Dienstag, 28. August 2007

Kremlhumor

Wieder glauben die machtverliebten moskauer Kremlpächter anregende Witzigkeit zu verbreiten, wenn sie bei ihren Untersuchungen zum Mord an Anna Stepanowna Politkowskaja den übernächsten Gang einlegen. Aber weder ist vorschnelles Schalten gut für das Getriebe, noch kommt dabei etwas Humorvolles heraus, auch wenn die besten Witze die eigenen sein sollen. Lachhaft ist es dennoch, wenn es schon nicht zum Lachen ist und immerhin ist das Lächerliche und es dort erkennen zu lassen wo Machthaber und vor allem Machthalter die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten vorgaukeln wollen, oftmals die letzte Waffe der Unterdrückten.

Der beabsichtigte Witz: Die im Herbst 2006 und der russischen Demokratie ermordete Journalistin wurde nicht nur von einem Täter ermordet, es waren gleich ein Duzend an dem Verbrechen beteiligt. Aus den ehemaligen und aktuellen Offiziers-Reihen des russischen Innenministeriums und des FSB sollen die Attentäter zwar gekommen, aber dennoch im ausländischen Exil lebende Oppositionelle gewesen sein, die man nun glücklich und vermutlich im Ausland festnehmen konnte. Es versteht sich überdies von selbst, dass der tschetschenische Inhaber einer tschetschenischen Verbrecherorganisation für den Mord verantwortlich sein muss, ein Spezialist für Auftragsmorde, wie die Gerüchteküche köcheln lässt und natürlich wurde der Mord an der Kremlkritikerin angestrebt um der Stabilität des Landes im Kreml zu schaden.
Besser kann man es nicht machen: Es waren die Eigenen, das kann man großmütig einräumen, aber leider die schwarzen Schafe der Truppe, die Oppositionellen, die im Exil verhaftet wurden und den Auftragsmörder mit Informationen über sein Opfer versorgt hatten, die dieser wahrscheinlich sonst nicht bekommen hätte - Tschetschenen sind dazu schließlich nicht in der Lage, deshalb müssen sie auch von Russland regiert werden.

Dass die nach Medienberichten vollzogene Abschlusserklärung des Falles durch die russische Kreml-Justiz nicht erklärt wer der eigentliche Täter war, der hinter dem Abzug stand, ist in der Pointe nicht vorgesehen. Auch nicht, wer letztlich den Mord beim Tschetschenen in Auftrag gab - Verbrecherbosse machen ihre Geschäfte immer seltener der Nächstenliebe oder dem Nächstenhass oder der Gaudi wegen. Die Tschetschenen, über deren Unterdrückung durch russische und tschetschenische Kreml-Zinsknechte die Ermordete berichtet hatte, können selbst im zynischen Gebilde des Kremlhumors nicht die kollektiven Auftraggeber gewesen sein.

Aber derweil begnügt sich der, sicherlich ausbaufähige, Witz mit einem Drahtzieher im Gangstermilieu - der sitzt schön weit weg und ist nicht zu befassen, im Gegensatz zu den verhafteten Offizieren in Opposition und Exil.

Donnerstag, 9. August 2007

Fremdenrecht (Muckbuckl II)

Fremdenrecht - zunächst für Österreich gesprochen - ist ein unsinniges Wort. Es umfasst Gesetze die vielen Fremden Rechte entziehen. Nämlich unter anderem Menschenrechte und dies vor allem dann, wenn diese Fremden arm sind. Reiche Fremde hingegen, behandelt das Fremdenrecht, im Gegensatz zu den armen Entmenschenrechteten, kaum, zumindest nicht in der Praxis.

Warum nennt man das Fremdenrecht nicht also anders, dem entsprechend was es eigentlich ist? "Fremdenentrechtungsabkommen (zwischen politischen Parteien) zur Abwehr finanziell unwürdiger Fremder", wäre ein ehrlicher Vorschlag. Zu lang? Nun, man könnte es auch nur noch Fremdenendrecht[1] heißen. Oder zeitgemäßer, denn man kann manchmal mit der Mode gehen, "Befremdungsrecht". Oder einfach nur "Das Rechts", dann wäre wenigstens der (politische) Ursprung der Ent-Sinnung des Begriffes "Fremdenrecht" in das neue Ersatzwort integriert.

[1] Ein sehr altes Wort für diese Kombination, das man extra aus der Geschichte des Landshuter Steuerrechts ausgraben müsste. Endrecht: "Gerichtsverhandlung, in der das Endurteil gefällt wird" [Deutsches Rechtswörterbuch]; also das "Endurteil" bereits in den Sammelbegriff für die den Verhandlungen zugrunde liegenden Gesetzestexten einfügen, um der praktischen Anwendung von "Fremdenrecht" gerecht zu werden.

Mittwoch, 8. August 2007

Mucklbuckl

Jeder ist seines eigenen Schicksals Schmied, wenn er über Amboss, Ofen, Material und Werkzeug verfügt. Hat er all dies, so muss er das Schmieden gelernt haben und dessen Gelingen hängt auch davon ab, wie welcher Qualität seine Lehrstunden waren, ob er eine helfende Hand an seiner Seite weiß, ob das Feuer heiß genug, das Material edel, der Hammer fest, der Amboss gut gefertigt, ob er letztlich über eine Schmiede verfügt und ihm das Schmieden gestattet ist.

Manche Redewendungen dieser Welt lassen sich gerade in ihr bis zur Bedeutungslosigkeit relativieren. Bedeutungslosigkeit die manche auch als Absurdität bezeichnen möchten.

Sonntag, 5. August 2007

Das Lied der gegenwärtigen Ideale der kapitalistischen Weltordnung

viel mehr,
viel mehr,
viel mehr.

was?
auch.
immer!

Donnerstag, 2. August 2007

Flaggen unter endendem Eis

Ende für das der Ewigkeit geweihte Land, langsam nagend, näher rückend, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Weiterrückend indessen die Truppen der schabenden, grabenden Herren der Welt. Besitzer von Berg und Tal, Sonne und Regen, Wasser und Luft, stolzieren tauchend, Linien am nationalen Spielbrett entlang, immer dort, wo das Regelwerk die nächste Farce bereithält. Was werden gezogene Karten sprechen, welche, vom Publikum bereits bekannt, nichts enthalten, als die Schmierereien mogelnder Spieler. Anektion der ewigen Natur, deren Sterblichkeit sie einleitet - das ist der Zug, der das Wort Taktik in die Zinsknechtschaft der Dummheit treibt