Sonntag, 23. März 2008

Kennt ihr Bushido? Nein, nicht den Verhaltenskodex des japanischen Feudalstaates – den Rapper aus Deutschland. Wenn nicht, dann schnappt euch das Handy eines deutschen Jugendlichen, vorzugsweise männlich, der verdächtig weite Hosen trägt, aber dennoch kein Clown ist, und seht dort nach. Ja, ja – das ist er. Der Provokateur.
Die Schweiz will ihn für Menschen unter 18 verbieten, Deutschland hat es bereits getan, danach bleiben nur noch Österreich und Liechtenstein. Das beängstigend. Nicht wegen der Zensur, sondern aufgrund der Naivität, die solche Maßnahmen zum Ausdruck bringen.

Zum Einen kann zwar ein Haufen Jugendlicher nicht richtig lesen, aber mit Sicherheit einen PC und entsprechende Downloadprogramme bedienen. Mit deren Hilfe brauchen sie keine CDs aus jenen Läden kaufen, in denen man Bushido verbieten will, sondern bekommen das Zeug digital und gratis.

Zum anderen wisst ihr sicher was eine Treibjagd ist, die von sehr kranken Menschen auch als "Sport" bezeichnet wird. Dabei bauen die Treibenden auf die Panik der zu jagenden Tierchen. Panik bekommen auch jene, die eine Verknüpfung zwischen gewalttätigen Straftaten Jugendlicher und den auf deren Handys befindlichen Tracks von Bushido sehen. Jetzt wird er verboten, vom Staat, den er unter anderem in seinen Texten kritisiert und damit hat die Politik ihre Schuldigkeit getan – sollte es weiterhin zu Gewalttaten durch Jugendliche kommen, dann ist es wohl Gottes Wille.

Dieser Rapper Bushido baut auf die kommerzielle Hiphop“-Kultur“, oder besser gesagt auf deren Marketing-Konzept und übertreibt es. Feindbilder werden Konstruiert, um ihre Existenz angreifen zu können. Gewalt und Drogen werden sowohl kritisiert, als auch banalisiert, beschönigt und als Teil einer machohaften Männlichkeitskultur dargestellt, Frauen als Schlampen, mit denen er es allerdings treibt – wobei selbst das Patriachat das männliche Gegenstück „Schlamper“ für solche Fälle bereit hält.

Solche Methoden wurden von Bushido nachgeahmt und Andere ahmen sie von ihm nach. Sie sind eine Form von Populismus, der in der Politik einst berüchtigte Auswüchse angenommen hat. Bushido mobilisiert die Massen allerdings nicht für politische Ziele, sondern für Kommerzielle und da sich einfache „Kraftausdrücke“ und Gesellschaftsbilder am besten verkaufen, tut er eben genau das. Irgendjemand hatte mal gesagt „…aber seine Beats sind geil“. Auch das kann ich, neben vielen Verehrungen, nicht teilen; ich empfinde sie als disharmonisch und einfallslos, was mich umso mehr davon überzeugt, dass er Dreck in Form von Gold verkauft, den Zorn der Masse aufgreift, um ihn als eigene Botschaft zurück zu werfen und statt Armbinden und Parteimitgliedschaften, CDs mit coolen Covers verkauft. Sein Populismus dient einem machohaften Chauvinismus – natürlich ist auch das Politik, aber nicht für die Politik.

Wenn man Bushido erst ab 18 frei gibt, so müsste dies auch für gewisse politische Parteien in den deutschsprachigen Ländern gelten, die in ihren Äußerungen ebenfalls nicht Jugendfrei gestellt sein sollten, auch wenn ihr Rechtspopulismus mit, je nach Unvorsicht, mehr oder weniger faschistoiden Tendenzen, nicht dermaßen Plakativ, wie jener des Rappers, ist. Gewalt und Chauvinismus haben viele Gesichter und Stimmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus