Freitag, 19. Dezember 2008

Dönmez ist halt so und nicht anders

Der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez hat alles was es braucht, um sich in der Politik zu behaupten:

1. Er ist fesch und adrett gestylt.
2. Er hat ein großes Mundwerk (und offenbar selbiges nicht immer unter Kontrolle)
3. Er macht niemals Fehler (Die Fehlinterpretationen und Missverständnisse begehen stets die AnderenInnen).
4. Man kann ihm eine interessante Biografie herauskehren (Er ist immerhin Österreicher mit türkischen Wurzeln/Migrationshintergrund! - Wahnsinn!).
5. Er postet auf seinem Blog von sich in der dritten Person (Hätte das nicht auch Caesar getan?).

Da fragt man sich natürlich, warum er ausgerechnet bei den Grünen landete. Gut, die BZFPÖ wollte wahrscheinlich keinen Türkischstämmigen, aber dass bei der ÖVP nicht auch noch Platz gewesen wäre wundert mich - der geht ein großer, fescher Plapperer ohnedies ab. Aber vielleicht hätte sich die Kreuzschwester Fekter vor ihm gefürchtet.

Wieder Bruch

Widerspruch wird angeschafft,
Mit Macht und dummen Sprüchen,
Führt zu Sinnes und Wort-Brüchen:
Öffentlich finanzierte Privatwirtschaft.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Arbeitseinstellung die verwirren kann oder Streiken unsere MinisterInnen heimlich?

Manches kann ich zwar, aber nicht alles muss ich verstehen. Dass Landesverteidigung und Sport im selben Ministerium behandelt werden, ist nachvollziehbar. Da man sich den Sprit für die Militärfahr- und Flugzeuge nicht mehr leisten kann, müssen unsere SoldatInnen zurzeit sehr viel laufen, um den gewaltigen Grenzverlauf zu den anderen Schengenländern, die uns umzingeln, vor EU-Mitbürgern und Schweizern zu schützen.

Dass aber die Bundesministerin für Frauen eins ist mit jener des öffentlichen Dienstes, fühlt sich zunächst fraglich, nach kurzer Zeit jedoch merkwürdig und ein wenig unheimlich an. Was wird da womit vermischt? Gelten die Frauen im Allgemeinen und als potenzielle Mütter und Hausfrauen quasi als Staatsbedienstete? Dann wäre die Frage nach den Hausfrauensubventionen fällig. Wo bleiben die Konjunkturpakete für die heimischen Haushalts- und 24-Stunden-Procreation-Source-Managerinnen?
Aber vielleicht die neue Ministerin Heinisch-Hosek auch vor, alle Beamte zu Frauen zu machen – wie das auch immer geschehen sollte?

Was aber am allerwenigsten begreiflich ist (und man bekommt von PolitikerInnen selten sinnvolle Antworten): Warum zwingt die Finanzkrise eine als notwendig angekündigte Reform des Beamten-Dienstrechtes zum Stillstand.
Also, angenommen Sie haben kein Geld – was der Staat jedenfalls jahrzehntelang von sich behauptet – und planen Reformen, die dieses Problem eindämmen sollen; Dann trifft eine Situation ein, durch die sie noch weniger Geld haben und demnach diese Reformen noch dringlicher machen. Würden Sie nun die dringlichen Reformen sausen lassen, weil sie dringlicher geworden sind? Haben wir zuwenig Geld um Geld zu sparen? Oder können wir uns nun nicht mehr die Arbeitskraft der ParlamentarierInnen leisten? Streiken die etwa, ohne uns davon etwas zu sagen?

Vielleicht sollten wir unsere Politiker durch Sponsoring finanzieren. Dadurch wird es notwendig werden, sämtliche kleine und große Sitzungen der Volksvertreter live im TV, Radio und Internet zu übertragen, die sich große Mühe geben müssten, eine großartige, unterhaltsame Politshow zu liefern, mit mitreißenden Reden und spannenden Inhalten. Was bedeuten würde, dass die Vertreter von BZFPÖ den neuen Ansprücheb nicht genügen könnten und wir sie endlich los werden würden. Und jede und jeder VV wird voll gepflastert mit Aufklebern der unterschiedlichen Konzerne, AGs und Banken, für die man nebenbei - durch die noch engere Zusammenarbeit - auch noch bessere Konjunkturpakete schnüren könnte.

Wahrscheinlich würden unsere PalavermentarierInnen dann mehr Leistung bringen und sich nicht nur damit rühmen, schlechte Gesetze noch schlechter (Asylgesetz), Ungerechtigkeiten noch spezifizierter (angestrebte Spenden-Steuerregelung) gemacht und versprochene Reformen, aufgrund einer zufällig in die Hände gefallenen Ausrede (Wirtschaftskrise: Ich kann nicht arbeiten, ich bin viel zu panisch-depressiv) nicht durchgeführt zu haben. Natürlich nur dann, wenn die abstrusen Regelwerke und Formeln der frei herumrennenden Marktwirtschaft funktionieren würden – was sie, wie wir wissen, nicht tun (wenigstens nicht im Interesse der Gesellschaft). Wenn keiner auf sie aufpasst, pisst sie jedem ans Bein.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Humanungefähre Werner-Josef-Logik bei Spendenpolitik

Der Josef sagt jetzt, nur Spenden an „humanitäre“ Organisationen im Inland dürften von der Steuer abgesetzt werden. Umweltschutz? Nicht „humanitär!“ – auch wenn die Folgen von Umweltverschmutzung/Schädigung uns derzeit in Form von Muren auf die Dächer krachen und den Ozeaniern allmählich das Wasser bis zum Halse steht. Nicht „humanitär!“

Ärzte ohne Grenzen? Nicht „humanitär!“ – Die kümmern sich schließlich nicht um uns Österreicher. Und bist a Österreicher, bist a Mensch; bist kana, bist a Ars……! Oder wie meinst du das Josef? Du bist ja nicht einma Tiroler.

Kann natürlich auch sein, dass sie dem Josef das Wort „humanitär“ diktiert hatten und er nicht weiß, dass es mit Humanismus zu tun hat. Menschlichkeit Josef, weißt du, Weihnachten steht vor der Tür, da wurde immerhin dein Messias geboren – du Christenmensch.

Und warum dürfen angeblich „nicht-humanitäre“ Spenden nicht von der Steuer abgesetzt werden? DAFÜR GIBT ES KEIN GELD! - meint der Josef. Die Antwort hierauf tippt sich ach so genüsslich: 200 MILLIARDEN EURO! - an Staats-Spenden für Banken, die das Geld angeblich ohnehin nicht bräuchten (Sicherlich: Eine Bank die kein Geld braucht – so blöd, das zu glauben, sind nicht einmal Gratiszeitungsleser).

Vielleicht hat’s ihm ja sein Sitznachbar, der Werner, eingesagt. Der hat ihm bei der Pressekonferenz den Rücken gekrault, nachdem er im Ministerrat ½ Milliarde an die AUA vergab, weil die Lufthansa das so wollte. Steuerfrei – eh klar.

Der Werner ist überhaupt ein ganz Schlauer, weshalb der Josef auch so froh sein kann, dass er sein bester Freund ist. Der Werner hat nämlich die neue pröllsche Definition von „humanitär“ so begründet: „…Prinzipiell glaube ich ist unbestritten, dass viele Organisationen gerade jetzt, in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, auch damit rechnen müssen, dass sie es schwerer haben Spenden zu bekommen.“ Weshalb das pröllsche Ausschlussverfahren bei der Steuerabsetzbarkeit ganz im Sinne der Sozialdemokraten sei.
Sie verstehen nicht, wie Werner das meint? Das ist „humanistische“ Werner-Josef-Logik:

Jenen NGO’s, die das ermöglichen, was der Staat nicht auf die Reihe bekommt, geht es dieser Tage noch schlechter als sonst, deshalb werden Spenden an sie von der Steuer befreit; jedoch nicht alle Organisationen, sondern nur jene die der Regierung direkt Arbeit abnehmen. Denn würden diese eingehen, hätte die Regierung – der Werner und der Josef – mehr zu arbeiten und das würde die beiden ganz schön überfordern. Die sind nämlich zurzeit schwer damit beschäftigt, Banken und Unternehmen aus dem Plumpsklo des freien Marktes zu helfen, in das diese zuvor eingebrochen waren.

Zugleich aber, weil – wie der Werner festgestellt hat – es auch jene Organisationen schwerer haben werden, die sich um unwichtige Dinge (wie Umwelt- und Tierschutz, Menschen die von der Regierung per Asylgesetz misshandelt werden, Menschen die nicht auf österreichischem Boden Hilfe benötigen), ist es nur verständlich, dass die Regierung dafür sorgen muss, dass sie es NOCH schwerer haben, indem die SpenderInnen dazu angereizt werden, nur noch den für die Regierung direkt sinnvollen NGOs Geld zu geben.

Der Werner sagt mit seiner Haltung außerdem etwas aus:

1.Die österreichische Sozialdemokratie ist begrifflich tot, die tote Hure der politisch nekrophilien ÖVP.

2.Da die Österreicher scheinbar das spendenfreudigste Volk Europas sind, das zugleich bisher die geringste Spendenentlastung für sein bürgerliches Engagement (das auch der Regierung zugute kommt) erfuhr, seien sie selbst schuld, wenn sie so blöd sind - und in Zukunft nicht jenen Organisationen Geld spenden, die der Staat vorgibt.

Sonntag, 14. Dezember 2008

SMD wie Spenden-Mittel von Dummköpfen? Relativierung inklusive.

Wichtige Ergänzung und Richtigstellung: Nach erneutem Durchlesen dieses alten Textes stelle ich fest, dass vor allem der (juristische) Begriff des Hochstapelns überzogen scheint. Das "organistierte Betteln" mag hingegen tragischer wirken, als es ist (zudem ich Betteln an sich stets verteidige). Mein Überdenken verdanke ich einem Anruf durch den Bereichsleiter des Rettungsdienstes des SMD, dessen Herzblut für sein Unternehmen hörbar war und den das Herz womöglich auch blutete, nachdem er bei einer Umstellung der Webseite auf meinen, diesen Blog stieß. Manche Kritik fände er, offenbar die Vergangenheit betreffend, nicht unberechtigt, einiges jedoch ungerecht; ich kann es mir denken und ich möchte verstehen. Deshalb lud er mich ein, in nächster Zeit persönlich bei ihnen vorbei zu schauen, um mir ein eigenes Bild von ihren sozialmedizinischen Dienstleistungen und ihrem Betrieb im Allgemeinen zu machen. Man habe seit 2008 auch einige - auch personelle - Veränderungen vorgenommen. Da es gegen unser aller Interesse wäre, wenn mein durch die wilden weiten des Webs sträunender Wut-Artikel ungerechtfertigte (vage) Anschuldigungen und Eindrücke über einen sozialen Dienst verbreiten würde, nehme ich diesen Angebot gerne an. Ansonsten wäre ich wahrlich der oben erwähnte Dummkopf.

Ergänzend: Der Artikel beschreibt natürlich nur die Vorgehensweise oder den Fehler eines einzelnen Mitarbeiters
des SMD - im Kontext der Anfeindungen gegenüber "echten" Bettler_innen -  und nicht das gesamte Unternehmen.


Ich weiß, dass es naiv erscheinen mag, wenn man freundlichen SMD-Rettungsdienst-Mitarbeitern irgendwelcher Dienste in der Adventzeit die Türe öffnet und obendrein auch noch glauben schenkt, wenn sie einem garantieren, dass zwar auf dem Formular „Dauerauftrag“ erwähnt wird, dieser aber nicht zur Geltung käme, wenn ich das nicht wolle. Ich wollte nicht!

Bei aller Naivität meinerseits darf man, auch in barbarischen Zeiten wie diesen, nicht vergessen, dass ein Opfer niemals selbst schuld ist, auch wenn Unwissendheit die Schwäche war, die der Täter ausnütze. Die Rollenverteilung rechtfertigt jedenfalls das ich mich beklage, nachdem mir auch in diesem Jahr – ohne mein Wissen und ohne meine bewusste Einwilligung – Geld von meinem Konto, als „Spende SMD-Rettungsdienst“ abgebucht wurde.

Natürlich ist hierbei alles (leider) rechtens geschehen und der Rettungsdienst ließ sich nichts zu schulden kommen. Das jedoch jener Mitarbeiter, dessen Name so seltsam klingt, so dass ich – nach allem was mir an Zorn durchs hohle Hirn donnert – nicht einmal sichergehen kann, ob es sein richtiger ist, meine Leichtgläubigkeit ausnützte, empfinde ich nicht als sonderlich sozial von diesem medizinischen Dienstnehmer und Geber. Bei pickeligen Fundraising-Studenten auf der Mariahilferstraße wäre ich in Deckung gegangen, aber angesichts eines erwachsenen, uniformierten Rettungsdienstlers bin ich wohl leider anfällig für die weihnachtliche Spendenstimmung.

Jedenfalls können wir daraus lernen, nicht nur auf der Straße, sondern ebenso in der eigenen Wohnung niemals Menschen mit Verträgen oder Papieren, die danach aussehen, Vertrauen (und in solchem Falle Eintritt) zu gewähren – Freundlichkeit kann dieser Tage gefährlich sein; und wenn man der eigenen Freundlichkeit nicht widerstehen konnte, so sollte man den Worten des Papiers wörtlich glauben, jenen des dazugehörigen Spendenwerbers jedoch am besten erst gar keine Beachtung schenken.

Gefährlich sind eben nicht, wie die ewig-gestrige Mär geht, die krimminalisierten Ausländer oder die angeblich lästigen Bettler, gegen letztere die Wiener Linien gerne die eigenen Kunden aufwiegeln möchte. Als müsste ich nicht genug für das Ticket bezahlen, muss ich mir in den Öffis auch noch unhumane, bevormundende und heuchlerische Lautsprecherdurchsagen gefallen lassen – was ich beinahe als Volkverhetzung bezeichnen würde – aber ich bin ja auch naiv.

Wirklich lästig und – wie man sieht – sogar teilweise hochstaplerisch, gehen gerade jene Organisationen bzw. deren Mitarbeiter vor, die uns die Wiener Linien als „anerkannt“ ans advent-romantisierte Herz legen möchten. Aber gerade die Tätigkeiten der Mitglieder dieser Organisationen (allen voran jene des einen SMD-Rettungsdienstlers) kann man, nicht nur beinahe, sondern unbedingt, als „organisiertes Betteln“ bezeichnen.

Ich jedenfalls habe, nach einer vor Wut und Enttäuschung schlaflosen Nacht inklusive zornig sod-brennendem Magen, sowie einer ungewollten Einbuße auf meinem ohnedies mageren Schauer & Schreiber-Konto, bereits meine heurige Adventschädigung abbekommen – genug von Spendenjägern, den wahren Organisations-Bettlern, genug von all dem Weihnachts-Tränendrüsen-Geschäft. Für solches kann ich mir keine Spendenbereitschaft mehr leisten, sonst bin ich selbst bald von Spenden abhängig. Wer weiß, vielleicht würde ich ihnen beim nächsten Mal, ohne mein Wissen, all meine Organe verschreiben.

Gerade all jene, die von Mitleid und Nächstenliebe abhängig sind, sollten diese Gefühle nicht durch deren hochstaplerische Ausnützung überstrapazieren. Insofern sind mittellose Ausländer, Punks und Obdachlose zwar weniger organisiert, dafür aber die besseren – weil ehrlicheren – Bettler. So gebe ich in Zukunft mein Geld nur noch an diese echten "Leute von der Straße", da muss ich nichts unterschreiben und weiß wenigstens ungefähr wofür es verwendet wird: Für einen ehrlichen und gerechten Rausch beispielsweise und nicht für Dienstleistende, die von meiner Naivität und meinen Bauchschmerzen leben.


Im Nachhinein fand und empfehle ich diesen Link: oe1.ORF.at - Betteln vervoten

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Wir heißen nicht Lot

Das Verhängnis dieser Tage, dieser mächtigen Staaten ist vielleicht die Trägheit der Augen, mit der auf die Symptome der Probleme gegafft wird. Sich umzuwenden und sich einmal in der anderen Richtung anzusehen, kommt nicht in Frage – zumindest, wenn es jene, die an der derzeitigen Sichtweise Macht und Vermögen verdienen, die Frage nicht gehört haben wollen.

Wenn eine Fabrik das Klima belastet und sich angesichts der so genannten „Finanzkrise“ – also die Erkenntnis über die Grenzen des Finanzsystems – beispielsweise die deutsche Regierung entscheiden muss, ob sie ihr Geld in den Klimaschutz investiert oder dieser privaten Fabrik „schenkt“, auf das diese nicht in ein anderes Land abwandert, in dem man die Arbeitskräfte noch ausbeuten kann, so wird folgendermaßen argumentiert: Wenn man die private Fabrik nicht mit Steuergeldern schmierte, würde diese ins billige Ausland gesiedelt, wo noch viel weniger für den Klimaschutz getan werden würde.

Das klingt für mich nach Erpressung. Wie viele Jahre Knast gibt es normalerweise für Gelderpressung? Aber immer mit der Ruhe, man kann schließlich keine juristische Person einsperren, zudem die Erpressung ohnedies über die Mittelsmänner und Frauen der Politik durchgeführt wird und diese genießen Immunität.

Jedenfalls will niemand daran denken, das Geld in den Klimaschutz zu investieren und beispielsweise der deutschen Fabrik, die dank der deutschen Infrastruktur und Steuerzahler wachsen und gedeihen konnte, das Absiedeln ins Ausland zu verbieten. Das spräche zwar gegen den Wirtschaftliberalismus, aber wenn dieser zum Schaden vieler Menschen führte, sollte eine juristische Person, die ohnehin nicht wirklich existiert, mit einer Freiheitsstrafe belegt werden. Massenmörder oder Kurpfuscher lässt man auch frei herumlaufen. Lawinen und Überschwemmungen versucht man ebenfalls einzudämmen. Warum? Weil viele Menschen zu Schaden kämen, wenn der Staat hier keine Verantwortung übernehmen würde und alles unternehmen würde, um den Schaden abzuwenden.

Geht es jedoch darum sich zwischen Umweltschutz, der Alle schützt, oder Unternehmerinteressen, bei der Geldvergabe zu entscheiden, so lässt man sich eher von den Unternehmern erpressen, als den Schutz aller Geborenen und Ungeborenen zu gewähren. Eine Fabrik, die ohne Ausbeutung der Arbeitskräfte und mit Umweltauflagen, im eigenen Land, nicht zu wirtschaften weiß, wird eher geschützt, als die Gesamtheit der Menschen – also nicht nur jene im eigenen Land.

Und noch etwas: In sämtlichen mächtigen Industriestaaten, von den USA, über Europa bis Japan, wird die Schere zwischen Arm und Reich immer größer. In Afrika geht es weiter bergab und die Verseuchung des Globus nimmt ebenfalls zu. Sind das die großen Errungenschaften des Wirtschaftsliberalismus? So kompliziert und begriffreich man dieses Wirtschafts- und Finanzsystem auch entschuldigen mag, seine Ergebnisse sprechen – aus der Sicht der Mehrheit – gegen es und nur für eine kaum zu nennende Minderheit der Weltbevölkerung wirkt es sich positiv aus, die alles daran setzt, dass die Mehrheit stur und starr auf die Symptome gafft und sich aus Angst, es könnte vielleicht noch schlimmer werden, es nicht wagt sich umzuwenden und der Quelle ins Gesicht zu sehen.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

60 Jahre knapp daneben (Menschenrechtserklärung 1948)

Wir feiern 60 Jahre weltweite Ausweichmanöver vor dem unmissverständlichsten Recht der Menschheit, das leider kein Menschheits-Gesetz wurde. Aber wir wollten auch stets realistisch bleiben, nicht wahr? – vernünftig bleiben, nur nicht Weltfremde sein, sondern erkennen was möglich ist, bei all diesem von uns selbst verantworteten Mist in der Welt – oder wie?

Eine Weltbank die ihre Verpflichtung gegenüber reichen Eliten zum Anlass nimmt, ihre öffentlich zur Schau gestellten zweitrangigen Verpflichtungen gegenüber den Elendsten der Armen nicht nur zu vernachlässigen, sondern deren Unabhängigkeit, Freiheit, Gesundheit und Glück in den Dreck der Weltmarkt-Arena zu schleudern - das ist nicht schwer.

Eine neue Innenministerin, die ihre religiöse Zugehörigkeit als Instrument der Ausgrenzung von Minderheiten in Österreich zweckentfremdet; ein deutschnationalistischer extremer Burschengschaftler, der den dritten Nationalratspräsidenten spielen darf – in Mitteleuropa kein Problem.

Milliardenumsätze mit Waffenhandel im Mittleren Osten durch westliche „Unternehmen“ – warum auch nicht, der Begriff „Konjunktur“ ist immerhin das heilige Wort für jedwede Generalabsolution.

Aber Menschenrechte – so klar und weit verbreitet sie auch deklariert sein mögen – umzusetzen und zu schützen, das gelingt nicht einmal in den reichsten, demokratischsten, am fortschrittlichsten aufgeklärten und überhaupt besten aller Staaten. Da könnte man sich natürlich fragen, was es dieser Tage, vor allem in Paris, wo die Menschenrechte, auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen, 1948 ausgerufen wurden, zu feiern gibt.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Nur Ein-weg Frau(en)Ministerin

Eine neue Frauenministerin (Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ), neue Quotenforderungen. Das wenigstens ist wieder einmal ein Anfang. Doch ob es Frauen zur Ehre, Karriere und zur Emanzipation gereicht, wenn sie in einem Unternehmen nur per Staatsgewalt an die Spitze gelangen? Der systematische Sexismus erschöpft sich jedenfalls nicht durch Zwangsmaßnahmen – er verstärkt sich dadurch vielleicht sogar. Quotenregelung bleibt die Symptombekämpfung eines Problems, das sich nur durch Bildung und Aufklärung unserer Gesellschaftsmitglieder – von Klein auf – lösen ließe, wofür jedoch, wie Medien und Werbung uns nicht übersehen lassen, unsere Gesellschaft noch nicht bereit zu sein scheint. Solange die sexuelle Apartheid herrscht, werden (systematisierte, instrumentalisierte) Konflikte zwischen den Geschlechtern bestehen.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Muss Opposition weinen?

Die Opposition kündigte an, dieser nun neu angelobten Regierung in Österreich, keine "Schonfrist" zu gewähren. Das bedeutet: In diesem Augenblick sitzen die Abgeordneten von FPBZÖ und Grüne im Parlament und halten die Luft an – solange bis J. Pröll Neuwahlen fordert.

Es bedeutet weiters: Die PolitikerInnen dieser Tage müssen nicht mehr verhehlen, dass sie ihre Berufsbezeichnung verraten, indem sie billigen Populismus statt Politik betreiben und die marktwirtschaftlichen Kriterien von Eigenwerbung, Wettbewerb und Marketing sogar bei weitem übertreiben.

Da weiß unsereiner gar nicht, wie er die Worte dieser PalavermentarierInnen verdrehen soll, wenn die Originalaussprüche an rhetorischer Inkompetenz, Geschmacklosigkeit und ungewollter Selbstkritik kaum noch zu überbieten sind – es genügt sie im Raum stehen zu lassen, sie persiflieren sich selbst (nicht einmal dem Strache fiel bei der letzten Palavermentssitzung einer seiner dummen, geschmacklosen Reime ein).

Darum meine Bitte: Welcher politischen Richtung Sie – liebe MitwählerInnen – auch immer geneigt sein möchten, geben Sie ihre Stimme nur noch jenen, die sich sprachlich auszudrücken vermögen, ohne sich dabei wie besoffene Germanen auf Plünderung anzuhören. Damit gehen Sie wenigstens sicher, dass der/die PolitkerIn ein Mindestmaß an Kultur besitzt – und nicht bloß einen Jus oder BWL-Studienabschluss (aus eigener Beobachtung weiß ich, dass man als Student nicht automatisch Allgemeinbildung und Erziehung genossen hat)

Einer der wenigen, die sich Rhetorisch zumindest nicht versteigen ist nun immerhin Bundeskanzler. Ein bisschen Rücksicht auf die Sinne der ZuhörerInnen des österreichischen Politikkindergartens zahlt sich also offenbar doch noch aus – so zurückgefallen sind wir also noch nicht.

Sonntag, 30. November 2008

WegSgedicht

Weg

Ist das Gedicht,
Geflohen dem Knochen;
Die Worte sich fehlend,
Aus dem Schädel gebrochen,
Dem Weg der Wortfolge entgehend,

Auf ihrem eigenen Weg

Und weg.

Freitag, 28. November 2008

Irakische Flüchtlinge spielen russisches Fekter-Roulette

Es ist erstaunlich: Sobald Maria Theresia Fekter, gebliebene Innenministerin der ÖVP (das V steht angeblich für „Volk“ – nur ob damit DAS Volk gemeint ist, bleibt ungewiss), von Migranten bzw. „Ausländern“ bzw. finanzschwachen Ausländern auf der Flucht zu sprechen kommt, verfällt sie in einen emotional geladenen, offenbar naturgegebenen, im politischen Rahmen ein wenig derb klingenden Dialekt. „De hama eh“, gab Frau Dr. bekannt, nachdem sich innerhalb der EU vor allem Deutschland und Schweden bereit erklärt hatten, Flüchtlinge aus dem zerbombten, verheerten Irak aufzunehmen, ihnen sogar eine neue Heimat zu geben.

Andere Länder sollten sich an Österreich deshalb ein Beispiel nehmen, da „wir“ bereits „welche amtsbehandeln“. Nicht nur phonetisch fühlte ich mich an eine Überdosis Klosterfrau-Melissengeist erinnert. Die Amtsbehandelten machten 2008 ca. 200 Personen aus dem Irak aus, die in Österreich Asyl erhielten, wobei sich sicherlich mehr als 100.000 Iraker auf der Flucht befinden und die fektersche amtssprachliche Umschreibung für „Asyl“ rührt möglicherweise daher, dass der Asylantenstatus in Österreich kein Vergnügen darstellt, sondern internationale wie nationale Menschenrechtsorganisationen chronisch ergrauen lässt.

Es stimmt zwar, dass viele Menschen illegal nach Österreich fliehen, dies aber wie ein Schwerverbrechen zu ahnden, ist selbst ein Verbrechen. Hilfe, Polizei! Man bittet uns um Obdach und will für uns arbeiten und das auch noch in einer Sprache, die ich nicht verstehe – wie fürchterlich, welch kriminelle Niedertracht! Wäre da nicht das neue Asylgesetz, könnte man das unbemerkte Einreisen in ein fremdes Land mit Schwarzfahren vergleichen – auch wenn die Asylsuchenden im Unterschied dazu auf eigene Kosten und bei weit höheren Ticketpreisen reisen. Stellen sie sich vor, sie werden wegen Schwarzfahrerei ins Gefängnis gesteckt, ihrer Grund- und Menschenrechte beraubt und mit einem Berufsverbot belegt, ehe man sie nach Monaten, vielleicht Jahren endlich aus der Straßenbahn wirft.

Die PolitikerInnen-typische, dezente Selbstbeweihräucherung hat Frau Fekter, vermutlich dereinst im Gymnasium der Kreuzschwestern so gut gelernt. Die verantwortlichen Politiker sind nicht nur Helden der Finanzkrise, weil sie 200 Milliarden unseres Geldes als Konjunkturhilfe vergeben; sie fühlen sich zudem fremdenrechtlich weißgewaschen, weil sie jeder Milliarde gegenüber einen Iraker aufnehmen – um den sich dann vermutlich Nichtregierungsorganisationen kümmern dürfen.

„De hama eh“ und in einigen Jahren beteiligen wir uns vielleicht auch an der EU-weiten Hilfe für irakische Flüchtlinge. Aber nur unter Berücksichtigung der „Integrationsfähigkeit“, beispielsweise „nur die Christen zu nehmen“. Beim Melissengeist und den Kreuzschwestern…Das ist es also, was einem in einer Nonnenschule an christlicher Nächstenliebe beigebracht wird. Wenn man hilft, dann zu spät und auch nur den eigenen Nächsten, aber sicher nicht den nächsten Nächsten. Aber so macht es schließlich auch Deutschland – soviel dazu, wer hier die Vorbildwirkung innehat. Wobei man nicht übersehen darf, dass in den letzten Jahren seltsamerweise viele Flüchtlinge erst wieder in den angeblich sicheren Irak abgeschoben wurden. Offenbar geht es also bei dieser EU-Aktion darum, die muslimischen Iraker in scheinbar kompatiblere christliche Iraker umzutauschen.

Dass gewisse Menschen in der österreichischen Politik Angst vor Muslimen haben uns schüren, ist ja bereits bekannt. Gerade dieser Tage wurde der Gerichtstermin zum Verfahren gegen Susanne Winter (FPÖ) wegen Verhetzung und Herabwürdigung einer Religionsgemeinschaft bekannt gegeben. Schade, dass diskriminierender Populismus auf Kosten von Minderheiten nicht in derselben Weise bestraft wird, wie in den meisten Fällen das Fliehen vor Krieg und Elend. Nicht von dieser Innenpolitik bestraft werden jene Flüchtlinge, die Geld, deutschsprachige Vorkenntnisse, die richtige Religion und Hautfarbe, Kenntnisse über österreichische Amtswege sowie die hiesige Bürokratie und keine Eile haben, was unter Todesgefahr vielleicht betrunkenen Klosterfrauen gelingen mag. Als Flüchtling muss man also sehr viel Glück haben. Ob da die Österreichischen Lotterien mit verdienen, weiß ich nicht.

Donnerstag, 27. November 2008

Dürre Wünschträume von der Werbewelt

Der US-amerikanische Psychologe Kevin Thompson ließ nun im (Ö1)Radio entdecken, dass es die Bilder in den Medien sind, die vor allem Frauen dem Schlankheits- bzw. Dürrheitswahn bzw. "Schönheitswahn" verfallen lassen. Doch gerade in den USA isst das Krümelmonster bereits Obst und dicke Kinder werden ins Bootcamp geschickt.

Ja, ja: Auf richtige Maß kommt es an. Zu dünn und – nach den ebenfalls thematisierten Schönheitsoperationen – voll gestopft mit Kunststoff zu sein, ist wohl ebenso wenig gesundheitsfördernd wie Fettleibigkeit. Aber sollte man deshalb eine EU-weite Einmischung in die mediale Bilderwelt durchsetzten, wie die Stadt-Wien-Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger sich wünscht? Sich in die Werbung einmischen? Das wäre so, als ob die Politik letztlich doch noch eine Kontrolle der Finanzmärkte mit Rücksicht auf das Wohl der Weltbevölkerung durchsetzten würde. Das wäre verantwortlich! Und gegen Verantwortung sind Politiker aus beruflichen und psychologischen Gründen allergisch.

Die Werbung – und das ist nichts Neues – verkauft Lug und Trug, um Bedürfnisse für Produkte zu erzeugen, die großteils kein Mensch braucht; und sie geht einem mit unappetitlicher Einfallslosigkeit auf den Geist, wenn man gezwungen ist, an den städtischen Werbeplakat-Alleen eines gewissen Werbestandort-Monopolisten, dem offensichtlich der gesamte öffentliche Raum gehört, entlang zu wandern.

Alle zwei Jahre kommt man im Rahmen irgendeiner Konferenz oder eines anderen Anlasses dahinter, dass Medienbilder ein falsches körperliches Idealbild meist bei jungen Frauen vermitteln würden - und dabei spricht noch niemand über das Frauen/Menschenbild in der Werbung an sich: Da paaren sich Sexismus und pervertierte Frauenfantasien in den Köpfen untalentierter, großteils männlicher Werbemacher mit der Photoshop-Hyperästhetik – nicht erst seit gestern. Aber deshalb mischt man sich doch nicht in die Werbung ein (wobei ein Frauen/Männermagazin ebenso ein 99%iges Werbeprodukt darstellt, für welches man sogar freiwillig bezahlt – soweit hat uns die Werbung im Griff).

Würde man auf politischer Ebene die Werbung manipulieren wollen, nur weil sie sich in weiterer Folge (wieder einmal) als gesundheitsschädigend entpuppt, könnte man ja gleich den Neoliberalismus – der eigentlich Geldliberalismus heißen müsste – abschaffen. Aber das wäre vernünftig und somit, aus heutiger Wirtschafter-Sicht, durchwegs unmenschlich.

Mittwoch, 26. November 2008

Wehret den Arschlöchern

Sie brachten den Traum vom ewigen Glück, vom Profit, Wettbewerb und der Effizienz, in Einerlei-Denker-Reih. Sie nahmen den Traum von der Menschlichkeit, hinweg das natürliche Gesetz, dass bedeutet, Perfektion ist die Möglichkeit auf selbige zu verzichten. Es gibt keine Perfektion, ihr Wesen, die des Meeres Regen in den Lungen schmecken.

Handel ist gut. Markt und Handel brachten Zivilisation und Kultur, ehe Kriege sie zerstören konnten.

Doch seid euch letztlich sicher, dass ihr ein Arschloch immer noch als eine Person erkennt, die nicht euer Freund ist, - sondern ein Anti-Freund und ein solcher will euch das Nichts, das Schlimmste, das Menschen einander empfinden können.

Dort wo sich eine Herr- und Frauschaft von Arschlöchern als notwendig erachten lässt, weil die Arschlöcher Zurückhaltung und Gehorsam (gegenüber irgend einem geringerem Übel) als gute Sitte verkaufen, dort wird der Handel zur Falle der Macht-Verspielten, wenn es nicht der Krieg selbst ist.

Montag, 24. November 2008

Ich gewinne immer öfter und stärker den Eindruck, dass extreme Linke und extreme Rechte sich deshalb so ähnlich – körperlich wie geistig – gebaren, weil sie sich zwar hinter unterschiedlichen ideologischen Hautfetzen verbergen, doch hinter diesen dasselbe wünschen: Irgendeine Rebellion, Beseitigung der jeweils feindlichen Eliten in den Machtpositionen, Manipulation des herrschenden Kapitalismus zugunsten des eigenen Kapitals (die Unterscheidbarkeit der Begriffe Kapital und Kapitalismus wird oft vernachlässigt).

Rechtsradikale posaunen gerne dieselben dümmlichen Parolen, die ihre Großeltern bereits, auf Grundlage der, von Verdenkern im Dunstkreis bzw. daselbst im Kothaufen des nationalsozialistischen Gedankenschlechts, einst ersoffenen Spinnerein, von sich grölten.

Linksradikale kommen ebenso mit reichlich wenig Quellenmaterial aus, für das hauptsächlich Marx herhalten muss, der meist nicht verstanden oder gelesen wird und jedenfalls nichts dafür kann, auf das sie ihre Schlachtgesänge inszenieren können, die sich in den letzten hundert Jahren nur wenig veränderten.

Und will man dann erfahren, worum es eigentlich geht, so erfährt man von beiderlei Gruppierungen, dass irgendjemand über ihnen irgendeine asoziale Politik diktiere und die jeweils andere Gruppierung nicht sein dürfe. Warum? Weil die jeweils andere Gruppierung an der Macht und gegenteiliger Meinung sei.

Dieser Tage haben wir Finanzkrise, die sich noch nicht Wirtschaftskrise nennen will.
Für Linksextreme sind die Amerikaner an der Krise schuld, weil das alles religiös-fanatische Faschisten seien.

Für Rechtsextreme sind die Amerikaner schuld, weil die religiös-fanatischen Juden dort die Weltbank kontrollierten würden.

Ich gewinne des Weiteren den Eindruck, dass politische Radikale aller Art nicht in dieser Dimension leben – sondern hier lediglich auf Urlaub machen.

Freitag, 21. November 2008

Find Joe Hill

Also vertagt man „die Probleme der Post AG“ (Der Standard). Ich wusste nicht, dass das so einfach möglich ist. Vor allem wenn von irgendwelchen Vereinbarungen – das Wort nützt sich ab – die Rede ist, die im nächsten Jahr auf die „Ins-Parlament-Bringung“ von entsprechenden Gesetzten rund um die „fairen Bedingungen“ für alle Marktteilnehmer abzielen; dann weiß ich: Das Problem ist immer noch da, wo es war – räumlich wie zeitlich.

Auch die Erwähnung von freiwilligen Abgängen, durch die man unter anderem Mitarbeiter loswerden will, klingt sehr vertraut nach Big Trouble! Natürlich nicht für die Marktteilnehmer, denen will man Fairness garantieren. Für die arbeitenden Menschen – in diesem Fall Postmitarbeiter – durchaus. Welche Fairness ihnen die Piratisierung...Privatisierung bringen wird? Abwarten?

Und gerade heute träumte mir von einer Autofahrt, bei der das Radio von den Aufständen und (erfolgreichen) Streiks der Arbeitnehmer aller Art erzählte und ein alter Song – in veränderter Form und Weise – klang mir durchs träumende Gehirn.

Where working men defend their rights
It's there you'll find Joe Hill. (Alfred Hayes)

Donnerstag, 20. November 2008

Platon fürs Aktuelle

Manchmal schaut der Schauer auch in Bücher und siehe da:

"Statt dessen habe ich mich darangemacht, an jeden einzelnen heranzutreten und ihm, wie ich behaupte, die größte Wohltat zu erweisen, indem ich mich bemühte, jeden von euch zu überreden, dass er nicht eher für sein Eigentum sorge, bevor er für sich selbst gesorgt habe, dass er so tüchtig und einsichtig wie möglich werde, und ebenso nicht für das Eigentum des Staates eher als für den Staat selbst und dass er so in der gleichen Art für alles andere sorge."

- Platon, Apologie. Zweite Rede (Sokrates' Antrag, nachdem er schuldig gesprochen ist)

Dienstag, 18. November 2008

Kopfs Schmerz

Kopf (Karl Heinz) der ÖVP sprach im gestrigen Ö1-Mittagsjournal über jene „10 Fragen“ der ÖVP an Faymann, für welche die ÖVP die Regierungsverhandlungen aussetzte und die der Kopf selbst zu beantworten nicht im Stande war; da schließlich die SPÖ den Regierungsbildungsauftrag hat – Herr Daser – den Regierungsauftrag hat – also noch einmal – den Regierungsauftrag hat. Ja, und überhaupt sind diese 10 Fragen Sache der Parteichefs und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sind diese bereits veröffentlichten Fragen im Interesse der Öffentlichkeit – Herr Daser (Sie Schlingel) – verstehen Sie das nicht, das ich Ihnen nichts sagen kann?

Der Journalist ist schließlich der Feind, der Journalist ist das Ohr der Öffentlichkeit. Darüber sollte man - die SPÖ meine ich - sich nicht hinweg schwindeln - deshalb auch diese Fragen - dass diese Fragen, die WIR im Interesse der braven, der lieben Öffentlichkeit an die SPÖ gestellt haben, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die Öffentlichkeit ist unser Freund. Nein, ich verweigere die Aussage. Die SPÖ muss Antwort stehen. Ich bin immerhin der Kopf und selbst ich kann mich an diese 10 Fragen überhaupt nicht mehr erinnern. Nein, die SPÖ hat den Regierungsauftrag, wir keine Antworten – auch jetzt nicht – schließlich hätten wir die Wahlen ansonsten gewonnen. Zudem ist es unfair, die Fragen, mit der wir die SPÖ bedrängen wollen, an uns selbst zu stellen: Schließlich würden wir nicht fragen, wenn wir wüssten, was Sie gerne hören würden.

Was Sie gerne hören würden, ist für die Öffentlichkeit nicht bestimmt, gar nix, es sei denn es bringt uns Stimmen - Aber woher denn? Sehen Sie? Aber woher denn sollen wir wissen, was die Öffentlichkeit will? Die ÖVP ist schließlich – nach Vereinbarungen mit Dritten – gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Im Interesse der Öffentlichkeit.

Sonntag, 16. November 2008

What does he pray

What does he pray?
Nothing! he say
He could be she
Said she before me
Doesn’t matter he declare
Yes! No! Beware
Cause after all
With his last call
Everything matters
For elders and betters
I don’t carry
I just parry
Your word in my ear
Sometimes I hear
It might be okay
But however I stay
However I stay

Samstag, 15. November 2008

Herr Molterer erklärt die Bankenhilfe

Immernoch-Finanzminister Willhelm „Jetzt reicht’s!“ Molterer, war (per Ton-Aufnahme) im heutigen „Journal zu Gast“ (auf Ö1) und hielt die Deutschen bei dieser Gelegenheit für nicht immer vorbildlich. In Deutschland sollen nämlich die Gehälter jener Bankmanager begrenzt werden, deren Häuser staatlich finanzierte Hilfsmaßnahmen beanspruchen. Aber Österreich ist eben anders, wo, laut Molterer, erwartet wird, dass die mit Steuergeldern bedachten Manager „ihren Beitrag selbst-verständlich leisten“ – freiwillig! Da man ohne Verpflichtungen immer noch „agieren“, also den Banken immer noch Gelder geben könnte, selbst wenn diese ihren Beitrag nicht leisten würden. So etwas versteht Molterer offenbar unter Flexibilität. Da könnte er gleich einen Koffer voller Milliarden zum Opernball mitbringen und ausrufen: Wer was braucht, greife zu! Man erkennt, was uns da an einem Bundeskanzler verhindert wurde.

Übrigens: Welche Beiträge dies sein sollen, die von den Banken geleistet werden könnten, sagte der Finanzminister nicht. Vielleicht stellen die min 3 Milliarden für Kredite an Privatkunden, die von den betroffenen Banken zur Verfügung gestellt werden müssten, diesen Beitrag dar - aber war das schon alles? Möglicherweise meinte er mit „Beitrag“ auch lediglich, dass die Notnagel-Banken das zur Verfügung gestellte Geld irgendwann und mit Zinsen, auch tatsächlich, wie vereinbart, zurückzahlen könnten/wollten/sollten. Und Vereinbarungen trifft der Molterer gerne und viele. Jede zweite Journalistenfrage kann aufgrund irgendeiner Vereinbarung mit Irgendwem nicht beantwortet werden, da unser Molterer ein so verlässlicher und ehrlicher Politiker ist, so dass er der gemeinen Öffentlichkeit nichts genaues mitzuteilen bereit ist. Nur die „Vereinbarungen“ mit den Wählern, für die er neben Anderen immer noch arbeitet (siehe Steuerreform/Gesundheitsreform), vergisst er offenbar ab und zu.

Andererseits ist das Vertrauen der Politik in die hiesigen Bankenmanager dermaßen groß – kein Wunder: man kennt sich persönlich und tauscht gelegentlich den Arbeitsplatz -, dass vermutlich auch diese Zurückzahlung unserer Steuergelder als „Kann-Bestimmung“ eingeführt wurde.

Sehr beruhigend war auch die Erklärung, dass man vereinbarte, das Hilfspaket „etwas“ erweitern zu können, wenn die 15 Milliarden nicht reichen sollten – aber nicht über den Rahmen von 100 Milliarden (Euro) und wenn, dann nur um die Liquidität zu gewährleisten. Das sagt sich für Molterer so leicht. Ich wusste gar nicht, dass unser kleines Land überhaupt so viel Geld hat. Die Charitas auch nicht. Ihr Wiener Direktor Michael Landau bemerkte jedoch, dass 1% der 100 Milliarden, die man den Banken insgesamt als „Schutzschild“ zur Verfügung stellt, ausreichen würde, um eine bedarfsorientierte Mindestsicherung der "Schwächsten" im Lande zu ermöglichen. Und was sind schon 1 Milliarde Euro? Dafür kann sich die ÖBB nicht einmal ihre jährliche Verschuldung leisten. Wir bräuchten nur die Hälfte unserer nützlichen Eurofighter verkaufen, dann wäre das Geld locker & leicht wieder in der Kassa.

Donnerstag, 13. November 2008

Diplomatisches Um-Ruanda-Herumreden

Im diplomatischen Streit zwischen der Regierung Ruandas und Deutschlands bzw. Frankreichs, nach der Verhaftung von Rose Kabuye, der ein Mitverschulden am Völkermord in Ruanda 1994 angelastet wird – und zwar durch Beteiligung am Mord des damaligen ruandischen Präsidenten, durch den der Genozid ausgelöst worden sein soll -, in diesem Hin & Her an Anschuldigungen und Maßnahmen, wird eine grundlegende, interessante Konfliktmasse deutlich erkennbar.

Vereinfacht ausgedrückt: Ruanda schaffte es nicht eine echte Demokratie zu werden, die auf einer liberalen Zivilbevölkerung gründet; Frankreich hat es bisher nicht fertig gebracht, ihre postkoloniale Politik in Afrika aufzuarbeiten bzw. zu überwinden. Zu dieser Politik gehört der irre Umstand, dass während des Völkermordens in Ruanda, auf der einen Seite europäische Blauhelme zum Schutze der „weißen“ Bevölkerung standen, auf der anderen Seite, die Mordenden Hutu-Extremisten mit Waffen aus Frankreich (ebenso aus China) beliefert wurden.

Niemand kann vermutlich sagen, wie weit die damalige französische Regierung in den Völkermord involviert war; doch zeigt dieses Beispiel, dass westliche Staaten wie Frankreich Machtungetüme sind, bei denen die eine Pranke nicht weiß, was die andere tut.

Die aktuellen Spannungen zwischen Ruanda und – im Grunde – der EU, sind ein Symptom für Missverständnis, Misstrauen und berechtigten Ärger über ungesühnten Gräuel der Vergangenheit. Waren Rose Kabuye und ihr Präsident Paul Kagame damals an jenem verhängnisvollen Anschlag beteiligt? Es wird angezweifelt, es ist auch nicht so wichtig. Wichtiger wäre es, über die eigentlichen Probleme, die herrschende Ungerechtigkeit zwischen Norden und Süden, zwischen Europa und Afrika zu sprechen. Diese gehen weit über Ruanda hinaus, sie stellen eine gewaltige Fülle dar, die der diplomatische Streit um die Festnahme Kabuyes spärlich verhüllend akzentuiert.
Vielleicht wird diese Krise, dieser Konflikt genützt, um endlich jene Dinge an- und auszusprechen, die hinter der Mauer des politischen Gezeters verborgen liegen.

Schöner Schein, du hässliches Gfries

Warum sich W. Faymann (SPÖ) und Joseph Pröll (ÖVP) stellvertretend uneinig über das politische Verhalten zum österreichischen Post-Supergau sind, aber dennoch einig, über die guten Chancen ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit in einer hoffentlich bald stehenden Regierungskoalition? Weil man zwar eine politische Meinung zur Post-Krise, ja, zur Finanzkrise im Allgemeinen, sowie ihren Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft hat, aber sich dennoch nicht zuständig fühlt. Zur Recht. Zuständig sind nämlich die in den unterschiedlichsten Lobbys zusammen hockenden UnternehmerInnen großer Unternehmen – die größte Lobby heißt Weltbank –, die der Politik ihren Wirtschaftsliberalismus diktieren.

Der Politik und dem Staat geht der Wirtschaftliberalismus im Grunde nichts an, Regierungen sollen sich nicht einmischen, wenn man von freien Märkten spricht – immerhin bedeutet Freiheit: Mein Geld kann machen was es will, es ist schon groß. Den Wirtschaftslobbyisten wiederum geht die Politik am Anus vorbei, solange sie ihre immer höheren Profite, auch mit ihr, machen können.

Nun hatte man den österreichischen Politikern und Regierenden – darunter entscheidungstragend auch Faymann – von Seiten der Wirtschafts-Freier nahe gelegt, sie mögen doch staatliche Unternehmen in die freie Wildbahn der Privat-Wirtschaft entlassen, da den Staat die ganze Wirtschafterei sowieso nichts mehr anginge, seit sie liberal gemacht wurde. Die Unternehmen sollten in ihrem natürlichen Umfeld wachsen und mit anderen Unternehmen spielen dürfen. Lassen Sie Ihr Unternehmen ruhig einmal raus, dem passiert schon nichts, wir passen auf – so hieß es.

Da den einst staatlichen Unternehmen aber doch einiges passiert ist, seit sie sich privat fleißig mitverspekulieren, will man nun bei der Post sicher gehen und vor der endgültigen Privatisierung des Unternehmens, das Schlimmste, das passieren könnte, im Vorhinein selbst erledigen. Im Namen der Effizienz und Gewinnmaximierung, was den entscheidungstragenden Politkern egal sein muss, weil ihnen die freiheitliche Wirtschafterei – wie gesagt – schließlich nichts angeht.

Die politischen Folgen, wie die Entlassung von ca. 9000 Mitarbeitern und die Schließung von Filialen, geht den Wirtschaftern – wie wir wissen – am Enddarm vorbei. Um solche Probleme müssen sich die Politiker kümmern, ist ja klar. Da das aber nur ginge, wenn, von Seiten der mittlerweile völlig bezüglich ihrer Kompetenzen verwirrten PolitikerInnen, aktiv in die Frei Marktwirtschaft eingegriffen werden würde, was sie ja nicht sollen, haben sowohl SPÖ als auch ÖVP das Nachsehen. Sie konnten schließlich nicht wissen, dass diese ganze Liberalisierungsidee der Wirtschaftslobbyisten eine dumme war und wenn sie es gewusst hätten, so hätten sie sich nichts dagegen zu sagen getraut, da ihre Nebeneinkommen und Pensionsaufbesserungen schließlich von eben jenen liberalen Wirtschaftern bezahlt werden.

Die Politiker können also gar nichts dafür. Die müssen schließlich, von zwei ArbeitgeberInnen, jenen folgen, die für sie persönlich wichtiger sind. Und das sind nicht die WählerInnen – die dürfen nur alle vier Jahre abstimmen, von wem sie sich verarschen lassen wollen. Die Wirtschaftslobbyisten können jeden Tag im Jahr ihre Macht geltend machen und ihre Stimmen in den unterschiedlichen „Räten“ erheben. Bei diesen wichtigeren ArbeitgeberInnen unserer PolitikerInnen liegt also die Macht und demnach auch die Verantwortung.

Das wissen auch Faymann und Pröll, weshalb sie zwar verstimmt über die Post-Problematik sein mögen, aber ohnehin nichts machen können. Und durch eine Problematik, die sie nichts angeht, müssen sie sich auch nicht zerstreiten. Das Politische Networking ist das einzige Gebiet, auf dem sie noch etwas zu sagen haben und das wollen sie gut machen.

Natürlich könnte man sich die Frage stellen: Sind die PolitikerInnen nicht doch verantwortlich? Immerhin sitzen sie im Parlament, worein sie von uns gewählt wurden. Die Unternehmen wurden hingegen nicht demokratisch gewählt, warum sollten sie also der Demokratie etwas zu befehligen haben. Und wenn man sich die Sache näher ansieht, könnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass diese PolitikerInnen sich von den Wirtschafts-Freischärlern einwickeln und manipulieren ließen, was gerade in der heutigen Situation, in der sich unsere gewählten Stellvertreter wie Würmer vor den Medien winden, äußerst erbärmlich wirken würde. Aber erbärmliche und feige PolitikerInnen, kann es in einer Demokratie, wie der unseren, doch gar nicht geben. Wir wählen wortwörtlich jedes Mal das geringere Übel, in unseren Augen. Wir sind keine Großkonzerne, wir können nicht nach Effizienz trachten, die für uns arbeitet – wir müssen das geringere Übel nehmen. Aber Feigheit und Erbärmlichkeit – das stand wirklich nicht auf meinem Wahlzettel und kann deshalb auch nicht sein.

Andererseits hatte ich auch nicht gewählt, um einen Rechtsradikalen als 3. Nationalratspräsidenten zu sehen und die Wahlsieger hatten dies ebenfalls nicht angekündigt. Da verliert man langsam das Vertrauen in den Staat. Nur leider kann ich aufgrund dessen meine Anteile am Staat nicht verkaufen. Soviel zum Liberalismus.

Dienstag, 11. November 2008

Staatsgewalt ist überall

Seltsam ist’s: Wenn die deutsche Polizei mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgeht, die verhindern wollen, dass man gegen ihren Willen radioaktiven Giftmüll in ihr Land einbettet, so spricht kein Medium von einem gewaltsamen Vorgehen gegen Zivilisten. Warum auch? Wir sind EU. Gewaltsames Vorgehen durch Polizei und Staat gibt es nur in Osteuropa - Solange sich nicht ein paar Blicke umlenken lassen.

Montag, 10. November 2008

Obama-Neid im Dunst des Faschistoiden

Die USA, die immer noch machtzentralisiert als „Amerika“ bezeichnet wird, war gerade unter Bush und geradlinig für die meisten Europäer, die sich für das Ausland interessieren – und zwar nicht nur der Frage nach, wie sie Asylwerber am besten dorthin deportieren können – das Land des sich steigernden religiösen „Fundamentalismus“*, des konservierten Rassismus und der sich absenkenden Wirtschaftsmächtigkeit. Wir Europäer aber, vor allem die EU-Bürger, sahen uns – in unseren Medien – so gerne als die Mitglieder eines Zukunftsprojektes für Demokratie, Humanismus und Europäische Werte (jenen begrifflichen Schild, den man gerne vorhält, wenn man versucht, gegen dieselben eigenen Werte zu argumentieren und Schmährede zu führen).

Nun gibt es – Gott sei dank – einen neuen Präsidenten der USA. Dieser hatte einen afrikanischen Vater und seine Hautfärbung zeigt dies auch völlig unbekümmert, was der Natur ziemlich egal ist, die menschliche Kultur aber, dank ihrer Unreife, ins Staunen versetzt. Die USA also, im selbstgefälligen Auge des Eurozentrismus ein Land voller Cowboys, die nichts mit Europa zu tun haben und gerne dunkelhäutige Sklaven hätten, die ebensowenig mit einer Europa-, jedoch mit einer gewissen Afrikastämmigkeit zu tun haben; dieses riesige Staatsgefüge, das, aus eben jener europäischen Sicht der selbstkritiklosen Kritisierverliebtheit aus, ausschließlich von südstaatlichen Rednecks bewohnt wird; dieses Burger verschlingende Rotnacken-Land hat nun einen liberalen, aufgeklärten, genetischen Halbafrikaner zu seinem neuen Präsidenten gewählt.
Und Europa ist neidisch. Europa bzw. seine einzelnen Staaten sind so was von neidisch – es ist eine Schadenfreude über alle Verschwörungstheorien dilettantisch zusammen klopfenden Anti(US)amerikaner, denen G.W. Bush und sein Primatenstab so sehr das Oberflächen-Linkssein schmeichelte.

Nun wird überall laut gefragt: Warum haben wir eigentlich keinen Barak Obama? Leiser, sehr viel leiser aber fragt man: Sind nicht wir die modernen Liberalen? Und in österreichischen Zeitungen spekuliert man, welche Chancen wohl das Mitglied einer Minderheit dieser „Republik“ in selbiger auf den BundeskanzlerInnen- oder BundespräsidentInnen-Posten hätte, ortet keine Chancen und hat damit vorerst recht.

Erst unlängst hatte das Parlament, jenes hohe Haus, dessen Höhe offensichtlich zu Sauerstoffmangel in den Gehirnen der Abgeordneten führt, auf dem Platz des 3. Nationalratspräsidenten eine Zweigstelle der deutschnationalen, rechtsextremen Burschenschaft „Olympia“ ** eingerichtet. Ein bestimmter Anteil der österreichischen Wähler findet zum Kotzen schlechte Schlagermusik in der Politik wichtiger, als wichtige Inhalte in diesem Bereich und setzt lieber auf unreflektierte Ausländerfeindlichkeit, als auf Investitionen in die Zukunft, während eine Frau Fekter aus dem Innenressort das Lied vom bösen Asylmissbraucher durch die Medien grölt; ein subtil-faschistoider Politiker eine Art Staats-Gedenk- und Trauertag, mit Gottesdiensten im ganzen Land, erhält, weil er sich im Rausch gegen einen Betonpfeiler und damit aus dem Leben raste; und eine pseudolinke Zeitung veröffentlicht seltsame Rassentheorien über „schwarze“ Leichtathleten in ihrem Sportteil.

Gleichzeitig gedenkt man der Novemberpogromnacht, in der die österreichische Volksblödheit, nach dem Dirigierstab der Nazis, jüdische Menschen zu attackieren, enteignen und deportieren begann. Es ist ein Gedenken, aus dem mehrheitlich immer noch kein Denken wurde. Nein, liebe EU-Menschen: Von einem Barak Obama sind wir noch weit entfernt. Um einen solchen zu bekommen, müssten wir lernen zu verstehen, wovon wir stolz und immerzu schwafeln: Aufklärung, Humanismus, Gerechtigkeit und den Glauben an all dieses guten, angeblich europäischen Werte.




* Der Begriff Fundamentalismus ist hier nur irrig zu verwenden, das es richtig Extremismus genannt werden müsste, wenn Menschen einen kleinen Bibelprediger anstelle eines eigenen Gehirns im Schädel tragen und darüber gar nicht verstehen können, was dieser aus der Bibel rezitiert. Ein solcher Extremismus hat weder konservative, noch fundamentale Eigenschaften, sondern läuft auf kurzfristige geistige wie kulturelle Selbstzerstörung hinaus.


** Ein Name der einem Hohn den sportlich fairen Olympioniken gleichkommt – ganz zu Schweigen allen Griechen, den Bewohnern des gleichnamigen Ortes und ihren einstigen Göttern – aber eher treffend bleibt, wenn man an das letzte Olympia-Veranstaltungsregime denkt.

Freitag, 7. November 2008

Aber fürchtet den Dialog

Mittlerweile, weil mir das frühe Aufstehen aus dem Bette so schwer fällt, fluche ich dabei nicht mehr, rufe ich keine Hasspredigten gegen die Erfinder des Weckers (oder der Arbeitstermine) mehr aus; ich motiviere mich mit den Worten: „Yes, we can! Yes we can!“ (manchmal auch „Yes I can!“ – wenn ich besonders selbstbewusst erwache).

Und beim Heraustorkeln aus meinem ins Wohnzimmer fällt mein Blick sogleich auf etwas, das mich an den Ursprung des mittlerweile so berühmten Wahlkampf-Ausrufes erinnert.
„Israel warnt Obama vor Iran-Dialog“, titelte der heutige Standard. Ja, das ist wieder einmal typisch. Warum kann das Erste, das ich nach dem Erwachen, in früher, mit Kaffeegeruch umwölkter Schlaftrunkenheit lese, nicht ein schönes Gedicht sein oder ein guter Witz? Warum muss es immer wieder die schwarz auf weiß gedruckte Dummheit des Menschentums sein, egal ob diese aus der eigenen Heimat oder aus einem „heiligen Land“ stammt, die mich als Erstes begrüßt?

Natürlich. Israel wird mit Waffen und Geld von den USA unterstützt und sie werden ein Kind, das sie mit Eiscreme voll stopfen, nicht dazu bringen, nach frischem Salat zu verlangen. Da ich aber weiß, dass ein Teil der mit "jüdischem Witz" ausgestatteten, geistigen Elite dieses Volkes, auch in Israel lebt(e), verdutzt es mich jedoch sehr…Aber wie sagte einer von ihnen, nämlich Freud, so richtig: „Die Stimme des Intellekts ist leise“ – und das gilt genauso oder gerade für ein Land, indem andauernd irgendetwas explodiert.

Dialog könne als Schwäche ausgelegt werden, meinte Zipi Livni – aber wundern Sie sich darüber nicht, die Frau ist nur Politikerin. Leider können wir uns auch nicht darüber wundern, dass ein Volk (eine Religion), welches unter dem deutschen Militarismus und Faschismus dermaßen zu leiden hatte, gerade den Militarismus vor die Vernunft setzt und dermaßen Angst davor hat, Gespräche zu führen, keine Angst aber kennt, Waffen stattdessen einzusetzen. Bei einer Intensivierung des Dialogs mit dem Iran könnte sich schließlich etwas verändern, ohnedem aber bleibt das vertraute Misstrauen das wir alle so lieben.
Da wäre eine Volks-Psychose zu orten, wenn es eine solche gäbe. Typisch für diesen Patienten ist jedenfalls, dass er sich nicht helfen lassen will. Endlich hat die USA einen Präsidenten mit Verstand, fällt den verstandeslosen Irren in Israel nichts Besseres ein, als Barak Obama vor dessen eigenen Vernunft zu warnen – aber weiterhin die Hand für Waffentechnologien aufzuhalten (die sie dann u.a. an China weiterverkaufen können).

Hör auf zu labern, gib uns etwas zum Töten. Yes, yes, we can! Believe us, we can! What? Why not? The other’s do it as well! Mom! The new President is boring.

Mittwoch, 5. November 2008

The World is not that bad (again)

Und dabei dachte ich heute, beim Erwachen, einen Tag vor mir zu haben, an dem ich mich bis zum Gallespeien über das Leben, die Welt und die Menschheit enttäuscht zeigen dürfe. Dann aber zerstörte mein Mitbewohner die düstre Illusion: Obama hat den Wahlkampf zum Präsidentschaftsamt der USA gewonnen – Es sei meinem Mitbewohner verziehen, denn es gibt wahrlich schlechtere Gründe, um mir die miese Laune zu vermiesen.

Leider kein wirklicher Grund, um mich aufzuregen – ich erwähne es dennoch: Als ich Brot vom Bäcker holte, stand eine Kundin mit dem Gesicht beinahe im Gesicht der Verkäuferin und man sprach offenbar über den frischgebackenen US-Präsidenten. Aber er sei eh charismatisch, hörte ich da. Floskelhafte Formulierung? Oder steckt hinter dem „aber“ und „eh“ die Feststellung, dass er zwar „schwarz“ sei, aber wenigstens charismatisch? Denn das ist ja gerade für uns Österreicher, die mit „eh“ so gerne „trotzdem“ kaschieren, die wichtigste Eigenschaft eines Politikers – auch nach dessen Wahl –, dass er nämlich Charisma hat und gut reden kann; und wenn er dann auch noch gut aussieht, ja, dann bekommen wir alle ein feuchtes Höschen - also jeder sein eigenes. (Darum ist der fesche Strache, mit seinem „blauen“, etwas wässrigen Blick auch über alle Maßen der Vernunft beliebt bei uns). Ja, ja, ja, ja! Ich hör schon auf! Ich hör schon auf!

Ich weiß eben nicht, wie mir ist. So selten bin ich von der Weltpolitik enttäuscht, dass ich mit dieser Situation, des Obama-Sieges, einfach nicht umzugehen weiß. Ein Glück, dass es noch die Innenpolitik gibt.

Montag, 3. November 2008

Ob Obama Aber

Ob morgen jene in den USA gewinnen werden, die dem emigrierten Ex-Österreicher Arnold Schwarzenegger glauben, dass er einst vor dem Sozialismus geflohen sei, weil dieser ihm keine Möglichkeiten bot – beispielsweise als „Conan der Barbar“ aufzutreten, in einem Film, den die Welt wahrlich nicht missen will.

Aber natürlich wissen die US-Amerikaner nicht, dass Österreicher das Wort „Sozialismus“ nicht einmal fehlerfrei auszusprechen vermögen, einerseits aufgrund des „Habsburger-Gens“, welches die Monarchie automatisch in jedem und jeder damaligen UntertanIn heranmutieren lies, andererseits, da die österreichische Zunge beim Aussprechen des besagten Wortes stets über irgendeinen alten Nazi in der Familiengeschichte stolpert.

Andererseits müssten die US-Amerikaner wissen, dass keinem „Hartarbeitenden“ etwas genommen wird, wenn man unter den Motto „Umverteilung“, jene Spitzenmanager und Spekulanten verstärkt zur Steuerkassa bittet/zwingt, die für das Kredit-Schlamassel mitverantwortlich sind und durch die Zersplitterung heimischer Unternehmen ihr Cocain-Kingdom finanzieren, sondern dass dies jene stärken soll, welche die wirklich arbeitende Mittelschicht ausmachen.
Ebenso, dass man auch einem ehemaligen Kriegsveteran, namens McCain, nicht glauben sollte, wenn er meint: „Ich will dafür sorgen, dass jeder gewinnt“(sprich reicher wird) - nicht einmal das Wollen ist hierbei glaubhaft. Das kollektive Heil, in einem System, in dem es um Konkurenz, Wettbewerb und Wetten, geht verspricht der American Dream schließlich seit langem und blieb dennoch nur ein paradoxer Traum.

Traumhaft wäre es natürlich, wenn stattdessen die Wahlkämpfer Obamas glaubhafter wirkten, als jene McCains, obwohl ich nicht weiß, ob Barak Obama (der böse "Sozialist") hält was er verspricht – Er sieht wenigstens ganzheitlich besser aus und es ist ein gutes Zeichen, dass er einen Tag vor den Wahlen immer noch nicht gemeuchelt wurde. Wenigstens das Security-System scheint in den USA noch zu funktionieren. Aber abwarten. Obama müsste den morgigen Wahltag, den Zeitraum der Stimmenauszählungen bis zur offiziellen Ernennung und letztlich die Anwälte der Lobbyisten überstehen, ehe er seine Versprechen wahr machen könnte.

Samstag, 1. November 2008

Banker must get stoned

Und ich lese den Standard trotzdem immer noch…

…Panik in der Inlandsrubrik und das Ende hört nicht auf zu sein, wenn es um die Kommentare rund die Finanzkrise geht. Vertrauen gehöre her, meint ein alter Herr.
Ich glaube er hat Recht. Hieß es nicht immer wieder, dass man in „Blasen“ investierte, da sei eine Immobilienblase geplatzt, dort eine andere Blase. Man handelt also scheinbar mit Blasen und diese stehen, wenn ich mich nicht irre, für eine gemeinschaftliche Imagination oder vielleicht auch eine kollektive Wahnvorstellung.

Die Lösung liegt auf der Hand, die zu handeln bereit ist: Man sperre die Spekulanten und Broker und Investoren und Manager in ihre Büros und Börsen, man zwangsfüttere sie mit allerlei Drogen – mit solchen die glücklich, euphorisch und optimistisch stimmen – und überlasse die Blasenbläsern ihrem Lauf. Im nu werden die Kurse steigen, die Kreditinstitute sich mit Geld überhäufen, das nur auf virtueller Ebene existiert; werden Produktionen sich bis in die Erschöpfung steigern, weil man glaubt, mehr zu haben, als zuvor; werden die Konsumenten wieder fleißig das Weihnachtsgeschäft füttern, da die Bank ihnen ohnedies alles Geld verleiht, das sie sich nur vorzustellen brauchen.

Wie singt Bob Dylan: „Everybody must get stoned”!

Freitag, 31. Oktober 2008

Medienkritik - Zeitungen: Die Medaille dreht mich schwindelig

Das Wort „Koinzidenz“ kommt in der Zeitungslandschaft dieser Tage sehr häufig vor – aber anyway: Was soll man darüber hinaus zu österreichischen Zeitungen sagen oder schreiben. Lange Zeit gab es als inländisches Produkt im Grunde nur den (der) Standard für mich, da ich von der konservativen Kleinkariertheit (in)zwischen und auf den Zeilen anderer Blätter immer Schluckauf bekam. Mittlerweile beherrscht mich jedoch ein innere Konflikt: Kann man über diverse Oberflächlichkeiten und Ungenauigkeiten einer Zeitung hinweg sehen? Oder gilt es eine Marketing-Heuchelei von „Alternativität“ (was Links ist, weiß ich längst nicht mehr) zu boykottieren?

Es wäre jedenfalls schade, wenn man nur noch ausländische Zeitungen lesen könnte, nur weil sich Chefredakteurinnen nicht von pseudowissenschaftlichen Rassen-Argumenten ihrer Sportjournalisten distanzieren können, sich aber andererseits – weil sich das so gehört – mit einem großen Kommentar über die Wahl des rechtsextremen Burschenschaftlers Graf zum 3. Nationalratspräsidenten beklagen.
Hassan Medani hatte einst, mittels offenen Briefs, jenen Standard-Sportjournalisten und dessen Artikel kritisiert. Daraufhin – so die ÖH-Zeitschrift unique – kam von Chefredakteurin A. Föderl-Schmid als Antwort ein medien-politisches Axiom: Nämlich die Annahme, dass eine Distanzierung von rassistischen Spekulationen, eine Einschränkung der Pressefreiheit bedeuten würde. Das meint, dass ein Journalist im Namen der Pressefreiheit alles veröffentlichen dürfe, selbst wenn es politisch inkorrekt wäre.

So viel Toleranz bringt Frau Föderl-Schmid und ihre KollegInnen einem FPÖ-Politiker selten entgegen. Dessen Partei behauptet, dass ein Ausschluss ihrer Mitglieder vom (aufgrund der Anzahl der Mandate) „traditionell“ zustehenden Nationalratspräsidentenamt eine Einschränkung der demokratischen Freiheit bedeuten würde - so rechtsextrem der jeweilige Kandidat auch sei.
Die beiden Ausreden, mit denen „links-liberale“ Zeitung und rechtsextreme Partei - zwei scheinbare Gegnerschaften – ihre jeweiligen Unanständigkeiten verteidigen, sind also beinahe identisch. Außerdem: Als Beschädigung der „demokratischen Kultur“ deutet der Standard die Ernennung Grafs, während dessen Partei eine solche Beschädigung diagnostiziert hätte, wenn er nicht ernannt worden wäre. Dennoch ist ganz klar: Der Martin Graf ist der böse und sowieso verstecken sich überall Neonazis unter Schafspelzen, die als Protestwähler kaschiert werden, wie der Standard wieder einmal aufdeckte. Also „Schaut auf dieses Land“ – titelt Föderl-Schmid. Schaut auf dieses nach Rechts abrutschende Land. Recht hat sie. Aber schaut auch auf eure ZeitungsmacherInnen. Die verlieren an Glaubwürdigkeit, wenn sie so daher-schreiben und nicht beachten, was auf ihrem Nachbars-Schreibtisch geschieht.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Demokratischer Graf

Rechtstaat, Demokratie, Parlamentarismus. Diese Begriffe schützen nicht vor einem rechtsextremen Burschenschaftler. Selbst eine Diktatur hat ein Rechtssystem und nennt sich Staat (auch wenn alte Herren, wie Cicero oder Platon, dies verweigern würden). Sie wissen wie das personifizierte Höchstmaß und Vorbild aller Rechtsextremen – A. Hitler – an die Macht kam. Er wurde zunächst von Volk und Reichstag gewählt.

Graf ist kein Hitler und er wird es auch niemals sein. Aber warum am Höchsten messen? Und wie soll man messen? Neben Graf sitzen 54 weitere Abgeordnete im Parlament unter der Führung rechtsextremer Politiker und auch ÖVP-PolitikerInnen zeigen gelegentlich zumindest fremdenfeindliche Tendenzen (sogar in bezirksamtlichen Weihnachtsbriefaussendungen an mich).

EU-Mitgliedschaft und das fröhliche Feiern von 50-60 Jahren 2.Republik-Unabhängigkeit…Das alles schützt uns nicht. Rechtsextreme können rechtstaatlich und demokratisch legitim ernannt werden, „weil sich das so gehört“. Was auch immer diese Ernennung symbolisieren mag, die einzigen Kriterien, deren Beachtung die Wahl Grafs verhindern hätte müssen, sind humanistische Moral und politischer Anstand (Kriterien die noch kein politisches System erzwingen konnte – sie können nur gelehrt werden). Nun, das Ergebnis spricht jedenfalls, nach den genannten Kriterien zu urteilen, für sich und gegen dieses Parlament.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Rauchen oder Nichtrauchen - mit oder ohne EU

EU-Kommissar Vladimir Spidla will ein EU-weites, generelles Rauchverbot in gastronomischen Lokalen fordern – weil ihm 7000 potenzielle Tote durch das Passivrauchen in jedem Jahr aufs Gemüt schlagen; Und schon faselt naturgemäß ein Konservativer, Markus Ferber von der CSU, dass man sich in Brüssel „Kompetenzen“ aneignen wolle, sich in die Gesundheitspolitik der Mitgliedstaaten einzumischen und zwar hinterhältig, über das Hintertürl des Arbeitsnehmerschutzes – man ist solch ein Schlingel.

Aber warum Arbeitnehmerschutz nichts mit dem Schutz der Gesundheit von Gastronomie-Mitarbeitern zutun haben darf und sich ein EU-Kommissar nicht in die entsprechenden politischen Bereiche der Mitglieder einmischen solle, müssen mir Ferber und seine Spießgesellen einmal erklären. Wozu haben wir solche EU-KommissarInnen, die sich ihrem Politiker-Beruf zum Trotze politisch engagieren und im Gegensatz zu den meisten LokalpolitikerInnen nicht nur an der mühsamen Erhaltung der mühsamen System-Schwächen arbeiten.

Montag, 27. Oktober 2008

U-Auschlüsse

Nun wird, noch ehe die große Koalition steht, nicht direkt über Untersuchungs-Ausschüsse spekuliert, weil niemand verstehen kann(will), warum die AUA pleite ist.
In der ÖVP hat man zwar prinzipiell nichts gegen U-Ausschüsse, doch empfindet man das Nicht-Ausschließen eines U-Ausschusses, von Seiten des SPÖ-Rechnungshofsprechers Günther Kräuter, ein wenig provokant. Warum?
Untersuchungsausschuss sollte eigentlich Untersuchungs-Ausschluss heißen – ja, das klingt nach einem bescheuerten Wortspiel. Jedoch: Kam bei den letzten parlamentarischen U-Aussch(l)üssen irgendetwas heraus, außer politischen Wahlkampfspielchen und persönlichen Profilierungen? Und nachdem man genug Untersuchungen im Ausschuss ausgeschlossen hatte, um keinen der Beteiligten all zu sehr zu belasten, löst man ihn unfertig auf, wenn man ihn plötzlich doch nicht mehr braucht, weil man ohnehin bereits Neuwahlen hat. Das und die skeptischen Äußerungen von ÖVP-Mann Johannes Hahn zu der bloßen SPÖ-Erwähnung eines Ausschusses, der dann käme wenn nichts anderes ginge, beweist, dass man sich folgende Fragen erlauben darf: Parlamentarischer Untersuchungsausschuss? Was ist ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss? So etwas gibt es?

Das Brodersche

Was haben Henryk M. Broder und Jörg Haider gemeinsam? Falsch: Broder ist nicht tot, er lebt und zwar auch in österreichischen Zeitungen. Richtig: Broder provoziert und polemisiert und steht deshalb vor vielen anderen, die mehr zu sagen hätten, in der Öffentlichkeit. Aber ist ihm das vorzuwerfen? Sicherlich! Aber gründlichere Vorwürfe haben Sie mir zu machen, weil ich diesen Mann, ebenso wie andere Medien, gerade aufgrund seiner Umstrittenheit aufgreife und vielleicht sogar noch zitieren werde. Gründlichere Vorwürfe als Broder selbst muss man dem System machen, das er sich zu Nutzen macht – warum auch nicht? Das System hat es verdient.
Vielleicht sitzt er jeden Tag vor seinem Schreibtisch und wartet darauf, dass ihm irgendjemand endlich vernünftige Kritik entgegenstellt. Vielleicht ist aber auch alles nur ein großes Geschäft und nicht mehr.

„…Wehrhafte Intoleranz!“ – so jetzt ist es passiert – ist ein „Broder-Zitat“ über seine eigene Haltung und zugleich ein sprachliches Symptom für eine Erkrankung dieses Medien-Systems. Es gibt einen Unterschied zwischen der Toleranz als technischen Begriff und der Toleranz zwischen Menschen. Die zwischenmenschliche Toleranz bedeutet nicht, dass Sie sich von Fremden in die Fresse dreschen lassen müssen, ohne sich zu wehren. Ich weiß, „Toleranz“ wirkt als Begriff allmählich langweilig und abgenützt, ebenso „Demokratie“, „Rechtsstaat“ oder „Menschenrechte“ (vom „Umweltschutz“ will ich gar nicht sprechen) - Mit diesen Worten lassen sich die Konsumenten nicht mehr all zu weit hochreißen, wie auch immer sie verwendet werden. Aber liegt das nicht auch am inflationären Gebrauch dieser und solcher Begriffe?

Die Broders, die Populisten, Demagogen und Schmeichler dieser Welt sind nicht mein (persönliches) eigentliches Problem, auch nicht die ungebildete Bevölkerungsmenge, die Parteien wie FPÖ und BZÖ wählt. Mein Problem ist die akademische Elite, die es sich gefallen lässt, wenn Publizisten und Marketingler sich als Wissenschaftler aufspielen und mit ihrem auf Publikumsquoten setzenden „Dokutainment“- und „Polittainment“-Mist, den Bürgern, anstelle von Experten, die Welt erklären. Die Elite gafft zu und verwechselt menschliche Toleranz mit jener von Bildbearbeitungsprogrammen: 100% Toleranz bedeutet nicht die Klappe zu halten, wenn Berufs-Populisten – ob in den Medien oder in der Politik – wissenschaftliche Erkenntnisse missbrauchen und bedeutsame Worte ad absurdum führen.

Natürlich redet Broder nicht nur Mist. Da er sich aber nun einmal in die Rolle des Hobby-Politologen, Soziologen und Religionswissenschaftlers drängen lässt, in die des Weltweisen, der über alle erdenklichen gesellschaftspolitischen Probleme befragt wird, in der Hoffnung, er würde wieder einmal etwas Provokantes und somit Vermarktbares von sich geben (spricht jemand mit ihm über Populismus?); da er damit immer wieder in die Öffentlichkeit drängt, die weniger an Meinung als an Show interessiert ist, so will ich dieses öffentliche Handwerken „das Brodersche“ nennen. Ich setze ihm damit ein sprachliches Denkmal und hoffe, dass es nicht ebenso verunstaltet wird, wie die weiter oben genannten Begriffe, die für unsere Gesellschaft wirklich wichtig sind.

Sonntag, 26. Oktober 2008

?

Wovor soll ich mich fürchten? Die Ahnen, die mich zu belehren vermögen, wie ich glaube, sind länger tot als meine Erinnerung hineinreicht. Diesen Schmerz, mit wem soll ich ihn teilen, wenn ich derjenige bin, der ihn heilen soll. Was bildet sich dieses Universum ein? Ich weiß schon, mich – sonst wäre ich längst nicht mehr – jedoch warum dieses Mich? Ich bin zu stolz und zu arrogant um auf selbstgeißelnde Hausfrauen zu hören, ich bin ein Barbar den Barbaren und tot im Leben und lebendig im immer wiederkehrenden Sterben. Und ich verliebe mich auf’s Neue in eine Frau und bilde mir erneut ein, dass ihr Unwohl nicht bis zu mir herausspricht - als ob es ansteckend wäre. Ist es meine Schmerzlichkeit, die sich ihrem Anblick erteilt und ebenso nicht teilt? Noch ehe „Sex and the City“ erfunden war, befehligte Styling bereits das Gefühl und auch wieder nicht, denn alles ist so ambivalent und doch ist alles so … und jedenfalls just for fun. Der Rest sei kitschig meinen die Knaben im Wolfpelz.

Wovor soll ich mich fürchten? Und besser: Wovor sollt ihr euch fürchten? Vor Rüden in kuscheligem Schafspelz, vor Wölfinnen im Whatever-Dress? Vor euren eigenen Ahnen? Nein! Diese sind beteiligt. Ihr fürchtet nicht eure eigenen Augen, auch wenn sie euch eines Tages vielleicht versagen mögen. Wenn? Dann müssen sich die Veränderungsscheuen vor den Veränderungen fürchten, die da kommen werden, wenn wir sein werden - immer wieder auf's Neue -, lebend, der Furchtlosigkeit entsprechend. Und wahrlich: Es gibt keine größere Angst, als die Angst vor der Liebe.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Hai(dschibumbeitschi)der

Kommentare! Rubriken! Kolumnen! Alle sind füllen sich (wie von selbst) mit Haider-Betrachtungen und selbst angeblich kritische Zeitungen lassen einen weichen Topfen drucken, dass es eine Freude ist, wenn man Topfen mag oder sich den Niedergang des aufgeklärten deutschsprachigen Raumes herbeiwünscht.

Ich selbst war zunächst – mit Kritik an der Leich - zurückhaltend und obschon ich bereits wusste, dass die Österreicher Weltmeister des Arschkriechens sind, was nicht nur eine schmutzig-braune Vergangenheit aufzeigt, so bin ich zwar nicht enttäuscht, aber doch verblüfft, dass eine Woche nach Haiders Tode immer noch Kondolenz-Betroffenheit statt Intellekt die öffentlichen Medien beherrscht.

Um es einmal auf einen einfachen Punkt zu bringen – liebe Medien (vom Kroneverschnitt, streckenweise über die Presse sogar teils bishin zum Falter ): 1933-1945 wurden, im Einflussgebiet der Nationalsozialisten, Menschen gefoltert und ermordet, weil sie Juden, Roma, Sinti, mit Behinderungen, Homo-/Bisexuelle, Transgender, oder einfach gegen die politische Meinung der Herrschenden waren und nicht ins System passten. Der arbeitsfähige Rest musste, im wahrsten Sinne der Formulierung, bis zum Verrecken Zwangsarbeiten verrichten (die zudem dem Kriegstreiben des Nazireiches zugute kamen).

Wenn sich nun einer positiv über die Beschäftigungspolitik der Nazis äußerst, so ist er entweder ein Depp (und ich meine keinen Johnny) oder ein (verkappter) Faschist/Neonazi. Einem Deppen, noch dazu wenn dieser seine 1,8 Promille mit 142 Km/H gegen einen Betonpfeiler wirft, müssen Sie keine künstlichen Lobeshymnen auf dessen großartigen Fähigkeiten, politischen Leistungen und Vorbildwirkungen zu Recht(s) schreiben. Einem Faschisten/Neonazi braucht man ebenfall nicht Blumen zu erdichten, selbst wenn sie ihm in ganz Österreich gestreut werden.
Jörg Haider war immerhin Doktor der Juristerei - Konnte er also ein solcher Depp gewesen sein?

Was ist also mit all dem Zeug(?):
…War er wirklich ein Faschist? Eher ein Feschist (Ha Ha!). Sein endloser Kampf gegen die Windmühlen des rot-schwarzen Proporzes… (wie kühn, wie erfolgreich? Hatten auch andere versucht – sehen Sie doch einmal nach, welche Parteien immer noch die Institutionen besetzt halten). Er hatte die politische Landschaft geprägt (Na geh!). Er war der Landesvater (Was soll man da noch sagen) …Er war ein moderner Robin Hood (Weil ihn seine eigene Partei dazu stilisierte!) … ! Pfui darüber!

Der Mann war einer jener subtilen Nationalsozialismus–Interpreten, die sich, wenn sie müssen, von diesbezüglichen Gräueln distanzieren, wenn sie aber etwas Konkretes sprechen sollen, kein schlechtes Wort über die Nazis verlieren. Er war ein heimlich-faschistoiden Rechtspropagandisten, der seine Einstellung letztlich bis in die Bundespolitik führte, obwohl er dort gar nicht mehr saß – mit, aus menschlicher und rechtsstaatlicher Sicht, schlimmen Konsequenzen für die Asylpolitik.

Obwohl er moderne Marketing-Methoden anwandte, um sich politisch immer wieder zu erneuern, war seine Politik deshalb nicht modern-liberal. Und nur weil Sie – liebe Medien – um die Gunst eines Teiles ihrer Konsumenten fürchten, sollten Sie nicht Ihre übrig gebliebene Kritikfähigkeit in den Sand der Zeit setzten. Eine Zeit, die Trunkenheit am Steuer zum Finale eines Heldenmythos verklärt und den kritischen Geist mit weihrauschgeschwängerten Kondolenzbüchern prügelt; in der man den toten Rechtspopulisten ehrt und die lebenden Liberalen aus dem Parlament wählt.

Waren die MedienmacherInnen der Vergangenheit zurückhaltend mit ihrer Kritik, weil sie Zensur und Gewalt fürchteten, so sind es heute, weil die mögliche Gegenkritik des Publikums sie ängstlich in den Hintern mancher Zielgruppen kriechen lässt; in den Popo jener, welche Zeitungen der oberflächlichen Eitelkeit wegen lesen, nicht aber um sich mit Inhalten zu beschäftigen; oder gar in den Arsch jener, die es gar nicht gerne sehen würden, wenn über ihren lieben Haider etwas Unangenehmes vermerkt wäre. Man will behutsam mit den Befindlichkeiten der LeserInnen umgehen. „Heil Haider!“ ruft die Feigheit und die Opportunisten einer altersschwachen Medienlandschaft plärren mit.

Mutiger waren Medienmacher selbst zu Machtzeiten jener politischen Diktatur, die der verstorbene Held des Medienauftrittes, Jörg "Rampenlicht" Haider, so gerne "versehentlich" verharmloste. Zur damaligen Zeit riskierten und verloren kritische Medienmacher ihr Leben, weil sie die Herrschenden und ihre Politik angriffen. Heute sinken Medienmacher bereits in die Knie, wenn nur das Trauergeläut des Steffl's ertönt, in den aufgewirbelten Staub eines Trauermarsches zum Gipfel des verklärten Politdramas hin.

Das Bayrische in Kärnten

Bayern hat seine CSU-Legende Franz Josef Strauß und blieb ein arroganter Freistaat, dessen Abgaben an den Rest Deutschlands wie Almosen erscheinen dürften und den die Österreicher, als einziges deutsches Land, nicht als „preußisch“ bzw. „piefkenesisch“ betrachten und daher – im Grunde – als Teil ihres kulturell-kollektiven Selbst.

Kärnten hat nun ebenfalls seine tote – wenn auch nicht mit Strauß vergleichbare - Politik-Legende und es scheint, als würde auch das BZÖ zu einer Bundesland-Partei des Südens werden, die nicht nur – dank konstruierter Wahltradition – die breite Bevölkerung hinter sich weiß, sondern das Süd-Land auch als ihre persönlich Bühne betrachtet. Nur bei der Wirtschaftlichkeit mangelt es noch, im Vergleich zu Bayern, aber vielleicht wird auch Klagenfurt (oder Villach) eines Tages zur snobistischen Schnöselhochburg.

Montag, 20. Oktober 2008

Also Nichtsein

Polens Donald Tusk meinte nun, es gehe bei der Abmilderung bzw. Versinnlosung der EU-Klimaziele, für sein Land – wie für andere – um „Sein oder Nichtsein.“ Stimmt, allerdings anders, als er es andeutet. Nichtsein sollte es, dass staatliche Gelder für verspekulierende Banken ausgegeben werden, die man – in der allgemeinen Börsenpanik – nun natürlich nicht mehr in Umweltschutzmaßnahmen investieren will. Das Wirtschaftswachstum, also jener Faktor der von Geldern gepusht wird, das es plötzlich gar nicht gibt; der maßgeblich für Verpestung von Luft und Wasser verantwortlich ist, den Pinguinen und alpinen Gletscherfans die Grundlage entzieht, den Ozeaniern das Wasser bis zum Halse steigen lässt; dieser Faktor wird nun, anstelle von Maßnahmen gegen diese globalen Katastrophen, re-finanziert. Und somit wird es weiterlaufen, wie in den letzten Jahrzehnten: Umweltschutz bleibt ein privates Hobby für Komposthaufenbesitzer. Fortschritt können wir uns nicht leisten, Hauptsache unsere „Freunde“ an der Börse haben wieder Geld zum sich deppert Spekulieren. Nur „Sein“ kann die Menschheit, auf diese Weise, nicht bis in alle Ewigkeit.

Ich weiß: Börsenspekulanten und Spitzenmanager machen sich – wenn überhaupt - die geringsten Sorgen um ihre Nachkommen, die sind am besten gefeit, wenn die Zerstörung des Ökosystems zu noch mehr weltweiten Kriegen führt. Aber wenigstens die Vertreter der Völker Europas, sollten ihr bisschen Gehirn für die Zukunft der Menschheit erübrigen und weniger für die finanzielle Zukunft ihrer Golf- und Jagd(sport)partner.

Natürlich ist eine funktionierende Wirtschaft wichtig, aber das tut sie offenbar nicht, ansonsten würde sie sich nicht selbst zerstören. Das ist also Wirtschaftliberalismus: Wir sind frei alles zu tun, aber wenn dabei etwas schief geht, habt bitte Nachsicht. Das ist, als würde man Kindern, auf dem Weg zur Schule, geladene Schusswaffen in die Hand drücken. Ein System künstlich und mit Steuergelder am Leben zu erhalten, dass sein Versagen weltweit bewiesen hat - und dabei nicht viel mehr zu verlangen, als Garantien, dass man vielleicht irgendwann wieder etwas zurück bekommt - bedeutet also "Nichtsein" für den humanen Fortschritt.

Samstag, 18. Oktober 2008

AkademikerInnen are hard to kill

AkademikerInnen haben bessere Karrierechancen? Stimmt und zwar selbst dann, wenn ihr Arbeitsplatz ein Taxi ist. Das liegt weniger an der Ausbildung an sich, als an den grundlegenden Überlebenserfahrungen, die man als Student zu absolvieren hat. Der Großteil des Studentendaseins besteht aus Jagdsport im Dschungel des Papierkrams:
Die eine Hälfte der Studienzeit verbringt man mit der Jagd auf Literatur und diverse Unterlagen, die andere Hälfte mit der Jagd auf alle erdenklichen Bestätigungen, Zeugnisse, Papiere, die belegen, dass man das tut was man tut – nämlich Studieren. Im Laufe der Zeit gewinnt man somit ein erstaunliches Geschick und Gespür für Bürokraten und deren Lebenswelt.

Man findet sich einfach schneller in behördlichen Einrichtungen zurecht, als Menschen, die niemals versucht hatten, an einer Uni ein detailliertes Vorlesungsverzeichnis zu finden, indem auch wirklich drin steht, was man wissen will. Die Erfahrungstiefe hängt hierbei natürlich von der jeweiligen Universität bzw. deren Grad an organisatorischem Chaos ab und auch wenn die Uni Wien, - qualitativ - im internationalen Vergleich, unter dem 80sten Platz liegt, so gehört die hier erhältliche Chaos-Experience sicherlich zu den besten weltweit.
Auch die Praxis, seine eigene Existenz zu legitimieren – sowohl auf Papier als auch verbal - ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen einzigartig. Oder hatten sie schon einmal ihren Busfahrer oder den Bankangestellten gefragt: „Und warum machst du das? Wozu ist das gut?“
Der Student legt sich im Laufe der Erfahrungen ein ganzes Sortiment an diesbezüglichen Selbst-Erklärungen zu, die er je nach Fragenden, in unterschiedlicher Weise, prompt ablegen kann. Und ohne seinen Studentenausweis und einen Stapel Studienbestätigungs-Blätter geht er nicht aus der WG.

Vom Bedarf an Erklärungen, warum man – ausgerechnet – das studiere und was das eigentlich sei, was man studiere, sind natürlich Ärzte, Juristen und Betriebswirtschaftler ausgenommen. Als jemand, der nicht zu einer dieser Richtungen gehört, muss man daher zusätzlich die Erklärung parat haben, warum man denn nicht Medizin, Jus oder BWL studiere – also etwas Gescheites.

Kennen Sie eine/n KingergartenpädagogIn, die je gefragt wurde, warum er/sie nicht SöldnerIn in Dafur oder Afghanistan wurde?

Somit werden junge Studenten, während ihrer Studienzeit trefflich auf den Überlebenskampf im „wirklichen Leben“ vorbereitet, kennen alle Behördengänge besser als jeder Pensionist, mussten sich ein unerschütterliches Berufs-Ego zulegen und haben vielfältigere Job-Erfahrungen gemacht, als ein halb-legaler Wanderarbeiter. Zwar hat man das meiste Wissen aus der Studienzeit – aufgrund mangelnder Übung – wieder vergessen, doch wo man kostengünstig und gut Mittagessen kann, nachdem man die Büromitarbeiter im Magistrat dazu gebracht hatte, einen in Rekordzeit abzufertigen und sich weitere Behördenwege zu ersparen, zugleich gratis ihre Kopiermaschine benutzen und an ihrer Kaffeekanne bedienen durfte, während man sich wichtige Informationen zur Abhandlung von Mahnungen bei Fristübertretung geben lies, (und man sich letztlich auch noch zur Betriebsfeier einlud); all dies Know-how bleibt einem erhalten.

Freitag, 17. Oktober 2008

Hier kommt Fekter

Ich habe eine neue Lieblingspolitikerin. Platz 2 in der Gesamtwertung der amüsantesten PolitikerInnen geht – knapp hinter H.C Strache - an Maria Theresia Fekter.
Die Frau Dr. der Linguistik mit Schwerpunkt auf (ober)österreichischen Mischdialekt, hatte nun erklärt, wie sie mit bösen Ausländern (vielleicht auch Ausländerinnen?) umgehen will – nämlich strenger und härter. Schließlich gehe es nicht, dass jemand so oft Asylanträge stellen könne, wie er wollte oder sich einfach gegen seine eigene Abschiebung wehrt, noch dazu mit Hilfe unserer eigenen Gesetze. Das solle eingestellt werden, so Fekter.
Verständlich: Gerade Ausländer sollen unsere Gesetzte und ihre Rechte nicht kennen, wenn sie diese dann zu ihrem eigenen Schutz anwenden. Lässt sich das nicht verhindern muss es eben abgeschafft werden – das Gesetzt…pardon, nein, die Rechte der Ausländer natürlich. Wo kämen wir denn ansonsten hin: Möglicherweise in einen modernen Rechtstaat?

Es sei zudem aufklärungswürdig, dass verdächtige/angezeigte „Pappenheimer“ von der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft wieder frei gelassen werden, wenn es nicht genügend Beweise für ein Gerichtsverfahren gibt (Wenn:„…die Suppe ist zu dünn“).

Ob „Last Minute-Kommissionen“ für Abzuschiebende und forschende Statistiker versus „Pappenheimer“, vielleicht aber auch abzuschiebende „Pappenheimer“ nach Pappenheim, deren Rechte last Minute umgangen werden können, damit diese nicht ihrerseits das Rechtsverständnis Fekters umgehen; ob all dieses Law & Order-Dialektgeschwafel eine Antwort auf die so gravierenden Sicherheitsprobleme unseres vom Bösen heimgesuchten Landes ist?

Was will sie beispielsweise gegen Spitzenmanager unternehmen? Was gegen Polizei-Korruption? Oder gegen Männer, die ihre Kinder über Jahrzehnte vergewaltigen und in Kellern einsperren können, am schönen Lande, wo keiner etwas bemerkt? Was gegen alkoholisierte Fahrzeuglenker auf der Landstraße, die manchmal auch Politiker sind? Sie will JungpolizistInnen dazu bringen nicht aufs Land zu gehen – sondern in der Stadt zu bleiben, dort, wo die „Ausländer“ und „Pappenheimer“ wohnen.

Aber haben wir für Fekters Reformwünsche doch Verständnis, für die Dringlichkeit ihrer Anliegen. Unsere Beamten sind auch wirklich arm in ihren Abschiebe-Mühsalen, wenn z.B. ein Abzuschiebender der endlich in den Flieger gesetzt wurde, gemütlich, mit den einfachen Worten „Asyl“, den ganzen Abschiebeprozess angeblich verhindern kann. Vielleicht war das der Grund, warum Marcus Omofuma damals zu Tode geknebelt wurde. Man wollte verhindern, dass er „Asyl“ sagt und der „mühsam“ organisierte Charterflug nach Bulgarien (das lag näher als Nigeria), wieder hätte umkehren müssen. Dort hätten sich dann wieder die armen Beamten, in ihren beheizten, mit Wasser, Strom, Snackautomaten, Kantinen und Kaffeemaschinen versorgten Büros, um den lästigen Asylwerber kümmern müssen.

Ein Glück das es heute Maria Fekter gibt, die kümmert sich um die wirklichen innenpolitischen Probleme des Landes. Wenn interessieren schon Freunderlwirtschaft, Amtsmissbrauch und teilweise zwischenmenschlich unqualifizierte Polizisten, wenn man einen abgeschobenen Asylwerber haben kann.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Spiel 1.01

Spiel 1.01

Und du strebst, nach hause gehend, diesmal in eine andere Richtung, in eine andere Gasse. Noch zögerst du, während der Nebel, vom künstlichen Licht milde beleuchtet, dich des Weges locken will. Dort liegen Schatten, dort liegt Zwielicht und Unbekanntes, an dem du so oft vorübergegangen bist.

Interessantes, Faszinierendes finden, in einer Gasse, die wie alle Gassen aussieht - Der Wissende, der es herausgefunden haben wird, willst du sein.
Computerspiele kannst du spielen, Rollenspiele in virtuellen Räumen, durch jede dunkle Höhle, durch jedes düstere Verließ hindurch. Ohne Zaudern, ohne Erwartungen, nur zu. Doch zögerst du noch lange, vor einer unbekannten Gasse, vor einem Umweg nach Hause, ohne Erwartungen, nur zu?

Du zögerst nicht und schon gehst du, schon wandelst du mit leichten Schritten, wie du es lerntest, durch Schatten und durch Nebel. Die Straßenbeleuchtung zaubert dir wundersame Schemen an graue Hausfassaden. Diese gewöhnliche Gasse zählt wenige Passanten nur, ein jeder erscheint dir als Sonderling, geheimnisvoll, einzigartig und du erwartest eilige Lippen, die dir ein Geheimnis zuflüstern wollen, einen Auftrag, zu finden ein Abenteuer.

Du spieltest in virtuellen Fantasiewelten, lange, lange, wie du spieltest den Helden, da konntest du in wilden Schlachten die Schergen des Bösen besiegen. Doch gefürchtet hasttest du die dummen Gesichter in der Straßenbahn.
Jedes Holzfass, jede Truhe wurde durchstöbert, ohne Scham aufgebrochen die Kisten, in der virtuellen Lagerstatt. Wagst du es nun, das Brot aus der Mülltonne zu nehmen, Nahrungsmittel aus dem Abfall zu klauben, in der Telefonzelle nach Münzen zu suchen?
Als Dieb warst du unterwegs, auf nächtlichen Straßen, als Einbrecher auf den Dächern der Stadt. Wirst du nun nach den Streichhölzern fragen, die vor dem Tresennachbarn liegen? Wirst du dich in die Toilette stehlen, in dem Restaurant, in dem du niemals Gast bist?
Wie leicht fiel dir das simulierte Mimenspiel, das Sprechen durch den Würfelwert, mit dem Roboter deiner Begierden, betörend, es zumindest wagend. Was hattest du zu vergeben, an eine Welt ohne Risiko? - was zu gewinnen? In der Realität warteten deine Begierden auf ein Wunder.

Doch nun gehst du die Gasse entlang, ohne Erwartungen, nur zu, nur so, im Nebel, im Schatten und du entdeckst das Entdecken neu. Sieh wie die hohen Laternen stehen, über diesem abgesperrten Parkplatz, hinter Maschen- und Stacheldraht im Dunst der Herbstnacht. Sieh wie sie eine Bühne bereiten, einen Schauplatz für ein Drama, für ein Abenteuer – doch alles bleibt still.

Sieh wie im blauen Nebelschein die Telefonzelle gelb und warm im dunklen Winkel scheint. Nichts findet sich im Münzschacht. Es macht nichts. Du bewegst dich weich und schnell, wie du es lerntest, weiter durch die nächtlichen Straßen. Du blickst zum Mond; über einer Allee voller Herbstlaub leuchtet er rundlich durchs Gewölk.
Wer kann dies simulieren? Wer kann dies in virtuelle Welten sperren? Vollkommen ist die echte Welt; ein vollkommener Scheißhaufen, auf dem Blumen gedeihen.
Wie lange verbrachtest du deine Jahre vor einem Scheißhaufen auf dem Plastikblumen wucherten, virtuelles Zeug, das Belohnungsrezeptoren im leicht verführbaren Gehirn kurz befristet stimulierten. So viele Abenteuer, die so wenig befriedigten, die dir nichts hinterließen, als eine Leere in der Zeit. Was war geschehen? Konntest du dich erinnern, in welchem Spielchen du welche Heldentat begangen hattest? Wozu solltest du? Nichts davon war wahrhaftig.

Wahrhaftig ist dies Zwielichtspiel in der nächtlichen Nebelgasse, die, ganz ohne Kriegerei gegen Monster und Dämonen, dir Befriedigung verschafft – im Gehen, Laufen, im Da-Sein. Und das Abenteuer erwartet dich bereits, hinter jeder Biegung der Straße, in jedem Menschengesicht das dir begegnet, in der Gestalt eines Katzentieres, in einem Maderlaufes, einem Vogelgezwitscher im rot erleuchteten Geäst, kommt mit jedem Hundeschnüffeln, mit jedem Windstoß der das Laub durchwühlt.

Jenes Spielen braucht keine Risikofreiheit, der Tot kommt ohnedies; selbst wenn du deine Jahre im unwahren Spiel eines eingedosten Instant-Abenteuers davon treibst, so bleibt doch dies Letzte. Weit weniger Gewaltsames und Gefahrvolles jedoch, erwartet dich das Wunderland der Realität, dort, wo die Wege und Ziele mannigfaltig sind und sich an kein Designkonzept halten das für die Unwandelbarkeit geschaffen wurde.
Alles steht dir vor der Türe deiner Augen, deiner Ohren, vor der Pforte deines Mundes, am Ufer deiner Hände, dort kannst du mehr finden, als das Plastik einer Tastatur, das Strahlen einer Bildschirmwelt.

Wie wirkt das Scheinspiel über Jahre Nichts; und wie erscheint dies unscheinbare Altbekannte in einem Augenblick wie alles, das Bedeutung kennt. Hinter jeder Baumkrümmung ein Geheimnis, hinter jedem Vogelflug ein heimlicher Wink, zu Irgendetwas gut.

1.02

Mit weichen, schnellen Laufschritten spurte ich über den Asphalt, durch die Nebelnacht, über gedämpft beleuchtete Straßenkreuzungen, so wie es mich dies Spiel, dies Leben gelehrt hatte – Und ich lerne es erneut: Als liefe ich zum ersten Male auf gespürten Beinen, auf diesen leicht aufkommenden Füßen, so scheint es mir und neu die Welt, als hätte ich sie nie geschaut gehabt, nicht auf diese wundersame Weise; oder, als wäre es undenkbar lange Zeiten her, dass ich dies Lebensspiel so geatmet hatte, wie ich sie nun atme. Atme.

Spiel

Weiche Schritte tun gut. Es gelingt dir Gleichmäßigkeit. Weiche, gleichmäßige Bewegungen der Beine; weiches, festes Aufkommen der Füße; eine geschmeidige, geradlinige Bewegung des Körpers, die Plattform der U-Bahnstation entlang - Richtung Ausgang. Das ist das Spiel, weiche, gute Bewegungen zu machen, schnell zu sein, gut zu spüren, sich gut zu fühlen. Man sammelt Erfahrung. Das Spiel geht weiter, das Spielen endet noch nicht.

Du verlässt den Bahnhof nach Mitternacht. Auf dem Platze unter der S-Bahnüberführung spielen junge Männer Fußball. Jüngere Männer stehen daneben, folgen mit ihren Blicken den Frauen mit den engen Gewändern und den großen Handtaschen.
Deine Blicke folgen den Blickenden, den Spielenden. Deine Augen spielen mit, du genießt die eigentümliche Atmosphäre, dieses seltenen nächtlichen Ereignisses; dieses hüpfenden und prallenden Balles, der laufenden Männern, der stehenden, langen Figuren mit den Händen in der Tasche, der gerade hin strebenden, nicht aufblickenden, eilenden Frauen dazwischen. Alles geschieht zugleich, andere Menschen verschwinden und tauchen auf im Hintergrund, du entfernst dich zügig hinter dem Kamerabild deiner Augen. Augenblick, dann empor, das weiße Wohnhaus hinauf. Ganz oben brennt noch Licht, im welchen der obere Teil einer Frau in weißem Pullover, mit einer Malerpalette und einem Pinsel in Händen, an der Wand, hinter dem Fenster, unersichtliches pinselt.

Ein Augenblick nur, unwesentlich, aber entscheidend, unwichtig, aber wichtig. Zufallsgenerator, das Schicksal, alles funktioniert. Wunderbare Szenerie, wunderbares Spiel. Manchmal ist’s schwer, denkst du dir – allein – manchmal ist’s einfacher, schöner auch – nicht allein. Das Spiel geht jedenfalls weiter und du lernst es und du wirst.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Interpretationen um die 30

Noch immer werden die Nationalratswahlen ausführlich diskutiert, vor allem die Bedeutung des enormen Stimmengewinns der FPÖ (aber auch des BZÖ) und hierbei gerne die Rolle der jüngeren Wählergruppen. Das mag wichtig sein, rechtsgesinnte Jugend, schön und gut (man kann sie ja verbieten, wenn’s einem nicht passt), aber als ein Unter-Dreißigjähriger, stelle ich mir in erster Linie folgende Frage: Welche Altersdemenz lässt die Statistiker sowie mediale Kommentatoren, aus der Altersgruppe der Über-Dreißigjährigen, sämtliche Unter-Dreißigjährige in einen Topf schmeißen, auf welchem häufig in großen, roten Lettern „Jungwähler“ gesprayt steht. Zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr stehen wie viele Lebensjahre?

Nach der Pisa-Hysterie und der Skizzierung von Schulen, die mit Kindern immigrierter Eltern voll gestopft seien, die nicht Deutsch könnten und allein deshalb verdummten, frage ich mich, ob jene Experten wissen, dass 16 Jahre eine lange Zeit sein können. Gerade in der Jugend sind diese Jahre erfüllt von Lernprozessen, neuen Erfahrungen und ganzheitlicher Entfaltung – wenn alles gut verläuft.
Darf man ernsten Willens eine nationale Jugendparanoia, vor jedem vierten Kid, entwickeln, indem man sämtliche WählerInnen von 16 bis 30 als eine Gruppe von Gleichartigen und Gleichaltrigen zusammen-interpretiert, als eine Generation.

Natürlich lässt sich weniger Dramatik aus Statistiken herausschlagen, wenn man die Jungwählergruppe beispielsweise vom 16 bis zum 21 Lebensjahr einschränkt. Vermutlich sähen die Zahlen dann ganz anders aus und man würde beginnen, die Gesamtbevölkerung, die ohne Immigration bekanntlich immer älter werden würde, zu betrachten und feststellen, dass auch viele ältere WählerInnen ebenso ihr Kreuz beim Rechtspopulismus ablegten, obwohl sie es – den Interpreten einer verdummten Jugend nach zu urteilen – besser wissen müssten.

Wie ausschlaggebend ist die Lebenserfahrung für das politische Verständnis, wenn jemand sein ganzes Leben lang die geistige Befassung mit Politik vermieden hatte? Wie ausschlaggebend ist sie für die Kinder solcher Menschen? Darüber sollten die Experten einmal eine Statistik erstellen.

Samstag, 11. Oktober 2008

Haider ist tot

Die ersten Worte, die ich hörte, als ich heute das Radio, noch vor dem ersten Kaffee, einschaltete: „…Morgen. Jörg Haider ist tot.“

Also heißt es im Lande: Blumen für Jörg Haider. Das ist schon ein Schock, nicht nur trotz, sondern gerade wegen meiner politischen Diskrepanz ihm gegenüber. Hat man von Jugend an eine besondere politische Feindfigur, so fühlt sich ihr Verlust schwerer an, als man glauben würde, ehe der Mensch hinter der Figur plötzlich stirbt.

Ich war noch nicht richtig wach, als ich das Morgenjournal auf Ö1 aufdrehte und sogleich mit seinem Tod konfrontiert wurde. Zunächst dachte ich an einen Scherz, bevor mir einfiel, dass ein solcher im Kulturradio doch recht unwahrscheinlich war. Es folgte der Eindruck eines Verlustes, eines verlustig gehenden Bestandteils im wagen Vorstellungsgefüge vom kollektiven politischen Hirnstrom dieser Nation.
Bei allen sentimentalen Lobeshymnen die nun diesem Politiker herangetragen werden, möchte ich nicht falsch verstanden werden: Die politische Figur war mir eine feindliche, eine die mir gefährlich erschien und sich für manche in diesem Land, als Gefahr bestätigte. Den Menschen dahinter kannte ich jedoch nicht und es zeigt die Lebenserfahrung, dass sich der private Eindruck gänzlich vom öffentlichen unterscheiden kann. Ich werde es im Falle Jörg Haiders nicht mehr überprüfen können.

Kondolenz sowieso. Von allen Seiten der Politik kommt nun wenig Kritik am umstrittenen Politiker, aus der Sicht des Altkanzlers Vranitzky teilweise dafür so manche Übertreibung, was Haiders Leistung für die Politik des Landes betrifft. Übertreibungen sind verständlich. Immerhin wurde selbst Lise Prokop nach ihrem plötzlichen Tod dermaßen mit Kränzen beworfen, dass man hätte meinen können, sie hätte im Alleingang den Gletscherrückgang und den Drogenhandel aufgehalten. Wenn Menschen sterben, umgibt sie sogleich eine Art mystischer und teilweise auch mythischer Filter.

Geprägt hätte Haider die österreichische Politik. Das lässt sich so nicht abstreiten, auch wenn Vranitzky eher von katalytischer Wirkung spricht und nicht stehen lassen möchte, dass viele wichtige Reformen allein auf dem Misthaufen des Kärntner Landeshauptmannes gewachsen seien.
Jene katalytische Wirkung ist jedenfalls wahr, sie bekommen Asylwerber in Österreich täglich auf schmerzhafte zu Weise spüren und vielerlei Repressionen gegen sie waren dereinst tatsächlich und hauptsächlich Haiders Mist – nur umgesetzt wurden sie tatsächlich und hauptsächlich von Anderen.
Da unter diesen Anderen auch Ex-Kanzler Schüssel ist, freut es mich, wenn er bei seinem Nachrufen (neben dem typisch unkritischen Allgemein-Geredes) erkennt: „Es (Haiders Tod) zeigt, dass wir Menschen sind.“ Daran sollte er auch denken, wenn er das nächste Mal an einer Schubhaft-Anstalt vorüber fährt.

Nun ist er tot. So ist es nun einmal und niemand bringt ihn uns wieder, um mit ihm über seine Ansichten zu streiten. Figur und Mensch Haider haben sich aus der Show gestohlen und wir können nur noch die übrig gebliebenen Schatten, nicht aber die Figur selbst überwinden.
Ob der rechts-extremere Strache nun durch den Tod Haiders gestärkt wird, möglicherweise nun bereit ist, das BZÖ einzusacken, da er nun keine Konkurrenz von seinem Ex-Meister zu befürchten hat, bleibt abzuwarten, jedoch zu befürchten. Strache selbst urteilt über Haider, dass sich dieser um die „Demokratisierung“ Österreichs verdient gemacht hätte. Allein eine solche Aussage sollte Alarmglocken zwischen den Ohren erschallen lassen – auch wenn bei vielen Österreichern (etwa 17% der WählerInnen) dort kein Resonanzraum vorhanden ist. Im Vakuum schwingt kein Alarm. Jedenfalls wusste ich nicht, dass Haider bereits so alt war (ich dachte er starb mit 58) und bereits nach dem Zweiten Weltkrieg, gemeinsam mit den Alliierten und den damaligen Vertretern demokratischer Parteien, an der Zweiten Republik arbeitete, wie der Zahntechniker Strache scheinbar vermitteln will (Da wundert sein Abbruch des Studiums der Geschichtswissenschaften kein bisschen mehr – hatte ihm offenbar nicht gefallen, diese Wahrheiten, die man dort lehrte).

Aber zurück zum Verstorbenen: Mit Jörg Haiders Tod muss ich mich von einem lebenden Feindbild verabschieden, auch wenn Feindbilder selbst, auch nach dem Tode des Belebers, erhalten bleiben.
Ich kann ihm nachträglich zugute halten, dass mir sein äußerliches Erscheinen niemals so ungut entgegenwirkte, wie seine politischen Ansichten und Äußerungen und er daher auch nicht gleichermaßen unsympathisch war, wie sein letzter Konkurrent H.C Strache ganzheitlich immer noch ist. Für mich war Jörg Haider vor allem Rechtspopulist und Entertainer, eitel und in gewisser Weise uneins mit sich selbst (Letzteres erschien mir vermutlich deshalb so, weil mir die Vorstellung schwer fällt, Rechtspopulisten könnten tatsächlich meinen was sie sagen).

Er verunglückte übrigens bei einer Geschwindigkeit von 142 Kmh und, wie bereits ein anderer Kommentator bemerkte, scheint dies auf tragische Weise seiner Lebensweise zu entsprechen: Schnell war sein Aufstieg in der Politik, immer wieder überraschend seine Erfolge und ebenso schnell und überraschend war sein Tod. Friede sei mit ihm - und das meine ich an dieser Stelle ernst - Friede sei mit ihm.