Montag, 14. Januar 2008

Politische Selbstmörderin mit Humor

"Nächstenliebe beginnt bei uns in Graz", steht auf dem Wahlpropagandaplakat der Spitzenkandidatin für die FPÖ-Graz - Susanne Winter - geschrieben. Leider beginnt in Graz auch ein recht dummdreister Populismus gegen muslimische Nächste, für welche die Polemikerin nur wenig Liebe übrig hat. Natürlich ist es nahe liegend, aufgrund einer Überlieferung über das Leben des Propheten Mohammed, in der angegeben wird, er hätte sich mit seiner letzten Frau Aischa in deren sechsten Lebensjahr verlobt, sie mit 9 geheiratet und 3 Jahre später begonnen mit ihr zu schlafen, zu behaupten er wäre nach heutiger Rechtssprechung ein "Kinderschänder" gewesen.
Aber da es sehr viele Überlieferungen gibt, die unterschiedliche Lebensjahre der Frau bint Abi Bakr aufzeigen, in der sie entjungfert wurde und die von Buchārī in dieser Beziehung zu den unglaubwürdigen gehört, sind solche Urteile über den Gründer der Religion einer österreichischen Glaubensminderheit nicht nur billig, sondern - wie A. Van der Bellen (Grüne) durchscheinen ließ - politisch reichlich blöd.*

Das Propagandaplakat von Frau Winter, das ich auf der FPÖ-Steiermark-Website betrachten durfte (eine Internetadresse die, wie alle FPÖ-Seiten, immer wieder für herrliche Lacher sorgt), offenbarte mir im aktuellen Kontext den größten Spaß. Da stand in protzigen Lettern geschrieben: "SIE trifft den Nagel auf den Kopf." Mit diesem Schmäh (Deutsch = Witz) hat die Funpartei Österreich ausnahmsweise recht. Allerdings war es der falsche Nagel, was man jedoch mild beurteilen muss; Die Populismuskeule des destruktiven Nationalismus zu schwingen ist nicht schwer, seine politische Bedeutung umso mehr und eine Kunst ist es jedenfalls, dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren - vor allem wenn man zuschlagen möchte, ohne selbst mit zufliegen. Winter schwang, schlug und flog vorn über.

Und ich bin überdies sehr zufrieden mit der winterlichen Mohammed-Aussage, denn endlich gibt es wieder einen politischen Selbstmord bei den Rechtspopulisten.


*Van der Bellen ist im übrigen einer der wenigen die begriffen haben, dass man das FPÖ/BZÖ-Sammelsurium an PolitikerInnen, die anderswo keinen Job bekommen hätten, zwar in seiner (Aus)Wirkung, jedoch nicht als solches ernst nehmen sollte - dies würde nur zu deren unverdienten Profilierung als ernsthafte Politiker führen. Doch auch ihm platzt gelegentlich der Kragen.

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