Mittwoch, 26. September 2007

Sometimes Satan comes as a man of peace

Ein Drittel, aller in Österreich lebenden Muslime, sei einem traditionellem Lager zu zuordnen, seien (Annahme) also muslimische Traditionalisten, heißt es im letzten Verfassungsschutzbericht. Herr Westenthaler erwähnte dies in der Ö1-Radiosendung „Im Klartext“ und interpretiert diese Information dahingehend, dass Traditionalisten zugleich gefährliche Fundamentalisten seien und dass diese in Opposition zu einer jungen, säkularen Gruppierung der Muslime stünden. Seltsam, dass die unlängst verhafteten Terrorverdächtigen dieser jungen Generation angehören. Aber vermutlich passt es nicht in das Bild gewisser Populisten, dass jene Muslime, die im Internet mit Al Kaida sympathisieren, keine fünfzigjährigen Gastarbeiterinnen mit Kopftuch und knappen Deutschkenntnissen sind.

Es gehört zum mittelmäßigen, rhetorischen Zaubertrick von Westenthaler, Strache & Co, Fakten lasch zu interpretieren. Leider genügt rhetorisches Mittelmaß und intellektuelle Laschheit, um zu viele Menschen, von der Legitimität der Politik dieser besagten Personen, zu überzeugen.

Leider werden nicht nur Fakten unzulänglich interpretiert. Es werden auch unbewiesene Informationen als Fakten dargestellt und zwar dermaßen selbstbewusst, sodass nur jene hinter diese Unwahrheiten oder Ungenauigkeiten kommen, die Böses denken.
Auch ein Trick ist, immer wieder die Existenz von Daten zu erwähnen, welche die eigene Argumentation untermauern, man zuhanden hätte und gerne herzeigen würde, ohne dass dies je geschieht.

Wenn solche Fakten und Informationen nicht vorhanden sind, greift der geübte Rechtpopulist auch zu Begriffen, die er entweder nicht kennt oder bewusst verballhornt.
Hin und wieder – vor allem wenn die jeweiligen Diskussionen emotional aufregend werden – machen die Populisten allerdings auch Fehler, die unter gewissen Umständen recht lustig sein können. Zu beachten sind vor allem jene Momente, in denen auch professionelle Rechtspopulisten ihre sachliche Hülle fallen lassen und, in der herrschenden Hektik, mit ihren geklauten Begriffen recht willkürlich herumzuballern. Integration, Hassprediger, Anpassung, Wertegesellschaft schießen durch den Diskussionsraum und werden von diesem nicht mehr abgefangen – Sie landen unreflektiert im Irgendwo.

Kehrt man selbst zurück auf die sachliche Ebene und betrachtet all die Einzelheiten der Diskussion, so kann man feststellen, dass nur wenig vom Rechtpopulismus übrig bleibt, das sich nicht als Falsch oder Irrelevant herausstellt. Der Rest macht Spaß, denn unter anderem will Peter Westenthaler, dass man alle islamischen Einrichtungen überwachen lässt, weil es in Deutschland scheinbar viele Zwangsehen unter Muslimen gibt, in denen auch häusliche Gewalt stattfindet. Wenn man die Medien verfolgt, bemerkt man allerdings einen kontinuierlichen Trend von Amokläufen in nicht-muslimischen Familien – zumindest in Österreich.

Was den eigenartigen Humor des gestandenen Rechtspopulisten betrifft, so wurde dieser, während der besagten Ö1-Sendung, bewiesen, als er meinte, er hätte schon auch so manches an seiner eigenen Religion zu kritisieren, was ihm aber, im Gegensatz zur Kritik am Islam, nicht möglich sei. Vielleicht wird Herr Westenthaler von katholischen Fundamentalisten an einer Kritik an seiner eigenen Glaubensgemeinschaft gehindert – oder von seinen Parteifunktionären, die sicherlich Furcht einflößender sind. Jedenfalls könnte es ein Grund dafür sein, warum die Politik von Rechtspopulisten, im Allgemeinen, auf den Darstellungen von Problemen basiert, die immer nur die Anderen haben. Wer auch immer gerade die Anderen sein mögen.

Montag, 24. September 2007

Krawatten und Kreuzverhör

Der Eurozentrismus in der Wissenschaft hat eine lange Geschichte und in der Politik eine uralte Tradition, die gut gepflegt wird. Selbstverständlich ist keinem/keiner Europäer/In übel zu nehmen, wenn er/sie die Welt aus europäischer Sicht betrachtet – oder dies zumindest vermeint. Kaum vorstellbar, dass ein sterblicher Mensch mir verraten könnte, was die Europäische Welt-Sicht sei, ohne dass einer solchen Erklärung eine deftige Unvollständigkeit zugeschrieben werden müsste. Sicht, wie auch Wert, mit der Zuschreibung des Europäischen, wird, in ihrer öffentlichen Deklaration, immer ein Vielfaches an Gegenmeinungen provozieren, solange die freie Meinungsäußerung – und deren Grundlagen – vorhanden sind.

Dennoch neigt die Gesellschaft der Europäer, im Zuge der gegenwärtigen Entwicklung, sich mit der Unvollständigkeit von Behauptungen zufrieden zu geben, wenn es darum geht, sich selbst hinters Licht zu führen und dort, wenn möglich, zu erschießen.

Es wird, in den Diskussionen unvollständiger Behauptungen, gerne über europäische Sichtweisen und Werte gesprochen, wobei keine/r der Beteiligten diese benennen kann oder – und das ist besonders seltsam – dazu aufgefordert wird (zu sagen was er/sie eigentlich sagen möchte).
Zu diesen Werten, die repräsentativ für Europa sein sollen, kann ich nur schreiben, dass sie sich erst in den letzten 50 Jahren – in Österreich – effektiv zu manifestieren begannen. Ebenso ist unser Lieblingsfeind, der radikal-islamistisch grundierte Terrorismus eine Entwicklung dieser Zeit. Warum die europäische, christliche Geschichte als Argumentations-Basis, für die Legitimation der Ausgrenzung von Migranten aus dem Osten und gegen die Aufrechterhaltung der Errungenschaften der Zweiten Republik Österreich, verwendet werden kann, ohne dass irgendjemand widerspricht, kann ich nicht begreifen.

Die Geschichte des christlichen Abendlandes hat Individuen hervorgebracht, die, gegen ihren Zeitgeist, diverse, auch gesellschaftspolitisch relevante Ideen schufen. Die meisten davon konnten erst im letzten Jahrhundert verwirklicht werden, während die vorhergehende Zeit vor allem eine Segens-Epoche der Kriegstechnologie und ihrem Experimentierfeld, des Menschen seelische und körperliche Eingeweide, war.
In dieser glorreichen Geschichte, deren geistiger Humus bei den Griechen der Antike eingetopft wurde - obwohl diese das europäische Hinterland als Barbaren-Provinz ansahen und sich lieber mit den Ägyptern unterhielten - fehlt es auch nicht an muslimischen Kultureinfluss. Die nicht unwesentliche Muttererde des allseits beliebten Mathematik-Unterrichts, das Dezimalsystem der Inder, verdanken wir den Arabern, welche sich, im Gegensatz zu den Europäern, einst bemüht hatten, die Weisheiten des Altertums, die wir stolz als europäisches Gut betrachten, zu studieren und erhalten.
Die europäische, vor allem österreichische Gegenwart, verdanken wir, zu einem wesentlichen Teil, dem Wiederaufbau-Programm der Alliierten des Zweiten Weltkrieges, allen voran der USA. Der letzte Kaiser und seine „Sissi“ haben hierzu wenig beigetragen.

H.C Strache hatte in der ORF Pressestunde dennoch von der christlich geprägten, europäischen Geschichte gesprochen, auf die jene Werte beruhen, welche wir „haben“ sollen. Mehr muss dieser Tage von einem Rechtspopulisten auch nicht gesagt werden, als „Christliches Abendland“ und „wir haben Werte (Punkt – und Nichts weiter)“. Kein Mensch würde nachfragen, was er damit meint.
Zugeben muss ich, dass die Beteiligten, dieser unlängst stattgefundenen Pressestunde, interessante, wohl nobel-gestaltete Krawatten trugen. Inhaltlich wirkte das Spektakel jedoch wie ein Kreuzverhör ohne fundierte Anklage. Strache konnte sagen was er will, seine Interviewer hielten ihm nur die üblichen Vorwürfe, in all zu offensichtlicher, journalistischer Verpackung unter die Nase - Er musste nur niesen. Letztlich lässt sich dieses Interview auf folgenden Dialog reduzieren: „Herr Parteivorsitzender: Sind sie ein rechtsradikales Arscherl?“ – „Nein. Ich bin der Retter der Nation.“

Enttäuschend, nicht wahr?
Es gibt keine Kultur-Gesellschaft, sofern sie nicht unter Tyrannei und Diktatur leidet, die keine sozialen Werte, kein soziales System der Solidarität kennt.
Trotzdem: Es genügt Einer der sagt, dass wir, dank der christlichen, konservierten Kultur, Werte hätten und schon herrscht Stillstand, herrscht schweigsamer Zuspruch zum eurozentristischen Urteil gegen das Fremde. Obwohl die Kultur der Republik eine Wertekultur der vereinten Minderheiten ist und jede Konstruktion einer Mehrheits-Gesellschaft, der Versuch, einen Teil derselben, für den egoistischen Machtgewinn, zu entwerten und entrechten.

Der Ausspruch „Wir haben Werte.“ genügt um selbige zu untergraben – weil keiner widerspricht oder nachfragt und sich jeder mit Unvollständigkeiten begnügt.

Mittwoch, 19. September 2007

Überwältigung im Jahre Schnee

Jedes Jahr konvertieren in etwa 80 - angeblich junge - ÖsterreicherInnen zum Islam. Da musste ich erst einmal, rechenfaul wie ich bin, zum Taschenrechner greifen.
Sollte die aktuelle Entwicklung bestehend bleiben, werden wir im Jahre 2080, also wenn ich beinahe 100 Jahre alt geworden sein werde, 5840 islamische Konvertiten mehr in Österreich haben. Im Jahre 2800 werden es bereits 69840 sein und sollte sich die demografische Trägheit unserer fruchtbaren Heteros ebenso wenig ändern, so werden, in diesem Jahr, etwa 470000 Muslime und Muslima in Österreich leben - Das bedeutet im Vergleich: Nur noch ca. 8 000 000 Nicht-MuslimeA.
Spätestens im Jahre Schnee werden wir es also, mit einer überwältigenden Islamisierung unseres Landes, zu tun bekommen. Aber 3000 Jahre Katholizismus sind ohnehin genug und wenigstens können wir damit rechnen, dass sich im Jahr 3000 wesentlich mehr ÖsterreicherInnen regelmäßig die Füße waschen werden. Ich werde zu diesem Zeitpunkt vermutlich immer noch ohne Bekenntnis sein, aber ganz genau wissen kann man so etwas freilich nie.

Montag, 17. September 2007

Vermeintliche Dreifaltigkeit eines Problems

Was ist europäische Kultur? Warum wird immer nur über die Schale gesprochen, niemals über den Kern des Problems?

In Österreich wird nun, wie bereits in anderen europäischen Ländern, über die eigene Rolle innerhalb im Weltgeschehen um den islamistischen Terrorismus kommuniziert.
Es wurden unlängst drei Verdächtige festgenommen, die an der Herstellung von Drohvideos, einer islamistischen Gruppierung, beteiligt gewesen sein dürften. In Wien wird kurze Zeit später gegen ein islamisches Kulturzentrum demonstriert. Die Bedenken der Aktivisten der Bürgerinitiative, die sich gegen den Ausbau dieses Zentrums richten, werden von FPÖ und rechtsradikalen Gruppierungen und Institutionen unterstützt und zu einem Feldzug, gegen islamische Kultur an sich, aufgebauscht. Aus dem Protest gegen ein – aus Sicht der Anrainer – bauliches Problem, wird eine fremdenfeindliche Aktion. In der Summe der Berichterstattungen lässt sich die altbekannte Dynamik einer aufgepeitschten Massenansammlung erkennen, in der sich die Menschen allmählich in einen Mob verwandeln. Vermutlich gibt es weniger tatsächliche Fremdenfeinde, Antiislamisten oder Rassisten unter den 700 Personen, die am 13.09.07 in Wien-Brigittenau demonstrierten, als es den Anschein hat, doch aus der Geschichte wissen wir bereits, dass es wenige geschickte Antreiber braucht, um Unschuldige in Monster zu verwandeln.

Anyway: Die Thematik wurde erneut angeheizt, doch bevor ich hier schreibe, es handle sich um eine Diskussion rund um den Islam und dessen Ismus, möchte ich genau dies in Frage stellen.

Gestern diskutierte man, in der ORF 2 TV-Sendung „Im Zentrum“, zum Thema „Vernetzt mit Al Kaida“, was bereits eine Feststellung zu sein schien. Interessant war, dass nicht nur über den islamistischen Extremismus in Österreich und dessen Verbindungen mit der globalen Al Kaida-Problematik gesprochen wurde. Auch die Auswahl der Gäste lies nur bedingt darauf schließen, dass es im Grunde nicht allein um den Terrorismus ging. Neben zwei Vertretern dessen, was man pauschal als „den Islam“ bezeichnet, waren eine Politikwissenschaftlerin, ein Islamforscher, der auch als „Orientalist“ betitelt wurde und unser Innenminister Günther Platter an der Runde mit Peter Pelinka beteiligt. Keiner von den Anwesenden konnte sich als Terrorismus-Experte auszeichnen. Dies war wohl der Hauptgrund dafür, dass neben Terrorismusgefahr in Österreich, anhand derer man natürlich vor allem auf die drei bzw. vier kürzlich Verhafteten ansprach, auch über den Islam als Religion und die Integration von Immigranten geredet wurde - Drei Themen, die, angesichts der aktuellen medialen Sinnsuche, miteinander zu verschmelzen scheinen.
Natürlich tangieren die Probleme der Integration von Immigranten aus ärmeren Regionen, der Identitätsfindung österreichischer Minderheiten, welche zur Lieblings-Zielscheibe des Rechtsradikalismus wurden, und der islamistisch motivierte Terrorismus einander. Doch während, wie ich es hier formuliere, zu Beginn der Diskussionen um den Islamismus und Al Kaida, die nach den Anschlägen vom 11. September. 01 notwendig wurden, von islamistisch motivierten Terrorismus gesprochen wurde, wähnt der allgemeine mediale Sprachgebrauch den Terrorismus nur noch als islamische Angelegenheit.
Es ist wenig konstruktiv, verbindlich alle drei Themenbereiche auf einmal zu besprechen, ohne die einzelnen Problem genauer ins Auge zu fassen. Die Diskussion „Im Zentrum“ erscheint mir nur als ein Beispiel, für eine weit verbreitete Zuneigung zur Oberflächlichkeit bezüglich der zu diskutierenden Schwierigkeiten. Will man vielleicht gar nicht in den Kern der Angelegenheit vordringen?

Immer wieder wird in den diversen Medien, so oft, dass mir nun keine einzelne Person als Beispiel einfallen will, von, vermutlich gebildeten Menschen, festgestellt, dass es sich beim Islam nur um eine Schutzdecke handelt, unter der sich Terrorismus abspielt. Der Islam sei dem islamistisch motivierten Terrorismus also eine Hülle. Warum, meist von den selben gebildeten Menschen, daraufhin aber weiter ausschließlich über diese Hülle gesprochen wird und nicht über die Systematik und das Wesen dessen was darunter liegt – den Kern des Problems – kann ich nicht verstehen.

Zweifellos gibt es, seit Anbeginn der Geschichtsschreibung Migration und die Problematik der Integration von Migranten. Dass es in unseren Tagen bzw. in unseren letzten zwei Jahrhunderten zu besonderen Problemen zwischen sogenannter Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten kam, liegt sicherlich zum Teil an der recht unflexiblen Struktur der Nationalstaaten bzw. nationalistischen Staatsgebilde. Dass jedoch die scheiternde Integration eine der Hauptquellen des islamistisch motivierten Terrorismus und seiner Sympathisanten sei, kann ich nur bedingt glauben. Erstens müsste, in einem solchen Fall, das Phänomen von Drohvideos, aus technischen Gründen in anderer medialer Form, in Österreich und anderen europäischen Ländern bereits länger geben; Zweitens hätte das Phänomen wohl größere Ausmaße. Die Integration wurde von Seiten des Staates bisher nicht begünstigt, weil sie gar nicht gewollt war oder ist. Man begnügte sich bisher stets damit, auf die Rückkehr von Gastarbeitern in deren Ursprungsländer zu warten oder auf die selbstständige Anpassung zu hoffen. Die mangelnde Integration ist ein Problem unserer Fahrlässigkeit und Gastunfreundlichkeit, aber nicht die Ursache für Bomben in Kabul. Der Terrorismus Al Kaidas kommt von Außerhalb, was natürlich nicht ausschließt, das er innerhalb Europas geschieht – man nützt die Möglichkeiten unserer Zeit.

Was den Islam und Menschen betrifft, die in seinem Namen Terror verüben, so bin ich dieser Diskussion bereits müde. Sehr müde.
Wir sollten als die Privilegierten, als die gebildeten Europäer mittlerweile wissen, dass „faschistoider“ Terror und dessen Diktaturen, auf Basis jeder beliebigen Ideologie fußen können. Ich muss auch nicht mehr sagen, oder muss ich es doch, dass der Islam stärker von jeweiligen Kulturen und aktuellen politischen Strömungen beeinflusst wird, als dies umgekehrt geschieht. Dies gilt ebenso für andere Religionen, auch wenn sich beispielsweise die Katholische Kirche gegen die Modernisierung, durch eine europäischen Zivilgesellschaft oder andere Notwendigkeiten unserer Zeit, etwas sträubt.

Doch was ist diese europäische Zivilgesellschaft? Meines Erachtens das, was sich im Laufe des letzten Jahrhunderts innerhalb der jeweiligen europäischen Nationalstaaten an republikanisch demokratischen Bewusstsein gebildet hat. Dazu gehört das Ende des Zweiten Weltkrieges genauso, wie die Bewegungen um die 1968er, die Aufarbeitung des Holocausts, der Feminismus, wie auch die Homosexuellen-Bewegung. Gerade die Aktivitäten von Minderheiten und Ausgegrenzten, ihr Anspruch auf Gerechtigkeit, verhalf der Gesamtheit der europäischen Gesellschaft zu ihrem sozialen Fortschritt. Dies ist jedoch vor allem eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte, die gezeigt, wie fruchtbar Integration und Anerkennung von Minderheiten für Alle sein kann. Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs galten die Rechte von Minderheiten weitaus weniger. Der Antisemitismus ist keine Erfindung der Deutschen und es lässt sich nicht übersehen, dass die „europäische Kultur“, neben ihren Errungenschaften, auch die Kultur der größten Kriege der Menschheitsgeschichte ist.
Wie können wir uns also Anmaßen, im Sinn einer konservativen bzw. rückläufigen politischen Anschauung, die europäische Kultur und ihre Werte, über Andere zu stellen, da doch gerade diese Anmaßung der Europäer der Ursprung von so vielen Verbrechen war, die sich im Lauf der früheren und jüngeren Geschichte unserer Gemeinschaft zutrug.
Die positiven, konstruktiven, heilsamen Werte unserer europäischen Kultur, beginnen mit der Anerkennung der Freiheit und Rechte aller Individuen und diese wurden effektiv erst allmählich, in den letzten Jahrzehnten, umgesetzt – und wir sind immer noch nicht am Ziel.
Nun aber lassen wir uns von all jenen zureden, die von der Entwicklung der letzten Jahrzehnte nicht profitierten, da sie ihr Prestige mit anderen teilen mussten, diese Werte einer demokratischen Zivilgesellschaft, einer Europäischen Union demokratischer Zivilgesellschaften, zu verraten. Es wird ernsthaft darüber gesprochen, die Muslime ihrer Menschenrechte zu berauben, weil man Angst vor islamistisch motivierten Terror hat, von dem wir wissen, dass er den Islam ausschließlich als ideologisches Trägersystem missbraucht.

Warum wird mit FPÖ, BZÖ & CO, einzelnen ÖVP-Mitgliedern, diesen Fundamentalisten einer veralteten europäischen Elite-Gesellschaft, ernsthaft über Maßnahmen zur Unterdrückung der islamischen Minderheit diskutiert. Diskussion ist wichtig, doch es erschreckt mich, dass wir die thematische und argumentative Vorgehensweisen dieser Frau- und Herrschaften, innerhalb der wesentlichen Kommunikation, ernst nehmen und nicht als das was sie sind: Eine Gefahr für die europäischen Werte. So die Rechte von Minderheiten, dank der Angstkampagnen der europäischen Rechtspopulisten, islamisch oder nicht, eingeschränkt werden, hat Europa versagt. Wenn bestimmte Rechte für meinen muslimischen Nachbarn nicht mehr gelten oder für das binationale Ehepaar, das über mir wohnt, wer garantiert mir dann, das meine Rechte auf Dauer bewahrt bleiben.
Ich sehe aus wie ein durchschnittlicher Europäer und in meinen Pass steht, dass ich dem Katholizismus zugehörig bin, was aber lässt die Mehrheitsgesellschaft – sofern es sie überhaupt gibt – glauben, dass ich besser integriert sei, als andere? Meine Sprache, meine Staatsbürgerschaft, meine offizielle Religionszugehörigkeit?
In einer europäischen Zivilgesellschaft freier Individuen muss die Freiheit für alle gelten – sonst funktioniert sie nicht, sonst ist sie nicht mehr.

Sonntag, 16. September 2007

Die Gefährlichkeit der Minarette

Ein Beitrag von Onkel Duke – Experte für Orientalisches und Wüstenmäßiges.

So ein Minarett ist schon eine bedrohliche Angelegenheit. Das Wort Minarett leitet sich aus dem Arabischen Manara ab, was so viel wie "Hoher Gefechtsturm" bedeutet. Eine genauere Bezeichnung ist unter anderem Manara Atama Rakata, übersetzt heißt dies ungefähr "Hoher Gefechtsturm für mobile Raketensysteme mit nuklearen Sprengköpfen", ist etwa seit 700 n. Chr. gebräuchlich und wurde als Minaretten-Typus durch die Umayyaden eingeführt, die damit ihre Vorherrschaft auf der arabischen Halbinsel sichern wollten. Ein modernerer Minaretten-Typus ist das Manara Sne-Ak (Hoher Gefechtsturm zur Positionierung von Scharfschützengewehren), das seit dem zweiten Weltkrieg zur Anwendung kommt.
Die amerikanische Nation of Islam erfand in den 1850ern das Manara Burgera, das in etwa „Minarett des Burgers“ bedeutet und zum Zweck hatte, verdorbenes Schweinefleisch unter die Anhänger der gegnerischen Nations of Islam zu bringen, indem es, in Burger gepackt, von der Spitze des Minaretts in die Moschee der Konkurrenz geschossen wird. Das Minarett des Burgers wurde zwar einmal in Harlem, New York, mit integrierter Grillvorrichtung, gebaut, kam aber letztlich niemals zur Anwendung.

Völlig zur Recht befürchten nun die Europäer, allen voran die Österreicher, dass sich ihr Land einer Gefahr aussetzt, wenn es diesen Gefechtstürmen jeweilige Baugenehmigungen erteilt. Und so ein Minarett passt zudem aus ästhetischen Gründen nicht in die empfindlichen Landschaften Europas. Gerade die österreichische Landschaft, mit ihren blauen Bergen, grünen Hügeln und braunen Flüssen, ist bisher, aus katholischer Sicht, mit ausgewogener, zurückhaltender Architektur versehen und so sollte es auch bleiben. Die Kuppeln der Moscheen erinnern jedenfalls an eine weibliche Brust und das Minarett zu sehr an ein gewisses Teil, weshalb es geradezu obszön erscheinen würde, wenn diese Bauten in unsere fromme Heimat gepflanzt werden würden.

Früher erfreuten sich Minarette zwar großer Beliebtheit, wenn sie im Ausland besichtigt wurden, aber diese Zeiten sind nun einmal vorbei und ein moderner Europäer hat mit den Trends zu gehen. Man erinnere sich an jene Jahre, vor dieser schrecklichen Offenbarung am 11. 09. 01, in denen unzählige Bilder von Minarett gezierten Moscheen die islamischen Urlaubsregionen verließen und die Abendländer von Tausend und Eine Nacht träumen ließen. Mittlerweile hat es sich natürlich ausgeträumt und auch wenn sich die Hagia Sophia immer noch unter Urlaubsfotos aus der Türkei mischt, dürfen wir uns nicht mehr vom Glanz dieser Türme hypnotisieren lassen. Ein einzelner Muezzin auf einem Minarett, schlimmsten Falls mit Megaphon ausgestattet, kann ein ganzen Stadtviertel durch massive Lärmbelästigung foltern. Man denke nur an einen Urlaub in Kairo. Wohl kaum ein Landsmann wird in seinem Hotel erholsamen Schlaf gefunden haben, wenn, nach einer durchzechten Nacht, der grausame Sänger seinen Ruf zum Morgengebet anstimmte. Ich wuchs neben einer recht lauten Kirchenglocke auf, doch an das einfältige 100-dp-Gebimmel kann man sich gewöhnen, der Gesang des Muezzins hingegen ist dafür viel zu persönlich.
Stellen Sie sich einmal vor, ein österreichischer Muezzin würde auf Deutsch singen, wie es Rechtspopulisten hierzulande verlangen: Man würde jeden Morgen mit einem schlechten Gewissen verbringen, weil man seinem Aufruf, als Nicht-Moslem, nicht folgen kann.
Aber diese Rechtspopulisten haben eben in vielerlei Hinsicht keine Ahnung, wie man mit der Gefahr eins Minaretts umzugehen hat. Dies erkennt man schon daran, dass sie nicht einmal in der Lage sind, die Gefahrenquellen zu orten. Jörg Haider oder H.C Strache suchen, um ein Beispiel zu nenne, in völlig falschen Gegenden nach Minaretten – offenbar wissen sie nicht wie sie diese erkennen können, obwohl Strache von seinen Mitarbeitern das Papier-Modell einer Moschee, auf einem Betriebsausflug im 20sten Bezirk, vorgeführt bekam. Die armen Anfänger in seinem Gefolge hielten das Modell offenbar für echt, denn sie wollten es niederbrennen.
Merken Sie sich deshalb: Ein echtes Minarett ist viele Meter hoch, vergleichbar mit einem Kirchturm – um beide nicht zu verwechseln, versuchen sie die Spitze des Turmes ins Blickfeld zu bekommen und sehen Sie nach, welches Zeichen dort angebracht ist. Befindet sich ein Kreuz auf der Spitze, so handelt es sich um einen Kirchturm und der keine Gefahr darstellt. Befindet sich kein Kreuz auf der Spitze des Turmes, so handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Minarett. Versuchen sie in diesem Fall keinesfalls allein den Turm niederzubrennen, sondern halten Sie Abstand, bis ein professioneller Mob eingetroffen ist, dem sie sich anschließen können.

Aber auch andere Politiker des rechten Lagers begehen folgenschwere Fehler, wenn sie z.B. wie Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich, die Instruktionen der Bevölkerung, bezüglich der Minarett-Problematik, nicht von Experten wie mir durchführen lassen, sondern selbst in die Hand nehmen. Dies führt nur zu Verwirrungen, welche, in diesem Falle, die Bevölkerung Niederösterreichs, von der wichtigen Aufgabe ablenkt, echte Minarette zu erkennen, sollten diese eines Tages innerhalb ihrer Landesgrenzen auftauchen.
Was Pröll mit der Erklärung meinte, die Minarette seine nicht artgerecht, verstehe ich nicht, doch ob er nun sagen wollte, dass diese Gebäude nicht zur Art des Bodens, der Architektur, der Österreicher passen würden oder in seiner Amateurhaftigkeit etwas anderes Artbezogenes meinte, wiegt gleich folgenschwer. Man darf die Minarette nämlich keinesfalls unterschätzen, da sie in Wahrheit höchst anpassungsfähig sind. Würde die Bürgerwehr nun nach einem nicht artgerechten, weil nicht angepassten Gebilde Ausschau halten, würden sie die schlauen Türme mit Sicherheit übersehen.
Auch der Parteikollege Prölls, Hannes Missethon, beging unlängst einen ähnlichen Fehler, als er meinte, die Minarette seien kein Teil der österreichischen Kultur. Doch auch in dieser Hinsicht sind diese Gebäude anpassungsfähig und was sollte ein in Österreich gebautes und platziertes, und von österreichischen Muslimen benütztes, Minarett anderes sein, als Bestandteil der österreichischen Kultur? Sind eben schon überall.

Wie sollte man aber mit einem Minarett umgehen, wenn man es geortet bzw. entlarvt hat? Neben der Möglichkeit des Niederbrennens bietet sich auch die weniger gewalttätige, diplomatischere Alternative der Abschiebung an. Ein Passagierflugzeug der Jumbo-Klasse müsste genügen, in der man das verhaftete Minarett, waagrecht hineinlegt. Im Gegensatz zu menschlichen Schubhäftlingen sind Fesseln und erstickende Knebel nicht notwendig. Minarette sind in der Regel sehr Bewegungsträge und haben keine Lungen, sowie die Möglichkeit Kreislauferkrankungen zu entwickeln, weshalb etwaige „Beruhigungsmaßnahmen“ der Fremdenpolizei ohnedies keine Folgen hätten. Zudem sollte man sich ernsthaft überlegen, ob man den Versuch starten möchte, beispielsweise mit einer Abrissbirne als Fußfessel, dem Minarett während der Abschiebung Schaden zu zufügen. Zum Einen wäre das Flugticket umsonst bezahlt, da die Muslime nicht dazu neigen, beschädigte oder zerstörte Minarette entgegenzunehmen, andererseits kann man die robusten Türme nicht so leicht körperlich schädigen, wie z.B. erschöpfte Schwarzafrikaner.

Auf welche Weise wir in Zukunft auch immer gegen Minarette vorgehen wollen, um die Gesellschaft, aber vor allem auch die Moscheen selbst, die ständig den Schatten der hohen Bauten ertragen müssen, von dieser Geisel der Menschheit zu befreien, wir dürfen niemals vergessen Vorsicht walten zu lassen. Minarette sind schwer bewaffnet, im waffenlosen Nahkampf ausgebildet, sprechen mehrere Sprachen und sind höchst verschlagen und anpassungsfähig.

Samstag, 15. September 2007

Die Ratten kommen um zu fressen

Erwin Pröll spricht von möglicher Architektur, die in Österreich nicht "artgerecht" sei - eine protestierende Menge, in den Straßen eines Wiener Bezirks, will ein Moscheenmodell brennen sehen - Hannes Missethon bemerkt, dass Minarette kein Teil der österreichischen Kultur seien, obwohl es 2 davon in Österreich gibt – BZÖ und FPÖ kämpfen dort gegen Minarette, wo es sie nicht gibt – Eva Herman entschuldigt sich für ihre Verehrung des Familienmodells der Nazis – der Kardinal von Köln, Joachim Meisner, hält Kunst, die von seinem Kultus entkoppelt ist, für entartet - in Sachsen verprügeln Neonazis Kunst- und Kulturschaffende, sowie Menschen indischer Herkunft, was der hiesigen Polizei zunächst als Kavaliersdelikt erscheint - in Österreich lassen Polizisten Asylhäftlinge sterben, was der hiesigen Justiz als Kavaliersdelikt erscheint - in Belgien kopiert der Vlaams Belang Jörg Haiders erfolgreiche Ablehnung der Lesbarkeit rechtlich legitimer Zweitsprachen.

Die - im weiteren Sinne - Rechten (engeren Sinns) verlangen von eingewanderten Muslimen, deren Arbeitskraft unserer Wohlstandsgesellschaft sehr recht war, dass diese sich an Rechte halten, die man ihnen nicht gewähren will. Rechte, die von den Betroffenen nicht verletzt werden müssen, damit Rechte behaupten können, dass es doch so sei. Es genügt sie als Ausländer, und aktuell vor allem als Moslems, zu deklarieren, schon ist die Schuldvermutung massentauglich automatisiert.

Allmählich haben wir uns daran gewöhnt, haben wir Schritt für Schritt hingenommen, dass die alten Konflikte dieser Menschenwelt, erneut die Ausreden anfachen, die Lügen nähren, die den gefährlichen Kranken erlauben unser Verständnis von, und unseren Sinn für, Gerechtigkeit aufzuweichen. Die Toleranz für Intoleranz, jene pervertierte, weil möglich gewordene, Paradoxie, hat sich, langsam und beinahe heimlich, zu neuer Größe erhoben. Diese Größe besteht in medialer Präsenz und zeitgleicher Akzeptanz, welche in einer gesunden Gesellschaft nicht möglich wäre. Die menschlichen Ratten kommen nun wieder aus ihren Löchern gekrochen - diesmal sind's die Echten, in Echt. Faulende Dummheit lockt sie an, der Verwesungsgestank ausgehöhlter Köpfe. An dem Einen laben sie sich, im Anderen nisten sie sich ein.

Unter anderem wurden Juden einst verleumderisch als Ratten bezeichnet - sie wanderten ins KZ. Die wahren Ratten, damals wie heute, bleiben unerkannt in ihrer Fettleibigkeit, unangetastet in ihrer Schuld - sie wanderten, und wandern immer noch, auf die politische Bühne. Rückt der Tag uns nahe, an dem man alle Moslems als Ratten brandmarkt, Menschen geringeren Rechts vorschiebt, um Menschen mangelnden Gerechtigkeitssinns zu tarnen?

In Afghanistan schickt eine Frau ihre Tochter zum Boxtraining und erklärt, dass Frauen und Männer gleichwertig seien[1]. In Halberstadt erobert die Aktion „Auf die Plätze“, den öffentlichen Raum von den Neonazis zurück und die Verprügelten tanzen wieder. Gute Taten, entspringen guten Gedanken. Gute Gedanken müssen jene Gehirne klären, deren Fäule den Mensch-Ratten die Grundnahrung bietet. Gute Taten müssen zurückdrängen, was wieder in die Löcher der Geschichte verschwinden soll. Sie mit Gewalt zu bekämpfen wäre sinnlos, da eine solche Weise ihrer Art entspricht und es somit unmöglich ist, ihnen nachzustellen ohne sie zu erschaffen.
Sie werden sich von selbst auflösen, wenn ihnen die Nahrung fehlt. Der Widerstand muss nicht aus politisch linker Ecke kommen, er muss nicht radikal oder fanatisch sein. Er muss in der Gesundheit unserer Köpfe gründen, die gute Tat muss die Pflege unseres Verstandes sein. Eine Gesellschaft ohne Verstand weiß mit Gerechtigkeit nichts anzufangen. Gerechtigkeit die im Gesetz verankert wurde, steht auf Papier geschrieben, das man nicht nur lesen können muss, damit es zur gerechten Handlung führt. Die menschlichen Ratten sind jene Geister, die immer wieder erscheinen werden, wenn wir darauf nicht achten.




[1] ARD, 16:00 Uhr, Weltreisen – Gesichter Asiens, am 15.09.07

Freitag, 14. September 2007

Dagegen

Zur Bürgerinitiative Dammstraße, 1203 Wien, http://www.moschee-ade.at/index.php?sid=darum_geht_es:


Lässt sich da noch etwas hinzufügen, soll man wirklich etwas schreiben – dagegen?
Gestern und heute las ich ein wenig im Briefverkehr Erich Kästners, den er mit sich selbst führte. Mit 40 stellte sich bei ihm offenbar Resignation ein. Kann man den Menschen etwas beibringen oder werden sie sich immer in diesem sinnlosen Karussell bewegen, ohne Angst vor dem Stillstand, aber in Angst vor der Stille, wie Kästner in etwa ausdrückte.

Aber betrachten wir erstmal die Argumente der…Ja, wie wollen wir sie nennen? Ich stellte beim Aufwachen fest, dass vermeintlich objektive Bezeichnungen, gewisser Gruppierung von Menschen oder deren Aktivitäten, nicht immer treffend sind.
An dieser Stelle sage ich dennoch Dankeschön an die braven Gegendemonstranten der Kundgebung jener oben genannten Bürgerinitiative, am 13.09.07. Ich wusste zwar davon, war aber krank.
Nun ich kann mir leider keine treffendere Beurteilung der Aktivisten der Bürgerinitiative vorstellen, als jene subjektive, die sich wohl aufgrund der Berichterstattung des ORF – vor Ort – bei mir einstellte.
Also noch einmal: Betrachten wir erstmal die Argumente der Verstörten und Verwirrten der Bürgerinitiative Dammstraße.

Da haben wir zunächst die grundlegende Beschreibung einer Moschee selbst, die auf der deutschsprachigen Wikipedia nachzulesen ist, da sie von dort stammt. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass es sich um die Reduzierteste aller möglichen Beschreibungen handelt und dass, bei der Anzahl an Moscheen in dieser Welt, eine solche Beschreibung recht Ungenau ausfällt.

Ein weiteres "Argument", das wohl ebenfalls gegen den Bau der Moschee, die es bereits am Ort des Geschehens gibt, sprechen soll, besteht im Zitat von Recep Tayyip Erdogan. Was er mit dieser Sache zu tun hat weiß ich nicht, aber vielleicht gehört der türkische Premierminister zu den Sponsoren des Vereins Atib. Oder spricht seine militant formulierte Erklärung zu den Zielen seines militanten Landes generell gegen den Islam oder speziell gegen den islamischen Glauben von Türken, die aus der der Türkei auswanderten? Man sollte nicht vergessen, dass man als Politiker kein Türke sein muss, um populistischen Blödsinn von sich geben zu dürfen und dazu prädestiniert zu sein (Merke: Politiker begeben sich stets auf das sprachliche Niveau ihrer angestrebten Wählerschaft).

Weitere Argumentationen, die sich während der Berichterstattung des ORF zutrugen, hatten irgendwie etwas Trauriges. Nur ein Mann bewies eine gewisse Sachlichkeit, indem er sich besorgt über die Parkplätze zeigt, die sich vermehren, wenn das Kulturzentrum ausgebaut wird (?). Dann erinnerte sich eine zittrige Frau, den Tränen nahe, dass ihr Bezirk früher einmal so schön war, wobei man den näheren Zusammenhang dieser Aussage, mit der aktuellen Situation im 20igsten, erraten kann und muss, weil nichts Weiteres zu vernehmen war. Ein Fahnenschwinger bemerkte, dass er „für das Österreich“ demonstriere. Wenn ich als Österreicher zu Österreich gehöre, und davon gehe ich aus, erkläre ich hiermit, dass er das für mich nicht machen muss.
Ein älterer Moschee-Gegner drückte seine Bange vor dem Muezzin aus, der „Uhuhuhuh“ machen würde, wobei gesagt sein muss, dass der Bau eines Minaretts nicht geplant ist.

Auf den Bau selbst beziehen sich die grundlegenden Argumente der Website, die, überraschend verständlich und objektiv, von einer architektonischen Problematik und den damit einhergehenden Begleiterscheinungen (Platzmangel, Verkehrszunahme) und möglichen Konflikten, sprechen. Da man weiters jedoch lesen kann: „Wo der Halbmond aufgeht, geht das goldene Wienerherz unter!“, scheint sich die nahe liegende Vermutung zu bestätigen, dass die Abneigung gegen ein größeres Kulturzentrum, nicht allein aufgrund baulicher Bedenken, besteht.

Unter den Argumenten, die sich an die Öffentlichkeit drängten, erkennt man, anhand deren Hohlheit und Mangel an Inhalten, die Handschrift der politischen Unterstützer der Initiative: BZÖ und, vor allem, Straches FPÖ. Auch der Titel der Website „Moschee Ade“ erinnert an die hehre Dichtkunst der FPÖ-Propaganda. Bei solch geistreichen Slogans wundert es nicht, dass sich die Blauen, gemeinsam mit den Verstörten und Erzürnten, gegen den Ausbau eines Kulturzentrums aussprechen – offenbar sind sie gegen Kultur allergisch und deshalb neidisch, auf die türkischstämmige Bevölkerung.

Letztlich lässt sich hinzufügen, man kann es sagen: Hätten sich die Gegner des Ausbaus des islamischen Kulturzentrums auf ihre Bedenken bezüglich der räumlichen Gestaltung ihrer Wohngegend beschränkt, wäre gegen ihre Initiative wenig einzuwenden. Doch durch ihren Pakt mit den fremdenfeindlichen, islamophoben Elementen einer alteingesessenen Schwachsinnigen-Strömung, versahen sie ihre Anliegen mit der hässlichen Fratze der Intoleranz. Das goldene Wienerherz scheint, vielleicht aus historischen Gründen, in die Hose zu rutschen, wenn es dem türkischen Halbmond begegnet, bevor es den Menschen dahinter nahe kommt. Die Rechnung geht für die Strache-FPÖ auf, wenn die christlichen Österreicher dort islamistisch motivierte Terroristen-Ausbildung befürchten, wo Anzeichen islamisch geprägter Kultur oder kulturell geprägten Islams zu erkennen sind. Denn sa’ma uns ehrlich: Wäre das geplante mehrstöckige Kulturzentrum, stattdessen, ein Bürogebäude, einem solchen es tatsächlich ähnlich sieht, so wäre die Empörung dagegen wohl kaum so aufgebauscht und wahrscheinlich auch nicht von den Rechtspopulisten unterstützt.



Der Kulturverein Atib: http://www.deutsch.atib.at/

Dienstag, 11. September 2007

Der Papst, wie schön?

"Das Kriterium für die Wahrheit ist die Liebe", soll Herr Ratzinger, Papst aus Vatikanyen, gesagt haben. Das ist sehr schön. Aber wie schön wäre es gewesen, wenn der oberste Schäfer der Katholiken, nicht nur bezüglich Abtreibung und Egoismus in der Gesellschaft, seine politische Stellung (erneut) klar gemacht hätte.

Zwar kam Benedikt XVI vorrangig nach Österreich um zu pilgern, doch wenn er es neben der frommen Andacht im staatsmännischen Stil nicht verabsäumt, mit seinem wunderbar sanften Nachdruck darauf hinzuweisen, dass im österreichischen Gesetzeschrieb das Töten von Ungeborenen eine quasi tolerierte Straftat sei, warum kann er dann nicht auch einmal ein Wort über die faschistoiden Tendenzen in der Propaganda hiesiger Politiker äußern? Diese bleiben zwar Tendenzen - mit recht untendenzieller, jedoch konkreter Wirkung - und weichen den Gesetzestexten zum Faschismus weiträumig aus, allerdings werden sie nicht nur quasi, sondern überhaupt, toleriert. Nicht nur dies, sie werden auch kopiert.

Unlängst soll Erwin Pröll, alteingesessener ÖVP-Grande, einem Zeitungsbericht zufolge, den kärntnerischen Politik-Mafiosi Jörg Haider nachgeäfft haben. Auch Pröll kämpft nun, im Morgengrauen der Landtagswahlen, präventiv gegen Minarette, die es weder gibt noch geplant sind, und verwendet in seinen Kampfreden sogar die Worte "nicht artgerecht". Ob sich Haider das gefallen lässt? Und ob der Pröllet glaubt, dem Hai aus Kärnten die Show stehlen zu können? Eigentlich egal.

Wesentlich ist die Frage, was der Herr Ratzinger - nicht unbedingt als Oberhaupt des Vatikans, aber unbedingt als Christ und Theologe - zu diesem Thema der vermeintlich Fremden, in der Saftmaschine der Wählerverblödung, zu sagen hat. Ich weiß, ich sollte nicht hier dreist herumtippen, sondern stattdessen ihn einfach selbst fragen.

Montag, 3. September 2007

Knechte des Eigenwerts

Wenn es nicht an Freiheit zur Meinungsäußerung mangelt, so legen die Knechte des Eigenwerts wert auf die Ermangelung an Meinung und Äußerungen. Ich kann nicht wissen, ob die Dummheit unter den erwachsenen Menschen zu allen Zeiten schon so weit verbreitet war. Über meine Generation weiß mein Herz zu sprechen. Meine Augen sehen Berge aus Müll, meine Ohren hören Wellen aus Müll, mein Verstand flieht den Lawinen aus Müll.

Jahrtausende der beschriebenen Menschheitsgeschichte liegen zu unseren Füßen, doch wir wollen uns nicht bücken, nicht den Rücken krümmen oder die Knie beugen, es sei denn ein besserer Sitz in diesem Karussell wäre damit ermöglicht, so würden wir sogar zu Kreuze kriechen.
Die Freiheit liegt ebenfalls zu unseren Füßen, weil wir sie dort hin stießen, im Glauben sie würde sich von selbst erneut erheben, wenn uns der Sinn nach ihr stünde - doch ließen wir mit der Freiheit den Sinn nach ihr fallen. Das metaphorisiert, als wäre sie ein geprügelter Hund, den man, nach all den Qualen die man ihm zugefügt hatte, sich doch wieder zum Spielkameraden wünscht. Man wünscht sich zuweilen auch ein schützendes Heim für die Freiheit, in dem sie von Misshandlungen bewart bliebe. Doch muss man letztlich bemerken, dass es solche Heime bereits gibt. Die gesetzgebenden, juristischen Institutionen bildender, konservierender, rekonstruierender und anwendender Form, bewahren die Freiheit recht gut für sich. In ihren Käfigen springt sie umher erfreut die braven Wärter und geht allmählich auch für die letzten Zeugen zugrunde und verloren. Außerhalb der verchromten Gitterstäbe, der hygienischen Fließen, der blütenweißen Mauerblöcke, verlieren all Jene, die ihre Freiheit vor die Türe setzten und dies meist nicht einmal bemerkten, ihr letztes bisschen Verstand. Sie verlieren ihren Verstand weil sie ohne Freiheit sind und sie finden die Freiheit nicht wieder, weil sie ohne Verstand sind. Einst waren sie vom kindlichen Verstande gesegnet und warfen das Geschenk beiseite, da sie sich sagen ließen, alles Kindliche sei unschicklich für den herangewachsenen Körper. Nun kann sich keiner mehr erinnern, dass die Freiheit nach Meinungsäußerung, die sie sogar mit Feuer und Schwert vor Feinden verteidigen würden, welche sie nicht erkennen können, sinnlos ist, wenn man kein Wissen für Meinungen und keinen Verstand für Äußerungen besitzt.

Wie sich dieser Planet auch dreht, immer wieder schaffen wenige Bewohner jene guten Errungenschaften ab, die sie den mehrheitlichen Bewohnern zu Geschenken machten. Erringt sich das Menschenwesen seine Freiheit mittels Verstand, Wissen und Willen, kämpft, wie lange schon, für das was es lange nicht besaß, wie jämmerlich erscheint es da, wenn es sich die Freiheit nimmt Verstand, Wissen und Willen ruhen zu lassen, um den Hofnarren, Gauklern und Artisten, den Gladiatoren und Stierkämpfern das Denken zu überlassen und die Freiheit jenen die sie für es wegsperren.
Nunmehr Mensch, doch weniger Wesen, nimmt sich die Freiheit auf die Mittel zur Selbigen zu verzichten. Sie lassen die Schmähredner für sich sprechen und halten den Mund, aus Angst selbst für Schmähredner gehalten zu werden. Sie beneiden die Freien und ächten zugleich deren Werkzeuge zu Erlangung der Freiheit und die Freien, die nicht wissen, wie man die Ächtenden mit den eigenen Werkzeugen retten soll, beginnen sich dem Eigennutz zu unterwerfen um fortan für dessen Freiheit, deren echter Name Uneingeschränktheit lautet, zu werken.

All dies geschieht und doch genügte nur ein einziger Kinderverstand, der jedem Menschenwesen von anbeginn an geschenkt ist, um dieser Fäulnis ein Ende zu bereiten. Doch wer hat in diesen Tage noch Verstand und Freiheit, um ein Kind hören, das sich nicht vor der eigenen Freiheit fürchtet, sondern allein vor dem was fürchterlich ist, dessen Verstand ein Mittel der Freiheit ist und kein Mittel zum Nutzen des Eigenwerts.


Zum Knecht des eigenen Wertes wird mensch, wenn sich dieser Wert nicht in Anderen wieder findet - denn dann steht der Eigenwert allein und macht zu seinem Nutzen einspruchslos was er will, mit dem Menschen.

[Siehe Suchbegriff der Videoleiste ganz unten: Da man mit den deutschsprachigen Begriffen "Freie Meinungsäußerung" oder "Meinungsfreiheit" entweder auf Blindgänger oder auf (absurde) Neonazi-Propaganda stößt, ließ ich nach dem englischen Mutterbegriff "Freedom of Speech" suchen und erhielt wesentlich interessantere Beiträge. Auch "Free Speech" führt in weiterer Folge (auf der Youtube-Hauptseite) u.a. zu Einblicken in die gar nicht so träge US-amerikanische Studentenszene.]