über den Leberkäse bescheid wüssten.

Wenn unsere Freunde wüssten, was deine Ratatouille so beinhaltet. Seit du diesen Film gesehen hast…

Onkel Duke: Ich war bereits vor diesem Film ein leidenschaftlicher Rattenjäger!

Gut. Du isst, was du auf sportliche Weise erbeutest – wenn man Rohrgasbomben als adäquates Sportgerät bezeichnen will -, doch würdest du verhungern, wenn du nicht solche ungewöhnlichen Hobbys hättest? Das Perverse an dieser Fleischindustrie, ist die Maßlosigkeit der Schlachtung und Art der Tierhaltung. Wozu? Damit noch mehr Dreck in die belasteten Arterien unserer Sportallergiker gestopft werden kann? Würden wir verhungern, wenn wir nur einmal wöchentlich Fleisch essen würden, und wenn, dann solches, das aus tatsächlich artgerechter Haltung stammt?

Onkel Duke: Du willst Frischfleisch. Das kann ich verstehen.

Ich will überhaupt kein Fleisch. Ich kann darauf verzichten.

Onkel Duke: Warum schreibst du dann „wir“?

Du weißt was ich meine. Also: Würdest du ohne Ratatouille, ohne Hot-Dog, ohne Katzen-Fisch oder andere deiner seltsamen Fleischgericht-Kombinationen umkommen? Ich glaube kaum und würdest du darauf verzichten, hätten viele unschuldige Lebewesen einige Sorgen weniger.

Onkel Duke: Wer sagt das die unschuldig sind. Aber vielleicht hast du recht. Du vergisst nur Eines.

Was?

Onkel Duke: Ich bin ein Sadist.

Manche Menschen sind es aber vielleicht nicht. Allerdings habe ich kaum Hoffnung, dass Aufklärung allein eine Lösung darstellt. Ich erlebe oft genug, dass Leute von Massentierhaltung und –Tierverarbeitung, sowie vom übermäßigen Fleischkonsum, als etwas Schrecklichem sprechen, ohne etwas dementsprechend in ihrem Leben zu ändern und, vielleicht während sie es gerade aussprechen, weiterhin mit dem Verspeisen eines billigen Fleischimbisses fortfahren.
Viele wissen bescheid, ergeben sich jedoch ihrer Trägheit, weil es unbequemer wäre, sich den Tatsachen entsprechend zu Verhalten, als sich Ausreden und Ablenkungen für die innere Zwietracht zu Recht zu legen.

Onkel Duke: Vielleicht stimmt das, aber mein soziopathisches Gehirn vermag nicht einzuschätzen, wie viel Vernunft-Potenzial in den Menschen liegt.

Du bezeichnest dich immer noch als „Soziopath“?

Onkel Duke: Du verwendest immer noch Worte wie „Verzerr“?

Nun, weißt du was mich in dieser Angelegenheit besonders traurig macht?

Onkel Duke: Dass du den Reißverschluss von Ronald McDonalds Kostüm damals nicht mit Sekundenkleber behandelt, nachdem du ein paar durchgedrehte Kanalratten eingeschleust hattest?

Das hattest doch du erledigt.

Onkel Duke: Man muss es mit eigenen Händen tun, um es genießen zu können.

Nein. Es macht mich traurig, all die vielen, einzigartigen, auch schönen Menschen zu sehen, wie sie sich diesen Müll, diese aus Qual und Gewalt entstandene Biomasse, einwerfen. Potenzial haben wir Menschen vielleicht, aber man muss zusehen wie sich dieses Potenzial in - meiner Meinung nach - Maßlosigkeit und Unvernunft auflöst.

Onkel Duke: Dann mach die Augen zu.

Das kann ich nicht.

Onkel Duke: Und wieder vergießt du die vielfälltigen Anwendungs-Möglichkeiten von Sekundenkleber.

Menschenwürge

Man kann sehr viel über Vegetarier oder Vegane schimpfen, lachen, sich beklagen – so als würden diese Menschen anderen gegenüber Verbrechen oder wenigstens Frevel begehen -, dennoch hilft dies alles nichts, mich von meiner Überzeugung weg zu stoßen. Ob aufgrund des schlechten Gewissens, dass die Lebensweise eines anderen in einem auslösen kann oder der Trägheit wegen, die uns so lieb gewonnen ist, aber nur unliebsam wieder verloren: Die gesprochene nüchterne Betrachtung, die meist mit gelebter Ignoranz verwechselt wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vom Menschen gewährte Tierwürde die Menschenwürde bedingt. Bedenke ich, klar und ohne Ausflüchte vor mir selbst, durch welche grausame Maschinerie die Masse der Fleisch verzerrenden Westlich-Menschen füttert und gefüttert wird, so ist die Menschwürde dahin.

Mitleid mit den Tieren? Immer, so lange ich Mensch bin. Tiermord? Der Tot ist etwas Besonderes, etwas Heiliges vielleicht, ihn sinnlos und unnötig zu erwirken ist zumindest schändlich. Geht’s dir artgerechte Haltung, um „Bio“, um Pipapo? Natürlich. Während wir uns die entweihte Biomasse einer Industrie einverleiben, die Lebewesen wie Abfall behandelt – mit Ketschup oder Majo – und dabei grinsen, wie Orks nach einem Massaker, nicht ahnend, dass es Abfall bleibt, nachdem es als solcher bereits verdammt wurde, bis es uns im Magen landet und die Verdammnis auf uns übergeht, sinkt unser Niveau mit der Gesundheit unserer gemästeten Fleischeshülle. Wie leblose Masse, wie Abfall behandelt man das, was dennoch lebt – weitergereicht, in den Schnitzeln und Kebabs der Nationen, macht es die Endverbraucher zu Abfalleimern und wie leblose Masse sind sie blind für das was geschieht; und wenn sie doch sehen und hören, missachten sie ihren Ekel, lösen in auf in Relativierungen, damit er sie nicht an das erinnert, was sie in Wahrheit eben gegessen haben: Kein sauber verpacktes, ausgeblutetes, formgeschöntes Stück Genussmittel aus dem magischen Reiche Irgendwo-Miregal, sondern das Endprodukt einer unmenschlichen, grauenvollen Perversion.

Der Mensch lebte – auch in Europa – einst mit den so genannten Nutztieren in einer Beziehung, von der er abhängig war. Der Mensch ist nach wie vor vom Tiere abhängig (auch wenn ihm das nicht mehr bewusst zu sein scheint, oder gleichgültig). Doch wie ehren und respektieren wir das Leben jener Wesen, die uns das Leben ermöglichen? Massentierhaltung – der Name des wirklichen alltäglichen Wahnsinns. Was sagt dieser über uns aus? Wohl: Vor allem wie erbärmlich wir sind, der Schöpfung Krone, die Herrscher über das Tierreich. Und wie nennt man schlechte Herrscher? Tyrannen wohl. Was mit solchen geschieht? Die meisten Enden in der eigens herbeigeführten Zerstörung ihrer selbst. Aber selbst wenn sich das nicht wiederholen sollte, wenn das Schicksal einzelner nicht für die ganze Masse derer gilt, die gleich Mastschweinen sich mit den Überresten von Mastschweinen füllen, an jeder Straßenecke, in jedem Imbissladen, in jedem Restaurant, in jedem Fast-Food-Lokal, mit unidentifizierbaren Fleischmassen als Auswurf von Ausblutungs-Zerfleisch-Maschinen, in welche die Schatten von Lebewesen eingefügt werden, deren Körper zuvor geschändet in der Folterkammer der Vollgepfropftheit groß-geimpft wurden. Die Gewalt der pharmazeutischen Wundermittel zungenküsst das Verbot für verdammte Tiere, über ihren eigenen Körper zu verfügen, ihn wenigstens benutzen zu dürfen, ihn bewegen zu können, ehe sie verfrachtet, getötet, geschlachtet werden. Unsinn = Ware!

Ja, Fleischfressen ist natürlich, so natürlich wie die Behandlung eines mit Aufbaustoffen und Medikamenten voll gepumpten Kalbes, das nie das Sonnenlicht oder eine Weide sehen konnte, ehe es 5000 Km über den Globus an jenen Ort verfrachtet wird, wo ihm ein Bolzen in den Schädel gejagt wird und es hoffentlich sogleich stirbt, um nicht mehr zu spüren, wie man ihm den Kopf vom Körper trennt, vorauf man seine Bestanteile tiefgekühlt, um diese die nächsten 5000 Km über die Lande zu zerstreuen. Iss brav auf, damit die du groß und stark wirst. Fleisch ist gut für ihr Kind. Wir sind nicht in der Lage Tiere ohne synthetische Stoffe, ohne Elektronik, ohne Subventionen zu züchten, wir schaffen es nicht einmal, sie ohne einen mechanischen Bolzenschläger zu töten, sie ohne Hilfe von Maschinen zu zerlegen. Wir wissen nicht mehr, wo wir unsere Unterhosen kaufen sollen, ohne das Internet zu befragen. Allerdings wissen wir, wo wir Fleisch herbekommen - beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit. Fleischfressen ist natürlich - unser Fleischkonsum ist es allerdings nicht.

Bist du was du isst, oder wird das was du isst zu dir? Wissen wir nicht längst, dass wir der Abschaum dieses Planeten sind, sein Krebsgeschwür, eine sich endlos ausbreitende Krankheit, die alles Leben dieser Welt vergewaltigt, verdirbt, verseucht? Also haben wir unsere Nahrung unserem Lebensstil angepasst: Mehr von allem, verderbter, pervertierter, verseuchter, hergestellt aus 100% vergewaltigtem Körper. Massentierhaltung, Massentierverarbeitung: Ein Orgasmus der menschlichen Zivilisation. Na dann: Mahlzeit.

Dienstag, 27. Mai 2008

Wer wird es werden

Vieles ist noch unklar, das nähere Informationen über die jüngsten Verhaftungen von Tierrechtsaktivisten in Österreich in den Anschein öffentlich sichtbarer Fakten bringen könnte. Die Einen werfen den Anderen vor, eine – wie auch immer geartete – radikale Organisation gebildet zu haben, die einen jener Anderen werfen jenen Einen vor, bereits seit längerer Zeit eine solche Organisation zu sein. Bei all diesem anfänglichen Definitions-Geplänkel, das auf die Deutung abzielt, wer hier radikal, kriminell, überzogen reagierend oder schlicht politisch manipuliert ist, kann ich den Einwand der Grünen, dass die Polizei in diesem Fall unverhältnismäßig gehandelt habe, am ehesten nachvollziehen, wenn ich mir das Kindercafe Lolligo, mitten in Wien, ansehe, das die Polizei im letzten Jahr mehrmals besucht – nach Angaben betroffener „gestürmt“ – hatte, weil man dort zivilen Ungehorsam gegen die Kameraüberwachung eines Kinderspielplatzes vermutete. Offenbar hatten durch die Verhaftungen irgendwie Betroffene, Verbindungen zu jenem Kindercafe.

Zudem muss man sich die Frage stellen, wenn ein solch dringlicher Handlungsbedarf gegenüber radikalen, international organisierten Tierschützergruppen besteht, warum dann nicht wesentlich gefährlichere Individuen in Untersuchungshaft, anstatt in europäischen Regierungen, sitzen – diese setzten sich, nicht minder militant, für die Vorteile von Mensch-Schweinen ein, einer Spezies die zwar weder echtes Schwein, noch tatsächlich etwas Menschliches darstellt, die jedoch genug tierische Ferkeleien verbuchen kann, um teilweise unter das Tierrecht zu fallen (eine entsprechende Studie, in welchem Ausmaß dies gilt, wird gerade, auf Anregung der EU, erarbeitet – ob die Antikorruptions-Reform fruchten wird, hängt dummerweise vom Wirken des zu Bekämpfenden ab).

Da an die Mensch-Schweine allerdings keiner herankommt, die Fußball-EM mediengünstig für ein Ablenkungsmanöver bereits in den Startlöchern steht, scheinbar eine rechtliche und friedliche Aktion mehrerer Tierschutzorganisationen in größerem Ausmaß bevorsteht, zu denen die Verhafteten Kontakt oder Mitgliedschaft pflegen und des weiteren allmählich die verdächtigen Muslime ausgehen – zumindest will man sich selbst nicht verdächtig durch die Eintönigkeit seiner Verdächtigungen machen – liegt es nahe, das einmal ein Gruppe von Tierrechtlern drankommt. Die Justiz wird klären, ob mit Recht oder ob die Polizei – mittlerweile von der Korruption und willkürlichen Verfügungen durch Politiker gereinigt – hierbei nur half, die Tierschutzbewegung zu diskreditieren, was jedenfalls gelungen sein dürfte, ob sich die Aktion nun als legitim herausstellt oder nicht.

Es bleibt jedenfalls zu beobachten, denn dieser Fall könnte sehr viel über gewisse Machenschaften in unserer Republik und ihrer EU zu Tage fördern; ob nun eine manipulierte Exekutive oder eine militante Gruppierung von „Rechtlern“ dabei dumm ausschauen wird, wird sich hoffentlich bald erweisen. Wir – die Zivilgesellschaft - sollten in jedem Fall bereit sein, zu handeln, sobald wir den Feind erkennen, denn das was diese EU und ich persönlich keinesfalls in noch größerem Ausmaß ertragen können, sind Netzwerke von Menschen-Schweinen, die meinen, das Recht, durch Gewalt, zu ihrem Vorteil (oder dem Vorteil anderer) deformieren zu dürfen – ob sie nun Polizeihelm oder Palästinenserschal tragen. Ob sich nun die Polizei selbst entlarvt hat oder Angehörige der Tierschutzbewegung ins eigene Fleisch geschnitten haben: Eine dieser beiden Gruppen verdient unseren vorurteilslosen Zorn; eine der beiden Gruppen scheint nicht zu verstehen, welchen Schaden sie durch ihren Dilettantismus und ihre Dummheit anrichtet.

Freitag, 23. Mai 2008

Liberalisierte Zwiebeln

Heute war ich im Supermarkt Zwiebeln kaufen, was wenigstens für mich – als anerkanntem Zwiebelkoch – recht aufregend war. Immerhin warte ich seit Längerem auf eine Gelegenheit, solch kulinarisches Basisgewächs einzukaufen, ohne auf Bestände aus der Volksrepublik China zugreifen zu müssen, und auch keine sonderlich langen Wege, vom heimatlichen Kühlschrank aus, unternehmen zu müssen. Heute war es endlich soweit: Da gab es u.a. Zwiebeln aus Holland. Ich weiß nicht, ob es in den Niederlanden ebenfalls illegale Arbeitnehmer gibt, die für einen winzigen, unsicheren Lohn, unter miesen Arbeitsbedingungen, Gemüse-Großbauern gewaltige Summen ersparen – wie es jedenfalls und beispielsweise in Spanien/Almería der Fall ist, doch gehe ich noch nicht davon aus.

Ebenfalls aufregend: Die - übrigens - "weißen" Zwiebeln aus Holland(1) – von denen man keinen Tulpenwuchs erwarten muss – kosteten um 40 Cent mehr, als die Zwiebeln aus NEUSEELAND(2). Ich wusste dass man dort wunderbare Natur-Filmkulissen vorfindet, aber nicht, dass das unterirdische Nahrungsgewächs des Pazifiks eine so unwiderstehliche Bedeutung für Europa hat. Ich kenne die heimische Vegetation und die klimatischen Bedingungen gut genug, um zu wissen, dass wir auf einen Eigenanbau von Kiwis, Bananen und Litschis noch ein paar Jahrzehnte warten müssen, ehe sich das Klima entsprechend erwärmt hat. Dass aber ausgerechnet die europäische Allround-Küchenzutat Zwiebel von der anderen Hemisphäre her importiert werden muss, wo doch in den nachbarlichen Schreber(Klein)gärten so herrliche Exemplare den Beweis für die Unnötigkeit dieses Vorgehens antreten, übersteigt mein ohnedies geringes Verständnis für den „liberalisierten“ Warenverkehr (vor allem wenn man bedenkt, dass Zwiebeln freier - oder liberalisierter - sind als Menschen).

PS: Die Zwiebeln aus Holland und Neuseeland stammten von der selben Abpacker-Firma aus dem Marchfeld (Niederösterreich), dem hiesigen Gemüse-Eldorado und sahen völlig gleich aus.


1)Strecke per Straße, von Wien bis zur niederländischen Grenze: ca. 1000 Km.
2)Strecke per Luftlinie, von Wien nach Auckland: 17.843 Km.
Differenz: 17.843 km - 1000 km = -40 Euro-Cent für den Endverbraucher, basierend auf dem logisch nachvollziehbaren System von Angebot und Nachfrage

Opfer der Unwissendheit

Unwissendheit schützt vor Strafe nicht, demnach nicht vor Schuld und ebenso nicht vor Handlungen die dem Unwissenden selbst Schaden zufügen. Beispielsweise kann man aus Unwissendheit in eine Falle, die in einem Vertrag lauert, hineinfallen; kann aus Versehen oder aufgrund von Missverständnissen eine Unterschrift mit schlimmen Folgen setzten – wie auch immer: Der Unwissende ist selbst schuld. Der Wissende hingegen, der die Unwissenheit des anderen ausnützt ist unschuldig – ihm wird Erfolg zuteil. Zumindest wenn man sich in der Masse an, über die Masse und von Seiten der Masse geäußerten Vorurteilen umhört und umsieht, kann man zunächst diesen Eindruck gewinnen.

Dass Wissen ein Kapital, auch eine Form von Macht ist, wird jeder alsbald einsehen, auch, dass gleiches Recht für Alle gelten sollte (muss). In unserer Realität haben wir jedoch eine Vielzahl komplizierter Systeme entwickelt, in denen die mit dem meisten Wissenskapital – auch auf ein bestimmtes Feld beschränkt – das Recht vor all jenen auf ihrer Seite haben, die an Wissenskapital ärmer sind.

Der Begriff des „Opfers“ wird dieser Tage – meiner Wahrnehmung nach – immer stärker mit dieser Eigenschuld verknüpft, was im Grunde unserem angestrebten Rechts- und Gerechtigkeitsverständnis zuwiderlaufen sollte. Hat nicht bereits Cicero, als „Pragmatiker“, nach den philosophischen Vorgängern der Wissenschaft vom Staate festgestellt, dass eine Gesellschaft ohne Gerechtigkeit keinen Bestand haben kann? Wie weit müssen wir von dieser Erkenntnis entfernt sein, wenn die Masse der Ansicht ist, dass die Gerechtigkeit immer in Händen des Stärkeren liegt, welcher in unserer Gesellschaft gleichsam der Reichste ist - sowohl an Geld-Kapital, wie auch an Wissenskapital. Welch eine geistige Mentalität wächst da heran, wo in sämtlichen Foren und Chats, das Wort „Opfer“ als herabwürdigendes Schimpfwort gebraucht wird? Und das, bei all der emsigen Verteidigung des christlichen Abendlandes. Jesus war ein Opfer und er erkannte sich selbst in all jenen Armen, Schwachen und Hilflosen, mit denen wir gleichsam ihn selbst aufnehmen, beherbergen, verpflegen, schützen und unterstützen, sowie ihnen zur Gerechtigkeit verhelfen. Aber mit der Kultivierung des „Opfers“ zum Sündenbock, zum schwächsten Glied, von dem wir meinen, es in sozialdarwinistischer, faschistoider Weise zu Recht zu missbrauchen, verstoßen wir den, der nach Meinung von ca. 2,1 Milliarden Christen, der Sohn des einen Gottes ist, dessen Inkarnation auf Erden selbst war. Und wir zerlegen, einem wütendem Kinde gleich, unsere Zivilisation und so genannte „Wertegesellschaft“. Schon wieder!

Mittwoch, 21. Mai 2008

Anti-Stigmatisierungs-Reform - mit offenen Fragen

In Österreich soll das Sozialsystem über das AMS vereinheitlicht und damit reformiert werden, hierbei soll eine allgemein gültige Mindestsicherung dienlich sein. Hauptkritiker, unser allseits beliebter Augustin-Kolumnist und Sozialexperte Martin Schenk sieht darin eine bloße Erneuerung der Fassade. Verfechterin – in einer Ö1-Diskussionsrunde von heute Abend – und Stadträtin Wiens (für soziale Gesundheit oder gesunde Sozialleistungen) Sonja Wehsely hatte jedenfalls die Garantie parat, dass die Reform eine Entstigmatisierung der betroffenen Sozialhilfeempfänger bedeute, da diese z.B. nicht mehr zu ihrem öden Bürgermeisterbüro, sondern zum öden/überlaufenen Büro des AMS gehen müssen. Außerdem wird per behördlichen Schein nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein, dass es sich bei dem Inhaber des selbigen um einen Sozialhilfeempfänger handelt – erst auf den zweiten Blick. Dadurch sollen sich vor allem die Betroffenen besser fühlen, ebenso die jeweiligen, zufälligen oder bewussten Beobachter, welche sich hierauf nicht mehr gedrängt erachten, den offenbarten Sozialhilfeempfänger auszulachen, zu veralbern und mit Kaffeebechern, sowie 1-2 Cent Münzen zu bewerfen – ihn also nicht mehr zu „stigmatisieren“.

Dass bei dieser Vereinheitlichung auch gewisse Zusatzleistungen, die den speziellen Situationen der Hilfesuchenden angepasst sind, wegfallen könnten, hatte Schenk angemerkt, worauf allerdings vor allem das Anti-Stigmatisierungs-Gefühls-Argument erneuert wurde.

Ich weiß nicht, ob Frau Mag. Wehsely bereits über einen längeren Zeitraum pleite war, um feststellen zu können, dass sich eine solche Lebenssituation nicht besonders gut anfühlt – nicht weil man sich stigmatisiert und von der Gesellschaft abgestempelt vorkommt, sondern weil man sich einfach nichts leisten kann, das einem das Leben erträglich machen könnte (Heizung, Medienkonsum, öffentliche Verkehrsmittel, Schokokekse) – selbst wenn sich die Pleite nicht unmittelbar lebensbedrohend auswirkt. Die Betroffenen hören vermutlich gerne, dass sich die Verantwortlichen des Sozialsystems über ihre möglichen Befindlichkeiten, die Aufgrund des unangenehmen Antragsstellens um Sozialhilfe aufkommen können, sorgen. Ein wenig lieber wird und sollte ihnen jedoch sein, zu hören, was das System konkret leistet, um die Situationen der Menschen zu verbessern – individuell, was nach Schenks Meinung gerade durch die Reform eingeschränkt wird, obschon es angeblich genau daran AMS-intern mangelt.

Wie beim Gesundheitswesen, muss man sich auch bei dieser angestrebten Neuerung fragen: Effizienzsteigerung oder Kosteneinsparung. Das eine schließt das andere nicht aus, bedingsbumst es aber auch nicht. Klartext wäre erstrebenswert – damit auch meiner in diesem Blog nicht all zu blöd dasteht.

Dienstag, 20. Mai 2008

Österreichische Debatte über die Reform des österreichischen Gesundheitswesens

Österreichische Debatte über die Reform des Gesundheitswesens? Was sollte man darüber schreiben?
Ich kann nicht sagen, ob es zweckdienlich – nämlich für die Patienten – wäre, wenn man den Ärzten vorschreiben würde, was sie, von welchem Hersteller, in welcher Form verschreiben dürfen - wobei sich der Schrei nach mehr Generika, im Gebot der ausschließlichen Wirkstoffverschreibung zu ersticken scheint, es sei denn, die Apotheker verzichten freiwillig auf Einnahmen, wovon der Sozialstaat allerdings auch nichts hätte. Im Zweifelsfall, und der ist gegeben, es sei denn, ein langsam sprechender TV-Pädagoge erklärt mir noch einmal, warum die bisher veröffentlichten neuen Vorschriften, in Detailbereichen wie dem Missbrauchschutz der E-Card oder der Form(alität) der Medikamenten-Verschreibung das Gesundheitssystem großartig entlasten würden, - im Zweifelsfall also, entscheide ich mich einerseits für den Arzt als Chefkoch der Rezeptur des für mich bestimmten Gesundheitscocktails, da dessen Geschäftsziel gesunde Patienten sind, während der Apotheker naturgemäß vor allem einen möglichst hohen Umsatz mit dem Verkauf diverser Mittelchen erzielen will, wobei ich nicht bestreiten möchte, dass auch er ausschließlich von gesundenden Kunden profitiert, wenn auch diese Gesundung nicht unbedingt an den Preis gekoppelt ist – was dem verschreibenden Arzt egal sein kann, es sei denn er wird von Pharma-Firmen geschmiert. Aber das will ich nicht voraussetzten, wenn ich fordere, dass den Ärzten das selbständige Arbeiten gestattet bleiben soll.

Andererseits kann ich die Regierung gut verstehen, wenn sie von den einzelnen Ordinationen mehr Kontrolle darüber fordert, wer mit welcher Sozialversicherungsnummer was von der Krankenkassa gezahlt bekommt. Immerhin tragen die Kassen die Verantwortung für die Verwaltung sämtlicher Mitgliedsbeiträge, die den praktizierenden ÄrztInnen und ihren MitarbeiterInnen nicht gleichgültig sein sollten. Ob diese verbesserten Kontrollen allerdings das Gesundheitswesen ausschlaggebend modifizieren würden, weiß vielleicht Prof. Mag. DDr. Günther Hosenträger – der in den Medien allerdings völlig unterging?

Immer wieder wird von der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK) als Musterbeispiel berichtet. Diese wirtschaftet offenbar sehr gut, so eine Erkenntnis, mit welcher nicht viel angestellt zu werden scheint, auch wenn die politischen Verfechter der bisherigen Reformvorschläge, die die Ärztekammer auf den Großglocknergipfel der Entrüstung treiben, behaupten, man wolle die übrigen Kassen der OÖGKK anpassen.

Warum – bei Paracelsus Wanderschuhen – beklagen sich die Ärzte und Politiker Oberösterreichs, sogar aus den Parteien der Verfechter, über die angestrebte Gesundheitsreform dermaßen? Fragen über Fragen – ich weiß, es ist unfruchtbar, aber in dieser Causa habe ich nicht mehr zu bieten. Dafür aber noch mehr Fragen: Stiegen die Ärzte in Oberösterreich je auf die angedeuteten Barrikaden? Wird den Ärzten die Verschreibung von Generika bzw. ausschließlich von Wirkstoffen, deren pharmazeutische Produktform die ApothekerInnen bestimmen dürfen, von der OÖGKK vorgeschrieben? Gibt es in Oberösterreich strengere Kontrollen gegen die Sozialversicherungs-Piraterie (welch ein boulevardeskes Wort)im Vergleich zu anderen Bundesländern? - ein Phänomen von dem mittlerweile gesprochen wird, als wäre es quantitativ auf der Höhe der Banken-Korruptionsfälle angelangt. Wo nicht, scheint der Erfolg der OÖGKK vermutlich am wirtschaftlichen Management zu liegen. Über dieses wird aber nicht debattiert – über alles andere offenbar schon.

In dieser Aneinanderreihung gegenseitiger Missverständnisse, die den jeweiligen Verhandlungspartner erzürnen und das Ausbügeln von Ungereimtheiten in eine Länge zieht, die durchaus als „österreichische Bügelfalte“ in die Geschichte eingehen könnte, wenn von vergleichbaren politischen Entscheidungsprozessen die Rede ist, sollte man sich darauf beschränken offen über Anliegen und Ziele zu sprechen, anstatt die Betroffenen und Konsens-Beteiligten mit bereits vorausgeschickten Maßnahmen-Paketen, die die Anliegen und Ziele überdies zu vernebeln scheinen, zu verunsichern.

Gut, gut! Raphael sagte, ich solle mich aufs Wesentliche beschränken. Also: Ehrlichkeit und Offenheit, sind selten in öffentlichen (ja, richtig…) Debatten, aber scheinbar auch bei nicht öffentlichen Entscheidungsprozessen zu finden - Obwohl Ehrlichkeit und Offenheit einem sehr viel Zeit, Energie und Erfolgschancenreduktion sparen. Als vernünftiger Mensch unter Menschen ist man sich darüber im Klaren, tut aber alles Erdenkliche um sich nicht daran erinnern zu müssen. Ich weiß natürlich, dass das oberste Ziel am Ende eines Seminars für Führungspersonen zur richtigen Verhandlungsstrategie, ein etwas smarterer, etwas besser gekleideter, etwas besser gebildeter und mit etwas wichtigeren und komplexeren Themen beschäftigter Klon eines Gebrauchtwagenhändlers aus Dallas ist, in solchen der Teilnehmer transformiert wird, auf dass er seinen energetischen, strategischen Taurin-Rhetorik-Elan auch in der Politik zur künstlichen Blüte treiben kann. Auch will man selbstverständlich nicht all seine Karten offen legen, wenn man meint, aus einer entsprechenden Verhandlung, mit etwas Vorsicht, mit etwas Geschick einen persönlichen Vorteil herausholen zu können. Ist diese Spielerei aber notwendig, in solchen Debatten wie um die Reformierung/Restaurierung des österreichischen Gesundheitswesens – oder können die Beteiligten, aus lauter Gewohnheit, schon nicht mehr anders? Vielleicht müssen wir auch in einem ganz anderen Bereich „restaurieren“, bevor wir uns ans Gesundheitswesen machen.

Setzen wir eine geschlechtlich heterogene Gruppe von Schülern ins Verhandlungszimmer und wir erhalten bis zur großen Pause ein Ergebnis, das von allen Beteiligten unterzeichnet werden kann. Das Alter ist, bei all der zunehmenden Lebenserfahrung, doch manchmal ein Fluch dessen genauer und hoch offizieller Name „Verkomplizierung“ lautet – aber nicht aussprechen, sonst trifft euch der Fluch ebenso.

Samstag, 17. Mai 2008

Weniger Geld (für Dinge die damit nichts zutun haben sollten)

Schlägt man eine beliebige Zeitung auf, schaltet man Radio oder Fernsehen ein, um dort Berichten oder Kommentaren zu sozialpolitische Themen zu begegnen, so entdeckt man immer wieder, wie einfach die Welt doch funktioniert: Alles dreht sich ums Geld. Egal wie Komplex die Problematik, wie vielfältig die Inhalte sind und auf welche Lösungsansätze die jeweiligen Autoren aufmerksam machen wollen, die letzten Zeilen sind stets einer Ermahnung (selten einer konkreten Forderung) zur Bereitschaft von finanziellen Investitionen in den jeweiligen Problembereichen gewidmet. Die Menschen müssten sich „vor allem“ verständlich machen, dass hier und da, dies und das vor allem Geld koste und man bereit sein solle, dies her zu geben. Eine einfache Lösung für eine einfache Gesellschaft. Leider ist sie – in der verwirrenden Welt der Sozialpolitik – nicht ganz richtig.

Die vollkommene Bewertung der kompletten Gesellschaft, der gesamten Welt, letztlich des Umfanges des wahrnehmbaren Universums mittels Geld, ist ein Fehler, der unter anderem Ursache jener Probleme ist, die wir mit „unserer“ Jugend zu haben glauben. Diese hält uns aber vorrangig einen Spiegel vor, denn ihre Gewaltbereitschaft und Perspektivlosigkeit hängt mit Vorbildern zusammen, die nichts anderes (mehr) können, als in einer pseudo-liberalen, globalen Vermarktungsgesellschaft gegen die Konkurrenz Geld zu „machen“. Alles wird mit Geld bewertet und bemessen, alles steht in Wettbewerb zueinander, das gegenseitige Bescheißen um den Siegerlohn des finanziellen Erfolges stellt das höchste Gut unseres Daseins dar. Entsprechend ist der Drang nach Prestigeobjekten, entsprechend der Frust bei den Einen, die Weltanschauung bei den anderen Einen – und die Kids spielen GTA 4, weil man dort auf einfachen, virtuellen Wegen all diese Werte unserer Gesellschaft sich erfüllen kann.

In dieser Hinsicht – aktuell also das Thema der problematischen Jugend – braucht es kein Bisschen mehr Geld um die bestehenden Konflikte zu lösen. Im Gegenteil: Weniger Geld verdienen, um sich weniger Müll zu kaufen, den einem die Werbung einredet, dafür mehr Zeit mit den Kindern verbringen - das wäre ein Weg. Bedenkt dass ihr sterben werdet und das eure Kinder irgendwann erwachsen sein werden, ebenso enttäuscht und desillusioniert wie ihre Eltern, in einem vom Geldwert leergefegten Kosmos. Ihr habt nicht ewig Zeit euch um all jene zu kümmern, die euch nachfolgen werden, um für die Ungeborenen eine Welt vorzubereiten, in der es sich lohnt erwachsen zu werden. Die Kids verstehen früh genug , was für eine Welt die Erwachsenen erschaffen, sie eifern ihnen nach und ergeben sich ebenso dem künstlichen Rausch, da nichts anderes mehr Sinn zu machen scheint, als dieser – mit Ausnahme des Gelderwerbs. Weniger Geld, nicht mehr, für den Alkoholkonsum ausgeben, dafür mehr Zeit für ganzheitliche Gesundheit investieren, etwas, das sich nachzuahmen lohnt.

In unserem marktorientierten Kosmos ist nur der/die ein/e gute/r Bürger/in, der/die der Wirtschaft fleißig Geld hinzu-konsomiert. Gebt ihr aber weniger Geld für unnötige Güter aus, verbringt ihr weniger Zeit in Shoppingcentern, auf Einkaufsstraßen, zwischen Fastfood und Fast-Consuming: Dann werden die Jugendgangs vielleicht seltener danach trachten, Autos zu plündern, um sich all die Mobilfunk-Klingeltonschulden leisten zu können.

Erst wenn der letzte Jugendliche im Vollrausch, auf seinem Moped, gegen die Front einer modernen, raumeffizienten Wohnanlage, mit Supermarkt und ½ m² Terrassen für die Verwahrung von Topfpflanzen rast und sein mit 3 Promille angeheitertes Gehirn über die Glasfront eines, mit nichts sagenden Plakaten über die Wunder kosmetischer Schönheit ausstaffierten, Beauty-Saloons rinnt, dann werdet ihr vielleicht verstehen, das Geld nicht die Liebe ersetzen kann.

Bevor man also überbezahlte Experten jeglicher Art daran setzt, der Politik teure Programme zur Symptombekämpfung solcherlei Gesellschaftsprobleme zu verschreiben, sollten Eltern – und zwar nicht einzeln, sondern gemeinschaftlich - daran gehen, einfach das zu tun, was sie am besten können: Ihren Kindern Liebe geben. Dies kann kein Regierungsprogramm mit noch so vielen Geldmitteln herstellen. Raus aus den Wirtshäusern, weg vom Spieltisch, fort von den Kreditanstalten. Nehmt euch Zeit für eure Kinder und offenbart ihnen über dies eine Welt, in der nicht das größte KFZ, die höchsten Stöckelschuhe, die dickste Brieftasche als Wert zählen; in der nicht Alles was gesagt, getan und gegeben wird, bis hin zum Menschen selbst - vor allem den Frauen, also auch den Müttern –, als Ware betrachtet wird.

Was nützt euch eure neue Stereoanlage mit den aktuellen pop-illusionären Hits, wenn ihr Tod seid und eure Kinder in schmalen Gassen zwischen Einkaufszentren sitzen, ihr letztes Kleingeld für den Spielautomaten oder den nächsten Kanister Wein zusammenkratzend; an Orten aus Beton, Glas und Stahl, an denen es keinen Platz zum Träumen gibt. Man macht sich über die Ideen der 68er lustig, doch der Zynismus und die Ignoranz gegenüber „Love & Peace“ pinkeln euch gerade – in Gestalt eurer eigenen Nachkommen – in die Telefonzellen, schlagen eure Autoscheiben ein und verprügeln euch, wenn ihr alt und schwach seid – ganz so, wie es ihnen die von euch geschaffene Umwelt beigebracht hat.

Leert eure Wohnungen von all den unbrauchbaren Lifestyle-Accessoires und füllt sie mit Kinderlachen; versteckt euch nicht vor der Wildheit der Heranwachsenden, sondern reicht ihnen einen starken Arm, wenn sie diesen brauchen, der weder Zigaretten noch Bier, sondern eine offene Hand bereit hält – jederzeit da seiend für eine liebevolle Umarmung.

Milliardenkosten fürs Gesundheitssystem, Millionen für Altersteilzeit, „Unsummen“ für die Bildung: Ja, alles kostet Geld, doch Geld ist eben dazu da, um Waren zu besorgen, die etwas kosten, um es auszugeben. Darüber hinaus sollte es Nichts in eine Entsprechung zwingen, das zu wichtig für den Begriff „Ware“ ist. Wir brauchen nicht mehr Geld für Pipapo, wir brauchen mehr Lebenssinn und mehr Verstand, um erkennen zu können, dass das Geld dem Handel zwischen Menschen dient, nicht das Handeln der Menschen dem Geld. Vielleicht erkennen wir - als Gemeinschaft - dann auch, dass nicht alles Geld kosten muss, nicht alles in Geld gewertet werden soll und nicht alles mit Geld gehandelt werden darf. Auf das es auch unsere Jugend erkennen mag.

Freitag, 16. Mai 2008

Die Anfänge

Am Mittwoch hatte sich in der Müll-Hauptstadt Neapel ein Mob gebildet, der die Absicht hatte, seinen Frust über die heimische Politik, an den dort lebenden Roma auszulassen. Gestern wurden viele Roma von der Polizei aus dem betroffenen Stadtviertel hinfort eskortiert. Man sieht, dass der anfeindende, gegen Minderheiten gerichtete Rechtspopulismus, der europaweit dank der politischen Trägheit geduldet wird, irgendwann nicht mehr ohne sichtbare, direkte physische Folgen bleibt. Wehret den Anfängen

Mittwoch, 14. Mai 2008

Ablenkung

Der Fall „Kampusch“, der letzte Inzest-Fall „Fritzl“ und – ganz aktuell – der Fünffachmord eines Oberösterreichers an seiner Familie, sowie zahlreiche Amokläufe, vor allem im benachbarten Deutschland, in den letzten Jahren. Die Täter waren allesamt Inländer und in den meisten Fällen alles andere als jugendlich.

In der Zeitung vom letzten Wochenende, gab es hierzu einen Witz über den Generalverdacht, dem sich, bezüglich des Falles „Fritzl“, knauserige Menschen aussetzten könnten (Der Standard). Witzig: Denn für viele so genannte „Ausländer“ sind diese Generalverdächtigungen, auch von Seiten der europäischen Regierungen, Realität geworden – und sie beziehen sich nicht nur auf ihr Verhalten, sondern auch auf ihr Aussehen oder ihre ethnische Zugehörigkeit; und zur Begründung genügen weit geringere Einzel-Verbrechen, als jene, die Fritzl beging.

Anderes vom Katzelmacher

Um aus meiner Sicht zu erzählen: Ich wurde niemals – auf meinen unzähligen Spaziergängen, auf unterschiedlichsten europäischen Straßen, in unterschiedlichsten Gegenden – von (jugendlichen) Menschengruppen, deren Äußerlichkeiten auf außereuropäischen Ursprung schließen lassen, angepöbelt oder auch nur blöd angeblickt. Während ich jedoch – vor allem in Wien – Menschen mit inländischem Akzent am Rande von Würstelbuden erblicke, welche, in Grüppchen zusammenstehend, passierenden Frauen entgegen und hinterher blöken (anschließendem Hyänen-haftem Gekichere), gleichsam einer Horde Bier trinkender, brunftiger Weidetiere auf zwei Beinen - Was ihnen nichts nützt. Immerhin wissen die angeschnaubten Damen, abgesehen von ihrem naturbedingten Desinteresse, dass Sodomie gesetzlich verboten ist, weshalb die männlichen Rindviecher solchen Verhaltens ohnedies nicht auf eine Paarung hoffen können.

Selbst in meiner Jugend in Salzburg, das Gerüchten nach von türkischstämmigen Menschen überschwemmt wird, was ich als Schauer, der 24 Jahre lang in dessen Landeshauptstadt gelebt hat, verneinen kann, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mit dieser Volksgruppe. Genauso wenig in meiner Zeit in Meidling oder Rudolfsheim-Fünfhaus, Wiens Zuwanderer-Bezirken für Familien mit geringem Einkommen. Jene Grüppchen, die mir einst, bei den Streifzügen durch das alkoholisierte Nachtleben, unbegründet gewaltsam oder feindselig begegneten, sprachen derbes Österreichisch und hatten in ihren Familien offenbar keinerlei Vorbilder für ein sozial adäquates Verhalten, dafür jede Menge angestaute Agressionen. Aber vielleicht ziehe ich gerade solche, aus unerfindlichen Gründen eher an, als die Gewaltbereitschaft anderer - Liegt vermutlich an meinem "südländischen" Charme. Möglicherweise kann man aber auch gesellschaftliche Randbezirk-Bewohner riechen (oder eben nicht), zu denen ich vermutlich genauso gehöre, wie Minderheiten mit Migrationshintergrund (oder -Vordergrund). Bei den Grüppchen augenscheinlich türkischstämmiger Jugendlicher sehe ich übrigens, in der Regel, selten Anzeichen von Alkoholkonsum (auch selten Zigaretten). Bei Inländern? Mit Blick in eine der üblichen Lokal-Ansammlungen, mit mieser Musikathmosphäre und den Betreiber-Versprechen "Wir verkaufen keinen Alkohol an Leute die wie unter 16 aussehen", erübrigt sich diese Frage. Und: Wart ihr schon einmal auf einem Studentenverbindungsfest? Oder habt ihr je einen Jung-ÖVP-Stand in der Disko erleben können? Von einem Perser habe ich jedenfalls noch nie Alkohol, in Form eines Werbegeschenks, erhalten.

Unhöflich und roh angesprochen, wie aus dem Nichts heraus, wurde ich einmal sogar von einer – nach eigenen Angaben – Bürobesitzerin im Magistrat Salzburg, welche eindeutig Inländerin war. Niemals jedoch von einem Mitglied der Türkisch sprechenden Personenansammlungen, die den Frauen übrigens im höchsten Falle nachblicken, ihnen jedoch nicht ins Gesicht schnaufen, wie ich dies bei urtümlicheren Landsleuten durchaus beobachten musste. Mir persönlich fiel auf, dass sich Annäherungen an Frauen, durch fernländisch wirkende Menschen, im Übrigen eher leise vollziehen, während bei Alltagsgesprächen auf Arabisch oder Türkisch umso lauter getönt wird. Eine verkehrte Welt zur inländischen. Ebenso verkehrt, wie meine aufgefasste Realität sich zu den „Krone-Klischees“ und jenen Vorurteilen kleinformatiger Menschen verhält. Wobei ich überzeugt bin, dass ich mehr Zeit auf den Straßen verbringe, als jene gestressten Redakteure, die eifrig an der Verbreitung neuer Katzelmacher-Geschichten basteln und dass ich genauer hinsehe, als Menschen, die aufgrund ihres finsteren Blickes wohl ohnehin nur ihre eigenen Augenbrauen zu sehen bekommen. Bei all diesen Gerüchten über den, aus Gründen der Mentalität (Rasse?), bösen "Ausländer" (oder Austrianisch: Aoslender), gewinne - ich jedenfalls - den Eindruck, dass nicht nur der Neid gewisser Angestammter, auf gewisser Erfolge gewisser Zugewanderter, ein Urgrund hierfür ist. Auch nicht ausschließlich die menschlich-globale Tradition der Behandlung Fremder, welche mehr als nur Gäste sein wollen.

Aber natürlich ist dies alles nur meine persönlichste Sicht der Dinge.

PS:
Mir hatte auch bisher in keiner Weise ein „Bettler“ blöd hinterdrein geredet, wenn ich ihm nichts gegeben hatte (auch wenn die Wiener Linien das Betteln nicht gestatten wollen). Wohingegen Unterschriftensammler von Fundraisingunternehmen, im Auftrage „anerkannter Wohltätigkeitsorganisationen“ (denen man den Wiener Linien zufolge eher sein Geld spenden sollte, wie sie regelmäßig per Lautsprecherdurchsage bekannt geben), ihr möglichst idiotisches Verhalten auf diese Weise durchaus auf die Spitze treiben können, wenn man ihnen gegenüber kein Interesse zeigt.

China löst Regime auf

Nach den jüngsten, katastrophalen Erdbeben in China, gab dessen Regierung bekannt, das Regime aufzulösen. Ein wenig umständlich hatte sie geäußert, dass es nun das Wichtigste sei Leben zu retten. Sehr gut. Einstellung der Todesstrafen wäre ein guter Anfang. Danach könnte man die „Minderheiten“ in den ländlichen Gebieten am Wirtschaftsaufschwung teilhaben lassen und die Presse befreien. Das würde wahrlich viele Leben vor dem bloßen Existieren retten.

Montag, 12. Mai 2008

Medialschrecken und sein Irren

Die Bilder und Töne, die uns von grölenden Anhängermassen der rechten Gesinnung aus Serbien gesandt wurden, hatten den Eindruck erweckt, dass es bei dieser Wahl für Tadic und seinem Kurs gen EU schlechter aussehen könnte. Aber diesmal wurde mittels dramatischer Berichterstattung über die, aufgrund des Verlustes des Kosovos, wütenden Serben, ein falscher Pessimismus erzeugt. Mit 39 % der Wählerstimmen siegte der Europa-Block über die extremnationalistische SRS (29%).

Man muss sich also nicht immer von den durch die Medien vermittelten Perspektiven den Eindruck über die Welt vermiesen lassen. Zudem zeigt dieses Beispiel, dass die Berichterstattung der meisten Massenmedien sich vor allem auf die Dramatik einer explosiven Stimmung konzentrierte, als auf eine möglichst breite Sicht der serbischen Vorwahlstimmung – wo waren da all jene zu sehen und hören, die sich für Europa entschieden hatten und gegen die ultranationalistische Destruktivität.

Angesichts dieser Einseitigkeit der Medienmasse muss man somit auch vorsichtig sein, wenn von der Entscheidung der italienischen Maroni berichtet wird, die das Schengen-Abkommen für EU-Bürger einer gewissen Herkunft aussetzen will, weil u.a. Roma und Sinti unter Generalverdacht stehen, Vergewaltiger und Mörder zu sein (im Gegensatz zu Muslimen, die in diesem aufgeklärten Europa nach wie vor als Frauenunterdrücker und Terroristen gelten).
Da werden beispielsweise – auch auf meinem Lieblingsradiosender – die Begründungen der italienischen Regierung zu diesem Vorhaben unbestreitbaren Fakten gleich wiedergegeben.
Ich frage jedoch: Wo sind die Beweise, dass die Immigrationswelle nicht zu bewältigen sei, dass Integration von Wirtschaftsflüchtlingen überhaupt je versucht wurden. In einem Parlament, in welchem Parteien wie die Lega Nord sitzen und die Regierung erneut von Berlusconi geführt wird, sprechen die Indizien für die „Angeklagten“.

Man lässt Urteile über Menschenschicksale niederfallen und gestattet sich dies allein auf der Basis des eigenen unkontrollierten Populismus-Dranges. Hat ein Menschenschicksal nicht das Recht, durch durch Rechtsprechung bewusst deformiert zu werden? Nicht nur das man Klage bar jeder juristischen Vernunft und Legitimation, gegen Menschen eines gewissen Ursprungslandes erhebt, man verzichtet auch auf jegliche Beweisführung. Diese ist aber unabdingbar, denn gegen die Betroffenen wird gehandelt, man beeinflusst und bedroht deren Existenz und kann dafür nicht einmal konkrete Begründungen liefern. Würden sich diese klagenden Politiker auf ihre Polemik gegen gewisse Menschengruppen beschränken, so könnten sie auf Legitimationen verzichten; da sie aber direkt restriktiv und feindselig gegen diese Menschen vorgehen, darf eine Gesellschaft, die sich zu Rechtstaatlichkeit bekennt, doch nicht damit Begnügen, dass diese ablehnenden Vorgehensweisen allein durch Vorurteile und Gerüchte begründet werden. Diese Menschen werden vom Staate, der das Recht- und Gewaltmonopol repräsentiert, vorverurteilt und man gewährt ihnen nicht einmal ein Verfahren, das die erneute Entrechtung rechtfertigt.

Obwohl ich mit diesem Begriff üblicherweise behutsam umgehe, kann ich diese Politik der italienischen Regierung nur faschistisch nennen. Die Juden sind längst unantastbar geworden, doch wie schnell vergessen wir, trotz der ganzen Dokumentationen und Filmtragödien, die uns umschwirren, wohin das anfängliche Gewähren unbegründeter, unterdrückender Maßnahmen gegen minderheitliche Volksgruppen letztlich uns bringen kann. Diese Ungerechtigkeit muss nicht zu einem Realfaschismus führen und ist bei weitem nicht mit dem Schicksal der Juden, Roma, Sinti, Homosexuellen und humanistische Moralisten während des zweiten Weltkrieges zu vergleichen, um dennoch zu etwas Schreckliches zu beschwören.
Vielleicht sind wir aber gerade aufgrund der Schrecknisse, die uns die Medienmasse tagtäglich liefert, zur Unempfindsamkeit, unsere Sinne zur Trübheit abgenützt worden, um die Ungerechtigkeit noch erkennen zu können – auch wenn diese nicht zu blutigen Gewaltdarstellungen hinreicht. Ein Einreiseverbot – unbegründet – kann immer noch ein ganzes Leben zerstören, auch wenn es nichts mit einer AK-47, einem vermummten Entführer in irgendeiner Wüste, einem fernen Regime zutun hat, sondern nur mit dieser unseren EU-Politik.

Sonntag, 11. Mai 2008

Mehr Zukunft(smöglichkeiten)

Letztlich gilt wohl das, was wir ohnehin bereits wissen (aber selten berücksichtigen) – Doch „wir“ ist diesmal vielleicht falsch. Ich glaube, dass ich mich hierbei ausnahmsweise einmal ausnehmen darf. Ich kann mir Maßlosigkeit nämlich gar nicht leisten, zumindest nicht in jenem Ausmaß, in dem der bestens vermarktete, technische Widerspruch der Straßengeländewagen seine jeweiligen FahrerInnen durch die Shopping-Regionen der Innenstadt cruisen lässt, deren Familienmitglieder in den unterschiedlichsten Unternehmen die Überproduktion vorantreiben, mit der sie die Konkurrenz überschwemmen wollen – wobei selbige zurück schwemmt. Was sollte nun letztlich gelten? Ach ja: Weniger ist Mehr – vor allem mehr Zukunft. Das wusste bereits Lao-tse („Wahre Worte klingen – Oft im Gegensinn“), vor über 2000 Jahren:

„(…)Wer Genügen kennt, der ist reich; (…)“
und

„(…)Wer Genügen kennt am Genügenden, Wird ständig genug haben.“ *
Aus dem Tao-Tê-King.
Könnte dies nicht eine geeignete Richtlinie für die globale Wirtschaftspolitik der Zukunft sein?


*Die vollständigen Kapitel, denen diese Sätze entstammen:


Kapitel 33

Wer die Menschen kennt, der ist klug;
Wer sich selber kennt, ist erleuchtet.
Wer andere Menschen besiegt, hat Gewalt;
Wer sich selbst besiegt, der ist stark.

Wer Genügen kennt, der ist reich;
Wer vorgeht mit Gewalt, der hat Willen.
Wer seinen Platz nicht verliert, der dauert;
Wer stirbt, ohne zu vergehn, lebt immerdar.

Kapitel 46

Wenn das Erdreich den Weg hat,
Stellt man das Rennpferd zum Dunggeben ein.
Wenn das Erdreich nicht den Weg hat,
Züchtet man Kriegspferde selbst in der Vorstadt.**

Kein Frevel größer,
Als seinen Wünschen nachzugeben.
Kein Übel größer,
Als nicht Genügen kennen.
Kein Makel größer,
als nach Gewinn zu streben.

Wahrlich:
Wer Genügen kennt am Genügenden, Wird ständig genug haben.

** Weg steht hierbei für den mysthischen Weg Tao (Dao).

Aus kleinen Feuern entspringt der Flächenbrand - bleibt aber dennoch ein großes Feuer

Ach Mensch! Da schmuggelt dir Prometheus das Feuer zu und du zündest damit das Haus deines Nachbarn an. Ban Ki Moon schrieb optimistische Worte über die Hoffnung für Afrika, im Standard dieses Wochenendes, der einen Themenschwerpunkt auf die Ernährung der Welt setzte. Er muss optimistisch sein, er trägt schließlich eine Krawatte – zudem es vermutlich das Gegenteil einer Mitarbeiter motivierenden Wirkung zeigen würde, wenn der Generalsekretär der Vereinten Nationen, in Panik und Hysterie versetzt, die letzten ausgedruckten Statistiken zur Nahrungsmittelkrise in den ärmsten Regionen aufessen würde. Optimismus ist schon wichtig.

Wenn man allerdings die Meinungen von Experten, der Wirtschaft, der Ökologie und Biologie liest, so muss man erkennen, dass der Generalsekretär zwar mit sehr viel Geld hantiert, das er einmal hier und einmal da, über die Brandherde ganzer Kontinente (an der „Basis“) verteilt, die eigentliche Basis des Problems jedoch unerwähnt lässt und möglicherweise – das lässt es vermuten – nicht berücksichtigt, das sich gewisse Völker Afrikas sehr gut selbst ernähren konnten, ehe – beispielsweise – die Tabakindustrie ihr Kulturland (in Malawi und Zimbabwe) in eine Anbaugebiet für die Lungentumore der Industrienationen zu verwandeln. In anderen Gebieten, an der Küste, ist die Fischerei im wahrsten Sinne gestorben, nachdem chinesische Staats-Unternehmen dort ihre Ölraffinerien (Angola, Lobito) errichtet und dabei zufällig auf Umweltschutz-Maßnahmen vergessen hatten (Empfehlenswerte Quelle: TV-Sendung „Mit offenen Karten“ von und mit Jean-Christophe Victor). Das dortige Regime hatte gar keine Ahnung, was sie mit „Filteranlagen“ meinten, als die Anzahlung für professionelles Übersehen gewisser ökologischer Schwierigkeiten eingetroffen war. Einzelne Hühnerfarmen die von Frauenorganisationen betrieben werden sind, im Einzelnen betrachtet, recht schön und können das Leben kleiner Gruppen – vor allem den Frauen, die unter den Armen meist die Ärmsten sind – verbessern. Jedoch sollte man in größeren Maßstäben und umfassenderen Zusammenhängen an das weltweite Problem des globalen Energie- und Nahrungsmittelerzeugungs-Managements herangehen. Und wer sollte dies eher vollbringen, als der Generalsekretär der United Nations? Ich würde es ja machen, aber mir stehen Krawatten nicht besonders gut.


Zur Abwechslung ein paar Links:

Der Standard; „Hoffnung für Afrika, von Ban Ki Moon“: derstandard.at
ARTE: über die Sendung „Mit offenen Karten“
Zum Tabak: http://www.unfairtobacco.org/ und Rauchopfer-PDF (Zu diesem Thema gab es, ebenfalls auf ARTE, eine recht plausible Doku, für die ich jedoch keine Quelle liefern kann).

Samstag, 10. Mai 2008

Grunsätzliche Ansichten zur ökologischen Zukunft

Man kennt die Katastrophen, jene der Vergangenheit und der Gegenwart, all zu gut und man hat ebenso Kenntnis über die wahrscheinlichen Gefahren der Zukunft, die durch industriellen und kommerziellen Umgang mit dem, was wir allgemein als „Natur“ bezeichnen, hervorgerufen werden. Ich glaube, dass sich das wechselwirkende Begriffspaar Natur - Kultur, gerade in den Industrieländern, dabei vor allem im vergleichsweise kleinen Europa, nicht mehr sinnvoll anwenden lässt, wenn wir Abgrenzen wollen, was als wir unter „Natur“ oder auch als „Umwelt“ verstehen. Wildnis ist das Wort, welches am besten all das beschreibt, das außerhalb des kulturellen Einflussgebietes der Menschen liegt. Die Natur hingegen ist ebenso im Ackerboden wirksam, wie im Menschen selbst und bezieht sich – im Grunde – auf das Wesen aller Dinge, die, ohne das Zutun durch die von Menschenhand geschaffene Künstlichkeit, aus sich heraus wirken und bestehen können. Auch dem von Menschenhand gepflanztes Samenkorn erwächst, aufgrund seines natürlichen Antriebes, von selbst ein Pflänzlein, wenn es die dafür notwendigen Stoffe erhält.

Da, wo das Menschenhandwerk Kultur erschafft, zieht er nicht nur Nutzen aus den unzähligen Wesen, er beeinflusst diese selbst in ihrer Natur. Mit dieser befindet sich der Mensch in „natürlicher“ Beziehung, solange er also die natürlichen Wesen seiner Umwelt nutzt, ohne sie zu manipulieren, zu modifizieren oder zu transformieren. Man kann bei besonders engen natürlichen Beziehungen von Symbiose sprechen.
Verkünstlichung, Kultivierung der Wesen der Umwelt lässt diese Symbiose zu einer Assimilation der Wesen durch den Menschen werden. Auch diese Vereinnahmung kann in einem, der Natürlichkeit entsprechenden, Maß geschehen, wenn man bedenkt, dass der Wechsel, Austausch und die Veränderung von Stoffen und Energien ebenso in der Wesen Natur liegt. Die Grenzen zwischen einer Symbiose und einer Assimilation der Wesen der Umwelt, kann ich selbst, als distanzierter Beobachter, nicht genau ziehen. Ich begnüge mich derweil mit dem Eindruck, dass es sie gibt.

Nun wird von diversen Experten unterschiedlicher Geistesgebiete über die uns bedrohenden Katastrophen diskutiert, wobei sich die Meinungen zu den Lösungen gewisser Probleme, meiner Beobachtung nach, vor allem bei der Frage der Nahrungs- und Energieerzeugung kontrastreich spalten. Wird die Gentechnologie bzw. ihre Manipulation der Wesensnatur von Nutzpflanzen und Nutztieren, die Probleme der Ernährung und/oder des Lebensmittelmarktes lösen können? Wird die nukleare Energieerzeugung die Gefahr der Störung des Klimasystems abwenden können und stellt sie dabei eine „umweltfreundliche“, „saubere“ Lösung dar?
Sicherlich können genetisch entsprechend veränderte Pflanzen und Tiere die Erträge von Agrargütern steigern, wobei den Gegnern dieses Weges recht zu geben ist, wenn sie sagen, die Gentechnologie führe nicht (immer) zu den effektivsten oder sichersten Ergebnissen.
Ebenso stimmt es wohl, dass Atomkraftwerke kaum Abgase erzeugen, was jedoch nicht die Gefahren dieser Technologie und die Problematik ihrer Abfälle vergessen lassen darf.

Aber wie soll man sich nun bei all dem Für und Wider, das jene Experten und Mitwissenden, mal besser, mal schlechter argumentierend, abwiegen, für eine Richtung entscheiden?Raphi hatte gemeint, man solle sich auf das Wesentliche beschränken, meinte mit „man“ unter anderem mich und bezog sich auf das, auf mein Schreiben. Meine wesentliche Überzeugung ist, dass Symbiose der Assimilation von Wesen der Umwelt vorzuziehen ist, beides jedoch ohne Gewalt einhergehen sollte, dass der Mensch also eine Partnerschaft mit, und keine Gewaltherrschaft gegen -, die Natur führen sollte. Diese Überzeugung entspringt keiner spezialisierten Untersuchung, keiner detaillierten Betrachtung der einzelnen Bereiche, sondern einem weiten Überblick aus unterschiedlicher Entfernung auf die Welt. Ich will in einer altmodischen Art und Weise versuchen, in der Natürlichkeit dieser Welt, die über die Natur der Wesen unserer Umwelt hinausgeht, gewisse Grundsätze suchen, die eine weitgehende Allgemeingültigkeit beinhalten.

Dabei habe ich den Eindruck erlangt, dass immer dann, wenn der Mensch eine Gewaltherrschaft ausübte, dies – vor allem wenn sie gegen die Wesen seiner Umwelt gerichtet waren – früher oder später katastrophale Folgen hatte. Manche dieser Folgen hat es sogar so spät, dass sie heute noch nicht eingetroffen sind, auch wenn wir sie erahnen können. Auch daraus lässt sich grundsätzlich erkennen, dass man versuchen muss, Folgen einer Handlung über die Zeitspanne der eigenen Generation hinaus zu bedenken. Der Grundsatz lautet also knapp: Wie in vielen Fragen, auch in dieser der Energiegewinnung und Nahrungsmittelerzeugung, ist harte Gewalt eine schlechte Antwort. Gewaltsam eine Wesensnatur beherrschen zu versuchen, erscheint mir gerade gegen die Natur unserer Mitwesen eingesetzt, von der wir doch alle abhängen, sogar überaus töricht.

Was meine ich mit harter Gewalt: Nicht allein den Einsatz oder die Freisetzung von Kräften, wie es bei der Atomenergieerzeugung geschieht. Negativ gewaltsam wäre es, wenn sich diese Kraftführung gegen die Wesen ihrer Umwelt richten würde – in welcher Weise auch immer. Genmanipulationen, die die Wesensnatur verändern, sind wohl immer gewaltsam zu nennen, wenn sie nicht aus dem Werden des Wesens selbst, sondern „künstlich“ herbeigeführt werden. Ich glaube allerdings, dass hierbei das Ausmaß und der Sinn der Manipulation entscheidend dafür sind, ob es sich um harte Gewalt oder sanfte – möglicherweise sinnvolle – Gewalt handelt.

Freitag, 9. Mai 2008

Ja Bla!

Blablabla! Hierzu blakenne ich mich blablaend. Doch sprach der Raphi fragend, warum man sich nicht einfach auf das Wesentliche konzentriert und mit man hatte er wohl mich anvisiert. Blablaba? Sicherlich! es blat sich simpel wunderbar, ohne das Blabla, das von jedem Detail ins Detailiertere blablaisiert. Mal sehen bla es gelingen wird.

Das einende Ufer

Wenn man es so sieht, wie es eigentlich ist, nämlich, dass politisch Linke und politisch Rechte in einer sehr kleinen Welt leben - weniger begrenzt durch Ideologie als durch Oberflächlichkeiten -; wenn man weiters meint, dass diese jeweiligen Gruppen auf je einer (der linken oder rechten) Uferseite eines Flusses stehen, der die „politische Mitte“ repräsentieren könnte - welche sich, eher aufgrund von Idealen als aufgrund deren Mangel, nicht festlegen lassen will; wenn man dies also betrachtet: Die Linke und Rechte auf jeweils ihrer Uferseite eines politischen Flusses, der über einen sehr kleinen Planeten fließt, so muss man erkennen, da Planeten kugelig sind, dass sie im Grunde auf der selben Seite stehen – nämlich da, wo der Fluss nicht ist.

Doch kommt man - eben darum - immer wieder zu dem Schluss, dass man sich vor Extremen politischer Art, stets aufs Neue, distanzieren muss.

Es ist natürlich nicht Sache aller Linken, wenn ein paar Menschen dieser Uferseite, im Grauen der Weltkriegsgeschichte, unter jenen armen Burschen, die in dieses grausame Wirren ums Überleben gezwungen wurden, nach Helden für ihre Sache fischen. Dies ist durchaus legitim - auch wenn Krieg im Allgemeinen vor allem Opfer hervorbringt - jedoch sinnvoll, als Zeichen gegen den (Neo-)Faschismus, ist es nicht, wenn man sich daran erinnert, unter welchem Oberbefehl die rote Armee stand. Da wäre anzuraten, den Krieg als Wahnsinn stehen zu lassen, der er war und ihn zu bedauern, seine Opfer zu betrauern, statt den Militarismus hochleben zu lassen, wie es zur Jahresfeier des Sieges der Stalin Armee über Hitler-Deutschland geschah. Die Gegenwart kennt wichtigere Themenbereiche, der Frieden bessere Helden - aber gerade in der billigen Art der Propaganda vereinen sich die Uferseiten; die, die an ihren Rändern stehen, haben den gemeinsamen Dreck im Rücken und werfen selbigen auf die jeweils andere Seite.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Offener Brief an die rechtspopulistischen Kollegen, infolge der kümmerlichen Reaktionen auf den Inzestfall "Fritzl"

Ein in Windeln herumstrampelnder Haufen von burschen- und burschinnenschaftenhaften Polit-Lounge-Party-Süchtigen der rechtspopulistischen PR-Branche nenne ich all jene, welche bloß längere bzw. bis ans Maximum ausgedehnte Haftstrafen für Sexualstraftäter jeglicher Art, in Folge des Fritzl-Skandals, anstreben (weil ihnen zum Differenzieren die intellektuelle Sensibilität zu fehlen scheint, oder der Willen, da immerhin das Wahlvolk auch ohne clevere Propagandaprogramme leicht zu beeindrucken ist). Zudem wollen Sie, Herr/Frau Rechtspopulist, eine niedliche Täterkartei anlegen lassen, die für den gesamten wütenden Mob von Kleinformat-Lesern einsehbar sein soll. Staatlich subventionierte Anregung zur heiteren Selbst- oder Zusatzjustiz, obwohl jeder weiß, dass sämtliche Daten, all jener die mobil genug sind, um Spuren hinterlassen zu können, in Summe ohnehin irgendwann, irgendwo zusammenlaufen; und dass die Gratis- und Billigzeitungen ohnedies von den Behörden und Sicherheitsunternehmen regelmäßig und ausreichend mit Täterinformationen - wie Fotos – versorgt werden. Die Show muss schließlich am Laufen bleiben, damit der brave Pöbel nicht eines Tages dahinter kommt, dass es vielleicht sinnvollere Tätigkeiten gibt, als das Konsumieren nichts sagender Infotainment-Medien. Anyway: Solche Leute dürfen sich also ehrliche Rechtspopulisten nennen? - Ich bin schwer enttäuscht.

Ganz in der Nähe, im südlichen Nachbar-Mafiastaat, lebt ein Mann von solch destruktiver, voreinnehmender, hochstaplerischer Medial-Extrovertiertheit, so dass bereits die kleinste Scheibe von ihm ausreichen müsste, um sogar aus einem Westenthaler eine Haider-Winter-Kreuzung basteln zu können: Also eine Melange aus Hinterfotzigkeit und unüberlegter Sprechaktivität. In Osteuropa, in dessen meisten Ländern unsere Wirtschaftsunternehmen große Geschäfte machen, gibt es eine ganze Reihe erstaunlicher Exemplare der rechten Großmaulrasse. In Serbien schaffen es deren Mitglieder sogar, die Masse richtiggehend mordsböse auf die EU werden zu lassen. Zwar gehe ich nicht soweit zu glauben, dass FPÖ und BZÖ es jemals schaffen werden, aus dem Volk heraus, Morddrohungen gegen den Premierminister senden zu lassen – nicht nur weil dieser in Österreich „Bundeskanzler“ heißt (was selbst die Leser der Kleinformate wissen) – doch ein Bisserl, von der synergetischen Gewalt-Motivation des Balkans, könnten sich die Volkshetzer hierzulande schon abschauen. Und man muss sich schließlich nicht gleich an den großen Putin halten. Dieser hatte immerhin Startvorteile aufgrund seiner Ausbildung und der politischen Struktur seiner Oligarchunion. Aber auch ohne Russland als Vorbild zu nehmen, könnten die Softies des rechten Flügels wesentlich mehr an notwendiger Härte zeigen. Immerhin: Das Volk – gerade unser Wohlstandsvolk – will unterhalten werden. Für diplomatische Pseudo-Polemik sind wir längst all zu abgebrüht, die verpasst uns keinen Nervenkitzel mehr.

Lebenslange Haftstrafen!? LOL („Lots Of Laughing“ - um dieses Kürzel einmal inter-nett zu gebrauchen)!!! Nicht nur das dies keine abschreckende Wirkung auf Menschen hat, deren Psyche bereits im Jordan schwimmt, dabei strampelt und schreit, wo denn hier das rettende Ufer sei. Es stellt zudem keinen wirklich medienwirksamen Racheakt dar, jemanden ein Leben lang einzusperren. Also wirklich: Damit kann man höchstens je einmal im Parlament und in der ZIB angeben, dann ist der Schmäh bereits wieder weggelaufen. Warum aber einmal kurz den politischen Phallus raushängen lassen, wenn man stattdessen, mit der goldene Kuh der Berichterstattung selbst, Beischlaf halten (vögeln) kann?

Öffentliche Kastration mit anschließender Verbannung und/oder Erwirkung der altersguten Vogelfreiheit; Täterbeschreibung mit Portrait und derzeitigem Aufenthaltsort (per elektronischer Fußfessel und Galileo-System stets aktuell ermittelt) auf den Partei-Webseiten; Supermarktgutscheine für jeden Bürger der einem Täter mittels hölzernen, parteigesponserten Riesenphallus in den Schritt schlägt oder ihn damit penetriert - oder besser beides tut; Strenge Bestrafung, bis hin zur „Reichsächtung“, aller Experten, welche Tätern psychologische oder rehabilitierende Hilfe zukommen lassen wollen, - das wären Beispiele für starke, schwere Stiefelschritte in der Oppositionsarbeit. Solche Maßnahmen müssen getroffen werden, um uns Sadisten glücklich zu machen, um uns politisch verstörten Aggressionsjunkies wieder Vertrauen in den Rechtsstaat dieser Republik zu geben. Blut und Gedärm, im übertragenen Sinne (wohin der Sinn auch immer übertragen sein will), wollen wir sehen. Strengere Haftstrafen wollt ihr?! – Werdet erwachsen ihr rechtspopulistischen Weichtiere!

Freitag, 2. Mai 2008

Präzisierung einer Vergewaltigung

Ja, es ist fantastisch - fantastisch, wie ein Tanztrip unter Derwischen in einem 1001-Nacht-Vergnügungspark, mit 1,45 Kg türkischem Honig im Magen: Das türkische Parlament ändert den berühmtberüchtigten Paragrafen 301 zur Beleidigung des Türkentums. Nun müssen Journalisten, Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle nicht mehr darauf achten, das „Türkentum“ nicht zu kritisieren, zu analysieren, zu hinterfragen - in der Praxis also alles, was mit der türkischen Geschichte oder Gegenwart zu tun hat. Auch wenn dies die Gerichte nicht mehr ahnden, so bestrafen allerdings immer noch die organisierten Rechtsextremen etwaige Meinungsäußerungen, was zwar nicht Gefängnis, jedoch ein jeweiliges Todesurteil bedeuten kann. Vielmehr müssen all jene, die aufgrund ihres Verstandes Meinungsfreiheit zu nutzen wüssten, nun darauf achten, das Gesamtkonstrukt der türkischen Nation nicht zu beleidigen.

Die Definition der türkischen Nation ist nicht mehr gleichbedeutend mit der Definition des Türkentums, allerdings problematischer, denn bei einem schwammigen, wie Lukum deformierbaren Begriff, wie dem des Türkentums, hätten Verteidiger (bei einem fairen Verfahren) die selben Möglichkeiten wie die Anklage, aufgrund der unzulänglichen und zugleich vielseitigen Auslegungs- und Deutungsmöglichkeiten, eine Entscheidung in ihrem Sinne zu erwirken - den Gegner mit seinen eigenen Waffen zu schlagen bzw. seine Schläge abzuwehren. Das Verbot, die türkische Nation zu beleidigen oder erniedrigen, ist – wie Erdogan selbst bestätigt – lediglich eine Präzisierung des Gesetztes. Alles was sich als Verunglimpfung gegen die Nation, also gegen den Staat, das Parlament, das Militär richtet, kann nun - oder sobald es in Kraft tritt - präzise und ohne begriffliche Fluchtmöglichkeiten einer Verteidigung, abgestraft werden.

Das macht das Verbot freier Kritik, u.a. an der Politik des Landes, absolut. Hierzu klatschen deutsche und andere Politiker der EU in die Hände. Bravo! Ein Schritt in die richtige Richtung sei dies juristische Modifizieren, auch wenn noch viel getan werden müsse, die Meinungsfreiheit der türkischen Bürger zu gewährleisten. Vielleicht haben diese AnzugträgerInnen nicht ganz begriffen, dass der türkische Staat auf die Rechte einen großen Haufen macht, die er seinen Bürgern zu gewähren vorgeben möchte, wenn es um die Äußerung einer frei gebildeten Meinung geht, ohne die Gefahr auf Militärstiefelabdrücke im Sitzfleisch. Wir sind ein moderner Staat, eine Demokratie – zwar nicht zur Gänze, aber beinahe - ein halbVOLLES Glas Ayran. Vielleicht wünschen sich manche Politiker in den Landen der EU, insgeheim natürlich, einen ähnlichen Paragrafen: Rufschädigung des (Pseudo-)Wirtschaftsliberalismus, Verunglimpfung des Europäertums, Beleidigung der EU(-Politik) - alles zu ahnden. Jedenfalls weiß ich nicht, was ich von Wert-Europäern halten soll, die einem Vergewaltiger bei seinem Verbrechen zusehen und zu applaudieren beginnen, wenn er, auf diplomatische Zurufe hin, sein Opfer etwas weniger heftig misshandelt. Und wenn du jetzt noch die Fesseln von den abgescheuerten Armgelenken löst, dann sind wir sehr stolz auf dich.

Zu den Menschenrechten steht man oder nicht; ein Kompromiss ist in dieser Frage unbrauchbar. Wir respektieren zwar das Recht auf Leben, jedoch auf kein selbst bestimmtes, wenn wir Menschen- mit Viehrechten verwechseln. Anders und plakativer: Die Menschen haben das Recht auf Glück, aber nicht auf Leben. Sie sind frei, aber nicht ihre Meinungsäußerungen. Meinungsfreiheit ist vermutlich ein Absolutum. Ein bisserl Meinungsfreiheit (nicht zu verwechseln mit der Pressefreiheit) ist zumindest widersinnig - Zudem das Bisschen der türkischen Regierung einen unlustigen Scherz darstellt.

Gusi vs. Weltöffentlichkeit

Ja, Da schaudert die böse Welt, die ungerechte: Der Bundeskanzler Gusenbauer warnt, während der Erster-Mai-Wanderung des roten Wiens, am Tag der Arbeit (äußerst themenbezogen): Wir (Österreicher oder Sozialdemokraten – wer weiß) würden nicht zulassen, dass jemand schlecht über unser Land denke bzw. „nicht zulassen, dass jemand glaubt, unserer Jugend eine neue Erbsünde andichten zu können".

Also wieder nichts als leere Versprechungen? Wenn er mit seinen Genossen, Bürgermeister Häupl an seiner Seite, dort am Rathausplatz prangt, dann fällt es ihm offenbar leicht, die großen Töne zu spucken, selbst wenn all jene, die von ihnen getroffen werden, unter ihm zu Buh-Rufen ansetzten, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Das innere Auge vor der Realität zu verschließen ist jedoch ein Privileg aller Staatsoberhäupter, der „Sozialdemokrat“ macht hierbei keine Ausnahme. Die eigene Klientel ist sauer aufgrund hohler Behauptungen, gebrochener Wahlverspreche(r)n, einem schlechten Führungsstil und dem noch schlechteren Verhandlungsgeschick mit dem Koalitionsgegner. Aber anstatt hierauf einzugehen, auf relevante, ver- und behandelbare Themen, lenkt er mit größenwahnsinnigen Behauptungen von der Innenpolitik ab, indem er der Weltöffentlichkeit den Glauben und das Denken verbieten möchte – sofern es Vorurteile gegen Österreich beinhaltet.

Niemand soll schlecht über den Inzestfall bzw. über Österreich aufgrund dieses Falles denken. Ob er für diesen Wahnsinn den berüchtigten österreichischen Nachrichtendienst einsetzten will oder die plattersche Überwachungspolitik exportieren? - wobei er in hierzu in vielen Staaten zu spät käme (z.B.: Russland, China, Iran, USA). Jedenfalls darf es nie wieder geschehen, dass andere Völker uns etwas andichten, ob es sich um Psychosen im Kerker – die Leute sollen nicht irgendwann „Land der Berge, Land der Keller“ singen – oder um andere „rufschädigende“ Ereignisse in der Geschichte dieses Landes handelt: Herr Gusenbauer wird verhindern, dass das Image seines Landes darunter leidet. Andere Leiden, wie die Pläne zur Steuerreform 2009/2010, die im Bereich realer Möglichkeiten existiert, müssen dafür hinten anstehen. Ich hoffe die Marschierenden des 1.Mai hatten ihre Regenschirme dabei, als der Kanzler spuckte, pardon: als er sprach.

Donnerstag, 1. Mai 2008

ZIP ZAPPEN

Diesmal zeigte die ZIP (Zeit im Bild), die seriöse Nachrichtensendung des ORF (Österliches Rum Funken), sich vom Gegenteil ihrer Schokoladenseite, also in etwa essiggurkisch. Es begann – und wollte nicht enden – mit der weiteren, bis ins kleinste Detail ausgeschlachteten Reportage über jenen Inzest-Freiheitsberaubungs-Misshandlungsfall, der nicht nur schwer unter einen Begriff zu bringen ist, sondern auch dementsprechend viele Aspekte beinhaltet, die sich alle in winzig kleine Themenblöcke zerkleinern und abpacken lassen. Selbst wenn diese Portionen, etwa das zwanzigste Interview mit einem schockierten Nachbarn oder jenem Vertreter, der diesem einmal einen Traktor verkauft hatte, irgendwann nicht mehr relevant oder informativ sein sollten – was sehr schnell geschehen kann – dann wird es immer noch Interesse an dem Fall geben, vor allem, wenn Österreich endlich wieder einmal Aufmerksamkeit in den internationalen Medien erregt – auch wenn diese keinen Ruhm birgt.

Alle sind schockiert, natürlich, doch wenn der Großteil der Sendezeit dafür verwendet wird, zu erläutern, was man nicht alles nicht wissen, machen, ändern könne, beginne ich stutzig zu werden. Die ZIP ist die einzige Nachrichtensendung im TV, die regelmäßig Nachrichten aus aller Welt bringt. Und nun? Möglicherweise ist wirklich nichts in der Welt passiert, weil alle Menschen des Erdenrunds gebannt den Fall in Österreich verfolgen, oder die lustigen Kandidaten zur Wahl des Bürgermeisters in London, über die ebenfalls in der ZIP berichtet wurde. Dabei passierte offenbar ein kleines Missgeschick - unterbewusster Art – und im Unterbewusstsein können sich rechte Abgründe verbergen: Als nämlich während des London-Berichtes von der steigenden Jugendkriminalität die Rede war, da wurde auf das Bild auf einen gerade nicht mehr jugendlichen, dunkelhäutigen Radfahrer afrikanischen Aussehens geschnitten. Zufälle gibt es, und mit solchen arbeiten auch andere Medien, beispielsweise die Kronen Zeitung, die Heute, die Österreich, etc.

Dann kam eine Kurzmeldung zum US-Vorwahlkampf, dem zu Folge Barak Obama sich von seinem umstrittenen Pastor distanzierte. Endlich einmal wieder Weltgeschehen, welches in dieser Kurzmeldung allerdings dermaßen gekürzt wurde, sodass der Inhalt sich nicht von Berichten unterschied, die ich bereits vor ca. 1 ½ Wochen in der Zeitung lesen konnte – allerdings nicht in der Kronen Zeitung.

Als Krönung der Zeit im Bild gab es gegen Ende einen kleinen Bildfehler, der auch an meiner digitalen Verbindung gelegen haben könnte. Jedoch kam der Moderator ein wenig aus seinem Blick-Konzept, sicherlich nicht wegen meinem Empfang. Ein weiteres Thema über das in dieser ZIP ausreichend berichtet worden war: James Bond in Bregenz: Vorteile noch nicht absehbar, noch nicht absehbare Chancen, von denen man sehen wird, man wird sehen was das bringt, bringt aber sicher viel, mal schauen welche Vorteile für den Standort das bringt, bringt nähmlich was, mal sehn was...

Allerdings wurde etwas ausführlicher über die Verhandlungen zum Raucherschutz berichtet, die keine Einigung brachten, bzw. Kompromisse die weder der einen, noch der anderen Partei (Wirte vs. Ärzte) etwas bringen. Da kann die ZIP jedoch wirklich nichts dafür.
Der EU-Berichts-Bereich inkludierte letztlich sogar ein Interview mit Jean Claude Juncker, in dem er äußerte, dass er noch nicht wisse, wie er auf die meisten der gestellten Fragen antworten könne, jedoch sei er überzeugt, dass der im Raum stehende Posten des EU-Ratspräsidenten ein bedeutsamer sein solle. Mag schon sein, dass er mehr zu sagen gehabt hätte, dies rückte aber die Zusammenfassung des Gespräches nicht heraus.

Letztlich zeigte sich an diesem Essiggurkentag, dass wir, die Informationskonsumenten des ORF, näher den unterhaltsamen Zeilenschlägen, als den relevanten Infos sind. Infotainment mit Anzug und Krawatte – ein wenig informativ, aber trotzdem kaum ein Entertainment. Dabei weiß ich, dass sie es könnten - informativ sein meine ich - und frage mich, wie viele wirklich interessante Recherchen dem Sensationsmoment zum Opfer gefallen sind. ES IST ZUM ZIB WEGZAPPEN!!!