Samstag, 12. April 2008

Verloren in Wien - Literatur gefunden

„Lost in Vienna“ titelte man den Abend des 11. Aprils 2008, im ottakringer Ragnarhof, der im Programm eine Buchpräsentation, Videos zum Thema, sowie den Betrieb einer Musik-Lounge verzeichnete. Nachdem man gegen einen Eintrittspreis von € 5, mit dem Schriftzug „found“ abgestempelt und eingelassen wurde, zeigten sich im Verlauf des Abends einige Überraschungen, die der ausgesandte Flyer mit keinem fernem Wink vorweggenommen hatte.
Keine herkömmliche Lesung wolle sie machen, kündigte Katharina Moser an, die ihr Buch, mit dem vorläufigen Titel „Typisch Österreich, das Ansichten von Österreich-Besuchern aus den anderen EU-Ländern verdichtet, zu Beginn präsentierte. Von grüner Leselampe kein winzigster Schatten geworfen, hatte sich die STUTHE (Das Studierende Theater) unter der Regie von Helge Salnikau ein hinreißendes Lesespektakel zur Darbietung komponiert, welche, in einer Melange aus Clownerie und Bewegungs-Performance, Teile des Buchtextes in fließender Rhythmik zu Leben erweckten.

Zwar wird man nicht umhin kommen, das 2009 erscheinende, in Überarbeitung stehende Buch selbst zu lesen, um sich ein Urteil bilden zu können, doch steht fest, dass Katharina Moser sich mit stilistisch äußerst charmanten und eleganten Humor dem typischen Österreich annähert, um es zugleich in Zweifel zu ziehen.

Vor allem wenn man ihr Erstlingswerk über europäischer Klischees, aus der Sicht reisender österreichischer Jungmenschen, kennt, fällt auf: Österreich ist wie jedes andere europäische Land, nur ein bisserl anders. Ob sich letztlich herausstellt, was es mit den Missverständnissen bezüglich der auf beiden Wangen verteilten Begrüßungsbussis im Detail auf sich hat, und ob es sich bei den sprachlichen Differenzen, zwischen Österreichisch und Hochdeutsch, in des Buches Wahrheit vor allem um die Unterscheidung von Wienerisch und „Bundesdeutsch“ handelt, wird sich erst herausstellen.

Der Rest des Abends überraschte in weniger erquickender, aber immer noch interessanter Weise. Die Kurzfilmrolle war wohl ein Sammelsurium aus Archivmaterial, das dem Titel „Lost in Vienna“ zu entsprechen versuchte, dies aber nicht vollständig schaffte. Das offenbar älteste Werk entstand 2001.

Verloren kam zumindest ich mir angesichts der auftretenden Musikgruppe vor, verloren in den 80ern und in einer Klangweltmischung aus Kraftwerk und Depeche Mode. Aber interessant, wie geschrieben, war auch dieses Erlebnis. Die Gruppe hatte für die elektronisch harten Sounds nicht etwa bloß einen Laptop, mit Mischpult, Mikro und vielleicht einem Keyboard aufgestellt, wie es vermutlich zeitgenössische Poper getan hätten – Sie warteten vielmehr als komplexes, dezent blinkendes und neon leuchtendes Elektroorchester auf und das war immerhin optisch beeindruckend.

Die übrige Nacht verlief technomäßig durchschnittlich, begleitet von sehr viel Dunst und lustigen, kleinen Videoprojektionen. Der Innenhof war verlockender Verkehrsknoten der einzelnen Party-Grüppchen und auch Grund für das obligatorische Polizeiaufgebot, ob der lärmbelästigten Nachbarschaft. Ich warte nun auf das Buch, meine E-Mail-Adresse steht auf der Liste und, so glaube ich, damit ist einem unterhaltsamen Lesestoff, im nächsten Jahr, der Weg zu mir geebnet.

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