Freitag, 4. Januar 2008

Iowa mag Obama

Ob das gut geht? Ein großer Teil spricht sich in Iowa, auf republikanischer Seite, für den baptistischen Prediger Mike Huckabee aus, während der nicht unerhebliche, demokratische Teil den Rechtsgelehrten und Harvardianer Barack Obama vor-nominierte. Daraus könnte in weiterer Folge - und sofern sich dieser Trend in den Vorwahlen zum Präsidentenamt der USA fortsetzt - ein epischer, kontrastreicher Wahlkampf entstehen - dermaßen scharf, als Republikaner bzw. Demokrat, gezeichnet sind die beiden Favoriten.

Mike Huckabee, Kunst-Bachelor (ein Titel der wie alles in seinem Leben mit einer baptistischen Institution zu tun hat), Prediger und konservativer Südstaatler (der die USA vermutlich noch nie verlassen hat), ist gegen alles, das scheinbar einem sozialen, moralischen Ideal entgegensteht. Unter seiner Präsidentschaft würde vermutlich die Bush-Regierung praktisch weitergeführt werden (mit kleinen Änderungen). Das bedeutet in seinem Fall: Verbot von Abtreibungen (außer bei Todesgefahr für die Mutter) und Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Partner, dafür keine strengeren Waffengesetze, weitere Todesstrafen, Kreationismus als gleichberechtigte Schul-Lehre und Aufstockung der Truppen im Irak – allerdings auch die Schließung des Guantanamo-CIA-Gefangenen-Wartelagers.

Selbst wenn man sich mit dem einen oder anderen Punkt seiner politischen Pläne anfreunden könnte, ist die Doppelmoral offensichtlich. Christlichkeit beim Schutz von Leben sollen die Ungeborenen erfahren (obwohl man dafür auch die Umweltprobleme der USA beheben müsste), während Waffen, als nicht gerade gesundheitsförderliche Lieblingsspielzeuge vieler US-Amerikaner, weiterhin gewaltigen, wirtschaftlichen Umsatz mit tödlicher Ware erzielen dürften. Und ob die Todesstrafe einer christlichen Ideologie angedichtet werden kann, ist fraglich. Die huckabeesche, baptistische Politik entspringt keiner wirklichen Ideologie, sondern der Grundeinstellung einer gewissen Lobby, die unter Bush jr. sicher nicht an Einfluss verloren hat.

Als Kontrast – wie kein Anderer – Barack Obama. Geboren auf Hawaii, dem Außenseiterstaat der USA schlechthin, als Sohn eines aus Kenia stammenden Harvard-Absolventen und einer „hellhäutigen“ Amerikanerin, die zu einer Zeit heirateten, als die USA noch offiziell rassistisch war und um die - angesichts Obamas vermutlich offensichtliche - Bedeutung dieses Umstandes auch auf rassistische Weise darzustellen, will ich ungern ausformulieren: Barack Obama ist ein Schwarzweißer (was sich nicht minder rassistisch schreibt wie „Mullate“), ein afroamerikanisch Aussehender, als solcher derzeit einziger im Senat und nun eben Präsidentschaftskandidat bei den US-Präsidentenwahlen.

Zudem sind seine Eltern geschieden, während Huckabee vermutlich eine unbefleckte Empfängnis war und selbst wenn Obamas zweite Vaterfigur scheinbar als Atheist lebte, so war er doch offiziell Moslem, also nach heutigem, weit verbreitetem, aber dennoch stupiden Vorurteil ein „Antichrist“. Der jüngere Barack verbrachte auch noch einige Schuljahre in Indonesien, wobei die schmutzigen Gerüchte über eine radikalislamische Ausbildung nicht nur Unsinn sind, Obama ist zudem Mitglied der United Church of Christ, mit oder ohne Hossein als zweiten Vornamen. Im Vergleich zu Huckabee kann man Obama nicht nur als liberal – er ist Irakkriegs-Gegner -, sondern auch als weltgewandter bezeichnen. Und als ehrlicher - Immerhin gab er den früheren Konsum von Marihuana und Kokain zu, um es dem Gatten seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton nicht gleich zu tun. Diese bestfinanzierte Demokratin verlor die Vorwahlen ausgerechnet in Iowa, ausgerechnet gegen einen „Schwarzen“ (bzw. „Milchschokoladefarbenen“ *) in einem beinahe „reinweißen“ Bundesstaat. Kommentatoren und Beobachter lesen dies als Wunsch nach Veränderung in den USA, die kaum ein Kandidat so sehr empfiehlt und zugleich symbolisiert wie Barack Hossein Obama. Das begehrte Anderssein trauen die Iowaner offenbar eher dem Außenseiter aufgrund der Hautfarbe, als der Außenseiterin aufgrund des Geschlechts zu.

Ob aber der Wunsch nach „Hoffnung statt Angst und Einigkeit statt Spaltung“, wie ihn Obama propagiert, irgendwann eine Chance hat ist fraglich. Würden die USA im Präsidentenwahlkampf einem afroamerikanischen, liberalen Rechtsgelehrten letztlich den Vorzug geben? Oder würden die Rassisten - im Falle Clintons die Sexisten – letztlich nicht genug Gewicht aufbringen, um bei einer meist knappen Wahl zwischen den Fraktionen doch noch zugunsten des „weißen“, konservativen, Südstaaten-Baptistenpredigers zu entscheiden?
Die letzten beiden US-Wahlen hatten mich ernüchtert und lassen mich auf eine Enttäuschung vorbereitet sein.


*Hierbei muss ich gestehen, dass ich mit den zur Zeit als politsch korrekt geltenden Bezeichnungen "Schwarz" und "Weiß" für Menschen, die nach einer bestimmten, äußerlichen Physionomie eingeteilt werden wollen, meine Schwierigkeiten habe. Zum einen wird behauptet, dass sich diese Bezeichnungen nur auf die jeweiligen Hautfarben beziehen, um nicht dem Vorurteil einer gewissen Herkunft zu unterliegen. Andererseits kenne ich keinen Menschen der weiße oder schwarze Haut hat, zumindest nicht unter jenen, von denen dies behauptet wird.

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